Im wilden Engadin – Schweizer Wolken ( Teil II )

Teil I findest du hier

Freitag 24.7.

Wir packen im Regen zusammen und starten Richtung Schweiz. Ostern 2019 waren wir schon mal kurz in der Schweiz, malen uns diesen Teil aber ganz anders aus und sind gespannt. Leider spielt der Magen der Großen heute nicht mit und so legen wir einige Zwangspausen ein. Irgendwann beruhigt sie sich und da wir zum Glück auch nur etwas über 150km vor uns haben, gehen wir es entspannt an. Für uns geht’s ins Engadin, auf den verträumten kleinen Campingplatz Sur-En. Schon die letzten Kilometer in der Schweiz sind beeindruckend, links und rechts Berge und hübsche Bergdörfer. Klar es sind die gleichen Alpen wie sonst auch aber doch irgendwie anders. Die Abfahrt zum Campingplatz lässt uns kurz zweifeln, sehr eng und sehr steil aber hey, das Schild sagt da lang, die Navi auch und wir haben zum Glück nicht mehr den riesigen Wohnwagen vom letzten Jahr. War dann doch nicht soo schlimm und wir stehen vor einer uralten überdachten Holzbrücke. Ich denke mir so „niemals!“ als ich auf dem Schild lese, dass hier 10t drüber dürfen. Dann stehen wir auf dem Platz – klein? Naja, geht so! Verträumt? Auf keinen Fall! Es mag an der Situation liegen, dass viele Schweizer 2020 nicht wegfliegen können oder wollen, der Platz ist jedenfalls voll. Und im weiteren Verlauf, haben wir das Gefühl werden es immer mehr.

Die Rezeption ist geschlossen (Mittagspause), ein Zettel fordert uns auf, einen Platz zu suchen. Das machen wir doch glatt. Es gibt eine große Wiese und einen schönen Grasstreifen am Inn. Dort finden wir eine Stelle, werden aber von den Nachbarn darauf hingewiesen, dass sie uns lieber nicht da haben wollen, wir sind ihnen zu groß. Wir fügen uns, ok Line fügt sich und ich gehorche. Wir suchen weiter und finden doch noch einen kleinen Platz für maximal 3 Camper, davon suchen wir uns einen aus. Da es bewölkt und diesig ist, müssen wir knobeln, wo wohl die Sonne herkommt. Kleine Vorschau: Perfekt aufgebaut! Das nächste Abenteuer ist der Strom! Was bitte ist das? Chaos auf dem Platz ist das eine aber hier ist selbst an den Stromkästen ein gewusel wie auf einem Bahnhof – Hauptbahnhof einer Hauptstadt! Wir finden noch eine leere Dose aber was zum Geier ist das??? Mist, andere Stecker in der Schweiz – haben wir nicht dabei! Aber wir sind doch echte Offroad-Camper, also Kofferklappe auf, Camping-Picknick-Kiste raus und Kaffee auf dem guten Perkolator von Petromax kochen. Jetzt können wir entspannt warten bis die Rezi aufmacht. Dort gibt es dann nicht nur die Anmeldung, sondern auch kostenlos einen Adapter. Die junge Dame ist übrigens immer nett und freundlich, auch wenn so viel los ist wie jetzt.

Samstag 25.7.

Das Wetter bessert sich, genau wie der Gesundheitszustand der Großen. Daher beschließen wir heute am Inn entlang zu radeln, Ziel ist Scoul.

Die Tour ist zwar nicht weit aber genau wie gewünscht. Wir genießen die Gegend und bestaunen die Berge. Kurz vor Scoul geht es dann ordentlich bergauf und wir sind oben stolz auf uns, es geschafft zu haben. Unser Auftrag heute? Lage checken, Bergbahn auf Rad-Tauglichkeit prüfen und ganz wichtig, Rafting buchen. Alles gelingt uns, lediglich der Einkauf ist etwas schmerzhafter als sonst – die Preise… Davon lassen wir uns aber nicht abschrecken. Danach geht’s zurück, diesmal nehmen wir die andere Inn Seite. Auch schön und wir finden sogar noch ein tolles Plätzchen für eine kurze Rast.

Lange bleiben wir nicht, die Kinder haben gestern beim ersten Rundgang den Pool entdeckt und nun sind sie scharf drauf, genau dort hin zu kommen. Sollen sie! Eigentlich wollte Line heute den ersten Omnia-Kuchen backen, zumindest wenn wir Butter gekauft hätten. Also nur Kaffee, Zimtrollen (ja Zimtrollen gehen immer) und entspannen.

Sonntag 26.7.

ich zitiere mal Lines Reisetagebuch:

1.Ausschlafen

2.Frühstücken

3.Skulpturenwanderung

4.Kuchen backen

5.Chillen

Genauso haben wir es gemacht. Der Skulpturenweg startet direkt am Campingplatz und ist eine kleine Waldrunde. Immer wieder findet man Skulpturen am Weg, manchmal witzig, mal skuril oder seltsam. Zwischendurch überlegen wir, ob es gut war mit den Kindern hier lang zu laufen, das Bild der Statue ersparen wir euch, es zeigte ein nacktes Pärchen, wobei der der lüsterne Mann gerade eine Abfuhr erhalten hat… So bleibt es auf jeden Fall spannend.

Im Laden des Campingplatzes gibt es Butter und so kann Line sogar noch ihren Kuchen backen – Lecker! (Anmerkung: gestern gab es schon Pizza aus dem Omnia – wir werden noch zu hardcore-Omnia-Nutzern) Ja natürlich hätten wir den Tisch abräumen können, den Kuchen ansprechend präsentieren, so am Inn oder so, aber nö! So haben wir ihn gegessen und so war er gut!

Am Abend erkunden wir noch einmal die nähere Umgebung des Platzes. Der ist nämlich größer, als man denkt. Im Wald gibt es noch ein Yoga-Camp, einen Kletterwald, eine Sauna und überall (und ich meine wirklich überall!) Feuerstellen. Daher kommen dann auch die besagten Wolken aus der Überschrift. Denken wir zukünftig an Schweizer, haben wir Bilder von feuermachenden Menschen im Kopf, hier gibt es gefühlt keinen, der nicht Feuer macht… Ein kleiner Strand am Inn gehört auch noch dazu, den nehmen wir ein und genießen dort einen entspannten und ruhigen Abend.

Montag 27.7.

Heute wird der heimliche Höhepunkt des Urlaubs. Zumindest wenn man die Erwachsenen im Nachhinein fragt. Wir saßen bereits im verangenen Jahr im Herbst am PC und haben diese eine Wanderung bestaunt. Mit Blick auf die Fakten aber schnell verworfen, oder doch nicht? Schaffen die Kinder das? Wollen wir ihnen das zumuten? Nein, weg damit. Oder doch nicht??? Worum es geht? Val d‘ Uina, 11km und 1500 Höhenmeter – nur hin! Vor zwei Jahren haben wir die beiden Kleinen in der Bärenfalle mit 900m an ihre Grenzen geführt, nun noch mal 600m höher?

Seien wir mal ehrlich, Kinder machen das nicht, weil die Gipfel so schön sind! Oben dann ja, aber unten loslaufen deswegen?! Wir haben sie bestochen! Wie? Wenn ihr mitkommt, setzen wir für heute das Online-Zeitlimmit komplett aus! Bähm das wirkte, selbst beim Kleinen. Zudem durfte er sein Handy mitnehmen und unterwegs seine geliebten Podcasts hören (aktuell „Harry Potcast“). Wir haben alles gepackt und starten. Schön, dass wir auch hier direkt vom Platz starten können. zu beginn unserer Wanderung auf dem Dorfplatz füllen wir unsere Flaschen mit frischem Mineralquellwasser (Tipp: unbedingt kosten! zwischen Scuol und Zernez sprudeln 20 solcher Quellen) und schon sind wir im Wald. Die Tour ist vom ersten Meter an toll, auch wenn das hier noch nicht unser Ziel ist.

Der Weg ist gut zu gehen und anfangs auch noch ordentlich breit. Unterwegs begegnen uns immer wieder Radfahrer, etwas weiter oben klärt uns einer bei der Trinkpause auf. Dies ist eine Transalpstrecke, Imst-Uina-Stilfser Joch-Riva, die sogenannte Albrecht-Route für die, die keine Straße wollen. Viele fahren von Deutschland an den Gardasee, oder eben schieben.

Irgendwann bleibt der Fluss in seinem Tal, während wir höher steigen und auf einem Hochplateu ankommen. Das Wetter ist perfekt und wir genießen die Aussicht bereits von hier. Unsere Flaschen haben wir bereits neu aufgefüllt. Von den Quellen sind auch die Kinder begeistert. Eigentlich wollen wir langsam Picknick machen, die Rucksäcke sind schließlich voll. Wäre da nicht diese Hütte, mitten im Nichts. Diverse Kreidetafeln bieten, frischen Joghurt, Buttermilch und viel mehr an, alles hausgemacht. Das können wir uns nicht entgehen lassen und kehren ein. Sooooo lecker! Essen brauchen wir nicht aber den Trinkjoghurt mit frischen Himberen genießen wir. Wir lassen die Hütte hinter uns, die letzte Etappe liegt vor uns, wir sehen schon die Felsen, durch die wir gleich klettern wollen. Wie das allerdings mit Fahrrad geht? – da sind wir gespannt.

Als es felsig wird, holen wir endlich unser Picknick raus und rasten an einem kleinen Bachlauf. Nun haben wir auch die Chance, die Biker zu beobachten. Absteigen und tragen ist das Geheimnis – das muss man wollen! Wir laufen hinterher. Die Wanderung war bisher schon toll, hier aber noch um ein vielfaches eindrucksvoller. Links der in den Fels geschlagene Schmugglerpfad und rechts der Fluss – weit unter uns.

Wenn es nicht mehr am Hang lang geht, haben sie eben einen Tunnel gegraben. Der Weg zieht sich immer höher und auf der anderen Hangseite kann man die Wanderer wie Ameisen entlangkrabbeln sehen. Die Speicherkarte füllt sich rasend und ich weiß jetzt schon, dass ich mich nicht entscheiden kann, welche ich nun hier zeigen soll.

Wie die Bilder zeigen, wir haben es geschafft, die Kinder haben es geschafft! Unser Kleiner berichtet uns später flüsternd, wie gern er gemeckert hätte aber er wollte es schaffen! Ich bin, nein, wir sind stolz. 22km und 1,5km hoch und wieder runter, ist auch mit 9 Jahren noch nicht selbstverständlich! Zur Belohnung gönnen wir uns an der Hütte gleich noch ein Stück Bündner Nusstorte und Joghurt, für’s kleine Kind gibt es eine Cola. Gut gestärkt machen wir uns auf den Rückweg. Hier zeigt sich tückisch die Länge der Wanderung und wir sind froh, als wir alle wieder unten sind. Da sowohl der Tag, als auch der Akku am Ende sind, dehnen wir unsere Online-Flat um einen Tag aus und sind die Helden nach dem anstrengenden Tag. Jetzt hat er Zeit mit seiner Schwester in den Pool zu gehen, Handy? Vergessen!

Mittwoch 28.7.

Wir haben versprochen, heute muss keiner laufen! Daran halten wir uns auch, zumindest fast. Wir nehmen den Caddy und unser erster Stop ist das Altfinstermünz. Wer in Geschichte aufgepasst hat, kennt das vielleicht, für uns und alle anderen war es neu. Es handelt sich dabei um eine Zollstation auf der Via Claudia, dem Transportweg der Römer über die Alpen. Alle mussten also da durch. Das große Kind präsentiert stolz ihr Geschichtswissen und gibt kund, dass der Weg absichtlich so schmal war, damit keiner mit seiner Kutsche umdrehen konnte, wenn er nicht zahlen wollte. Kann man sich mal ansehen, wenn man dort in der Nähe ist- check!

Also zurück zum Auto. Beim Aufstieg werden wir, vom kleinen Kind, an unser heutiges Versprechen erinnert. Ja, nur 5 Minuten. Irgendwie müssen wir ja zum Auto zurück kommen. Nächster Stop Samnaun. Das alpine Zollfreigebiet der Schweiz erreicht man über eine tolle Passstraße, mit wirklich engen und dunklen Tunneln. Unter Protest von Line, lege ich auf der Straße den einen oder anderen Fotostopp ein. Ohne geht das nicht.

Samnaun selber?! Was soll ich sagen, es ist schön dort. Wenn einem die Rolex kaputt gegegangen ist, dort bekommt man auf jeden Fall ’ne günstige neue. Am Ende gehen wir nur in einen Laden, kaufen alte Marille von Prinz. Steuerfrei? Also die große Flasche und uns noch ein kleines Racelette-Set eigentlich für zwei, bei uns reicht es auch für 4… Wird aber erst zu Hause ausprobiert. Lange hält es uns nicht in dem kleinen Ort mit Shoppingmeile (die höchstgelegene). Wir mögen ja Rundwege, also immer wenn möglich einen anderen Weg zurück… und so probieren wir die parallele Straße in Richtung Österreich aus. Der Plan ist, in Nauders unsere Lebensmittelvorräte aufzufüllen. Wir finden einen M-Preis und neben Eis gibt es auch alles was wir sonst noch brauchen. Nun fängt trotz des Eis der Magen an zu knurren. Wir finden Nauders zwar schön, aber nix wo wir Essen gehen können.

Hm, Reschenpass, da geht es doch nach Italien. Italien = gutes Essen, das wissen wir spätestens seit unserem Trip nach Südtirol. Also entscheiden wir uns, dem Reschenpass noch ein wenig zu folgen und schwups kommt zu unserer heutigen Länderliste noch Italien dazu, (wenn man man schon mal alles so nah beisammen hat). Wir sind am Reschensee und können es kaum glauben. Nicht ein nettes Lokal mit Blick auf den See, was ist hier los? Zumindest habe ich die Chance, den legendären Kirchturm zu fotografieren. – oft!

Wir rufen eine Belohnung aus, für denjenigen, der ein geeignetes Restaurant findet. Damit haben wir Erfolg. Die Große entdeckt ein Schild und wir folgen diesem, weit, weit, weit den Berg hinauf. Am Ende landen wir in einem kleinen Dorf mit nettem Gasthaus. Essen und vor allem der Kaffee schmecken und die Aussicht ist auch toll. Bei einem kleinen Rundgang durchs Dorf (die 5 Häuser) finden wir einen neuen Freund, der scheinbar auch den Ausblick genießt.

Dann geht’s zurück zum Campingplatz. Baden, Lesen, Kuchen essen.

Hier würde der Post für heute enden! Macht er aber nicht. Wir sitzen gerade beim Kaffee mit Nachbarschweizern, als es seltsam rauscht. Line denkt zuerst an eine Flutwelle des Inn. Ne, das klingt anders. Aber was ist es. Wir haben ungefähr 30 Sekunden Zeit, um darüber nachzudenken. Dann kracht es neben uns und wir bekommen den Sand vom Weg in die Augen geweht. Line schnappt sich Sachen vom Tisch, ich versuche weiteres zu retten und ihr rein zu geben. Ehe wir das gemacht haben, ist der Spuck schon vorbei. Bei uns ist alles gut, sogar die Markise hat es überstanden. Die Kinder waren gerade auf dem Weg zur Dusche. Bis auf die Haare voller Tannennadeln, sind die beiden auch gut drauf. Erst langsam dämmert uns: Wir hatten mächtig Glück! Scheinbar hat ein Fallwind dafür gesorgt, dass auf dem Platz nicht nur Zelte zerstört wurden, sondern nach einer ersten Runde wissen wir, dass es neben ein paar umgestürtzten Bäumen, auch den Kletterwald erwischt hat. Den gibt es nicht mehr! Da ging der Wind in einer Schneise quer durch, den Rest haben dann wohl die gespannten Stahlseile erledigt. Das Gute an allem – es wurde niemand verletzt. Nur deshalb, mal ein kleiner Einblick (links vorher, rechts hinterher)

Der Schock sitzt doch tief und auch wenn alle auf dem Platz scheinbar zur Routine übergehen, ist das Thema für heute Abend klar. Wie soll es auch anders sein, wenn der Traktor, mit ganzen Bäumen am Greifer, immer wieder am Wohnwagen vorbei fährt. Der Kleine nutzt die Chance und erobert sich einen Schlafplatz in unserer Mitte, ok bei 2,20m Bettbreite darf er das.

Donnerstag 29.7.

Wir brechen heute nach dem Frühstück zu einer kleinen entspannten Wanderung auf. Ziel sind die Hängebrücken im Val Sinestra. Dazu parken wir das Auto vor einer historischen Kirche in Ramosch und laufen los. Die Route haben wir aus der Wander-App Komoot. Eigentlich soll man oben in Sinestra parken und runter laufen, es muss ja aber auch anders rum gehen, denken wir. Die App und ich, wir sind noch immer keine Freunde (waren wir schon im Elbsandsteingebirge nicht)! Schnell merken wir, dass wir zu tief gestartet sind und die ersten 6 Kilometer nur dazu dienen, bis an den Startpunkt zu kommen. Sollen wir den Kindern das sagen??? Wir warten erst mal ab und laufen weiter. Unterwegs wird es immer heißer und noch vor dem eigentlichen Startpunkt legen wir die erste Rast am Fluss mit Picknick ein. Zack schon hängen 4 Paar Füße im Wasser, das hilft unheimlich.

Aber nur kurz, der weitere Aufstieg ist zwar wirklich schön aber steil. Hinzu kommt, dass der Wind von gestern auch hier sein Unwesen getrieben hat. Immer wieder müssen wir am steilen Hang umgefallene Bäume umklettern. Glücklicher Weise kommt uns ein Forstabreiter entgegen, der Rückweg ist damit dann frei! Am Ende schaffen wir es bis zur ersten Hängebrücke, gerade noch so auch drüber. Dann brechen wir ab (ganz knapp vor der Meuterin). Wir suchen einen kurzen Rückweg, den kürzesten überhaupt, wenn es den gibt?!

Die Rettung: der nahe Fluss lockt und wir beschließen, dem lockenden Gurgeln nachzugeben und noch eine Pause einzulegen. Mittlerweile ist es so warm, dass diese verrückten Kinder ein Wetttauchen im Gebirgsbach veranstalten. Allein vom Zuschauen bin ich schon ausreichend abgekühlt.

Der Rest ist zwar landschaftlich schön aber irgendwie ist die Luft raus und wir bekommen die Kinder unter gutem Zureden gerade noch bis zum nächsten Dorf, Vna. Unsere erste belebende Erfrischung finden wir wieder an einer der Mineralquellen mitten im Dorf. Das hindert uns aber nicht daran im nächsten kleinen Gasthof 2 Liter Getränke zu bestellen, in Windeseile auszutrinken und die Kinder schwatzend, im schattigen Garten sitzen zu lassen. Line und ich machen uns an den Abstieg und holen die beiden danach mit dem Auto ab. Aus der ursprünglich geplanten kleinen Runde werden so wieder steile 15km. Verraten wir aber nicht! Fast hätten wir gar nicht bemerkt, was für ein tolles Dorf dies hier ist…

Donnerstag 30.7.

Ausschlafen! Heute geht’s es erst Mittag los für uns. Rafting steht auf dem Plan. Zum Glück vergisst man das Schwitzen und die Hitze in den engen Neoprenanzügen schnell, sonst würde man das nur einmal machen! Nach einer Stunde schwitzen, stehen wir vor den Autos am Inn. Es sind einige Familien zusammen gekommen, viele mit kleineren Kindern und wir hoffen, dass die Tour nicht zu langweilig wird. Beim Warten rechnen wir kurz nach und stellen fest, dass die erste Raftingtour unseres Jüngsten bereits 6 Jahre her ist. Da war er drei! Wir sind Rabeneltern! Aber dafür haben wir jetzt keine Zeit mehr, es geht los! Völlig unerwartet bietet der Guide uns an, dass wir in einem Extraboot fahren können, welches erst noch von weiter oben kommt – das machen wir doch gern. Also warten wir und sind dann mit dem Guide ganz allein im Boot. Super!

Wir erleben zum ersten mal, dass die Tour von einem Fotografen begleitet wird. Er fährt mit dem Anhänger für die Boote die ganze Zeit, von Brücke zu Brücke und macht coole Fotos. Die kosten zwar etwas ( ich glaube 16€ mit Stick), aus unserer Sicht aber schon lohnenswert. Die Tour ist toll und nicht nur die Kinder haben Spaß. Wenn es mal ruhiger zugeht, genießen wir die Ausblicke ringsum. Die sind wirklich spektakulär. Wir erfahren von unserem Guide zum Beispiel auch, dass in der alten Trinkhalle „Büvetta Tarasp“ die beiden Mineralquellen Lucius und Emerita sprudeln. Sie sind die reichhaltigsten Mineralquellen im Unterengadin und schon das Gebäude ist grandios. Das Wasser soll heilende Wirkung haben. Das spüren wir auch immer, wenn wir aus den Brunnen der Gegend das Wasser trinken und dass machen wir täglich!

Glücklich kommen wir zurück zum Campingplatz, wir kochen Kaffee und die Kinder verkrümeln sich sofort in den Pool. Den Abend verbringen wir mit Freunden. Annina, eine Amarok-Fahrerin der ersten Stunde kommt mit Familie. Wir haben uns bereits 2012 bei einem Treffen im Mammutpark kennengerlernt , mittlerweile sind wir Admins bei der Amaroker-Facebookgruppe. Nun sitzen wir mal alle zusammen und schwatzen, bis es spät wird. Am Abend kommt Regen und trotzdem ist der übliche Holzfeuergeruch hier im Camp da. Trotzdem Gute Nacht!

Freitag, 31.7.

Unser letzter echter Tag bricht an. Nach dem Frühstück mit luxus Brötli für 1,40€ das Stk. machen wir uns erneut auf nach Scoul, diesmal wieder mit den Rädern. Wir fahren mit der Bergbahn auf Motta Naluns. Der Guide im Fahrradladen konnte uns zwar keine geführte Trail-/Techniktour anbieten, aber er hat uns den Hinweis gegeben, mit den Kindern besser auf der Rollerpiste zu bleiben. Das machen wir dann auch und genießen ein letztes mal die herrlichen Berge hier. Die Kinder sind happy, müssen sie sich doch heute kaum anstrengen (nur der Berg bis zum Lift, der ist auch nicht ohne). Bevor wir starten, gibt’s natürlich oben noch einen Kaffee, wir können einfach nicht aus unserer Haut.

12 Kilometer geht es bergab, gut ausgeschildert und meist auf Schotterpisten, ohne große Rast (außer an der Quelle, mit gleich zwei verschiedenen Wassern) sausen wir durch die tolle Altstadt (unbedingt ansehen!) gleich weiter Richtung Campingplatz.

Die Kinder wollen den Pool am letzten Tag noch mal so richtig auskosten. Line und ich haben einen anderen Plan: Kaffee und im Inn baden. Punkt eins ist fest, der zweite eher so optional.

Bis zu den Knien habe ich es auch geschafft und dafür auf andere Weise Stärke demnonstriert (trotz verletzter Schulter, daher der Gesichtsausdruck)

Samstag 1.8.

Heimweg. Auch das ist mittlerweile traditionell: Wir zögern den Heimweg raus. Zwar sind die Sachen schnell gepackt, trotzdem lassen wir uns viel Zeit. Wo die Kinder sind? Natürlich im Pool! Heute lassen sie sich überreden und wir gehen gemeinsam noch mal zum Inn. Alle springen hinein und sind so, gut gekühlt für den Heimweg. Kurz nach dem Mittag hängen wir dann endlich den Wohnwagen an und ziehen los.

Wir kommen absolut staufrei durch, fahren durch unsere späte Abfahrt sicher den Meldungen hinterher. Dank Corona gibt es auch heute unterwegs Picknick, ist nicht schlimm, wir haben ja alles dabei!

Fazit: Das Engadin sieht uns bestimmt wieder. Die Landschaft ist toll. Der Campingplatz hat auch das Zeug dazu, leider war er bei uns viel zu voll. Lange Schlangen vor Dusche und WC, das ist zu aktuellen Zeiten einfach doof. Ein Waschhaus mehr und ein paar neue Stromkästen und der Platz wären genial. Wobei er auch so durchaus schön war.

Norwegen Teil III – Ab hier ist irgendwie Rückweg und Vorfreude auf Schweden.

Juli 2019

Habt ihr Teil I und Teil II bereits gelesen? Dann geht’s hier weiter!

Donnerstag, 18.7.

Nach unserer Nacht auf dem Stadt-Campingplatz (er war trotzdem schön ruhig) sitzen wir bei Lachs und frischen Brötchen in der Sonne. Die beiden Damen des Hauses haben sich eine schöne Sommergrippe eingefangen und schniefen um die Wette. Die Männer sind hart und ertragen das, fast widerstandslos.

Es geht weiter und wieder zu einer echten Berühmtheit bei den Sakindavientouristen. Heute wollen wir den Trollstigen bezwingen. Wir haben uns, zu Gunsten unserer Nerven, für den Weg außen herum entschieden. So stellen wir den Wohnwagen kurz vor Mittag auf dem Trollstigen Campingplatz am Fuße des Berges ab und sind froh, nur mit dem Auto unterwegs zu sein. Gefühlt ist halb Europa gerade hier und die tollen Haarnadelkurven befährt man dadurch in einer langen Autoschlange.

Wir kommen natürlich trotzdem oben, am Besucherzentrum an und machen uns mit Picknickausrüstung auf den Weg zu den Aussichtspunkten. Hier und da weichen wir mal vom Weg ab, ein Stück laufe ich dann allein. Der Kleine hat keine Lust mehr und die Große hat mit ihrer Grippe zu kämpfen.

Trotzdem sind wir am Ende knapp 3 Stunden unterwegs und beeindruckt von der Landschaft und der Straße. Wir machen uns auf den Rückweg, natürlich nicht, ohne ein Eis und ein paar leckere norwegische Erdbeeren zu essen (Tipp: unbedingt probieren, machen süchtig).

Der Weg bergab ist gefühlt. spannender als bergauf, das Licht ist anders und somit auch der Blick auf die Berge. Am Fuße des Wasserfalls werden wir von einem älteren Herrn, schon beim Aussteigen aufgeregt begrüßt. „Das ist das Jahrhundertfoto!!“ ruft er uns zu und erklärt uns, dass er darauf schon lange gewartet hat. (er meinte sogar, nach seinen Berechnungen, passt das ausschließlich an diesem Tag) Die Sonne steht perfekt und so schafft sie es, für ein paar Minuten durch die enge Öffnung bis unten, an den Wasserfall mit dessen Gischt, zu leuchten, dazu noch der klare Himmel und e voila da ist es:

Zurück auf dem Campingplatz suchen sich alle eine stille Ecke, die einen in der Sonne, die anderen wegen der Wärme im Schatten und dösen um die Wette.

Freitag , 19.7.

