Einmal quer durch Skandinavien! Mit dem Wohnwagen zum zum Nordkap – Teil I

Caddy am Nordkap

Ehrlich gesagt, können wir es noch nicht so recht glauben, als wir frisch Corona-getestet, kurz nach Mittwoch Mittag im Caddy sitzen und mit samt Wohnwagen Richtung Travemünde starten. Wir fahren wieder direkt nach der Zeugnisausgabe der Kinder ab, dieses mal aber etwas entspannter, Line und ich haben nämlich schon frei. Die feierliche Zeugnisausgabe unseres Jüngsten ist emotional mindestens genauso intensiv, wie unsere Freude auf diesen Urlaub. Vielleicht ist die Freude auch etwas größer. Auf jeden Fall hält sie deutlich länger an. Die erste Etappe ist überschaubar. Auf die Fähre nach Helsinki können wir sowieso erst nach Mitternacht. Das wir allerdings so reibungslos durchkommen hätten wir nicht gedacht und aus dem „wir schauen erstmal wo wir hinmüssen und suchen uns danach was zum Essen“ wurde ein „auf einmal stehen wir ganz vorn in der Schlange am Check-In“. Einerseits natürlich gut, andererseits haben wir so gefühlt unendlich viel Zeit. Also Basketball raus, Kaffee kochen, Hörbuch hören. (Apropos Hörbuch, Line hat beschlossen, wir sollten euch erzählen, was wir immer so hören, eine Zusammenfassung aller Bücher gibt es also am Ende dieses und der folgenden Blogs!) Neben uns in der Spur wartet ein älterer Herr, der tatsächlich mit dem Mofa nach Finnland reiste…

Wenn ich ehrlich bin, nervt das Warten trotz Essen, Trinken und Toilette und wir sind alle froh, als wir gegen 0:30 Uhr endlich aufs Schiff dürfen. Die Kabinen sind fertig und wir wollen nur noch schlafen. Ein wenig mulmig ist uns schon, wir denken doch alle mit etwas Schrecken an unsere Überfahrt nach Bergen vor 2 Jahren. Aber die Ostsee war glatt wie ein Baby… (ihr wisst schon) und so pennen alle bis zum nächsten Morgen halb 11. (laut unserer Uhr) Zum Glück gibt es bei Finnlines statt dem Frühstück Brunch bis 13:00 Uhr. Was wir nicht bedenken, auf dem Schiff gilt die finnische Zeit, die haben uns also ein Stunde vom Essen geklaut. Wir werden trotzdem satt und alle sind von dem reichhaltigen Buffet begeistert. Es gibt wirklich alles, was man sich wünscht. Unser Kleinster isst sich einmal durch Süßes, Schnitzel, Nuggets, Lachs und, und, und. Das Wetter ist herrlich und so genießen wir den ganzen Tag an Deck oder beim Essen. Selbst der Kaffee ist spitze – Lob an Finnlines!

Erst spät kommen wir zurück in unsere Koje, nicht ohne noch einen Cocktail auf dem Außendeck zu uns genommen zu haben. Im T-Shirt!

Am nächsten Morgen sind wir schon in Helsinki. Die Fahrt war so erholsam und entspannt, wir hätten auch noch einen Tag hier verbracht. Nun sind wir aber gespannt auf Finnland im Sommer. Punkt 9:00 Uhr rollen wir von Board, müssen noch kurz unseren digitalen Impfpass vorzeigen und stehen 15 Minuten später schon auf dem Campingplatz am Rande Helsinkis. Ein relativ großer Platz aber gut genug gelegen, um uns sofort in die City aufzumachen.

Helsinki am Abend

Wir hängen also nur den Wohnwagen ab und starten im Caddy auf in die Stadt. Dort parken wir in dem spektakulärsten Parkhaus unserer Reisegeschichte (wie sich herausstellen soll, auch in dem teuersten!) Das Parkhaus liegt weit unter der Erde mitten im Fels. An der Decke hängen überall Schalen, damit sich am Boden vom Tropfen keine Stalagmiten bilden.

Unser Caddy im teuersten Parkhaus ever

Von dort, tief in der Erde, kommt man mit einem, schier endlos wirkenden Fahrstuhl mitten in der City raus. Irgendwie packt uns Helsinki an diesem Tag nicht so richtig. Keine Ahnung ob die Erwartungen zu hoch waren oder die Lobeshymnen im Netz zu viel. Wir laufen eine ganze Weile durch die Stadt auf der Suche nach dem „richtigen“ Helsinki. Landen in trostlosen Neubaugebieten, und Industriegebieten. Was uns aber begeisterte, das war der Markt direkt am Wasser. Hier gibt es leckeres Essen und wir schlagen zu: Lachs, Tintenfischringe, Nuggets und viel mehr! Das alles serviert von jungen und coolen Verkäuferinnen, wie wir es schon in Bergen erlebt hatten. Das gefällt uns! Allerdings sind wir nicht die einzigen, die sich auf das Essen stürzen. Die Verkäuferin warnt uns daher, dass es keine gute Idee ist, unser Essen, direkt auf den Stufen zum Wasser zu essen – die Möwen! Tatsächlich sind die Marktstände unter einem Netz und die Tische und Bänke alle in Zelten. Wir suchen uns also einen Platz unter dem Dach und beobachten die, die nicht gewarnt wurden. Tatsächlich holen sich die riesigen Möwen alles! was essbar ist und nicht mit dem eigenen Leben verteidigt wird. Für uns amüsant anzusehen aber doch nervig.

Mittlerweile werden die Temperaturen Südeuropäisch und die Kids streben zum Campingplatz zurück. Wir überreden sie noch, einen kleinen Schwenk durch die Esplanade von Helsinki und finden tatsächlich das, was wir gesucht haben. Kaum sitzen wir bei leckerem Cappuccino und Zimtschnecken vor dem Café, fühlt es sich an wie in Spanien. So sitzen wir bei knapp 30 Grad im Schatten, trinken Kaffee und beobachten die Leute. Die Mode in Helsinki ist im Sommer 2021, sagen wir mal sehr speziell…

Danach geht es aber auf direktem Weg zum Auto, wir zahlen das Lösegeld im Parkhaus und beschließen schon beim Bezahlen, das nächste Mal mit den Öffentlichen zu kommen. Das Wetter lädt zum Baden ein und so ist es nicht schwer, die Kinder ans Meer direkt am Campingplatz zu locken. Zumal es dort einen megacoolen Wasserparcours gibt, sie sind begeistert! Am Abend sitzen wir satt und zufrieden vor dem Wohnwagen. Nur Helsinki hat noch immer nicht mein Herz erobert!

Helsinki Tag 2

Die Sonne weckt uns, also draußen frühstücken und dann ab zur S-Bahn. Line hatte gelesen, dass das der beste Weg in die Stadt ist. Die S-Bahn-Station begrüßt uns auf finnisch mit der Information, dass gerade Revision ist und daher nichts fährt. Aber als Ersatz gibt es Busse. Leider verkauft der Fahrer keine Tickets und wir finden weit und breit nicht den benannten Ticket-Automat (Nachtrag: er war in der S-Bahn-Station, die wiederum geschlossen war!) Zum Glück gibt es im nahen Supermarkt vier günstige Tagestickets für uns und so sitzen wir kurz darauf im Bus. Irgendwie sind wir heute entspannter, schlendern einfach und genießen die Stadt bei dem Wetter.

Natürlich landen wir zur Mittagszeit wieder am Markt. Die Mädels am Stand von gestern waren so authentisch und sympathisch, den steuern wir wieder an. Heute probieren die mutigen Damen gebratene Minifische, unser „Kleiner“ bekommt den gewünschten Hot Dog und ich (Micha) genieße Rentier-Frikadellen…

Nach dem Mittag geht es aufs Schiff. An dieser Stelle möchte ich mich nochmal ganz herzlich bei Francois Buchholz bedanken. Er hatte über eine Facebook-Gruppe Tickets für das Boot in Helsinki angeboten, weil er sie nicht mehr selbst nutzen konnte. Also DANKE! Wir haben sie gern genutzt und so die Schären vor Helsinki genossen.

Danach suchen wir uns noch ein gemütliches Café in Blickweite der alten Universität und genießen das nordische Leben.

Rauma, Tag 3

Wir verlassen Helsinki. So richtig sicher sind wir nicht, wie wir diese Stadt nun finden. Wir schieben es erstmal darauf, dass es uns in die Natur zieht und vor allem in den Norden. Trotzdem verlassen wir die Zivilisation noch nicht ganz, sondern fahren an der Westküste langsam Richtung Norden. Wir haben von tollen Städtchen voller Holzhäuser gehört und wollen uns daher die Stadt Rauma nicht entgehen lassen. Schon 13:30 Uhr erreichen wir den neuen Campingplatz und sind absolut begeistert. „Sucht euch einfach einen Platz aus“ sagt der Chef des kleinen gemütlichen Platzes Pyharanta-Camping. Machen wir und stehen tatsächlich ganz vorn am Wasser. Vor uns die Ostsee, neben uns die Sauna und hinter uns der Wald – Finnland wir haben uns gerade verliebt – in dich!

Die langen Tage im Norden sind allzu verlockend, als dass wir auf dem Campingplatz bleiben könnten und so starten wir nach einem Kaffee auf unserer Terrasse (einige Plätze haben tatsächlich eine Holzterrasse mit Blumenkübel) direkt auf Entdeckungsreise nach Rauma. Ein wunderbares kleines Städtchen. Wir haben den Eindruck in eine längst vergangene Zeit einzutauchen. Zu unserem Glück, scheinen sich aktuell nur wenige Touristen hierher zu verirren. Wir genießen es – und ein Eis! In der Eisdiele spricht uns eine junge Finnin an und fragt ob sie uns übersetzen darf. Sie hatte Deutsch in der Schule und spricht es gern. Bei den Fantasienamen der unzähligen Eissorten kann es sein, dass sie ihr Angebot bereut hat. Trotzdem haben wir alle etwas gefunden und es war lecker!

Danach geht es zurück, wir wollen heute unsere erste finnische Sauna genießen. Laut dem Chef vom Campingplatz ist sie ab 16:00 Uhr angeheizt und im Preis inklusive. Dass Sauna in Finnland wenig mit dem Wellness-Trend in Deutschland zu tun hat, merken wir schnell, stören tut es uns überhaupt nicht! Wer jetzt überlegt, wie wir das meinen, dem will ich mal das Bild wiedergeben, welches uns empfing. Wir betreten die Sauna, es befinden sich darin:

2 finnische Holzhausbauer mit je einer Dose Bier

1 Oma mit ihrer Enkeltochter, diese hockt auf den Fliesen spielt mit ihrem Spielzeig, geht zwischendurch öfter raus und rein

1 älterer Herr der aus 2 Meter Entfernung mit der Holzkelle mit viel Schwung einen Aufguss macht, bevor er sich den Eimer mit heißem Wasser über den Kopf schüttet.

Alle natürlich mit Badebekleidung (ist aber weniger unangenehm als erwartet). Sofort werden wir in ein Gespräch verwickelt, meist auf Englisch, mit ein paar deutschen Brocken. Einer der beiden Holzhausbauer, hat auch in Deutschland schon Holzhäuser gebaut. Die Beiden erzählen uns, dass sie gerade auf der Insel vor unserem Campingplatz ein typisches Holzhaus bauen und währenddessen hier auf dem Platz „wohnen“ – ich überlege kurz ob ich den Job wechsle! Das Beste ist aber, dass es direkt nach der Sauna über einen langen Steg in die Ostsee zur Abkühlung geht! Ein Traum!

Pyhäranta, Tag 4

Der Platz ist so toll, dass wir spontan unsere Planung über den Haufen werfen und statt einer, lieber 2 Nächte bleiben. So können wir wieder in der Sonne frühstücken und erkunden danach die Gegend. Wir finden kleine verlassene Straßen und Wege und tolle Natur direkt am Meer.

Am Ende zieht es uns dann in das kleine Örtchen Pyhäranta (genau, so wie der Campingplatz) dort gibt es erneut Holzhäuser aber auch lecker Essen und vor allem auch wieder tollen Kaffee. Die Finnen müssen sich, was den Kaffee angeht, nicht hinter den Italienern verstecken. Beim Wetter heute auch wieder nicht!

Die Kinder fangen am Strand noch kleine Fischchen und so nutzen wir den Abend (neben der Sauna) für eine gemütliche SUP-Tour auf der spiegelglatten Ostsee – so darf das gerne weitergehen!

Kokkola, Tag 5

Ein wenig traurig sind wir schon, als wir am nächsten Morgen diesen tollen Platz verlassen. Allerdings lockt uns der Norden. Trotzdem ändern wir noch einmal kurzerhand unsere Route und bleiben noch eine Weile an der Küste. Leider klingt die Bezeichnung „Küstenstraße“ nach mehr als uns erwartet, die Küste sieht man so gut wie nie (das hätte man natürlich nachlesen können aber wer glaubt das schon, ohne es selbst zu sehen bzw. nicht zu sehen). Wir haben ein klares Zwischenziel. Nordlandblog.de haben von einem kleinen Museumskaffee berichtet, also genau das Richtige für uns! Kurz vor Vaasa finden wir es auch direkt an der Straße. Der Parkplatz ist zum Glück groß genug und wir lassen uns den selbstgemachten Kuchen und Kaffee auf einem historischen Hof schmecken. Das Thermometer zeigt schon wieder unglaubliche 30 Grad an, daher sind wir froh über die schattenspendenden Bäumchen hier.

Weiter geht es dann über die sogenannte 7-Brücken-Route und hier lässt sich die See endlich mal wieder sehen. Wir haben es zum Glück nicht eilig und so ist der eine oder andere Stopp (zum Ärger unserer Kinder) möglich.

Caddy auf der Sieben Brücken Route in Finnland

Gegen 15:00 Uhr checken wir „endlich“ am Platz ein. Wir sind heute auf dem Kokkola-Campingplatz, nicht ganz nach unserem Geschmack (zu städtisch, zu viel Straße drum herum) aber alles sauber und ordentlich. Es gibt sogar eine Skaterbahn – allerdings hält die unserem scooterfahrenden Junior nicht Stand „die ist doof“ ist sein Urteil, weil aus Holz und zu weich. Wir wollen hier nur bis morgen bleiben und dafür ist er absolut ok. Auch hier hängen wir nur schnell den Wohnwagen ab, trinken einen Kaffee und schon sind wir wieder unterwegs. Line hat eine tolle Insel im Netz gefunden, die wollen wir uns auf jeden Fall ansehen. Vorbei geht es an Wäldern und tollen Sandstränden und kurz darauf sind wir auf der Ohtaki Insel. Die Zufahrt zeigt uns, dass wir nicht die einzigen sind, denen es hier gefällt aber die meisten liegen zum Glück nur am Strand und wir sind auf unserer Inselrunde fast alleine. Ein wunderbares Stückchen Erde. Den besten Ausblick hat man von dem kleinen Aussichtsturm mitten auf der Insel, die Kinder sind zu faul nach oben zu steigen, stört uns natürlich nicht, wir sind allein oben!

