Stubaital lohnt sich immer – vor allem bei Neuschnee

Die letzten 2 Jahre hat uns ein kleines Virus davon abgehalten, unser Aprilwochenende im Schnee zu verbringen. Sehnsüchtig sahen wir in der Zeit, wie das Hotel Kindl im Stubaital den eigenen Wellnessbereich ausbaute. Daher stand schnell fest, wenn es wieder möglich ist, dann wollen wir ins Alpenhotel Kindl. Anfang April ist es dann endlich soweit, wir starten Richtung Österreich. Wie immer fahren wir Freitag 03:00 Uhr in der Früh los und wie immer fragen wir uns, ob wir dafür nicht langsam zu alt sind. Das Wetter ist für eine lange Fahrt nicht gerade optimal, es ist um 0 Grad und Regen und Schnee wechseln sich ab. Line holt auf dem Beifahrersitz noch etwas Schlaf nach und ich (Micha) kämpfe mich durch das Wetter. Das klappt erstaunlich gut und wir erreichen bereits kurz vor 10 unseren traditionell ersten Zwischenstopp, ein großes Sportgeschäft in Innsbruck. Leider sind wir recht erfolglos, das Sortiment zeigt deutlich, dass der Sommer vor der Tür steht. Auf den sind wir aber noch nicht eingestellt… Also auf geht’s, die letzten Kilometer rein ins Tal.

Dank des tollen Service vom Hotel Kindl, ein besonderer Dank geht hier an Anika von der Rezeption, liegen unsere Skipässe nämlich schon bereit. Da es noch vor Mittag ist, trauen wir uns fast nicht zu fragen, aber tatsächlich ist unser Zimmer schon fertig und wir müssen uns nicht auf dem Parkplatz in unsere Snowboardsachen werfen. Das Hotel hat uns für das Wochenende das Luxus-Zirbenzimmer zur Verfügung gestellt und wir sind vorsichtig gesagt beeindruckt. Aber dazu später mehr. Jetzt heißt es: schnell in die Klamotten und auf den Berg. Wenn Ihr im Kindl wohnt, könnt ihr euer eigenes Auto dazu einfach stehen lassen, im Kleinbus vom Hotel geht es jederzeit zur Talstation Gamsgarten oder Eisgrat und so durchqueren wir bereits 10 vor 12 die Schranke und fahren nach oben ins „Königreich des Schnees“. Das Wetter allerdings zeigt sich nicht von der besten Seite, viel sehen können wir erstmal nicht.

Oben angekommen, ist das Bild nicht anders. Wir sehen kaum etwas aber wir spüren,… jede Menge neuen Schnee und es schneit auch wild weiter. Die Wetter-App sagt für Freitag und Samstag einen halben Meter Neuschnee an und wir stecken bereits mittendrin. Wir lassen uns den Spaß von den Wolken nicht verderben. Die Kombination aus kaum Sicht und viel Schnee ist lustig, wir fallen oft aber weich. Nur das Ausgraben aus dem tiefen Schnee ist etwas anstrengend und dabei fahren wir noch nicht einmal neben der Piste…

Stubaier Gletscher

Die Sonne kämpft tapfer, manchmal sehen wir sogar mehr als 20 Meter und ich hole die Gopro raus. Aber nur um sie gleich danach wieder weg zu packen. Nach 2 Stunden geben wir auf. Zum einen weil alles nass ist, zum anderen weil das Hotel einfach zu sehr mit dem neuen Wellnessangebot lockt. Da wir den Shuttle vom Hotel nicht extra rufen wollten, setzen wir uns in den nächstbesten Skibus – natürlich in den falschen! Aber das merken wir erst, als wir ein paar Stationen gefahren sind. „Dieser Bus fährt auf direktem Weg nach Innsbruck“, so netterweise die Ansage des Fahrers, also nicht über den Ortsteil Milders. Da liegt aber das Hotel! Wir steigen also an der Hauptstraße aus, nehmen die Haltestelle, die dem Hotel am nächsten ist und laufen – kann nicht so weit sein, reden wir uns ein. Eine Weile laufen wir schon am Straßenrand, da überholt uns der Shuttle vom Hotel und kommt nach einer Minute prompt zurück, um uns einzusammeln. Der Fahrer hat Lines karierte Snowboardhose erkannt und wollte uns nicht laufen lassen. Da fühlt man sich doch richtig gut aufgehoben. ( An der Stelle viele Grüße an den Fahrer und DANKE!)

Jetzt aber schnell durch den Skikeller ins Zimmer, bevor es aber in die Sauna geht, lockt uns der hausgemacht Apfelstrudel. Wir haben Vollpension und dazu gehört im Kindl eben auch ein Nachmittagsbuffet. Die Suppe, die Jause mit den herzhaften Köstlichkeiten lassen wir aber stehen. Wir lieben Apfelstrudel mit Vanillesoße. Dazu einen leckeren Kaffee und wir beide sind glücklich!

Nun aber wirklich. Wir wollen uns den Wellnessbereich endlich selbst ansehen. Auf dem Zimmer steht eine Tasche für uns bereit. Darin sind Saunatücher und Bademäntel, da der Lift uns direkt bis zum Eingang fährt, werfen wir die Bademäntel gleich über und machen uns auf den Weg. Wir mochten den Bereich ja bereits 2019 aber was das Team vom Kindl hier noch mal nachgelegt hat, ist einfach traumhaft. Egal ob Ihr mit Kindern oder alleine hierher kommt, hier werden alle ihren Spaß haben. Als erstes sieht man den Pool, den gab es schon aber auch er wurde nocheinmal geschmackvoll in Szene gesetzt.

Pool im Hotel Kindl Foto: Kindl

Es gibt aber auch Neues zu entdecken. Uns zieht es zu den neuen Rutschen. Wer sagt, dass wir dazu Kinder dabei haben müssen?! Wir probieren also alle aus! Die lange Röhre lasse ich erst wieder in Ruhe, als ich den Rutschenrekord geknackt habe. Dazu gibt es eine automatische Zeitmessung und eine Anzeigetafel am Ausstieg. 3,99 Sekunden zeigt sie an, wer schneller ist, möchte sich bitte bei mir melden!

Kennt Ihr das, entweder ihr habt Kinder dabei oder ihr könnt in den Ruhebereich des Bades?! Nicht hier! Es gibt jetzt neben dem Kinderplanschbecken – ich konnte Line gerade so davon abhalten, das auch zu testen – einen extra Liegebereich für Familien. Super gemütlich!

Von dort aus geht es nun aber endgültig in die lang ersehnte Sauna (auch das Saunieren ist in den Zeiten der Pandemie bei uns deutlich zu kurz gekommen). Neben dem Dampfbad, einer Bio-Kräutersauna und der finnischen Sauna, begeistern uns der Whirlpool mit Bergblick und ein toller Ruheraum. Lines Favorit ist diesmal das Dampfbad, ich mag besonders die Liege mit Panoramablick in der finnischen Sauna. Was wir aber beide lieben, ist das Buffet mit getrocknetem Obst und verschiedenen Getränken im Saunabereich. Wenn ich nicht so ein Weichei wäre, würde ich unter die Eisdusche gehen aber so stelle ich die normale Dusche auf eiskalte 38 Grad und kühle mich ab…

Die Tage im Skigebiet sollten eigentlich mindestens 28 Stunden haben, um alles zu schaffen. Kaum sind wir richtig entspannt, gibt es schon wieder Abendessen. Als kleiner Tipp, lasst euch das nicht entgehen! Wir statten also unserem Zimmer wieder nur einen Kurzbesuch ab und sitzen danach an unserem Tisch im Restaurant. Es ist sogar der gleiche wie 2019. Was uns damals nicht aufgefallen ist, heute aber schon (und zwar positiv), in unserem Teil gibt es nur Tische für Erwachsene. Die Familientische befinden sich in einem anderen Raum. Somit ist es angenehm ruhig. Das Essen ist leider viel zu lecker, um aufzuhören wenn man satt ist, also genießen wir! Das Essen, den Service, den Wein und auch einfach mal die Zeit zu zweit.

Satt und völlig erschöpft fallen wir danach in unsere Betten. Die sind durchaus etwas besonderes. Mehr darüber kommt noch, versprochen!

Tag 2 – Neuschnee satt

7:30 Uhr quälen wir uns aus dem Bett. Das Alter…. behauptet zumindest Line! Wir genießen das tolle Frühstück und sitzen Punkt 9 Uhr in einem Skibus, ganz für uns. Scheinbar schreckt viele andere Gäste noch der Schnee und die Wolken ab. Uns nicht!

Auf 2900m Höhe angekommen, ist das Bild ähnlich wie gestern. Manchmal kommt sogar die Sonne durch, meistens schneit es aber. Dafür haben wir heute schöne, dicke, leichte Flocken und wir haben uns vor der Bergfahrt noch schnell mit „Schlechtwetter Brillen“ ausgestattet. Trotz der -12 Grad am Berg kommen wir wieder schnell ins Schwitzen. Der Tiefschnee ist einfach zu verlockend, bleiben wir aber stecken, müssen wir uns mühsam ausgraben.

Spaß macht es trotzdem und Hunger. So sitzen wir kurz nach 12 im Restaurant auf 2600m Höhe und genießen unseren Lieblingskaffee. Für mich wird traditionell Tiroler Gröstl serviert, Line lachen jedoch die frischen Erdbeeren auf der Karte an. Danach gibt’s eine Premiere für uns. Klaus Kindl hatte uns vorab per Mail gefragt, ob wir nicht mal einen Snowboardlehrer der Skischule Neustifft ausprobieren wollen. Da waren wir dabei und pünktlich um 13:00 Uhr nahm uns Gert in Empfang.

Wir besprachen schnell unsere Wünsche und einigten uns darauf, dass Gert die nächsten 2 Stunden vor allem unser Guide sein wird. Er betrachtete unseren Fahrstil, gab uns ein paar kleine Tipps aber vor allem wusste er in dem dichten Schneegestöber, wo wir sind und hin müssen. Das war heute Gold wert. Ich habe keine Ahnung, wo wir überall langgefahren sind aber es war sehr lustig. Und anstrengend! Nach den meisten wilden Tiefschneefahrten ins nichts, folgte ein Ausgraben aus dem mittlerweile hüfthohen Schnee. Bei so viel Schnee fällt man weich, denke ich und wage mich an ein kleines Ziel auf meiner Liste: einen 360’er auf der Piste (also einen Sprung einmal um die eigene Achse). Zusätzlich befeuert durch die Versuche von Gert es auch zu schaffen – Wettbewerb schafft einfach Leistung. Ich schaffe ihn tatsächlich bis wir uns 15:00 Uhr von Gert verabschieden. Nicht ohne einen selbstgebrannten Obstler seines Kollegen zu testen, alte Pflaume – sehr gut!

Nicht nur unser Snowboardlehrer macht Feierabend, auch wir sind fix und fertig. Wir trinken noch einen Kaffee und fahren dann abwärts ins Tal. Heute waren wir schlauer und haben uns den Shuttlebus direkt an den Ausgang der Seilbahn bestellt, der wartet schon auf uns. Wir genießen den Luxus, nicht im vollen Skibus zu sitzen und direkt vor der Tür des Skikellers abgesetzt zu werden.

Am Morgen hat Line auf dem Tagesprogramm (der Flyer liegt täglich am Frühstückstisch) eine Aromaölmassage entdeckt und natürlich gleich für heute Abend gebucht. Also lassen wir den Apfelstrudel heute schweren Herzens (aber vernünftigerweise mit Blick auf das Abendessen) ausfallen. Line geht zu Ihrer Massage und ich allein in die Sauna. Man sieht Ihr danach förmlich an, wie entspannt sie ist. Nein, davon wird es jetzt keine Fotos geben 😉 Bevor ich in die Sauna gehe, nutze ich die Zeit, um mich noch etwas im Zimmer umzuschauen. Unser Lieblingsort ist schon seit dem ersten Tag diese Sitzbank.

Die Lehne ist tatsächlich ein Ofen und so kann man dort herrlich entspannen und sich die müden Knochen wärmen lassen. Aber auch sonst begeistert uns das Zimmer mit der liebevollen Einrichtung. Ein weiterer Dank geht an das Personal, was uns täglich andere Figuren aus Kissen und Bettdecken gezaubert hat.

Das Wetter hat leider weniger eingeladen auf der Terrasse zu sitzen, der Blick ist deswegen aber nicht weniger schön.

Jetzt geht’s auch für mich nach unten. Zwei Saunagänge braucht es schon, um den schweren Schnee aus den Muskeln zu vertreiben und die eine oder andere getrocknete Aprikose als Vorfreude auf das Buffet heute Abend. Samstag ist nämlich Zeit für Bauernbuffet und ich kann euch sagen, es gibt mehr leckere Sachen, als ihr schaffen könnt. Ich lasse daher alle Beilagen weg und koste mich durch die regionalen Fleischspezialitäten. Von Almschwein über Lammhaxe bis zum Kalbsbraten, es gibt alles was die Alpenweiden so hergeben und es ist einfach sensationell! Nun, wir müssen uns schon wieder einen Nachtisch teilen – Quarkbällchen in Vanilleschaum. Wir sind kurz vorm Platzen! Was mich etwas beruhigt, an den Tischen um uns herum, teilt man sich den Nachtisch ebenfalls.

Was eignet sich da besser als ein Espresso und ein Schnaps. 2019 haben wir hier das erste Mal die Alte Marille von Prinz probiert. Seitdem steht er auch bei uns zu Hause im Schrank und wird zu besonderen Anlässen gereicht. Also gibt es den auch heute Abend. Natürlich im Schaukelstuhl mit Blick auf den knisternden Kamin. Alpenhotel Kindl ist zwar ein relativ großes Hotel, das vergisst man aber schnell, wenn man unten im Bereich der Bar sitzt oder sich in die gemütlichen, liebevoll gestalteten Bereiche ringsum zurück zieht und den tollen Service genießt.

Wir reden uns noch eine Weile ein, dass wir nicht alt sind, sondern nur wegen des Schnees so erschöpft, dann verschwinden wir in unser Bett und versinken in einen tiefen Schlaf.

Tag 3

07:15 Uhr klingelt der Wecker und wir werden beim Blick aus dem Fenster überrascht: Sonne! Sie war nicht angesagt aber wir nehmen sie gern! Also raus aus dem Bett und noch einmal wehmütig aber lecker frühstücken. Dabei lernen wir Klaus Kindl, den sympatischen Chef des Hotels kennen. Gerne hätten wir auch noch etwas länger geschwatzt aber das Wetter zieht uns dann doch sehr auf den Berg. Aber das nächste Mal auf jeden Fall! Wir packen also leider schon wieder unseren Caddy und fahren heute mit ihm nach oben. Die letzten Male habe ich mich immer geärgert, dass wir nicht zwischendurch angehalten haben, diesmal geht das und ich schieße ein paar schnelle Schneebilder.

Der Berg und vor allem die Sonne locken einfach zu sehr, also ab nach oben! Noch scheint die Sonne, wer weiß wie lange?! Auch heute sind wir wieder mit Gert von der Skischule Neustift verabredet. Er und die Sonne empfangen uns oben am Gamsgarten und beide bleiben uns auch lange erhalten. Die Sonne, weil wir heute einfach über den Wolken sind und Gert?! Weil es ihm heute so einen Spaß macht, dass er seine Mittagspause ausfallen lässt und lieber mit uns auf und neben der Piste Spaß hat. Heute dürfen wir den ultimativen Snowboardtraum auf dem Stubaier Gletscher erleben, dafür lohnt sich auch die Fahrt von über 600km…

Als wir uns dann kurz vor 1 doch von Gert verabschieden beschließen wir auch gleich Mittagspause zu machen. Zur Feier des tollen Schneetages nicht irgendwo, sondern im Schaufelspitz Restaurant, im höchsten drei Hauben Restauerant der Welt! Line ist dieses Wochenende irgendwie an den Erdbeeren hängen geblieben und genießt sie diesmal mit Oliveneis und selbstgemachtem Baiser. Davor gibt es einen Tomatensalat mit fermentierten Feigen und karamelliserten Walnüssen. Für mich gibt es nicht ganz so ausgefallene Sachen, deswegen aber nicht weniger Lecker: Nudeln mit Zickleinragout. Als die Kinder noch klein waren, hörten wir viel „kleiner Drache Kokosnuss“ da gibt es eine Stelle, in der Kokosnuss mit seinem Freund Zwiebelchen selbstgemachte Pralinen nach einem besonderen Essen im Restaurant kostet. Als wir davon hören, dass es hier selbstgemachte Pralinen gibt, bestellen wir natürlich auch noch diese. Megalecker und das mit tollem Ausblick auf der Sonnenterrasse!

Leider bleibt danach nur noch Zeit für eine Abfahrt bis zur Dresdner Hütte. Wir genießen den Schnee solange wir können, aber um viertel nach 3 sitzen wir wieder im Auto und machen uns auf den Heimweg. Wir sind glücklich aber auch kaputt. Zum Glück geht auch diese Fahrt ohne Stau ab und so sind wir schon vor 21:30 Uhr wieder zu Hause. Den Kopf voller toller Erinnerungen.

Fazit: Ein Wochenende am Stubaier Gletscher lohnt sich immer. (Länger geht auch!!!) Schneesicherheit, tolle Pisten und Spitzengastronomie auch oben am Berg. Wenn es dann noch so ein tolles Hotel wie das Alpenhotel Kindl sein darf, wird das Wochenende perfekt! Das nächste Mal mit Kindern! Und sicherlich auch mal zu einer anderen Jahreszeit. Der Wilde Wasser Weg lockt…

Wir möchten uns an dieser Stelle bei Klaus Kindl und seinem Team für die liebe Einladung bedanken. Unsere Meinung über das Hotel ist allerdings weder abgesprochen noch „erkauft“ wir waren (schon 2019) und sind auch weiterhin einfach begeistert!

Travelling – Off the Road

20 Reiseberichte, die Lust aufs Losfahren machen

Ein Buch mit 238 Seiten von Michael Scheler, erschienen im Pietsch Verlag. Preis: 19,95€

Buch vor dem Caddy

Es ist stürmisch draußen, kalt und nass dazu. Also kein Wetter um rauszugehen aber genau das richtige für ein Buch. Ich nehme mir heute eines vor, welches tatsächlich schon länger hier liegt. Nicht weil ich keine Lust hatte darauf, sondern weil es genau zu solchen Tagen passt. Travelling off the road, so heißt es, ist genau richtig. Ich finde es ist weniger ein Reiseführer, es ist ein Buch mit Kurzgeschichten zum Thema Reisen. Nicht irgendwelche langweiligen Pauschalreisen sondern solche die noch Abenteuer sind. Offroad, meist mit dem eigenen Auto, dorthin wo nicht die Reisebusse auch halten. Das ist vermutlich auch der Grund, warum Michael Scheler auf dem Deckel als ‚Herausgeber‘ steht, gibt es doch viele Autoren, die Beiträge beigesteuert haben, und genau das tut dem Buch sehr gut.

Auch wenn ich das Buch nicht als klassischen Reiseratgeber verstehe, widmen sich die ersten Seiten sehr ausführlich der Reisevorbereitung. Er greift dabei Themen wie das Fahrzeug, Mensch und Tier und die Ausrüstung auf. Dadurch wird noch einmal jedem Leser deutlich, dass Offroad-Reisen mehr ist als mit einem 4×4-Fahrzeug einfach loszufahren.