Wir verlassen Norwegen und starten in das Land der Elche. Es scheint als wolle Norwegen uns loswerden und schickt uns seit langem mal wieder einen Regenschauer – Frühstück drinnen. Danach ist es schon wieder vorbei. Wir sind gespannt. Der Weg vom Trollstigen führt immer bergauf, entlang eines Flusses der innerhalb weniger Kilometer sein Bild komplett ändert. Anfangs liegt er spiegelglatt neben uns und keine 5 km weiter schauen wir auf einen tosenden Gebirgsbach hinab. Auf dem Weg werfen wir noch einen Blick auf die Trollmauer, sozusagen die nördliche Rückwand des Trollstigen. Anhalten will keiner so richtig, wir wollen nach Schweden.

So geht das noch eine ganze Weile, dann ist es endlich soweit. Norwegen war schön aber nun liegt sie wieder vor uns, diese unglaubliche Weite. Soweit das Auge reicht, und es reicht hier weit, erstrecken sich die Wälder und riesige Flechtenteppiche.

Der Himmel sieht immer noch so aus, als würde dort all der Regen drin stecken, der uns zu Hause gerade fehlt. Aber es bleibt trocken. Quasi Win-Win für den Fotografen. Irgendwann meldet sich bei den Kindern der Hunger und bei uns Appetit – auf Kaffee. Wir müssen in dieser Gegend eine ganze Weile suchen bevor wir was finden, dafür ist es dann erneut überraschend. Wir rasten in einem Gemeindezentrum eines kleinen Dorfes. Damit die Bewohner sich überhaupt mal sehen und auch was zu tun haben, haben sie in den Sommermonaten, ähnlich der Schule letzte Woche, ein kleines Cafe eingerichtet. Hier hat jeder mal Dienst und so bedient uns eine sehr nette Dame, die sich redlich bemüht unser englisch zu verstehen. Als wir unseren jüngsten fragen was er mag, wechselt sie überraschend in ein akzentfreies Deutsch. Später sitzt sie mit ihrem Kaffee an unserem Tisch und erzählt uns von ihrem Leben. Als Lehrerin ist sie wegen der Liebe nach Norwegen ausgewandert und wohnt nun mit ihrem Mann im Sommer hier im Nichts. Eine gelungene Pause.

Später passieren wir die schwedische Grenze, völlig unspektakulär, und dabei reisen wir gerade in die EU ein.

Empfangen werden wir standesgemäß von einigen Rentieren, die an oder auf der Straße rumlungern. Danach sind es nur noch ein paar Kilometer bis zu unserem Ziel. Vor zwei Jahren war diese Gegend unser nördlichster Punkt der Reise und wir fuhren vorbei, diesmal passiert uns das nicht. Wir sind heute bei Kathi und Martin von weiterweg.de. So viel haben wir in letzter Zeit auf Facebook und Instagram vom Camp gelesen und gesehen – die Erwartungen sind entsprechend hoch.

Erfüllt!!! Das Camp ist cool. Es liegt auf einer kleinen Anhöhe mitten im schwedischen Wald bei Nornäs und bietet nur Platz für eine handvoll Offroadbegeisterte. Wir haben reserviert und so bekommen wir den letzten Platz. Martin, der Chef, lästert auch nur kurz über unseren Mover, eigentlich ist er froh, dass er nicht mit anfassen muss – glaube ich! Leider überbringt er uns auch noch eine schlechte Nachricht, es gibt nur ein zweisitziges UTV und die Kinder sind beide zu klein um allein im Quad zu fahren. Wir müssen also umplanen aber erst morgen. Heute nutzen wir das auflockernde Wetter für eine kleine Safari. Von weiterweg gibt es eine Karte mit vielen Tourenvorschlägen. Einer davon verspricht Bären, Elche und Luchse, vor allem in der Abendstunde. Wir starten also nach dem Abendbrot (schwedische Kartoffeln und Lammwürstchen aus dem ersten schwedischen Supermarkt den wir nach der Grenze erreicht haben – lecker) auf unbefestigten Wegen ins Umland. Die gewählte Route ist ein Rundweg und wir fahren in Schrittgeschwindigkeit, um ja kein Tier zu übersehen. Haben wir trotzdem! Neben einem tollen Sonnenuntergang haben wir rein gar nix gesehen und so kehren wir erfolglos aber nicht unzufrieden ins Camp zurück.

Hier brennt das Lagerfeuer und so lassen wir den Abend ausklingen.

Samstag, 20.7.

Line ist zeitig wach und lockt mich, unter Vortäuschung der Chance auf einen Elch aus dem Wohnwagen. Es ist kurz vor 7 Uhr und wir schleichen zum See, der zum Camp gehört. Auf dem Weg dorthin hören wir die Auerhähne, genießen die Stille aber sehen keinen Elch. Wir beide hätten schwören können, dass sowohl Zeit als auch Ort perfekt dafür gewesen wären.

Wohin heute? Das ist die Frage, welche uns beim Frühstück beschäftigt. Wir einigen uns nach einigen sprachlichen Rangeleien auf folgende Reihenfolge:

1. Die Offroad-Karte nutzen und in die Wildnis fahren

2. Ein Stück wandern

3. Fika

4. Flammlachs

Solche Pläne erscheinen meist solange perfekt, bis man sie umsetzt. Es kommt anders. Den ersten Punkt streichen wir sofort, als wir die Gegend sehen. Ein Skihang ist uns im Sommer zu wenig Wildnis. Also gleich zu Punkt 2, wir fahren wieder ein Stück Schotterpiste zum Tangastugan und beginnen voller Euphorie unsere Wanderung. Der Weg führt herrlich über Holzbohlen entlang einer feuchte Wiese. Man könnte meinen unsere Fußtritte waren das Startsignal für das Festmahl. In diesem Moment fallen so viele Blutsauger über uns her, dass wir mit erschlagen nicht mehr hinterher kommen.

Wir drehen aus Angst vor Blutarmut um und rennen letztendlich, zurück zum Auto. Planänderung Nummer 2 muss her. Laut Karte gibt es einen schönen Platz am Flussbett in der Nähe, den steuern wir nun mit dem Auto an. Zumindest versuchen wir es. Irgendwo müssen wir falsch abgebogen sein, auf jeden Fall finden wir weder den Fluss, noch den Aussichtspunkt. Dank meines Handys finden wir zumindest den Platz, der am nächsten am Fluss ist. Wir steigen aus, schultern erneut unsere Picknick-Sachen und machen uns auf den Weg durchs Unterholz. Wir finden einen schönen Platz am Ufer, mit vielen tollen Holzstücken. Line ist sofort im Dekofieber und sammelt die schönsten Stücke ein. Zeitgleich trifft uns der erste Tropfen. Während ich noch behaupte, dass das vorbei zieht, wollen alle anderen auf einmal zurück. Und Picknick??? Später. Wir schaffen es bis ungefähr 50 Meter vor das Auto, als endglütig klar wird, dass es nicht vorbei zieht. Wir stürzen los, das Wasser auch. Nass sitzen wir im Auto und sehen, wie um uns alles runterkommt, was in den schwarzen Wolken war und das scheinbar gleichzeitig. Wir picknicken daher einfach im Auto und warten die halbe Stunde, die es dauert ab. (auch fahren ist unmöglich – NullSicht)

Aber was jetzt? Auf den dritten Wanderversuch hat irgendwie keiner Lust, also studieren wir erneut unsere Offroadkarte und finden einen alten Brandturm, den man besteigen kann. Er ist ganz in der Nähe und so machen wir uns auf, finden ihn sogar und genießen den tollen Ausblick von oben.

Fika verlegen wir sicherheitshalber gleich ins Camp, wer weiß, was uns heute noch passiert wäre. Danach schleppen wir auch unsere Kinder nochmal zu dem tollen See. Die Juniorchefs vom Camp nutzen den Steg gerade zum Baden, unsere Beiden sind scheinbar nicht hart genug. Die Badesachen bleiben trocken. Danach bereiten wir uns emotional auf das Abendprogramm vor. Wir tun also nichts, außer die Vorbereitungen fürs Abendbrot zu beobachten. Heute ist Flammlachsabend im Camp ( immer Mittwoch und Samstag) und die Frauen sind große Fischliebhaber. Das Wetter zeigt sich nun auch von seiner besseren Seite und es wird ein toller Abend. Die Chefin bereitet vor unseren Augen den Lachs zu und unsere Kinder dürfen ihn sogar selbst auf die Bretter nageln. Dazu gibt es Kartoffeln und Quark. Während wir warten und essen, sitzt Martin der Mann der Chefin 😉 bei uns. Er ist ein Geschichtenerzähler vorm Herrn und er erzählt. Von seinen Touren, von Bären und Elchen, vom Auswandern, von Schweden und vom Hausbau. Nebenbei beschert uns die Sonne einen krönenden Abschluss des Abends.

Sonntag, 21.7.

Es ist nicht nur ein toller Tagesabschluss sondern irgendwie auch einer für den Urlaub. Ab heute geht es zügig Richtung Süden. Wir frühstücken ein letztes Mal bei Weiterweg und nutzen dafür heute die Outdoorcooking-Area mit Schutzhütte. Danach brechen wir schweren Herzens auf. Die Strecke heute ist allerdings Schwedenurlaub pur, Wälder und Seen, wenig Menschen und viel Natur. Wir kommen gut voran und machen zu Mittag nur einen kleinen Flüchtigkeitsfehler. Wir hätten stutzig werden können, als vor uns 3 junge Cowboys mit hölzernen Hollandschuhen zum Restaurant laufen, sind wir aber nicht. Die zweite Chance haben wir beim Namen des Restaurants: „Dutch Mountain“. Wir sind zwar etwas belustigt, entscheiden uns aber nicht um, sondern gehen hinein. Drinnen erwartet uns ein seltsamer Kauz, offensichtlich der Chef, nämlich Holländer. Hätte ich raten sollen, welchen Job er macht, ich wäre auf alles gekommen aber nie darauf, dass er im Service arbeitet. Er tat es aber und natürlich geht bei der Bestellung einiges schief. Er stellt das falsche Essen jedoch einfach auf den Tisch, zeigt uns seinen Bon, auf dem steht es so und somit war die Diskussion für ihn erledigt. Ich esse also 2 Kinderportionen Hühnerspieße und die Kinder teilen sich meinen Burger. Line ist scheinbar cleverer und hat gleich Kuchen bestellt. Das geht per Fingerzeig. Weiter geht’s, gegen 20:00 kommen wir endlich in Udevalla an. Der Platz ist nicht so toll, wie erwartet aber dafür groß. Nachdem wir uns einmal richtig verfranzen und den Wohnwagen zum Wenden abhängen müssen (auf dem Platzplan sind Wege eingezeichnet, die es nicht mehr gibt) finden wir einen Platz. Gefühlt den letzten. Lustiger Weise schickt der junge Mann an der Rezeption aber weiterhin Gäste auf den Platz. Scheinbar auch mit der gleichen Aussage, wie bei uns, ‚einfach drauf fahren und sich was aussuchen‘

Heute gibt es dann nur noch Nudeln mit Tomatensoße und dann ab ins Bett.

Montag 22.7.

Heute starten wir gleich früh zur letzten echten Etappe. Wir steuern den Campingplatz Baersbeckcamping etwas nördlich von Malmö an. Von dort ist es morgen nur noch eine halbe Stunde Fahrt bis zur Fähre. Wir waren bereit 2017 hier und sehr zufrieden, sowohl mit dem Platz am Strand, als auch mit der Nähe zu Trellebourg. Kurz nach dem Mittag sind wir da, das Wetter ist noch gut und die Kinder gehen erstmal im Meer baden. Wir versorgen uns schnell im ICA Maxi, in der Nähe, mit allem was man so gern aus Schweden mit nach Hause nimmt und im Espresso-House mit leckerem Kuchen. Beste Vorraussetzungen also für ein tolles Fika mit Blick aufs Meer.

Leider schlägt das Wetter danach um treibt uns nach drinnen. Filmeabend für die Kinder und einen entspannten mit Tagebuch und Urlaubsfotos für uns beide. Vorm Bett stellt Line noch ihre Frage: Was war das schönste am Urlaub für euch?

Mit spitzem Bleistift wartet sie auf unseren Antworten:

Sohn: Der Urlaub und die Kanufahrt!

Tochter: Gletscherwanderung und Babyrobbe

Micha: Gletscherwanderung

Line selbst: Gletscherwanderung und Flammlachsabend

Dienstag 23.7.

Wir haben heute Hochzeitstag und Line deckt den Tisch so feierlich, wie es eben geht, mit Tischdecke und extra Saftgläsern. Unsere Kinder interessiert das überhaupt nicht oder wie sie es selbst sagen: ist es ihnen ’sowas von egal…‘. Wir frühstücken trotzdem, alle zusammen ein letztes Mal in diesem Urlaub. Irgendwie will es keiner wahr haben und so verhalten sich auch alle. Trotzdem packen wir langsam zusammen und gehen ganz zum Schluss, genau wie vor 2 Jahren, noch einmal baden. Das Wetter gibt uns jetzt schon mal einen Vorgeschmack auf die 40 Grad, die uns zu Hause erwarten und wir blicken ein wenig sehnsüchtig Richtung Norden . Hilft nix, kurz nach 12 starten wir endgültig um die Fähre um 15:00 nicht zu verpassen.

Fazit: Norwegen ist toll! Man muss mal dort gewesen sein. Bestimmt kommen wir auch nochmal wieder, um weiter in den Norden zu fahren. Unsere Liebe gehört jedoch der Weite Schwedens. Auch hierher werden wir wieder kommen.

Viele weitere Blogs von Familien die mit Kindern Campen findet ihr in der Blogparade von unterwegsmitkind.de

Norwegen Teil II – Von den Fjorden in die Weite Schwedens

Juli 2019

Habt ihr Norwegen Teil I bereits gelesen? Dann geht’s hier weiter.

Donnerstag, 11.7.

Wir befinden uns immer noch auf unserem tollen Stellplatz direkt am Ufer des Sognefjords und genießen auch an diesem Morgen die Gesellschaft der Vögel und Robben.

Heute heißt es erneut, zeitig aufstehen. Die Kinder können uns schon nicht mehr so richtig leiden – hilft ihnen aber nicht! Dafür ist es früh schon wieder so warm, dass wir kurzärmlich frühstücken können. Zur Erinnerung, gestern kletterten wir noch, dick eingepackt über den Gletscher. Wir müssen pünktlich um 10 Uhr an unserem Treffpunkt am Lustrofjord sein, um unsere heutige Kajak-Tour nicht zu verpassen. Versprochen wurde uns im Internet eine spektakuläre Kajak-Tour, mit der Chance auf Robben und Schweinswale. Wir sind gespannt. Mit uns starten heute zwei weitere Familien. Unsere beiden Guides sind holländische Auswanderer, Vater und Sohn. Sie leiten das Familienunternehmen FjordSeal Kajak. Wir bekommen die obligatorische Sicherheitseinweisung und ab geht’s aufs Wasser. Dieses kommt exakt vom gleichen Gletscher wie wir und trägt die typisch türkis-milchige Färbung.

Das Wetter ist absolut norwegenuntypisch – nämlich warm und sonnig. Der Fjord liegt wie ein Spiegel vor uns, trotzdem steckt uns die Gletscherwanderung und Line vor allem, ihre Krankheit noch tief in den Knochen. Wir versuchen es trotzdem zu genießen (und völlig untypisch, den anderen hinterherzukommen) und halten die Augen offen. Neben der tollen Kulisse, sind wir natürlich scharf auf die tierischen Bewohner des Fjords. In der Ferne zeigte sich mal der Kopf einer Robbe, das war’s. So paddeln wir einige Kilometer, bis sich langsam unser Magen meldet und die Blasen an den Händen eine Pause anmahnen. Plötzlich gibt unser Guide Junior uns ein Zeichen, eine Mischung aus „Ruhe“, „bewegt euch langsam“ und „Wahnsinn, das müsst ihr sehen“. Wir versuchen genau das, ohne Geräusche und mit langsamen Zügen zur angezeigten Stelle zu kommen. Und ja, er hatte recht, Wahnsinn!!!! Da liegt in einer geschützten Bucht einfach so eine Robbenmama und ihr Baby und beide schauen uns neugierig an. Der Guide wird uns später erzählen, dass ihm das in 12 Jahren erst 2x passiert ist, sonst flüchten Robben mit Nachwuchs immer gleich in den Fjord. Die beiden haben brav gewartet, bis ich sie ausführlich abgelichtet habe – Danke ihr beiden!

Kurz danach erreichen wir unseren Picknickplatz und die Jungs haben sogar einen Kaffee für uns. Picknick und Wasser haben wir selbst dabei und so stärken wir uns, während einige sich im Fjord von der Hinfahrt erholen und abkühlen. Danach geht’s zurück und wir sind ehrlich gesagt glücklich, als wir das Basislager erreichen. Immerhin waren es über 13km, die merken wir jetzt.

Freitag, 12.7.

Guten Morgen Norwegen! Line und ich haben uns ans „frühe“ Aufstehen gewöhnt und wir genießen die Ruhe am Morgen. Bei einem Kaffee lassen wir unseren Blick über den Fjord schweifen, bis wir unsere Robbe beim Fischen entdecken und beobachten sie erst eine Weile, bevor wir die Kinder aus den Betten schmeißen. Heute soll es weiter gehen und das möglichst nicht all zu spät. Als ob der Fjord uns überreden will noch zu bleiben, schickt er mitten beim Frühstück noch einen Tümmler vorbei, wir winken zum Abschied und machen uns auf zum Nordfjord. Dank guter Streckenplanung ( Danke Line) haben wir keine riesigen Strecken zu fahren und kommen auch dieses Mal schon gegen Mittag am neuen Platz an – Mindresunde Camping. Dieser befindet sich mal nicht am Fjord, sondern an einem See. Klingt langweilig, ist es bei dem Panorama aber ganz und gar nicht. Der Platzbetreiber geht vor einer Zusage erst ganz tief in sich und gibt sich schließlich einen Ruck. Wir bekommen einen Stellplatz direkt am Strand des Sees. Ideale Voraussetzungen, um eine Runde SUP zu fahren. Noch dazu sind die Temperaturen aktuell immer noch sommerlich.

Als Ziel unserer Familien SUP-Tour wählen wir eine kleine, felsige Insel von der es sich herrlich ins Wasser springen lässt – das tun wir.

Die Sonne scheint auch noch auf dem Rückweg über den See, allerdings holt uns das Rufen unserer Tochter aus unserer Idylle. Wir drehen uns um und sehen sie stehend auf ihrem Board winken. Soweit also alles ok, doof nur, dass sie nur noch mit der Oberhälfte ihres Paddels winkt, das untere Ende sinkt zu dieser Zeit auf den Grund des Sees. Wir suchen kurz das Paddel, suchen dann einen Schuldigen, schimpfen auf unseren Sohn, der Wellen macht und uns damit die Sicht versaut und schließlich nutzt Line ihr Sicherheitsseil und schleppt sie zurück zum Campingplatz. Danach erwacht in uns natürlich das Elterngefühl und wenige Minuten später sitzen wir alle im Auto und klappern die Sportläden der Region ab, um ein neues Paddel zu kaufen. Gäbe es aber nur mit Board dazu, das ist ja aber noch da. Daher ist uns das dann doch zu viel. Im Supermarkt gibt es als Entschädigung wenigsten Garnelen und wir beschließen den Abend mit Grillen am Seeufer. Alle doch wieder irgendwie zufrieden….

Samstag, 13.7.

Die beiden Damen des Hauses (oder Wohnwagens) schleichen sich schon kurz nach 7 aus dem Bett. Sie denken, sie können vor dem Frühstück im See baden gehen, ohne eine Kamera im Nacken.

Falsch gedacht! Lange bleiben sie jedenfalls nicht, ist wohl doch recht kalt. Nach dem Frühstück wollen wir heute zum Wandern. Leider ziehen immer mehr Wolken auf, als wir auf dem Weg zu unserem Ausgangspunkt sind. Als wir am Skylift LOEN ankommen, mit dem wir eigentlich direkt vom Fjord auf über 1000m Höhe fahren wollen, sehen wir über uns nichts als graue Wolken. Spätestens nach dem Blick auf die Preisliste beginnen wir stark zu zweifeln, ob diese Wanderung heute so eine gute Idee ist. Aber hey, was sind schon 135,- € wenn die Chance auf einen, vom Nebel eingehüllten Berg besteht. Wir zahlen also und machen uns auf nach oben. Es kommt wie es kommen muss, die Seilbahn spuckt uns oben aus und wir stehen mitten in der Suppe. Dafür stehen wir ziemlich einsam dort.

Wir machen uns trotzdem auf den Weg zum Gipfel und es wird gefühlt bei jedem Schritt wärmer. Wir ziehen eine Schicht nach der anderen aus und nach 10 Minuten laufen, sehen wir zum ersten Mal blaue Lücken im Grau. Wir können unser Glück kaum fassen, als wir die tief hängenden Wolken tatsächlich hinter uns lassen und ein herrlicher Sonnentag vor uns liegt. Wir besteigen den 1155m hohen Skredfjellet und genießen den Blick über die Berge, die Wolken und zwischendurch auch mal über den Fjord.

Ein zünftiges Picknick darf natürlich nicht fehlen, wenn wir schon mal auf einem Berg sind. Zur Feier des Tages sind sogar die Kinder entspannt und laufen ohne zu murren. Was ein paar Steine zum drauf rum klettern so ausmachen…

Nach dem Mittag geht es langsam zurück,die Kinder hopsen fast die gesamte Strecke von Fels zu Fels.

Zwischendurch haut uns immer wieder der Anblick um, den die Wolken und Berge erzeugen.

Bereits am frühen Nachmittag erreichen wir schon wieder den Lift. Die Kinder bekommen ein Eis und wir einen Kaffee, das Ganze auf der Terrasse mit toller Aussicht. Da sitzen wir nun in der Sonne, als direkt vor uns eine menschengroße Fledermaus aussieht, als wolle sie sich gleich den Berg hinunterstürzen. Tatsächlich bereitet sich dort ein Basejumper auf seinen Sprung vor und verschwindet kurz darauf in den Tiefen. Alle halten den Atem an, bis er endlich mit ausgestreckten Armen weit unten über den Fjord segelnd wieder auftaucht.

Zurück am Campingplatz steige ich mit unserer Tochter noch mal aufs SUP, während Line und unser Jüngster eine Runde entspannen. Zur Feier des Tages koche ich mit unserer Großen heute Kottbullar mit Kartoffelbrei, es scheint lecker gewesen zu sein. Zumindest haben das alle gesagt!

Sonntag, 14.7.

Die Sonne hat heute Morgen scheinbar frei aber gut vorgearbeitet, daher ist es trotzdem angenehm warm draußen und wir starten zu einem der Big-Points unserer Tour. Die Erwartungen sind hoch – wir sind unterwegs zum Geirangerfjord. Auf dem Weg dorthin sind wir nicht sicher ob es noch beeindruckender werden kann, die Straße schlängelt sich zwischen Seen, Bergen und schroffen Felsen und gibt immer wieder einen Wow-Blick frei. Vor allem das letzte Hochplateau, bevor es die Kurven in den Ford hinunter geht, hat es uns angetan.

Aber wir wollen hinunter und das tun wir auch. Für einen Moment ärgern wir uns, dass unten Im Fjord kein Kreuzfahrtschiff liegt, als wir im Ort ankommen fragen wir uns jedoch wo die 3000 Touristen hier noch hin wollten.

Wir haben bereits gestern online ein Ausflugsschiff gekapert und entern dieses nun, voller Spannung auf den Fjord. Leider waren wir nicht die einzigen, die dachten ‚ach zur Mittagszeit wird es schon nicht so voll sein‘. Es war voll! Ich entschuldige mich jetzt schon mal vorab, falls ich jemandem zu nahe trete! Seit dieser Bootstour kann ich keine sächsischen Rentner-Busreisegruppen mehr leiden. So richtig können wir die Schönheit des Fjords mit seinen vielen Wasserfällen und den steilen Felsen an beiden Ufern daher erst jetzt beim Betrachten der Fotos bewundern. Wir haben die Stunde überstanden, das Wetter war schön und wir saßen draußen – Punkt. Hier nun die Fotos von diesem Ausflug (ohne die Mitreisenden).

Seht ihr in dem Foto (Mitte rechts) auch das Gesicht eines Wikingers? Unser Kleiner hat es sofort erkannt und war begeistert. Falls ihr schon mal einen unserer Blogs gelesen habt, wisst ihr, wonach uns nach dem Schiff der Sinn stand?! Fika. Ok, wir sind noch nicht in Schweden aber hey, wir finden trotzdem ein herrliches Straßencafe und Line bekommt zu ihrem Kaffee sogar ein leckeres Stück Möhrentorte.

Das Beste dran, die Kinder trollen sich mit ihren Getränken an einen extra Tisch und werden sofort von 2 Hunden inspiziert. Alle sind glücklich. Danach schlendern wir durch den Ort, natürlich nicht ohne unsere Kinder aus sämtlichen Souvenirläden zu bitten. Sie brauchen einfach alles, was es dort gibt. Line liebäugelt kurz mit einer Wollstrickjacke, wenn der Kurs 1:100 wäre und nicht nur 1:10 hätte ich die 3000 NOK gern für sie ausgegeben, aber so ziehen wir ohne weiter. Unser Plan ist es, entlang des Wasserfalls bergauf zu wandern. Was? Wieso wandern, wandern war gestern. So zumindest, der lautstarke Protest unserer Kinder. Also, Planänderung, wir lassen sie am Wasser sitzen und laufen wenigstens noch ein Stück weiter. Wir kehren dann aber doch um und beschließen, wenigstens mit dem Auto noch ein wenig der Gegend zu erkunden. Auto ist auch den beiden kleinen Recht.

Dabei klappern wir natürlich alle Hotspots der Gegend ab. Höhepunkt dieser Tingeltour soll ein Felsen am Flydalsjuvek sein. Nichts für schwache Nerven – er ragt weit über das Tal und gibt einen herrlichen Blick frei. Wenn… Ja wenn nicht, mittlerweile eine Absperrung das Motiv verhindern würde. Sicherheit geht vor und wir suchen uns ein Stück weiter unseren eigenen Felsen. Hat geklappt oder was meint ihr?!

Auch die Rückfahrt zum Camp schaffen wir nicht, ohne weiteren Fotostopp, die Kinder und Line nehmen es gelassen.

Montag, 15.07.

Line hat in einem Reiseführer gelesen, dass man sich hier in der Region unbedingt die Wasserfälle ansehen soll. Wir beschließen, dass man dazu keinesfalls früh aufstehen muss und der erste krabbelt kurz vor 10 aus dem Bett. Nachdem alle wach und satt sind, fahren wir entlang des Nordfjords bis zu einem kleinen Parkplatz – eigentlich ist es der Schulhof der Gemeindeschule. In den Sommerferien aber in alternativer Funktion. Unterwegs passieren wir den coolsten Tunnel unserer Reise und sind froh, dass wir heute ohne Wohnwagen unterwegs sind.