Für alle Camper: Direkt nach dem Damm zur Insel gibt es einen Parkplatz auf dem man auch Campen darf (Bis auf Strom ist alles vorhanden, gezahlt wird im Bistro). Wir hatten auf ein nettes Restaurant für unser Abendessen gehofft, leider vergeblich. Also halten wir am Supermarkt und decken uns mit zu vielen regionalen Leckerbissen ein, die wir anschließend am Wohnwagen nicht schaffen. Zum Glück haben wir einen Kühlschrank!

Abendstimmung auf dem Campingplatz Kokkola

Oulujärvi, Tag 6

Mittlerweile sind wir als Camperfamilie wieder in Höchstform! Jeder kennt seine Aufgaben beim Aufbrechen und so sind wir am nächsten Morgen schnell wieder unterwegs. Eigentlich wollten wir bis Oulu an der Küste bleiben, aber uns reizt das finnische Seenland zu sehr. Planänderung! Wir verlassen also die Küste (und gefühlt die Menschen) und fahren über einsame Landstraßen durch riesige Wälder. Irgendwann wird die Straße schlechter und vor allem enger, das ganze gipfelt in einem Schild mitten im nirgendwo auf dem eindeutig steht, dass wir hier nicht weiterfahren können.

Sackgasse auf für den Caddy #thewildcaddy

Vielleicht sollten wir uns nicht blind auf die Navi verlassen (war aber auch das einzige Mal, dass sie sich geirrt hat!). Line und ich steigen aus, kratzen uns kurz ratlos am Kopf und stellen fest, dass es nun heißt: rückwärtsfahren bis zur nächsten Einfahrt, zum Glück kam diese schon nach wenigen 100m. Wir drehen um und nehmen die nächst größere Straße – auch das gehört dazu! ( ich glaube unsere Kinder haben nichts davon mitbekommen!) Kurz danach glauben wir uns schon wieder verfahren zu haben, stehen wir doch vor einem Fähranleger. Ein Blick auf die Karte zeigt aber, dass es keine Brücke gibt und wir völlig richtig sind. Die Fähre auf eine Insel im See (der fünftgrößte in Finnland) vor uns ist kostenlos und genau drauf befindet sich unser nächster Campingplatz! Wir checken schon gegen Mittag ein im Manamansalon Leirintäalue (ja genauso heißt der Platz – Willkommen in Finnland!)

Camping Manamansalon Leirintäalue von oben

Der Platz liegt inmitten eines großen Pinienwaldes, direkt zwischen mehreren Seen die wiederum auf einer Insel in einem großen See liegen, klingt irgendwie verwirrend, ist aber wunderschön! Der Platz ist recht groß, da alles versteckt im Wald liegt, stört das aber gar nicht. Wir nutzen das tolle Wetter aus und pusten die SUP’s auf. Ab da spielt sich der restliche Tag fast ausschließlich im Wasser ab. Selbst den Kaffee koche ich nur und nehme ihn mit auf das SUP… Die Sonne geht mittlerweile erst nach 22:00 Uhr unter und wir nutzen jede Minute aus!

Oulanka Nationalpark, Tag 7

Da wir am Vortag so zeitig hier waren, kommt es uns gar nicht so vor, als wären wir nur eine Nacht hier geblieben. Aber es ist so und wir wollen weiter, leider meldet auch der Wetterbericht das Ende des Hochsommers und wir stellen uns gedanklich schon auf Regenjacken und Gummistiefel ein. Bevor es soweit ist, genießen wir endlich die endlos geraden Straßen des Nordens. Es ist mir unerklärlich wie man so etwas für langweilig halten kann – ich bin fasziniert!

Heute geht es (endlich) in den Oulanka Nationalpark, der steht ziemlich weit oben auf unserer Finnland-Liste und zumindest Line und ich freuen uns. Kurz vor 16:00 Uhr kommen wir ebenso kurz vor dem Regen auf unserem Platz an, der hört auf den tollen Namen Juuman Leirintäalue und liegt (wie soll es anders sein) direkt an einem See. Genau genommen wird er ringsum von Wasser umschlossen.

Als wir ankommen sind wir fast allein und dürfen uns einen Platz aussuchen, danach gibt es Kaffee und Kuchen und wir versorgen uns mit Informationen für die nächsten Tage. Den Rest des Tages heißt es spielen, lesen und ausruhen… Ok, ich gehe noch das eine oder andere mal raus, um nachzusehen ob das Wetter ein paar spannende Fotos zulässt aber mehr geht heute nicht mehr.

Oulanka Nationalpark II, Tag 8

Ausschlafen! Draußen regnet es sowieso! Allerdings bekomme ich nun, in Anbetracht des Wetters, ein wenig Panik. Ich habe gestern Abend noch ein wenig gegoogelt und einen Anbieter für Bärensafaris gefunden. Ok, gefunden und gebucht! Für heute Abend, da ansonsten kein Tag mehr frei war. Hoffentlich findet das ganze nicht im strömenden Regen statt! Aber dazu später mehr!

Da die Tour erst abends startet, wollen wir heute noch die sogenannte „kleine Bärenrunde“ laufen. Eine Wanderung über viele kleine Hängebrücken quer durch den Nationalpark. Auch wenn der Name es vermuten lässt. auf Bären haben wir (außer unser Jüngster) weder gehofft, noch welche gesehen. Trotzdem ist diese Wanderung absolut toll! Es ist unglaublich, wie schön es in diesem Nationalpark ist. Da stören uns nicht einmal die 12 Grad um die Mittagszeit (gestern hatten wir noch 27).

Besonders begeistert hat uns vor allem, dass es hier an jedem Rastplatz eine Feuerstelle gibt. Aber es liegt nicht nur Holz bereit, es gibt auch eine Axt, Grillspieße und Gusspfannen. Leider haben wir nichts zum Grillen mit – das passiert uns in diesem Urlaub nicht wieder!

Grillplatz im Oulanka Nationalpark

Wir kommen am Nachmittag zurück zum Campingplatz und haben trotz der 12 km Bärenrunde noch ausreichend Zeit, um uns mental und klamottentechnisch auf unseren abendlichen Ausflug vorzubereiten. Aufgeregt lesen wir noch einmal die Mail und stellen fest, wir brauchen Bargeld! Was??? In Skandinavien Bargeld? Liegt laut Anbieter am fehlenden Handyempfang direkt an der russischen Grenze. Also fahren wir noch ins nahegelegene Ski-Gebiet, da zeigt Google einen Geldautomaten an, den Line nach einiger Sucherei auch findet – wird wohl nicht oft gebraucht hier. Während wir die Schotterpiste zum ausgemachten Treffpunkt fahren, ruft die Mitteldeutsche Zeitung an. Ein Mitarbeiter hat kurz vor unserer Abfahrt unseren Caddy gesehen und ist der Internetadresse zu unserem Blog gefolgt. Sie wollen einen Artikel über uns schreiben, also geben wir kurzerhand noch ein Interview, bevor wir pünktlich im Nichts ankommen. Wären wir noch 2 km weiter gefahren, wären wir jetzt in Russland…

Wir haben uns für das Unternehmen Karhu-Kuusamo entschieden (der Tipp kam erneut von Nordlandblog) und das ganze per Mail auf Englisch gebucht. Die Website gibt es sogar in Deutsch! Kurz haben wir beim Buchen noch überlegt, ganz billig ist das ganze nämlich ehrlich gesagt nicht (120,- pro Erwachsenen, Kinder die Hälfte) aber wann kommt man schon mal dazu, wilde Bären zu beobachten! Am Treffpunkt sind wir erstmal etwas enttäuscht, irgendwie hatten wir gedacht, dass wir 4 alleine mit einem Guide durchs Unterholz robben. Nein, hier standen schon Menschen, die locker einen halben Reisebus gefüllt hätten. Die Einweisung gab es in mehreren Sprachen und gut verständlich. Einige Gäste hatten die ganze Nacht gebucht, wir nur den Abend. Die Erleichterung kam aber gleich danach, wir als Familie bekommen eine extra Beobachtungshütte für uns allein. In der Mail stand bereits, dass wir Essen und Trinken mitbringen sollen, also schleppen wir den Proviant und die Kamera einen kleinen Trampelpfad entlang, bis uns unsere Guide eine Hütte zeigt, die die nächsten 4 Stunden unser Heim wird. Unsere Hütte trägt den passenden Namen Pöpö (wir überlegen, ob wir unseren Sohn umbenennen sollen, ist ja nicht weit weg) erfahren aber, dass dies einer der 180 möglichen finnischen Begriffe für Bär ist (Sage noch jemand, dass Deutsch schwer ist). Bevor wir die Hütte betreten, ziehen wir (typisch finnisch) die Schuhe aus, drinnen gibt es Teppich, Kissen und Decken. Wir werden also weder frieren noch unbequem sitzen. Hinter uns an der Wand gibt es Betten, vor uns Fensterscheiben und darunter mit Stoff isolierte Löcher um das Kameraobjektiv durchzuschieben. Auch an Erbsenkissen (um die Kamera abzulegen) und Ferngläser hatte man gedacht.

Bärenbeobachtung

Wir machen es uns gemütlich (Handyempfang gibt es zum Ärgerniss des Kindes wirklich nicht) und breiten unser Picknick aus. Jetzt heißt es warten. Draußen beobachten wir, wie die beiden Damen mit einem Quad einige Stellen anfahren und dort Lachse und (wie wir später erfahren) Trockenhundefutter verteilen. Und wir können es kaum fassen, an der Waldgrenze wartet bereits geduldig ein riesiger Bär, bereits 19 Jahre alt, wie wir später von unserer Guide erfahren und sozusagen ein Stammgast des Buffets. Es kommen noch 2 weitere jüngere Bären und lassen es sich schmecken, ziehen sich aber wieder zurück. Dann stößt unsere Guide zu uns (natürlich exakt in dem Moment in dem ich auf dem Klo sitze, welches sich im Eingangsbereich befindet…) und erzählt uns flüsternd jede Menge über die Bären. Wir wissen jetzt nicht nur ihre Namen sondern auch, dass sie alle aus Russland kommen. Das unberührte und wilde Gebiet des Nationalparks ist dort, auf der anderen Seite der Grenze, noch viel größer als auf der finnischen Seite und wohl auch kaum zugänglich. Kaum fragen wir sie, ob wohl nochmal Bären kommen, fühlt es sich an wie auf dem Bärenbahnhof. Ein Kommen und Gehen, unsere Große zählt am Ende 11 Bären. Leider kam die Sonne nicht mehr raus und (ein Grund nochmal zu kommen) es gab an diesem Abend keine Bärenmama mit Nachwuchs zu sehen.

Wir sind total geflasht von diesem Erlebnis, wie oft haben wir schon von der „größten Bärendichte in ganz Skandinavien“ gelesen, gesehen haben wir aber noch nie einen und jetzt gleich so viele. Und das war es noch nicht, erst glauben wir zu irren, als wir zwischen den Möven glauben einen Adler auszumachen. Aber wir liegen richtig, unsere Guide hat es bestätigt, es sind Seeadler und zwar jede Menge.

Gegen 22:15, also schon mit Verspätung verlassen wir die Hütte. Line ist etwas mulmig zu mute, denn da draußen stehen ja die Bären immer noch. Ich bin total fasziniert, als ich ohne Scheibe dem jungen neugieren Bären gegenüber stehe, bevor er oder sie auch, wie die älteren bereits zuvor, das Weite sucht. Auf der Rückfahrt (eine Stunde durchs Hinterland) machen wir noch Abendbekanntschaften mit den, hier allgegenwärtigen Rentieren und fallen anschließend völlig fertig aber glücklich in unsere Betten.

Rentier bei Nacht

Oulanka Nationalpark III, Tag 9

Nachdem es gestern fast Mitternacht war, schlafen wir nochmal aus und machen uns nach Frühstück und Dusche auf zum Oulanka-Touristcenter. Von hier aus startet unsere heutige Wanderung. Das Wetter ist besser geworden, die Regensachen bleiben also erstmal im Rucksack. Dort befindet sich auch unser Grillgut – wir sind also vorbereitet. Die Kinder haben nicht so richtig Lust auf eine lange Wanderung und so laufen wir an einigen Stromschnellen entlang bis der Fluss ruhiger wird und wir eine tolle Feuerstelle finden: Picknick!!!

Irgendwo habe ich mal den Tipp mit der Birkenrinde gelesen und so schwärmen wir kurz aus und zupfen von den Stämmen die Dünnen abstehenden Rindenstücken ab. Getrocknetes Holz steht sowieso bereit, genauso wie die obligatorische Fiskars-Axt (steht jetzt auf meiner Wunschliste!) Das mit der Rinde klappt wunderbar und so brennt in weniger als 5 Minuten ein herrliches Lagerfeuer. Wir grillen unsere Würste (Bratwürste heißen in Finnland übrigens Bratwurscht und sind in jeder erdenklichen in Deutschland bekannten Form erhältlich.) – wir haben Nürnberger, die lassen sich im Paar super zwischen das runde, weiche Brot packen, welches es hier in Skandinavien überall gibt! Lecker! Danach geht es langsam zurück zum Campingplatz.

Wir haben die Sauna gebucht. Heute lässt sich sogar unsere Große dazu hinreißen mitzukommen. Also sitzen wir am Holzfeuer und schwitzen und schwatzen über die tollen Tage bisher. Die Abkühlung danach gibt’s im glasklaren See oder Fluss, wer weiß das schon, direkt vor der Tür.

Der Abend zeigt sich von der besten Seite und der Platz scheint zu sagen, dass wir noch bleiben sollen. Lange sitzen wir draußen und genießen den spektakulären Anblick.