Ergänzt wird das ganze durch eine Checkliste zum Kopieren und Abarbeiten. Wir nutzen übrigens eine Packliste, die ganz ähnlich aussieht, aber als Excel, so kann man jederzeit Veränderungen vornehmen und auf einer Reise gleich Dinge ergänzen.

Insgesamt 20 Reiseberichte, vorwiegend aus Europa und Afrika folgen diesen Tipps. Da jeder Reisbericht einen eigenen Autor hat, ändern sich neben dem Schreibstil auch die Qualität der Fotos und der Tipps. Aber keine Angst, schlecht wird beides nie. Die Berichte machen durchweg Lust auf Losfahren und dank der genauen Beschreibung der Reisefahrzeuge kann auch jeder gleich überprüfen ob das Fahrzeug vor der eigenen Haustür dafür geeignet wäre.

Was mir besonders gut gefällt ist die Durchmischung von schönen Geschichten, Fotos und brauchbaren Ratschlägen. Jeweils am Ende der 20 Reiseberichte findet sich nochmals eine Doppelseite mit Hinweisen zur Ausstattung, Übernachtungsmöglichkeiten und Besonderheiten der jeweiligen Länder.

Fazit:

Für wen ist das Buch? Natürlich für alle die einen 4×4 haben und davon träumen endlich das große Abenteuer zu erleben. Aber auch für alle, die gern Reiseberichte lesen und sich so den einen oder andern Tag mit Mistwetter beschäftigen wollen. Die knapp 20,- sind absolut gut angelegt. Kaufempfehlung!

Alle Buchvorstellungen findest du hier!

Mit dem Wohnwagen in den Alpen-Schnee

Nach unserem ersten Versuch im Januar 2020 an der Ostsee (hier gehts zum Blog) wagen wir uns nun das erste Mal richtig in die Kälte. Anfang Januar zum Winterurlaub zur Lofer Alm, so wollen wir es ausprobieren. Bei der Wahl des Campingplatzes sind Line und ich uns schnell einig. Camping Grubhof soll es werden. Wir waren vor einigen Jahren schon einmal dort, natürlich im Sommer, und vom Platz begeistert. Die Reservierung läuft (trotz Corona) problemlos, wir buchen einen Platz mit Strom/Wasser und sogar festem Gasanschluss. Es kann also losgehen!

Wir starten am 02.01. morgens gegen halb 7 bei frühlingshaften Temperaturen. Line und ich wissen schon, dass es auf der Fahrt einen harten Kampf geben wird. Statt unserem Standard-Stopp beim Restaurant mit dem goldenen M in Greding, gibt es nämlich diesmal Schnittchen. Wir rollen problemlos bis München und landen dort natürlich direkt im ersten Stau. Das zieht sich so durch bis zur österreichischen Grenze – scheinbar kamen noch andere auf die Idee, erst am Sonntag anzureisen. Trotzdem kommen wir schon Nachmittag am Platz an. Ein Mitarbeiter kommt sofort und schließt den Gasanschluss an.

Infos zum Gasanschluss bei Grubhof

Schlauch mit passenden Anschlüssen stellt der Campingplatz bereit. Dieser wird entweder über den Druckminderer statt einer Gasflasche angeschlossen oder ,wie bei uns, direkt über die Gas-Außendose. (wo im Sommer der Gasgrill angeschlossen wird) Gas kostet bei Grubhof pauschal 7,- € pro Tag. Ein fairer Preis wenn man bedenkt, dass bei starkem Frost aller 3-4 Tage eine Gasflasche leer ist.

Ab jetzt läuft die Heizung durch! Und wir? Genau, wir kochen erstmal Kaffee.

Wir haben uns im Vorfeld einige Gedanken gemacht, wie wir das Wetter am besten aus dem Wohnwagen lassen. Also haben wir unsere Markise zu Hause gelassen und ein altes kleines Vorzelt eingepackt. Das haben wir schon viele Jahre in der Garage liegen und auch damals schon gebraucht gekauft. Der Aufbau ging prinzipiell recht zügig – aber – schon wieder fällt uns auf die Füße, dass unser Wohnwagen aufgrund der Auflastung so hoch ist. Was beim Fahren und Rangieren ganz schön ist, ist blöd wenn dadurch das Zelt zu kurz ist. Es ist mir fast ein wenig peinlich, dass das Zelt so seltsam da steht aber mehr ist nicht zu machen. Auch die Bodenschürze am Wohnwagen hängt schaukelnd in der Luft statt mit Heringen am Boden fest zu sitzen.

Hilft nichts, Zelt steht und wir widmen uns den üblichen Winterurlaubsdingen. Was? Skipässe kaufen und für den Jüngsten Ski ausleihen. Einige hundert Euro ärmer kommen wir zurück zum kuschelig warmen Wohnwagen und lassen den Abend ausklingen. Wie ihr seht, haben wir ja das Aufstelldach von LMC mitbestellt. (ja damals kam Wintercamping nicht in Frage – wie konsequent wir an der Stelle sind seht ihr in diesem Blog)

Infos zum Aufstelldach im Winter

Das Dach inkl. dem Zeltstoff ist natürlich winterfest. Die Frage ist eher wie gut es auch bei Kälte nutzbar ist. Wir haben uns im Urlaub entschieden, das Dach dauerhaft offen zu lassen, so kann eine dauerhafte Luftzirkulation stattfinden. Für das Dach bietet LMC eine sogenannte Winterisolierung an. Diese besteht aus 4 Einzelteilen und erinnert an eine Art synthetisches Steppbett. Es wird per Klett am Dach befestigt und dämmt so gut den Bereich des Zeltstoffes. Der große Vorteil von LMC ist (und das war auch ein Grund warum wir diesen Hersteller gewählt haben) der Lattenrost im Dach liegt in einer Art Kunststoffwanne und diese kann mit der Heizung des Wohnwagens beheizt werden, zusätzlich gibt es am Fußende noch 2 Luftausströmer die warme Luft in das Dachzelt befördern. Einen kleinen Konstruktionsfehler hat LMC leider auch eingebaut, so ist der Kamin (Schornstein der Heizung) direkt neben dem Aufstelldach. Immer wenn dieses offen ist, und ein leichter Wind weht, gibt es dort so starke Verwirbelungen, dass die Heizung ausgeht. Gefährlich ist das nicht, weil sofort der Zündautomat anspringt aber es ist nervig. Abhilfe schafft eine Verlängerung des Kamins aus 6 Einzelelementen ( hier mal ein Beispiellink ) Diese Verlängerung braucht allerdings jeder Wintercamper falls es mal schneit, also nur doof wenn man sie nicht dabei hat. Wir haben die Teile immer dabei.

Tag 2 Wintercamping

Der Wetterbericht klingt ganz gut – ok, wenn wir nicht im Winterurlaub wären. 2 stellige Temperaturen braucht niemand, der gerne im Schnee spielen will. Wir stehen daher etwas eher auf und frühstücken mit frischen Brötchen vom Campingplatz-Shop. Danach bitten wir unseren Jüngsten gebetsmühlenartig, dass er sich anziehen soll. Wir kennen das von zu Hause, hier potenziert es sich gefühlt. Irgendwann schafft er es auch und nun spielt der Campingplatz seinen großen Trumpf aus. Wir laufen die 100 Meter zum Skiraum des Platzes. Die Schuhe sind gut gewärmt, die Boards und Ski stehen bereit und direkt vor dem Raum fährt der Skibus ab. Das ist genial! Ab geht es auf den Berg. Viel los ist heute nicht, sicher wegen der Wetterprognose. Davon lassen wir uns nicht beirren und starten mit FFP2-Masken nach oben (der Impfstatus wurde bereits beim Kauf der Skipässe geprüft und vermerkt). Auf den Bergen der Lofer Alm ist es tatsächlich besser als erwartet, zumindest wenn man sich an die grünen Hänge rechts und links der Skipiste gewöhnt hat.

Wir nutzen die leeren Pisten um das Skigebiet kennen zu lernen, das fällt aufgrund der Größe (oder Kleine) nicht besonders schwer. Schnell finden wir unsere Lieblingspiste und wie ein Wunder, dort gibt es eine Hütte, genauer gesagt den Almtreff. Diese nutzen wir natürlich für unsere erste zünftige Mittagspause. Die Hütte liegt toll, wir sitzen draußen und dank Heizstrahler geht das auch ganz gut. Das Essen ist, sagen wir mal durchschnittlich. Danach heißt es, die Kalorien wieder abfahren. Das machen wir auch mit Vergnügen. Irgendwann setzen sich Line und unsere Große in die Gondel, die beiden Männer wagen sich an die Talabfahrt. Geht auch ganz gut, natürlich ist der Schnee bei 10 Grad im Tal nicht zum Jubeln aber hey, wir können fahren. Dank des Skibusses und der direkten Verbindung zum Skitrockenraum laufen wir schon 15 Minuten später in Crogs zum warmen Wohnwagen. Die Kinder finden sich schneller auf der Couch wieder, als wir uns umziehen können. Egal, also gibt’s Kaffee und die letzten Weihnachtskekse. Am Abend unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang. Die Kinder wollen die Stelle finden, an der sie im Sommer damals baden waren. Also warm anziehen und raus. Kurz danach stehen wir auf der anderen Flussseite und werfen einen Blick auf den Campingplatz, baden will heute scheinbar niemand.

Danach entscheiden die Kinder, dass es Zeit ist mal wieder Harry Potter zu sehen. Wir Erwachsenen probieren lieber die Sauna am Platz aus. Also im Bademantel und Badelatschen durch den Schnee zum Haupthaus. Der Zugang ist aufgrund Corona beschränkt, auch sind deshalb nicht alle Saunen offen, trotzdem genießen wir die Wärme und Entspannung nach unserem ersten Skitag.

Tag 3 Wintercamping

Wir spielen das gleiche Spiel wie gestern, da wir schon in Übung sind, fahren wir schon kurz nach Neun mit dem Skibus zum Berg. Auch heute gibt’s wieder Abfahrten bis der Mittagshunger kommt. Der kommt verdammt zeitig und so sitzen wir schon kurz nach 11 in der Hütte. Diesmal kehren wir im Alpengasthof Schönblick ein. Alte Erinnerungen werden wach, hier haben wir im Sommer 2016 schon einmal in großer Runde gefrühstückt. Heute wie damals war es sehr lecker! Knieprobleme lassen das Pubertier und Line auch 14:00 Uhr wieder auf der Terrasse sitzen. Heiße Schokolade und Latte Macchiato helfen über den Schmerz hinweg.

Die „Jungs“ fahren noch 2 Runden bevor wir alle ins Tal fahren. Heute wollen wir uns noch mit einheimischen Spezialitäten eindecken. Nachdem die Kinder auf der Couch versorgt sind, starten wir zum Spar direkt im Ort. Die Ausbeute ist leider enttäuschend und so starten wir einen zweiten Versuch beim MPreis der Richtung Campingplatz liegt. Hier haben wir mehr Glück, bekommen Buttermilch, Käse, Hirschsalami und den Zirbenlikör den wir am Nordkap ausgetrunken haben (Hier ist der Blog dazu). Einen Großteil verspeisen wir anschließend gleich wieder und lassen uns von den Kindern zu einem Spieleabend überreden.

Tag 4 Wintercamping

Als ob die Wärme nicht schon genug wäre, heute ist auch noch Regen angesagt. Also schlafen wir aus und frühstücken dann ganz in Ruhe. Irgendwann treibt es uns dann aber doch zum Skibus und wir fahren gegen Mittag zum Berg. Auf dem Weg nach oben wird der Regen dann auch tatsächlich zu Schnee. Ok, noch kein schöner Schnee aber immerhin ist der Regen hier oben weiß. Viel zu sehen ist auch nicht aber wir bleiben hart und rutschen ein paar Runden über die Pisten.

Rutschen wäre zumindest schön, der Schnee klebt so sehr, dass wir auf der Piste öfter stehen bleiben. Mit dem Gedanken an angesagtes Winterwetter morgen, verziehen wir uns also schnell wieder. Wir müssen etwas auf den Skibus warten, also gibt’s die nächste heiße Schokolade und Kaffee an der Talstation. Am Abend zieht der Schnee dann auch bis ins Tal und der Campingplatz bekommt den Winter auch zu Gesicht. Wir genießen einen tollen Sonnenuntergang und am nächsten Morgen das gleiche auf der anderen Bergseite…

Tag 5 Wintercamping

Wir stehen voller Vorfreude auf Neuschnee und tolles Wetter auf. Auf dem Berg angekommen bleibt davon heute nicht viel übrig. So richtig schön ist es noch nicht. Nach ersten Tests beschließen wir zur Kechtalm zu fahren (auch die kennen wir vom Sommer) und dort gaaanz in Ruhe was zu essen. Die Idee hatten viele, heute ist nämlich der 6.1. also Feiertag in Österreich. Die Hütte ist voll! Wir bekommen noch ein Plätzchen neben einem Paar (wie unsere Kinder später feststellen, sind das auch auf dem Campingplatz unsere Nachbarn.) und genießen das leckere Essen.

Als wir uns wieder raus wagen hat sich der Schneefall gelegt und wir können frischen Schnee auf den Pisten genießen. Und das tun wir auch, der letzte Skibus ist heute unserer!

Als wir auf dem Platz ankommen, schneit es dicke Flocken und wir müssen feststellen, dass unser Vorzelt nicht gerade ideal für den Winter ist. Das Wasser lief gut ab aber der Schnee bleibt jetzt ebenso gut drauf liegen. Also heißt es, immer mal wieder abschütteln.

Tag 6 Wintercamping

Der Tag mit dem besten Wetter – sonnig und kalt! Verdammt kalt, -12 Grad waren es früh am Morgen und wir schauen etwas unsicher in unser Dachzelt. Unser kleiner meint zwar er hätte gefroren (die bereitliegende Decke hat er aber nicht zum Zudecken genutzt, sondern um das Kopfkissen kuscheliger zu machen), dafür beschwerte sich das Pubertier, dass es viel zu warm war… Die Heizung stand auf 2,5 also lief erst mit halber Kraft, es ist also noch Luft. Wenn auch die Temperatur innen kein Problem war, außen sah das anders aus. Leider hat LMC versäumt, die Abwasserleitung komplett gerade zu verlegen. Das Wasser was daher unter dem Wohnwagen in der Leitung stand ist jetzt fest gefroren. Im Bad läuft daher nichts mehr ab, die Küche hat das Problem zum Glück nicht.

Wir frühstücken und machen uns auf den Weg. Wir stehen 09:30 Uhr an der Talstation. Leider mit sehr vielen anderen. Auch heute ist es wieder megavoll, zumindest unten. Oben angekommen verteilt es sich ein wenig und der Zugang zum Lift dauert nie lange. Wir genießen einen herrlichen Tag im Schnee.

Zum Mittag kehren wir heute im Loderbichl ein, das ist das Restaurant an der Mittelstation mit tollem Ausblick bis zum Campingplatz. Laut der Gäste im Netz soll es dort einen tollen Kaiserschmarrn geben. Wir probieren und können das nur bestätigen, der ist absolut lecker! Aber auch Burger, Kaspressknödel und Tiroler Gröstl schmecken richtig gut!

Danach nutzen wir die Pisten, bis sich die Sonne so langsam verabschiedet. Wir fahren ein letztes Mal mit dem Skibus zum Campingplatz, trocknen alle Sachen und genießen den letzten kalten Abend.

Die Wasserleitung ist natürlich noch nicht aufgetaut, so stellen wir eine Schüssel ins Waschbecken und bestellen uns im Netz, für das nächste Mal, eine Rohrnebenheizung (Beispiellink).

Apropos Netz: Liebes Camping-Grubhof-Team, ich zahle gern 2,-/Tag/Gerät für Internet aber dann muss dies auch irgendwie nutzbar sein. Das WLAN ist leider so langsam, dass es an unserem Platz nicht nutzbar war.

Tag 7 Abreise

Heute ist es Zeit abzureisen. Wir vermuten, dass es sich staut und so haben wir es nicht eilig mit dem Abbau. Wir frühstücken also ganz in Ruhe. Danach versuche ich unser altes Vorzelt abzubauen. Es gibt mir mit einem deutlich hörbaren „Ratsch“ zu verstehen, dass es nun kaputt ist und entsorgt werden will. Also rolle ich es nur zusammen und schmeiße es in den Container. Wie erwartet finden sich im „Müll-Raum“ Camper die die alten Stangen haben möchten. Aktuell überlegen wir noch, ob wir wirklich eines brauchen, im Sommer/Herbst auf jeden Fall nicht. Danach noch die trockenen Sachen aus dem Trockenraum holen und so langsam geht es los. Der Kollege klemmt das Gas ab und Line geht bezahlen, dem Mover ist wohl auch zu kalt aber zum Glück ist genug Platz und Line mit mir stark genug, um per Hand anzukuppeln. Gegen 10:00 Uhr starten wir dann Richtung Heimat. Das Ganze geht sogar völlig ohne Stau, lediglich die Schlange vor dem Mc Donalds nervt.

Um 18:00 Uhr sind wir zu Hause, ohne große Schäden und glücklich über ein paar tolle Tage in den Bergen.

Fazit:

Camping Grubhof: Grubhof ist ein toller Campingplatz. Alles durchdacht, tolle Sanitärgebäude, netter Service und super Ausstattung. Wir kommen sicher auch nochmal im Sommer!

Wintercamping: Es macht Spaß! Es braucht ein wenig Vorbereitung und Planung. Wir rüsten neben der Heizung für die Abwasserleitung noch einen automatischen Frostablass nach, dann sind wir fit für – 20Grad. Wenn wir das wieder tun, dann aber auf jeden Fall auf so einem Platz wie Grubhof.

Goldener Herbst im bayrischen Wald

Es ist Ende Oktober und wir sind echt urlaubsreif. Leider haben wir nur 5 Tage zur Verfügung und so schwanken wir. Ich würde gern nochmal nach Italien, vielleicht kann man sich den Sommer nochmal zurückholen. Line will für 5 Tage nicht ewig fahren, das ist auch verständlich. Letztendlich setzt sich die Vernunft durch und wir beschließen in Deutschland zu bleiben. Wir ziehen einen imaginären Kreis rund um unseren Heimatort, maximal 400 Kilometer. Wir einigen uns auf den Bayrischen Wald und landen bei der Planung schließlich in Bodenmais. Es darf diesmal ein wenig luxuriöser sein!

Wir starten also Dienstagmittag nachdem Line von der Arbeit kommt. Ich habe frei und kann also alles vorbereiten. Auch Schnittchen für die Fahrt, so fahren wir schweren Herzens an allen Fast Food Ketten vorbei und erreichen noch vor 18:00 Uhr das Camping Resort Bodenmais. Wir werden an der Rezeption freundlich empfangen aber leider zum falschen Stellplatz geschickt, bevor ich den Camper wegziehen kann, kommt Line aber schon mit der richtigen Platznummer und wir parken ein. Wir haben diesmal das Vorzelt mitgenommen und bis jetzt waren wir sicher es aufzubauen. Nun siegt aber die Faulheit. Vorzelt bleibt verpackt und ich rolle nur die Markise aus. fertig – Abendprogramm!