Die kleine Wanderung zu Tvinnefossen (2km) bringen wir schnell und entspannt hinter uns. Die Gegend ist schön aber nicht aufregend, die Wiesen bunt und es duftet nach Blumen und Heu. Wir haben uns diesen Wasserfall ausgesucht, weil man uns versprochen hat, wir können dahinter gehen, das wollen wir natürlich live sehen.

Nun dauert es nicht so lange Mal hinter einen Wasserfall zu laufen und zum Baden war es zu kalt. Line steht förmlich ins Gesicht geschrieben: ‚das kann es für heute noch nicht gewesen sein‘ und so beschließen wir, dem Weg flussabwärts zu folgen. Flussabwärts heißt in diesem Fall verdammt steil und ich muss daran denken, dass wir das im Anschluss alles wieder hoch müssen. Der Weg ist trotzdem lohnenswert und wir durchqueren eine uralte Bauernsiedlung und müssen anschließend leider auf der Straße zurück zur Schule laufen. Zum Glück ist hier keinerlei Verkehr. Dafür stehen hier überall Obstbäume mit reichlich Früchten, wir fühlen uns fast wie zu Hause.

Auch die Schule, auf deren Hof unser Auto steht, hat im Sommer eine andere Funktion. Schüler verkaufen hier frischen Kaffee und Kuchen in der Turnhalle. Dazu gibt es Selbstgemachtes aus der Region. Also Kaffee trinken und Waffeln mit Creme und Marmelade essen!

Dienstag 16.7.

Guten Morgen Sonnenschein. Ein kurzer Blick aufs Handy – sind wir wirklich noch in Nordeuropa??? Das Wetter ist schon wieder Top und der See liegt spiegelglatt vor uns. Wir nehmen trotzdem Abschied und ziehen weiter. Diesmal geht es nicht nach Norden, sondern Richtung Westen ans Meer. Die kurzen Etappen haben sich bewährt und so sind wir bereits vor dem Mittag am neuen Platz bei Bryggia. Ein Angestellter informiert uns, dass der Chef nicht da ist und wir uns erstmal einen Platz suchen sollen. Bezahlen können wir später. So wollen wir das! Wir nehmen eine Terrasse mit tollem Blick auf den Nordfjord und stellen den Wohnwagen ab. Mit einem Picknickkorb bewaffnet wollen wir noch ein wenig die Gegend erkunden. Die Gegend hier ist anders aber nicht weniger schön. Aus den Fjorden werden hier eher die weicheren Schären, mit unzähligen kleinen Inseln. Wir finden einen Platz direkt am Meer und genießen unsere regionalen Spezialitäten.

Kennt ihr das, dass man sich an einem Platz im Urlaub auf einmal angekommen fühlt? Für uns war das an einem Ort, von dem wir es nicht geahnt haben. Nach unserem Picknick fahren wir weiter die Küste entlang, die Straße wird immer schmaler – ein gutes Indiz für das Fehlen von Reisebussen. Ein Parkplatz und ein kleines Schild weisen auf die Attraktion hin, alles sehr unscheinbar und vor allem leer. Wir sind am Kannesteinen und genießen, sofort nach dem Aussteigen das Meeresrauschen und gleichzeitig die Ruhe.

Dieser Stein hat tatsächlich etwas magisches und alle sind sofort im Chillmodus. Wir bleiben eine ganze Weile, das Wetter lädt dazu ein und jeder macht irgendwie etwas anderes. Line hat sich einen tollen Liegeplatz gesucht, der Kleine spielt mit Stöcken und Steinen und die Große übt sich im Yoga. Ich fotografiere aber selbst das heute mit Stativ und 30 Sekunden pro Bild.

Irgendwann treibt uns doch die Aussicht auf einen Kaffee und ein Eis zurück in die kleine Stadt Maloy. Unterwegs machen wir Stopp in Vaegsberget, einem historischen Übernachtungsplatz mit alten idyllischen Holzhäuschen. Hier könnte man wohnen…

Wir finden ein Café, wenn auch nicht mit Blick aufs Meer, dafür mit einer hervorragenden Mandeltorte. Der Reiseführer in dem Stand, dass die Norweger nicht backen können, wird gedanklich gerade verbrannt.

Zurück auf dem Platz versuche ich zu bezahlen, allerdings geht hier aktuell gar nichts und ich einige mich mit dem Chef, dass 20,-€ auch ok sind. Er erzählt mir, dass er den Platz frisch übernommen hat, der Wartungsstau ist leider überall noch sichtbar. Soll uns nicht stören, die Lage macht einiges wett. Den restlichen Abend verbringen wir daher damit, aufs Meer zu schauen und zu entspannen. Die Stimmung wird von Stunde zu Stunde magischer, das Licht zwingt einen förmlich dazu, in die Gegend zu schauen. Mittlerweile ist es kalt geworden und wir sitzen drinnen, Line schreibt und malt ihr Reisetagebuch und ich krabble alle halbe Stunde raus und mache Fotos von immer der gleichen Landschaft, in immer neuem Licht.

Welches ist denn nun „DAS“ Bild des Abends?

Mittwoch, 17.7.

Line sträubt sich ein wenig, heute steht die Stadt Alesund auf dem Programm. Wir ziehen also mit samt Wohnwagen los und sind uns nicht sicher, ob wir den Trubel eigentlich wollen. Doch! Machen wir. Nach 2 Fährfahrten, tollen Straßen und Seen sind wir gegen 13:00 Uhr auf dem noch leeren Platz direkt in der Stadt, dem Volsdalen Camping. Davon merkt man zum Glück nicht viel, wir haben den Blich auf den Fjord und die Berge dahinter, von Stadt zeugt nur ein Hochhaus hinter uns. Als erstes steht das Meeresaquarium auf unserer Liste. Dazu müssen wir durch Alesund durch und auf eine vorgelagerte Insel. Es ist den Weg wert. Die Kinder laufen von einem Becken zum anderen, der Höhepunkt von allem, ist aber die Robbenfütterung (15:00) draußen im Landschaftsbecken. Eine Bucht, die mit großen Steinen vom Meer abgetrennt wurde und nun den Robben ein Becken bietet. Der Pfleger verrät uns im Anschluss, dass das Robbenbaby gerade mal 4 Tage alt ist und, weil es verstoßen wurde, nun per Hand aufgezogen wird.

Im Anschluss finden wir, neben den tollen Jugendstilhäusern, für die Alesund überall gelobt wird, direkt neben dem Fischereimuseum ein bis oben hin vollgestopftes Haus mit Antiquitäten. Es hat den riesigen Stadtbrand 1904 überlebt und man hat das Gefühl, dass die angebotene Ware schon damals dort zum Verkauf lag. Das allein hätte uns wahrscheinlich noch nicht hineingelockt, auf einem Schild wird jedoch behauptet, es gäbe dort Kaffee und Kuchen. Und so ist es, keine 5 Minuten später sitzen wir mitten im Laden an einem uralten Tisch und trinken einen leckeren Latte Macchiato und essen Schokokuchen (ok der war nicht selbst gebacken, dafür warm und gut). Die Kinder sitzen mit ihren heißen Schokoladen direkt am Fenster zum Meer und beobachteten Möwenbabies im Nest auf dem Fensterbrett. Seid ihr in dieser tollen Stadt – sucht diesen Laden!

418 ist die richtige Antwort auf die wohl meistgestellte Frage in Alesund. So viele Stufen sind es nämlich, direkt aus dem Stadtpark hinauf zu einem Aussichtspunkt. Die Kinder zählen natürlich mit, sind sich am Ende aber nicht einig. Das macht am Ausblick aber nix!

Auf dem Rückweg sind wir süchtig nach „Ausblick“ und beschließen das Abendessen direkt ans Wasser zu verlegen, statt auf dem nun recht vollen Campingplatz zu bleiben. Der Weg ist zum Glück kaum 100m lang und so sitzen wir wenig später und genießen kauend den Blick auf die schneebedeckten Berge rund um den Fjord. Unser Fazit: Alesund lohnt sich – uns hat aber der halbe Tag gereicht.

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Norwegen Teil I – Von Bergen bis ins ewige Eis

Juli 2019

11 Uhr gibt es Zeugnisse und kaum eine Stunde davor hat der Arzt grünes Licht gegeben, dass Line überhaupt mit darf. Ich habe am Vormittag noch schnell den Bürokram erledigt und die letzten Sachen zusammengepackt. Mittag wollen wir los, Richtung Hamburg. Eigentlich mit unserem nagelneuen Wohnwagen aber der hatte Verspätung. Also hat unser Händler einen Hobby mit Doppelstockbetten bereitgestellt und wir verlängern unsere Hobby-Phase um einmal Skandinavien. Nachdem wir sogar überpünktlich loskamen, scheinbar hatten auch die Lehrer keine Lust mehr, überrascht uns die Moderatorin im Radio mit der frohen Kunde, dass ab heute auch der Norden Ferien hat. Was soll’s, alles was wir heute schaffen, brauchen wir morgen nicht zu fahren und so stellen wir uns brav an allen Staus hinten an. Am Ende schaffen wir es doch noch bis kurz vor die dänische Grenze und steigen in den Skandinavienurlaub mit selbst zubereiteten Hotdogs ein. Am nächsten Morgen geht’s problemlos weiter, ab auf die Autobahn und nach den „Känguru-Apokryphen“ als Hörbuch sind wir schon am Fährhafen in Hirtshals – natürlich viel zu früh, aber besser als zu spät.

Wir suchen uns einen Parkplatz (hier war es trotz Hauptsaison recht ruhig) und versuchen in die Stadt zu schlendern. Irgendwer hat allerdings den Wind angestellt und so haben wir schon nach kurzer Zeit den feinen Nordseesand überall. Die Rettung verspricht ein Café , die Kinder essen Pancakes und wir trinken einen hervorragenden Cappuccino.

Auch danach haben wir auf bummeln keine Lust und setzen uns zum Essen in den Wohnwagen. Das tun wir solange, bis wir zum Anleger fahren können, eigentlich geht das erst 18:00 Uhr aber die lange Strecke von 500m liegt ja noch vor uns. Wer weiß, was da alles passieren kann. Punkt 17:15 Uhr stehen wir also am Anleger und machen uns das erste Mal Gedanken ob unser Schiff überhaupt fährt. Das Auto und der Wohnwagen schwanken gewaltig im Wind und die Wohnmobile neben uns, sehen aus wie Bodenwindspiele am Strand. Ein Blick ins Netz lässt nichts Gutes erahnen, auf der Seite von Fjordline stehen erste Verspätungen und Ausfälle aber von unserer noch nichts. Wir warten also weiter geduldig, mittlerweile war es kurz vor 8 und noch kein Schiff da, dafür verriet die Seite nun ’30 Minuten Verspätung‘. Später stellten wir fest, dass dies eine sehr diplomatische Aussage war, irgendwann ging es jedenfalls los. Rein ins Schiff, raus aus dem Auto, Koffer geschnappt und Zimmer bezogen – sauber, schöner Ausblick, reicht. Den Gang übers Schiff brechen wir nach wenigen Minuten, wegen des starken Seegangs ab. Es ist jetzt nur noch im Sitzen oder Liegen zu ertragen. Mit Reisetabletten und geschlossenen Augen ertragen wir tapfer die Nacht, einige Wellen erinnern sehr an die Schiffsschaukeln der Eisleber Wiese und ich überlege mir, wie sich das wohl im Bauch des Schiffes bei den Fahrzeugen bemerkbar macht. Die zweite Nachthälfte ist deutlich ruhiger und so verschlafen die meisten von uns den Zwischenstopp in Starvanger. Die Sonne weckt uns nur wenig später und wir machen uns auf die Suche nach unserem gebuchten Frühstück. (18,-€ pro Erwachsener und 9,-€ für Kinder haben sich für uns definitiv nicht gelohnt, zumal es zwar bis 10:30 Frühstück gab aber die Kabinen bereits bis 10:00 geräumt sein mussten, noch dazu verdiente der Kaffee seinen Namen nicht und war scheinbar nur dafür gedacht die Leute gleich anschließend in die Bordeigene Starbucks-Filiale zu locken – das nächste mal also ohne!) Wir hatten nicht mehr daran geglaubt aber pünktlich zur Zimmerabgabe kommt die Sonne raus und wir können die restlichen Stunden auf dem Deck verbringen. Schon jetzt genießen wir Norwegen, denn das Schiff schlängelt sich durch die Inseln vor der Küste, manchmal in Rufweite zu den Fischerhäusern.

Der Kapitän hat scheinbar alles gegeben und wir fahren bereits eine halbe Stunde vor dem Plan vom Schiff, direkt in das Gewimmel von Bergen. Erst einmal machen wir uns auf den Weg, die 10km aus Bergen hinaus und zu unserem ersten Campingplatz – Lone Camping.

Mit Blick zum See essen wir einen Happen bevor wir zurück in die Stadt fahren. Unser Ziel sollen eigentlich die Altstadt von Bergen und der Fischmarkt sein. An den Ständen arbeiteten fast ausschließlich junge und vor allem gut gelaunte Menschen aller Nationalitäten.

Für einen kurzen Besuch reicht es, dann macht uns die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung. Line geht es nicht gut, wir tippen auf die Nachwehen der Seekrankheit und brechen unseren Besuch ab – Bettruhe.

Samstag 6.7.

In der Nacht hat es viel geregnet aber morgens ist der Spuk vorbei. Leider sieht es mit Lines Wohlbefinden anders aus. Wir frühstücken kurz und brechen dann unser Lager ab. Es geht weiter zum Naeroyfjord. Zwar sind es bis zu unserem neuen Platz ( Flaam-Camping) direkt am äußersten Ende des Fjords nur 150km aber das heißt ja in Norwegen nichts. Unendliche Tunnel, Kurven und Kreisel später sind wir dort angekommen.

Gesundheitszustand: leider noch schlechter. Die Fahrt konnten wir demnach kaum genießen, ich bin mir jedoch sicher sie lud dazu ein. Der neue Platz ist schön in einer alten Obstwiese gelegen. Die Berge ringsum geben viele Wasserfälle frei, einzig der dauerhafte Ansturm von Reisebussen trübt die Idylle. Diese müssen nämlich die kleine Straße direkt am Platz passieren, um ihre Reisegäste 200m weiter direkt am Fjord aussteigen zu lassen.

Wir beschließen hier zu bleiben, bis alle wieder fit sind. Notfalls kürzen wir unsere Tour hinten raus.

Sonntag 7.7.

Gleich nach dem Aufwachen ein kritischer Blick in Lines Gesicht macht klar, wenn wir heute etwas unternehmen, dann ohne sie. Nach dem Frühstück geht es also mit den Kids auf zum Bahnhof der Flaam-Bahn. Line lassen wir bei Tee und Zwieback zurück. Das Zugticket ist norwegentypisch recht teuer aber die Strecke soll es wert sein, erzählt man sich. Allerdings ist sie so beliebt, dass man beim Ticketkauf die Abfahrtszeit (hoch und runter) mit angeben muss. Ich will oben etwas laufen, die Kinder setzen sich durch und so kaufe ich hoch und runter mit der gleichen Bahn. Die Wagen sind aus längste vergangenen Zeiten aber bequem und jeder hat einen Sitzplatz, wir glücklicher Weise am Fenster. So kann der eine oder andere spektakuläre Blick auch auf der Kamera gespeichert werden. Das Wetter ist heute sehr nordisch, auf Fotos mag ich das ja, die Kinder eher nicht so aber sie nehmen die Stunde aufwärts klaglos hin.

Zwischendurch gibt es einige kleine Haltepunkte, hier können Wanderer ein und aussteigen. An einem großen Wasserfall stoppen wir etwas länger und lassen eine touristische Inszenierung auf uns „wirken“

Zu mystischer Musik tanzt eine (ja was ist es!? Fee, Elfe, Hexe!? Ich weiß es nicht) Dame und soll der Sage nach Männer in den Wasserfall locken. In unserer Runde hatte sie kein Glück, ich habe darauf geachtet! Danach geht es die letzten Minuten hinauf zum Bahnhof. Hier gibt’s leider auch nicht mehr, lediglich 2 Gleise und ein Bahnhofsgebäude. Das andere Gleis bringt Touristen direkt von Oslo hier her, die steigen nun zu und unten wahrscheinlich in ihr Kreuzfahrtschiff.

Wir waren (ohne Line) scheinbar schlecht vorbereitet, denn wir wussten nichts von der Möglichkeit des Radverleihs, daher hier als Tipp für diejenigen, die das hier mal aus Versehen lesen. Es gibt oben am Bahnhof die Möglichkeit sich Mountainbikes auszuleihen und den Rückweg auf einem wunderschönen Weg selbst zurück zu legen – fast nur bergab! Gebucht wird das bereits unten und man spart sich das Ticket für die Rückfahrt.

Und gleich der nächste Tipp: Wenn ihr doch wie wir (vielleicht auch wegen schlechtem Wetter wie bei uns) hoch und runter fahrt, dann tauscht oben am Bahnhof auf die andere Zugseite. Wir fanden 2 nette Holländer mit denen wir tauschen konnten und so hatten wir auf der Rückfahrt die Chance auch die Landschaft der anderen Seite zu genießen! Sogar das Wetter ist gnädig mit uns und schickt die Sonne zum Dienst.

Ehe wir wieder unten sind, ist es Nachmittag und Line geht es zumindest so gut, dass wir einen kleinen Spaziergang ans Wasser machen können. Wir sitzen am Fjord, genießen den Ausblick und die Kinder fordern ihr obligatorisches Urlaubstageseis ein – bekommen sie. Direkt auf dem kleinen Markplatz am Bahnhof gibt es neben Eis auch 6 Imbissstände – 5 davon bieten entsprechend der offenbaren Zielgruppe asiatische Speisen in jeder Form an, einer verkauft Elch- und Rentierfleisch, er beweist uns überzeugend, dass es ihm schmeckt.

Nach dem Abendessen – es ist ja zum Glück ewig hell hier oben – frage ich die Kinder ob sie mit mir noch einen Ausflug zum Stegastein machen wollen. Das ist ein Aussichtspunkt über dem Fjord. Die Kinder lehnen dankend ab, sie wollen lieber das Campingplatzleben auskosten und spielen. Wenn ich ehrlich bin, aber das bleibt unter uns, bin ich nicht böse darüber und starte. Das Wetter sieht sehr verheißungsvoll aus, überlegt es sich aber doch noch und so ziehen dunkle Wolken auf. Entscheidet selbst anhand der nächsten Fotos ob das gut oder schlecht war, ich jedenfalls, war hinterher nass! Schon auf dem Weg zum Aussichtspunkt muss ich immer wieder anhalten und den Blick genießen. Die Massen mit den Reisebussen sind durch, so geht das glücklicher Weise auch.

Ich hoffe noch auf Besserung und lungere eine Weile oben auf dem Parkplatz herum aber die dicken Wolken verziehen sich nur, um neuen Platz zu machen. Die Wartezeit nutze ich um „Schlechtwetterfotos“ zu machen. Eine Auswahl der Besten für euch, fällt mir hier besonders schwer, also müsst ihr da jetzt durch…

Die Rückfahrt gestaltet sich nicht weniger spektakulär und so setze ich, wenn man schon mal allein unterwegs ist, unser Auto in neuem Design nochmal richtig in Szene.

Dabei sprang mir noch ein unkonventionelles Vogelnest ins Auge, welches kurz danach mit wildem Gezeter seitens der Mövenmama wieder besetzt wurde. Sie scheint auch ein Fan von großen Reifen zu sein.

Nun aber schnell zum Rest der Familie…

Montag 8.7.

Juhu!!! Line ist wieder unter den Lebenden und können wieder gemeinsam losziehen. Das tun wir heute auch, nämlich 1,5 Stunden bis zum nächsten Campingplatz, schon die Fahrt dorthin ist wunderbar, vor allem weil wir sie wieder alle genießen können. Wenn es nicht durch gefühlt endlos lange Tunnel geht (unter anderem diesen toll beleuchteten 23km) dann schlängelt sich die Straße eng am Fjord entlang oder wir setzen per Fähre auf die andere Seite über.

Unser heutiges Ziel ist der Campingplatz Kjornes am Sognefjord. Gleich nach dem letzten Tunnel geht eine winzige Straße ab und führt uns zu dem sehr ordentlich angelegten Platz. Super gelegen, uns aber irgendwie etwas zu aufgeräumt. Alle Plätze sind geschottert und irgendjemand ist mit dem Winkelmesser durch das Gelände gelaufen, als er den Platz gebaut hat. Hilft aber nix, denken wir und erfahren dann an der wie immer netten Rezeption, dass der Platz erweitert wurde und 50m weiter hinten eine unparzelierte Wiese ist, auf der wir gern ein Platz aussuchen können. Nun macht sich die kurze Etappe bezahlt, denn wir finden die Wiese fast leer vor und können es kaum glauben als wir ein total ruhiges Plätzchen direkt am Wasser finden – unser Platz für die nächsten Tage.

Die Wege zum Waschhaus und zum Abwaschen sind hier zwar etwas weiter aber hey – das nehmen wir gern in Kauf, für diesen Ausblick. Im Aufbau haben wir mittlerweile auch mit dem Leihwohnwagen eine gewisse Routine und so unternehmen wir nach einem Kaffee mit Aussicht (der erste für Line) noch einen kleinen Ausflug zum Gletschercenter mit Museum in der Nähe.

Die Fahrt dorthin war herrlich, das Center hat uns jetzt nicht so vom Hocker gerissen, aber wir sind uns alle einig – macht ein Kreuz im Kalender – dass wir auf den Gletscher wollen. Die im Museum gesparte Zeit nutzen wir, um uns in der Gegend treiben zu lassen, bevor wir zum Wohnwagen zurückkehren.

Dienstag 9.7.

Das Wetter ist so toll, dass wir schon morgens kurzärmlich draußen frühstücken können. Mitten beim Frühstück macht uns lautes Platschen Aufmerksam. Im Fjord, direkt vor uns, zeigt sich eine Robb. Sie scheint ebenfalls zu frühstücken und wir können unser Glück kaum fassen.

Die Wärme steigt uns Erwachsenen scheinbar etwas zu Kopf. So zumindest wäre zu erklären, dass wir denken, auch unsere Kinder finden den Plan, heute zu wandern, super. Meckern hilft aber nichts. Wir haben den Plan gestern Abend schon ausgefeilt. Wir wollen zum Keippen, einem Berg mit Blick auf den Fjord. Google hat eine Wanderung ausgespuckt, die nicht zu lang ist und auch den passenden Parkplatz dafür (denken wir!). Die Fahrt dorthin wird immer spannender, die Straße ist herrlich gelegen und wird von Abzweig zu Abzweig immer enger. Dann noch schnell mit der Fähre über den Fjord. Natürlich müssen wir kurz warten bis das Schiff kommt und blicken neugierig übers Wasser, als Line ruft ‚Da ist was!!!‘ Irgendwie bin ich blind, ich seh erstmal gar nichts. Alle rufen durcheinander. Alle haben es gesehen, lange bevor ich es dann endlich auch entdecke. Auf dem Fjord schwimmen ganz entspannt eine Gruppe Schweinswale – zumindest wurden wir später aufgeklärt, bis dahin hielten wir sie für Delphine 🙁 . Ich habe es dann doch noch geschafft, wenigstens 2 zu fotografieren.

Die tolle Anfahrt gipfelt in einer Privatstraße mit Mautstation, wobei die Mautstation aus 2 Briefkästen besteht. Oben Umschlag rausnehmen und mit 50NOK (5,-€) befüllen, Kennzeichen darauf schreiben und in den unteren einwerfen. 100m später endet der Asphalt und ich freue mich endlich mal mit dem richtigen Fahrzeug (und dank Delta 4×4 auch mit den richtigen Rädern) unterwegs zu sein. Unser erster Stopp ist dann ein kleiner Gebirgsbach, in dem man herrlich spielen kann – kleine Kinder und große auch!

Danach geht’s weiter hoch. Zumindest, bis der Weg so schlecht wird, dass nicht an ein weiter fahren zu denken ist. Laut der Beschreibung im Netz, sind wir nun am Ausgangspunkt unserer Wanderung. Wenn wir nur wüssten, wo es lang geht. Weit und breit ist kein Wanderweg zu sehen, nicht mal ein Berg, den man in der angegebenen Zeit besteigen könnte. Etwas ratlos laufen wir durch die Gegend, die unbestritten toll ist. Zu allem Überfluss gibt es hier oben (unglaublich) auch kein Netz. Ein Navigieren ist also nicht möglich. Wir beschließen, etwas zurück zu fahren, dort sind ein paar Häuser und wir können fragen. Die erste Familie auf die wir treffen, sind deutsche Auswanderer. Das macht nicht nur die Kommunikation einfacher, sondern begräbt auch unser Projekt Keippen. ‚Mit den Kindern nicht machbar‘ war die fachmännische Meinung der Auswanderer. Dafür gibt es aber einen neuen Wandertipp mit Anfahrtsbeschreibung ins nächste Tal. Zum Glück müssen sie in die gleiche Richtung wie wir und können uns das eine oder andere Mal vor dem falschen Abzweig bewahren. Wir sind im Urlaubsmodus und können uns nix merken. Zum Glück habe ich mir aufgeschrieben wie unser Ziel heißt und so schlängeln wir uns den nächsten ansehnlichen Berg hinauf – kurzer Stopp am Aussichtspunkt…

…und schon geht es auf den Gaularfjellet. Die Landschaft ändert sich schlagartig und man vermutet nicht, dass man vor 10 Minuten noch den Fjord passiert hat. Wir begrüßen kurz die Bewohner der Gegend und machen uns danach auf die Suche nach dem Parkplatz.

Den finden wir schnell, allerdings ist es mittlerweile schon Nachmittag und wir starten zum Wandern?! Ähnlich wie unsere Bedenken, sieht die Lust der Kinder aus. – Zum Glück verfliegt beides und nicht mal die vereinzelten Regentropfen, hindern uns am Weitergehen. Es ist herrlich hier, kleine Bergseen umschlossen von Felsen, Gebirgsbäche mit Steinen zum Balancieren, alte Hütten und immer wieder Schafe.

Irgendwann suchen wir uns einen Picknickplatz und verschlingen, viel später als geplant, unser Essen. Danach geht’s zurück zum Auto, gleicher Weg, trotzdem toll. Danke liebe Auswanderer (wir wissen den Namen leider nicht) für den Tipp.

Als wir am Wohnwagen ankommen ist es bereits Abends. Wir entscheiden uns für das schnellste, was der Kühlschrank hergibt – Tortellini und fallen ins Bett.

Mittwoch 10.7.

