Stubai – vom ersten Schnee und entspannten Polizisten
Oktober 2017
Wir haben es gewagt und soviel vornweg: das Experiment ist geglückt! Beginnen wir von vorn. Auf dem Rückweg von Italien, Anfang Oktober (hier der Blog dazu) mussten wir ja zwangsläufig durch die Alpen. Ringsum die Berge mit frischem Schnee machten Fernweh, obwohl wir noch gar nicht zu Hause angekommen waren. Es half alles nichts, wir mussten einfach den Kalender befragen. Der Reformationstag ein Dienstag, das ist unsere Chance. Am ersten Arbeitstag den Brückentag zum Urlaubstag umorganisiert und eine Unterkunft gesucht. Line hat eine Regel aufgestellt an die ich mich, als liebender Ehemann natürlich halte – Im Schnee wird nicht gecampt. Eine Unterkunft mit Frühstück ist auch schnell gefunden, einfach aber bezahlbar – passt!
Achja – die Überlegung welcher Berg es werden soll fällt kurz aus – wir lieben den Stubaier Gletscher. Jedes Jahr im April gehört er für ein Wochenende uns, nur uns! Diesmal dürfen die Kinder auch mit. Zum ersten Mal ohne Skischule, wir werden sie also an der Backe haben aber irgendwas ist ja immer 😉 Mitten in unserer Planung scheinen wir auch meine Schwester samt Familie mit unserer Idee zu überzeugen, sie sind spontan dabei.
Wir starten also am Freitag pünktlich mit dem Stundenklingeln der Schule und denken bis München auch, dass wir wohl ganz allein auf dem Gletscher sein werden. So schaffen wir es sogar, einen Stopp bei unserem Lieblings-MC-Donalds in Greding einzulegen. Eine Konstante im Leben braucht schließlich jeder…
Zwischen München und dem Berg dann das übliche Gerangel, welche Spur im Stau denn nun 1 km/h schneller ist. Da ich diesmal ohne Wohnwagen unterwegs bin, mische ich natürlich ordentlich mit. Gegen 21:00 ist das Schauspiel vorbei und wir sind im Tal angekommen. Voller Vorfreude auf Morgen und den Schnee liegen wir zeitig im Bett und nutzen den Luxus von TV im Bett.
Am nächsten Morgen geht’s los. Wir sind aufgeregt und können es kaum erwarten auf den Berg zu kommen, die Kids lassen es ruhig angehen. Unser Jüngster ist trotzdem zuerst angezogen (von uns) und genießt den Ausblick vom Balkon bis alle soweit sind.
Endlich geht es los und wir machen uns kurzentschlossen, doch mit dem Auto, auf den Weg. Der Bus war uns mit den Kindern einfach zu stressig. Der Berg lockt uns schon am Morgen mit herrlichem Sonnenschein.
Punkt 10 Uhr sitzen wir in der neuen Seilbahn und wir sind echt gespannt. An der Dresdner Hütte sind die Schneeverhältnisse eher von der Marketingabteilung als „top“ beschrieben worden als von Wintersportlern aber ab hier wird jeder Meter weißer. Oben angekommen könnte man meinen es ist tiefster Winter.
Wir schaffen es trotz der beiden Mini-Anfänger den Tag zu genießen, allerdings sehen wir uns recht selten. Einer übt mit der mittleren Snowboarden und der andere versucht am Kleinen mit seinen Ski dran zu bleiben. Was ist hier nur passiert, seit der letzten Skischule im Februar. Wir nutzen den Tag bis zum Schluss aus, der Wetterbericht sagt nämlich für morgen nichts Gutes voraus.
Und genauso kommt es! Schon am Frühstückstisch begrüßt uns der Wirt mit der Nachricht: „Der Lift bleibt heute zu! Sturm!“ Irgendwie ist das aber Glück im Unglück. Draußen ist es ungemütlich und neblig, auf der Piste hätten wir heute mit den Kindern keinen Spaß. Da der Lift gar nicht fährt, erhalten wir Erwachsenen einen Tagespass als Entschädigung, quasi als Vorfreude auf April. Was macht man an solch einem Tag?! Das was alle machen – Shoppen! Das Brenneroutlet ist nicht weit entfernt, also schauen wir uns das mal an.
Wir sind scheinbar recht zeitig dort, Parkplätze sind noch ausreichend vorhanden. Dies ändert sich aber zusehends und von Laden zu Laden wird das Genörgel lauter. Unsere Einkaufsliste ist abgearbeitet, nur das wichtigste, Knieprotektoren, gegen geschundene Kinderknie haben wir noch nicht. Es ist Mittag und jetzt platzt das Center aus allen Nähten. Wir beschließen, uns ein nettes Lokal auf dem Rückweg zu suchen. Also nehmen wir den alten Brennerpass und wie das immer so ist bei uns – nix! Wir landen also noch hungriger wieder im Stubaital und ergattern den letzten Tisch in einem gemütlichen Restaurant. Fast hätte ich einen Salat bestellt, da viel mein Blick auf die andere Seite der Karte. Fleischspieß!? Klingt gut! Nehme ich!
Das Essen hat geschmeckt, die Familie ist glücklich! Wir fahren ins Tal hinein und wagen unterwegs einen letzten Versuch. Tada, mitten im Tal, in einem winzigen Sportladen finden wir sie. Knieprotektoren fürs Kind und Line, hat sich der Tag doch gelohnt. Die Kinder genießen den Nachmittag spielend auf dem Teppich der Pension, Line und ich auf dem Bett. Mal nichts tun kann auch schön sein. Zumindest wenn für den nächsten Tag schönes Wetter vorausgesagt wird.