Tag 2

Das Wetter ist Ende Oktober herrlich und wir starten mit den Rädern durch Bodenmais. Unser Ziel ist die Glaswelt. Ich glaube wir sind durch Deerenburg bei uns in der Nähe ziemlich verwöhnt. Wir finden zwar ein paar Geschenke und auch ein Eis für die Kinder aber Begeisterung sieht anders aus. Also wieder auf die Räder und weiter geht’s. Mitten im Ort gab es eine Art Park mit einer verlockenden Holzbahn – perfekt für eine Fahrt mit den MTB. Unser Jüngster startet und landet am Ende prompt im kleinen Bach – die nasse Hose stört ihn nicht also weiter. Insgesamt ist der Ort eher auf älteres Publikum ausgelegt aber ganz nett. Wir fahren noch ein wenig den Berg hinauf, hier soll es einen Wasserfall, den Rießlochfall, geben. Hier gefällt es uns gleich viel besser, ein kleiner Bach, viel Wald und Ruhe. Als die Kinder aber wegen dem glitschigen und steilen Weg protestieren kehren wir um. Der Wasserfall muss noch warten.

Das ganze passiert nicht ganz uneigennützig. Nach einem Kaffee in der Sonne vorm Wohnwagen geht es für uns 2 in die Sauna. Eine der vielen tollen Dinge dieses Platzes. Wir haben beim Schwitzen einen herrlichen Blick über den bayrischen Wald, während die Kinder (Sauna erst ab 16) draußen im beheizten Pool entspannen.

Wir wechseln eine Weile immer zwischen Sauna und Sonne bis der Hunger kommt. Der Tag ist herrlich und genauso etwas wünschen sich die Kinder nun auch zum Abschluss des Tages. Klingt nicht danach, dass sie mit Brot und Salat glücklich werden. Also reservieren wir einen Tisch im Restaurant auf dem Platz. Auch hier spielt der Platz seine 5 Sterne aus. Wir haben selten so gut auf einem Campingplatz gegessen (also außer wenn ich, Micha, grille…)

Alle Familienmitglieder sind begeistert und wir stolpern nach dem Nachtisch und einem Espresso, sehr satt und zufrieden ins Bett.

Tag 3

Heute zeigt das Wetter, dass wir schon Ende Oktober haben. Die Sonne strahlt zwar aber der Rasen vor dem Wohnwagen hat einen glitzernden Überzug. Auch 8:00 Uhr als wir aufwachen ist noch Frost, die Kinder im Aufstelldach haben trotzdem nicht gefroren. Nach einem nicht enden wollendem Frühstück, bei dem unser Jüngster ewig an seinem Croissant knabbert ( Brötchenservice am Platz) starten wir endlich zum Baumwipfelpfad. Bei Übernachtungen in Bodenmais bekommt man eine Gästekarte, mit der viele Dinge kostenlos genutzt werden können, Bergbahnen, Rodelbahnen und auch der Pfad. Wir sind gespannt. Schon die Fahrt durch den bunten Herbstwald bei Sonnenschein ist toll, am Pfad müssen wir kurz anstehen dafür ist es darauf dann sehr entspannt.

Für die Kinder gab es ein kleines Rätsel und am Ende ein Holz-Jo-Jo. Wir wurden zum Schluss mit dem Ausblick von dem großen Holzturm belohnt. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

Wieder unten, gibt es Kaiserschmarrn und Almdudler draußen. Das fühlt sich schon fast an wie Alpen. Der Tag ist noch jung und weil’s nix kostet, fahren wir noch mit der Seilbahn auf den Silberberg, genießen oben den Blick auf Bodenmais und fahren dann mit der Sommerrodelbahn wieder runter. Sowohl die Rodelbahn als auch die Seilbahn sind schon ordentlich in die Jahre gekommen, im Prospekt wird beides daher schon als historisch bezeichnet. Naja, wer Harzer Sommerrodelbahnen gewohnt ist, wird hier nur müde lächeln.

Danach trennen sich unsere Wege. Die Kinder wollen nämlich zurück zum Platz und den Pool entern, Line und ich wollen aber mehr. Mehr Natur. Heute sollen die Rießlochfälle noch bezwungen werden. Also laden wir die beiden am Campingplatz ab und starten die kleine Wanderung hoch zu den Fällen. Der Weg geht immer am kleinen Bach entlang, die Sonne scheint toll durch den Herbstwald und Line und ich sind total begeistert. Ich nutze Wasser und Licht um meine neuen Filter (hier geht’s zum Testbericht) zu testen und auch Line spielt mit Licht und Kamera.

Wir schaffen sogar beide Fälle und machen uns danach glücklich zurück zum Campingplatz, der Pool lockt nun auch uns! Heute wird gegrillt und gespielt. Erst als es dunkel wird, erinnert man sich dann doch daran, dass es kein Sommer mehr ist. Es wird viel zu zeitig dunkel und bitterkalt.

Tag 4

Nach der Trennung jung/alt gestern, trennen wir uns heute nach Geschlechtern. Die Mädels starten mit den Rädern Richtung Bodenmais und wandern zum Hochfall durch den Wald. Gerüchten zur Folge gab es danach auch noch ein Eis!

Die Männer wollen heute Action! Ich starte mit unserem Jüngsten zum Bikepark Geisskopf. Nach 20 Minuten Autofahrt kommen wir an, der Kleine ist glücklich! Der Park ist im Winter ein Skigebiet und im Sommer das Paradies für Biker. Wir arbeiten uns langsam vor, vom Übungsberg, zur Dirtbahn und dann zum Flowtrail. Das macht mega Spaß und wir sind Mittag schon durchgeschwitzt. Nach Currywurst und Almdudler steigen wir sofort wieder in die Bergbahn und danach geht es wieder per Bike nach unten.

Das geht so bis zum Nachmittag und wir merken, dass nicht jeder der ein Profi-Rad hat auch besser fahren kann als wir. Wir sind quasi die Könige der Piste – gefühlt.

Glücklich machen wir uns auf den Weg zu den Frauen und genießen erneut unseren Kaffee in der Herbstsonne vor dem Wohnwagen. Danach haben wir nochmal die Sauna gebucht und gehen von der Entspannung direkt nochmal ins tolle Restaurant. Weil’s so lecker ist!

Tag 5

Leider war es das schon wieder, wir müssen nach Hause. Weil der Weg nicht weit ist, fahren wir nochmal auf den Silberberg und besteigen das Gipfelkreuz. Wobei besteigen nach mehr klingt als es wirklich ist. Trotzdem ist die Aussicht toll und hilft ein wenig über das Ende des Miniurlaubs.

Fazit: Der Platz ist einfach toll und die Gegend bietet mehr als man in 5 Tagen erkunden kann, daher waren wir sicher nicht das letzte Mal da.

Offroad in den Alpen

Der Beitrag enthält Werbung – Fahrzeug wurde von VWN gestellt.

Kaum vom Nordkap wieder zu Hause hatte ich das Glück sowohl Urlaub übrig zu haben als auch durch meine Kooperation mit Volkswagen Nutzfahrzeuge einen coolen Amarok gestellt zu bekommen. Was lag also näher als nochmal los zu fahren. Da die Westalpen schon lange auf meiner Liste stehen (weniger bis gar nicht auf Lines) war schnell entschieden, dort geht’s hin.

Seit 3 Jahren arbeite ich mittlerweile mit VW zusammen, dabei geht es immer um Nutzfahrzeuge, meistens um den Amarok. So durfte ich auch dieses Mal mit dem, extra für den Amarok-Club gebauten, Amarok losziehen.

Es ist Montagmorgen 4:00 Uhr als der Wecker klingelt. Der Amarok ist gepackt und ich starte auf meine 800km Autobahnetappe. Heute geht es recht unspektakulär bis zum Genfer See. Dort werde ich mit herrlichem Wetter empfangen und genieße natürlich einen Cappuccino direkt am Seeufer. Am Dienstagmorgen geht’s dann endlich richtig los. Einmal halb um den Genfer See und die Alpen liegen mir zu Füßen. Zum Start geht’s heute noch nicht auf unbefestigte Straßen. Ich schlängle mich die endlosen Kurven auf den St.Bernhard Pass hinauf. Auch wenn ich ja Offroadabenteuer suche, ist die Strecke absolut empfehlenswert!

Oben angekommen, erwischt mich dann doch eine Regenwolke und ich mache mich auf zu meinem nächsten Lager. Ich habe einen sogenannte Pod auf dem Campingplatz Gran Bosco gebucht. Ein Pod sieht aus wie ein umgedrehtes Holzboot und ist innen lediglich mit einem Bett ausgestattet. Das reicht auch. Leckeres Essen gibt’s im Campingplatz-Restaurant. Hier treffen sich gefühlt auch alle Offroader die aktuell in den Westalpen unterwegs sind – daher unbedingt vorher den Platz buchen! Ich habe für 2 Tage gebucht, weil der Platz echt zentral liegt wollte ich verlängern, das war aber nicht möglich.

Tag 3, Mittwoch und die Sonne scheint. Heute geht es endlich runter vom Asphalt und auch gleich zu einem Highlight. Ich will mit dem Amarok auf den höchsten befahrbaren Pass Europas – den Col de Sommeiller. Hier geht es über eine landschaftlich tolle Piste auf knapp 3000m. Offroadmäßig ist das nicht besonders anspruchsvoll aber bei Gegenverkehr wird es schon eng. Für den Pass selber muss man 5,-€ bezahlen. Im Kassenhäuschen sitzt ein junges Mädchen, daneben liegt ein Mountainbike. Sie gibt aber lachend zu, dass sie morgens auf den Berg gefahren wird und nur nach unten mit dem Rad fährt. Oben angekommen habe ich irgendwie ein komisches Gefühl. War es das jetzt? Hierher wollte ich hin und jetzt wirkt das wie ein großer Schotterparkplatz. Der Pass ist ein Sackgasse, am Ende stehen eine Reihe Holzpflöcke (ich muss unweigerlich an St.Peter Ording denken). Früher konnte man scheinbar dort weiter fahren, heute ist Schluss.

Ich nutze das Wetter und gehe zu Fuß auf den nahen Gipfel. So einfach bin ich selten zu einer so grandiosen Aussicht gekommen!

Danach geht’s den gleichen Weg runter, bis zum Campingplatz. Natürlich nicht ohne einen leckeren Kaffee zu trinken und frische Nudeln zu kaufen. Eigentlich hatte ich heute noch eine weitere Tour auf dem Plan aber die Durchschnittsgeschwindigkeit von 14km/h holt mich auf den Boden der Realität zurück!

Donnerstag, die Zeit rennt aber die Sonne scheint dafür! Ich starte recht früh aber erst gibt’s leckeres und günstiges Frühstück auf dem Campingplatz. Ich fahre heute über den Pass Richtung Süden, der Start ist wieder einmal nah am Camp. Erstes Ziel für heute ist die Assietta-Kammstraße.

Ich war ja gestern schon begeistert aber die Tour heute ist (auch wenn das schwer vorzustellen geht) noch schöner. Die Straße führt nach dem Aufstieg einmal am Kamm entlang und eröffnet so immer wieder neue spektakuläre Blicke auf die Berge und das Tal. Die Wege sind herrlich schmal und ich halte ständig an um Fotos zu machen.

Irgendwann geht ein kleiner unscheinbarer Weg links von der eigentlichen Piste ab, ich kann nicht anders und biege ab. Kurz darauf stehe ich vor einem echt steilem Anstieg. Und da sind sie wieder, die beiden Männchen auf meinen Schultern. Der eine sagt, ‚mach das nicht du bist allein‘ aber da hat ihn das andere Männchen schon den Abhang hinunter geschubst. Also hoch geht’s!

Natürlich laufe ich die Strecke vorher ab, will ja den Amarok unbeschädigt wieder abgeben. Mit etwas Adrenalinausstoß komme ich oben an und stelle fest, es hat sich gelohnt. Höher kann man hier nicht und die Allrad-Bullis sind auch alle unten geblieben.

Also heißt es Snomaster-Kühlbox raus und erstmal Pause machen bevor es wieder runter auf den Hauptweg geht! Danach schlängelt sich der Weg wieder zurück ins Tal und ich mache mich auf die Suche nach einer Unterkunft. Leider sagt die erste gebuchte Unterkunft kurz nach der Buchung per Mail ab. Mein Glück! Die neue befindet sich super schön in einem kleinen Ort gelegen. Den Ort mit dem Namen Vinadio bestimmt eine alte Festungsanlage, es gibt nette Restaurants, einen Badesee und immer noch tolles Wetter – was will man mehr? Hier kann man auf jeden Fall nochmal hin!

Freitag heißt Abschied nehmen. Meine heutige Strecke führt schon etwas in den Norden, dadurch komme ich der Heimat etwas näher und kann aber noch auf unbefestigten Alpenstraßen bleiben. Ich habe mir heute die Maria-Stura-Kammstraße vorgenommen. Ich weiß es scheint irgendwann langweilig aber ja, auch diese Straße ist wunderbar. Ich staune wie am ersten Tag. Heute geht es durch schroffe Felsen, Kuhherden und ein verlassenes Dorf.

Bei einem Stopp schließe ich Freundschaft mit einem Ureinwohner…

Zum Mittag geht’s heute raus aus den Bergen, Im Tal finde ich ein kleines Café, kann also nicht nur günstig und sehr lecker essen sondern bekomme auch einen tollen Kaffee – das können sie einfach! Wer dort in der Nähe ist, dem empfehle ich das Cafè ed Elogi.

Bevor es Richtung Heimat geht will ich den Nachmittag für eine letzte Piste nutzen. Das Wetter zieht sich leider zu, bleibt aber trocken. Ich weiß nicht ob das ein Zeichen war, ich habe es in jedem Fall nicht beachtet. Das zweite Zeichen kam als ich vor dem gesperrten Zugang zur Tour stehe. Auch egal, anderen Weg gesucht und nichts wie hoch. Vor mir liegt die Varaita-Maria-Kammstraße, zumindest sagt mir das die Karte. Sehen kann ich nämlich rein gar nichts, ich stecke mitten in den Wolken. Dazu kommt, dass der Weg heute selten Schotterpiste ist sondern eine scheinbar uralte Kopfsteinpflasterstraße mit unangenehm buckligen Steinen.

Spaß macht das jetzt nicht wirklich und ich bin froh als ich gegen Vier wieder in einem Dorf ankomme und auf die Asphaltstraße Richtung Mailand abbiege. Nach einer Zwischenübernachtung nahe der Autobahn rolle ich am Samstag (somit Tag 6) aber insgesamt sehr zufrieden nach Hause.

Fazit:

3000 km gefahren -3000m hoch gewesen – 3 Länder – 3 Tage Offroadpisten

3.0 Liter TDI im Amarok – Die Alpen haben Spaß gemacht und ich komme bestimmt nochmal wieder, dann aber nicht allein.

Einmal quer durch Skandinavien! Sommer 2021 zum Nordkap – Teil II

Habt ihr schon “ Einmal quer durch Skandinavien! Sommer 2021 – Teil I“ gelesen? Unsere Abenteuer quer durch Finnland? Dann seid Ihr hier bei Teil II genau richtig!

Grenze Finnland – Norwegen der Caddy hat es geschafft #thewildcaddy

Da stehen wir also nun – die Grenzer von Norwegen schon in Sichtweite, ich mache aber noch ein Foto vom Grenzfluss mit dem Caddy drauf. Dann lässt es sich nicht mehr aufschieben. Wir rollen unserem Schicksal entgegen. Die Norweger sind höflich und sprechen zum Glück gut Englisch. Sie scannen unsere digitalen Impfpässe und erkundigen sich wo wir gerade herkommen. Dann noch ein paar weiter Fragen wie: Waren sie in Restaurants, in Hotels usw. Auf das alles haben wir vorsorglich in den letzten Tagen verzichtet und das war gut so. Nun die unweigerliche Frage nach den Kindern. Geimpft? Nö! Oh! Kurzes Zittern, dann werden wir an den Testcontainer verwiesen. Der Arzt testet unsere Große und fragt den kleinen ob er auch will – nach 2x die Woche Tests in der Schule lehnt er dankend ab. Der Arzt erklärt uns anschließend, dass nach norwegischem Recht Kinder ab 12 getestet werden und unter 12 nur, wenn sie sich nicht wehren. Die Frage war also seine Interpretation von „wehren“. Auf jeden Fall dürfen wir 15 Minuten später mit einem glücklicherweise negativen Test weiterfahren. Wir haben es geschafft! Wir sind in Norwegen – Nordkap wir kommen.

VW Caddy auf dem Weg zum Nordkap

Mit der Grenze wechselt irgendwie auch die Gegend. Beinahe sofort tauchen Berge auf und wir denken „typisch Norwegen“. Kurz danach wollen wir an einem „See“ Rast machen. Bei einem Blick auf die Karte stellen wir fest, dass dies das Ufer eines Fjordes ist (konnte ja auch eigentlich nicht anders sein) – Norwegen eben. Das Picknick machen wir trotzdem, mit tollem Panorama und Gästen.

Danach geht es weiter, immer Richtung Norden. Die Gegend wird schroffer, die Häuser sehen auf einmal „norwegisch“ aus und wir kommen aus dem „wow“ sagen nicht raus. Laut Wetter-App soll es bedeckt sein und meist regnen, allerdings ist der Himmel durchweg blau und ich habe das Gefühl, unser Gespann lässt sich kaum noch aufhalten auf dem Weg nach ganz oben.

Auf die Insel auf der das Nordkap liegt, kommt man durch einen Tunnel, der unter dem Meer verläuft. Auch als wir diesen verlassen scheint die Sonne unbeeindruckt von der Vorhersage (die behauptet, dass die Sonne erst in 2 Tagen wieder kommt). Daher beschließen wir, statt den ausgewählten Campingplatz anzusteuern, direkt mit Wohnwagen zum Nordkap vor zu fahren. Irgendwie scheine ich die Dame am Kassenhäuschen ungläubig anzustarren als sie mir sagt, dass das Ticket 24h gilt und wir übernachten dürfen. Daran hatten wir tatsächlich gar nicht gedacht! Na klar bleiben wir (nachdem wir kurz im Kopf abgecheckt haben ob wir alles dabei haben – was Quatsch ist, weil wir immer alles dabei haben und es hier direkt am Kapp auch fast alles gibt). Wir rollen immer noch etwas ungläubig am frühen Nachmittag auf das Plateau des Nordkaps – 71°10’21“

Caddy am Nordkap

Es ist wenig los! Oft haben wir gehört, dass das Nordkap Europas größter Reisebusparkplatz ist – aber „dank“ Corona steht hier weit und breit kein einziger Bus. Wir finden einen Platz in erster Reihe und haben selbst vom Wohnwagen aus einen perfekten Blick auf die Beringsee. Wir schnappen die Kameras und machen uns tatsächlich bei blauem Himmel und Sonne auf nach vorn. Irgendwie ist es bewegend, auch wenn wir natürlich wissen, dass es nur ein Punkt ist und es irgendwo was Nördlicheres gibt. Egal wir stehen am „Ende der Welt“ und genießen es!

Nordkapp

Es ist so wenig los, dass niemand Probleme hat, ein Foto allein an der Kugel zu machen (zu normaler Tageszeit). Also hole ich die Drohne raus und schaue mir das Ganze auch mal von oben an.