Bereits gestern haben wir unseren tollen Stellplatz um eine Nacht verlängert und so können wir heute zu einem Highlight aufbrechen. Als ich aufwache, ist Line bereits draußen. Sie hat Wasser für frischen Kaffee geholt und dann „unserer“ Robbe einen guten Morgen gewünscht. Dabei ist es erst 7… Sie ist doch nicht etwa aufgeregt?

Auch die restliche Meute ist heute recht schnell aufgestanden, denn wir wollen zum Gletscher. Die Tour sollte eigentlich mit dem Kajak über den Gletschersee führen. Nach einem Telefonat mit dem Guide, ist uns das allerdings zu riskant. Die Kinder müssten über 1,5h mit paddeln und Line ist immer noch geschwächt. Wir wählten also schweren Herzens die Motorbootvariante, freuen uns heute aber nicht weniger darauf.

Wir haben uns für die Agentur Icetroll entschieden und so warten wir, nach einer Stunde Fahrt am Gletschercentrum des Jostedal Glacier (der größte Gletscher des europäischen Festlandes) auf Kuba unseren Guide. Die Wartezeit nutzen wir, um das kleine Museum zu erkunden, kostenlos für alle die eine Führung gebucht haben. Es gibt auch einen kleinen Shop, die letzte Chance nach Handschuhen zu schauen. Ha, mitten im Sommer Handschuhe, wer braucht denn so was? Das haben die von Icetroll bestimmt nur aus marketingzwecken in die Mail geschrieben. Trotzdem habe ich bereits im Auto nach Handschuhen geschaut, Line zu Liebe… gefunden hab ich meine es-könnte-jederzeit-ein-Wintereinbruch-kommen-Notfall-Handschuhe und ein Paar Reifenwechsel-Arbeitshandschuhe. Im Laden gibt es tatsächlich Wollhandschuhe, allerdings in „groß“ – kaufen wir. Jetzt hat jeder welche, außer dem schmunzelnden Micha. Kuba kommt pünktlich und nimmt uns in Empfang, wir müssen noch auf eine belgische Familie warten. Die wollten eigentlich schon gestern aber haben die Abfahrt verpasst – irgendwie wie heute. Irgendwann starten wir dann ohne die Belgier, dafür mit einigen fiesen Kajak-Fahrern. Fies natürlich nur weil sie Kajak fahren. Der Tross folgt den Guides immer weiter den Berg hinauf, das Thermometer im Auto ist im Sinkflug.

Dann haben wir die Staumauer erreicht, unsere Autos tauschen wir gegen Schwimmwesten und machen uns zu Fuß auf, die letzten Höhenmeter zu meistern. Dann liegt er vor uns, der Gletschersee und als ob es das normalste der Welt ist, schwimmen Mitte Juli ein paar entzückende kleine Eisbergchen direkt vor uns. Wir „Alten“ sind ergriffen, die Jugend nimmt es irgendwie hin.

Schnell besteigen wir das Boot, mittlerweile ist auch die belgische Delegation zu uns gestoßen. Man hat einfach oben auf uns gewartet – verwirrt aber jetzt egal. Auf geht’s!

Kuba, unser Guide tut es dem Kapitän der Titanic gleich und hält Kurs auf die Eisberge, während wir uns dem Gletscher nähern, so kann ich meinen Zeigefinger durch dauerhaftes Auslöserdrücken warmhalten – guter Mann! Natürlich rammen wir keinen und halten, als wir ankommen noch mehr Sicherheitsabstand zum Gletscher. Im Sommer brechen dauerhaft große Eisbrocken ab. Die wollen wir gar nicht von unten im freien Fall sehen. Also anlegen und ab zum Eis. HALT! In Norwegen, so erklärt uns Kuba, herrscht Seilpflicht! Also bekommen wir neben Steigeisen, alle einen Karabiner und knoten uns, nacheinander alle an ein Seil, bevor es wirklich auf den Gletscher geht. Die folgenden Bilder geben nur einen ungefähren Eindruck des Ganzen. Wir haben ein Dauerlächeln im Gesicht, unserem Kleinsten ist kalt…

Wie ein Expeditionsteam kommen wir uns vor, als wir die ersten Gletscherspalten erkunden. Wenn die Kinder vorsichtig in eine Spalte schauen, natürlich nur nach Anleitung vom Guide, hält Line die Leine so fest, dass sie Mühe haben, überhaupt in deren Nähe zu kommen (man beachte die Leine im nächsten Bild). Jetzt sind alle begeistert.

Neben vielen Informationen hat unser Guide Kuba auch noch was viel interessanteres dabei – heißen Kakao. Spätestens jetzt hat er die Kids auf seiner Seite. Nach einer Tasse (für mich nach 2) machen wir uns auf den Rückweg, jetzt sind wir ja schon alte Hasen…

Auf dem Rückweg legen wir noch ein Picknick im Sonnenschein ein. Der Platz im steinigen Flussbett bot sich einfach an und die Wärme holt uns wieder in den Sommerurlaub zurück. Dann passiert das, worauf unsere Kinder schon lange warten – Nachmittag ist gammeln angesagt.

Ihr wollt wissen wie unsere Tour weitergeht? Hier geht’s zu Teil II

Plansee: Klippensprünge, Kanu, Rafting / Sommer 2018 Part III

Tag 15

Schon wieder Wecker stellen und das im Urlaub. Aber wir wollen weiter. Die „nette“ Dame vom Campingplatz am Heiterwanger See meinte, wenn wir eher kommen, sind die Chancen auf einen Stellplatz besser, reservieren geht nicht (weil wir keine 7 Nächte bleiben). Da der Platz laut deren Internetseite traumhaft schön am See liegt, verträumt und unparzelliert (also eine Wiese direkt am See, auf der sich jeder ein schönes Plätzchen sucht) wollen wir dort aber undingt hin, auch wenn die Dame am Telefon in ihre Kommunikationsschulung geschlafen hat. Wir starten also recht früh nach einem letzten Frühstück mit Dolomiten-Blick. Starten heißt ersteinmal bergab, wir sind ein ganzes Stück oberhalb der Brennerautobahn und auf die müssen wir. Welche Abfahrt die bessere ist, wissen wir nicht so richtig, entscheiden uns aber über den Norden zu fahren, so waren wir auch gekommen. Endlos schlängeln sich die Serpentinen hinab. Dem Amarok macht das nix aus, der Wohnwagen hängt scheinbar dauerhaft in der Auflaufbremse. Die mag das gar nicht und quittiert ihren Dienst. Zum Glück passiert das an einer Baustellenampel und wir können ihr eine kurze Verschnaufpause gönnen. Im Rückspiegel betrachten wir mit etwas Sorge den stinkenden Qualm der aus allen 4 Rädern steigt. Passiert nix, beruhige ich Line und tatsächlich nach dem Stop und der Abkühlung ist alles wieder schön und wir schaffen die letzten Kurven problemlos. Bevor wir auf die Autobahn fahren, stoppen wir noch an einem Eurospin. Wir wollen einkaufen und das ist der einzige Markt hier in der Nähe. Es geht unter die Erde und wir stehen in einer Art Rest- und Sonderpostenmarkt. Nach Lines erstem Schock stellt sich dieser aber als recht gut sortiert heraus und wir kaufen Südtiroler Leckereien. Neben Nudeln, Pesto, Schinken wandern auch ein paar unscheinbare Tüten Kekse in den Wagen. Wir nehmen sie mit, weil sie Palmölfrei ist, in Deutschland leider viel zu selten. Es soll sich herausstellen, dass wir nie leckere Kekse irgendwo gekauft haben. Eurospin kommt also in unsere Muss-man-mitnehmen-Liste.

Die weitere Fahrt läuft gut und wir kommen schnell voran. Als wir die Autobahn gegen Mittag wieder verlassen, hat es sich merklich abgekühlt. Ich friere beim Tanken. Dafür wird die Gegend schon wieder beeindruckend. Unsere Vorfreude steigt! Als wir laut Navi näher kommen, fangen wir an zu grübeln. Die Gegend kennen wir, hier in der Nähe waren wir im Herbst 2016. Damals zwar auf dem Zugspitzresort, aber einen Ausflug haben wir hier doch auch gemacht? Ungläubig schauen wir uns an. Ein komisches Gefühl beschleicht uns. Wir wollen es aber nicht wahr haben und fahren weiter. Rechts abbiegen, sagt die Navi und nun ist es klar. Wir steuern exakt den Platz an, den wir uns damals angesehen haben. Das machen wir immer gern, wer weiß ob man nicht mal einen Platz sucht. Trotzdem sind wir irritiert. Dieser Platz hier, hat so gar nichts mit der Beschreibung im Netz zu tun. Direkt daneben ein großes Hotel, den Seezugang teilt man sich mit den Touristen des Hotels, den vielen Reisebusse und mitten drin ist auch noch der Schiffsanleger. Camping am Seeufer ist hier gar nicht machbar. Hinzu kommt, dass der Platz fest in der Hand von Dauercampern ist, die Ihr Territorium sorgfältig mit Minigartenzäunen markiert haben – ein Horror für uns. Zum Glück ist gerade Mittagspause, so kommen wir gar nicht in Versuchung zu bleiben. Wir wollen unser Glück am Platz Seespitzcamping versuchen. Der liegt ganz in der Nähe am Plansee (Plansee und Heiterwanger See sind verbunden) und hat hoffentlich noch ein Plätzchen für uns. Ach ja und schöner als dieser hier sollte er auch sein. Jackpot!!! Nicht nur die Gegend ist noch schöner, der See noch türkiser, die Berge noch steiler, nein, nach kurzer Verhandlung bekommen wir einen schönen Terrassen – Platz und dürfen bis zur Abfahrt in 4 Tagen bleiben. Die Zufahrt ist so steil und eng, dass wir beschließen, unseren Mover zu aktivieren. Dazu muss natürlich das Auto vom Wohnwagen getrennt werden. An dem steilen Hang ein Fehler, wie sich herausstellt. Es ist so steil, dass der Anhänger einfach nach hinten kippt. Ich halte ihn mühsam fest, bis ein Kind von der Schaukel gesprungen ist und vorn auf der Deichsel Platz nimmt. Das reicht und nun geht es auch ganz easy. Line erholt sich auch schnell vom Schock und wir können den Rest vom Tag genießen.

Wir holen unsere Urlaubswunschliste raus, hier stehen noch 2 unerledigte Wünsche drauf: Rad fahren und Rafting. Kurze Manöverbesprechung mit Line und wir geben grünes Licht, das ist machbar! Damit sollten alle Mitreisenden glücklich sein. Ein unerwartetes Glücksgefühl beschert uns, dass auf dem Campingplatz angebotene Abendprogramm. Unser Sohn (keine Ahnung woher er das hat) entscheidet sich für Fußball. Heute läuft das Halbfinale im Biergarten. Unser Favorit Schweden ist ja schon nicht mehr dabei, also ist er für Kroatien und am Ende glücklich. Wir wählen Wellness. Der Platz hat ein Saunahäuschen gebaut. Ganz neu und sehr schön gemacht. Das wollen wir ausprobieren und genießen die halbe Stunde schwitzen.

Tag 16

Sonne! Wir frühstücken draußen mit Blick auf den See und die Berge. Noch einmal beglückwünschen wir uns zu der Entscheidung vom Vortag, weiter zu fahren. Wir sind glücklich. Heute soll es endlich die ersehnte Radtour geben. Die Wege sind gut ausgeschildert, so kommen wir direkt am Plansee entlang über eine Brücke und dann weiter am Ufer des Heiterwanger Sees. Die Gegend hier ist so schön, das Wasser so klar und trotzdem kräftig grünblau, dass es schon fast kitschig ist. Wir genießen die Tour und machen am Bootsanleger des Heiterwanger Sees Picknick (am Camping Heiterwanger See). Die Kinder entern ein angebundenes Floß und sind die nächste Stunde nicht mehr aus dem Wasser zu bekommen.

Wir liegen eine Weile am See, dann sammeln wir alle ein und radeln zurück. Auf dem Weg fällt unserem jüngsten und Line eine Halbinsel ins Auge, ein Weg führt dort hin und sie biegen spontan ab. Eine gute Idee. Hier gibt es eine kleine verträumte Badesetelle mit Steg, die beiden Zwerge sind angefixt vom Springen. Uns kann eine Abkühlung auch nicht schlecht tun, also finden wir uns kurze Zeit später alle im klaren, kalten Wasser wieder.

Nachdem wir wieder am Platz angekommen sind und es zum Kaffee die leckeren Kekse aus Südtirol gibt, beschleichen Line und mich die Lust nochmal los zu ziehen. Die Kinder wollen schaukeln – sollen sie. Wir machen zu Fuß einen Ausflug zu den Stuibenfällen. Diese bilden quasi das Ende des Plansees. Nach einer halben Stunde Fußmarsch haben wir sie erreicht. Kann es sein, dass das Wasser hier noch kräftiger schimmmert? Wir denken ja.

Die Stuibenfälle sind beeindruckend und wir können zwei Canyoninggruppen beim Abseilen und Springen beobachten. Das letzte Sprungbecken ist scheinbar gut erreichbar und so beschließen wir, hier nochmal mit den Kindern her zu kommen. (Ach, wenn der Urlaub nicht immer so schnell vorbei wäre). Als kleinen Vorgeschmack suche ich mir, mit den Kindern, die nächste Brücke am Campingplatz und wir springen einfach hier in den See. Gerade für den Kleinen eine große Überwindung. Hinterher ist er so stolz, dass er es jedem auf dem Platz erzählt. Egal ob der es wissen will oder gar kein Deutsch spricht.

Heute füllt sich der Campingplatz schon etwas. Durch die vielen Terrassen verläuft es sich aber gut. Wir haben neue Nachbarn. Ein Schweizer Pärchen mit Hund. Damit haben sie die volle Aufmerksamkeit unserer Kinder. Sie dürfen mit ihm spielen und wir bieten den beiden nach dem Abendessen einen Espresso an. Wir kochen sowieso und die Kanne ist groß genug für 4. Am Ende sitzen wir bis spät in die Nacht, zum Espresso gab es einen baskischen Kuchen mit Vanillecremefüllung, zum Rest des Kuchens gab es Wein und zum Wein einen Zirbenschnaps und zum Schnaps ein Radler. Das alles mit sehr angenehmen Gesprächen. Ein schöner Abend.

Tag 17

Heute haben wir Zeit! Die Kinder schlafen aus und wir frühstücken ausgiebig. Sie fordern ihre Zeit zum Schaukeln und bekommen sie auch. Gegen 12 machen wir uns auf zum Lech. Dort direkt am Ufer befindet sich die Rafting Base Fun Rafting, bei der wir heute Spaß haben wollen. Das Lechtal ist im Auto schon toll anzusehen und das Basislager von …. liegt genau mitten drin. Am Ufer schaukelt verträumt eine Hängematte, kurz überlege ich, ob ich nicht lieber hier bleibe.

Nein wir wollen Raften! Mitfahren werden bei uns, der Guide (ist klar) ein Vater-Sohn-Duo und ein Pärchen, wobei die Frau gar nicht glücklich schaute, als es los geht. Auch dabei, war noch ein junges Pärchen, die Ihr Glück im Kanu versuchen wollten. Wir fahren mit dem Guide und den Booten im Anhänger eine Weile flussaufwärts und schleppen anschließend die Boote ins Wasser. Nun folgte der unangenehmste Teil der Tour, das erste Bad im eiskalten Wasser, brrrrrrrr. Dann geht es endlich richtig los. Unser Guide ist lustig drauf, ebenso wie alle anderen im Boot.

Die Tour macht ordentlich Spaß, auch wenn etwas wenig Wasser im Fluss ist. Die Dürre war eben auch hier angekommen. Zwei Mal müssen wir unserem Boot über die Steine helfen. Für das wenige Wasser, sind wir wohl zu dick. Trotzdem gibt es ein paar Stromschnellen, die das Wasser ins Boot spritzen lassen. Wem das nicht reicht, der lässt sich einfach nach hinten hängen, bis der Kopf im Wasser hängt. Besonders angenehm wird das, wenn das Wasser beim wieder hinsetzen, den Nacken entlang in den Anzug läuft…

Kurz nach der Hälfte machen wir Pause. Obwohl Pause nicht das richtige Wort ist. Es macht nämlich nur unser Boot Pause. Wir nutzen die Chance, um im Lech zu schwimmen. Viel Tun müssen wir dazu anfangs nicht. Wir laufen etwas flussaufwärts und legen uns dann einfach mit den Beinen zu erst ins Wilde Wasser. Der Fluss nimmt uns einfach mit, die Schwimmwesten halten uns oben und wir haben unseren Spaß. Am Ende muss man dann ordentlich schwimmen, um wieder ans Ufer zu kommen. Die Erwachsenen fischen die Kinder raus und weiter geht es mit dem Boot.

Nach 3 Stunden ist der Spaß vorbei und unser Boot legt am Basislager an. An den Gesichtern können wir erkennen, dass es Spaß gemacht hat, aber auch anstrengend war. Jetzt noch schnell Grillzeug besorgen und ab zum Campingplatz. Wir sind erledigt und so wird der Abend recht kurz. Nur für einen kleinen Spaziergang zum See, können wir uns noch hinreißen lassen. Die Kinder und ich knipsen wie wild den Sonnenuntergang und dann geht es ab ins Bett.

Tag 17

Es ist unser letzter echter Urlaubstag, morgen müssen wir nach Hause fahren. Alles was wir heute nicht machen, muss wohl bis zum nächsten Urlaub warten. Das soll möglichst wenig sein, also wagen wir einen Blick auf die Liste. Eigentlich haben wir alles gemacht, was darauf steht. Allerdings sind im Laufe der letzten 4 Tage noch 2 Dinge dazu gekommen, das sollte doch klappen!? Heißt aber wieder mal, Wecker stellen. Er klingelt zuverlässig um 6 (wo ein Sonnenuntergang ist, muss auf der anderen Seite auch ein Aufgang sein…). Es ist wie verhext, wir wachen auf und hören – Regen. Also, das bekannte Prozedere, Wecker eine halbe Stunde vorgestellt, um sich exakt diese halbe Stunde wach im Bett zu wälzen. Nun tröpfelt es zwar immer noch, aber wir beschließen trotzdem zu starten. Bereits am Abend haben wir die Kanus des Campingplatzes reserviert, so können wir ohne Umweg zum See runter und los paddeln. Dank unserer Regenjacken und Hüte hört es umgehend auf zu regnen und wir genießen 2 Stunden auf dem absolut ruhigen See. Wir sind erstaunt, wie viele doch am Abend ihr Zelt am Seeufer aufschlagen. Natürlich weit ab von Wegen und Wanderern, aber jetzt vom Wasser aus, gut zu sehen. Einer liegt sogar nur im Schlafsack im Gras (ihr erinnert euch, bis eben hat es geregnet). Das kennen wir nur von Betrunkenen auf einem Festival.

Nachdem einen Teil des Sees befahren haben und ich doch ein paar Fotos schießen konnte, wenn auch nicht vom Sonnenaufgang, bekommen wir mächtig Hunger und paddeln zurück zum Frühstück. Das schmeckt jetzt doppelt so gut, sicher auch wegen dem Rührei mit leckerem Südtiroler Schinken.

Letzter Tag also volles Programm – aber ohne Stress. Wir satteln nochmal die Fahrräder und fahren am kleinen Plansee Richtung Stuibenfälle. Ab dem Seeende ist das Radfahren verboten und der Weg auch nicht wirklich geeignet, also laufen wir neben den Fällen hinab. Immer wieder können wir ein paar Blicke auf die Fälle erhaschen, bis wir endlich an dem Punkt sind, den wir bei unserer kleinen Runde vor 3 Tagen entdeckt haben. Hier ist es irgendwie unreal, so schön. Wenn das Wasser jetzt statt 8 Grad um die 20 hätte, ich wäre im Paradies.

Natürlich hält uns die Wassertemparatur nicht ab. Wir sind schließlich hier, um von den Felsen zu springen und das machen wir auch. Zwei übereinander liegende Becken, nur getrennt durch einen Wasserfall, laden dazu ein. Die Kinder sind begeistert, Line auch und ich sowieso. Erst als alle Felsvorsprünge erobert sind, kehren wir zu unseren Rädern zurück. Im Kopf und in der Kamera die Bilder dieses tollen Erlebnisses.

Jetzt sind wir 17 Tage unterwegs und haben außer den Murmeltieren, keine wilden Geschöpfe gesehen. Und das, obwohl wir immer wieder Ausschau gehalten haben. Aber letzter Tag ist Highlight Tag. Auf dem Rückweg entdecke ich auf dem gegenüberliegenden Waldhang etwas Braunes. Es läuft durchs Dickicht und immer nur kurz im freien Gelände. Die Kamera mit Teleobjektiv bestätigt die Vermutung – eine Gams.

Da ich mich ganz der Gamsfotografie hingebe, bemerke ich natürlich nicht den Sturz des Kleinen, der wie die anderen schon weiter gefahren ist. Der Ärger (bei Line und ihm) darüber vergeht aber schnell und nachdem ich die Riesenschildkröte aufgeblasen habe, bin ich wieder sein Freund. Wir verbringen den Rest des Tages (war ja auch genug Aktion bis jetzt) am See. Die Kinder wechseln sich mit der Nutzung der Schildkröten – Luftmatratze ab. Es gibt auch kaum Streit. Einen kurzen Schockmoment erleben wir dann doch noch, als unsere Tochter ziemlich weit weg von uns (aber in Ufernähe) von der Luftmatratze klettert und diese los lässt. Ihr Versuch, sie wieder einzuholen scheitert sichtbar. Ich sprinte am Ufer in ihre Nähe und schwimme zu ihr, da sie ok ist und es zum Ufer alleine schafft, mache ich mich an die Verfolgung der Schildkröte. Wer verdammt hat behauptet, dass Schildkröten langsam sind?! Nur mühsam und langsam hole ich sie ein und bin froh, dass ich die viertel Stunde, die ich für den Rückweg brauche, auf ihr liegend strampeln kann.

Wir genießen noch eine Weile das tolle Wasser und die Sonne, Line schreibt die letzten Zeilen in ihr Urlaubstagebuch.

Fazit: Wir haben es nicht bereut in die Alpen zu fahren. Wir haben auf 4 tollen Plätzen gestanden, wunderschöne Landschaften kennen gelernt und viel erlebt. Ganz nebenbei haben wir eine neue Urlaubs-To-Do-Liste begonnen. Klettern steht dort drauf. Ich freue mich!

Hier gehts zum Teil I und Teil II

Südtirol:Klettern, Schlemmen, Canyoning / Sommer 2018 Part II

Tag 6

Nach ein wenig Rangiererei sitzen wir Punkt 10 Uhr im Auto und verlassen den Zeinissee in Richtung Brenner. Es geht nach Südtirol und wir sind gespannt. Im Radio verkündet ein Österreicher, dass es auf dem Brenner Stau wegen einer Baustelle gibt. Wir haben keine Lust die Mittagszeit im Stau zu stehen und nutzen den MC Donalds an der Europabrücke für die Pause. Die Aussicht ist grandios, so verschmerzen wir die Gourmet-Küche aus der Friteuse. Wir scheinen heute Glück zu haben. Als wir eine halbe Stunde später im Auto sitzen, ist nicht nur der Stau weg, sondern auch die Baustelle abgebaut. So sind wir bereits 15 Uhr am neuen Platz angekommen. Campingplatz Seiser Alm. Das ist einer der Campingplätze, von dem man irgendwie immer wieder hört. Die Einen raunen ehrfürchtig wegen der Anfahrt – die ehrlich gesagt dauerhaft ein Wechselbad der Gefühle ist, zumindest bei 2,50 x 14,00 Metern. Man weiß nicht, ob man staunen soll, wegen der Gegend, Angst haben soll, dass man ins Tal stürzt, weil die Straße so eng ist oder Panik schiebt, dass einem auf der engen, steilen Straße ein LKW entgegen kommt. Wir beide teilen uns das gerecht auf. Ich staune und Line übernimmt dankenswerter Weise die Panik. Alles geht gut. Am Platz werden wir sehr freundlich empfangen. Wir haben bereits im letzten Jahr reserviert und dürfen uns nun sogar einen Platz aussuchen. Zur Wahl steht ein großer Platz mit Bäumen die Schatten spenden, auf einer Terrase, ruhig gelegen mit herrlichem Bergpanorama oder ein kleinerer, mitten zwischen anderen Wohnwagen ohne Bäume. Wir entscheiden uns für Variante 1 und sollen die nächsten Tage glücklich damit sein.

So schön der Platz am Zeinissee war, die Kinder sind froh über ein paar Grad mehr und den herrlichen Salzwasserpool. Während wir noch das Vorzelt aufbauen – zumindest das Dach gegen die Sonne, sind die beiden uns schon entschwunden und kommen auch erst wieder aus dem Wasser als 19 Uhr die Stunde Schwimmzeit nur für Erwachsene beginnt ( Morgens gibt’s die auch, eine gute Idee). Wir lassen den Abend vor dem Wohnwagen mit Blick auf den Schlern ausklingen. Das ist Urlaub.

Tag 7

Frühstück mit Bergpanorama und frischen Brötchen. Die Brötchen sind hier übrigens günstiger, als zu Hause beim Bäcker. Man zahlt nach Gewicht und das ergibt bei 4 Stück weniger als 1,50€ – wer da aufbackt, dem ist nicht mehr zu helfen. Da wir die Räder dabei haben, wollen wir hier eine Radtour starten. Laut Beschreibung gibt es eine einfache Familientour zum Völser Weiher, klingt perfekt. Nach ca 500m habe ich die Erzählung von Olaf wieder im Ohr. Er ist ein Bekannter, fährt auch mit Amarok + Wohnwagen und ebenso gern MTB wie wir. Ich hatte mich letztes Jahr lustig gemacht, weil er seine Teeni-Tochter hier oben nicht zum Fahren animieren konnte, es wäre ihr zu steil. Was soll ich sagen, die Hälfte der knapp 3 km zum Weiher schiebt unser Kleinster sein Rad, das steilste Stück schafft er nicht mal das, Line übernimmt. Unsere Mittlere zieht aber durch, mit ihren 10 Jahren schafft sie einige Anstiege, die ganz steilen Schotterpassagen muss aber auch sie schieben. Oben angekommen werden wir belohnt. Ein herrlicher kleiner Bergsee, die Dolomiten im Hintergrund und ein großer Badesteg mit angeschlossenem Restaurant. Wir bleiben fast den ganzen Tag und genießen das Leben. Während wir uns in den leckeren Südtiroler Kaffee verlieben, springen die Kinder unzählige Male vom Steg. Gewittergefahr lässt uns zurück fahren und selbst bergab ist es so steil, dass sich der Kleine nicht den Schotterweg hinab traut. Hieran müssen wir wohl arbeiten…

Unser Gefühl trügt nicht, wir sind zwar trocken angekommen aber danach geht’s richtig los. Ein schönes Alpengewitter geht über uns nieder und wir nutzen die Zeit, um mal zu überlegen, was wir im Urlaub auf jeden Fall noch machen wollen. Oha, der Urlaub wird wohl wieder mal zu kurz. Da stehen am Ende so Dinge wie Canoyning, Rafting, Klettern und noch vieles mehr. Sogar Rad fahren findet sich wieder auf dem Wunschzettel. Das verschieben wir aber lieber auf Station 3 unserer Reise. 20 Uhr ist das Gewitter vorbei und wir genießen wieder den Ausblick, diesmal bei herrlich klarer Luft und einem tollen Regenbogen.