Am Abend gehen wir alle zum Schallerhof .
Im Schallerhof haben unsere Schneewochenenden vor einigen Jahren begonnen. Es mag an meiner sentimentalen Einstellung liegen oder aber auch am Schallerhof, ich finde es hier toll. Das Haus ist sehr einfach und urig eingerichtet, die Zimmer sind sehr günstig, der Chef ist immer nett und das Essen ist echt lecker. (dieses Wochenende war leider schon alles voll) Als Tipp: Der Kaiserschmarrn direkt in der Pfanne serviert, reicht locker für 2 und ist saulecker.
Der Montag startet wie erhofft mit Traumwetter. Also ab in die Autoschlange zur Talstation. Irgendwie haben sich die Gäste über Nacht verdoppelt, da der Verkehr eh allein rollt versuche ich mit dem Handy ein paar Eindrücke zu schießen. Kennt ihr das? Ihr wisst schon vorher, dass es nix wird, fotografiert aber trotzdem, könnte ja… und Spaß macht es trotzdem.
Zwischendurch müssen wir natürlich immer wieder auf den Vordermann aufschließen und da passiert das unglaubliche. Mitten aus der Autoschlange picken sich diese zwei Österreichischen Polizisten wen? Mich! ‚Ja Hallo, wir haben sie gelasert! Papiere bitte.‘ Jetzt wurde es spannend. Ihr wisst ja, Snowboarder müssen sich zum anschnallen meist hinsetzen. Die beiden Taschen an meiner Snowboardjacke (ja ich war schon fertig angezogen 😉 ) sind unten und vorn. Hinsetzen mit Portemonnaie also unmöglich. So habe ich beschlossen alle wichtigen Dinge ohne selbiges mitzunehmen. Ich befürchte nur, dass die Polizisten nicht meiner Meinung sind, wenn ich denke, dass einzig wichtige auf dem Berg ist die Kreditkarte. Mehr hatte ich nicht dabei. Kam aber anders! Die beiden waren tiefenentspannt und meinten, ich solle mir erstmal einen schönen Tag auf dem Berg machen, heut Abend die Familie in der Pension abladen und dann zu ihnen auf die Wache kommen und die 35,- (für 18 km/h) bezahlen. Das ist ein Vorschlag, den kann ich nicht ablehnen. So zahlt man fast gern! Weiter geht’s im Stau.
Die Wolken im Tal täuschen, oben erwartet uns feinstes Gletscherwetter. Wir genießen einen tollen Tag. Unsere kleine Snowboarderin hat dank Protektoren ihr Vertrauen wieder gefunden und schwingt sich übend den Berg hinab. Der Kleine? Der hat sich zu viel von seinem Cousin abgeschaut, wir geben es auf, an ihm dran zu bleiben, sind uns aber einig, dass er es im Griff hat und schon heil ankommt.
Wir nutzen den Tag bis zur letzten Minute aus. Die Kinder sind kaputt und alle zufrieden. Wie mir aufgetragen wurde, liefere ich die beiden in der Pension ab und fahre zum Revier. Wie im Fernsehen befindet es sich in der ehemalig guten Stube eines alten Fachwerkhauses. Die Tür steht offen und alle sind entspannt. Die bedienen hier echt jedes Klischee!
Drinnen werde ich freundlich empfangen und bin mir schnell sicher, der Polizist hätte mich nie aus seinem Notizblock rausgefunden, wenn ich nicht gekommen wäre. Aber egal, ich bin hier und zahle! Und dann fragt der mich tatsächlich, ob er noch ein Foto von mir machen kann! So wie im Krimi, vor ner weißen Wand mit Nummer in der Hand. Sie haben morgen eine Gegenüberstellung mit einer Zeugin und ihnen fehlt ein Foto von jemandem in meinem Alter. Nachdem er mir versprochen hat, dass der Täter mir überhaupt nicht ähnlich sieht, bekommt er sein Bild und erklärt mir anschließend wo es die beste Pizza im Tal gibt. Sie schicken mich ins Don Camillo, zufälliger Weise fast genau gegenüber unserer Pension. Sie haben nicht zu viel versprochen. Pizza ist sehr lecker und war super schnell fertig. Also machen wir es uns alle auf dem Bett (der Kinder!) gemütlich und lassen uns die Pizza schmecken.
Der nächste Tag dient leider nur noch der Versorgung mit österreichischen Grundnahrungsmitteln ( Graukäse, Wein, Zirbenschnaps) und einem Foto zum Abschied.
Da wir noch nie so früh losgekommen sind, beschließen wir einen Abstecher. Fahrt ihr ab und an die österreichische A12 lang? Wir auch und jedes mal bewundert Line den tollen Lampenladen Leuchtwurm direkt an der Autobahn (für die Männer: der , der direkt neben dem tollen KTM-Store ist!). Diesmal wollen wir dort mal anhalten und ja ich gebe zu, es lohnt sich. Echt tolle Lampen und auch für unseren Geldbeutel war etwas dabei. Wir schlagen zu und erhalten ungefragt noch einen tollen Rabatt von der netten Dame am Tresen. Wir sind begeistert!
Nun legen wir den Tempomat in einer Region an, die wir sonst für die Strecke Innsbruck – München für unmöglich hielten und kommen mit einem Ministopp in Greding (ging nicht anders, war die Mitte) pünktlich zur Halloween-Party der Lieblingsnachbarn zu Hause an.
Unser Fazit: Schön, dass die Kinder groß genug sind, um solche Wochenendtripps machen zu können! War toll!