Inari, Tag 10

Line zieht beim Frühstück ein erstes Resümee: 4750km gefahren und 88km gelaufen (mehr als erwartet) und alles genossen! Nach dem Frühstück packen wir zusammen, das geht tatsächlich immer schneller, alles ist jetzt dort, wo es am besten passt, alle 4 sind eingespielt und wissen was zu tun ist. Trotzdem, dass wir erst nach 8 aufgestanden sind, beim Abbau noch einem kleinen Konzert eines deutschen Lehrerpärchens im Sabbatjahr gelauscht haben (es gab the weatherman mit Ukolele und Flöte – echt cool, achja und die beiden sind ein Jahr mit dem Fahrrad unterwegs!) sitzen wir schon vor 10 Uhr im Auto und genießen erneut die Weite Finnlands. Es geht Richtung Norden und der Regen verfolgt uns. Trotzdem gibt es unterwegs ein Picknick am See und eine leckere Fika in einem gemütlichen kleinen Café (erst draußen, mit einsetzendem Regen dann drinnen) was gleichzeitig die Rezeption eines Campingplatzes ist. Der Chef ist echt nett und wir schwatzen ein wenig, aber wir wollen noch etwas weiter! Am späten Nachmittag kommen wir am Uruniemi Camping Ky in Inari an, die Einfahrt wirkt nicht wirklich einladend, das Betreiberpärchen ist ein wenig „speziell“ aber dabei nicht unhöflich. Wir lassen uns darauf ein und schauen darüber hinweg, dass es etwas wenig Toiletten und Duschen gibt. Wir sind jetzt 11 Tage unterwegs und daher tiefenentspannt. Es dauert nicht sehr lange und wir mögen den Platz, wieder einmal ist ringsum Wasser und der Blick einfach toll! Das hat doch immer wieder eine unglaublich beruhigende Wirkung.

Uruniemi Camping Ky in Inari

Wir machen noch einen kleinen Spaziergang, aber so richtig Lust haben wir heute nicht mehr. Zum Glück waren wir bereits auf dem Weg einkaufen und haben alle Leckereien an Bord. Wir müssen also unser Abendprogramm nur durch Essen und über das Wasser schauen, unterbrechen.

Inari, Tag 11

Sonnenuntergang gestern 23:16 Uhr, Sonnenaufgang heute Morgen 03:14 Uhr. Wir merken deutlich, dass wir im Norden sind. Die Kinder stört es nicht, sie liegen in Ihrem Aufstelldach und pennen, bis wir sie mit etwas Nachdruck wecken. Gefrühstückt wird drinnen, obwohl die Sonne scheint. Nennt uns Weicheier aber bei 9° Außentemperatur ist uns nicht nach draußen sitzen, wir können ja raus schauen. Wir wollen heute in den Lemmenjoki Nationalpark aber da es auch ewig hell ist, haben wir es nicht eilig. Der Nationalpark gehört zu den größten straßenlosen und unberührten Gebieten Europas – wir sind gespannt! Die Kinder bestechen wir auch heute mit der Aussicht auf Lagerfeuer und Bratwurst und zusätzlich mit dem Hinweis, dass das heute statt einer Wanderung quasi ein Spaziergang ist. So sitzen wir kurz danach im Auto, die Kinder haben Kopfhörer auf, um unser Staunen nicht mehr zu hören. Line und ich staunen für uns allein.

In dem riesigen Park fällt die Auswahl schwer, wir entscheiden uns für den Luontopolku Naturtrial und sind am Parkplatz erstmal kurz verwundert. Der Parkplatz liegt weit abseits und ist trotzdem voll! Allerdings treffen wir auf der Wanderung selbst, kaum einen Menschen. Keine Ahnung, wo die alle sind. Der Pfad ist für skandinavische Verhältnisse gut ausgeschildert und wie erhofft natürlich, wunderschön (Achtung: Wortspiel). Das Wetter passt dazu und in ganz mutigen Momenten ziehe ich sogar die Jacke aus und genieße die Sonne.

Es ist still, einsam und wild. Wir genießen und sogar Line findet sich damit ab, dass das heute tatsächlich ein Spaziergang und keine Wanderung über mindestens 10km wird. Schon nach gut einem Kilometer stoßen wir auf eine Feuerstelle, an der wir unmöglich vorbei gehen können. Sie liegt unmittelbar an einem See und ruft uns quasi. Also Feuer an, die Kinder wissen schon, was ich brauche und bringen mir jede Menge Birkenrinde. Im Schuppen nebenan finden sich: die obligatorische Axt und Brennholz. Line hat noch nicht ganz unseren Proviant aus dem Rucksack geholt, da brennt das Feuer schon. Ich weiß nicht mehr, wie lange wir dort saßen, aber wohl weit länger, als eine Picknickpause dauert. Diesmal haben wir sogar an den Nachtisch vom Grill gedacht. (unser Tipp: Bananen bis etwas über die Hälfte einschneiden und dann Stücken Vollmilchschokolade reinschieben. Anschließend einfach auf den Grill legen und warten bis Schale braun ist und die Schokolade geschmolzen.) Das besondere Highlight der Kinder: Der Papa hat ihnen Marshmallows besorgt und ist somit Held des Tages!

Als wir wieder im Auto sitzen und die Sonne herrlich scheint, haben wir alle keine rechte Lust, einfach zurück zu fahren und so halten wir zunächst bei einer Rentierfarm an. Wir sind die einzigen Gäste und der Besitzer kommt etwas ungläubig aus dem Haus. Wir versichern ihm, dass wir uns seine Farm ansehen wollen und bezahlen gern die 10,- Eintritt. Er ist natürlich Same und erzählt uns viel über das Leben mit den Rentieren, auch über die Zeit als keine Gäste mehr kamen. Aus dem Stehgreif kann er das Datum im März 2020 nennen, an dem für seine Familie alles anders wurde. Er nimmt sich viel Zeit für uns, zeigt uns seine Tiere, erklärt uns jede Menge und beantwortet alle unsere Fragen. Außerdem wissen wir jetzt, dass Rentiere schön gesagt, sehr ausgeglichen, entspannt und wenig ehrgeizig sind. Sie benötigen 4 Jahre für die Ausbildung zum Schlitten-Rentier und selbst dann schaffen es nicht alle, einen Schlitten zu ziehen (an Kraft mangelt es aber nicht). Er selbst bildet gar keine mehr aus, er meint, es wäre für die Tiere auch gar nicht so gut.

Wenn er keine Gäste rumführt, schnitzt er Dinge aus Rentier-Geweihen oder eben die traditionellen Holztassen. Jedes Geweih eines Rentieres ist einzigartig, wie ein Fingerabdruck und es wird einmal im Jahr entsorgt (durch das Tier) und wächst danach erneut innerhalb eines Jahres auf die immer stattlicher werdende Größe. Er zeigt uns seine Schnitzereien, aber sehr unaufdringlich. Begeistert zeigt er uns, wie die wunderschönen Holztassen „Kuksa“ entstehen und erzählt uns die Geschichte zu deren Entstehung und den unterschiedlichen Verzierungen. Wir kaufen einige der hübschen Kleinigkeiten – seitdem trägt unser Jüngster stolz seine Rentier-Kette mit einem geschnitzten Gott des Donners darauf. Eine kleine Entschädigung für die ausbleibenden Touristen ist übrigens der Ort, an dem er mit seiner Familie wohnt. Schöner geht es eigentlich gar nicht! Er gibt uns zu verstehen, dass er das weiß und es auch niemals anders haben möchte! Siehe nächstes Bild:

Wir ziehen weiter, kommen aber nicht weit. Line hat in der Nähe der Straße eine tolle Hängebrücke entdeckt und wir legen den nächsten kleinen Spaziergang ein. Sogar die Kinder kommen ohne Beschwerde mit und wir finden das nächste Stückchen tolle Natur zum Kraft tanken.

Jetzt aber zurück zum Campingplatz und die Sonne genießen. Ich komme mit einem finnischen Biker ins Gespräch. Jani, an dieser Stelle viele Grüße! Er spricht mich an, weil er unseren Caddy fotografieren will. Darf er natürlich. Und weil der Platz recht klein ist, laufen wir uns immer mal wieder über den Weg. Die letzte Begegnung haben wir direkt am See. Ich habe die Kamera in der Hand, er eine Dose finnisches Bier. Seine Aufforderung reinzuspringen lehne ich dankend ab (ist mir zu kalt). Er jedoch will mir zeigen was echte Finnen sind. Zu meiner und der Verwunderung aller Anwesenden zieht er sich komplett aus (und das in Finnland) und springt mit einem beeindruckenden Sprung ins kalte Wasser. Um ihm das Bild zu schicken, tauschen wir natürlich anschließend unsere Kontakte aus. Auch euch möchte ich dieses Meisterwerk nicht vorenthalten:

Jani

Aber auch ohne Jani ist der Abend am See wunderbar und wir können uns gar nicht satt sehen, am ewigen Sonnenuntergang.

Es geht nach Norwegen, Tag 12

Wir packen unsere Sachen und verabschieden uns von Inari. Wir sind aufgeregt wie lange nicht mehr. Warum? Eigentlich wollte ich nicht schon wieder über Corona schreiben aber ohne würden wir selber es bald nicht mehr verstehen. Als wir in Deutschland gestartet sind, hat Finnland nur Touristen reingelassen, welche aus Ländern mit Inzidenz unter 25 kamen, das haben wir geschafft! Nun ist Finnland aber selber, und zwar erst während unseres Aufenthalts hier, auf über 75 Inzidenz gestiegen und somit von Norwegen als Orange eingestuft. Wir Erwachsenen sind geimpft, also save aber die Kinder?! Wir lesen viel im Netz, Online Anmeldung oder nicht, gilt nun das ganze Land Finnland oder nur die Region (die ist noch „grün“), hat der Grenzübergang überhaupt auf, glauben sie uns, wo wir herkommen?! Wir wissen es alles nicht und machen uns schon einmal bereit, das Nordkap aus der Planung 2021 zu streichen.

Ob wir es geschafft haben und wie die nächsten 2 Wochen durch Skandinavien waren, kannst du hier lesen:

https://schwarz-blog.de/2021/09/09/einmal-quer-durch-skandinavien-sommer-2021-teil-ii

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Norwegen Teil III – Ab hier ist irgendwie Rückweg und Vorfreude auf Schweden.

Juli 2019

Habt ihr Teil I und Teil II bereits gelesen? Dann geht’s hier weiter!

Donnerstag, 18.7.

Nach unserer Nacht auf dem Stadt-Campingplatz (er war trotzdem schön ruhig) sitzen wir bei Lachs und frischen Brötchen in der Sonne. Die beiden Damen des Hauses haben sich eine schöne Sommergrippe eingefangen und schniefen um die Wette. Die Männer sind hart und ertragen das, fast widerstandslos.

Es geht weiter und wieder zu einer echten Berühmtheit bei den Sakindavientouristen. Heute wollen wir den Trollstigen bezwingen. Wir haben uns, zu Gunsten unserer Nerven, für den Weg außen herum entschieden. So stellen wir den Wohnwagen kurz vor Mittag auf dem Trollstigen Campingplatz am Fuße des Berges ab und sind froh, nur mit dem Auto unterwegs zu sein. Gefühlt ist halb Europa gerade hier und die tollen Haarnadelkurven befährt man dadurch in einer langen Autoschlange.

Wir kommen natürlich trotzdem oben, am Besucherzentrum an und machen uns mit Picknickausrüstung auf den Weg zu den Aussichtspunkten. Hier und da weichen wir mal vom Weg ab, ein Stück laufe ich dann allein. Der Kleine hat keine Lust mehr und die Große hat mit ihrer Grippe zu kämpfen.

Trotzdem sind wir am Ende knapp 3 Stunden unterwegs und beeindruckt von der Landschaft und der Straße. Wir machen uns auf den Rückweg, natürlich nicht, ohne ein Eis und ein paar leckere norwegische Erdbeeren zu essen (Tipp: unbedingt probieren, machen süchtig).

Der Weg bergab ist gefühlt. spannender als bergauf, das Licht ist anders und somit auch der Blick auf die Berge. Am Fuße des Wasserfalls werden wir von einem älteren Herrn, schon beim Aussteigen aufgeregt begrüßt. „Das ist das Jahrhundertfoto!!“ ruft er uns zu und erklärt uns, dass er darauf schon lange gewartet hat. (er meinte sogar, nach seinen Berechnungen, passt das ausschließlich an diesem Tag) Die Sonne steht perfekt und so schafft sie es, für ein paar Minuten durch die enge Öffnung bis unten, an den Wasserfall mit dessen Gischt, zu leuchten, dazu noch der klare Himmel und e voila da ist es:

Zurück auf dem Campingplatz suchen sich alle eine stille Ecke, die einen in der Sonne, die anderen wegen der Wärme im Schatten und dösen um die Wette.

Freitag , 19.7.

Wir verlassen Norwegen und starten in das Land der Elche. Es scheint als wolle Norwegen uns loswerden und schickt uns seit langem mal wieder einen Regenschauer – Frühstück drinnen. Danach ist es schon wieder vorbei. Wir sind gespannt. Der Weg vom Trollstigen führt immer bergauf, entlang eines Flusses der innerhalb weniger Kilometer sein Bild komplett ändert. Anfangs liegt er spiegelglatt neben uns und keine 5 km weiter schauen wir auf einen tosenden Gebirgsbach hinab. Auf dem Weg werfen wir noch einen Blick auf die Trollmauer, sozusagen die nördliche Rückwand des Trollstigen. Anhalten will keiner so richtig, wir wollen nach Schweden.

So geht das noch eine ganze Weile, dann ist es endlich soweit. Norwegen war schön aber nun liegt sie wieder vor uns, diese unglaubliche Weite. Soweit das Auge reicht, und es reicht hier weit, erstrecken sich die Wälder und riesige Flechtenteppiche.

Der Himmel sieht immer noch so aus, als würde dort all der Regen drin stecken, der uns zu Hause gerade fehlt. Aber es bleibt trocken. Quasi Win-Win für den Fotografen. Irgendwann meldet sich bei den Kindern der Hunger und bei uns Appetit – auf Kaffee. Wir müssen in dieser Gegend eine ganze Weile suchen bevor wir was finden, dafür ist es dann erneut überraschend. Wir rasten in einem Gemeindezentrum eines kleinen Dorfes. Damit die Bewohner sich überhaupt mal sehen und auch was zu tun haben, haben sie in den Sommermonaten, ähnlich der Schule letzte Woche, ein kleines Cafe eingerichtet. Hier hat jeder mal Dienst und so bedient uns eine sehr nette Dame, die sich redlich bemüht unser englisch zu verstehen. Als wir unseren jüngsten fragen was er mag, wechselt sie überraschend in ein akzentfreies Deutsch. Später sitzt sie mit ihrem Kaffee an unserem Tisch und erzählt uns von ihrem Leben. Als Lehrerin ist sie wegen der Liebe nach Norwegen ausgewandert und wohnt nun mit ihrem Mann im Sommer hier im Nichts. Eine gelungene Pause.