Tag 8

Wir müssen langsam anfangen, unsere Liste von gestern abzuarbeiten. Also stehen wir bei herrlichem Sonnenschein 10:30 Uhr an der Bushaltestelle. Auch hier haben wir wieder die regionale Karte erhalten. Hier die Seiser Alm Karte. Damit können wir den Bus kostenlos nutzen, der uns heute zur Seiser Alm Bahn bringt. Lustiger Weise ist dies die einzige Bahn in dieser Gegend, welche nicht Inklusive ist. Egal, wir wollen da hoch und heute die Hexenbänke erkunden. Auf 1800 m angekommen, führt uns der Weg recht steil bergauf.

Nach knapp 2 Kilometern steilem Anstieg, lassen wir uns von den Kindern bequatschen und kehren ein, in das Bergrestaurant Puflatsch. Die Kinder hält es zwar nur kurz auf den Sitzen (sie haben die kleine Minirodelbahn mit Reifen entdeckt), dafür genießen wir den Ausblick und das Essen. Auf dem Berg geht doch kaum etwas über eine zünftige Brettljause (hier sogar mit Obstler) und eine Buttermilch dazu, also bestellen wir. Wir sind satt, trotzdem läuft uns das Wasser im Mund zusammen wenn wir die Marillenknödel am Nachbartisch anschauen. Hey wir sind hier in DER Knödelregion, also sind die bestimmt so lecker wie sie aussehen – bestellt und genossen!

Danach starten wir wieder Richtung Hexenbänke, aber nur, bis wir um den Gipfel herum kommen und freien Blick auf die nächsten Berge haben und auf den Himmel darüber. Schon wieder ziehen dicke Gewitterwolken auf. Wir und die meisten anderen Wanderer ziehen nun doch wieder Richtung Tal, dabei können wir beobachten wir ein Armeeflugzeug ettliche Fallschirmspringer mitten über den Bergen ausschüttet. Wie es denen wohl geht, wenn sie die Gewitterwolken sehen?!

In Seis angekommen, haben sich die Wolken wieder verzogen und die Sonne strahlt mit den Eis essenden Kindern um die Wette. Wir beschließen uns nicht zu ärgern und genießen einen Capucchino (noch immer Südtiroler Kaffee) – lecker!

Tag 9

Irgendwie will die Sonne heute nicht so richtig raus. Im Netz stehen Schauer und Gewitter also fallen die Berge heute aus. Da Südtirol auch einige schöne Städte bereit halten soll, beschließen wir, mit dem Bus (kost ja nix) nach Bozen zu fahren. Ihr erinnert euch an die haarstreubende Anfahrt?! Der Bus fährt zwar den anderen Weg, der ist aber genauso wild und gefühlt noch enger. Wir schaffen es bis fast ins Stadtzentrum, dann gibt der Magen unserer Tochter auf. Zum Glück springen wir rechtzeitig aus dem Bus und nach der unangenehmen Erleichterung ist alles wieder gut. Die Frage ist nur, wo sind wir hier! Wir tippen auf einen Vorort von Bozen aber ein Blick ins Handy gibt Entwarnung. So laufen wir durch ein paar enge Gassen, bewundern das Südtiroler Obst in den Läden, ok wir bewundern nicht nur, sondern kaufen auch und essen gleich auf. Bozen gefällt uns jetzt schon. Kurz darauf sind wir im Stadtzentrum. Ein schönes altes Städtchen, voller interessanter Menschen. Die Kinder sind absolut begeistert von den vielen Spielzeugläden, diese erscheien zwar von außen recht klein, bringen im Inneren aber ein riesiges Sortiment zu Tage. Unsere Kinder leiden im Gegensatz zu Anderen echt leise. Im 3.Laden gibt’s dann die begehrten Hexbugs und sie sind glücklich.

Wir wollen zum Obstmarkt. Ich liebe Märkte! Wir alle lieben Obst! Auch hier gilt: knipsen, kosten, kaufen. So probieren wir uns durch diverse Wurst-, Käse-, Nudel-, Pesto-, Trockenobst-, Schnaps- und Honigstände, bis das Portemonaie leer ist und die Kinderbäuche voll. Dachten wir!

Ein Minieinkaufsbummel in der tollen Hauptverkaufsstraße später, haben alle Hunger und wir machen uns auf die Suche. Hier gibt es echt tolle Bars und Kneipen. Wir können uns nicht entscheiden. Schließlich tun es die Kinder. Wir sind in Italien, also wollen wir Pizza. Klar, wir sind in Italien! Ist uns noch gar nicht so bewusst gewesen, alle sprechen Deutsch…

In einer Nebenstraße finden wir einen freien Platz in einer Pizzeria, dem Nussbaumer. Das Wetter ist doch herrlich und so können wir draußen sitzen. Wir bestellen natürlich Pizza. Das heißt 1 Pizza und ein Focaccio mit Rohschinken ( Merker für uns: Eine Verkäuferin im Spar sagt, dass der leckerste Rohschinken San Daniele sei, der aber bestimmt nicht auf dem Focaccio war, weil zu teuer. Ich schwöre der war es!). So schnell waren bei uns noch nie 2 Pizzen alle. War das lecker, die Kinder lecken sich immer noch die Finger ab, um noch einen Rest Schinken zu erwischen. Also bestellen wir noch ein Focaccio nach, mit 2 Espresso. Wer in Bozen leckere Pizza essen möchte, dem sei das Nussbaumer ans Herz gelegt. Wir können es nur empfehlen. Das Leben kann so schön sein. Irgendwie ist das Mittag heute erst zur Kaffeezeit passiert, stört uns nicht. Dafür amüsieren wir uns über das Gespräch einer All-Inklusiv-Familie am Nachbartisch. Der Vater ruft zur Eile beim Essen auf, weil sie schon in 2 Stunden im Hotel zu Abend essen müssten. Hach ist Camping schön!

Wir bummeln noch ein wenig. Essen, auf einer Treppe sitzend, ein leckeres italienisches Eis und machen uns dann auf den Weg zum Busbahnhof. Die Menschenmenge verheißt nichts Gutes. Wir haben Angst nicht mitzukommen, haben aber gleich 2 mal Glück. Erstens, weil uns der Bus mitnimmt und zweitens weil wir ohne Übelkeit auf dem Berg ankommen. Den Tag lassen wir natürlich im Pool ausklingen, der verlockt einfach zu sehr.

Tag 10

Der Wetterbericht verheißt auch an diesem Morgen nichts Gutes, aber wenigstens sind die Gewitter vorbei. Daher beschließen wir unser Glück herauszufordern und machen uns auf, zu einer Wanderung ins Tschamintal. Wir starten sonnig in das urige Tal. Beginn der Wanderung ist eine alte Mühle, jetzt das Naturparkhaus, ich schiele beim Vorbeigehen auf die Speisekarte und bin in Gedanken kurz schon beim Kaffee. Aber erstmal ins Tal rein. Vor dem Kaffee kommt die Arbeit. Wir folgen immer dem kleinen Bach der sich zwischen den Bergen entlangschlängelt.

Auf der Hälfte des Hinweges erwischt es uns dann, es fängt an zu nieseln. Normaler Weise überlegst du nun, was gemacht wird, heute war es irgendwie anders, alle kramen ihre Regenjacken aus den Rucksäcken und laufen dann einfach weiter. Die Stimmung dort im Tal ist toll, ruhig und nach einsetzendem Regen auch wenig los. Langsam taucht der Rosengarten am Ende des Tals auf, durch den Regen und die Wolken nur schemenhaft zu sehen. Ich mag es so und kann die Kamera einfach nicht in ihrer Regenschutztasche lassen. Am Ziel des heutigen Tages, machen wir Picknick unter dem Stück Dach eines urallten Hausen. Unsere Kaminwurz und der Käse schmecken so, als wäre er genau hier im Haus gemacht.

Alle sind irgendwie im Laufflow und so beschließen wir sogar, noch etwas weiter rein ins Tal zu laufen, bis es dann doch so steil bergauf geht, dass wir aufgrund des Regens Bedenken um die Trittsicherheit unserer Kinder haben. Wir drehen um und laufen im großen Bogen wieder zur Mühle zurück.

Dort kommen wir endlich zu heißer Schokolade, Tee und für uns 2 leckere Cappuchino. Ganz so kalt kann den Kindern nicht sein, ein Eis geht auch noch.

Tag 11

Beim Aufstehen strahlt uns die Sonne wieder entgegen, so haben wir das bestellt. Passend zu unserem heutigen Ziel, ein Gipfelkreuz. Voelsegg heißt der Berg und die Wanderung startet da, wo die gestrige aufgehört hat. Allerdings diesmal nicht im Tal – da stehen einfach zu wenige Gipfelkreuze, sondern gleich steil bergauf. Schier endlos schlängeln sich die schmalen Serpentinen den Hang hinauf, zum Glück ist es recht schattig.

Ungefähr auf der Hälfte überholt uns ein Herr. Rennend mit Nummer auf dem Rücken. Dieses Spiel wiederholt sich etliche Male und unser Kleiner läuft immer mal wieder ein Stück mit. Heute ist der Sky-Marathon, erkennen wir an den bunten Fähnchen am Wegesrand und dies ist nicht der einzige Berg, den die Läufer heute hoch und wieder runter rennen – Wahnsinn!

Uns reicht der eine und wir biegen kurze Zeit später von deren Laufstrecke ab, an der Almhütte vorbei (das fällt allen schwer) um die letzte halbe Stunde Anstieg in Angriff zu nehmen. Oben gibts, na was wohl, Picknick und wir genießen den echt gigantischen (Ben würde sagen epischen) Blick.

Der Abstieg erfolgt auf der anderen Bergseite und wir begegnen wieder ein paar Läufern. Hier ist es noch schöner, als beim Aufstieg und auch die Kids sind im Rhytmus.

Ich erkläre als Zwischenziel unserer heutigen Tour ein Foto vom Wunslegger Weiher in dem sich das Panorama der Dolomiten spiegelt. Ich soll es bekommen (vielleicht auch eher 10 davon)…

… und wir haben kurze Zeit später die gut 15 Kilometer hinter uns gebracht.

Wie kann man eine solche Wanderung würdig abschließen? Nur mit Apfelstrudel und Cappuccino. Den gönnen wir uns! Wir sind stolz auf die Kinder, so langsam müssen wir aufpassen, dass sie uns nicht abhängen…

Wir schaffen es sogar noch, ausgiebig im Pool zu baden – was für ein gelungener Tag.

Tag 12

Heute haben sich alle eine Auszeit verdient. Baden-Baden-Baden steht auf dem Plan. Das Wetter ist perfekt und wir starten, nach einem entspannten Frühstück mit Rührei, zum Völser Weiher. Die Fahrräder lassen wir hier, der Fußweg ist um eniges kürzer und die Kinder sind motiviert von der Aussicht auf das kühle Nass. Ich schnappe mir zwischendurch die Kamera und schlendere einmal um den kleinen See. Außer Baden passiert hier heute auch nicht viel. Nicht schlimm, die Gegend ist so toll, dass sie auch im Wasser liegend beeindruckt. Außerdem haben wir morgen Großes vor, die Kinder ahnen zum Glück noch nichts. Der Aufstieg gestern erscheint jetzt schon wie Spaziergang.

Retro ist ja in und alle Frauen sind vom süßen Fiat 500 begeistert. Der ist so klein und knuffig, zumindest, bis man ihn mal direkt mit dem Orignal vergleicht, dann sieht er riesig und sagen wir mal, etwas plump aus…

Tag 13

Wir wollen es wissen! Laut Bergführer ist die Tour „schwierig“. Also genau das richtige für uns. Ok, die Kinder wissen das noch nicht, aber das wird schon. Mittlerweile kennen wir eine Abkürzung über den Berg und so sind wir trotz gutem Frühstück bereits um 10 Uhr am Start der Wanderung, dem Parkplatz Weißlahnbad. Es geht bergauf, immerzu. Dafür werden die Ausblicke aus der Schlucht, von Kurve zu Kurve immer beeindruckender.

Gut, die Kinder schimpfen noch etwas, lassen sich aber von uns mitreißen und laufen weiter. Wir passieren die Bärenfalle mit den Leitern und Stiegen und sind begeistert, hier macht das Laufen richtig Spaß.

Allerdings weiß man nicht, ob man wirklich noch nach unten schauen soll. Es geht teilweise verdammt steil hinunter. Nach 2,5 Stunden Anstieg und immerhin fast 900 Höhenmetern erreichen wir einen Aussichtspunkt am Ausgang des Kletterpfades. Die Kinder haben einen riesen Hunger und wir bleiben zum Picknicken. Hier oben sind wir allein und genießen den herrlichen Ausblick zum Rosengarten und weit ins Land. Hinter uns sind die letzten 100 Höhenmeter bis zum Hochtal, die Kinder sind aber raus. Also schnappe ich mir die Kamera und breche auf, um wenigstens mal über den Kamm zu schauen. Den beeindruckensten Teil haben wir aber alle hinter uns und so machen wir uns kurz darauf an den Abstieg.

Wir wissen nicht, ob der Abstieg wirklich einfacher ist, er erinnert ebenfalls eher an Klettern als an Wandern. Die Steine und Stufen sind so groß, dass die Kinder wie die Bergziegen von Stein zu Stein springen. Nicht ohne ängstliche Blicke von uns, immer hin und her zwischen ihnen und dem Abgrund. Die letzten Kilometer ziehen sich, die Beine werden lahm, aber wir schaffen es, und sind alle mächtig stolz auf uns. 10 km sind es schon wieder geworden! Darauf einen leckeren italienischen Kaffee, für die Kinder Gelato. Am Abend wollen wir das Restaurant am Platz testen. Line geht schon vor, genießt die Ruhe bei einem Glas Rosé und schreibt ihr Urlaubstagebuch (welches übrigens die Basis für meine Zeilen darstellt). Wir folgen ihr und freuen uns über den Platz in erster Reihe mit herrlichem Ausblick auf den Schlern. Das Essen ist super lecker, die Kellner freundlich, so kann man den Urlaub genießen.

Tag 14

Unser letzter Tag auf der Seiser Alm. Irgendwie hat sich unser Schweden-System nun auch in den Alpen durchgesetzt. Wir bleiben ein paar Tage und ziehen dann weiter. Eine neue Tradition scheint sich hier einzuschleichen. Am letzten Tag auf dem Platz gibt es noch mal ein Highlight. Das heißt, für uns allerdings heute auch, dass 6:00 Uhr der Wecker klingelt. Irgendwie scheinen in Südtirol die Uhren anders zu ticken, wir können uns gerade gar nicht vorstellen, dass wir im Arbeitsalltag jetzt auch schon wach wären (zum Glück ist es noch nicht wieder soweit). Hilft nix, 06:30 gibt es Frühstück, danach ist Abfahrt. Unser heutiges Ziel ist zwar nur 60km entfernt, aber durch die Berge dauert es trotzdem etwas länger. Wir wollen nach Brunneck. Dort sind wir mit … verabredet. Er empfängt uns gut gelaunt und wir pressen uns wie Presswürste in Neopren-Anzüge. Damit der Schweiß so richtig wirken kann, geht es dann per Kleinbus in die Berge. Mit dabei ist eine Familie aus Braunschweig. Alle sind nett, es kann also ein toller Tag werden. Nach knapp einer halben Stunde Fahrt, halten wir in einem kleinen, verträumten Dorf an. Unser Guide eröffnet uns, dass wir ab hier laufen. Die Kinder finden das gar nicht witzig. Wie sich heraus stellt, ist es auch gar kein Witz. Also ziehen wir los. Es geht am Bach entlang und wir können schon einmal einen Blick auf unsere heutige Tour werfen. In Line und mir werden alte Erinnerungen wach – Canyoning steht heute auf dem Plan. Alle freuen sich, nur die Mama der anderen Familie scheint motivationsmäßig noch nicht bei 100% zu sein. Wie sagt man so schön, der Appetit kommt beim Essen.

Dann sind wir endlich da und kraxeln einen kleinen Abhang hinunter. Dieser endet im Wasser, im kalten Wasser. Alle genießen die Abkühlung, außer unser Kleinster, sein Energiehaushalt kapituliert ziemlich schnell und statt mit einer weißen Fahne, winkt er mit blauen Lippen. Egal, jetzt stehen wir im Fluss und es geht los. Ich bin ehrlich, Familie ist toll, wir waren uns aber unsicher, ob eine Familientour auch toll wird. Unsere letzte Tour haben wir noch ohne Kinder gemacht und waren schwer beeindruckt. Hoffentlich wird das heute kein Kindergarten.

Unnötig! Es gibt auf dem Weg durch den Fluss alles, was unser Herz beghert. Wir klettern am Tau hinauf, springen vom Felsen in ein natürliches Wasserbecken, rutschen Wasserfälle hinab und lassen uns vom Guide rückwärts ins Wasser fallen. Ok nicht alle, Line versteht ihn nicht richtig und denkt er will ihr die Hand zum Sprung reichen. Kurzer Schockmoment, dann taucht sie aus dem viel zu flachen Wasser auf. Ihr beherzter Sprung blieb ohne Schmerzen oder Verletzungen, Glück gehabt!

Das Ergebnis: Tochter begeistert, Line begeistert, ich begeistert. Sohn? Ich zittiere: „Das war lebensgefährlich. Das würde ich nie wieder tun!“ (zum Glück ist er aber überall mit gesprungen und hat es hoffentlich bis zum nächsten Mal wieder vergessen)

Auf dem Rückweg zur Basis schnattern die Kinder mit denen der anderen Familie, als würden sie sich schon ewig kennen und sind traurig weil es schon zu Ende ist. Wir steigen in unser eigenes Auto um und machen uns auf den Rückweg. Unterwegs wollen wir noch lecker essen. Stellt sich heute aber schwieriger dar. In das erste Bistro werden wir mit Werbefotos von Knödeln und anderen leckeren Sachen gelockt, drinnen gibt es dann aber nur Baguette, also weiter. Wir finden eine Pizzeria, sie ist ok aber lange kein Tipp wert ( unsere Ansprüche steigen irgendwie).

Am Campingplatz angekommen sind alle platt, wir ruhen eine Runde. Im Anschluss schauen wir uns den Himmel an und vermuten Regen. Da wir morgen abreisen, hätten wir das Vorzelt gern trocken verstaut, also schneller Abbau. Wir sind, natürlich, zu langsam oder der Regen zu schnell, wie man es nimmt. Das Vorzelt ist also etwas feucht, was aber viel schlimmer ist, dass der Regen den ganzen Abend nicht aufhört. Unser Plan zum Abschied nochmal laaaaaange draußen zu sitzen ist somit hinfällig. Abendbrot und Spieleabend gibts drinnen.

Nun haben wir ihn erlebt, Campingplatz Seiser Alm. Ein kleines Resümee: Ein wunderschön gelegener Platz der prinzipiell keine Wünsche offen lässt. Die Waschräume waren immer sauber und dufteten stets frisch. Der Shop und das Restaurant sind gut aufgestellt und haben alles, was man braucht. Unser Stellplatz war genial, wir waren mittendrin und hatten trotzdem Ruhe und einen herrlichen Blick. Bonuspunkte gibt es von uns für den tollen Pool (wobei Salzwasser nicht heißt ohne Chlor) und für die all abendliche Kinderanimation. Unsere Kiner haben sie immer mal wieder genutzt und abends für eine Stunde was gebastelt, gezeichnet oder gespielt. Bei schlechtem Wetter ist sie drinnen, ansonsten draußen. Was uns gestört hat waren die anonymen Camper (dafür kann natürlich der Platz nix) ein guten Morgen im Waschraum war eher selten – das ist doch eher ungewönlich.

Morgen gehts weiter an den Heiterwanger See. Alleine die Fahrt bis zur Brennerautobahn wird wohl schon spannend, jetzt erst mal die letzte Nacht genießen.

HIer geht’s zum dritten Teil unserer Sommertour: Klippenspringen, Kanu, Rafting am Plansee

Zeinissee: Staunen, Bouldern, runter kommen / Sommer 2018 Part I

Juli 2018

Wir starten heute kurz nach dem Mittag mit einem komischen Gefühl im Bauch. Einerseits freuen wir uns auf 18 Tage Urlaub in Österreich und Südtirol, andererseits hat uns letztes Jahr, bei unserem zweiten Schwedenurlaub, der Skandinavienvirus erwischt. Ein wenig haben wir Angst, dass uns Schweden fehlen wird. Wir lassen es auf uns zukommen, für alles andere ist es jetzt sowieso zu spät. Die Abfahhrt klappt problemlos, auch die Finger kommen ohne Pflaster aus ( siehe unseren Schweden-Start ). Leider endet die Fahrt nach knapp 70 km auf der Autobahn – nix Schlimmes, nur der übliche Stau. Da stehen wir also so ungefähr 2 Stunden rum, nach ner Weile kennt man seine Nachbarn und nickt diesen anerkennend zu, wenn es mal auf der anderen Spur etwas schneller geht.

Das ändert sich Punkt 16 Uhr – Anpfiff WM Deutschland gegen Südkorea. Auf einmal ist die Autobahn leer und wir folgen dem Spiel wie früher am Radio. Unser Plan, an München vorbei zu kommen, rückt also in Reichweite. Deutschland verliert und wir beschließen, ab sofort für Schweden zu sein.

Die Navi sagt, quer durch München, der Stau auf der Ostumfahrung will das wohl auch, also gehts einmal quer durch. Feierabendverkehr und wir mit 14m-Gespann dazwischen, alles geht gut. Line lässt in der Zeit schon das Handy glühen und sucht einen Campingplatz nahe an der Autobahn. Wir entscheiden uns für den Campingplatz in Wolfratshausen. Eine absolut tolle Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. Der Platz ist toll, der Betreiber sehr entspannt und es gibt überall was zu entdecken. Angefangen bei die Außenküche im Mittelalterstil, über die alte, wild dekorierte Kastanie, bis hin zur Lagerfeuerstelle in der schon das Feuer brannte als wir kamen. Hier werden wir sicher wieder mal anhalten.

In der Nacht dann Alarm, die ganze Tüte Kesselchips, die unser Kleinster verdrückt hat, sollte sich rächen und so stehen Line und ich mitten in der Nacht im Waschraum. Einer wäscht Bettwäsche der andere duscht den Knirps. Kesselchips reihen sich seit heute in die Liste der verbotenen Lebensmittel im Wohnwagen ein…

Tag 2

Wir wachen durch dicke Regentropfen auf dem Wohnwagendach auf, Frühstück also drinnen und dann schnell weiter, nun locken die Berge richtig. Jeden Kilometer, den wir weiter fahren, werden die Berge spektakulärer. Viele Kilometer sind es heute nicht, aber durch die kleiner werdenden Straßen geht es nicht mehr so zügig voran. Stört uns nicht, wir sind schon im Genußmodus.

Gegen 13:00 und nach einer letzten steien Passage, kommen wir an der ersten echten Etappe an. Campingplatz am Zenissiee soll die nächsten Tage unser Basislager darstellen. Der Platz ist toll gelegen, auf 1800m Höhe direkt an einem Bergsee (nicht dem Zenissee sondern dem Zeinisbach – das erfahre ich aber erst später). Baden geht hier nicht, dafür kann ich nicht davon ablassen, ihn zu jeder möglichen Tages- und Nachtzeit zu fotografieren. Der Platz ist zwar sehr klein, die beiden Duschen pro Geschlecht schon etwas sportlich geplant, mehr gibts hier aber nicht zu meckern, alles ist sauber und ordentlich und die Dame am Platz stets nett. Die Brötchen hängen jeden Morgen frisch und pünktlich im Baumwollbeutel am vorgesehenen Haken. Toll!

Leider ist das Wetter bei Ankunft noch nicht besser, so findet das erste Urlaubskaffeetrinken im Wohnewagen statt. Danach nutzen wir eine Regenpause, um unsere Kinder auf die nächsten Tage einzustimmen – wir nötigen sie zu einem kleinen Ausflug zum Stausee, direkt neben dem Zeinisee. Sie mosern ein wenig. Wir bekommen schon so langsam einen Eindruck, wie toll es hier ist. Am Ende werden es 5 km Spaziergang und wir lassen uns müde zu einem Monopoli-Spiel überreden. Die Runde soll uns den ganzen Urlaub begleiten, da sie einfach nicht enden will…

Tag 3

Wir öffnen gegen 8 ganz vorsichtig das Rollo vom Wohnwagen, immerhin sind wir bei Regen eingeschlafen. Empfangen werden wir vom Tag mit traumhaftem Sonnenschein. Also raus und Frühstücken mit frischen Brötchen und Blick auf den See. Unser Plan heute: Silvrettahochalpenstraße. Vom Campingplatz haben wir die Silvretta-Card erhalten, die meisten Lifte und Passstraßen sind somit kostenlos zu nutzen. Die Straße ist echt spektakulär und wir wissen jetzt, warum sie für Wohnwagen gesperrt ist. Es vergeht keine Minute bis Adlerauge (der Jüngste) in unmittelbarer Straßennähe eine Horde Murmeltiere entdeckt. Kurzer Fotostopp – eingefangen.

Am Silvrettastausee stellen wir das Auto ab und starten zur ersten Wanderung. Das Ziel ist irgendwie noch unklar, um den See, ins Klostertal oder auf den Berg? Wir sind uns unsicher und die Kinder benötigen heute unsere volle Motivationskunst, um überhaupt zu laufen. Am Ende schaffen wir knapp 9 Kilometer am See entlang. Ein Picknick und Klettern am Fels stellt den Höhepunkt für heute dar.

Im Anschluss geben wir uns noch das Vergnügen der vollständigen Silvretta-Straße (ich wünsche mich gerade in Lines neuen GTI, sie dafür, glaube ich, auf den Campingplatz), eine irre Straße, auf der uns immer mal wieder ein paar Radfahrer begegnen – ihnen gehört unser Respekt!

Die Wanderung von heute ist ausbaufähig, finden wir. Zurück am Wohnwagen, entscheiden Line und ich beim Kaffee, dass heute noch mehr geht und wir starten alleine noch einen kleinen Aufstieg zum Zeinisee (diesmal der echte) überhalb des Platzes. Wir sind ganz allein und genießen den Ausblick. Ein Blick auf den inneren Kompass bestätigt, ein Sonnenaufgangsfoto hier oben könnte spannend sein, also müssen wir hier nochmal her.