Anschließend gehen wir ins Nordkap-Center. Wir müssen uns mit den obligatorischen Souvenirs eindecken und wir wollen einen Kaffee vom Nordkap. Den bekommen wir, inklusive eines unglaublichen Blickes auf das Meer und frischer Waffeln für die Kinder. Lange hält es Line und mich nicht drin, wir wollen raus und das Wetter genießen, also überlassen wir die Kinder dem WLan und gehen wieder raus.

Später holen wir sie wieder ab und zaubern uns, mit Blick auf das Meer 300m unter uns, etwas zum Abendessen. Der Sonnenuntergang will nicht enden und so landen weitere unzählige Fotos auf der Speicherkarte – solltet ihr das Nordkap nur bei Nebel erlebt haben, sagt Bescheid, ich geb euch ein paar Sonnenbilder ab!

Nordkapp, Tag 13

Wir wachen auf, weil der Wohnwagen schaukelt wie ein Fischerboot im Sturm. Trotzdem haben wir hier am Nordkap gut geschlafen. Die Sonne ist leider weg und der Wind viel stärker als angesagt (aber dass die Angaben nicht stimmen, wissen wir ja schon). Noch vor dem Frühstück machen wir uns daher Gedanken, wie wir wohl das Aufstelldach herunterbekommen – gestern Abend stand es perfekt in der Sonne, heute genau im Wind! Frisch gestärkt hänge ich mich mit meinem ganzen Körpergewicht daran, es reicht nicht und nur durch die Hilfe der Kinder (Line muss die Wohnwagentür festhalten), bewegt es sich ganz langsam nach unten – Glück gehabt! Mittlerweile sind wir hier oben fast alleine, alle PKWs mit „Übernachtern“ darin war es scheinbar in der Nacht zu kalt oder zu windig, sie sind weg, ebenso wie die meisten Camper.

Unsere heutige Etappe ist mit Abstand die Kürzeste, nach weniger als 10km haben wir unser neues Lager das Nordkap Basecamp erreicht. Direkt am See, klein und gemütlich – so wie es uns gefällt.

Nordkapp Basecamp

Wir hängen nur ab und machen uns gleich daran die Insel Magerøya zu erkunden auf der das Nordkap liegt. Vor allem benötigen wir dringend eine Tankstelle, die waren hier oben erstmals etwas knapper, als im Rest Europas. Die Insel ist toll, die Landschaft atemberaubend und die Fischerdörfchen echt süß. Line findet heraus, dass insgesamt noch 5 übrig geblieben sind und wir schauen uns immerhin 3 davon an.

Im nördlichsten, nämlich in Gjesvaer finden wir, wonach unser Junior schon den ganzen Tag Ausschau hält. Ein Restaurant welches Königskrabben oder King Crabs serviert. So sitzen wir 15:00 Uhr in einem weihnachtlich geschmückten Gastraum und lassen uns von 2 alten Damen Riesenkrabben bzw. deren Beine servieren.

King Crabs

Alle Kosten, sogar ich als derjenige, der keinen Fisch mag. Ich sage, ‚kann man essen‘ alle anderen finden es lecker! Allerding, erst nachdem uns eine der alten Damen gezeigt hat, wie wir überhaupt an das Fleisch herankommen… Etwas Angst haben wir vorm Bezahlen, es gab nämlich keine Speisekarte. Aber es hält sich absolut im Rahmen und wir sind froh, dass wir es probiert haben. Zurück am Wohnwagen gibt es Kaffee und wir müssen uns mal wieder um den Abwasch kümmern. Während dessen wird das Wetter besser, zwar ist der Wind noch da aber auch die Sonne lässt sich blicken und vor allem der Regen ist weg. Wir nutzen die Chance und laufen los. Direkt am Camp startet eine Wanderung zu einem Felsentor. Genau richtig für eine Spätnachmittagsrunde.

Alles richtig gemacht, pünktlich zum Abendessen zieht es zu und wird ungemütlich, wir verbringen den Abend mit Spielen – die Kinder freut’s. Zum Glück müssen wir nur aus dem Fenster schauen um die tolle Natur zu sehen. Dank guter Reisplanung gibt es auch noch Radler und Wein aus der Heimat!

Tschüss Norwegen, Tag 14

Wir stehen wieder zeitig auf, die Strecke heute ist recht lang und das Wetter macht uns den Abschied nicht schwer. Trotzdem genießen wir die Fahrt bis zur finnischen Grenze.

endlose Straßen in Finnland

Die Grenze selber hätten wir verpasst, wenn nicht ein Schild dagestanden hätte. Nur der Gegenverkehr wird kontrolliert. Kurz danach ein kleiner Schock, der Bordcomputer zeigt eine Reichweite von 0km an, als wir an die Tankstelle rollen aber an der hängt ein „closed“-Schild. Ich gehe in das Bistro im Stil einer Westernkneipe und mich schauen sofort einige urige Finnen neugierig an. Ich schildere mein Problem, der Alte an der Kasse nickt gütig und gibt mir 20Liter Diesel an der Zapfsäule frei – Danke!!! Danach geht es weiter nach Schweden, auch diese Grenze erkennt man nur durch ein Schild und einen Fluss, direkt am Ufer und damit auch in Grenznähe steht eine tolle Kirche und wir vertreten uns mal die Beine. Die heimischen Mücken begrüßen uns, komisch, das erste Mal in diesem Urlaub.

Unser heutiges Ziel ist Schwedens nördlichster Campingplatz – laut Internet. Leider hat dieser geschlossen und schon beim Lesen des Schildes haben mich unzählige Mücken gestochen. Wir beschließen weiter zu fahren, mal sehen wie weit wir kommen. So richtig einladend empfinden wir es hier eh nicht. Erst nach 18:00 Uhr erreichen wir einen ausgeschilderten Campingplatz bei Vittangi am Fluss, auch der ist verlassen aber die Schranke ist offen. Uns empfängt ein deutsches Camperpärchen. Sie sind scheinbar schon ein wenig länger hier und berichten, dass der Strom an ist aber mehr nicht. Wir bleiben und schwören uns gleichzeitig, nie wieder mit halbvollem Wassertank loszufahren, der ist nämlich recht leer mittlerweile. Die Gegend ist schön aber irgendwie sind wir alle fertig, die Kinder spielen, ich mache ein paar Fotos und Line schreibt ihr Tagebuch, es folgt eine sehr ruhige Nacht.

Lulea, Tag 15

Aufgrund unseres selbstverschuldeten Wassermangels beschließen wir, vor dem Frühstück aufzubrechen und steuern das nächste Café an. Der Parkplatz und das Restaurant sehen vielversprechend aus, leider gibt’s statt Frühstück „nur“ Kaffee. Na gut, den nehmen wir dann eben mit und frühstücken im Wohnwagen.

Die nächste Etappe führt uns über den Polarkreis und diesmal haben wir uns fest vorgenommen anzuhalten. Bisher sind wir immer ohne Foto durchgefahren. Zum Glück gibt es dann auch am Schild einen Parkplatz. Auf dem kommen wir mit Tim ins Gespräch, er ist LKW Fahrer und fährt Rennpferde durch ganz Europa. Man merkt ihm die Liebe zu den Pferden deutlich an. Stolz zeigt er uns seine aktuelle Fracht und wir erfahren, dass er ein Allergikerpferd an Board hat, das Fell ist anders (der Name Curly Horse beschreibt es ziemlich gut) und so können wohl auch Menschen mit Pferdehaarallergie reiten. Die Augen unserer Großen leuchten…

Achja, natürlich schmückt das Schild jetzt auch ein Aufkleber dieses Blogs, dank der Leiter fürs Dachzelt sogar exakt auf der gelben Linie…

Sticker vom Team-Schwarz am Polarkreis angebracht. Caddy im Hintergrund

Danach geht es weiter an die Ostsee, diesmal sind wir an der Ostküste. Bevor wir unseren Campingplatz einnehmen, versorgen wir uns mit schwedischen Lebensmitteln im ICA Maxi, zwar riesig aber eine entsprechend tolle Auswahl. Wir benötigen 1,5h und sind hinterher fix und fertig! Zum Glück sind es nur noch ein paar Kilometer bis zum Platz. Wir haben uns für einen kleinen etwas südlich von Lulea entschieden. Angekommen heißt es zittern, der Vallen-Campingplatz ist tatsächlich fast voll und das junge Mädchen an der Rezeption muss wirklich suchen, ob noch Platz ist. Schlussendlich dürfen wir bleiben, aber vorerst nur eine Nacht…

Vallen Camping bei Lulea

Die Kinder gehen sofort baden, ich fülle unseren Wassertank bis oben hin auf. Wir sind endlich wieder soweit südlich angekommen, dass man gemütlich draußen essen kann und das tun wir auch. Danach lassen wir uns noch auf ein Federballturnier überreden. Wer hat wohl gewonnen???

So sehen Sieger aus

Der Platz ist wunderschön gelegen, in einer kleinen Bucht abgetrennt von der Ostsee und daher sehr still. Wir genießen den Abend am Strand und hoffen darauf, dass Morgen noch ein Platz für eine weitere Nacht frei wird.

Lulea, Tag 16

Wir werden von der Sonne geweckt und Line gesteht mir, dass sie heute Nacht schon mal am Strand war, weil der Nebel dort so toll aussah. Und mich hat sie einfach schlafen lassen. Egal, wir frühstücken gemütlich draußen und holen uns danach die Erlaubnis noch zu bleiben. Den Tag wollen wir nutzen, um uns Lulea anzusehen. Die Gammelstad, das „alte Lulea“ haben wir im Winter gesehen und nun schauen wir uns also das „neue Lulea“ an. Ich sage mal so, ich habe die Stadt überschätzt. Wir schauen uns das Wahrzeichen, den Hafenkran und die sommerpausierenden Eisbrecher an. Die umschwärmten Schäreninseln lassen wir, auf Grund der Menschenmengen auf den Ausflugsschiffen, aus. Wir folgen daher auf Empfehlung der Reiseführer der Uferpromenade und finden ein paar hübsche Ecken, unter anderem auch eine kleine Badebucht – leider zu kalt für mich! Dafür finden wir dann das „Friends, Fika and Food“ in der Innenstadt und genießen lecker Burger, Kaffee und den obligatorischen Kanelbullar. Anschließend machen wir uns (nicht allzu spät) zurück auf den Weg zum Campingplatz.

Der Nachmittag und Abend sind genauso sonnig, wie der ganze Tag und so satteln Line und ich die SUPs und erkunden die Gegend vom Wasser aus. Weil es so schön ist, wiederholen wir das zum Sonnenuntergang gleich nochmal, diesmal in die andere Richtung. Die Kinder haben keine Zeit, die üben Federball spielen…

Höga Kusten, Tag 17

Das Wetter in Lulea verschlechtert sich und wir reisen weiter nach Süden. Line hat mal wieder die Augen offen gehalten und so findet sich unweit der E4 ein altes Stahlwerk. Heute ist es ein Museum und wir nutzen die Regenpause (zumindest fast) um uns dort ein wenig die Beine zu vertreten.

Kurz darauf sitzen wir (ziemlich nass) wieder im Auto und nehmen die Hoga Kusten ins Visier. Ein Schild bringt uns nicht nur zum Anhalten, wir stellen uns sogar vorbildlich in die Schlange. Wir haben auf dem Weg den Fjällraven Fabrikverkauf gefunden. Kurz: Lohnt sich überhaupt nicht! Die Klamotten sind nur zum kleinen Teil Fjällraven und auch nicht günstiger als im Angebot in Deutschland. Schade! Auf dem letzten Teilstück werfen wir unseren Camp-Plan über Bord und entscheiden uns für einen anderen Campingplatz. Line hat Netz ein wenig recherchiert und will den Kindern mit Schwimmbad am Campingplatz etwas Gutes tun. Wir programmieren also die Navi um und kommen kurz darauf bei Norrfällsvikens Camping an. Soviel vorweg, der Platz ist riesig, besteht aber eigentlich aus mehreren kleinen Plätzen, wir haben die Wahl und entscheiden uns für den Platz „at the ocean“ (so die Rezeption). Das ist zwar die teuerste Kategorie aber hoffentlich auch schönste. Wir fahren durch einen Pinienwald (alles Stellplätze) und einmal quer über die Halbinsel. Auf der anderen Seite gibt es einen kleinen Platz mit Waschhaus und direktem Blick zum Meer. Wir stehen lediglich getrennt durch ein paar Bäume am Strand. Überall gibt es Feuerstellen und sogar die Sauna ist in Wurfweite.

Norrfällsvikens Camping

Als wir aufgbaut haben bessert sich auch das Wetter und wir spazieren nocheinmal in das kleine Fischerdorf direkt vor der Rezeption. Die Mitarbeiterin lobte bereits das Essen dort im Fischrestaurant… Uns zieht es aber eher zu den alten Fischerhütten, scheinbar mittlerweile eher als Ferienhäuser genutzt. An einem (oben rechts in der folgenden Galerie) steht natürlich ein Loppis-Schild, also einer dieser typischen kleinen Trödelmärkte. Ich gehe hinein und befinde mich inmitten unzähliger alter Dinge, am Ende des Raums ist eine kleine Terrasse direkt in der Bucht – wow! Der Besitzer kommt zu mir und wir kommen ins schwatzen. Er erzählt mir, dass er im Haus gegenüber geboren ist. Damals war das, wo wir stehen nur das Bootshaus. Sein Vater war noch Fischer und lebte auch schon hier. Er ist allerdings nur noch im Sommer hier – ich mag solche Geschichten!

Mittlerweile hat nicht nur der Regen aufgehört, es wird auch angenehm draußen und wir beschließen den Tag am Strand mit einem Lagerfeuer ausklingen zu lassen. Holz dafür bekommen wir an der Rezeption. Für uns gibt es einen Zirbenlikör und für die Kinder gegrillte Marshmallows. Wir beobachten den aufziehenden Regen und nutzen jede Minute am Strand aus, erst spät krabbeln wir alle ins Bett und lauschen den Tropfen auf dem Dach.

Höga Kusten, Tag 18

Als wir aufwachen wundern wir uns. Wir hatten Regen erwartet. Gedanklich lagen die Regensachen schon bereit. Line nutzt die vermeintliche Regenpause zum Duschen, dann spazieren wir etwas am Strand entlang und holen Brötchen – immer noch kein Regen, dafür ist die Luft herrlich klar. Als nach dem Frühstück sogar die Sonne durch die Wolken scheint, machen wir uns los zu unserer geplanten „Regenwanderung“. Wir nehmen die Regenjacken zwar mit, brauchen sie aber nicht. Die Wanderung geht heute ausschließlich über die Halbinsel, auf der der Campingplatz liegt – mitten im Naturreservat und absolut toll. Ständig ergeben sich neue, spektakuläre Blicke und Line schreibt später in unser Reisetagebuch, dass die Flechten hier so groß sind wie Blumenkohl – und sie hat Recht!

Die Sonne bleibt wider Erwarten den ganzen Tag und als wir zurückkommen, springen die Kinder sogar noch in den Pool am Platz. Zum Abendessen wollen wir heute ins Fischerdorf, aber das hat noch viel Zeit. Also ziehen wir mit Kaffee, Picknick und Feuerholz zur Sauna. Ich entzünde den Saunaofen und Line deckt direkt davor den Tisch. Wir picknicken also in Badesachen und mit direktem Meerblick bevor wir in die Sauna gehen. Ein Traum!

Zur Abkühlung geht es natürlich ins kalte Meer und so nutzen wir das komplette Holz und den kompletten Nachmittag zum Entspannen. Unsere Saunagänge haben wir aufgehört zu zählen. Erst als der Hunger kommt, machen wir uns auf zum Restaurant. Dank dem Windschutz und Decken können wir draußen sitzen. Bestellt wird per App, die Kinder sind im Wlan, also alles bestens. Wir sind mutig und bestellen unbekannte Dinge von der Karte. Es lohnt sich! Ich erwische geräucherten Wildschweinbraten, Line eine Art Kartoffelbreiauflauf mit Lachs und Garnelen, dazu noch geräucherte Garnelen und das Essen ist perfekt! (es war tatsächlich so lecker, dass ich schon vor dem ersten Foto eine Gabel voll nehmen musste)

Da wir nun alte Feuerhasen sind, was liegt näher, als auch diesen tollen Tag am Lagerfeuer ausklingen zu lassen. Uns fehlt eigentlich nur noch der Gitarrenspieler und wir sind gespannt, wann sich unsere Investition in 8 Jahre Gitarrenunterricht mal endlich auszahlt… In diesem Jahr ist es jedenfalls noch nicht soweit.

Ein Tag, fast zum vergessen! Tag 19

Wir starten zeitig, obwohl die heutige Tour nicht allzu weit ist aber wir hoffen auf entspannte Stunden am neuen Platz. Auf der Fahrt begegnet uns eine alte Bekannte. Im Dezember 2018 konnten wir sie noch in der Sonne bewundern, heute freuen wir uns schon, dass wir sie überhaupt sehen.

Bevor wir unseren geplanten Campingplatz erreichen, führt uns die Navi durch ein, nennen wir es mal, unschönes Gebiet. Nicht so richtig Wohnviertel, nicht so richtig Industrie – irgendwo dazwischen. Wir werfen trotzdem einen Blick aufs Camp, sind uns aber schnell einig – das ist nicht unser Platz! Also weiter, einkaufen müssen wir auch noch – wir essen einfach zu viel! Das kostet die nächsten 1,5h, dafür springt für mich eine Outdoorhose raus – hat ja schon bei Fjällraven nicht geklappt! Kurz nach 17:00 Uhr erreichen wir dann endlich unser neu ausgesuchtes Lager und stehen vor verschlossenen Schranken. Ich rufe diverse Telefonnummern an, bei der 4.Nummer habe ich „Glück“. Das einzige was ich allerdings erfahre ist, dass bereits Nebensaison ist und daher ab 17:00 Uhr geschlossen. Na toll! Ich stehe in einer Einfahrt vor der Schranke und die bleibt zu! Ein schwedisches Paar wird auf uns aufmerksam und kümmert sich rührend. Gemeinsam durchforsten wir das Netz nach einem Platz. Immer, wenn einer gefunden scheint, ruft der Schwede gleich an. Aber erst beim 3. oder 4. haben wir Glück. Er reserviert sofort und beschreibt uns noch den Weg. (Das war soooo lieb und wir bedanken uns noch immer, wenn wir daran denken.) Irgendwie schaffen wir es, fast ohne Schaden, aus der Einfahrt raus und sind schließlich erst nach 19:00 Uhr auf unserem neuen Platz. (Dafür aber schon einige Kilometer weiter südlich, als geplant.) Die gegrillten Burger haben wir uns heute wirklich verdient. Beim Essen wundern wir uns immer wieder, welche seltsamen Geräusche eines Stadionsprechers zu uns dringen. Die Drohne klärt uns auf, der Platz liegt direkt neben einer Pferderennbahn und heute ist scheinbar Renntag!

Unser Jüngster beschließt den Abend im Wlan am Handy, der Rest der Familie spaziert zumindest nochmal zum Wasser und dem kleinen Schloss um die Ecke. Wir werden mit einem tollen Sonnenuntergang belohnt – als ob sich der Tag bei uns entschuldigen will!