Später passieren wir die schwedische Grenze, völlig unspektakulär, und dabei reisen wir gerade in die EU ein.

Empfangen werden wir standesgemäß von einigen Rentieren, die an oder auf der Straße rumlungern. Danach sind es nur noch ein paar Kilometer bis zu unserem Ziel. Vor zwei Jahren war diese Gegend unser nördlichster Punkt der Reise und wir fuhren vorbei, diesmal passiert uns das nicht. Wir sind heute bei Kathi und Martin von weiterweg.de. So viel haben wir in letzter Zeit auf Facebook und Instagram vom Camp gelesen und gesehen – die Erwartungen sind entsprechend hoch.

Erfüllt!!! Das Camp ist cool. Es liegt auf einer kleinen Anhöhe mitten im schwedischen Wald bei Nornäs und bietet nur Platz für eine handvoll Offroadbegeisterte. Wir haben reserviert und so bekommen wir den letzten Platz. Martin, der Chef, lästert auch nur kurz über unseren Mover, eigentlich ist er froh, dass er nicht mit anfassen muss – glaube ich! Leider überbringt er uns auch noch eine schlechte Nachricht, es gibt nur ein zweisitziges UTV und die Kinder sind beide zu klein um allein im Quad zu fahren. Wir müssen also umplanen aber erst morgen. Heute nutzen wir das auflockernde Wetter für eine kleine Safari. Von weiterweg gibt es eine Karte mit vielen Tourenvorschlägen. Einer davon verspricht Bären, Elche und Luchse, vor allem in der Abendstunde. Wir starten also nach dem Abendbrot (schwedische Kartoffeln und Lammwürstchen aus dem ersten schwedischen Supermarkt den wir nach der Grenze erreicht haben – lecker) auf unbefestigten Wegen ins Umland. Die gewählte Route ist ein Rundweg und wir fahren in Schrittgeschwindigkeit, um ja kein Tier zu übersehen. Haben wir trotzdem! Neben einem tollen Sonnenuntergang haben wir rein gar nix gesehen und so kehren wir erfolglos aber nicht unzufrieden ins Camp zurück.

Hier brennt das Lagerfeuer und so lassen wir den Abend ausklingen.

Samstag, 20.7.

Line ist zeitig wach und lockt mich, unter Vortäuschung der Chance auf einen Elch aus dem Wohnwagen. Es ist kurz vor 7 Uhr und wir schleichen zum See, der zum Camp gehört. Auf dem Weg dorthin hören wir die Auerhähne, genießen die Stille aber sehen keinen Elch. Wir beide hätten schwören können, dass sowohl Zeit als auch Ort perfekt dafür gewesen wären.

Wohin heute? Das ist die Frage, welche uns beim Frühstück beschäftigt. Wir einigen uns nach einigen sprachlichen Rangeleien auf folgende Reihenfolge:

1. Die Offroad-Karte nutzen und in die Wildnis fahren

2. Ein Stück wandern

3. Fika

4. Flammlachs

Solche Pläne erscheinen meist solange perfekt, bis man sie umsetzt. Es kommt anders. Den ersten Punkt streichen wir sofort, als wir die Gegend sehen. Ein Skihang ist uns im Sommer zu wenig Wildnis. Also gleich zu Punkt 2, wir fahren wieder ein Stück Schotterpiste zum Tangastugan und beginnen voller Euphorie unsere Wanderung. Der Weg führt herrlich über Holzbohlen entlang einer feuchte Wiese. Man könnte meinen unsere Fußtritte waren das Startsignal für das Festmahl. In diesem Moment fallen so viele Blutsauger über uns her, dass wir mit erschlagen nicht mehr hinterher kommen.

Wir drehen aus Angst vor Blutarmut um und rennen letztendlich, zurück zum Auto. Planänderung Nummer 2 muss her. Laut Karte gibt es einen schönen Platz am Flussbett in der Nähe, den steuern wir nun mit dem Auto an. Zumindest versuchen wir es. Irgendwo müssen wir falsch abgebogen sein, auf jeden Fall finden wir weder den Fluss, noch den Aussichtspunkt. Dank meines Handys finden wir zumindest den Platz, der am nächsten am Fluss ist. Wir steigen aus, schultern erneut unsere Picknick-Sachen und machen uns auf den Weg durchs Unterholz. Wir finden einen schönen Platz am Ufer, mit vielen tollen Holzstücken. Line ist sofort im Dekofieber und sammelt die schönsten Stücke ein. Zeitgleich trifft uns der erste Tropfen. Während ich noch behaupte, dass das vorbei zieht, wollen alle anderen auf einmal zurück. Und Picknick??? Später. Wir schaffen es bis ungefähr 50 Meter vor das Auto, als endglütig klar wird, dass es nicht vorbei zieht. Wir stürzen los, das Wasser auch. Nass sitzen wir im Auto und sehen, wie um uns alles runterkommt, was in den schwarzen Wolken war und das scheinbar gleichzeitig. Wir picknicken daher einfach im Auto und warten die halbe Stunde, die es dauert ab. (auch fahren ist unmöglich – NullSicht)

Aber was jetzt? Auf den dritten Wanderversuch hat irgendwie keiner Lust, also studieren wir erneut unsere Offroadkarte und finden einen alten Brandturm, den man besteigen kann. Er ist ganz in der Nähe und so machen wir uns auf, finden ihn sogar und genießen den tollen Ausblick von oben.

Fika verlegen wir sicherheitshalber gleich ins Camp, wer weiß, was uns heute noch passiert wäre. Danach schleppen wir auch unsere Kinder nochmal zu dem tollen See. Die Juniorchefs vom Camp nutzen den Steg gerade zum Baden, unsere Beiden sind scheinbar nicht hart genug. Die Badesachen bleiben trocken. Danach bereiten wir uns emotional auf das Abendprogramm vor. Wir tun also nichts, außer die Vorbereitungen fürs Abendbrot zu beobachten. Heute ist Flammlachsabend im Camp ( immer Mittwoch und Samstag) und die Frauen sind große Fischliebhaber. Das Wetter zeigt sich nun auch von seiner besseren Seite und es wird ein toller Abend. Die Chefin bereitet vor unseren Augen den Lachs zu und unsere Kinder dürfen ihn sogar selbst auf die Bretter nageln. Dazu gibt es Kartoffeln und Quark. Während wir warten und essen, sitzt Martin der Mann der Chefin 😉 bei uns. Er ist ein Geschichtenerzähler vorm Herrn und er erzählt. Von seinen Touren, von Bären und Elchen, vom Auswandern, von Schweden und vom Hausbau. Nebenbei beschert uns die Sonne einen krönenden Abschluss des Abends.

Sonntag, 21.7.

Es ist nicht nur ein toller Tagesabschluss sondern irgendwie auch einer für den Urlaub. Ab heute geht es zügig Richtung Süden. Wir frühstücken ein letztes Mal bei Weiterweg und nutzen dafür heute die Outdoorcooking-Area mit Schutzhütte. Danach brechen wir schweren Herzens auf. Die Strecke heute ist allerdings Schwedenurlaub pur, Wälder und Seen, wenig Menschen und viel Natur. Wir kommen gut voran und machen zu Mittag nur einen kleinen Flüchtigkeitsfehler. Wir hätten stutzig werden können, als vor uns 3 junge Cowboys mit hölzernen Hollandschuhen zum Restaurant laufen, sind wir aber nicht. Die zweite Chance haben wir beim Namen des Restaurants: „Dutch Mountain“. Wir sind zwar etwas belustigt, entscheiden uns aber nicht um, sondern gehen hinein. Drinnen erwartet uns ein seltsamer Kauz, offensichtlich der Chef, nämlich Holländer. Hätte ich raten sollen, welchen Job er macht, ich wäre auf alles gekommen aber nie darauf, dass er im Service arbeitet. Er tat es aber und natürlich geht bei der Bestellung einiges schief. Er stellt das falsche Essen jedoch einfach auf den Tisch, zeigt uns seinen Bon, auf dem steht es so und somit war die Diskussion für ihn erledigt. Ich esse also 2 Kinderportionen Hühnerspieße und die Kinder teilen sich meinen Burger. Line ist scheinbar cleverer und hat gleich Kuchen bestellt. Das geht per Fingerzeig. Weiter geht’s, gegen 20:00 kommen wir endlich in Udevalla an. Der Platz ist nicht so toll, wie erwartet aber dafür groß. Nachdem wir uns einmal richtig verfranzen und den Wohnwagen zum Wenden abhängen müssen (auf dem Platzplan sind Wege eingezeichnet, die es nicht mehr gibt) finden wir einen Platz. Gefühlt den letzten. Lustiger Weise schickt der junge Mann an der Rezeption aber weiterhin Gäste auf den Platz. Scheinbar auch mit der gleichen Aussage, wie bei uns, ‚einfach drauf fahren und sich was aussuchen‘

Heute gibt es dann nur noch Nudeln mit Tomatensoße und dann ab ins Bett.

Montag 22.7.

Heute starten wir gleich früh zur letzten echten Etappe. Wir steuern den Campingplatz Baersbeckcamping etwas nördlich von Malmö an. Von dort ist es morgen nur noch eine halbe Stunde Fahrt bis zur Fähre. Wir waren bereit 2017 hier und sehr zufrieden, sowohl mit dem Platz am Strand, als auch mit der Nähe zu Trellebourg. Kurz nach dem Mittag sind wir da, das Wetter ist noch gut und die Kinder gehen erstmal im Meer baden. Wir versorgen uns schnell im ICA Maxi, in der Nähe, mit allem was man so gern aus Schweden mit nach Hause nimmt und im Espresso-House mit leckerem Kuchen. Beste Vorraussetzungen also für ein tolles Fika mit Blick aufs Meer.

Leider schlägt das Wetter danach um treibt uns nach drinnen. Filmeabend für die Kinder und einen entspannten mit Tagebuch und Urlaubsfotos für uns beide. Vorm Bett stellt Line noch ihre Frage: Was war das schönste am Urlaub für euch?

Mit spitzem Bleistift wartet sie auf unseren Antworten:

Sohn: Der Urlaub und die Kanufahrt!

Tochter: Gletscherwanderung und Babyrobbe

Micha: Gletscherwanderung

Line selbst: Gletscherwanderung und Flammlachsabend

Dienstag 23.7.

Wir haben heute Hochzeitstag und Line deckt den Tisch so feierlich, wie es eben geht, mit Tischdecke und extra Saftgläsern. Unsere Kinder interessiert das überhaupt nicht oder wie sie es selbst sagen: ist es ihnen ’sowas von egal…‘. Wir frühstücken trotzdem, alle zusammen ein letztes Mal in diesem Urlaub. Irgendwie will es keiner wahr haben und so verhalten sich auch alle. Trotzdem packen wir langsam zusammen und gehen ganz zum Schluss, genau wie vor 2 Jahren, noch einmal baden. Das Wetter gibt uns jetzt schon mal einen Vorgeschmack auf die 40 Grad, die uns zu Hause erwarten und wir blicken ein wenig sehnsüchtig Richtung Norden . Hilft nix, kurz nach 12 starten wir endgültig um die Fähre um 15:00 nicht zu verpassen.

Fazit: Norwegen ist toll! Man muss mal dort gewesen sein. Bestimmt kommen wir auch nochmal wieder, um weiter in den Norden zu fahren. Unsere Liebe gehört jedoch der Weite Schwedens. Auch hierher werden wir wieder kommen.

Viele weitere Blogs von Familien die mit Kindern Campen findet ihr in der Blogparade von unterwegsmitkind.de

Norwegen Teil II – Von den Fjorden in die Weite Schwedens

Juli 2019

Habt ihr Norwegen Teil I bereits gelesen? Dann geht’s hier weiter.

Donnerstag, 11.7.

Wir befinden uns immer noch auf unserem tollen Stellplatz direkt am Ufer des Sognefjords und genießen auch an diesem Morgen die Gesellschaft der Vögel und Robben.

Heute heißt es erneut, zeitig aufstehen. Die Kinder können uns schon nicht mehr so richtig leiden – hilft ihnen aber nicht! Dafür ist es früh schon wieder so warm, dass wir kurzärmlich frühstücken können. Zur Erinnerung, gestern kletterten wir noch, dick eingepackt über den Gletscher. Wir müssen pünktlich um 10 Uhr an unserem Treffpunkt am Lustrofjord sein, um unsere heutige Kajak-Tour nicht zu verpassen. Versprochen wurde uns im Internet eine spektakuläre Kajak-Tour, mit der Chance auf Robben und Schweinswale. Wir sind gespannt. Mit uns starten heute zwei weitere Familien. Unsere beiden Guides sind holländische Auswanderer, Vater und Sohn. Sie leiten das Familienunternehmen FjordSeal Kajak. Wir bekommen die obligatorische Sicherheitseinweisung und ab geht’s aufs Wasser. Dieses kommt exakt vom gleichen Gletscher wie wir und trägt die typisch türkis-milchige Färbung.

Das Wetter ist absolut norwegenuntypisch – nämlich warm und sonnig. Der Fjord liegt wie ein Spiegel vor uns, trotzdem steckt uns die Gletscherwanderung und Line vor allem, ihre Krankheit noch tief in den Knochen. Wir versuchen es trotzdem zu genießen (und völlig untypisch, den anderen hinterherzukommen) und halten die Augen offen. Neben der tollen Kulisse, sind wir natürlich scharf auf die tierischen Bewohner des Fjords. In der Ferne zeigte sich mal der Kopf einer Robbe, das war’s. So paddeln wir einige Kilometer, bis sich langsam unser Magen meldet und die Blasen an den Händen eine Pause anmahnen. Plötzlich gibt unser Guide Junior uns ein Zeichen, eine Mischung aus „Ruhe“, „bewegt euch langsam“ und „Wahnsinn, das müsst ihr sehen“. Wir versuchen genau das, ohne Geräusche und mit langsamen Zügen zur angezeigten Stelle zu kommen. Und ja, er hatte recht, Wahnsinn!!!! Da liegt in einer geschützten Bucht einfach so eine Robbenmama und ihr Baby und beide schauen uns neugierig an. Der Guide wird uns später erzählen, dass ihm das in 12 Jahren erst 2x passiert ist, sonst flüchten Robben mit Nachwuchs immer gleich in den Fjord. Die beiden haben brav gewartet, bis ich sie ausführlich abgelichtet habe – Danke ihr beiden!