Den Abend beschließen wir mit Wein, Bier und (nein kein Gesang) Grillfleisch.

Tag 4

Es ist nach halb 9 morgens. Juhu die Kinder sind im Urlaubsmodus und schlafen aus. Nachdem sie endlich aus dem Bett kommen, sucht heute unser Jüngster den Frühstücksplatz aus. Nein, nicht vor dem Wohnwagen, sondern direkt am Seeufer. Also tragen wir Tisch, Stühle und alles andere auch über den Campingplatz. Manchmal tun ja Kinder einfach etwas, was wir Erwachsene auch gern wollen, aber wir sind viiiiieeeel zu erwachsen, hier auch und so freuen wir uns, dass er es für uns getan hat.

Heute wollen wir von Ischgl auf die Idalpe. Laut Internet gibt es hier einen Erlebnispfad für die Kinder – der Adventure Stage. Dieser ist problemlos von der Mittelstation der Bergbahn zu erreichen. Es wurde nicht zu viel versprochen, gleich zum Start gibt es den ersten Bergsee mit kleinem Kletterturm und so geht es auch weiter. Immer wieder gibt es Stationen zum Klettern, Blancieren oder wir entdecken Frösche im kleinen Bachlauf. Am schönsten See machen wir Picknick und ärgern uns, dass wir nix zum Grillen dabei haben, denn hier gibt es mehrere Grillstellen und fertig gehacktes Brennholz. Lange hält es die Kinder nicht am Picknick-Platz, der Urinstinkt von Team Schwarz bricht durch und die beiden werfen ihre Sachen von sich, Baden ist angesagt. Also zumindest solange, bis der erste große Zeh im Wasser war. Es ist saukalt! Line und ich bleiben also draußen, die Kinder aber hält das nicht auf.

Im Anschluss an diesen kleinen Rundweg fahren wir noch ganz nach oben um mit toller Aussicht einen Capuccino zu trinken. Dazu gibt es einen Kaiserschmarn, nicht irgendeinen! Den teuersten, den wir jeh hatten. Die Hütte ist zwar toll aber ob der Preis gerechtfertigt ist!? Mhhh.

Hab ich schon erzählt, dass ich E-Bike-Fahrer, sagen wir mal, wenig mag!? Ich hasse sie! Wie war das früher? Auf dem Berg gab es 2 Arten von Menschen, Wanderer und Mountain-Biker. Beide waren oben verdammt stolz auf sich – zu recht. Und heute? Heute kauft sich so manches Pärchen die buntesten Fahrradklamotten, atmungsaktiv, schweißhemmend , was nicht alles. Um dann den Regler ihrer E-Bikes auf volle Leistung zu stellen und den Berg hinauf zu gleiten. Davon gibt es hier so viele, dass ich anfange, allen echten Bikern meine Anerkennung zuzurufen. Von dem Rest hält mich Line ab!

Im Anschluss laufen wir noch den Walk of Lyrics mit den Songtiteln vieler Künstler entlang. Für Leute mit Höhenangst sind die beiden Hängebrücken ein ganz besonderer Leckerbissen. Die Blicke wenn man auf der Brücke anfängt leicht zu springen – unbezahlbar…

Pünktlich vor Ladenschluss sind wir wieder in Ischgl und können uns mit diversen Landestypischen Leckereien eindecken. Natürlich landet auch Grillfleisch im Korb der Abend ist gerettet. Nach dem Abendessen zieht es mich nochmal zu den beiden Seen. Ich weiß nicht wie viele Fotos ich davon in den vergangenen Tagen gemacht habe…, ein paar passen bestimmt noch.

Tag 5

Line und ich sind aufgeregt! Heute ist der erste Höhepunkt unseres Urlaubs geplant. Ok, bis jetzt war es natürlich auch schön hier, aber heute haben wir etwas Besonderes vor. Lange geplant und nicht zuletzt deswegen auf den Campingplatz gestoßen. Aber von vorn! 8:00 stehen wir auf, Line startet eine Maschine Wäsche, wir anderen ziehen mit unserem Tisch zum Stammplatz am See. Nach dem Frühstück laufen wir los, das Auto kann heute stehen bleiben. Erst entlang des Stausees, geht es dann den Berg hinauf. Es ist die Zeit der Bergrosen und so kann ich kaum davon lassen sie fotografisch in Szene zu setzen. Danach folgt ein Latschenkieferwald, den wir durchqueren.

Heute ist es schon verdammt warm und die Kinder fragen zaghaft, wie weit es noch ist. Wir wissen es nicht, wir wissen nur, dass wir uns 13:00 mit Christoph dem Bergführer treffen wollen, irgendwo oben, neben einer Hütte. Am Ende sind wir doch schneller, als befürchtet und haben noch Zeit für ein ausgedehntes Picknick bis Christoph ( von den Bergführern Galtür) endlich eintrifft. Heute gehts Bouldern. Steht schon ein wenig länger auf unserer Mal-Ausprobieren-Liste und da die Kinder nun groß genug sind, probieren wir. Der Boulderpark hier ist recht berühmt. Zu Recht wie sich herausstellt. Es ist wunderschön hier, weit oben, trotzdem inmitten von Bergmassiven, ein kleiner Bergsee mittendrin und die großen Felsen erwecken den Anschein, ein Landschaftsgestalter hätte sich hier ein Denkmal geschaffen. Natürlich ist alles Natur und wir haben 2 Stunden Zeit es zu genießen. Christoph ist älter als erwartet und hat viel Erfahrung, er gibt uns viele hilfreiche Tipps und nimmt Line ein wenig die Angst (um die Kinder). Nach einer kurzen Einführungsrunde geht es schon an echte Felsen. Die gelingen, Dank der Tipps und den Schuhen schon recht gut. Nur die Füße fühlen sich an, als wären sie schon vor 10 Minuten abgestorben. Hilft nichts, Spaß kostet! Nach und nach werden die Felsen immer Höher und wir tasten uns Einzeln an unsere Grenzen.

Geflasht vom Erlebnis und nach einer Pause am Bergsee, machen wir uns an den Abstieg. Die Kinder sind zwar völlig erledigt und das Wasser ist alle, aber wir schaffen es dennoch zurück zum Wohnwagen. Zum Glück gibt es ja genug Quellen unterwegs, die den Durst löschen können.

Unseren letzten Abend wollen wir im nahen Alpengasthof feiern und sitzen wenig später, frisch geduscht (war nötig) auf der Terasse bei Kasspätzle und Radler. Wehmütig genießen wir den Ausblick auf den See. Sicher steuern wir diesen Platz nochmal an. Die Tage vergingen einfach zu schnell, um alles zu sehen…

Auf dem Weg zum Wohnwagen fragen wir die Kinder, ob sie Lust haben, am nächsten Tag um 5 aufzustehen. Wir wollen unsere Abfahrt noch etwas hinaus zögern und haben daher beschlossen, früh am Morgen zum Zeinissee aufzusteigen. Wider Erwarten sind sie begeistert! Der Wecker ist gestellt und wir gehen voller Vorfreude schalfen. Punkt 5 öffnen Line und ich nicht nur ein Auge, sonder auch das Wohnwagenrollo. Verdammt! Alles bewölkt, so macht das keinen Spaß! Also Wecker auf 6 Uhr gestellt, neuer Versuch. Zum Glück sind die Kinder nicht wach geworden. Nach der Stunde sieht es nicht viel besser aus, egal. Wir wecken die Kinder und staunen wie schnell die beim Aufstehen und Anziehen sind – wenn sie wollen. Kamera und Stativ gepackt (Stativ trägt die ersten 8 Meter großzügig mein Sohn) und hoch geht’s. Die Wolken verziehen sich langsam und so bekommen wir zwar kein perfektes Sonnenaufgangsbild aber die Stimmung ist herrlich. Die Wiesen voller Tautropfen, alles ruhig, fehlte nur der Steinbock, der am See steht und frühstückt…

Hier gehts weiter mit Teil 2

Schweden 2017 – Unser erster Blog.

Es ist Dienstag der 27.6.2017 10:30. Ich sitze körperlich im Büro aber der Kopf ist schon lange auf dem Weg. Also beende ich die Quälerei und starte nach Hause. (Jacque)Line geht es scheinbar ähnlich, jeder sammelt Kinder ein und wir starten nach kurzem Mittagessen Richtung Rostock. Aber was wäre eine Abfahrt ohne sich sauber den Finger beim Stützrad hochkurbeln zu klemmen. Ein Dino-pflaster später geht’s dann endlich los.

Ok Nicht gleich ohne Zwischenstopp aber fast wären wir am Berliner Outlet vorbeigekommen. Nun es war Kaffee-Zeit und wir sind quasi im Urlaub: Kaffee – Shopping – Abendessen

Mit dicken Bäuchen geht’s dann endlich weiter zum Hafen. Das alles ohne Stau. Ein hoch auf den antizyklischen Urlaubsstart. Gegen 22:00 erreichen wir den Hafen und starten in unsere erste Urlaubsnacht.

28.06.2017

Ich gebe zu, so richtig entspannend ist so eine Nacht im Hafen nicht. Eine Bitte an die LKW-Fahrer unter den Lesern: macht doch bitte nachts im Hafen einen großen Bogen um unseren Wohnwagen! Danke 😉

Wir starten also gegen 7 auf unsere Fähre. Auf dem Weg dorthin fühlen wir uns erst mal wie Harry Potter auf dem Bahnhof… (na auf welchem Gleis stehen wir?)

Spur 12 3/4 ???

14:30 Schweden hat uns wieder und wir starten sofort in Richtung Norden.

Unser erster Platz wurde von Line sorgfältig ausgesucht und auch schon von zu Hause gebucht, sicher ist sicher. Wir haben uns für Bastad-Camping an Schwedens Westküste entschieden. Ein recht großer aber sehr sauberer Platz. Die Chefin spricht perfekt und gern Deutsch und gibt uns unseren Platz mit einigen Tipps. Unser Stellplatz ist top, wir müssen nicht mal abhängen, so mag ich das für eine Nacht. Einer der Tipps war: Kommt zum Abendessen zu uns! Unser Flammkuchen ist super. Wir kamen zurück und was soll ich sagen. Sowohl der große Flammkuchen (Warnung der Bedienung: bestellen sie für die Kinder lieber nur einen) als auch die Hamburger waren saulecker.

Auf dem Weg in den Norden

Am Abend des 28.6. statten wird der Ostsee noch einen ersten Besuch ab, dass der Campingplatz ca.900m vom Meer entfernt ist, ok die Kinder meckern aber am Ende findet es keiner schlimm. Vorbei durch ein verschlafenes Örtchen an einen noch verschlafeneren Strand. So mögen wir Schweden.

Auf in die Schären

Wir sind wieder unterwegs, an der Küste entlang bei sonnigem Wetter. Allerdings ist es verdammt windig und mit dem CW-Wert einer Schrankwand ist solch eine tolle Brücke schon ein Nervenkitzel.

Trotzdem kommen wir gut voran. Ja ok, nach kurzem Stopp im Hede Fashion Outlet-Center ( Kungsparksvägen 80, 434 39 Kungsbacka, Schweden) – hat sich dieses mal aber nicht gelohnt, auch wenn der Tenson-Store toll ist. Aber zurück auf die Straße, wir können unsere 3 auf der billigen Sitzbank davon überzeugen, nicht im Freizeitpark Göteborg anzuhalten und sausen demnach durch bis zur ersten richtigen Etappe: Kungshamn mitten in den Schären. Wir haben uns nicht für den Klassiker ( Johannesviks Camping) entschieden, sondern sind auf den kleineren Wiggersvik’s Camping ( wiggersvik.se ) gefahren. Wie sich herausstellt, eine sehr gute Entscheidung.

Wir bekommen zwar erst einen viel zu kleinen Eckplatz zugewiesen (zu klein hatten wir in Schweden noch nie…) aber ein Wechsel ist kein Problem. Die Damen (Mädchen) an der Rezeption sind genauso höflich, wie wir es hier in Schweden kennen und lieben gelernt haben und bieten uns einen Platz direkt am Ufer an. Platz kurz inspiziert – den nehmen wir! Ok Kind 2 meckert, weil es mehr Kies als Rasen ist, aber irgendwas ist ja immer. Der gute Eindruck des Platzes bestätigt sich auch bei einem Rundgang. Sehr saubere Duschen und WC’s. Es gibt Familienbäder mit Extra WC und Waschbecken. Und das erste mal in diesem Urlaub diese tollen Geschirrspüler, kostenlos und nach 3 Minuten fertig. Die Gegend ist toll, direkt am Zeltplatz können wir auf die Felsen der Schären klettern und so den Ausblick auf den Platz aber auch aufs Mehr genießen. Darauf ein buntes Bier…

Smögen – ein verträumtes Hafenstädtchen

Eins vorweg, das ist nicht das Schweden warum wir hier sind. Dafür sind in Smögen zu viele Menschen, sogar viel zu viele Häuser. Und zu wenig Bäume. Mögen wir Smögen trotzdem? Ja! Es ist eine herrliche kleine Stadt an den Schären. Mit Hafen zum bummeln, mit wundervollen roten, gelben, hellblauen Holzhäuschen und ganz viel Charme.

Wir parken auf dem erstbesten Parkplatz und ziehen ein 2h-Ticket. Ohne Parkschein kannst du in Smögen nicht mal ein Bobby-Car parken… Also schlendern wir los, das Wetter ist super und ich kann nicht aufhören die bunten Häuschen zu knipsen.

Am Hafen angekommen besorgen wir uns in einem total urigen kleinen Atelier unser erstes Urlaubsmitbringsel (ein Minigemälde der bunten Häuser, hab sie noch nicht genügend fotografiert). Hier im Bild:

Das Meer ist in Sichtweite, also beschleicht unsere Kinder das unstillbare Verlangen nach einem Schiff. Das muss an ihrem Opa liegen, der Seemann war. Also machen wir uns auf die Suche. Unsere nicht vorhandenen Schwedischkenntnisse werden durch eine Übersetzungs-App ersetzt und so finden wir ein Boot, welches in einer Stunde auf eine kleine Rundtour starten soll. Also lege ich einen kurzen Sprint zum Auto ein – ihr erinnert euch an unser 2-Stunden-Ticket – und hole noch ein Tagesticket. Als ich verschwitzt zurück komme, übersetzen wir das Schild nur aus Spaß weiter und erfahren, dass das Boot nur nach Anmeldung fährt. Verdammt! Was kann da helfen?! Erstmal ein Eis! Eis in Schweden ist ja ein Thema für sich. Verdammt lecker! Danach machen wir uns weiter auf die Suche. Boot Nr.2. fährt nicht, wegen zu viel Wind. Boot Nr.3, wir haben Glück.

Wir „Checken“ also für 15 Minuten ein und setzen über nach Kungshamn. Lohnt sich Kungshamn? Aus unserer Sicht nicht. Aber nun sind wir einmal da, also Picknick-Rucksack auf und an der Hafentreppe Mittagessen. Wir lieben übrigens Picknick! Scheinbar sind wir nicht die einzigen. Aber mit Möven teilen wir ungern. Danach geht’s zurück nach Smögen, da gefällt es uns besser…

Zurück in Smögen, bummeln wir weiter. So langsam kommt der Kaffee-Hunger auf. Eigentlich Picknicken wir nur, um uns immer guten Kaffee leisten zu können. Die Suche hat begonnen.

Im Hafen gibt es zwar überall tolle Sachen zu entdecken und nette kleine Boutiquen, aber ein richtig „nettes“ Kaffee finden wir dort nicht. Zum Glück erinnere ich mich an ein tolles Gartenlokal auf meinem Ticket-Sprint. Dort gehen wir hin um unser Glück zu versuchen. Was soll ich sagen!? Seid ihr in Smögen, geht in „The Barn“. Es ist toll dort. Lecker Kaffee, selbstgemachte Limonade und auch was zu naschen gab es für uns.

und auf keinen Fall den Besuch des süßen WC vergessen! Herrlich. So langsam starten wir wieder Richtung Campingplatz. Ein schöner Tag geht zu Ende. Abends ist das Wetter so schön, dass wir alle 5 versuchen zu baden. Leider heißt schön, nur schön, aber eben nicht warm. Wir haben es trotzdem geschafft! Die Mädels aus Spaß, Line wollte kein Spielverderber sein, unser Kleiner wurde mit Gummibärchen bestochen und ich, ich fürs Foto…

Tanumskustens Naturreservat

Manchmal rutscht man von Reihe 2 in Reihe 1 ohne den Wohnwagen zu bewegen! Dank der Abreise der Camper vor uns, stehen wir nun direkt am Wasser, die Temperaturen sind top – einem Frühstück draußen steht also nix im Wege…

Wo wir so gemütlich draußen sitzen (frische Brötchen gab’s auf dem Campingplatz) überlegen wir, was wir heute machen. Natur ist das Ziel, in der Hoffnung, dass dies nicht all zu viele Touristen planen. Line hat wieder mal ganze Arbeit geleistet und schlägt „Tanumskustens Naturreservat“ vor. Den Namen kann keiner Aussprechen, aber das ist ja auch gar nicht nötig. Das Naturreservat liegt direkt neben Smögen ( ihr erinnert euch? Hafen, Boot, Kaffee) und ist schnell erreicht. Wir suchen einen Parkplatz und zahlen diesmal etwas weniger, da weiter weg vom Zentrum. Auf dem Weg zum Parkautomat fällt mir dieser lustige blaue Pickup auf:

Schnell die beiden Blauen festgehalten und ab geht’s raus aus der Stadt. Es dauert nicht lange und wir sind mitten in einer tollen Landschaft, weichgespülte Felsen, kleine Teiche und was soll ich sagen, Schweden haben es mit dem Laufen nicht so, nach 5 Minuten ist kein Schwein (Mensch) mehr zu sehen.

Unsere 3 Kids sehen wir bei diesem Ausflug kaum, sie klettern die ganze Tour von einem Stein zum nächsten und merken so gar nicht die 8km die wir über die Halbinsel laufen. Line hat wieder mal toll ausgesucht. Noch dazu ist das Wetter genial, also gibt’s ganz vorn auf der Halbinsel ein Picknick auf den warmen Felsen.

Die Wellen haben überall auf der Insel dazu geführt, dass zwischen den Felsen kleine Teiche entstanden sind. Manchmal sehen sie nur toll aus, aber ab und zu werden sie auch zur Forschungsstation von mir und den Kindern. Während ich meine ersten Erfahrungen in der Salzernte sammle,

…gehen die Kinder auf Streifzug durchs Tierreich. In einer Spalte hat sich allerlei Krabbelgetier angesammelt und ist verdammt zutraulich. Zumindest haben die Garnelen weniger Angst als unsere Kids.

Zum Glück haben sie von den Quallen die Finger gelassen…

Am frühen Nachmittag geht’s zurück, zwischendurch hängen wir ab und zu die Beine ins Wasser und die Kinder sind mehr Bergziegen als Wanderer, so darf es bleiben.

Zurück zum Auto beschleicht uns eine alt bekannte Sehnsucht. Die Sehnsucht nach Fleisch! Der Supermarkt in Kungshamn hat noch offen und hält ein tolles Angebot bereit. Für mich gibt’s Rind, für Line eine Schippe Garnelen. Ich rieche die Holzkohle Quasi schon…

Das Steak wird natürlich mit selbst geerntetem Salz gewürzt. Ein Gedicht! Dazu ein buntes Bier. Schweden ich bin angekommen! Der Tag wird gekrönt von einem tollen Sonnenuntergang. Die Kinder sind auch im Urlaubsmodus angekommen, soll heißen, wir genießen diesen natürlich nicht romantisch zu 2. sondern, noch romantischer zu 5. 😉 Vor 22:00 Uhr ist hier niemand in den Wohnwagen zu bekommen…

Es zieht uns weiter…

Genug Küste, genug Menschen – wir wollen noch mehr von Schwedens Natur! Wir hatten uns vorgenommen, keine 500km Etappen zu fahren und so haben wir gestern schon einen kleinen Campingplatz an der E45 in der nähe von Torsby rausgesucht. Das verspricht 310km ohne Abbiegen durch die herrliche Landschaft Schwedens.

Der Tagesstart verläuft leider nicht so reibungslos wie geplant. Kennt ihr diese hinterlistig in den Weg springenden (meist steinharten) Hindernisse? Bei mir war es ein Blumenkübel, der erst in den Weg sprang als die hintere Wohnwagenecke dort lang wollte! Zum Glück habe ich es schnell gemerkt und großen Schaden verhindert. Ein beherzter Tritt vor den Steinblumenkübel und Zack, mein Aua war größer als das des Wohnwagens. Die demolierte Plastikecke im Wohnwagen verstaut (und wegen der doofen Blicke der Camper auf jedem Campingplatz wieder locker drangehangen) und auf zum Frustshoppen bei Biltema! Ein Traum der Laden. Später weiß ich, shoppen hier geht ohne Frust auch! Besser! 😉

Die (Auto) TV’s der Kinder bleiben heute aus, auf eigenen Wunsch – das sagt alles über die Gegend. Picknick machen wir an einer kleinen Kirche auf unserer Route. Es wird zwar kühler, je weiter wir in den Norden fahren, aber bis jetzt hält das Wetter.

Am Nachmittag sind wir in Torsby. Wir werden so nett empfangen wie noch nie!!! Frank, der Chef von Camping 45 ( camping45.com), kommt aus seinem Häuschen und begrüßt jeden von uns noch im Auto mit Handschlag. Und das auf eine so herzliche Art, als würden wir gute Freunde sein. Der Campingplatz liegt zwar genau an der Straße, ist dafür aber sehr gepflegt und sauber. In der Mitte ist ein Pool, die Temperatur unter 20 Grad, unsere Kinder interessiert das wenig – Badewetter ist wenn der Pool voll ist!

Während Kind Nummer 3 unter Aufsicht eines fachkundigen Publikums seine Technik im Arschbomben-Springen verbessert, gehen wir nochmal zu Frank. Dieser scheint nur auf unsere Frage gewartet zu haben und versorgt uns mit tollen Insidertipps zur Gegend. Zusätzlich erfahren wir einiges über seinen Campingplatz und ihn (aber das kann er euch selber sagen) nur so viel: sie haben eine Essenstauschkiste. Wer weiterreist und Lebensmittel nicht mitnehmen kann, legt diese einfach in die Kiste. Heute gäbe es Zwiebeln und Paprika, kostenlos.

Danach steht unsere Entscheidung fest, wir befinden uns auf einem klassischen Durchreiseplatz, also bleiben wir doch lieber eine Nacht länger 😉 Für morgen sind wir mit einem guten Wandertipp versorgt. Der Hunger meldet sich – heute Nudeln mit Tomatensoße, das geht immer. Am Abend erleben wir noch ein seltsames Schauspiel. Allerlei laute und auffällige Autos, meist mit Wohnwagen oder Autohänger donnern am Campingplatz vorbei, Tempolimit?! Egal! Für mich und den Stammhalter natürlich eine willkommene Abwechslung. Wir erfahren, dass es ganz in der Nähe eine Rennstrecke gibt und ein großes Rennen bevorsteht. Vor dem Schlafen ist der Spuk vorbei und der Platz wieder schön ruhig…

Auf den Pfaden der Schmuggler

Wie schon geschrieben, hat uns Frank von Camping 45 mit einer Wanderroute versorgt, die vielversprechend klingt. Dazu müssen wir ein Stück fahren. Erst Straße, später Schotterpiste und der Wegesrand übersät mit Lupinen.

Ich liebe Autofahren, von mir aus könnte die Fahrt 3 Stunden so weiter gehen, macht sie aber nicht. Unser Wanderstartpunkt ist nur 20 Minuten vom Campingplatz. Auf der Fahrt überraschte uns ein heftiger Schauer, beim Aussteigen ist es zwar wieder trocken, aber wir trauen dem Braten nicht. 5x Regenhosen, 5x Regenjacken, 5x Regenhauben über die Rucksäcke und schon kann es losgehen. Los zu einer Wanderung ohne einen weiteren Tropfen. Aber das kann man ja in Schweden nicht wissen.

Dem Tipp von Frank folgend, begeben wir uns auf eine 7-Hütten-Wanderung. Wie der Name sagt, wandern wir also von Hütte, zu Hütte und überqueren dabei, wie früher die Schmuggler, die Grenze zu Norwegen.

Teilweise sind die Hütten noch bewohnt (zumindest im Sommer), teilweise aber auch verlassen. Die verlassenen haben auf uns eine besondere Anziehungskraft. Sie sind frei zugänglich (wie auch einige stockdunkle Erdkeller) und versprühen den Charme der 60’er und 70’er. Sicher ist viel kaputt, aber man kann immer noch tolle Dinge wie Zeitungen, Flaschen, Konserven und alte Ski entdecken. Das ganze geht von superinteressant bis ein wenig unheimlich…

…dazwischen immer wieder die unglaubliche Natur Schwedens. Wir sind begeistert. Zum Mittag landen wir an einer Hütte, welche für ein Sommerfest (richtig einmal im Jahr) geöffnet hat, heute natürlich nicht, also picknicken wir auf den Bänken davor. Es gibt sogar ein Plumpsklo. Allerdings entscheiden sich nicht nur Kinder dafür, die Tür des Geruches wegen, offen zu lassen. Wir sind ja allein. Wie man Plumpsklos baut, muss man dem hiesigen Heimatverein wohl nochmal zeigen…

Kurz bevor wir den letzten Hof, ein Museumsdorf, erreichen, ziehen dunkle Wolken auf und erinnern uns daran, warum wir unsere Regenklamotten umsonst an den letzten sechs Hütten vorbeigetragen haben. Bei den ersten Tropfen erreichen wir den Hof und werden von einer uralten Frau mit den Worten „Come in“ in die Küche des Hauses gebeten. Das Haus, oder Museum, oder beides, war noch viel älter als das Mütterchen, aber scheinbar im Sommer eine Art Café. Frank hatte uns vorgeschwärmt, also perfekt für unseren Kaffee-Bedarf. Nach einigen Schwierigkeiten, „Come in“ waren scheinbar so ziemlich die einzigen Worte, die sie problemlos auf englisch beherrschte, was sie aber nicht abhielt, weiter Englisch zu sprechen, bekommen wir unsere Waffeln. Die Zubereitung ist Eintritt wert (hat aber keinen gekostet), das Waffeleisen und der Ofen übersteigen das Alter der Köchin / Bedienung / Bewohnerin um ein Weites. Waffeln vom Holzofen haben wir noch nie bekommen… Wir schauen uns ungläubig in der Hütte um und sind begeistert.

Während wir weiterziehen, der Schauer ist vorüber, wäschst sie das Geschirr ab und winkt uns nochmal zu. Später erzählt uns Frank, sie ist 86 Jahre alt und lebt den Sommer über allein im Museumsdorf. Sie ist quasi das Personal. Dieses Jahr ist sie dran, im nächsten Jahr jemand anderes aus dem Heimatverein, viel jünger ist aber wohl keine der Damen. Wir laufen zum Ausgangspunkt zurück, 7 Hütten, 2 Grenzen und 1 Oma waren anstrengend. Auf dem Parkplatz finden die Kinder noch ein lustiges Detail in einem alten Citroen.