Gränna, Tag 20

Heute läuft es besser! Wir starten wieder rechtzeitig (natürlich erst nach einem ausgiebigen Frühstück!) und aufgrund der gestrigen Ereignisse sind es heute nur 3 Stunden Fahrt. Wir wollen zum Vättern, einem der beiden ganz großen schwedischen Seen. Als Lagerplatz haben wir uns das Städtchen Gränna ausgesucht, bei Zuckerjunkies über die Grenzen bekannt. Kurz bevor wir das sind, werfen wir noch einen Blick in die alte Burganlage, hier ist ganz schön viel los, hoffentlich erschlägt es uns in Gränna nicht… (Der Schein auf den Fotos trügt, ich habe alle so böse angeschaut, bis sie aus dem Bild gegangen sind)

Es kommt genau so, wir stehen auf der Haupteinkaufsstraße von Gränna und es geht kaum weiter. Die Navi will unbedingt, dass wir abbiegen aber wir haben den Wohnwagen dran und die Gassen links von uns reichen manchmal nicht für den Caddy aus. Also bleiben wir und wühlen uns durchs Gedränge. Zum Glück ist die Straße nicht so lang und wir kommen schließlich bei Gränna Camping an. Ziemlich groß aber wir werden sehr nett und trotz der Größe irgendwie familiär empfangen. Vorsorglich buchen wir erst mal nur eine Nacht, wir haben Angst, dass es uns hier zu voll ist….

Gränna Camping am Vättern Schweden

Das Wetter hat sich wieder besonnen, der Platz liegt toll direkt am See die Größe stört irgendwie nicht und die Stadt ist zu Fuß gut zu erreichen. Das ist nicht alles, unsere Kinder sind absolut happy, es gibt einen Basketballplatz, eine Dirtbahn und eine Scaterbahn und zwar direkt neben dem Platz – endlich haben wir das ganze Zeug nicht umsonst mitgeschleppt! Wir kehren also kurzerhand zur Rezeption zurück und verlängern auf 2 Nächte. Wohnwagen abhängen, Tisch und Stühle raus und gemütlich draußen essen. Geht es euch auch so, dass sich 2 Tage ohne Sonne ewig anfühlen, wenn man dann wieder draußen sitzen kann? Wir genießen es auf jeden Fall und stürzen uns danach ins Getümmel, lassen uns durch die süßen Gassen mit den bunten Häusern treiben, staunen beim Angebot der ganzen Süßigkeiten und kaufen natürlich Zuckerstangen für die Kinder und die Freunde zu Hause. (Tipp: Es gibt sie auch in den Geschmacksrichtungen „Whiskey“ und „Gin-Tonic“)

Als uns der Trubel doch zu viel wird, erklimmen wir die 243 Holzstufen auf den Gränna Berget, ganz allein sind wir hier oben zwar nicht aber es ist deutlich ruhiger. Die Aussicht im doppelten Sinne entschädigt, erstens die über den See und zweitens die Aussicht auf der Sonnenterasse einen Kaffee zu bekommen – sogar mit kostenlosem Wiederauffüllen. Ok eine Zimtschnecke gibt es auch dazu! Dort oben gibt es noch ein kleines Museumsdorf, wir werfen einen Blick hinein aber die Kinder sind schon wieder auf dem Weg zur Treppe…

Heute passiert nicht’s mehr, außer Baden im Vättern…

Gränna, Tag 21

Line schleicht um halb 9 aus dem Wohnwagen, um Brötchen zu holen. Wir frühstücken draußen, das ist schließlich unbezahlbar! Danach passiert etwas, was sich wie ein Meilenstein unserer Familie anfühlt. Unsere Kinder eröffnen uns erstmals, dass sie heute nicht mit uns mitkommen. Sie wollen die Vorzüge des Camps nutzen und wir wandern. Abgemacht! Wir starten mit leichtem Gepäck direkt vom Campingplatz. Der Weg führt kurz romantisch am Seeufer entlang, wenig später befinden wir uns allerdings im Industriegebiet. (Auch wenn dort Süßigkeiten hergestellt werden) Zum Glück ist das nicht groß und die Straße, an der wir entlang laufen hat kaum Verkehr. Immer wieder kommen Obst-Bauernhöfe, die so aussehen, als wären sie direkt aus einem schwedischen Kitschroman entsprungen, so schön!

Das eigentliche Ziel unserer kleinen Wanderung versteckt sich ein wenig. Direkt am Ufer des Vättern folgen wir einem Bach und gelangen so an einen kleinen Wasserfall, an dem noch eine alte Papiermühle steht. Ein paar Wanderer (o.k. kurz davor ist ein Parkplatz) haben sich hierher verirrt aber es ist angenehm ruhig. Wir genießen das Rauschen des Wassers und die Kühle ein wenig und laufen dann einmal um den Wasserfall herum.

Den Nachmittag nutzen wir, um am Hafen frische Waffeln, Eis und Kuchen zu essen, natürlich mit leckerem Cappuccino. Das Wetter hält sich wieder mal, entgegen aller Vorhersagen und so gehen wir noch gemeinsam eine Runde baden, bevor wir Abendessen.

Vättern

Höör, Tag 22

Heute brechen wir alle Rekorde! Wir sind so gut eingespielt, dass wir trotz gemütlichem Frühstück vor dem Wohnwagen bereits vor 9:00 den Platz verlassen. Sogar die Hauptstraße in Gränna schläft noch und ich nutze die Chance für ein Foto:

Caddy in Gränna

Wir steuern heute unseren letzten schwedischen Campingplatz an. Lange haben wir überlegt, ob wir wieder an der Ostsee mit Blick auf die Brücke nach Dänemark stehen wollen. Ich setze mich aber durch und finde einen Platz am See. Ich hoffe das schwedische Gefühl noch ein wenig länger aufsaugen zu können. Wir kommen schon gegen Mittag am Jägersbo Camping an und dürfen uns einen Platz aussuchen. Natürlich direkt am See. Beim Mittag lernen wir zwei unangenehme Arten von Nachbarn kennen. Und damit meine ich keine Camper. Leider gibt es unzählige Wespen, die sich auch nicht durch aufkommenden Wind vertreiben lassen. Dazu kommt eine Horde Enten, welche scheinbar regelmäßig von Dauercampern gefüttert wird und dazu mehrmals täglich ihre Runde über den Platz dreht. Ohne wachsames Auge kann man den Tisch also nicht lassen. Leider sieht man das Entenproblem auch beim sonst schönen Badesee, die ersten Meter bestehen aus einem grün-braunen Teppich. Das ist schade, der Platz an sich, ist echt schön!

Jägersbo Camping

Für die SUPs ist es leider zu windig. Line und ich unternehmen daher nach dem Mittag noch einen kleinen Ausflug, zu einer nahegelegenem Klosteranlage auf der anderen Seeseite. Künstler haben sie fest im Beschlag und so findet man neben alten Häusern, einem tollen Park und Kräutergarten auch allerlei Glaskunst.

Im Park finden wir dann noch eine tausendjährige Eiche – echt beeindruckend! Auch wenn die Glaseicheln nicht von ihr, sondern einem Künstler sind!

Wir hatten, wie soll es anders sein, auf ein gemütliches Café gehofft, aber das Café im Schlosspark erfüllt nicht ganz unsere Erwartungen. Da ist noch Luft nach oben. Also fahren wir zurück und trinken unseren selbstgemachten am Ufer des Sees. Auch schön! Unseren Kaffee mögen zum Glück auch weder Enten noch Wespen. Am Abend spielen wir zusammen noch die eine oder andere eine Runde. Zwischendurch geht es immer mal wieder ans Ufer, Sonnenuntergang schauen, auch dabei stören die Enten nicht.

Heimweg, Tag 23

Schweden will uns loswerden! Als viel zu zeitig der Wecker klingelt (7:00) ist es grau und wieder stürmisch. Nach dem Frühstück im Wohnwagen packen wir zusammen und starten in eine letzte Premiere in diesem Urlaub. Wir haben keine Fähre gebucht (war uns zu unsicher, wegen Corona) sondern wollen über die Öresundbrücke fahren. Ich habe gestern Abend noch schnell meinen BroPass-Account dort gemacht, so wird unser Kennzeichen erkannt und günstiger ist es auch noch. Die Jahresgebühr von knapp 50,- hat man bei der ersten Fahrt schon raus. So zumindest die Theorie! An der Öresundbrücke stehen wir vor der Schranke, die bewegt sich aber nicht. Eine nette Dame kommt und öffnet, sie erklärt uns, dass das am kurzen deutschen Kennzeichen liegt. Die Storebeltbrücke lässt sich auch durch gutes Zureden nicht zur Öffnung ihrer Schranke bewegen. Hier braucht man zwingend den Transponder, denn es werden nur dänische Kennzeichen akzeptiert.

Das Erlebnis Brücke ist auf jeden Fall speziell. Der Wind ist heftig und ich schleiche schon mit weniger als 60km/h dahin, trotzdem wackelt alles. Für uns wird klar, muss man mal gemacht haben aber wir investieren die 5 Stunden beim nächsten Mal wieder in eine Fährpassage Trelleborg-Rostock.

Der Rest läuft eher schleppend, schon in Dänemark fängt der Verkehr an sich zu stauen, das wird bis Hamburg nicht besser. Wir halten im Stau Familienrat und beschließen nicht noch eine Zwischenübernachtung einzulegen, sondern mit einem kleinen Zwischenstopp im Outlet Soltau nach Hause zu fahren. Ab da ist die Bahn auch frei und wir kommen gut und voller Erlebnisse zu Hause an.

Das Fazit:

Der Urlaub ist zu lang für nur ein Fazit!

  1. Die Fahrt von Travemünde nach Helsinki ist teuer aber lohnenswert. Finnlines hat, glaube ich, neue Stammgäste!
  2. Wir haben uns in Finnland verliebt! Das Land ist toll!
  3. In 3,5 Wochen gut 7.500km zu fahren war weniger stressig als erwartet
  4. Das Nordkap ist mehr als nur ein Punkt, an dem man anschlägt und zurückfährt!
  5. Das Schweden südlich von Stockholm reizt uns mittlerweile weniger, der Norden ist wilder.
  6. Wir sind dankbar und glücklich so etwas gemeinsam erleben zu können!

Zu guter Letzt noch unsere gehörten Hörbücher. Zum nachhören klickt einfach auf unsere Spotify-Playlist, da findet ihr jeweils das erste Kapitel von jedem Buch:

Spotify: Team-Schwarz Reisehörbücher

  1. Zeitenzauber (Band 1-3, Fantasy-Geschichten, sehr spannend, humorvoll, ein wenig mystisch und in geschichtliche Ereignisse eingebunden – Zeitreisen, wenn das mal ginge…)
  2. Percy Jackson ( mehrere Bände Fantasy-Geschichten, basierend auf der griechischen Mythologie, gut zu hören aber zwischendurch brauchen die Erwachsenen man was leichteres wie:
  3. Ein Mann ein Fjord ( kurzweilig und sehr amüsant )
  4. Land of Stories ( Teil 1-5, Was ist eigentlich aus den berühmten Märchenfiguren von H.C. Andersen und den Gebr. Grimm geworden? Wie kamen die Märchen überhaupt zu uns? Hatten die Autoren evtl. ein wenig Hilfe bzw. fantastische Unterstützung? Sehr spannende, fantasie- und humorvolle Geschichten, gut in einen Rahmen gepackt)

Dieser Blog enthält unbezahlte Werbung wegen Markennennung.

Einmal quer durch Skandinavien! Sommer 2021 zum Nordkap – Teil I

Caddy am Nordkap

Ehrlich gesagt, können wir es noch nicht so recht glauben, als wir frisch Corona-getestet, kurz nach Mittwoch Mittag im Caddy sitzen und mit samt Wohnwagen Richtung Travemünde starten. Wir fahren wieder direkt nach der Zeugnisausgabe der Kinder ab, dieses mal aber etwas entspannter, Line und ich haben nämlich schon frei. Die feierliche Zeugnisausgabe unseres Jüngsten ist emotional mindestens genauso intensiv, wie unsere Freude auf diesen Urlaub. Vielleicht ist die Freude auch etwas größer. Auf jeden Fall hält sie deutlich länger an. Die erste Etappe ist überschaubar. Auf die Fähre nach Helsinki können wir sowieso erst nach Mitternacht. Das wir allerdings so reibungslos durchkommen hätten wir nicht gedacht und aus dem „wir schauen erstmal wo wir hinmüssen und suchen uns danach was zum Essen“ wurde ein „auf einmal stehen wir ganz vorn in der Schlange am Check-In“. Einerseits natürlich gut, andererseits haben wir so gefühlt unendlich viel Zeit. Also Basketball raus, Kaffee kochen, Hörbuch hören. (Apropos Hörbuch, Line hat beschlossen, wir sollten euch erzählen, was wir immer so hören, eine Zusammenfassung aller Bücher gibt es also am Ende dieses und der folgenden Blogs!) Neben uns in der Spur wartet ein älterer Herr, der tatsächlich mit dem Mofa nach Finnland reiste…

Wenn ich ehrlich bin, nervt das Warten trotz Essen, Trinken und Toilette und wir sind alle froh, als wir gegen 0:30 Uhr endlich aufs Schiff dürfen. Die Kabinen sind fertig und wir wollen nur noch schlafen. Ein wenig mulmig ist uns schon, wir denken doch alle mit etwas Schrecken an unsere Überfahrt nach Bergen vor 2 Jahren. Aber die Ostsee war glatt wie ein Baby… (ihr wisst schon) und so pennen alle bis zum nächsten Morgen halb 11. (laut unserer Uhr) Zum Glück gibt es bei Finnlines statt dem Frühstück Brunch bis 13:00 Uhr. Was wir nicht bedenken, auf dem Schiff gilt die finnische Zeit, die haben uns also ein Stunde vom Essen geklaut. Wir werden trotzdem satt und alle sind von dem reichhaltigen Buffet begeistert. Es gibt wirklich alles, was man sich wünscht. Unser Kleinster isst sich einmal durch Süßes, Schnitzel, Nuggets, Lachs und, und, und. Das Wetter ist herrlich und so genießen wir den ganzen Tag an Deck oder beim Essen. Selbst der Kaffee ist spitze – Lob an Finnlines!

Erst spät kommen wir zurück in unsere Koje, nicht ohne noch einen Cocktail auf dem Außendeck zu uns genommen zu haben. Im T-Shirt!

Am nächsten Morgen sind wir schon in Helsinki. Die Fahrt war so erholsam und entspannt, wir hätten auch noch einen Tag hier verbracht. Nun sind wir aber gespannt auf Finnland im Sommer. Punkt 9:00 Uhr rollen wir von Board, müssen noch kurz unseren digitalen Impfpass vorzeigen und stehen 15 Minuten später schon auf dem Campingplatz am Rande Helsinkis. Ein relativ großer Platz aber gut genug gelegen, um uns sofort in die City aufzumachen.

Helsinki am Abend

Wir hängen also nur den Wohnwagen ab und starten im Caddy auf in die Stadt. Dort parken wir in dem spektakulärsten Parkhaus unserer Reisegeschichte (wie sich herausstellen soll, auch in dem teuersten!) Das Parkhaus liegt weit unter der Erde mitten im Fels. An der Decke hängen überall Schalen, damit sich am Boden vom Tropfen keine Stalagmiten bilden.

Unser Caddy im teuersten Parkhaus ever

Von dort, tief in der Erde, kommt man mit einem, schier endlos wirkenden Fahrstuhl mitten in der City raus. Irgendwie packt uns Helsinki an diesem Tag nicht so richtig. Keine Ahnung ob die Erwartungen zu hoch waren oder die Lobeshymnen im Netz zu viel. Wir laufen eine ganze Weile durch die Stadt auf der Suche nach dem „richtigen“ Helsinki. Landen in trostlosen Neubaugebieten, und Industriegebieten. Was uns aber begeisterte, das war der Markt direkt am Wasser. Hier gibt es leckeres Essen und wir schlagen zu: Lachs, Tintenfischringe, Nuggets und viel mehr! Das alles serviert von jungen und coolen Verkäuferinnen, wie wir es schon in Bergen erlebt hatten. Das gefällt uns! Allerdings sind wir nicht die einzigen, die sich auf das Essen stürzen. Die Verkäuferin warnt uns daher, dass es keine gute Idee ist, unser Essen, direkt auf den Stufen zum Wasser zu essen – die Möwen! Tatsächlich sind die Marktstände unter einem Netz und die Tische und Bänke alle in Zelten. Wir suchen uns also einen Platz unter dem Dach und beobachten die, die nicht gewarnt wurden. Tatsächlich holen sich die riesigen Möwen alles! was essbar ist und nicht mit dem eigenen Leben verteidigt wird. Für uns amüsant anzusehen aber doch nervig.

Mittlerweile werden die Temperaturen Südeuropäisch und die Kids streben zum Campingplatz zurück. Wir überreden sie noch, einen kleinen Schwenk durch die Esplanade von Helsinki und finden tatsächlich das, was wir gesucht haben. Kaum sitzen wir bei leckerem Cappuccino und Zimtschnecken vor dem Café, fühlt es sich an wie in Spanien. So sitzen wir bei knapp 30 Grad im Schatten, trinken Kaffee und beobachten die Leute. Die Mode in Helsinki ist im Sommer 2021, sagen wir mal sehr speziell…

Danach geht es aber auf direktem Weg zum Auto, wir zahlen das Lösegeld im Parkhaus und beschließen schon beim Bezahlen, das nächste Mal mit den Öffentlichen zu kommen. Das Wetter lädt zum Baden ein und so ist es nicht schwer, die Kinder ans Meer direkt am Campingplatz zu locken. Zumal es dort einen megacoolen Wasserparcours gibt, sie sind begeistert! Am Abend sitzen wir satt und zufrieden vor dem Wohnwagen. Nur Helsinki hat noch immer nicht mein Herz erobert!

Helsinki Tag 2

Die Sonne weckt uns, also draußen frühstücken und dann ab zur S-Bahn. Line hatte gelesen, dass das der beste Weg in die Stadt ist. Die S-Bahn-Station begrüßt uns auf finnisch mit der Information, dass gerade Revision ist und daher nichts fährt. Aber als Ersatz gibt es Busse. Leider verkauft der Fahrer keine Tickets und wir finden weit und breit nicht den benannten Ticket-Automat (Nachtrag: er war in der S-Bahn-Station, die wiederum geschlossen war!) Zum Glück gibt es im nahen Supermarkt vier günstige Tagestickets für uns und so sitzen wir kurz darauf im Bus. Irgendwie sind wir heute entspannter, schlendern einfach und genießen die Stadt bei dem Wetter.

Natürlich landen wir zur Mittagszeit wieder am Markt. Die Mädels am Stand von gestern waren so authentisch und sympathisch, den steuern wir wieder an. Heute probieren die mutigen Damen gebratene Minifische, unser „Kleiner“ bekommt den gewünschten Hot Dog und ich (Micha) genieße Rentier-Frikadellen…

Nach dem Mittag geht es aufs Schiff. An dieser Stelle möchte ich mich nochmal ganz herzlich bei Francois Buchholz bedanken. Er hatte über eine Facebook-Gruppe Tickets für das Boot in Helsinki angeboten, weil er sie nicht mehr selbst nutzen konnte. Also DANKE! Wir haben sie gern genutzt und so die Schären vor Helsinki genossen.