Kurz danach erreichen wir unseren Picknickplatz und die Jungs haben sogar einen Kaffee für uns. Picknick und Wasser haben wir selbst dabei und so stärken wir uns, während einige sich im Fjord von der Hinfahrt erholen und abkühlen. Danach geht’s zurück und wir sind ehrlich gesagt glücklich, als wir das Basislager erreichen. Immerhin waren es über 13km, die merken wir jetzt.

Freitag, 12.7.

Guten Morgen Norwegen! Line und ich haben uns ans „frühe“ Aufstehen gewöhnt und wir genießen die Ruhe am Morgen. Bei einem Kaffee lassen wir unseren Blick über den Fjord schweifen, bis wir unsere Robbe beim Fischen entdecken und beobachten sie erst eine Weile, bevor wir die Kinder aus den Betten schmeißen. Heute soll es weiter gehen und das möglichst nicht all zu spät. Als ob der Fjord uns überreden will noch zu bleiben, schickt er mitten beim Frühstück noch einen Tümmler vorbei, wir winken zum Abschied und machen uns auf zum Nordfjord. Dank guter Streckenplanung ( Danke Line) haben wir keine riesigen Strecken zu fahren und kommen auch dieses Mal schon gegen Mittag am neuen Platz an – Mindresunde Camping. Dieser befindet sich mal nicht am Fjord, sondern an einem See. Klingt langweilig, ist es bei dem Panorama aber ganz und gar nicht. Der Platzbetreiber geht vor einer Zusage erst ganz tief in sich und gibt sich schließlich einen Ruck. Wir bekommen einen Stellplatz direkt am Strand des Sees. Ideale Voraussetzungen, um eine Runde SUP zu fahren. Noch dazu sind die Temperaturen aktuell immer noch sommerlich.

Als Ziel unserer Familien SUP-Tour wählen wir eine kleine, felsige Insel von der es sich herrlich ins Wasser springen lässt – das tun wir.

Die Sonne scheint auch noch auf dem Rückweg über den See, allerdings holt uns das Rufen unserer Tochter aus unserer Idylle. Wir drehen uns um und sehen sie stehend auf ihrem Board winken. Soweit also alles ok, doof nur, dass sie nur noch mit der Oberhälfte ihres Paddels winkt, das untere Ende sinkt zu dieser Zeit auf den Grund des Sees. Wir suchen kurz das Paddel, suchen dann einen Schuldigen, schimpfen auf unseren Sohn, der Wellen macht und uns damit die Sicht versaut und schließlich nutzt Line ihr Sicherheitsseil und schleppt sie zurück zum Campingplatz. Danach erwacht in uns natürlich das Elterngefühl und wenige Minuten später sitzen wir alle im Auto und klappern die Sportläden der Region ab, um ein neues Paddel zu kaufen. Gäbe es aber nur mit Board dazu, das ist ja aber noch da. Daher ist uns das dann doch zu viel. Im Supermarkt gibt es als Entschädigung wenigsten Garnelen und wir beschließen den Abend mit Grillen am Seeufer. Alle doch wieder irgendwie zufrieden….

Samstag, 13.7.

Die beiden Damen des Hauses (oder Wohnwagens) schleichen sich schon kurz nach 7 aus dem Bett. Sie denken, sie können vor dem Frühstück im See baden gehen, ohne eine Kamera im Nacken.

Falsch gedacht! Lange bleiben sie jedenfalls nicht, ist wohl doch recht kalt. Nach dem Frühstück wollen wir heute zum Wandern. Leider ziehen immer mehr Wolken auf, als wir auf dem Weg zu unserem Ausgangspunkt sind. Als wir am Skylift LOEN ankommen, mit dem wir eigentlich direkt vom Fjord auf über 1000m Höhe fahren wollen, sehen wir über uns nichts als graue Wolken. Spätestens nach dem Blick auf die Preisliste beginnen wir stark zu zweifeln, ob diese Wanderung heute so eine gute Idee ist. Aber hey, was sind schon 135,- € wenn die Chance auf einen, vom Nebel eingehüllten Berg besteht. Wir zahlen also und machen uns auf nach oben. Es kommt wie es kommen muss, die Seilbahn spuckt uns oben aus und wir stehen mitten in der Suppe. Dafür stehen wir ziemlich einsam dort.

Wir machen uns trotzdem auf den Weg zum Gipfel und es wird gefühlt bei jedem Schritt wärmer. Wir ziehen eine Schicht nach der anderen aus und nach 10 Minuten laufen, sehen wir zum ersten Mal blaue Lücken im Grau. Wir können unser Glück kaum fassen, als wir die tief hängenden Wolken tatsächlich hinter uns lassen und ein herrlicher Sonnentag vor uns liegt. Wir besteigen den 1155m hohen Skredfjellet und genießen den Blick über die Berge, die Wolken und zwischendurch auch mal über den Fjord.

Ein zünftiges Picknick darf natürlich nicht fehlen, wenn wir schon mal auf einem Berg sind. Zur Feier des Tages sind sogar die Kinder entspannt und laufen ohne zu murren. Was ein paar Steine zum drauf rum klettern so ausmachen…

Nach dem Mittag geht es langsam zurück,die Kinder hopsen fast die gesamte Strecke von Fels zu Fels.

Zwischendurch haut uns immer wieder der Anblick um, den die Wolken und Berge erzeugen.

Bereits am frühen Nachmittag erreichen wir schon wieder den Lift. Die Kinder bekommen ein Eis und wir einen Kaffee, das Ganze auf der Terrasse mit toller Aussicht. Da sitzen wir nun in der Sonne, als direkt vor uns eine menschengroße Fledermaus aussieht, als wolle sie sich gleich den Berg hinunterstürzen. Tatsächlich bereitet sich dort ein Basejumper auf seinen Sprung vor und verschwindet kurz darauf in den Tiefen. Alle halten den Atem an, bis er endlich mit ausgestreckten Armen weit unten über den Fjord segelnd wieder auftaucht.

Zurück am Campingplatz steige ich mit unserer Tochter noch mal aufs SUP, während Line und unser Jüngster eine Runde entspannen. Zur Feier des Tages koche ich mit unserer Großen heute Kottbullar mit Kartoffelbrei, es scheint lecker gewesen zu sein. Zumindest haben das alle gesagt!

Sonntag, 14.7.

Die Sonne hat heute Morgen scheinbar frei aber gut vorgearbeitet, daher ist es trotzdem angenehm warm draußen und wir starten zu einem der Big-Points unserer Tour. Die Erwartungen sind hoch – wir sind unterwegs zum Geirangerfjord. Auf dem Weg dorthin sind wir nicht sicher ob es noch beeindruckender werden kann, die Straße schlängelt sich zwischen Seen, Bergen und schroffen Felsen und gibt immer wieder einen Wow-Blick frei. Vor allem das letzte Hochplateau, bevor es die Kurven in den Ford hinunter geht, hat es uns angetan.

Aber wir wollen hinunter und das tun wir auch. Für einen Moment ärgern wir uns, dass unten Im Fjord kein Kreuzfahrtschiff liegt, als wir im Ort ankommen fragen wir uns jedoch wo die 3000 Touristen hier noch hin wollten.

Wir haben bereits gestern online ein Ausflugsschiff gekapert und entern dieses nun, voller Spannung auf den Fjord. Leider waren wir nicht die einzigen, die dachten ‚ach zur Mittagszeit wird es schon nicht so voll sein‘. Es war voll! Ich entschuldige mich jetzt schon mal vorab, falls ich jemandem zu nahe trete! Seit dieser Bootstour kann ich keine sächsischen Rentner-Busreisegruppen mehr leiden. So richtig können wir die Schönheit des Fjords mit seinen vielen Wasserfällen und den steilen Felsen an beiden Ufern daher erst jetzt beim Betrachten der Fotos bewundern. Wir haben die Stunde überstanden, das Wetter war schön und wir saßen draußen – Punkt. Hier nun die Fotos von diesem Ausflug (ohne die Mitreisenden).

Seht ihr in dem Foto (Mitte rechts) auch das Gesicht eines Wikingers? Unser Kleiner hat es sofort erkannt und war begeistert. Falls ihr schon mal einen unserer Blogs gelesen habt, wisst ihr, wonach uns nach dem Schiff der Sinn stand?! Fika. Ok, wir sind noch nicht in Schweden aber hey, wir finden trotzdem ein herrliches Straßencafe und Line bekommt zu ihrem Kaffee sogar ein leckeres Stück Möhrentorte.

Das Beste dran, die Kinder trollen sich mit ihren Getränken an einen extra Tisch und werden sofort von 2 Hunden inspiziert. Alle sind glücklich. Danach schlendern wir durch den Ort, natürlich nicht ohne unsere Kinder aus sämtlichen Souvenirläden zu bitten. Sie brauchen einfach alles, was es dort gibt. Line liebäugelt kurz mit einer Wollstrickjacke, wenn der Kurs 1:100 wäre und nicht nur 1:10 hätte ich die 3000 NOK gern für sie ausgegeben, aber so ziehen wir ohne weiter. Unser Plan ist es, entlang des Wasserfalls bergauf zu wandern. Was? Wieso wandern, wandern war gestern. So zumindest, der lautstarke Protest unserer Kinder. Also, Planänderung, wir lassen sie am Wasser sitzen und laufen wenigstens noch ein Stück weiter. Wir kehren dann aber doch um und beschließen, wenigstens mit dem Auto noch ein wenig der Gegend zu erkunden. Auto ist auch den beiden kleinen Recht.

Dabei klappern wir natürlich alle Hotspots der Gegend ab. Höhepunkt dieser Tingeltour soll ein Felsen am Flydalsjuvek sein. Nichts für schwache Nerven – er ragt weit über das Tal und gibt einen herrlichen Blick frei. Wenn… Ja wenn nicht, mittlerweile eine Absperrung das Motiv verhindern würde. Sicherheit geht vor und wir suchen uns ein Stück weiter unseren eigenen Felsen. Hat geklappt oder was meint ihr?!

Auch die Rückfahrt zum Camp schaffen wir nicht, ohne weiteren Fotostopp, die Kinder und Line nehmen es gelassen.

Montag, 15.07.

Line hat in einem Reiseführer gelesen, dass man sich hier in der Region unbedingt die Wasserfälle ansehen soll. Wir beschließen, dass man dazu keinesfalls früh aufstehen muss und der erste krabbelt kurz vor 10 aus dem Bett. Nachdem alle wach und satt sind, fahren wir entlang des Nordfjords bis zu einem kleinen Parkplatz – eigentlich ist es der Schulhof der Gemeindeschule. In den Sommerferien aber in alternativer Funktion. Unterwegs passieren wir den coolsten Tunnel unserer Reise und sind froh, dass wir heute ohne Wohnwagen unterwegs sind.

Die kleine Wanderung zu Tvinnefossen (2km) bringen wir schnell und entspannt hinter uns. Die Gegend ist schön aber nicht aufregend, die Wiesen bunt und es duftet nach Blumen und Heu. Wir haben uns diesen Wasserfall ausgesucht, weil man uns versprochen hat, wir können dahinter gehen, das wollen wir natürlich live sehen.

Nun dauert es nicht so lange Mal hinter einen Wasserfall zu laufen und zum Baden war es zu kalt. Line steht förmlich ins Gesicht geschrieben: ‚das kann es für heute noch nicht gewesen sein‘ und so beschließen wir, dem Weg flussabwärts zu folgen. Flussabwärts heißt in diesem Fall verdammt steil und ich muss daran denken, dass wir das im Anschluss alles wieder hoch müssen. Der Weg ist trotzdem lohnenswert und wir durchqueren eine uralte Bauernsiedlung und müssen anschließend leider auf der Straße zurück zur Schule laufen. Zum Glück ist hier keinerlei Verkehr. Dafür stehen hier überall Obstbäume mit reichlich Früchten, wir fühlen uns fast wie zu Hause.

Auch die Schule, auf deren Hof unser Auto steht, hat im Sommer eine andere Funktion. Schüler verkaufen hier frischen Kaffee und Kuchen in der Turnhalle. Dazu gibt es Selbstgemachtes aus der Region. Also Kaffee trinken und Waffeln mit Creme und Marmelade essen!

Dienstag 16.7.

Guten Morgen Sonnenschein. Ein kurzer Blick aufs Handy – sind wir wirklich noch in Nordeuropa??? Das Wetter ist schon wieder Top und der See liegt spiegelglatt vor uns. Wir nehmen trotzdem Abschied und ziehen weiter. Diesmal geht es nicht nach Norden, sondern Richtung Westen ans Meer. Die kurzen Etappen haben sich bewährt und so sind wir bereits vor dem Mittag am neuen Platz bei Bryggia. Ein Angestellter informiert uns, dass der Chef nicht da ist und wir uns erstmal einen Platz suchen sollen. Bezahlen können wir später. So wollen wir das! Wir nehmen eine Terrasse mit tollem Blick auf den Nordfjord und stellen den Wohnwagen ab. Mit einem Picknickkorb bewaffnet wollen wir noch ein wenig die Gegend erkunden. Die Gegend hier ist anders aber nicht weniger schön. Aus den Fjorden werden hier eher die weicheren Schären, mit unzähligen kleinen Inseln. Wir finden einen Platz direkt am Meer und genießen unsere regionalen Spezialitäten.

Kennt ihr das, dass man sich an einem Platz im Urlaub auf einmal angekommen fühlt? Für uns war das an einem Ort, von dem wir es nicht geahnt haben. Nach unserem Picknick fahren wir weiter die Küste entlang, die Straße wird immer schmaler – ein gutes Indiz für das Fehlen von Reisebussen. Ein Parkplatz und ein kleines Schild weisen auf die Attraktion hin, alles sehr unscheinbar und vor allem leer. Wir sind am Kannesteinen und genießen, sofort nach dem Aussteigen das Meeresrauschen und gleichzeitig die Ruhe.

Dieser Stein hat tatsächlich etwas magisches und alle sind sofort im Chillmodus. Wir bleiben eine ganze Weile, das Wetter lädt dazu ein und jeder macht irgendwie etwas anderes. Line hat sich einen tollen Liegeplatz gesucht, der Kleine spielt mit Stöcken und Steinen und die Große übt sich im Yoga. Ich fotografiere aber selbst das heute mit Stativ und 30 Sekunden pro Bild.