Wir machen uns auf zum Campingplatz, der Weg dorthin ist besser, als jede Stadtrundfahrt. Die Kinder sind schon langsam genervt, weil ich immer (mal) wieder aussteige um Fotos zum machen. Ich glaube die wollen schon wieder baden!

Durch Schwedens Wälder

Es fällt uns nicht leicht, Camping45 zu verlassen, aber wir wollen/müssen weiter. Eine Woche Urlaub ist leider schon um und wir machen uns auf zum nördlichsten Punkt unserer Reise. Dafür haben wir uns Särna am Österdaläfen ausgesucht. Wir kommen, wie üblich, erst am späten Vormittag los. Die Kinder nutzen bei 15 Grad Lufttemperatur ein letztes Mal den Pool und wir lassen uns auch nicht hetzen.

Von der E45 geht’s auf die E16. Leider quatschen wir vorn am Abzweig und rauschen so vorbei. Alles kein Problem! …denken wir. Die Straße ist recht eng und große Kreuzungen sind nicht zu finden. Also muss Line raus und absperren, ok eigentlich muss sie nur schauen, dass sich nicht zufällig ein Fahrzeug in unsere Gegend verirrt. Ich versuche in einer Einfahrt das Wenden in 3 Zügen. Hat man ja in der Fahrschule so gelernt, sollte also kein Problem werden. Die 11 Meter mehr ab Fahrersitz machen dann doch, aus den 3 Zügen locker 5, aber wir bekommen das hin. Wir beide schreien uns beim Rangieren auch kaum noch an und benötigen hinterher im Auto, nicht mal mehr eine Liedlänge, um uns wieder anzulächeln…

Ab jetzt läuft es aber ab, wie in einem Naturfilm. Endlose Wälder durch die sich die Straße schlängelt.

Aus passendem Anlass haben wir für alle Passagiere einen Wettbewerb ausgerufen: Wer den ersten Elch sieht bekommt 20 Gummitiere extra. Das mit den Süßigkeiten ist ja in Schweden so eine Sache, da wundert man sich nicht, dass viele Schweden (und -innen) ein Problem mit der Idealfigur haben (dazu später noch etwas mehr). Bei den Kindern hilft es und sie scannen, quasi dauerhaft, die Wälder. Wir auch!

Entlang der scheinbar endlosen Straßen mit Bäumen links und rechts, kommen immer wieder kleine Seen und Flussläufe zum Vorschein und machen die Fahrt zum Genuss.

Das ganze wird noch Perfektioniert, als wir auf die 311 abbiegen. Die Straße ist hier noch kleiner, der Verkehr noch weniger. Der Belag gleicht stellenweise eher Schotter, als Asphalt, aber die Kurven sind meist langezogen und so läuft es einfach. Ich könnte ewig weiterfahren…

Hab ich auch gemacht, zumindest bis kurz vor Särna. Mittag ist daher ausgefallen, hat aber kaum einer gemerkt. Einen Elch haben wir natürlich nicht gesehen. Allerdings scheint hier jede Gegend, die mit der höchsten Elchdichte zu sein. Entweder sind wir zu laut, zu blind, oder fallen auf die Schreiberlinge der Marketingabteilungen rein. Kurz vor Särna auf der 311 werden wir auf ein paar Schilder aufmerksam. Dort steht Bosse&Friends drauf, dazu die Info, dass es sich um einen Elchpark und eine Huskyfarm handelt. Das alles genau an der Straße. Klingt perfekt, um auf unserer Liste das Thema „Elche“ anzugehen. Wir fahren also ab (ihr erinnert euch: 14,5m lang und 2,5m breit) und müssen das Erste mal in Schweden feststellen: Parkplatz zu klein! Dies liegt aber eigentlich gar nicht am Parkplatz, sondern eher an den beiden Suzuki Jimny, die aussehen als würden sie gerade von der Expedition kommen und eben so dort parken, dass wir es nicht ohne großen Aufwand (abhängen) können. Später habe ich Ihre beiden Autos in einem Facebook-Post wieder erkannt und erfahren, dass ihre Route ganz ähnlich war, bei Bosse waren sie einfach die schnelleren: 1:0!

Bosse & Friends gefällt uns aber von außen ganz gut und wir beschließen dort nochmal hinzufahren, jetzt aber erstmal die letzten Kilometer nach Särna. Halb 2 passieren wir die Rezeption des Campingplatzes ( www.sarnacamping.se).

Leider wirkt der Platz von außen, als hätte er seine besten Tage hinter sich, dafür innen wie ein bewohntes Museum. Da wir lieber auf gemütlichen kleinen Plätzen stehen, sind wir skeptisch. Alternativen hier in der Region gibt es laut Stellplatzführern aber nicht, Line hatte schon alles abgesucht. Also lassen wir uns überraschen. Wir bekommen einen Platz auf der untersten Terrasse, sehr nah am See. Der Platz gefällt uns auf den ersten Blick recht gut, stellt sich aber als völlige Fehlplanung heraus. Die Eckplätze auf der Wiese sind angeordnet wie eine Pizza und innen auch genauso schmal. Drei mal hin und her rangiert und der Platz ist immer noch nicht größer. Also machen wir einen Spaziergang und entdecken die oberste Terrasse für uns. Leider ist die schon ausgebucht. Für euch der Tipp: Wenn ihr Fans von einem Tollen Ausblick seid, reserviert vorher einen der Plätze 51-54 und ihr habt einen wunderbaren Blick in die Berge und über den See (siehe nächstes Foto)

Für unser Problem findet sich aber auch eine Lösung und die nette Dame an der Rezeption blockt kurzerhand den Nachbarplatz für uns mit. Der Preis bleibt natürlich bei ca. 25,-€. (Das ist das tolle an Schweden für uns, Platz ist Platz egal wie viele Personen drauf schlafen, die meisten liegen bei 25,- also echt günstig). Wir sind zufrieden und bauen auf, die Berge sehen wir zwar so nicht, aber haben einen tollen Blick direkt auf den See. Am Nachmittag starten wir noch einmal zu Bosse&Friends. Wir wollen schauen, was es dort gibt und werden sehr herzlich auf Deutsch empfangen. Wir erfahren, dass es neben den Elchführungen auch allerlei andere tolle Sachen hier gibt. Spontan buchen wir eine Bibersafarie für übermorgen und verkrümeln uns auf den Campingplatz. Erst als der Hunger kommt merken wir, was die Sonne mit einem macht, wir esse Abendbrot und genießen im Anschluss einen tollen Sonnenuntergang – kurz nach 23:00 Uhr. Wir sind gespannt wann die kurzen morgen aufstehen.

Fulufjällets Nationalpark

Kurz nach 3 Uhr Morgens ist sie schon wieder da, die Sonne. Gott sei Dank, haben wir alle Rollos runtergelassen, so können wir die Nacht bis kurz vor 10 verlängern. Ist ja hier oben auch egal, wann man los kommt, dunkel wird es eigentlich gar nicht richtig, und die Sonne scheint bis spät. Trotzdem gibt’s Frühstück drinnen, ist uns zu frisch draußen. Dann geht’s los zum Fulufjället, Schwedens höchstem Wasserfall. Nach einer halben Stunde Fahrt kommen wir auf dem Parkplatz am Naturum an und sind ein wenig überrascht. Alles voller Autos und aus allen kommen Leute mit absoluten High-Tech-Outdoorsachen, also laufen wir gemeinsam mit den Massen zum Eingang. Neben mir laufen 2 Typen mit Isomatten und Schlafsack die so aussehen als würden sie frühestens in 7 Tagen wieder Zivilisation erreichen. Zum Glück biegt die Hälfte gleich ins Naturum ab, wir nehmen den (rollstuhlgeeigneten) Holzweg durchs Moor.

Am Ende dieses Weges biegen wiederum einige zu einem tollen Grillplatz direkt am See ab (siehe Bild oben). Mit dem Rest beginnt der Aufstieg. Nach gut einer halben Stunde Aufstieg erreichen wir die nächste Rasthütte, mit tollem Aussichtspunkt. Unser erster Blick auf den Fulufjället. Ein perfekter Platz zum picknicken.

Während wir uns stärken (Knäckebrot + Elefantenfuß-Käse) beobachten wir die schwedischen Outdoorfreaks. Alle, aber auch wirklich alle entscheiden sich für den kinderwagentauglichen Weg zum Fuß des Wasserfalles. Ein Blick in die Runde und wir entscheiden uns für den Aufstieg! Wir wollen dahin wo das Wasser herkommt. Und wir wollen sehen, wie es nach unten fällt. Es folgen kilometerweise Klettertouren, Line und ich genießen die Gegend und unsere 3 haben Spaß beim klettern . Win-Win!

Unser Kleinster ist in seinem Element, die kompletten 9km ist er damit beschäftigt mit seinem Knüppel laustark unsichtbare Gegner (wir vermuten Ninjas) zu bekämpfen. Der Weg bis zum Gipfel vergeht daher wie im Flug. Wir haben es geschafft, der Blick ist beeindruckend und die Glücksgefühle stellen sich ein.

Natürlich ist mir nah am Wasserfall, nicht genug, ich möchte in den Wasserfall. Also suche ich einen Abstieg zu einem kleinen Vorsprung. Von hier aus stürzt das Wasser direkt nach unten und hier zu stehen ist schon irgendwie erhebend. Die Familie kommt nachgeklettert, bleibt aber vorsichtshalber am trockenen Ufer. Ich rüste die Technik für ein paar feuchte Bilder und schreite zur Tat.

Nachdem ich quasi im Auge des Falles war, wandern wir weiter an der Steinkante und können noch eine Weile die Aussicht genießen.

So langsam geht es aber wieder hinab in den Wald. Öfter sieht man nun wieder Wanderer und der Boden wird sumpfig. Das Wetter war wieder mal mit uns und die teils dunklen Wolken hielten dicht. So erreichen wir voller Eindrücke und mit einem tollen Gefühl das Auto. Zu unserem Glück fehlt uns jetzt noch ein kleines idyllisches Gartenkaffee. Was soll ich sagen, man kann nicht alles haben. Kaffee und Zimtteilchen gibt’s trotzdem, aber erst im Wohnwagen. Eigentlich wäre schon Zeit fürs Abendbrot, aber das lassen wir uns nicht vorschreiben. Kaffee ist Pflicht!

Bosse & Friends

Das Wetter meint es echt gut mit uns, 1000km nördlich von Trellebourg und wir können wieder mal draußen frühstücken. Seeblick und Sonne inklusive. Heute beginnen wir den Tag ganz entspannt und machen einen kleinen Ausflug zum Fjätfallen, zumindest wenn wir ihn finden. Nachdem wir jeden kleinen Weg rechts und links der Straße rein sind, finden wir den Fluß und ein paar kleine Wasserfälle und genießen einen herrlichen Vormittag am Wasser.

Wir alle lassen uns treiben, genießen die Natur, die Stille (des Wasserfalles ;)), also eher die Einsamkeit…. Kaum zu glauben, es ist Sommer und tolles Wetter und niemand ist hier… Was liegt näher, als unser geliebtes Picknick. Die Kinder hält es mit Knacker und Knäckebrot nicht auf ihrem Hintern, sie sind fasziniert vom Wasser. Allerdings macht sich unser straffes Urlaubsprogramm an so einem entspannten Tag doch bemerkbar – Stammhalter schwächelt und wir beschließen, uns vor dem aufregendem Abendprogramm noch etwas auszuruhen. Kaum am Wohnwagen angekommen und den Kleinen überredet sich wenigstens zu Testzwecken mal in unser Bett zu legen, pennt der ein. 5 Stunden lang, das war nötig! Die Mädels nutzen die Zeit und genießen die Ruhe / ein Buch / den Ausblick, auf jeden Fall genießen sie:

Wir beiden „Alten“ machen einen auf Kulturexperten und gehen am Seeufer entlang zu einer alten Holzkirche. Der „Marsch“ hält sich in Grenzen, die Kirche ist direkt neben dem Campingplatz und echt schön.

Unser eigentliches Tagesprogramm beginnt heute jedoch erst 19:00 Uhr. Ihr erinnert euch an Detlef von Bosse&Friends (schwedenteam.de). Bei ihm, besser gesagt bei seiner netten deutschen „Praktikantin“ (verzeih uns diese Bezeichnung) haben wir für heute eine Bibersafari gebucht. Detlef fährt uns mitsamt einer anderen Familie mit dem Ford Transit zum nahen Fluss. Als wir im Auto sitzen fällt unserem jüngsten sofort auf, dass wir in solchen Teilen sonst nur sitzen ,wenn es in Österreich zum Rafting oder Canyoning geht. Er checkt vorsichtshalber seine Kleidung, alles normal.

Haltet euch fest, nichtsahnend fahren wir durch Schwedens Hinterland und…

…Zack, begegnet uns unser erster wilder Elch. Zum Glück ist die Kamera bereit, wenn auch die Bilder nicht berauschend sind. Als Dokumentation, des nicht geglaubten reicht es. Alle sind happy, die Bibersafari hat sich schon gelohnt.

Am Fluss angekommen ziehen wir, was sich als sehr wichtig herausstellt, ALLE unsere Schwimmwesten an und bringen die Boote zu Wasser. Wir 5 in einem Boot, die andere Familie mit Guide im Zweiten.

Dank unseres traditionellen Spreewald-Paddelwochenendes (Dank an unsere Lieblingsnachbarn!!!) sind wir 5 ein gutes Team. Die 3 kurzen paddeln wie sie Lust haben und Line und ich erledigen unaufgeregt den Rest. Immer wieder werden wir von einer Handbewegung unserer Guide unterbrochen. Ihr erinnert euch: Bibersafari! Wenn sie die Hand hebt, ist einer in der Nähe. Ein ums andere Mal ist es kein Biber, sondern 3 blöde Enten, die jedes mal vor unseren Booten Flussabwärts fliehen.

Der Fluss liegt in der Abenddämmerung spiegelglatt vor uns. Niemand sagt einen Muchs, wir wollen die Biber ja nicht verschrecken. Und das war eine echte Meisterleistung vor allem für Kind 3 😉 das ganze geht so bis ca.23:00 Uhr. Wir sehen ein Eichhörnchen, ein Reh, ein Fuchs, eine Schleiereule und unendliche viele Biberbaue… Aber keinen Biber. Mittlerweile ist es uns egal, wir haben den 13-jährigen Rekord von Detlef eingestellt und Bibersafari ohne Biber gemacht.

Warum es wichtig war, dass wir Schwimmwesten anhatten?! Keine Ahnung. Auf halber Strecke legte ich Schuhe und Socken ab um unser Boot wieder von der Sandbank zu schieben, viel tiefer war es selten.

Müde und ein wenig kaputt kamen wir am Ziel an und wurden herrlich von Detlef empfangen. Er holte uns nicht einfach ab, nein er hat „gekocht“

Wir standen alle mit Würstchen ums Lagerfeuer und erfuhren warum Detlef mit Frau und Hunden erst nach Finnland und danach in sein Traumland Schweden ausgewandert ist und viele tolle Geschichten über diese Gegend. Wenn ihr aber denkt, ich erzähl es euch. Nix da, fahrt selber hin und fragt Detlef!

Pünktlich auf der Heimfahrt fängt es an zu regnen, wir scheinen echt lieb gewesen zu sein das ganze Jahr. Der Abend hat uns gut gefallen und wir beschließen morgen auf dem Weg zur nächsten Etappe nochmal halt zu machen und uns seine Tiere anzusehen.

Der nächste Morgen ( Kritiker würden es als Mittag bezeichnen), die Sonne scheint wir frühstücken draußen. Pünktlich um 12:00 Uhr sind wir am Elchpark und gespannt auf Bosse und seine Freunde. Wir lösen unsere Tickets, allein die sind spektakulär:

Natürlich waren wir schon in einem Elchpark aber so wie Detlef und seine Crew von den Tieren spricht kann das heute wieder was ganz besonderes sein. Im Park leben 5 (nur 5!) Elche, wer also riesige Elchherden aus einem vorbeifahrenden Traktor sehen will ist hier falsch. Wir stapfen hinter Detlef über eine Holzbrücke und sehen das erste Mal Bosse und Co.

Detlef blüht auf wenn wer von seinen Tieren spricht und man merkt, dass er ein super Verhältnis zu ihnen hat. Bei der Fütterung sind wir hautnah dabei und erfahren viel über diese riesigen Tiere. Auch dass man stinkt und klebt wenn man sie nur mal eben kurz streichelt…

Mir fällt es echt schwer hier die richtigen (schönsten) aus den hunderten Fotos rauszusuchen. Weil Detlef bemerkt wieviel ich fotografieren muss ich ihm versprechen, ihm Fotos zu schicken. Die bekommst du von uns Detlef, versprochen ist versprochen!

Das Highlight kommt jetzt. Natürlich ist so ein Riesentier beeindruckend aber irgendwie kommt unser Beschützerinstinkt hoch wenn wir die Riesen im Miniformat sehen. Elchbabies! 4 Wochen alt! Nicht hinterm Zaun, nein genau um uns herum. Tollpatschig, neugierig und frech, eben wie kleine Kinder. Erst gab es die Flasche und danach Grünzeug von den Kindern. Wir sind begeistert.

Hier ist uns auch die fettig triefende Streichelhand Wurst und wir kuscheln drauf los. Unser Jüngster und die Beiden halbstarken Elche sind sich bei der Rangordnung noch nicht einig. Die Beiden wittern ihre Chance (und Pepes Angst). Man kann einschreiten, muss man aber nicht 😉 Wir kommen alle unbeschadet und beeindruckt aus dem Gehege und die Tour kommt gleich zum nächsten Höhepunkt.

Detlef füttert noch seine Rentiere und wir schauen natürlich nicht über den Zaun zu, nein wir stehen daneben und staunen, erfahren, dass alle Rentiere in Schweden den Samen gehören. Obwohl Detlef noch nicht so lange hier ist, scheint er sich gut mit ihnen zu verstehen und so leben eben einige ihrer Rentiere bei Detlef. Ich glaube sie leben dort nicht schlecht. 😉

Wir denken, Detlefs Emotionen lassen sich nicht steigern und dann pfeift er…

…und wir erfahren warum er eigentlich hier ist. Schlittenhunde! Etliche Huskys stellt er uns vor, viele haben eigene Geschichten, oft schwärmt er und wir fangen an unsere Resturlaubstage im Kopf zusammenzurechnen. Reicht es um im Winter nochmal her zu kommen? Nicht 2017, aber irgendwann werden wir wiederkommen!

Zum Abschluss essen wir alle noch Waffeln und trinken Kaffee. Die Führung hat locker 2 Stunden gedauert und war keine Minute langweilig. Leider müssen wir weiter, es ist Halbzeit. Das heißt umkehren, umkehren ist ein wenig wie zurück fahren, zurück fahren ist wie Ende. Aber diese Gedanken schieben wir zur Seite! Heute Abend kommt eine völlig neue Facette vom Urlaub. Wir treffen Freunde…

Silijan mit Freunden

Den Kopf noch voller Bilder von Bosse& Friends machen wir uns auf den Weg, langsam geht es wieder Richtung Süden. Wir haben heute nur eine kleine Etappe vor uns, wir wollen zum Silijan. Viel haben wir schon davon gehört, alle Schweden wollen wohl dorthin – wir sind gespannt. Auf der Fahrt dorthin passieren wir den Laden von den Jungs von weiterweg.de in Nornäs / Sörsjön. Wir hatten vorher schon etwas davon gehört aber nie so richtig recherchiert. Da wir eher von einem klassischen Offroadpark ausgingen, wie aus Deutschland bekannt, haben wir dies nicht als Zwischenziel eingeplant. Das Haus aber macht neugierig und nach kurzem surfen im Netz ( Schweden hat überall so geilen LTE-Empfang…) steht fest: Das war ein Fehler. Sollte Schweden wieder auf dem Plan stehen, hier werden wir mal Station machen.

Diesmal fahren wir aber schweren Herzens weiter, unser nächster Halt heißt Sollerön-Camping. Ein gepflegter und (für unsere Verhältnisse) riesiger Platz direkt am Silijan-See. Der nette Herr am Empfang findet unsere Reservierung und fährt mit dem Golf-Car vornweg. Unser Kleinster darf neben ihm sitzen und mitfahren, den haben wir für heute schon mal glücklich gemacht. Wir stehen auf einem ganz neuen Teil des Campingplatzes. Direkt neben uns Dennis& Alena und Thorsten&Jessica und deren Zwerg Bo. Die 5 kennen wir aufgrund der gleichen Automacke, zwischenzeitlich ist daraus aber mehr entstanden, wir campen ab und zu zusammen und man trifft sich wenn’s passt mal irgendwo. Die Wohnwagen haben wir schon mal gefunden.

Kurz in die Whatsapp-Gruppe gerufen und einen Treffpunkt vereinbart.

Wir haben noch nix zum Abendessen also: ICA-Maxi! Kennt ihr diese Teile? Das ist nicht nur ein Supermarkt, dass ist der große Bruder davon. Line und ich bekommen kurz Panik, schließlich kommen wir geradewegs aus einem der am dünnsten besiedelten Gebieten Europas und dann gleich so eine Menschenansammlung!? Hilft nix, wir müssen da durch!

Da wir schneller dort sind als geplant, gehen wir schon mal rein. Ein Einkaufswagen vor uns der gefühlt größer ist als unser Doppelachser geht’s es los. So langsam kommt der Ruhepuls wieder. Mitten im Markt treffen wir dann die anderen, der ein oder andere Schwede schaut verwirrt als wir uns in den Armen liegen, das letzte Treffen war immerhin schon Pfingsten (am Hardausee). Vielleicht schauen die aber auch nur so, weil Kind 2 und 3 gerade prügelnd am Boden liegen, warum wissen sie hinterher auch nicht mehr.

Schnell einigen wir uns auf Grill und Burger. Die Damen der Runde wählen die gesunde Salatvariante mit Vollkornbrötchen. Wenn alle glücklich sind ist’s recht. Schnell noch den Rest einkaufen was so fehlt und ab zum Campingplatz. Wir haben uns jede Menge zu erzählen und so wird der Abend schön und lang. Das Wetter passt und so sitzen wir an einer langen Tafel und erzählen was wir alle für tolle Hechte sind…

Nebenbei besprechen wir natürlich das Programm für den nächsten gemeinsamen Tag. Abwägen, googeln, quatschen, denken, diskutieren, dann steht fest: Morgen geht’s in den Bärenpark nach Orsa. Bevor ich in den Wohnwagen krauche, zieht mich der See nochmal magisch an. Also schnapp ich mir die Kamera und genieße kurz die Einsamkeit am Ufer. Kaum zu glauben, dass direkt hinter mir ein großer Campingplatz voller Menschen liegt…

Nachtruhe!

Wenn wir schon mal so zusammen sitzen sollte der Tag auch mit einem guten Frühstück beginnen, die Männer kümmern sich um jede Menge Rührei mit Bacon, viel Bacon, die Damen um den Rest und die Kinder fast um sich selbst. Das Ei war lecker, die Stimmung gut.

Die Fahrt zum Park vergeht wie im Flug und wir stehen am Eingang. Der Park an sich ist allerdings ganz anders als erwartet und auch als gehofft. Die Tiere sehen zwar zufrieden und gesund aus, befinden sich aber hinter riesigen Absperrungen aus Maschen- und Stacheldraht, das macht die Stimmung kaputt.

Ich versuche mich trotzdem an ein paar Bildern, irgendwie schaffen wir es (ich und meine Freundin Corel PaintShop Pro) die Bilder brauchbar zu machen:

Wir ziehen trotzdem durch den Park, Berghoch und wieder runter, die Berge hier sind verdammt steil! Dafür hat man von oben einen hervorragenden Ausblick über die Landschaft und die endlosen Seen. Als wir weit unten ein kleines Kanu über einen einsamen See fahren sehen, überkommt uns ein wenig Sehnsucht nach der Wildnis…

Weiter geht’s!

Die Fütterungszeiten der Tiere sind gut verteilt, so können wir die Luchse beim Fressen beobachten und am Ende des Rundganges auch noch die Wölfe, wundervolle Tiere, die Aufgrund einer Brück über ihr großes Freigehege, gut zu beobachten sind.

Den Kindern hat es gefallen, vor allem die Bärenbabys, das ist die Hauptsache, so meine Devise für diesen Tag. Ich finde es gut mal mit den anderen zu quatschen und so geht der Tag schnell rum.

Line und mich überkommt der Kaffee-Appetit und so trennen wir uns. Die Anderen wollen nochmal shoppen fahren und wir machen uns auf die Suche nach einem netten Kaffee. Leider erfolglos, so landen wir wieder mal vor dem Wohnwagen und kochen Kaffee selbst. Das ist klagen auf hohem Niveau und vor allem die Kinder nutzen die Gelegenheit um die riesige Hüpfburg ausgiebig zu testen.

Am Abend gibt’s wieder die lange Tafel, jeder steuert was zum Essen bei, am Ende bleibt viel übrig, trotzdem sind alle mehr als satt. Duschen, abwaschen, Platzrunde und den Sonnenuntergang am See genießen. Thorsten, Jessica und wir gehen mit einem Gläschen Wein (die Frauen) nochmal zum Wasser und genießen die klare Luft. Schön hier!

Knäckebrot und rote Pferde

Am Morgen verabschieden wir unsere Freunde, sie ziehen weiter wir bleiben noch einen Tag. Keine Ahnung wann Dennis genau angefangen hat zusammenzuräumen, als ich als erster unserer Familie verschlafen den Kopf rausstrecke, sieht er aus als wollte er gerade abfahren.

Wir haben heute ein straffes Kulturprogramm vor uns.

„Musst du gesehen haben!“, „Sonst warst du nicht in Schweden!“ und „Da war jeder Schwedenurlauber schon mal!“ Scheinbar kommen auch wir nicht drum herum und machen uns auf nach Leksand zur weltberühmten Knäckebrotfabrik. Da wir uns scheinbar innerlich wehren, geht unsere Route erst mal zum Silijansnäs Naturreservat, ein kleines unaufgeregtes Reservat auf einem Hügel. Das Naturum bietet allerlei wissenswertes und spannendes für Kinder und die kleine Rundwanderung um den Gipfel, immer wieder durch tolle Ausblicke unterbrochen, genießen wir sichtbar.

Einen kleinen Regenschauer lang suchen wir Unterschlupf in einer uralten Hütte aus Baumrinde und Holz, urig aber auch (vor allem für die Kinder) etwas unheimlich. Zum Glück kennen wir Regen in Schweden nur als 5-Minuten-Husche und schnell können wir weiter. Der Holzaussichtsturm des Naturums ist leider baufällig und daher geschlossen, wir müssen unverrichteter Dinge weiter ziehen.