Danach suchen wir uns noch ein gemütliches Café in Blickweite der alten Universität und genießen das nordische Leben.

Rauma, Tag 3

Wir verlassen Helsinki. So richtig sicher sind wir nicht, wie wir diese Stadt nun finden. Wir schieben es erstmal darauf, dass es uns in die Natur zieht und vor allem in den Norden. Trotzdem verlassen wir die Zivilisation noch nicht ganz, sondern fahren an der Westküste langsam Richtung Norden. Wir haben von tollen Städtchen voller Holzhäuser gehört und wollen uns daher die Stadt Rauma nicht entgehen lassen. Schon 13:30 Uhr erreichen wir den neuen Campingplatz und sind absolut begeistert. „Sucht euch einfach einen Platz aus“ sagt der Chef des kleinen gemütlichen Platzes Pyharanta-Camping. Machen wir und stehen tatsächlich ganz vorn am Wasser. Vor uns die Ostsee, neben uns die Sauna und hinter uns der Wald – Finnland wir haben uns gerade verliebt – in dich!

Die langen Tage im Norden sind allzu verlockend, als dass wir auf dem Campingplatz bleiben könnten und so starten wir nach einem Kaffee auf unserer Terrasse (einige Plätze haben tatsächlich eine Holzterrasse mit Blumenkübel) direkt auf Entdeckungsreise nach Rauma. Ein wunderbares kleines Städtchen. Wir haben den Eindruck in eine längst vergangene Zeit einzutauchen. Zu unserem Glück, scheinen sich aktuell nur wenige Touristen hierher zu verirren. Wir genießen es – und ein Eis! In der Eisdiele spricht uns eine junge Finnin an und fragt ob sie uns übersetzen darf. Sie hatte Deutsch in der Schule und spricht es gern. Bei den Fantasienamen der unzähligen Eissorten kann es sein, dass sie ihr Angebot bereut hat. Trotzdem haben wir alle etwas gefunden und es war lecker!

Danach geht es zurück, wir wollen heute unsere erste finnische Sauna genießen. Laut dem Chef vom Campingplatz ist sie ab 16:00 Uhr angeheizt und im Preis inklusive. Dass Sauna in Finnland wenig mit dem Wellness-Trend in Deutschland zu tun hat, merken wir schnell, stören tut es uns überhaupt nicht! Wer jetzt überlegt, wie wir das meinen, dem will ich mal das Bild wiedergeben, welches uns empfing. Wir betreten die Sauna, es befinden sich darin:

2 finnische Holzhausbauer mit je einer Dose Bier

1 Oma mit ihrer Enkeltochter, diese hockt auf den Fliesen spielt mit ihrem Spielzeig, geht zwischendurch öfter raus und rein

1 älterer Herr der aus 2 Meter Entfernung mit der Holzkelle mit viel Schwung einen Aufguss macht, bevor er sich den Eimer mit heißem Wasser über den Kopf schüttet.

Alle natürlich mit Badebekleidung (ist aber weniger unangenehm als erwartet). Sofort werden wir in ein Gespräch verwickelt, meist auf Englisch, mit ein paar deutschen Brocken. Einer der beiden Holzhausbauer, hat auch in Deutschland schon Holzhäuser gebaut. Die Beiden erzählen uns, dass sie gerade auf der Insel vor unserem Campingplatz ein typisches Holzhaus bauen und währenddessen hier auf dem Platz „wohnen“ – ich überlege kurz ob ich den Job wechsle! Das Beste ist aber, dass es direkt nach der Sauna über einen langen Steg in die Ostsee zur Abkühlung geht! Ein Traum!

Pyhäranta, Tag 4

Der Platz ist so toll, dass wir spontan unsere Planung über den Haufen werfen und statt einer, lieber 2 Nächte bleiben. So können wir wieder in der Sonne frühstücken und erkunden danach die Gegend. Wir finden kleine verlassene Straßen und Wege und tolle Natur direkt am Meer.

Am Ende zieht es uns dann in das kleine Örtchen Pyhäranta (genau, so wie der Campingplatz) dort gibt es erneut Holzhäuser aber auch lecker Essen und vor allem auch wieder tollen Kaffee. Die Finnen müssen sich, was den Kaffee angeht, nicht hinter den Italienern verstecken. Beim Wetter heute auch wieder nicht!

Die Kinder fangen am Strand noch kleine Fischchen und so nutzen wir den Abend (neben der Sauna) für eine gemütliche SUP-Tour auf der spiegelglatten Ostsee – so darf das gerne weitergehen!

Kokkola, Tag 5

Ein wenig traurig sind wir schon, als wir am nächsten Morgen diesen tollen Platz verlassen. Allerdings lockt uns der Norden. Trotzdem ändern wir noch einmal kurzerhand unsere Route und bleiben noch eine Weile an der Küste. Leider klingt die Bezeichnung „Küstenstraße“ nach mehr als uns erwartet, die Küste sieht man so gut wie nie (das hätte man natürlich nachlesen können aber wer glaubt das schon, ohne es selbst zu sehen bzw. nicht zu sehen). Wir haben ein klares Zwischenziel. Nordlandblog.de haben von einem kleinen Museumskaffee berichtet, also genau das Richtige für uns! Kurz vor Vaasa finden wir es auch direkt an der Straße. Der Parkplatz ist zum Glück groß genug und wir lassen uns den selbstgemachten Kuchen und Kaffee auf einem historischen Hof schmecken. Das Thermometer zeigt schon wieder unglaubliche 30 Grad an, daher sind wir froh über die schattenspendenden Bäumchen hier.

Weiter geht es dann über die sogenannte 7-Brücken-Route und hier lässt sich die See endlich mal wieder sehen. Wir haben es zum Glück nicht eilig und so ist der eine oder andere Stopp (zum Ärger unserer Kinder) möglich.

Caddy auf der Sieben Brücken Route in Finnland

Gegen 15:00 Uhr checken wir „endlich“ am Platz ein. Wir sind heute auf dem Kokkola-Campingplatz, nicht ganz nach unserem Geschmack (zu städtisch, zu viel Straße drum herum) aber alles sauber und ordentlich. Es gibt sogar eine Skaterbahn – allerdings hält die unserem scooterfahrenden Junior nicht Stand „die ist doof“ ist sein Urteil, weil aus Holz und zu weich. Wir wollen hier nur bis morgen bleiben und dafür ist er absolut ok. Auch hier hängen wir nur schnell den Wohnwagen ab, trinken einen Kaffee und schon sind wir wieder unterwegs. Line hat eine tolle Insel im Netz gefunden, die wollen wir uns auf jeden Fall ansehen. Vorbei geht es an Wäldern und tollen Sandstränden und kurz darauf sind wir auf der Ohtaki Insel. Die Zufahrt zeigt uns, dass wir nicht die einzigen sind, denen es hier gefällt aber die meisten liegen zum Glück nur am Strand und wir sind auf unserer Inselrunde fast alleine. Ein wunderbares Stückchen Erde. Den besten Ausblick hat man von dem kleinen Aussichtsturm mitten auf der Insel, die Kinder sind zu faul nach oben zu steigen, stört uns natürlich nicht, wir sind allein oben!

Für alle Camper: Direkt nach dem Damm zur Insel gibt es einen Parkplatz auf dem man auch Campen darf (Bis auf Strom ist alles vorhanden, gezahlt wird im Bistro). Wir hatten auf ein nettes Restaurant für unser Abendessen gehofft, leider vergeblich. Also halten wir am Supermarkt und decken uns mit zu vielen regionalen Leckerbissen ein, die wir anschließend am Wohnwagen nicht schaffen. Zum Glück haben wir einen Kühlschrank!

Abendstimmung auf dem Campingplatz Kokkola

Oulujärvi, Tag 6

Mittlerweile sind wir als Camperfamilie wieder in Höchstform! Jeder kennt seine Aufgaben beim Aufbrechen und so sind wir am nächsten Morgen schnell wieder unterwegs. Eigentlich wollten wir bis Oulu an der Küste bleiben, aber uns reizt das finnische Seenland zu sehr. Planänderung! Wir verlassen also die Küste (und gefühlt die Menschen) und fahren über einsame Landstraßen durch riesige Wälder. Irgendwann wird die Straße schlechter und vor allem enger, das ganze gipfelt in einem Schild mitten im nirgendwo auf dem eindeutig steht, dass wir hier nicht weiterfahren können.

Sackgasse auf für den Caddy #thewildcaddy

Vielleicht sollten wir uns nicht blind auf die Navi verlassen (war aber auch das einzige Mal, dass sie sich geirrt hat!). Line und ich steigen aus, kratzen uns kurz ratlos am Kopf und stellen fest, dass es nun heißt: rückwärtsfahren bis zur nächsten Einfahrt, zum Glück kam diese schon nach wenigen 100m. Wir drehen um und nehmen die nächst größere Straße – auch das gehört dazu! ( ich glaube unsere Kinder haben nichts davon mitbekommen!) Kurz danach glauben wir uns schon wieder verfahren zu haben, stehen wir doch vor einem Fähranleger. Ein Blick auf die Karte zeigt aber, dass es keine Brücke gibt und wir völlig richtig sind. Die Fähre auf eine Insel im See (der fünftgrößte in Finnland) vor uns ist kostenlos und genau drauf befindet sich unser nächster Campingplatz! Wir checken schon gegen Mittag ein im Manamansalon Leirintäalue (ja genauso heißt der Platz – Willkommen in Finnland!)

Camping Manamansalon Leirintäalue von oben

Der Platz liegt inmitten eines großen Pinienwaldes, direkt zwischen mehreren Seen die wiederum auf einer Insel in einem großen See liegen, klingt irgendwie verwirrend, ist aber wunderschön! Der Platz ist recht groß, da alles versteckt im Wald liegt, stört das aber gar nicht. Wir nutzen das tolle Wetter aus und pusten die SUP’s auf. Ab da spielt sich der restliche Tag fast ausschließlich im Wasser ab. Selbst den Kaffee koche ich nur und nehme ihn mit auf das SUP… Die Sonne geht mittlerweile erst nach 22:00 Uhr unter und wir nutzen jede Minute aus!

Oulanka Nationalpark, Tag 7

Da wir am Vortag so zeitig hier waren, kommt es uns gar nicht so vor, als wären wir nur eine Nacht hier geblieben. Aber es ist so und wir wollen weiter, leider meldet auch der Wetterbericht das Ende des Hochsommers und wir stellen uns gedanklich schon auf Regenjacken und Gummistiefel ein. Bevor es soweit ist, genießen wir endlich die endlos geraden Straßen des Nordens. Es ist mir unerklärlich wie man so etwas für langweilig halten kann – ich bin fasziniert!

Heute geht es (endlich) in den Oulanka Nationalpark, der steht ziemlich weit oben auf unserer Finnland-Liste und zumindest Line und ich freuen uns. Kurz vor 16:00 Uhr kommen wir ebenso kurz vor dem Regen auf unserem Platz an, der hört auf den tollen Namen Juuman Leirintäalue und liegt (wie soll es anders sein) direkt an einem See. Genau genommen wird er ringsum von Wasser umschlossen.

Als wir ankommen sind wir fast allein und dürfen uns einen Platz aussuchen, danach gibt es Kaffee und Kuchen und wir versorgen uns mit Informationen für die nächsten Tage. Den Rest des Tages heißt es spielen, lesen und ausruhen… Ok, ich gehe noch das eine oder andere mal raus, um nachzusehen ob das Wetter ein paar spannende Fotos zulässt aber mehr geht heute nicht mehr.

Oulanka Nationalpark II, Tag 8

Ausschlafen! Draußen regnet es sowieso! Allerdings bekomme ich nun, in Anbetracht des Wetters, ein wenig Panik. Ich habe gestern Abend noch ein wenig gegoogelt und einen Anbieter für Bärensafaris gefunden. Ok, gefunden und gebucht! Für heute Abend, da ansonsten kein Tag mehr frei war. Hoffentlich findet das ganze nicht im strömenden Regen statt! Aber dazu später mehr!

Da die Tour erst abends startet, wollen wir heute noch die sogenannte „kleine Bärenrunde“ laufen. Eine Wanderung über viele kleine Hängebrücken quer durch den Nationalpark. Auch wenn der Name es vermuten lässt. auf Bären haben wir (außer unser Jüngster) weder gehofft, noch welche gesehen. Trotzdem ist diese Wanderung absolut toll! Es ist unglaublich, wie schön es in diesem Nationalpark ist. Da stören uns nicht einmal die 12 Grad um die Mittagszeit (gestern hatten wir noch 27).

Besonders begeistert hat uns vor allem, dass es hier an jedem Rastplatz eine Feuerstelle gibt. Aber es liegt nicht nur Holz bereit, es gibt auch eine Axt, Grillspieße und Gusspfannen. Leider haben wir nichts zum Grillen mit – das passiert uns in diesem Urlaub nicht wieder!

Grillplatz im Oulanka Nationalpark

Wir kommen am Nachmittag zurück zum Campingplatz und haben trotz der 12 km Bärenrunde noch ausreichend Zeit, um uns mental und klamottentechnisch auf unseren abendlichen Ausflug vorzubereiten. Aufgeregt lesen wir noch einmal die Mail und stellen fest, wir brauchen Bargeld! Was??? In Skandinavien Bargeld? Liegt laut Anbieter am fehlenden Handyempfang direkt an der russischen Grenze. Also fahren wir noch ins nahegelegene Ski-Gebiet, da zeigt Google einen Geldautomaten an, den Line nach einiger Sucherei auch findet – wird wohl nicht oft gebraucht hier. Während wir die Schotterpiste zum ausgemachten Treffpunkt fahren, ruft die Mitteldeutsche Zeitung an. Ein Mitarbeiter hat kurz vor unserer Abfahrt unseren Caddy gesehen und ist der Internetadresse zu unserem Blog gefolgt. Sie wollen einen Artikel über uns schreiben, also geben wir kurzerhand noch ein Interview, bevor wir pünktlich im Nichts ankommen. Wären wir noch 2 km weiter gefahren, wären wir jetzt in Russland…

Wir haben uns für das Unternehmen Karhu-Kuusamo entschieden (der Tipp kam erneut von Nordlandblog) und das ganze per Mail auf Englisch gebucht. Die Website gibt es sogar in Deutsch! Kurz haben wir beim Buchen noch überlegt, ganz billig ist das ganze nämlich ehrlich gesagt nicht (120,- pro Erwachsenen, Kinder die Hälfte) aber wann kommt man schon mal dazu, wilde Bären zu beobachten! Am Treffpunkt sind wir erstmal etwas enttäuscht, irgendwie hatten wir gedacht, dass wir 4 alleine mit einem Guide durchs Unterholz robben. Nein, hier standen schon Menschen, die locker einen halben Reisebus gefüllt hätten. Die Einweisung gab es in mehreren Sprachen und gut verständlich. Einige Gäste hatten die ganze Nacht gebucht, wir nur den Abend. Die Erleichterung kam aber gleich danach, wir als Familie bekommen eine extra Beobachtungshütte für uns allein. In der Mail stand bereits, dass wir Essen und Trinken mitbringen sollen, also schleppen wir den Proviant und die Kamera einen kleinen Trampelpfad entlang, bis uns unsere Guide eine Hütte zeigt, die die nächsten 4 Stunden unser Heim wird. Unsere Hütte trägt den passenden Namen Pöpö (wir überlegen, ob wir unseren Sohn umbenennen sollen, ist ja nicht weit weg) erfahren aber, dass dies einer der 180 möglichen finnischen Begriffe für Bär ist (Sage noch jemand, dass Deutsch schwer ist). Bevor wir die Hütte betreten, ziehen wir (typisch finnisch) die Schuhe aus, drinnen gibt es Teppich, Kissen und Decken. Wir werden also weder frieren noch unbequem sitzen. Hinter uns an der Wand gibt es Betten, vor uns Fensterscheiben und darunter mit Stoff isolierte Löcher um das Kameraobjektiv durchzuschieben. Auch an Erbsenkissen (um die Kamera abzulegen) und Ferngläser hatte man gedacht.

Bärenbeobachtung

Wir machen es uns gemütlich (Handyempfang gibt es zum Ärgerniss des Kindes wirklich nicht) und breiten unser Picknick aus. Jetzt heißt es warten. Draußen beobachten wir, wie die beiden Damen mit einem Quad einige Stellen anfahren und dort Lachse und (wie wir später erfahren) Trockenhundefutter verteilen. Und wir können es kaum fassen, an der Waldgrenze wartet bereits geduldig ein riesiger Bär, bereits 19 Jahre alt, wie wir später von unserer Guide erfahren und sozusagen ein Stammgast des Buffets. Es kommen noch 2 weitere jüngere Bären und lassen es sich schmecken, ziehen sich aber wieder zurück. Dann stößt unsere Guide zu uns (natürlich exakt in dem Moment in dem ich auf dem Klo sitze, welches sich im Eingangsbereich befindet…) und erzählt uns flüsternd jede Menge über die Bären. Wir wissen jetzt nicht nur ihre Namen sondern auch, dass sie alle aus Russland kommen. Das unberührte und wilde Gebiet des Nationalparks ist dort, auf der anderen Seite der Grenze, noch viel größer als auf der finnischen Seite und wohl auch kaum zugänglich. Kaum fragen wir sie, ob wohl nochmal Bären kommen, fühlt es sich an wie auf dem Bärenbahnhof. Ein Kommen und Gehen, unsere Große zählt am Ende 11 Bären. Leider kam die Sonne nicht mehr raus und (ein Grund nochmal zu kommen) es gab an diesem Abend keine Bärenmama mit Nachwuchs zu sehen.

Wir sind total geflasht von diesem Erlebnis, wie oft haben wir schon von der „größten Bärendichte in ganz Skandinavien“ gelesen, gesehen haben wir aber noch nie einen und jetzt gleich so viele. Und das war es noch nicht, erst glauben wir zu irren, als wir zwischen den Möven glauben einen Adler auszumachen. Aber wir liegen richtig, unsere Guide hat es bestätigt, es sind Seeadler und zwar jede Menge.

Gegen 22:15, also schon mit Verspätung verlassen wir die Hütte. Line ist etwas mulmig zu mute, denn da draußen stehen ja die Bären immer noch. Ich bin total fasziniert, als ich ohne Scheibe dem jungen neugieren Bären gegenüber stehe, bevor er oder sie auch, wie die älteren bereits zuvor, das Weite sucht. Auf der Rückfahrt (eine Stunde durchs Hinterland) machen wir noch Abendbekanntschaften mit den, hier allgegenwärtigen Rentieren und fallen anschließend völlig fertig aber glücklich in unsere Betten.

Rentier bei Nacht

Oulanka Nationalpark III, Tag 9

Nachdem es gestern fast Mitternacht war, schlafen wir nochmal aus und machen uns nach Frühstück und Dusche auf zum Oulanka-Touristcenter. Von hier aus startet unsere heutige Wanderung. Das Wetter ist besser geworden, die Regensachen bleiben also erstmal im Rucksack. Dort befindet sich auch unser Grillgut – wir sind also vorbereitet. Die Kinder haben nicht so richtig Lust auf eine lange Wanderung und so laufen wir an einigen Stromschnellen entlang bis der Fluss ruhiger wird und wir eine tolle Feuerstelle finden: Picknick!!!