Irgendwann treibt uns doch die Aussicht auf einen Kaffee und ein Eis zurück in die kleine Stadt Maloy. Unterwegs machen wir Stopp in Vaegsberget, einem historischen Übernachtungsplatz mit alten idyllischen Holzhäuschen. Hier könnte man wohnen…

Wir finden ein Café, wenn auch nicht mit Blick aufs Meer, dafür mit einer hervorragenden Mandeltorte. Der Reiseführer in dem Stand, dass die Norweger nicht backen können, wird gedanklich gerade verbrannt.

Zurück auf dem Platz versuche ich zu bezahlen, allerdings geht hier aktuell gar nichts und ich einige mich mit dem Chef, dass 20,-€ auch ok sind. Er erzählt mir, dass er den Platz frisch übernommen hat, der Wartungsstau ist leider überall noch sichtbar. Soll uns nicht stören, die Lage macht einiges wett. Den restlichen Abend verbringen wir daher damit, aufs Meer zu schauen und zu entspannen. Die Stimmung wird von Stunde zu Stunde magischer, das Licht zwingt einen förmlich dazu, in die Gegend zu schauen. Mittlerweile ist es kalt geworden und wir sitzen drinnen, Line schreibt und malt ihr Reisetagebuch und ich krabble alle halbe Stunde raus und mache Fotos von immer der gleichen Landschaft, in immer neuem Licht.

Welches ist denn nun „DAS“ Bild des Abends?

Mittwoch, 17.7.

Line sträubt sich ein wenig, heute steht die Stadt Alesund auf dem Programm. Wir ziehen also mit samt Wohnwagen los und sind uns nicht sicher, ob wir den Trubel eigentlich wollen. Doch! Machen wir. Nach 2 Fährfahrten, tollen Straßen und Seen sind wir gegen 13:00 Uhr auf dem noch leeren Platz direkt in der Stadt, dem Volsdalen Camping. Davon merkt man zum Glück nicht viel, wir haben den Blich auf den Fjord und die Berge dahinter, von Stadt zeugt nur ein Hochhaus hinter uns. Als erstes steht das Meeresaquarium auf unserer Liste. Dazu müssen wir durch Alesund durch und auf eine vorgelagerte Insel. Es ist den Weg wert. Die Kinder laufen von einem Becken zum anderen, der Höhepunkt von allem, ist aber die Robbenfütterung (15:00) draußen im Landschaftsbecken. Eine Bucht, die mit großen Steinen vom Meer abgetrennt wurde und nun den Robben ein Becken bietet. Der Pfleger verrät uns im Anschluss, dass das Robbenbaby gerade mal 4 Tage alt ist und, weil es verstoßen wurde, nun per Hand aufgezogen wird.

Im Anschluss finden wir, neben den tollen Jugendstilhäusern, für die Alesund überall gelobt wird, direkt neben dem Fischereimuseum ein bis oben hin vollgestopftes Haus mit Antiquitäten. Es hat den riesigen Stadtbrand 1904 überlebt und man hat das Gefühl, dass die angebotene Ware schon damals dort zum Verkauf lag. Das allein hätte uns wahrscheinlich noch nicht hineingelockt, auf einem Schild wird jedoch behauptet, es gäbe dort Kaffee und Kuchen. Und so ist es, keine 5 Minuten später sitzen wir mitten im Laden an einem uralten Tisch und trinken einen leckeren Latte Macchiato und essen Schokokuchen (ok der war nicht selbst gebacken, dafür warm und gut). Die Kinder sitzen mit ihren heißen Schokoladen direkt am Fenster zum Meer und beobachteten Möwenbabies im Nest auf dem Fensterbrett. Seid ihr in dieser tollen Stadt – sucht diesen Laden!

418 ist die richtige Antwort auf die wohl meistgestellte Frage in Alesund. So viele Stufen sind es nämlich, direkt aus dem Stadtpark hinauf zu einem Aussichtspunkt. Die Kinder zählen natürlich mit, sind sich am Ende aber nicht einig. Das macht am Ausblick aber nix!

Auf dem Rückweg sind wir süchtig nach „Ausblick“ und beschließen das Abendessen direkt ans Wasser zu verlegen, statt auf dem nun recht vollen Campingplatz zu bleiben. Der Weg ist zum Glück kaum 100m lang und so sitzen wir wenig später und genießen kauend den Blick auf die schneebedeckten Berge rund um den Fjord. Unser Fazit: Alesund lohnt sich – uns hat aber der halbe Tag gereicht.

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Norwegen Teil I – Von Bergen bis ins ewige Eis

Juli 2019

11 Uhr gibt es Zeugnisse und kaum eine Stunde davor hat der Arzt grünes Licht gegeben, dass Line überhaupt mit darf. Ich habe am Vormittag noch schnell den Bürokram erledigt und die letzten Sachen zusammengepackt. Mittag wollen wir los, Richtung Hamburg. Eigentlich mit unserem nagelneuen Wohnwagen aber der hatte Verspätung. Also hat unser Händler einen Hobby mit Doppelstockbetten bereitgestellt und wir verlängern unsere Hobby-Phase um einmal Skandinavien. Nachdem wir sogar überpünktlich loskamen, scheinbar hatten auch die Lehrer keine Lust mehr, überrascht uns die Moderatorin im Radio mit der frohen Kunde, dass ab heute auch der Norden Ferien hat. Was soll’s, alles was wir heute schaffen, brauchen wir morgen nicht zu fahren und so stellen wir uns brav an allen Staus hinten an. Am Ende schaffen wir es doch noch bis kurz vor die dänische Grenze und steigen in den Skandinavienurlaub mit selbst zubereiteten Hotdogs ein. Am nächsten Morgen geht’s problemlos weiter, ab auf die Autobahn und nach den „Känguru-Apokryphen“ als Hörbuch sind wir schon am Fährhafen in Hirtshals – natürlich viel zu früh, aber besser als zu spät.

Wir suchen uns einen Parkplatz (hier war es trotz Hauptsaison recht ruhig) und versuchen in die Stadt zu schlendern. Irgendwer hat allerdings den Wind angestellt und so haben wir schon nach kurzer Zeit den feinen Nordseesand überall. Die Rettung verspricht ein Café , die Kinder essen Pancakes und wir trinken einen hervorragenden Cappuccino.

Auch danach haben wir auf bummeln keine Lust und setzen uns zum Essen in den Wohnwagen. Das tun wir solange, bis wir zum Anleger fahren können, eigentlich geht das erst 18:00 Uhr aber die lange Strecke von 500m liegt ja noch vor uns. Wer weiß, was da alles passieren kann. Punkt 17:15 Uhr stehen wir also am Anleger und machen uns das erste Mal Gedanken ob unser Schiff überhaupt fährt. Das Auto und der Wohnwagen schwanken gewaltig im Wind und die Wohnmobile neben uns, sehen aus wie Bodenwindspiele am Strand. Ein Blick ins Netz lässt nichts Gutes erahnen, auf der Seite von Fjordline stehen erste Verspätungen und Ausfälle aber von unserer noch nichts. Wir warten also weiter geduldig, mittlerweile war es kurz vor 8 und noch kein Schiff da, dafür verriet die Seite nun ’30 Minuten Verspätung‘. Später stellten wir fest, dass dies eine sehr diplomatische Aussage war, irgendwann ging es jedenfalls los. Rein ins Schiff, raus aus dem Auto, Koffer geschnappt und Zimmer bezogen – sauber, schöner Ausblick, reicht. Den Gang übers Schiff brechen wir nach wenigen Minuten, wegen des starken Seegangs ab. Es ist jetzt nur noch im Sitzen oder Liegen zu ertragen. Mit Reisetabletten und geschlossenen Augen ertragen wir tapfer die Nacht, einige Wellen erinnern sehr an die Schiffsschaukeln der Eisleber Wiese und ich überlege mir, wie sich das wohl im Bauch des Schiffes bei den Fahrzeugen bemerkbar macht. Die zweite Nachthälfte ist deutlich ruhiger und so verschlafen die meisten von uns den Zwischenstopp in Starvanger. Die Sonne weckt uns nur wenig später und wir machen uns auf die Suche nach unserem gebuchten Frühstück. (18,-€ pro Erwachsener und 9,-€ für Kinder haben sich für uns definitiv nicht gelohnt, zumal es zwar bis 10:30 Frühstück gab aber die Kabinen bereits bis 10:00 geräumt sein mussten, noch dazu verdiente der Kaffee seinen Namen nicht und war scheinbar nur dafür gedacht die Leute gleich anschließend in die Bordeigene Starbucks-Filiale zu locken – das nächste mal also ohne!) Wir hatten nicht mehr daran geglaubt aber pünktlich zur Zimmerabgabe kommt die Sonne raus und wir können die restlichen Stunden auf dem Deck verbringen. Schon jetzt genießen wir Norwegen, denn das Schiff schlängelt sich durch die Inseln vor der Küste, manchmal in Rufweite zu den Fischerhäusern.

Der Kapitän hat scheinbar alles gegeben und wir fahren bereits eine halbe Stunde vor dem Plan vom Schiff, direkt in das Gewimmel von Bergen. Erst einmal machen wir uns auf den Weg, die 10km aus Bergen hinaus und zu unserem ersten Campingplatz – Lone Camping.

Mit Blick zum See essen wir einen Happen bevor wir zurück in die Stadt fahren. Unser Ziel sollen eigentlich die Altstadt von Bergen und der Fischmarkt sein. An den Ständen arbeiteten fast ausschließlich junge und vor allem gut gelaunte Menschen aller Nationalitäten.

Für einen kurzen Besuch reicht es, dann macht uns die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung. Line geht es nicht gut, wir tippen auf die Nachwehen der Seekrankheit und brechen unseren Besuch ab – Bettruhe.

Samstag 6.7.

In der Nacht hat es viel geregnet aber morgens ist der Spuk vorbei. Leider sieht es mit Lines Wohlbefinden anders aus. Wir frühstücken kurz und brechen dann unser Lager ab. Es geht weiter zum Naeroyfjord. Zwar sind es bis zu unserem neuen Platz ( Flaam-Camping) direkt am äußersten Ende des Fjords nur 150km aber das heißt ja in Norwegen nichts. Unendliche Tunnel, Kurven und Kreisel später sind wir dort angekommen.

Gesundheitszustand: leider noch schlechter. Die Fahrt konnten wir demnach kaum genießen, ich bin mir jedoch sicher sie lud dazu ein. Der neue Platz ist schön in einer alten Obstwiese gelegen. Die Berge ringsum geben viele Wasserfälle frei, einzig der dauerhafte Ansturm von Reisebussen trübt die Idylle. Diese müssen nämlich die kleine Straße direkt am Platz passieren, um ihre Reisegäste 200m weiter direkt am Fjord aussteigen zu lassen.

Wir beschließen hier zu bleiben, bis alle wieder fit sind. Notfalls kürzen wir unsere Tour hinten raus.

Sonntag 7.7.

Gleich nach dem Aufwachen ein kritischer Blick in Lines Gesicht macht klar, wenn wir heute etwas unternehmen, dann ohne sie. Nach dem Frühstück geht es also mit den Kids auf zum Bahnhof der Flaam-Bahn. Line lassen wir bei Tee und Zwieback zurück. Das Zugticket ist norwegentypisch recht teuer aber die Strecke soll es wert sein, erzählt man sich. Allerdings ist sie so beliebt, dass man beim Ticketkauf die Abfahrtszeit (hoch und runter) mit angeben muss. Ich will oben etwas laufen, die Kinder setzen sich durch und so kaufe ich hoch und runter mit der gleichen Bahn. Die Wagen sind aus längste vergangenen Zeiten aber bequem und jeder hat einen Sitzplatz, wir glücklicher Weise am Fenster. So kann der eine oder andere spektakuläre Blick auch auf der Kamera gespeichert werden. Das Wetter ist heute sehr nordisch, auf Fotos mag ich das ja, die Kinder eher nicht so aber sie nehmen die Stunde aufwärts klaglos hin.

Zwischendurch gibt es einige kleine Haltepunkte, hier können Wanderer ein und aussteigen. An einem großen Wasserfall stoppen wir etwas länger und lassen eine touristische Inszenierung auf uns „wirken“

Zu mystischer Musik tanzt eine (ja was ist es!? Fee, Elfe, Hexe!? Ich weiß es nicht) Dame und soll der Sage nach Männer in den Wasserfall locken. In unserer Runde hatte sie kein Glück, ich habe darauf geachtet! Danach geht es die letzten Minuten hinauf zum Bahnhof. Hier gibt’s leider auch nicht mehr, lediglich 2 Gleise und ein Bahnhofsgebäude. Das andere Gleis bringt Touristen direkt von Oslo hier her, die steigen nun zu und unten wahrscheinlich in ihr Kreuzfahrtschiff.

Wir waren (ohne Line) scheinbar schlecht vorbereitet, denn wir wussten nichts von der Möglichkeit des Radverleihs, daher hier als Tipp für diejenigen, die das hier mal aus Versehen lesen. Es gibt oben am Bahnhof die Möglichkeit sich Mountainbikes auszuleihen und den Rückweg auf einem wunderschönen Weg selbst zurück zu legen – fast nur bergab! Gebucht wird das bereits unten und man spart sich das Ticket für die Rückfahrt.

Und gleich der nächste Tipp: Wenn ihr doch wie wir (vielleicht auch wegen schlechtem Wetter wie bei uns) hoch und runter fahrt, dann tauscht oben am Bahnhof auf die andere Zugseite. Wir fanden 2 nette Holländer mit denen wir tauschen konnten und so hatten wir auf der Rückfahrt die Chance auch die Landschaft der anderen Seite zu genießen! Sogar das Wetter ist gnädig mit uns und schickt die Sonne zum Dienst.

Ehe wir wieder unten sind, ist es Nachmittag und Line geht es zumindest so gut, dass wir einen kleinen Spaziergang ans Wasser machen können. Wir sitzen am Fjord, genießen den Ausblick und die Kinder fordern ihr obligatorisches Urlaubstageseis ein – bekommen sie. Direkt auf dem kleinen Markplatz am Bahnhof gibt es neben Eis auch 6 Imbissstände – 5 davon bieten entsprechend der offenbaren Zielgruppe asiatische Speisen in jeder Form an, einer verkauft Elch- und Rentierfleisch, er beweist uns überzeugend, dass es ihm schmeckt.

