Juli 2019
Habt ihr Teil I und Teil II bereits gelesen? Dann geht’s hier weiter!
Donnerstag, 18.7.
Nach unserer Nacht auf dem Stadt-Campingplatz (er war trotzdem schön ruhig) sitzen wir bei Lachs und frischen Brötchen in der Sonne. Die beiden Damen des Hauses haben sich eine schöne Sommergrippe eingefangen und schniefen um die Wette. Die Männer sind hart und ertragen das, fast widerstandslos.
Es geht weiter und wieder zu einer echten Berühmtheit bei den Sakindavientouristen. Heute wollen wir den Trollstigen bezwingen. Wir haben uns, zu Gunsten unserer Nerven, für den Weg außen herum entschieden. So stellen wir den Wohnwagen kurz vor Mittag auf dem Trollstigen Campingplatz am Fuße des Berges ab und sind froh, nur mit dem Auto unterwegs zu sein. Gefühlt ist halb Europa gerade hier und die tollen Haarnadelkurven befährt man dadurch in einer langen Autoschlange.
Wir kommen natürlich trotzdem oben, am Besucherzentrum an und machen uns mit Picknickausrüstung auf den Weg zu den Aussichtspunkten. Hier und da weichen wir mal vom Weg ab, ein Stück laufe ich dann allein. Der Kleine hat keine Lust mehr und die Große hat mit ihrer Grippe zu kämpfen.
Trotzdem sind wir am Ende knapp 3 Stunden unterwegs und beeindruckt von der Landschaft und der Straße. Wir machen uns auf den Rückweg, natürlich nicht, ohne ein Eis und ein paar leckere norwegische Erdbeeren zu essen (Tipp: unbedingt probieren, machen süchtig).
Der Weg bergab ist gefühlt. spannender als bergauf, das Licht ist anders und somit auch der Blick auf die Berge. Am Fuße des Wasserfalls werden wir von einem älteren Herrn, schon beim Aussteigen aufgeregt begrüßt. „Das ist das Jahrhundertfoto!!“ ruft er uns zu und erklärt uns, dass er darauf schon lange gewartet hat. (er meinte sogar, nach seinen Berechnungen, passt das ausschließlich an diesem Tag) Die Sonne steht perfekt und so schafft sie es, für ein paar Minuten durch die enge Öffnung bis unten, an den Wasserfall mit dessen Gischt, zu leuchten, dazu noch der klare Himmel und e voila da ist es:
Zurück auf dem Campingplatz suchen sich alle eine stille Ecke, die einen in der Sonne, die anderen wegen der Wärme im Schatten und dösen um die Wette.
Freitag , 19.7.
Wir verlassen Norwegen und starten in das Land der Elche. Es scheint als wolle Norwegen uns loswerden und schickt uns seit langem mal wieder einen Regenschauer – Frühstück drinnen. Danach ist es schon wieder vorbei. Wir sind gespannt. Der Weg vom Trollstigen führt immer bergauf, entlang eines Flusses der innerhalb weniger Kilometer sein Bild komplett ändert. Anfangs liegt er spiegelglatt neben uns und keine 5 km weiter schauen wir auf einen tosenden Gebirgsbach hinab. Auf dem Weg werfen wir noch einen Blick auf die Trollmauer, sozusagen die nördliche Rückwand des Trollstigen. Anhalten will keiner so richtig, wir wollen nach Schweden.
So geht das noch eine ganze Weile, dann ist es endlich soweit. Norwegen war schön aber nun liegt sie wieder vor uns, diese unglaubliche Weite. Soweit das Auge reicht, und es reicht hier weit, erstrecken sich die Wälder und riesige Flechtenteppiche.