Irgendwo habe ich mal den Tipp mit der Birkenrinde gelesen und so schwärmen wir kurz aus und zupfen von den Stämmen die Dünnen abstehenden Rindenstücken ab. Getrocknetes Holz steht sowieso bereit, genauso wie die obligatorische Fiskars-Axt (steht jetzt auf meiner Wunschliste!) Das mit der Rinde klappt wunderbar und so brennt in weniger als 5 Minuten ein herrliches Lagerfeuer. Wir grillen unsere Würste (Bratwürste heißen in Finnland übrigens Bratwurscht und sind in jeder erdenklichen in Deutschland bekannten Form erhältlich.) – wir haben Nürnberger, die lassen sich im Paar super zwischen das runde, weiche Brot packen, welches es hier in Skandinavien überall gibt! Lecker! Danach geht es langsam zurück zum Campingplatz.

Wir haben die Sauna gebucht. Heute lässt sich sogar unsere Große dazu hinreißen mitzukommen. Also sitzen wir am Holzfeuer und schwitzen und schwatzen über die tollen Tage bisher. Die Abkühlung danach gibt’s im glasklaren See oder Fluss, wer weiß das schon, direkt vor der Tür.

Der Abend zeigt sich von der besten Seite und der Platz scheint zu sagen, dass wir noch bleiben sollen. Lange sitzen wir draußen und genießen den spektakulären Anblick.

Inari, Tag 10

Line zieht beim Frühstück ein erstes Resümee: 4750km gefahren und 88km gelaufen (mehr als erwartet) und alles genossen! Nach dem Frühstück packen wir zusammen, das geht tatsächlich immer schneller, alles ist jetzt dort, wo es am besten passt, alle 4 sind eingespielt und wissen was zu tun ist. Trotzdem, dass wir erst nach 8 aufgestanden sind, beim Abbau noch einem kleinen Konzert eines deutschen Lehrerpärchens im Sabbatjahr gelauscht haben (es gab the weatherman mit Ukolele und Flöte – echt cool, achja und die beiden sind ein Jahr mit dem Fahrrad unterwegs!) sitzen wir schon vor 10 Uhr im Auto und genießen erneut die Weite Finnlands. Es geht Richtung Norden und der Regen verfolgt uns. Trotzdem gibt es unterwegs ein Picknick am See und eine leckere Fika in einem gemütlichen kleinen Café (erst draußen, mit einsetzendem Regen dann drinnen) was gleichzeitig die Rezeption eines Campingplatzes ist. Der Chef ist echt nett und wir schwatzen ein wenig, aber wir wollen noch etwas weiter! Am späten Nachmittag kommen wir am Uruniemi Camping Ky in Inari an, die Einfahrt wirkt nicht wirklich einladend, das Betreiberpärchen ist ein wenig „speziell“ aber dabei nicht unhöflich. Wir lassen uns darauf ein und schauen darüber hinweg, dass es etwas wenig Toiletten und Duschen gibt. Wir sind jetzt 11 Tage unterwegs und daher tiefenentspannt. Es dauert nicht sehr lange und wir mögen den Platz, wieder einmal ist ringsum Wasser und der Blick einfach toll! Das hat doch immer wieder eine unglaublich beruhigende Wirkung.

Uruniemi Camping Ky in Inari

Wir machen noch einen kleinen Spaziergang, aber so richtig Lust haben wir heute nicht mehr. Zum Glück waren wir bereits auf dem Weg einkaufen und haben alle Leckereien an Bord. Wir müssen also unser Abendprogramm nur durch Essen und über das Wasser schauen, unterbrechen.

Inari, Tag 11

Sonnenuntergang gestern 23:16 Uhr, Sonnenaufgang heute Morgen 03:14 Uhr. Wir merken deutlich, dass wir im Norden sind. Die Kinder stört es nicht, sie liegen in Ihrem Aufstelldach und pennen, bis wir sie mit etwas Nachdruck wecken. Gefrühstückt wird drinnen, obwohl die Sonne scheint. Nennt uns Weicheier aber bei 9° Außentemperatur ist uns nicht nach draußen sitzen, wir können ja raus schauen. Wir wollen heute in den Lemmenjoki Nationalpark aber da es auch ewig hell ist, haben wir es nicht eilig. Der Nationalpark gehört zu den größten straßenlosen und unberührten Gebieten Europas – wir sind gespannt! Die Kinder bestechen wir auch heute mit der Aussicht auf Lagerfeuer und Bratwurst und zusätzlich mit dem Hinweis, dass das heute statt einer Wanderung quasi ein Spaziergang ist. So sitzen wir kurz danach im Auto, die Kinder haben Kopfhörer auf, um unser Staunen nicht mehr zu hören. Line und ich staunen für uns allein.

In dem riesigen Park fällt die Auswahl schwer, wir entscheiden uns für den Luontopolku Naturtrial und sind am Parkplatz erstmal kurz verwundert. Der Parkplatz liegt weit abseits und ist trotzdem voll! Allerdings treffen wir auf der Wanderung selbst, kaum einen Menschen. Keine Ahnung, wo die alle sind. Der Pfad ist für skandinavische Verhältnisse gut ausgeschildert und wie erhofft natürlich, wunderschön (Achtung: Wortspiel). Das Wetter passt dazu und in ganz mutigen Momenten ziehe ich sogar die Jacke aus und genieße die Sonne.

Es ist still, einsam und wild. Wir genießen und sogar Line findet sich damit ab, dass das heute tatsächlich ein Spaziergang und keine Wanderung über mindestens 10km wird. Schon nach gut einem Kilometer stoßen wir auf eine Feuerstelle, an der wir unmöglich vorbei gehen können. Sie liegt unmittelbar an einem See und ruft uns quasi. Also Feuer an, die Kinder wissen schon, was ich brauche und bringen mir jede Menge Birkenrinde. Im Schuppen nebenan finden sich: die obligatorische Axt und Brennholz. Line hat noch nicht ganz unseren Proviant aus dem Rucksack geholt, da brennt das Feuer schon. Ich weiß nicht mehr, wie lange wir dort saßen, aber wohl weit länger, als eine Picknickpause dauert. Diesmal haben wir sogar an den Nachtisch vom Grill gedacht. (unser Tipp: Bananen bis etwas über die Hälfte einschneiden und dann Stücken Vollmilchschokolade reinschieben. Anschließend einfach auf den Grill legen und warten bis Schale braun ist und die Schokolade geschmolzen.) Das besondere Highlight der Kinder: Der Papa hat ihnen Marshmallows besorgt und ist somit Held des Tages!

Als wir wieder im Auto sitzen und die Sonne herrlich scheint, haben wir alle keine rechte Lust, einfach zurück zu fahren und so halten wir zunächst bei einer Rentierfarm an. Wir sind die einzigen Gäste und der Besitzer kommt etwas ungläubig aus dem Haus. Wir versichern ihm, dass wir uns seine Farm ansehen wollen und bezahlen gern die 10,- Eintritt. Er ist natürlich Same und erzählt uns viel über das Leben mit den Rentieren, auch über die Zeit als keine Gäste mehr kamen. Aus dem Stehgreif kann er das Datum im März 2020 nennen, an dem für seine Familie alles anders wurde. Er nimmt sich viel Zeit für uns, zeigt uns seine Tiere, erklärt uns jede Menge und beantwortet alle unsere Fragen. Außerdem wissen wir jetzt, dass Rentiere schön gesagt, sehr ausgeglichen, entspannt und wenig ehrgeizig sind. Sie benötigen 4 Jahre für die Ausbildung zum Schlitten-Rentier und selbst dann schaffen es nicht alle, einen Schlitten zu ziehen (an Kraft mangelt es aber nicht). Er selbst bildet gar keine mehr aus, er meint, es wäre für die Tiere auch gar nicht so gut.

Wenn er keine Gäste rumführt, schnitzt er Dinge aus Rentier-Geweihen oder eben die traditionellen Holztassen. Jedes Geweih eines Rentieres ist einzigartig, wie ein Fingerabdruck und es wird einmal im Jahr entsorgt (durch das Tier) und wächst danach erneut innerhalb eines Jahres auf die immer stattlicher werdende Größe. Er zeigt uns seine Schnitzereien, aber sehr unaufdringlich. Begeistert zeigt er uns, wie die wunderschönen Holztassen „Kuksa“ entstehen und erzählt uns die Geschichte zu deren Entstehung und den unterschiedlichen Verzierungen. Wir kaufen einige der hübschen Kleinigkeiten – seitdem trägt unser Jüngster stolz seine Rentier-Kette mit einem geschnitzten Gott des Donners darauf. Eine kleine Entschädigung für die ausbleibenden Touristen ist übrigens der Ort, an dem er mit seiner Familie wohnt. Schöner geht es eigentlich gar nicht! Er gibt uns zu verstehen, dass er das weiß und es auch niemals anders haben möchte! Siehe nächstes Bild:

Wir ziehen weiter, kommen aber nicht weit. Line hat in der Nähe der Straße eine tolle Hängebrücke entdeckt und wir legen den nächsten kleinen Spaziergang ein. Sogar die Kinder kommen ohne Beschwerde mit und wir finden das nächste Stückchen tolle Natur zum Kraft tanken.

Jetzt aber zurück zum Campingplatz und die Sonne genießen. Ich komme mit einem finnischen Biker ins Gespräch. Jani, an dieser Stelle viele Grüße! Er spricht mich an, weil er unseren Caddy fotografieren will. Darf er natürlich. Und weil der Platz recht klein ist, laufen wir uns immer mal wieder über den Weg. Die letzte Begegnung haben wir direkt am See. Ich habe die Kamera in der Hand, er eine Dose finnisches Bier. Seine Aufforderung reinzuspringen lehne ich dankend ab (ist mir zu kalt). Er jedoch will mir zeigen was echte Finnen sind. Zu meiner und der Verwunderung aller Anwesenden zieht er sich komplett aus (und das in Finnland) und springt mit einem beeindruckenden Sprung ins kalte Wasser. Um ihm das Bild zu schicken, tauschen wir natürlich anschließend unsere Kontakte aus. Auch euch möchte ich dieses Meisterwerk nicht vorenthalten:

Jani

Aber auch ohne Jani ist der Abend am See wunderbar und wir können uns gar nicht satt sehen, am ewigen Sonnenuntergang.

Es geht nach Norwegen, Tag 12

Wir packen unsere Sachen und verabschieden uns von Inari. Wir sind aufgeregt wie lange nicht mehr. Warum? Eigentlich wollte ich nicht schon wieder über Corona schreiben aber ohne würden wir selber es bald nicht mehr verstehen. Als wir in Deutschland gestartet sind, hat Finnland nur Touristen reingelassen, welche aus Ländern mit Inzidenz unter 25 kamen, das haben wir geschafft! Nun ist Finnland aber selber, und zwar erst während unseres Aufenthalts hier, auf über 75 Inzidenz gestiegen und somit von Norwegen als Orange eingestuft. Wir Erwachsenen sind geimpft, also save aber die Kinder?! Wir lesen viel im Netz, Online Anmeldung oder nicht, gilt nun das ganze Land Finnland oder nur die Region (die ist noch „grün“), hat der Grenzübergang überhaupt auf, glauben sie uns, wo wir herkommen?! Wir wissen es alles nicht und machen uns schon einmal bereit, das Nordkap aus der Planung 2021 zu streichen.

Ob wir es geschafft haben und wie die nächsten 2 Wochen durch Skandinavien waren, kannst du hier lesen:

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Unser erster Wir-machen-kein-Wintercamping-Wintercamping-Ausflug

Ich sehe mich noch in unserem alten Wohnwagen am Lago Maggiore (hier ist der Blog dazu) sitzen und nach neuen Wohnwagen Ausschau halten. Ein kurze vorsichtige Frage bei Line, ob wir wohl die Winterisolierung für unser Aufstelldach mitbestellen sollen – Zack, kam die Standard-Antwort: Nö, wir machen kein Wintercamping. Also, weiter konfiguriert, ohne Winterisolierung. Nachdem der neue dann erst im September kam und der Herbsturlaub diesmal nur 4 Tage lang war (wir haben zu wenig Urlaub), ratet mal wer da vorgeschlagen hat, wir könnten doch mal im Winter weg, an die Ostsee oder so.

Natürlich lass ich mich nicht lange betteln und wir bestellen parallel die Winterabdeckung bei unserem Wohnwagenhändler des Vertrauens und buchen einen Campingplatz an der Ostsee. Silvester wollen wir diesmal zu Hause und mit Freunden feiern (bei denen zu Hause 🙂 )aber gleich am Neujahrstag geht’s dann los. OK es ist Neujahr, also ein Tag nach Silvester – demzufolge wird aus früh eher mittag aber bis zur Ostsee sind es schließlich nur 400km. Die Autobahn bis an Berlin vorbei kennen wir auswendig, danach versucht Line die Adresse des Campingplatzes heraus zu finden und stößt auf eine lustige Info: Heute geöffnet bis 18:00 Uhr. Nach einem Anruf beim Platz steht fest, dass das gar nicht lustig ist, sondern ernst. Wer kommt auch auf die Idee am Neujahrstag anzureisen!? Außer uns… die Navi sagt 17:55 Uhr, der Tank sagt entweder bummeln oder tanken. Und beide haben keine Ahnung, dass der Wohnwagen hinten dran hängt. Also tanken und Gas geben. Punkt 18:00 Uhr erreichen wir das Tor, die Rezeption ist noch offen und wir bauen schnell im Dunkeln auf. Das geht trotz neuem Wohnwagen routiniert, nur an den neuen Mover muss ich mich noch gewöhnen.

Die Buchung hätten wir uns übrigens sparen können, auf dem Platz herrschen nordschwedische Verhältnisse, also wenig Gäste außer uns. Das hat aber scheinbar nur etwas mit der Jahreszeit, nicht mit der Qualität des Platzes zu tun. Es ist ein toller Platz und gerade bei so wenig Gästen ist es erstaunlich, wie oft die Waschräume gereinigt werden. Wir sind begeistert!

Bereits um 19:15 Uhr sitzen wir beim ‚harten Törn‘ und essen Brathering, Fischstäbchen, Zanderfilet und für mich, als Freund der Fische, gibt’s ein Schnitzel. Viel mehr passiert heute auch nicht mehr, einen warmen Tee nach dem Rückweg zum Wohnwagen, eine Geschichte von Line und dann ab in die Betten. Die Winterisolierung tut ihren Dienst, nichts wird kalt oder feucht, die Kinder sind begeistert in ihrem Dachgeschoss.

Tag 2

Nachdem das Wetter gestern eher so war, wie man es gehässig anderen wünscht, die im Winter an der Ostsee sind, schlafen wir heute natürlich aus. Line treibt es als erste raus und sie genießt die Duschen im Badetempel (der Begriff kommt von den Kindern und wer mal da war, weiß, dass das nicht so weit weg ist, empfangen einen doch am Eingang altgriechische Götter in weißem Mamor). Ich als treusorgender Ehemann und Vater bereite das Frühstück. Die Kinder – pennen! Wir sind gerade fertig mit frühstücken, sogar die Kinder hat der Duft herunter gelockt, da kommt die Sonne raus. OK, es ist bereits 10 vor 12 aber egal. Also ab an den Strand!

Badetuch und Sandspielzeug lassen wir heute im Wohnwagen, vielmehr sind wir auf der Suche nach dem Gebräu dieser Region – heißer Sanddornsaft! Der Platz liegt super, direkt am Strand und in ein paar Minuten ist man an der Strandpromenade von Kühlungsborn. Hier ist es überraschend voll im Januar, das hat zumindest den Vorteil, dass die Läden geöffnet haben!

Natürlich bekommen wir auch, wonach wir suchen. Ungefähr 5 km schaffen wir bei herrlichem aber kaltem Wetter, dann packt uns der Hunger. Wir wollen unser Glück im neuen Seglerhafen versuchen und wir finden – Vielmeer. Genau unser Ding, das Essen megalecker und die Aussicht aus der 2.Etage ebenfalls toll, wir haben die Wahl aufs Meer zu schauen, oder auf der anderen Seite den Sonnenuntergang zu beobachten, oder beides!

Selbst der Rückweg im Dunkeln stört die Kinder nicht, zum Glück sind die Häuser alle noch Weihnachtlich geschmückt und so gibt es viel zu sehen. Am Wohnwagen angekommen, das alte Spiel, warmer Tee und Kekse. Wir, na gut, ich will unseren Fernseher testen (frisch verkabelt) und so schauen wir passend zur Jahreszeit und unserem Ort eine Doku über den Schneewinter 1978/79 – Wahnsinn! Achja – TV läuft!

Tag 3

Die Nacht war vorsichtig gesagt unruhig! Draußen war ordentlich Wind und der kam auch noch aus der falschen Richtung… Wie das sein kann? Irgendwer hat bei LMC geschlafen als sie das Aufstelldach entwickelt haben und so spielt, der über das Dach ziehende Wind, ein böses Spiel mit dem Kamin (Schornstein für Heizungsabluft). Egal wie, es geht in regelmäßigen Abständen die Heizung aus, meist schafft sie es von allein wieder, ein paar mal muss ich aber nachhelfen. (ich Idiot wusste übrigens schon vorher von dem Problem und auch die Lösung, hatte aber gehofft, es würde uns nicht treffen – denkste.) Somit verschlafen wir den Vormittag, was nicht schlimm ist, es regnet Bindfäden. Nach dem Frühstück starten Line und ich einen Versuch im Campingladen eine Kamin-Verlängerung zu bekommen, leider erfolglos. So patschen wir im Regen zum Wohnwagen zurück. Was macht man bei so einem Wetter? Sauna! Die gibt es am Platz, wenn auch nicht inklusive. Also genießen wir 4 die Wärme und die Entspannung. (ich liebe unsere Kinder dafür, dass sie auch Sauna mögen). Wir beschließen den Platz heute nicht mehr zu verlassen, trinken Kaffee im Wohnwagen und gehen später zum Abendessen in eines der platzeigenen Restaurants dem Toplicht 54. Unser Jüngster fängt beim Warten an Einhörner zu malen, und irgendwie steigen alle mit ein, außer mir, ich schwöre. Am Ende sind sie überall, sogar in Lines kunstvoll gestaltetem Urlaubstagebuch. Pünktlich zur Schlafenszeit wird dem kleinen schlecht, so hat seine Schwester das Bett im Dachgeschoss allein und wir einen Schlafgast mehr. Zum Glück sind unsere beiden Betten zum Verbinden und ergeben eine riesige Schlaffläche. Der Kleine schläft in einer Ecke und ist kaum zu spüren. Der starke Wind zum Glück heute Nacht auch nicht, er hat gedreht.

Tag 4

Es stürmt und regnet weiter! Wir sind im Chill-Modus und genießen die Zeit, frühstücken ausgiebig und wagen uns erst raus, als sich die Wolken Mittag verziehen. Der Wind ist weiter heftig und das Meer gibt wirklich alles, um uns zu beeindrucken.