Nach dem Abendessen – es ist ja zum Glück ewig hell hier oben – frage ich die Kinder ob sie mit mir noch einen Ausflug zum Stegastein machen wollen. Das ist ein Aussichtspunkt über dem Fjord. Die Kinder lehnen dankend ab, sie wollen lieber das Campingplatzleben auskosten und spielen. Wenn ich ehrlich bin, aber das bleibt unter uns, bin ich nicht böse darüber und starte. Das Wetter sieht sehr verheißungsvoll aus, überlegt es sich aber doch noch und so ziehen dunkle Wolken auf. Entscheidet selbst anhand der nächsten Fotos ob das gut oder schlecht war, ich jedenfalls, war hinterher nass! Schon auf dem Weg zum Aussichtspunkt muss ich immer wieder anhalten und den Blick genießen. Die Massen mit den Reisebussen sind durch, so geht das glücklicher Weise auch.

Ich hoffe noch auf Besserung und lungere eine Weile oben auf dem Parkplatz herum aber die dicken Wolken verziehen sich nur, um neuen Platz zu machen. Die Wartezeit nutze ich um „Schlechtwetterfotos“ zu machen. Eine Auswahl der Besten für euch, fällt mir hier besonders schwer, also müsst ihr da jetzt durch…

Die Rückfahrt gestaltet sich nicht weniger spektakulär und so setze ich, wenn man schon mal allein unterwegs ist, unser Auto in neuem Design nochmal richtig in Szene.

Dabei sprang mir noch ein unkonventionelles Vogelnest ins Auge, welches kurz danach mit wildem Gezeter seitens der Mövenmama wieder besetzt wurde. Sie scheint auch ein Fan von großen Reifen zu sein.

Nun aber schnell zum Rest der Familie…

Montag 8.7.

Juhu!!! Line ist wieder unter den Lebenden und können wieder gemeinsam losziehen. Das tun wir heute auch, nämlich 1,5 Stunden bis zum nächsten Campingplatz, schon die Fahrt dorthin ist wunderbar, vor allem weil wir sie wieder alle genießen können. Wenn es nicht durch gefühlt endlos lange Tunnel geht (unter anderem diesen toll beleuchteten 23km) dann schlängelt sich die Straße eng am Fjord entlang oder wir setzen per Fähre auf die andere Seite über.

Unser heutiges Ziel ist der Campingplatz Kjornes am Sognefjord. Gleich nach dem letzten Tunnel geht eine winzige Straße ab und führt uns zu dem sehr ordentlich angelegten Platz. Super gelegen, uns aber irgendwie etwas zu aufgeräumt. Alle Plätze sind geschottert und irgendjemand ist mit dem Winkelmesser durch das Gelände gelaufen, als er den Platz gebaut hat. Hilft aber nix, denken wir und erfahren dann an der wie immer netten Rezeption, dass der Platz erweitert wurde und 50m weiter hinten eine unparzelierte Wiese ist, auf der wir gern ein Platz aussuchen können. Nun macht sich die kurze Etappe bezahlt, denn wir finden die Wiese fast leer vor und können es kaum glauben als wir ein total ruhiges Plätzchen direkt am Wasser finden – unser Platz für die nächsten Tage.

Die Wege zum Waschhaus und zum Abwaschen sind hier zwar etwas weiter aber hey – das nehmen wir gern in Kauf, für diesen Ausblick. Im Aufbau haben wir mittlerweile auch mit dem Leihwohnwagen eine gewisse Routine und so unternehmen wir nach einem Kaffee mit Aussicht (der erste für Line) noch einen kleinen Ausflug zum Gletschercenter mit Museum in der Nähe.

Die Fahrt dorthin war herrlich, das Center hat uns jetzt nicht so vom Hocker gerissen, aber wir sind uns alle einig – macht ein Kreuz im Kalender – dass wir auf den Gletscher wollen. Die im Museum gesparte Zeit nutzen wir, um uns in der Gegend treiben zu lassen, bevor wir zum Wohnwagen zurückkehren.

Dienstag 9.7.

Das Wetter ist so toll, dass wir schon morgens kurzärmlich draußen frühstücken können. Mitten beim Frühstück macht uns lautes Platschen Aufmerksam. Im Fjord, direkt vor uns, zeigt sich eine Robb. Sie scheint ebenfalls zu frühstücken und wir können unser Glück kaum fassen.

Die Wärme steigt uns Erwachsenen scheinbar etwas zu Kopf. So zumindest wäre zu erklären, dass wir denken, auch unsere Kinder finden den Plan, heute zu wandern, super. Meckern hilft aber nichts. Wir haben den Plan gestern Abend schon ausgefeilt. Wir wollen zum Keippen, einem Berg mit Blick auf den Fjord. Google hat eine Wanderung ausgespuckt, die nicht zu lang ist und auch den passenden Parkplatz dafür (denken wir!). Die Fahrt dorthin wird immer spannender, die Straße ist herrlich gelegen und wird von Abzweig zu Abzweig immer enger. Dann noch schnell mit der Fähre über den Fjord. Natürlich müssen wir kurz warten bis das Schiff kommt und blicken neugierig übers Wasser, als Line ruft ‚Da ist was!!!‘ Irgendwie bin ich blind, ich seh erstmal gar nichts. Alle rufen durcheinander. Alle haben es gesehen, lange bevor ich es dann endlich auch entdecke. Auf dem Fjord schwimmen ganz entspannt eine Gruppe Schweinswale – zumindest wurden wir später aufgeklärt, bis dahin hielten wir sie für Delphine 🙁 . Ich habe es dann doch noch geschafft, wenigstens 2 zu fotografieren.

Die tolle Anfahrt gipfelt in einer Privatstraße mit Mautstation, wobei die Mautstation aus 2 Briefkästen besteht. Oben Umschlag rausnehmen und mit 50NOK (5,-€) befüllen, Kennzeichen darauf schreiben und in den unteren einwerfen. 100m später endet der Asphalt und ich freue mich endlich mal mit dem richtigen Fahrzeug (und dank Delta 4×4 auch mit den richtigen Rädern) unterwegs zu sein. Unser erster Stopp ist dann ein kleiner Gebirgsbach, in dem man herrlich spielen kann – kleine Kinder und große auch!

Danach geht’s weiter hoch. Zumindest, bis der Weg so schlecht wird, dass nicht an ein weiter fahren zu denken ist. Laut der Beschreibung im Netz, sind wir nun am Ausgangspunkt unserer Wanderung. Wenn wir nur wüssten, wo es lang geht. Weit und breit ist kein Wanderweg zu sehen, nicht mal ein Berg, den man in der angegebenen Zeit besteigen könnte. Etwas ratlos laufen wir durch die Gegend, die unbestritten toll ist. Zu allem Überfluss gibt es hier oben (unglaublich) auch kein Netz. Ein Navigieren ist also nicht möglich. Wir beschließen, etwas zurück zu fahren, dort sind ein paar Häuser und wir können fragen. Die erste Familie auf die wir treffen, sind deutsche Auswanderer. Das macht nicht nur die Kommunikation einfacher, sondern begräbt auch unser Projekt Keippen. ‚Mit den Kindern nicht machbar‘ war die fachmännische Meinung der Auswanderer. Dafür gibt es aber einen neuen Wandertipp mit Anfahrtsbeschreibung ins nächste Tal. Zum Glück müssen sie in die gleiche Richtung wie wir und können uns das eine oder andere Mal vor dem falschen Abzweig bewahren. Wir sind im Urlaubsmodus und können uns nix merken. Zum Glück habe ich mir aufgeschrieben wie unser Ziel heißt und so schlängeln wir uns den nächsten ansehnlichen Berg hinauf – kurzer Stopp am Aussichtspunkt…

…und schon geht es auf den Gaularfjellet. Die Landschaft ändert sich schlagartig und man vermutet nicht, dass man vor 10 Minuten noch den Fjord passiert hat. Wir begrüßen kurz die Bewohner der Gegend und machen uns danach auf die Suche nach dem Parkplatz.

Den finden wir schnell, allerdings ist es mittlerweile schon Nachmittag und wir starten zum Wandern?! Ähnlich wie unsere Bedenken, sieht die Lust der Kinder aus. – Zum Glück verfliegt beides und nicht mal die vereinzelten Regentropfen, hindern uns am Weitergehen. Es ist herrlich hier, kleine Bergseen umschlossen von Felsen, Gebirgsbäche mit Steinen zum Balancieren, alte Hütten und immer wieder Schafe.

Irgendwann suchen wir uns einen Picknickplatz und verschlingen, viel später als geplant, unser Essen. Danach geht’s zurück zum Auto, gleicher Weg, trotzdem toll. Danke liebe Auswanderer (wir wissen den Namen leider nicht) für den Tipp.

Als wir am Wohnwagen ankommen ist es bereits Abends. Wir entscheiden uns für das schnellste, was der Kühlschrank hergibt – Tortellini und fallen ins Bett.

Mittwoch 10.7.

Bereits gestern haben wir unseren tollen Stellplatz um eine Nacht verlängert und so können wir heute zu einem Highlight aufbrechen. Als ich aufwache, ist Line bereits draußen. Sie hat Wasser für frischen Kaffee geholt und dann „unserer“ Robbe einen guten Morgen gewünscht. Dabei ist es erst 7… Sie ist doch nicht etwa aufgeregt?

Auch die restliche Meute ist heute recht schnell aufgestanden, denn wir wollen zum Gletscher. Die Tour sollte eigentlich mit dem Kajak über den Gletschersee führen. Nach einem Telefonat mit dem Guide, ist uns das allerdings zu riskant. Die Kinder müssten über 1,5h mit paddeln und Line ist immer noch geschwächt. Wir wählten also schweren Herzens die Motorbootvariante, freuen uns heute aber nicht weniger darauf.

Wir haben uns für die Agentur Icetroll entschieden und so warten wir, nach einer Stunde Fahrt am Gletschercentrum des Jostedal Glacier (der größte Gletscher des europäischen Festlandes) auf Kuba unseren Guide. Die Wartezeit nutzen wir, um das kleine Museum zu erkunden, kostenlos für alle die eine Führung gebucht haben. Es gibt auch einen kleinen Shop, die letzte Chance nach Handschuhen zu schauen. Ha, mitten im Sommer Handschuhe, wer braucht denn so was? Das haben die von Icetroll bestimmt nur aus marketingzwecken in die Mail geschrieben. Trotzdem habe ich bereits im Auto nach Handschuhen geschaut, Line zu Liebe… gefunden hab ich meine es-könnte-jederzeit-ein-Wintereinbruch-kommen-Notfall-Handschuhe und ein Paar Reifenwechsel-Arbeitshandschuhe. Im Laden gibt es tatsächlich Wollhandschuhe, allerdings in „groß“ – kaufen wir. Jetzt hat jeder welche, außer dem schmunzelnden Micha. Kuba kommt pünktlich und nimmt uns in Empfang, wir müssen noch auf eine belgische Familie warten. Die wollten eigentlich schon gestern aber haben die Abfahrt verpasst – irgendwie wie heute. Irgendwann starten wir dann ohne die Belgier, dafür mit einigen fiesen Kajak-Fahrern. Fies natürlich nur weil sie Kajak fahren. Der Tross folgt den Guides immer weiter den Berg hinauf, das Thermometer im Auto ist im Sinkflug.

Dann haben wir die Staumauer erreicht, unsere Autos tauschen wir gegen Schwimmwesten und machen uns zu Fuß auf, die letzten Höhenmeter zu meistern. Dann liegt er vor uns, der Gletschersee und als ob es das normalste der Welt ist, schwimmen Mitte Juli ein paar entzückende kleine Eisbergchen direkt vor uns. Wir „Alten“ sind ergriffen, die Jugend nimmt es irgendwie hin.

Schnell besteigen wir das Boot, mittlerweile ist auch die belgische Delegation zu uns gestoßen. Man hat einfach oben auf uns gewartet – verwirrt aber jetzt egal. Auf geht’s!

Kuba, unser Guide tut es dem Kapitän der Titanic gleich und hält Kurs auf die Eisberge, während wir uns dem Gletscher nähern, so kann ich meinen Zeigefinger durch dauerhaftes Auslöserdrücken warmhalten – guter Mann! Natürlich rammen wir keinen und halten, als wir ankommen noch mehr Sicherheitsabstand zum Gletscher. Im Sommer brechen dauerhaft große Eisbrocken ab. Die wollen wir gar nicht von unten im freien Fall sehen. Also anlegen und ab zum Eis. HALT! In Norwegen, so erklärt uns Kuba, herrscht Seilpflicht! Also bekommen wir neben Steigeisen, alle einen Karabiner und knoten uns, nacheinander alle an ein Seil, bevor es wirklich auf den Gletscher geht. Die folgenden Bilder geben nur einen ungefähren Eindruck des Ganzen. Wir haben ein Dauerlächeln im Gesicht, unserem Kleinsten ist kalt…

Wie ein Expeditionsteam kommen wir uns vor, als wir die ersten Gletscherspalten erkunden. Wenn die Kinder vorsichtig in eine Spalte schauen, natürlich nur nach Anleitung vom Guide, hält Line die Leine so fest, dass sie Mühe haben, überhaupt in deren Nähe zu kommen (man beachte die Leine im nächsten Bild). Jetzt sind alle begeistert.

Neben vielen Informationen hat unser Guide Kuba auch noch was viel interessanteres dabei – heißen Kakao. Spätestens jetzt hat er die Kids auf seiner Seite. Nach einer Tasse (für mich nach 2) machen wir uns auf den Rückweg, jetzt sind wir ja schon alte Hasen…

Auf dem Rückweg legen wir noch ein Picknick im Sonnenschein ein. Der Platz im steinigen Flussbett bot sich einfach an und die Wärme holt uns wieder in den Sommerurlaub zurück. Dann passiert das, worauf unsere Kinder schon lange warten – Nachmittag ist gammeln angesagt.