Der Himmel sieht immer noch so aus, als würde dort all der Regen drin stecken, der uns zu Hause gerade fehlt. Aber es bleibt trocken. Quasi Win-Win für den Fotografen. Irgendwann meldet sich bei den Kindern der Hunger und bei uns Appetit – auf Kaffee. Wir müssen in dieser Gegend eine ganze Weile suchen bevor wir was finden, dafür ist es dann erneut überraschend. Wir rasten in einem Gemeindezentrum eines kleinen Dorfes. Damit die Bewohner sich überhaupt mal sehen und auch was zu tun haben, haben sie in den Sommermonaten, ähnlich der Schule letzte Woche, ein kleines Cafe eingerichtet. Hier hat jeder mal Dienst und so bedient uns eine sehr nette Dame, die sich redlich bemüht unser englisch zu verstehen. Als wir unseren jüngsten fragen was er mag, wechselt sie überraschend in ein akzentfreies Deutsch. Später sitzt sie mit ihrem Kaffee an unserem Tisch und erzählt uns von ihrem Leben. Als Lehrerin ist sie wegen der Liebe nach Norwegen ausgewandert und wohnt nun mit ihrem Mann im Sommer hier im Nichts. Eine gelungene Pause.
Später passieren wir die schwedische Grenze, völlig unspektakulär, und dabei reisen wir gerade in die EU ein.
Empfangen werden wir standesgemäß von einigen Rentieren, die an oder auf der Straße rumlungern. Danach sind es nur noch ein paar Kilometer bis zu unserem Ziel. Vor zwei Jahren war diese Gegend unser nördlichster Punkt der Reise und wir fuhren vorbei, diesmal passiert uns das nicht. Wir sind heute bei Kathi und Martin von weiterweg.de. So viel haben wir in letzter Zeit auf Facebook und Instagram vom Camp gelesen und gesehen – die Erwartungen sind entsprechend hoch.
Erfüllt!!! Das Camp ist cool. Es liegt auf einer kleinen Anhöhe mitten im schwedischen Wald bei Nornäs und bietet nur Platz für eine handvoll Offroadbegeisterte. Wir haben reserviert und so bekommen wir den letzten Platz. Martin, der Chef, lästert auch nur kurz über unseren Mover, eigentlich ist er froh, dass er nicht mit anfassen muss – glaube ich! Leider überbringt er uns auch noch eine schlechte Nachricht, es gibt nur ein zweisitziges UTV und die Kinder sind beide zu klein um allein im Quad zu fahren. Wir müssen also umplanen aber erst morgen. Heute nutzen wir das auflockernde Wetter für eine kleine Safari. Von weiterweg gibt es eine Karte mit vielen Tourenvorschlägen. Einer davon verspricht Bären, Elche und Luchse, vor allem in der Abendstunde. Wir starten also nach dem Abendbrot (schwedische Kartoffeln und Lammwürstchen aus dem ersten schwedischen Supermarkt den wir nach der Grenze erreicht haben – lecker) auf unbefestigten Wegen ins Umland. Die gewählte Route ist ein Rundweg und wir fahren in Schrittgeschwindigkeit, um ja kein Tier zu übersehen. Haben wir trotzdem! Neben einem tollen Sonnenuntergang haben wir rein gar nix gesehen und so kehren wir erfolglos aber nicht unzufrieden ins Camp zurück.
Hier brennt das Lagerfeuer und so lassen wir den Abend ausklingen.
Samstag, 20.7.
Line ist zeitig wach und lockt mich, unter Vortäuschung der Chance auf einen Elch aus dem Wohnwagen. Es ist kurz vor 7 Uhr und wir schleichen zum See, der zum Camp gehört. Auf dem Weg dorthin hören wir die Auerhähne, genießen die Stille aber sehen keinen Elch. Wir beide hätten schwören können, dass sowohl Zeit als auch Ort perfekt dafür gewesen wären.
Wohin heute? Das ist die Frage, welche uns beim Frühstück beschäftigt. Wir einigen uns nach einigen sprachlichen Rangeleien auf folgende Reihenfolge:
1. Die Offroad-Karte nutzen und in die Wildnis fahren
2. Ein Stück wandern
3. Fika
4. Flammlachs
Solche Pläne erscheinen meist solange perfekt, bis man sie umsetzt. Es kommt anders. Den ersten Punkt streichen wir sofort, als wir die Gegend sehen. Ein Skihang ist uns im Sommer zu wenig Wildnis. Also gleich zu Punkt 2, wir fahren wieder ein Stück Schotterpiste zum Tangastugan und beginnen voller Euphorie unsere Wanderung. Der Weg führt herrlich über Holzbohlen entlang einer feuchte Wiese. Man könnte meinen unsere Fußtritte waren das Startsignal für das Festmahl. In diesem Moment fallen so viele Blutsauger über uns her, dass wir mit erschlagen nicht mehr hinterher kommen.