Ab und zu lasse ich die drei ein Stück weiter laufen, um ein wenig mit den Filtern und dem Stativ zu spielen (man schleppt ja nicht Kiloweise Zeug mit rum, ohne es zu benutzen…)

Heute ist alles perfekt – ein perfekter Winterostseetag! Wir sind am Meer, trinken Kaffee im Barista. Natürlich nicht ohne leckeren Kuchen…

Anschließend finden wir sogar noch einen regionalen Laden, in dem es neben Sanddornsaft auch alles vom eigenen Bauernhof gibt, lecker!

Es stürmt, es ist kalt, was liegt da näher als auf die Seebrücke von Kühlungsborn zu gehen. OK, bis ganz vor trauen wir uns nicht. Nicht weil wir Angst vor dem Wind haben, sondern, weil wir beobachten, wie regelmäßig die Wellen über die Brücke schlagen und die noch mutigeren (oder dummen) einmal duschen. Machen – nö aber anschauen ist lustig!

Und dann gibt’s da auch noch die, denen das nicht reicht. Surfer! Im Januar!!!! Ich mach ja viel mit aber bei dem Wetter ins Wasser, manche ohne Handschuhe, brrrrrr. Aber schön anzusehen waren sie…

Wenn wir einmal da sind, können wir auch gleich noch einmal ins Vielmeer gehen. Wir ergattern gerade noch so den letzten Tisch, auch der ist nach uns wieder reserviert, dass es hier schmeckt schient sich rumzusprechen…

Wir genießen also ausgiebig, bevor wir uns zurück zum Wohnwagen kämpfen.

Tag 5

Wir müssen nach Hause, also wollen wir die Zeit noch nutzen. Die Kinder schlafen, wir gehen Brötchen holen. Der Weg geht, wie soll es anders sein, direkt am Strand entlang und so stellen wir wieder mal fest: alles richtig gemacht!

Nach dem Frühstück geht es nach Hause, wir konnten dem Platzbetreiber eine Stunde mehr Zeit zum Abbau abschwatzen, Punkt 11 schließen aber die Schranken des Platzes für die nächsten Wochen.

Wir waren beim Wintercamping – hat Spaß gemacht und auch Line hat nicht gefroren. Werden wir wohl mal wieder machen. Snowboard / Ski-Urlaub machen wir aber weiterhin ohne Anhänger, vorerst…

Kurze Herbstferien – Mit dem neuen Wohnwagen zum Alfsee

Oktober 2019

Ja ist denn schon Juni? Das war der Liefertermin für unseren neuen Wohnwagen. Mittlerweile waren wir in Norwegen und beim entspannten Camping mit einem geliehenem Wagen. Nun war es aber soweit. Ich durfte unser neues Schmuckstück Ende September endlich in Empfang nehmen und so stand dem ersten Urlaub mit „dem Neuen“ nichts im Wege. Naja, außer unser chronischer Urlaubsmangel. So blieben nach Norwegen, Österreich, Schweiz und Italien eben nur noch 4 Tage übrig.

Das heißt, Italien oder gar Koratien fallen aus, Deutschland ist angesagt. Wir wollen Wellness, die Kinder einen Spielplatz und alle ein Schwimmbad. Im Netz lichtet sich die Auswahl recht schnell und wir beschließen, dem Campingplatz am Alfsee einen Besuch abzustatten.

Auf dem Hinweg machen wir Zwischenstopp bei Freunden und genießen die erste Nacht im neuen Wohnwagen. Herrlich

Das Wetter bessert sich bei jedem Kilometer, den wir näher ans Ziel kommen. Letztendlich zieht sich die Strecke an Osnabrück vorbei aber doch über die Kaffeezeit hinaus und wir kommen erst am späten Nachmittag an. Wir haben reserviert und so geht es an der Rezeption recht schnell. Wir beziehen unseren Stellplatz und erkunden den Platz. Die letzten Tage scheint es wohl durchgeregnet zu haben, denn der Platz ist eher eine Sumpflandschaft als eine Wiese. Uns egal, wir bauen erstmal auf und kochen einen Kaffee…

Von Nordlicht Systeme habe ich einen ausziehbaren Ladeboden zum Testen bekommen, der beweißt sich bei dem Wetter als perfekte Ergänzung zum Kofferraum und dient mir anschließend als Bike-Service-Station, denn die Kinder beknieen mich, sie wollen Rad fahren. Solch einen Trieb wollen wir nicht unterdrücken also runter damit. Wir beiden „Alten“ laufen hinterher. Irgendwo muss dieser Alfsee doch sein. Auf dem Campingplatz schon mal nicht! Aber direkt hinter dem Hinterausgang stellt sich ein hoher Deich entgegen. Da wir nicht am Meer sind, vermuten wir den See des Außerirdischen Alf dahinter und so war es dann auch. So mit idyllischem Campingplatz am See hatten wir uns das zwar anders vorgestellt aber hilft ja nichts. Dafür tut die Sonne alles dafür, uns zu zeigen wie schön es hier ist.

Irgendwann stellt sich Hunger ein und nun heißt es, zu schauen ob wir echte Camper sind. Eingekauft haben wir nichts, wird sich auch im neuen Wohnwagen genug “ Standardausrüstung“ angesammelt haben, damit es für ein Essen reicht?! Jupp, Nudeln mit Tomatensoße geht immer! Danach machen wir es uns gemütlich – Ende Tag 2

Der Sonntag begrüßt uns genauso wie angekündigt – mit Mistwetter! Also Ausschlafen und dann erstmal schauen wo es auf dem Platz Brötchen gibt. Wir hoffen auf regionale Produkte im „Supermarkt“ des immerhin großen Campingplatzes, werden leider enttäuscht, das Angebot ist mager. Brötchen gibt es aber reichlich.

Nach dem ausgiebigen Frühstück packen wir unsere Badetasche und machen uns auf den Weg zum Welnesstempel dem Alfenland.

Das Saunaland gefällt uns richtig gut. Mit viel Liebe zum Detail wurde das ganze Haus gebaut und eingerichtet. Die Kinder sind von dem großen Pool beeindruckt. Den haben sie auch noch fast die ganze Zeit für sich allein während wir die unterschiedlichen Saunen testen. (Fotos erspare ich euch an dieser Stelle 😉 )

Beim Bezahlen sind wir dann doch etwas, na sagen wir mal überrascht. Wir bekommen als Campinggäste sagenhafte 1,-€ Rabatt pro Erwachsener, bezahlen dafür aber 2,-€ Aufschlag weil heute Sonntag ist – Respekt das nenne ich doch mal ein tolles Campingangebot! Das macht für die kürzeste Variante von 3 Stunden genau 54,80€ für uns 4 und das obwohl wir auf dem Campingplatz sind – ich finde das ganz schön happig.

Entspannt und geschafft vom anstrengenden Tag schaffen wir noch einen kleinen Besuch des neuen Germanenlandes. Wir sind gespannt was uns erwartet. Zutritt gibt es nur mit eigens dafür ausgehändigtem Transponder. Hinter der Drehtür erwartet uns ein schöner Spielplatz mit Aussichtsturm, Wasserspielbereich und ein paar Dingen zum Klettern. Ein toller Spielplatz auf einem Campingplatz aber dafür eine extra Drehtür???

Uns überkommt der Kaffeedurst und wir schlendern zum Wohnwagen. Von dort gehen wir heute auch nicht mehr weg… Wir stehen übrigens auf dem Teil „Pferdekoppel“ in unmittelbarer Nähe zum Waschhaus. Das ist sauber, nicht weniger aber auch nicht mehr. Die Beleuchtung ist abends recht abenteuerlich, um nicht zu sagen, nicht vorhanden.

Heute ist Montag und der Wetterbericht verspricht einen tollen Tag. Wir packen nach einem spätem Frühstück unsere Räder und machen uns mit dem Plan des Campingplatzes auf eine empfohlene Route. Leider sind wir scheinbar blind und finden kurz nach dem Ausgang schon kein Hinweisschild. Egal, fahren wir einfach drauf los, es gibt genügend ausgeschilderte Wege (besser als die auf dem Plan des Platzes) und so durchqueren wir Maisfelder, Pferdekoppeln und erreichen nach kurzer Fahrtzeit ein Kloster mit Kirche.

Sehr nett und ein Café lädt zu Essen ein. Leider ist Montag nicht offen und wir ziehen weiter, in guter Hoffnung ein anderes zu finden.

Wir finden viele netter Cafés und Gaststätten aber alle, wirklich alle haben geschlossen. Zu guter letzt sind wir wieder am Campingplatz und steuern das vielgelobte Seecafe an, welches sich über dem Alfsee befindet – geschlossen! Und zwar bis Mai.

Auf dem Rückweg kommen wir an der tollen Wasserski-Anlage vorbei, diese befindet sich direkt auf dem Platz an einem kleinen extra See. Wir sind überrascht wie viel hier los ist. Unsere Große ist zwar seit Sommer großer Fan, traut sich dann aber hier, unter den ganzen Experten doch nicht. Dafür hat der Imbiss geöffnet und wir können tatsächlich draußen sitzen und einen leckeren Kaffee genießen – geht doch!

Wir bleiben eine ganze Weile sitzen und bestaunen die Künste der Fahrer. Irgendwann treibt uns die einsetzende Kälte zurück zum Wohnwagen und wir beenden den Abend mit Spielen.

Heute ist schon der letzte Tag und laut Wetterbericht auch kein guter. Wir entscheiden uns dafür, die Stadt Osnabrück zu besuchen und machen uns, natürlich wieder nach dem Ausschlafen auf den Weg. Das Frühstück war heute leider, aufgrund steinharter Brötchen kein Genuss (da muss der Bäcker wohl die alten und neuen vermischt haben) – schade!

Nach 20 Minuten sind wir in einem Parkhaus in der Innenstadt angekommen und sind begeistert. Eine schnuckelige, alte Innenstadt mit vielen tollen Läden. Es war vom Outdoorladen über Kunst bis zum Holzspielzeug für alle was dabei. Das Wetter spielt mit und wir genießen den Tag.

Zum Mittag gab es traditionelle Kost – Burger! Ok, nicht ganz traditionell, dafür lecker. Wir waren im Peter Pane und wirklich begeistert.

Dort stößt eine Kollegin oder Freundin oder beides (?!) zu uns und wir verbringen den Nachmittag gemeinsam, erkunden die Kirche (Kultur – Check!) und die Frauen Shoppen noch ein wenig.

Wir beschließen den Abend in einem Sushi-Restaurant und zwar spielend. Die Kinder haben sich beim Shoppen mit Spielen eingedeckt und die Schummelhummel wird vor, bei und nach dem Essen bemüht – die seltsamen Blicke der anderen schieben wir darauf, dass wir nicht All-You-can-eat bestellen, wofür das Restaurant bekannt ist. Warum? Wir waren vorher im Liebkings Kaffee ( Danke Barbara für den Tipp) und konnten nicht nur Kaffee trinken. 😉

Spät kommen wir wieder am Wohnwagen an und krabbeln in die Betten. So schnell geht ein Urlaub vorbei, morgen gehts wieder nach Hause. Zum Glück ziehen wir schon nächstes Wochenende wieder los…

Fazit: Osnabrück ist toll! Den Campingplatz haben wir nun erlebt, hat uns aber nicht begeistert und die weite Anreise lohnt sich für uns nicht. Dann lieber mal wieder ins Südseecamp.

Nachtrag: Wir haben für 4 Tage 20kWh Strom bezahlt! Ohne Heizlüfter, Föhn, Mirkowelle oder ähnliches. Das sind dauerhaft 400W die verbraucht wurden. Liebes Team vom Alfsee, das kann nicht stimmen und trägt zum Gesamtbild bei.

Berlin – dieses Mal mit den Kids

September 2019

Der letzte große Trip ist schon wieder viel zu lange her und neben einem entspannten Campingwochenende mit lieben Freunden, gab es keine Ausflüge. Auf dem Plan stand aber noch Berlin als Familienausflug. Da war klar: deutlich weniger Programm als allein, mal sehen was sich so ergibt.

Trotz Hotel reisen wir mit Wohnwagen an, unser eigener (neuer) ist gestern endlich bei uns eingezogen und wir nutzen die Chance, unseren Leihwohnwagen mit dem wir den ganzen Sommer unterwegs waren, zurück zum Händler nach Berlin zu bringen. Dem Stau sei Dank, kommen wir erst am Abend dort an und sind froh, dass uns Berliner Freunde, ja genau die gleichen vom Campingwochende, zum Grillen auf ihren Hinterhof eingeladen haben. Zum Stau gesellte sich in Berlin aber noch Starkregen, also wurde aus dem Grillabend ein toller Abend mit Freunden und Nachbarn und lecker Essen und Trinken – Ok, dafür hätten wir vielleicht nicht nach Berlin fahren müssen, oder doch?! aber egal.

Am Samstag nach dem Frühstück…bei Freunden 😉 starten wir dann endlich, um Berlin zu erkunden. Unsere Tochter hatte sich, natürlich, das Brandenburger Tor und den Fernsehturm gewünscht – also auf gehts. Wir nehmen die Öffentlichen und beginnen zu überlegen, ob das Wochenende so gut gewählt war. Morgen findet der Berlin Marathon statt und heute bereits der für die Kinder und Skater. Dementsprechend voll ist es schon überall.

Egal wir starten mit dem Fernsehturm…

Das Wetter ist heute besser als angesagt und so können wir bis Mittag durch das sonnige Berlin ziehen. Man hat das Gefühl der Fernsehturm folgt uns auf Schritt und tritt. Er schafft es sogar, sich auf fast alle unserer Bilder zu schleichen.

Zum Glück haben wir ja zwei ortskundige Begleiter dabei, die uns vor dem Mittag zum höchsten Gebäude des Potsdamer Platzes lenken und den schnellsten Fahrstuhl Europas anpreisen. Rasend schnell fahren wir also im Kollhoff-Tower in den Himmel über Berlin und genießen bei aufziehenden Regenwolken den Ausblick. Günstiger und leerer als der Fernsehturm und ja, weniger hoch, dafür kann man vieles noch erkennen, was vom Turm aus einfach zu weit weg ist. Hat sich gelohnt!!!

Die zunächst harmlosen Tropfen, als wir wieder auf dem Platz unten stehen, deuteen wir richtig – gleich gehts los! Wir wählen das erstbeste Restaurant und noch ehe wir einen Blick in die Karte werfen können, zeigt uns der Regen was er so drauf hat, draußen! Das Restaurant ist ein Glückstreffer. Wir sind im coa wok&boals gelandet, alles frisch und lecker!

Nach dem Essen ist der Schauer vorbei aber die Vorhersage lässt nichts Gutes ahnen. Daher verlagert sich unsere Planung nach innen.

Als erstes geht es ins Magicum, eine Art Zaubermuseum mit allem, was so dazu gehört. Die Kinder können sich die Karten legen oder herausfinden welche buddhistischen Vorfahren sie wohl haben könnten und wie die Hexe hieß der sie die letzte schlechte Note verdankten. Damit auch die innere Reinigung nicht zu kurz kommt, stehen vor einer tollen Zaubershow die Klangschalen zum ausprobieren bereit. Fazit: bei den Kindern sprudelte das Wasser irgendwie leichter…

Jetzt ein Eis! Line schwelgte in alten Erinnerugen und führt uns zu einer sagenhaften Eismanufaktur. Für jeden von uns gibt es eine tolle Eisrose und für die „Alten“ einen leckeren Cappuccino on top. Wollt ihr das auch? Dann ab ins Amarino.

Auf dem Weg ins nächste Highlight nutzten wir die Chance, unseren Kids auch die dunklen Seiten unserer Geschichte näher zu bringen und durchqueren das jüdische Mahnmal.

Unsere Freunde haben was spezielles mit uns vor (diesmal jugendfrei, so hoffen wir) aber vorher schlendern wir, bei erneut einsetzendem Regen noch ein wenig durch die toll restaurierten Hackeschen Höfe und ja, die Geldbörse wird leichter, die Taschen schwerer…

Ganz tief drin gibt es da einen Hof, der ist anders! Dunkel, etwas schmuddeliger, unrestauriert und vor allem bunt! Irgendwie das gallische Dorf im Reich der Römer. Wir mögen das! Spannend ist, dass wir genau hier hin wollen!

Ein kleines beleuchtetes Schild weißt uns auf den Keller, in den wir als nächstes besuchen wollen. Wollen wir das???? Die Dämmerung beginnt gerade und der junge Mann am „Eingang“ erklärt uns, dass wir noch eine Stunde warten müssen und auch dann nur rein dürfen, wenn eine angekündigte Gruppe nicht kommt. Wir entscheiden uns für das Warten und es lohnt sich! Die Gruppe kommt nicht und wir steigen gegen 19:00 Uhr mit ein paar anderen Interessierten aus aller Herren Länder in den dunklen, dunklen Keller. Unser Anführer, Guide, Beschützer – ich weiß nicht, was am besten passt, ist so aufgeregt und hippelig, dass man denken könnte er hätte was von dem Zeug geraucht, von dem draußen immer mal wieder eine Wolke vorbeiweht.

Was uns drinnen erwartet ist kurz gesagt „irre“. Und das im positiven Sinne. Ich will euch nicht zu viel verraten, das muss man erlebt haben! Es ist laut, lustig, erschreckend, witzig, dunkel, phantasievoll und noch vieles mehr und alles bewegt sich und macht Geräusche! Auch für Kinder? Absolut, aber behaltet sie an der Hand! Für unseren Blogg hat er mir anschließend erlaubt, noch ein paar Fotos zu schießen. Ich habe lange überlegt, wie viel ich euch zeige, um nichts vorweg zu nehmen. Hier das Ergebnis:

Schaut es euch an, wir sind begeistert! Das Dead Chickens Monster Kabinett, so die Betreiber, ist ein heruntergekommener Vergnügungspark, der sich verselbstständigt hat. Skurrile Automatenkreaturen tanzen, singen und dichten in ihren Biotopen und erzählen von der Reise ins Innere.

Es ist spät geworden und wir beenden unser Tagesprogramm. Ich nutze die kurze Rückfahrt zum Hotel, um noch ein paar Nachtfotos zu schießen.

Untergebracht sind wir übrigens im A&O Hostel Kolumbus Berlin. Ein einfaches aber prinzipiell nettes Hotel mit Familienzimmern. Wenn man bereit ist ein paar Abstriche beim Komfort und Service zu machen, sicher eine gute Alternative. Wir haben leider eine defekte Lampe im (fensterlosen) Bad, was sich allerdings am Wochenende nicht reparieren lässt. (wir funktionieren kurzerhand unsere Nachttischlampe um) Das verschafft uns, dank des sehr netten Personals ein kostenloses Frühstück am Sonntag. Auch hier darf man natürlich keinen Gourmet-Tempel erwarten aber man wird gut satt. Einzig echter Kritikpunkt: der Kaffee! Schade!!! Der gebrühte Kaffee ist während der ganzen Zeit leer und die Maschine rührt Wasser mit Pulver zu einer kaffeeähnlichen Brühe.

Nach dem späten Frühstück versuchen wir aus Berlin heraus zu kommen, was sich dank Marathon aber als äußerst schwierig herausstellt. Immer wieder stehen wir mit dem Auto direkt an der Strecke, winken kurz den Läufern und drehen dann, um einen anderen Weg zu suchen. Dank Stadtautobahn können wir dann unter der Strecke hindurchfahren und endlich abreisen…

Berlin mit Kindern? Bestimmt nochmal, dann mit mehr Zeit und ohne Marathon!