Leksand ist auch gleich um die Ecke und das Werk, etwas außerhalb, schon von weiten zu sehen. Irgendwie hatten wir uns das romantischer vorgestellt, eher so ein großes altes Holzhaus und einen Bäcker der die großen runden Knäckebrote per Hand in den Holzofen schiebt. Geht natürlich nicht bei den Mengen. Apropos Mengen, genau solche schleppen die Schweden aus dem Werksverkauf in ihre Autos, bis nix mehr reingeht… Wir schauen auch, die Auswahl ist riesig. Bald glüht die Deutsch-Schwedisch-App am Handy die uns helfen muss, bei den vielen Sorten die es gibt.

Neben Knäckebrot auch allerlei Gebäck und Süßigkeiten. Pepe überzeugt uns, eine Kilo-Dose „Schoko-Was-auch-immer“ zu kaufen. (von denen wir kein einziges Stück abbekommen, er hat sie am nachästen Tag am Stück ge- (sorry) fressen) Scheinen also lecker zu sein. Draußen genehmigen wir uns an der hauseigenen Imbissbude echt leckere Knäckebrotpizza. Das ist der neuste Schrei von Leksand und dort in jedem Kühlregal zu bekommen.

Unsere POI-Tour geht weiter. Im Auto läuft Alf hoch und runter und wir machen unsere Runde um den Silijan perfekt indem wir nach Nusnäs fahren. Wem Nusnäs nichts sagt (mir bis dato auch nicht) daher kommen die ganzen roten Dala-Pferde die es überall in Schweden zu kaufen gibt. (Also daher oder aus China um genau zu sein). Wir finden dort ein komplett auf Tourismus ausgerichtetes Dorf mit vielen Läden in denen es ausschließlich Souvenirs gibt. Das ganze ist aber weniger schlimm als es sich anhört, die Stimmung passt und die Sachen sind größten teils handgemacht. In einem dieser Läden haben wir die Möglichkeit hinter die Kulissen der Schnitzerei zu schauen, wir können den Schnitzern zusehen und auch alle anderen Schritte bis zum fertigen Pferd. Nur rot war früher, heute gibt es nichts was es nicht gibt.

Was fehlt uns heute zu unserem Glück? Genau, ein Cappuccino und ein Stück echt schwedischer Schokokuchen. Auch das gibt es, in der hinteren Ecke des Ladens findet sich ein typisch süßes Kaffee und wir werden glücklich gemacht. Sogar Waffeln gibt es für die Kids. Sollte am Sonntag den 9.7.17 kurz vor Feierabende jemand seine Tüte mit überteuerten handgemachten Mitbringsel dort im Kaffee liegen lassen haben, wir haben sie gefunden! Line die ehrliche Haut hat sie an der Kasse hinterlegt, kann dort abgeholt werden 😉 Wir hätten uns auch geärgert wenn wir es nicht zurückbekommen hätten, sagt Line. Recht hat sie! Wie meistens…

Das Wetter hält sich nun wieder an unsere Abmachung (kein Regen wenn wir unter freiem Himmel sind) und so können wir den Abend in Famile auf dem Steg am Silijan ausklingen lassen. Dazu gibt es ein Gläschen Wein für den Schatz und eine Tüte Chips für die Schätze.

Fazit 1: Kann man mitnehmen, wenn man in der Gegend ist aber extra hinfahren würde ich nicht.

Fazit 2: das faszinierende Blau des Silijansees blieb uns Banausen verborgen, schön ist er trotzdem.

Zwischen Vänern und Vättern

Nach einem letzten Frühstück am Silijan, packen wir unsere 7 Sachen und ziehen weiter Richtung Süden. Die Temperaturen steigen so langsam und wir sind gespannt ob uns am Vänern wieder mal nach Baden zumute ist. Die Fahrt entlang vieler toller Picknickplätze die wir heute alle rechts und links liegen lassen genießen wir. Da wir ja wissen, dass der Urlaub nicht unendlich ist, saugen wir alle jedes kleine Stück „Schweden“ gierig auf.

Gegen 14:30 haben wir das Etappenziel erreicht. Wir haben uns diesmal für die Ostseite des Vänern entschieden, also zwischen den beiden großen Seen. Die Campingplatzwahl fiel aufgrund der Fotos im Netz auf Askeviks Camping ( http://www.askevik.nu ) direkt am See. Schnell zur Anmeldung (wir hatten wie für uns normal, am Vorabend eine kurze Reservierungsmail geschrieben) und unseren Platz Nr.55 gesucht, abhängen, Sonnensegel raus und fertig! Da unsere Essenszeiten mittlerweile völlig durcheinander geraten sind, legen wir Mittag und Kaffee zusammen und starten dann einen Rundgang über den Platz.

Unser Fazit: Liebe Platzbetreiber, warum haltet ihr diesen tollen Platz nicht in Ordnung? Es ist schade! Das hier viele Dauercamper basteln (Boot, Auto, Wohnwagen überrall riecht es nach frischer Farbe oder altem Öl) damit können wir gut leben. Aber auch der Rest hat seine besten Zeiten hinter sich. Es gibt laut Internet eine Fass-Sauna, wir haben sie gefunden. Ich erspare euch den Anblick, sie war auf jeden Fall geschlossen, der Steg von der Sauna direkt in den See (oh man wie hatten wir uns auf dieses Erlebnis gefreut) ist auf Bild 2 oben zu sehen – traurig. Ähnlich geht es im Sani-Bereich und dem ehemaligen Kaffee weiter. Zur Erinnerung wir sind dort Mitte Juli, mehr Saison geht nicht. Unser Stellplatz ist aber nicht schlecht und die Felsen am See auf denen man sitzen kann entschädigen etwas. Am Abend haben wir uns noch einen Besuch in Hova (an der E20) vorgenommen. Hier soll die ganze Stadt in ein großes Mittelalterspektakel verwandelt sein, mit Ritterkämpfen und allem drum und dran. Ok es ist ein Ritterfest, vielleicht sind wir auch zu spät fürs Turnier aber die Kinder finden es interessant und haben ihren Spaß.

Die Masse an eigenen Kindern beschert uns als Familie einen Sieg beim Spiel „Welches Loch nimmt die Maus“ Wir sind stolz! Als jeder Spaß ausprobiert wurde und sich langsam der Hunger breit macht, stellen wir fest, dass wir nicht nur fürs Turnier zu spät waren. Scheinbar essen die Schweden zeitig, wir finden nix mehr was uns zusagt. Nach kurzer Beratung (Line ist über die örtlichen Gegebenheiten gut informiert) steuern wir den Göta-Kanal in Sjörtorp an. Sehr idyllische Gegend. Wir steuern den ersten Fischladen an und werden mit leeren Kühlregalen empfangen. Eigentlich gibt es hier Schrimps und Fisch auf die Faust, wie gesagt scheinbar essen die Schweden sehr zeitig. Wir finden noch ein tolles Restaurant ( KanalKrogen i Sjörtorp) mit echt leckerem Essen. Der Burger ist frisch und echt lecker und Line ist mit ihrer Kartoffel voller Schrimps auch glücklich…

Wer bei der Wahl des Campingplatzes darauf achtet, dass der See im Westen vom eigenen Standort liegt hat was? Richtig, einen Sonnenuntergang Richtung Wasser. Genau den nutzen wir als Ausklang des Tages noch bevor wir vor der aufziehenden Nachtkälte in den Wohnwagen flüchten.

Auf dem Weg zum Wohnwagen (kennt ihr das wenn ihr euch ständig umdreht um keinen tollen Augenblick zu verpassen) fällt mir auf, dass die Schweden manchmal einen verdammt guten Autogeschmack haben und wie schön sie ihn in Szene setzen, ein Traum…

Am nächsten Morgen machen wir uns auf nach nach Brommö, das ist eine kleine Insel, ein Naturreservat und autofrei. Dazu müssen wir über die Torsö-Brücke (verdammt kein Foto gemacht aber toll anzusehen) auf die Insel Torsö und überqueren diese. Für uns sportlich (ihr wisst, spät ins Bett und spät raus, Frühstück ist wichtig usw.) 11:05 Uhr stehen wir am Fähranleger. Haben Badesachen und alles fürs Picknick dabei. Die Zeiten der Fähre können wir ohne Übersetzung lesen: nächste Überfahrt 13:15 Uhr – schöne Schei…

Also machen wir uns auf den Weg am Ufer entlang, später durch den Wald und kommen zu einer idyllischen Stelle am See. Hier sind wir zwar nicht allein aber es gefällt uns so gut, dass wir die Handtücher auf den warmen Steinen ausbreiten und einen „Badetag“ ausrufen. Das Wetter ist toll und die Kinder im Wasser damit beschäftigt erfolglos Minifische zu fangen.

Die Aufregung ist groß als die 3 eine Wasserschlange entdecken, das Vieh ist verdammt ängstlich (nicht halb so ängstlich wie der Kleine) und daher schnell, ich sprinnte mit der Kamera hinterher wie ein Jäger im Blutrausch und erwische sie. Nicht schön aber erwischt.

Nach ein paar Stunden und einem Picknick treten wir den Rückweg an. Eigentlich ist es eher ein Rundweg als Rückweg und wir finden im Wald jede Menge Beeren als Nachtisch. Lecker…

Am Göta-Kanal hat es uns so gut gefallen, dass wir beschließen unseren Kaffee&Kuchen-Gelüsten dort nachzukommen. Auf geht’s!

Wir bekommen wonach wir begehrten, original schwedischen Kuchen. Pepe schmeckt es so gut, dass er sich gleich noch ein Stück holt. Da stört es ihn nicht mal, dass er weder englisch noch schwedisch spricht. Keine Ahnung wie, er kommt mit einem neuen Stück wieder. Das sympathische an solchen Cafés ist, den Kaffee nimmt man sich einfach selbst, am Eingang steht eine Kanne und Tassen, bezahlt wird später…

Wir beobachten noch die Schiffe in den Schleusen und den Wärter (die Wärterin) bei ihrer Arbeit. Safety first, immer alle mit Schwimmweste! Auf dem Rückweg gelangt auf ungeklärte Weise Grillgut in unseren Kofferraum, tja hilft nix, müssen wir wohl grillen. Die Wetter-Website eines schwedischen Anbieters zeigt, die dunkle Wolke zieht vorbei. Machen wir heute mal was neues, Grill unter den Arm und ab auf den Fels im Wasser. Eine windschiefe Bank dient als Essensplatz. Ich habe die Grillanzündtechnik in diesem Urlaub stark verbessert und so brennt der Grill bald lichterloh

Pünktlich als das Fleisch drauf liegt fängt es an zu regnen, nicht von oben nach unten sondern waagerecht. So ein Mist!

Hilft nix, das Fleisch muss jetzt drauf bleiben. Line und die Kinder sind tapfer und halten auf der Bank durch. Zumindest bis die Garnelen halbwegs essensfertig sind. Schnell werden sie verputzt, wir sind ja nicht aus Zuckerwatte. Danach bin ich allein! Pepe versucht noch mir Gesellschaft zu leisten indem er sich hinter ner Kiste vor dem Regen versteckt, aber auch er gibt irgendwann auf.

Danach bin ich allein. Ich und einBier allein gegen den Regen. Pah, ich bin ein Mann und lasse mich von so ein wenig Regen doch nicht beeindrucken…

… schnell noch ein Selfie machen und dann ab in den warmen und trockenen Wohnwagen. Da gibt’s dann auch für mich ein leckeres Steak. Gute Nacht

Kinnekulle

Es stinkt! Gestern haben wir es bereits gemerkt, auf unserem Campingplatz stinkt es. Heute morgen war es wieder da, diesmal schlimmer. Also gehe ich der Sache auf den Grund. Der Geruch ist eine Mischung aus Gülle und Klärgrube und kommt scheinbar aus dem kleinen Wäldchen des Platzes. Der Boden dort ist bereits mit Brennnesseln besiedelt, laut Line ein klares Zeichen.

Und wessen Stellplatz ist neben der Stelle? Unserer! Eigentlich wollten wir erst morgen weiterreisen unter diesen Umständen suchen wir schnell einen neuen Platz auf halben Weg zwischen hier und Trellebourg. Da unser nächstes Etappenziel der Nationalpark Store Mosse ist, liegt es nahe auch dort nach einem Platz zu suchen. Wir finden ihn, ein kleiner Platz in Hillerstorp ( flatenbadetscamping.se) direkt an einem kleinen See, das könnte idyllisch werden.

Erstmal starten wir jedoch mit dem heutigen Programm, wir wollen in das Kinnekulle Naturreservat. Dieses liegt auch nah am Vänern und ist eine Erhebung die laut diverser Quellen durch ihren Reichtum an unterschiedlichsten Blumen berühmt ist. Wir sind in Schweden, daher machen wir uns keine Gedanken, dass wir dort mit Wohnwagen hinten dran hinwollen. Die Fahrt dorthin auf kleinsten Nebenstraßen ist dann doch etwas aufregender. Man fragt sich, was wohl passiert wenn uns in den einspurigen Serpentinen ein Auto entgegen kommt, an einen LKW wollen wir lieber nicht denken. Es geht alles gut und wir erreichen den ersten Parkplatz, ganz leer und daher kein Problem.

Als Erstes machen wir uns auf die Suche nach einem alten Steinbruch und finden ihn etwas unterhalb der Straße. Eigentlich schade, dass wir hierher zu Fuß gegangen sind, das Teil ist ein riesiger Spielplatz für’s richtige „Auto“ aber auch so ganz eindrucksvoll.

Da wir ja nicht so zeitig losgekommen sind machen wir uns auf die Suche nach einem schönen Picknickplatz. Wir finden ihn, mit Aussicht auf den Vänern und den Steinbruch.

Frisch gestärkt machen wir uns auf die Wanderung, unser Ziel ist der Aussichtsturm auf dem Kinnekulle. Unser Weg wird aber nicht der direkte sein, sondern einmal um den Berg führen.

Die Gegend hier ist zwar schön aber die angepriesene Blumenvielfalt können wir nicht finden, auch nicht am Restaurant was kurz vor dem Gipfel kommt. Nicht wundern, natürlich geht von der anderen Seite eine Straße bis ran, nur so können sie mit schwedischer Kundschaft rechnen…

Das Restaurant lassen wir aus und nehmen Kurs auf den „Gipfel“.

Dieses Mal haben wir Glück, der Aussichtsturm ist geöffnet und wir können ihn entern. Die Aussicht oben ist schon herrlich (wenn man den Bereich Nord-West mal ausblendet – außer man mag Kernkraftwerke)

Danach machen wir uns auf den direkten Abstieg, der Weg ist recht kurz und so sitzen wir schnell im Auto und sind gespannt auf den ausgesuchten Campingplatz. Als wir Falköping passieren überkommt uns, was kann es anderes sein, der Appetit auf Kaffee. Wir beschließen die Augen nach einem Café offen zu halten, alternativ wäre uns auch ein nettes Plätzchen am See recht. Irgendwie haben wir heute kein gutes Händchen und finden nix passendes. Ein Blick auf die Karte verrät, wir können von der Bundesstraße 47 abfahren und eine kleine Straße nehmen die dicht an schönen Seen entlangführt. Beschlossen, hier sollte was zu finden sein. Bis zum Örtchen Sandhem suchen wir also und entdecken dann direkt am Ortseingang den See und direkt daneben ein Wegweiser zum Wohnmobilstellplatz. Perfekt! Also folgen wir diesem Schild und einem weiteren. Das Sackgassenschild macht uns nicht vervös, schließlich ist ja ein Stellplatz das Ziel. Ungewöhnlich, dass die Straße durch ein Wohngebiet führt, aber egal der Kaffeegeruch steigt uns schon in die Nase, also schlängeln wir uns durch die geparkten Autos…

…bis wir vor einem Bahnübergang stehen! …für Fußgänger! …mit Geländer! Ihr erinnert euch: 14,50×2,50. Line muss raus und fange an Rückwärts zu rangieren, durch die Autos. Eigentlich liegen noch locker hundert Meter vor mir bis die letzte Kreuzung kommt. Übrigens die Kreuzung an der ein Witzbold den Wegweiser für den Stellplatz verdreht hat. An dieser Stelle vielen Dank nochmal von uns! Auf jeden Fall fällt mir ein schön gepflegtes Grundstück auf. Da der Zaun scheinbar noch alt war, hat der Besitzer beschlossen ihn zu ersetzen. Der alte war größtenteils weg und der neue glücklicher Weise noch nicht da. Line bekommt den Auftrag zu schreien wenn es nicht passt und ich rangiere im rechten Winkel in den Vorgarten. Als wir sauber eingeparkt haben, schaut der Junior zur Eingangstür und ich schwöre seine Augen sind nicht viel kleiner als unser Wohnwagen. Nur noch raus und zack wir stehen wieder richtig rum und können weiter. Nächster halt, eine Raststätte an der Schnellstraße. Breite Straßen und Bank am See vorhanden, wir kochen Kaffee und holen die Kanelbullar raus. Schon ist die Stimmung wieder gut…

Danach geht’s nun endlich zum Campingplatz. Wir sind gespannt, im Hinterkopf immer noch den tollen Platz von 2015. Da kam dieses Jahr noch keiner ran. ( movantacamping.se) Als wir ankommen sind wir absolut zufrieden. Er liegt zwar direkt an der Straße, diese führt aber scheinbar nur in den Wald, Lärm kommt da keiner. Er liegt direkt an einem gaaaaanz flachen Moorsee und die Kinder nutzen die Chance für ein ausgiebiges Bad (zumindest soweit sie reinkommen). Wir bauen auf und genießen auch das schöne Wetter. Das bleibt gut und wir können draußen Abendbrot essen. Sogar der traditionelle Espresso aus der Bialetti hat noch draußen seinen Einsatz. ( Dank an Frank und Steffen, mittlerweile wissen wir gar nicht, wie wir früher ohne überleben konnten )

Der Abend hält noch tolle Farben für uns bereit und wir spazieren noch ein wenig am See entlang.

Store Mosse – oder zurück am Meer

Der Morgen beginnt mit einem ausgedehnten Frühstück, natürlich draußen und mit Blick auf den Flaten-See. Unser heutiges Ausflugsziel ist nur ein paar Minuten entfernt, wir steuern den Nationalpark Store Mosse an. Man merkt deutlich, dass wir wieder im Süden sind, das Touristenaufkommen ist höher, die Parkplatzsuche gestaltet sich schwerer, klappt aber noch ohne abkuppeln.

Wir hatten uns eine Wanderung durch oder um das Moor vorgestellt, der Pfad allerdings läuft ziemlich langweilig durch den Wald. Zwar gibt es immer mal Stege, die sind jedoch gar nicht nötig, es ist zu trocken, als das hier Moor wäre.

Etwas macht den Ausflug aber doch zum Erlebnis. Der Trollstieg. Ein liebevoll angelegter Kinderpfad mit allerlei Aufgaben, Rätseln und Reimen. All das in Englisch, Schwedisch und sogar Deutsch.

OK, ich gebe zu, Line und ich hatten auch unseren Spaß.

Der Weg führt zu einem tollen Holzhaus, dem Naturum. Beim Anblick der Terasse mitten im Wald, überprüfe ich kurz im Kopf unseren Kontostand – Kaufen kommt nicht in Frage. Rein gehen wir trotzdem, es gibt kostenlos Kaffee und Wasser und für die Kinder allerlei tolle Sachen zum experimentieren.

Zurück am Auto ist der Parkplatz gut gefüllt und wir sind froh, gut mit dem Gespann auf die Straße zu kommen. Nächster Stopp, Ostsee. Line hat für unseren letzten Stopp etwas ganz feines herausgesucht. Borstahusens Camping (motesplatsborstahusen.se) 4 Sterne, mit Wellness direkt am Meer. Wir freuen uns! Bis wir an der edlen Rezeption stehen, die Leute, die uns entgegen kommen sind mindestens 20 Jahre älter als wir und tragen alberne Karierte Hosen. Und ja ,sie ziehen Golftaschen hinter sich her. Vorsichtshalber beschließen wir, uns den Platz genauer anzusehen. Zwischen Meer und Wohnwagen sind ein Zaun und eine Straße. Mehr brauchen wir nicht sehen. Der Platz mag toll sein, die Sauna sieht von außen schon eindrucksvoll aus, aber das fühlt sich hier nicht nach Schweden an, nicht für uns. Kurzer Hand suchen wir uns einen Platz, ganz in der Nähe raus. Barsbäckestrand Camping ( barsebackstrand.se) auch nicht ganz so klein und auch am Meer. Das alle Plätze Meerblick haben stimmt zwar, interessiert uns aber nicht, wir haben einen Platz in der ersten Reihe ergattert, vor uns nur Wiese und Meer.

Hier gefällt es uns. Wir starten nochmal ins nahegelegene Einkaufszentrum und besorgen uns (neben einem leckeren Cappuccino) etwas essbares für den Abend. Trotz des Windes (wir sind kälteres gewohnt) beschließen wir, draußen zu essen. Das mag auch daran liegen, dass den Garnelengeruch keiner im Wohnwagen mag. So gibt’s das letzte Mal, frisches Meeresgetier mit Blick aufs Wasser.

Ein kurzer aber heftiger Schauer zwischen Essen und schlafen, hat den Kindern heute, die Tour mit dem Baden versaut. Die 3 hoffen auf morgen…

Weil wir uns an die Regel (Wasser im Westen) halten, beschließen wir den Abend mit einem tollen Sonnenuntergang.

Zum Abschied Lund

Der Wind und die Regenwolken sind mit der Nacht weitergezogen und wir starten unseren letzten, echten Urlaubstag Richtung Lund, einer verträumten Universitätsstadt. Wir suchen einen Parkplatz in Zentrumsnähe und ich verzweifle an der Bedienung des Parkscheinautomats. Legen wir eben die Abbruchquittung des Vorgangs rein ( Glück gehabt, nix passiert). Wir schlendern los, durch die schmalen Gassen von Lund. Echt eine schöne Stadt, wir lassen uns treiben…

Jedoch sind wir schon nach 5 Minuten am Kulturen i Lund (www.kulturen.com), zumindest sind wir an der Mauer, ehe wir den Eingang finden, dauert es noch etwas länger. Das liegt daran, dass Kulturen ein großes Freilichtmuseum mitten in der Stadt ist.

Der Eingang stellt sich dann quasi nochmal als eigenes Museum dar, bis auf einige Stücke aber eher für Erwachsene geeignet.

Wir gehen zwar durch die einzelnen Räume, eigentlich zieht es uns aber mehr nach draußen.

Als wir durch die Tür in den „Innenhof“ treten, erwartet uns das Schweden wie wir es mögen, nur 200 Jahre in der Vergangenheit, alte Häuser und Gärten und viel zu entdecken. Die Kinder bleiben schnell in einem großen Spielhaus hängen, dies ist aber echt toll gemacht, also gehen wir zu Zweit noch etwas auf Entdeckungsreise.

Kaum zu glauben, dass direkt hinter den Mauern der normale Alltag einer Universitätsstadt abläuft. Ich mache am Spielplatz erst mal Pause, während Line noch die restlichen Häuschen erkundet. Dabei beobachte ich die Touristengruppe, welche durch eine Art Schauspieler von einer Attraktion zur nächsten geführt wird. Teilweise haben die betagten Herrschaften ihre Stühle dabei und mir wird schnell klar, dass diese, wenn die Führung beendet ist, das tolle Café ansteuern werden, welches wir vorhin auf unserer Tour entdeckt haben. Als Line in Rufnähe ist, verständigen wir uns auf Belagerung! Ohne ein Besuch in diesem tollen Gartencafé wäre der Tag nicht perfekt. Wir schaffen es und genießen Kaffee, Waffeln und Eis in der Sonne.

Alt hatten wir, nun ist Lund in neu dran und wir ziehen weiter durch die Stadt. Alles fein und klein und wirklich einladend. Wir kommen an einem Laden voller Süßigkeiten vorbei. Falsch, wir kommen natürlich nicht vorbei sondern müssen rein und staunen. Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich zum Thema Süßigkeiten nochmal was schreibe. Es gibt quasi in jedem Lebensmittelgeschäft in Schweden eine riesige Theke für Süßigkeiten. Lose und mit Schaufel zum selbst zusammen stellen. Die Kinder lieben diese riesigen Regale und wir lassen uns natürlich immer mal dazu überreden, dass sie sich was mitnehmen. Da gibt es Gummitiere in allen erdenklichen Farben und Formen sowie Schokolade in kleinen Stücken. Meistens fällt dann auch was für mich ab – Win-Win!

Aber hier in Lund, hier war uns klar, dass das alles nur Spielerei war. Hier gibt es den Laden, der nur aus Süßigkeiten besteht. Wisst ihr noch als Pippi Langstrumpf in dem Laden war und Süßes gekauft hat? Das war nur eine billige Kopie…

Falls jetzt jemandem der Zahn tropft: die Straße in Lund hieß: Lilla Fiskaregatan. Lasst es euch schmecken…

Zurück auf dem Zeltplatz ziehen dunkle Regenwolken auf und seit unserem letzten Erlebnis vertrauen wir der Wetter-App für Schweden nicht mehr. Zum Glück! Wir sitzen gemütlich drin während draußen ein heftiger Sommerregen runterkommt.

So schnell wie er gekommen ist, geht er auch wieder und wir wagen uns nochmal vor ans Meer.

Am nächsten Morgen ist es dann leider soweit, die Abreise steht bevor und als wäre das nicht schlimm genug, ist es ein herrlicher Badetag, warm und sonnig. Zum Glück geht unsere Fähre erst 15:30, so beschließen wir nochmal baden zu gehen.

Keiner will nach Hause und so schaffen wir es erst Punkt 12:00 vom Platz.

Es sind nur noch 30km bis zum Hafen, daher darf ich nochmal in einen Biltema (Gut geplant ist halb gekauft, der Katalog und ich, wir wurden in diesem Urlaub gute Freunde) und kurz vor dem Hafen decken wir uns nochmal mit den wichtigsten schwedischen Dingen aus dem ICA Maxi von Trelleborg ein. Jetzt ist noch Zeit für ein Picknick am Meer, witziger Weise sehen wir unserer Fähre zu, wie sie über das Meer geschippert kommt.

Der Urlaub ist vorbei, wir nutzen die Fähre für ein paar letzte Fotos, eigentlich hängen wir aber unseren Erinnerungen nach. Line schreibt sich noch ein paar Erinnerungen des Urlaubs auf (Danke dafür, hat mir beim Aufschreiben sehr geholfen) und die Kinder spielen die Akkus unserer Handys leer. Das übliche also, wenn man nicht gerade in Schweden ist…

Ein toller Urlaub geht zu Ende, wir sind fast 3000km durch Schweden gefahren und je höher wir kamen, desto wohler fühlten wir uns. Das wird sicher nicht unser letzter Schwedenurlaub gewesen sein…