Wir drehen aus Angst vor Blutarmut um und rennen letztendlich, zurück zum Auto. Planänderung Nummer 2 muss her. Laut Karte gibt es einen schönen Platz am Flussbett in der Nähe, den steuern wir nun mit dem Auto an. Zumindest versuchen wir es. Irgendwo müssen wir falsch abgebogen sein, auf jeden Fall finden wir weder den Fluss, noch den Aussichtspunkt. Dank meines Handys finden wir zumindest den Platz, der am nächsten am Fluss ist. Wir steigen aus, schultern erneut unsere Picknick-Sachen und machen uns auf den Weg durchs Unterholz. Wir finden einen schönen Platz am Ufer, mit vielen tollen Holzstücken. Line ist sofort im Dekofieber und sammelt die schönsten Stücke ein. Zeitgleich trifft uns der erste Tropfen. Während ich noch behaupte, dass das vorbei zieht, wollen alle anderen auf einmal zurück. Und Picknick??? Später. Wir schaffen es bis ungefähr 50 Meter vor das Auto, als endglütig klar wird, dass es nicht vorbei zieht. Wir stürzen los, das Wasser auch. Nass sitzen wir im Auto und sehen, wie um uns alles runterkommt, was in den schwarzen Wolken war und das scheinbar gleichzeitig. Wir picknicken daher einfach im Auto und warten die halbe Stunde, die es dauert ab. (auch fahren ist unmöglich – NullSicht)
Aber was jetzt? Auf den dritten Wanderversuch hat irgendwie keiner Lust, also studieren wir erneut unsere Offroadkarte und finden einen alten Brandturm, den man besteigen kann. Er ist ganz in der Nähe und so machen wir uns auf, finden ihn sogar und genießen den tollen Ausblick von oben.
Fika verlegen wir sicherheitshalber gleich ins Camp, wer weiß, was uns heute noch passiert wäre. Danach schleppen wir auch unsere Kinder nochmal zu dem tollen See. Die Juniorchefs vom Camp nutzen den Steg gerade zum Baden, unsere Beiden sind scheinbar nicht hart genug. Die Badesachen bleiben trocken. Danach bereiten wir uns emotional auf das Abendprogramm vor. Wir tun also nichts, außer die Vorbereitungen fürs Abendbrot zu beobachten. Heute ist Flammlachsabend im Camp ( immer Mittwoch und Samstag) und die Frauen sind große Fischliebhaber. Das Wetter zeigt sich nun auch von seiner besseren Seite und es wird ein toller Abend. Die Chefin bereitet vor unseren Augen den Lachs zu und unsere Kinder dürfen ihn sogar selbst auf die Bretter nageln. Dazu gibt es Kartoffeln und Quark. Während wir warten und essen, sitzt Martin der Mann der Chefin 😉 bei uns. Er ist ein Geschichtenerzähler vorm Herrn und er erzählt. Von seinen Touren, von Bären und Elchen, vom Auswandern, von Schweden und vom Hausbau. Nebenbei beschert uns die Sonne einen krönenden Abschluss des Abends.
Sonntag, 21.7.
Es ist nicht nur ein toller Tagesabschluss sondern irgendwie auch einer für den Urlaub. Ab heute geht es zügig Richtung Süden. Wir frühstücken ein letztes Mal bei Weiterweg und nutzen dafür heute die Outdoorcooking-Area mit Schutzhütte. Danach brechen wir schweren Herzens auf. Die Strecke heute ist allerdings Schwedenurlaub pur, Wälder und Seen, wenig Menschen und viel Natur. Wir kommen gut voran und machen zu Mittag nur einen kleinen Flüchtigkeitsfehler. Wir hätten stutzig werden können, als vor uns 3 junge Cowboys mit hölzernen Hollandschuhen zum Restaurant laufen, sind wir aber nicht. Die zweite Chance haben wir beim Namen des Restaurants: „Dutch Mountain“. Wir sind zwar etwas belustigt, entscheiden uns aber nicht um, sondern gehen hinein. Drinnen erwartet uns ein seltsamer Kauz, offensichtlich der Chef, nämlich Holländer. Hätte ich raten sollen, welchen Job er macht, ich wäre auf alles gekommen aber nie darauf, dass er im Service arbeitet. Er tat es aber und natürlich geht bei der Bestellung einiges schief. Er stellt das falsche Essen jedoch einfach auf den Tisch, zeigt uns seinen Bon, auf dem steht es so und somit war die Diskussion für ihn erledigt. Ich esse also 2 Kinderportionen Hühnerspieße und die Kinder teilen sich meinen Burger. Line ist scheinbar cleverer und hat gleich Kuchen bestellt. Das geht per Fingerzeig. Weiter geht’s, gegen 20:00 kommen wir endlich in Udevalla an. Der Platz ist nicht so toll, wie erwartet aber dafür groß. Nachdem wir uns einmal richtig verfranzen und den Wohnwagen zum Wenden abhängen müssen (auf dem Platzplan sind Wege eingezeichnet, die es nicht mehr gibt) finden wir einen Platz. Gefühlt den letzten. Lustiger Weise schickt der junge Mann an der Rezeption aber weiterhin Gäste auf den Platz. Scheinbar auch mit der gleichen Aussage, wie bei uns, ‚einfach drauf fahren und sich was aussuchen‘
Heute gibt es dann nur noch Nudeln mit Tomatensoße und dann ab ins Bett.
Montag 22.7.
Heute starten wir gleich früh zur letzten echten Etappe. Wir steuern den Campingplatz Baersbeckcamping etwas nördlich von Malmö an. Von dort ist es morgen nur noch eine halbe Stunde Fahrt bis zur Fähre. Wir waren bereit 2017 hier und sehr zufrieden, sowohl mit dem Platz am Strand, als auch mit der Nähe zu Trellebourg. Kurz nach dem Mittag sind wir da, das Wetter ist noch gut und die Kinder gehen erstmal im Meer baden. Wir versorgen uns schnell im ICA Maxi, in der Nähe, mit allem was man so gern aus Schweden mit nach Hause nimmt und im Espresso-House mit leckerem Kuchen. Beste Vorraussetzungen also für ein tolles Fika mit Blick aufs Meer.
Leider schlägt das Wetter danach um treibt uns nach drinnen. Filmeabend für die Kinder und einen entspannten mit Tagebuch und Urlaubsfotos für uns beide. Vorm Bett stellt Line noch ihre Frage: Was war das schönste am Urlaub für euch?
Mit spitzem Bleistift wartet sie auf unseren Antworten:
Sohn: Der Urlaub und die Kanufahrt!
Tochter: Gletscherwanderung und Babyrobbe
Micha: Gletscherwanderung
Line selbst: Gletscherwanderung und Flammlachsabend
Dienstag 23.7.
Wir haben heute Hochzeitstag und Line deckt den Tisch so feierlich, wie es eben geht, mit Tischdecke und extra Saftgläsern. Unsere Kinder interessiert das überhaupt nicht oder wie sie es selbst sagen: ist es ihnen ’sowas von egal…‘. Wir frühstücken trotzdem, alle zusammen ein letztes Mal in diesem Urlaub. Irgendwie will es keiner wahr haben und so verhalten sich auch alle. Trotzdem packen wir langsam zusammen und gehen ganz zum Schluss, genau wie vor 2 Jahren, noch einmal baden. Das Wetter gibt uns jetzt schon mal einen Vorgeschmack auf die 40 Grad, die uns zu Hause erwarten und wir blicken ein wenig sehnsüchtig Richtung Norden . Hilft nix, kurz nach 12 starten wir endgültig um die Fähre um 15:00 nicht zu verpassen.
Fazit: Norwegen ist toll! Man muss mal dort gewesen sein. Bestimmt kommen wir auch nochmal wieder, um weiter in den Norden zu fahren. Unsere Liebe gehört jedoch der Weite Schwedens. Auch hierher werden wir wieder kommen.
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