Ihr wollt wissen wie unsere Tour weitergeht? Hier geht’s zu Teil II

Weihnachten am Polarkreis

January 13, 2019

Es war exakt am 3.Oktober 2018, die Kinder waren bei der Oma, damit wir in Ruhe den Wohnwagen für unsere Tour zum Gardasee packen können. Das ging schneller als erwartet und so saßen wir Nachmittag in einem kleinen Cafe unserer Heimatstadt und träumten vom Urlaub. Line erwähnte, dass es bestimmt toll wäre, an Weihnachten einfach mal weg zu fahren. Einfach raus, statt Weihnachtsbaum und 3 Tage Braten am Stück. Es dauerte keine 10 Minuten und unsere Träume waren so konkret, dass wir mal ganz zwanglos nach einer Fähre Richtung Schweden schauten. Noch vor dem Abendessen buchten wir. Die darauffolgende Nacht konnten wir beide kaum schlafen, so aufgeregt waren wir.

Was hatten wir vor? Unser Plan war, dass wir am 21.12. nach der Arbeit Richtung Rostock starten und dann die Nachtfähre nach Trellebourg nehmen. Wenn alles klappt, wären wir genau am 24.12. in Rovaniemie beim Weihnachtsmanndorf in Finnland.

Dank meiner Zusammenarbeit mit Volkswagen Nutzfahrzeuge (Achtung Werbung 😉 ) bekamen wir pünktlich einen Tag vor der Abreise einen aktuellen Amarok vor die Tür gestellt und ich konnte packen. Wir merkten schnell, wie verwöhnt wir vom Campingurlaub sind. Diesmal muss alles in Taschen und all die kleinen Dinge, die sonst dauerhaft im Wohnwagen auf ihren Einsatz warten, müssen eingeladen werden. Ich kaufe schnell noch eine Schneeschaufel (das ist gar nicht so einfach in einem Baumarkt der Provinz, zum Glück haben wir einen perfekt sortierten Händler, der mir diese über Nacht bestellt), da ich gelesen habe, dass diese in Schweden im Winter Pflicht ist. Pünktlich starten wir also am Freitag den 21.12. von zu Hause. Vorn auf dem Armaturenbrett leuchtet der Miniweihnachtsbaum und wir kommen erstaunlich staufrei an Berlin vorbei, nach Rostock. Wir stimmen uns schon mal mental auf die Verpflegung der nächsten Tage ein und essen Abendbrot bei MC D. Danach geht es an den Skandinavienkai.

Wir haben erstmals eine Kabine, da wir uns entschieden haben, die Nachtfähre zu nehmen. Rationell betrachtet sicher eine gute Entscheidung, für uns trotzdem nicht optimal. Die Fähre legte 22:30 Uhr ab. Die Kinder waren natürlich entsprechend aufgedreht und alle brauchten eine Weile, ehe sie in unserer 4’er Minikabine zur Ruhe kamen.

22.12. Wir sind in Schweden

Gegen 5:00 Uhr erfolgt dann bereits die erste Durchsage, dass wir bald anlegen. Müde kriechen wir aus den Federn und geraten leicht in Panik, als wir auf den Flur treten. Alles leer! Nur das Reinigungspersonal ist schon fleißig bei der Arbeit. Wir sprinten also los, Entwarnung! Am Parkdeck geht es wieder ganz entspannt zu und wir sitzen noch 15 Minuten im Auto, bevor es endlich auf schwedischen Boden geht. Müde und hungrig beginnen wir also den zweiten Tag. Wir steuern recht zügig auf eine Möglichkeit zum Frühstück zu. Aufgrund fehlender Alternativen (der Uhrzeit geschuldet) landen wir erneut bei MC D…

Unsere heutige Etappe hält keine großen landschaftlichen Besonderheiten bereit, sie dient einzig dem Zweck, in den Norden zu kommen. Wir folgen immer der E4 Richtung Stockholm, unserem heutigen Tagesziel. Im Radio läuft eines der unzähligen Hörbücher, welche ich für die Fahrt zusammen gesucht habe. Unser Jüngster fordert den Akku des Tablets heraus (da wir nicht mit eigenem Auto unterwegs sind, gibts keine Fernseher im Auto). Das anschließende bedrohliche Einfordern einer Toilette durch den Jüngsten, lässt uns von der Hauptstraße abbiegen. Mittlerweile haben wir auch die Schneefallgrenze hinter uns gelassen und zack – Schwedenurlaub! Die Nebenstraße ist nicht geräumt, das Örtchen Väderstad liegt verträumt im Schnee. Die einzige auffindbare Toilette befindet sich in einer herrlichen Bäckerei mit angeschlossenem Cafe ( Väderstad Centralkonditori). Gleich um die Ecke gibt es noch einen Lopies (Trödel)- wir sind angekommen (nur bildlich) und glücklich. Auf den folgenden Bildern seht ihr nicht etwa ein fremdes Wohnzimmer, nein, das war die Gaststube in der ersten Etage…

Nach Kaffee und heißer Schokolade geht es weiter Richtung Norden. Während ich die schnurgerade Straße im Blick behalte, sucht Line im Handy (EU-Roaming sei Dank) immer mal wieder nach etwas Sehenswertem, ohne die Strecke zu stark zu verlassen. In Linköpping wird sie fündig und wir begeben uns auf die Suche nach dem historischen Stadtkern. Der Weihnachtsmarkt findet leider nur an ausgewählten Tagen statt (heute nicht). Es wirkt dennoch alles, wie in einer Weihnachtsgeschichte. Wir ziehen durch die meist menschenleeren, uralten Gassen. Überall verstecken sich kleine Läden und Cafés. Die Kinder trotzen der Kälte spielend und wir genießen die Bewegung, bevor wir wieder mit rot gefrorenen Nasen im Auto sitzen.

Weiter geht es ohne Zwischenstopp bis in unser erstes Hotel. Unsere Unterkünfte hatten wir im Netz vorab gebucht und so stießen wir in diesem Urlaub, recht oft auf Hotels der Sandic Kette, diesmal das Scandic in Sollentuna.

Sehr schick eingerichtet, sauber und was unsere Kinder besonders freute, mit Schwimmbad und Sauna (leider immer getrennt für Männlein und Weiblein). Die Sauna, nutzen wir trotzdem und spielen anschließend in der tollen Lobby des Hotels eine Runde Karten. Als erfahrene Picknicker essen wir Abendbrot (Knäckebrot, schwedischen Käse und Österreichische Kaminwurzen) auf dem Zimmer. Wir gehen schnell ins Bett, die Nacht auf der Fähre gilt es aufzuholen. Am nächsten Morgen starten wir mit einem tollen Frühstück und unser Jüngster entdeckt seine Lieblings-Frühstücks-Speise: Köttbular. Auch sonst ist alles vorhanden, was man sich wünscht. Das Hotel ist eine klare Empfehlung auf dem Weg Richtung Norden, oder auch für einen Ausflug nach Stockholm.

23.12. quer durch Lappland mit Fika bei neuen Freunden

Wir  starten kurz nach 9 Uhr weiter Richtung Norden. In der Nacht hat sich noch ein leichter Schneehauch auf das Auto gelegt. Die Straßen sind unproblematisch. Es soll heute wieder eine recht lange Etappe werden (morgen ist schließlich schon Heiligabend). So haben wir zwar kaum Zeit, von der Hautpstraße abzubiegen aber auch so ergeben sich immer wieder faszinierende Blicke, auf die verschneite Gegend. Erstmals bestaunen wir auf dieser Etappe die tollen Farben, welche die dauerhafte Dämmerung mit sich bringt und ja, manchmal müssen wir zumindest kurz die Haupstraße verlassen… für ein oder zwei Fotos…

Heute soll sich wieder einmal die unglaubliche Gemeinschaft der Amarokfahrer unter Beweis stellen. Ich poste in den Vormittagsstunden ein Bild unseres Amaroks auf der Brücke (oben) und keine 5 Minuten später erhalten wir von Robert eine Einladung zur Fika. Ich gestehe an dieser Stelle, dass wir das Wort Fika nicht kennen und erstmal googeln müssen.

Warum eigentlich nicht? Fika beschreibt so ziemlich genau das, was wir im Urlaub dauerhaft machen. Unabhängig von der Tageszeit Kaffee trinken und Kuchen essen. Dieses Wort wird ab diesem Zeitpunkt zu unserem Lieblingswort und soll uns auch, ab jetzt an jeder Ecke begegnen.

Wir überlegen kurz und versichern uns nochmal, ob Robert, den wir bis dahin nicht kannten, es auch ernst meint. Er meint es ernst! Für uns bedeutet es nur einen unbedeutenden Umweg. Zusätzlich gibt uns dieser kleine Umweg die Chance, die kleinen schwedischen Straßen zu genießen. Wir sagen zu und genießen jeden Meter, bis zum Haus. Wie viel Glück kann man eigentlich als Auswanderer bei der Haussuche haben? Wir sind sofort verliebt. Das Haus liegt am Ende eines kleinen Ortes, auf einem Berg. Von jeder Seite ergibt sich ein neuer traumhafter Anblick und das, obwohl wir erst bei einsetzender Dunkelheit dort eintreffen. Wir erfahren, dass Robert und seine Frau Angela erst ganz frisch nach Schweden ausgewandert sind und lassen uns Kuchen und Kaffee schmecken. Die Kinder hält es nur kurz im Warmen, sie haben die Poporutscher im Kofferraum entdeckt und wollen raus in den Schnee. Wir schwatzen noch eine Weile, als würden wir uns schon ewig kennen. Die Beiden schreiben über ihre Auswanderung auf ihrer Facebookseite: Unser neues Zuhause in Schweden

Als wir uns verabschieden (nicht ohne anzudrohen, irgendwann wieder zu kommen) ist der Mond schon aufgegangen (das vorletzte Bild zeigt ihn übrigens beim Aufgehen, nicht die Sonne!) und wir haben noch circa 2 Stunden zu fahren. Heute haben wir uns für ein Hostel entschieden. Es liegt 15 km abseits der Hauptstraße und wir sind echt gespannt. Natürlich fahren wir erstmal vorbei, es ist recht unauffällig und ja schon dunkel. Kurz wenden und zurück. Wow! Irgendwie fühlen wir uns hier im Hostel by the River wie Pipi Langstrumpf, als wir das Haus betreten. Hier gefällt es uns und wir beschließen den Abend, beim Abendbrot in der urigen Küche und bei Glühwein von den Lieblingsnachbarn aus Deutschland. Zwischendurch muss ich noch mal rausstapfen, um ein Foto zu machen. Überhaupt stapfe ich auf dieser Tour ständig raus, um noch irgendwas zu holen – Wir sind halt Wohnwagen verwöhnt!

24. Dezember – Auf nach Finnland

…und noch 500 km bis zum Weihnachtsmann, also stehen wir halb 8 auf und frühstücken, diesmal selbst gemacht in der Küche. Zum Glück hat uns der Betreiber gestern noch Kaffee gebracht und alles was wichtig ist, haben echte Camper eben doch dabei 😉 Draußen sind es -20 Grad aber sonnig, naja zumindest dort wo sie hinkommt. Ich war beim Tasche verstauen schon mal draußen und musste einfach ein paar Bilder machen. Ich bin fasziniert.

Erst auf den Bildern wird uns später klar, wie dunkel es eigentlich während unserer Zeit im Norden, den ganzen Tag war. Dank dem Schnee und der tollen schwedischen Beleuchtung, ist uns das überhaupt nicht unangenehm aufgefallen. Wir fahren wieder zurück auf die E4, der wir seit Stockholm folgen und genießen erneut die Fahrt. Die Kinder  sind zum Glück gut mit Spielen und Hörbüchern versorgt. Außerdem fahren sie recht gern Auto und so empfinden sie die Fahrt nicht als unangenehm. Meistens steigen sie nicht mal aus, wenn wir kurz Pause machen. Sicher waren wir früher nicht anders. Verstehen können wir es trotzdem nicht! So haben wir immer mal wieder ein paar traumhafte Momente ganz für uns allein. Wir genießen!

Irgendwie haben wir das Campen mittlerweile so im Blut, dass wir sogar bei einer Rast unbemerkt auf Stellplätze fahren. In den Bildern oben ist dies einer, direkt an der (aktuell zugfrorenen)  Ostsee in Jävrebyn. Den merken wir uns mal für den Sommer vor. Ansonsten gibt es von diesem Tag den Standardausblick aus der Frontscheibe. Auch am dritten Tag entlockt uns der Blick regelmäßige „oooohhhhs“ und „aaahhhs“.

Die Grenze nach Finnland überrascht uns gleich 2 mal. Zum Einen kam sie recht unerwartet. Ich hatte mir vorgenommen, ein schönes Foto dort zu machen. Man fährt ja schließlich nicht täglich mit dem Auto nach Finnland. Hier seht ihr das Ergebnis:

Nach dem Foto ist klar, wir müssen nochmal hier her! Zum Glück haben wir uns bereits für Sommer 2021 mit Freunden am Nordkap zum Kaffee verbredet. Die zweite Überraschung folgt bei einem Blick auf das Handy. Ja, wir sind im finnischen Netz eingeloggt aber was ist das? Die Finnen haben uns gerade eine Stunde unseres Heilig-Abend-Tages geklaut. Mein Handy zeigt nun statt 14:00 Uhr an es wäre 15:00 Uhr. Mist an eine Zeitverschiebung in der EU, hatten wir nicht gedacht. Die letzten 130 km ziehen sich nun echt und die Kinder fangen ungefähr bei 70 km an, die Kilometer rückwärts mitzuzählen. Wir schaffen es tatsächlich und kommen gegen 17 Uhr in Rovaniemi an. Weihnachten in Rovaniemi hatte uns bei unserer Planung, ganz nah an den finanziellen Ruin geführt. Angebote ab 2.500,-€ für 2 Nächte waren für uns nicht akzeptabel. Wir hatten uns bereits damit abgefunden in Haparanda oder Tornio (Schweden oder Finnland) ein Hotel zu beziehen. Das sind 130 km bis zum Weihnachtsmanndorf aber dafür bezahlbar.  Ein Tag vor unserer Abreise konnte ich dann ganz kurzfristig noch umbuchen und so konnten wir bezahlbar im Scandic Rovaniemi einchecken. Ich laufe ungefähr 12x mal vom Auto zum Zimmer und Line richtet es in der Zeit weihnachtlich ein. Wir haben eine Alubox mit den wichtigsten Deko-Elementen mitgenommen. Das Zimmer ist ausreichend groß und es wird schnell weihnachtlich. Dabei bemerken wir, dass wir in der Freude über die gelungene Umbuchung, leider völlig das weihnachtliche Abendessen vergessen haben. Die wirklich nette Dame an der Rezeption lächelt nur milde, als wir nach einem Restaurant fragen, in welchem wir heute am Heilig Abend und zu 4. Essen gehen können. Zur Erinnerung, wir sind in Rovaniemi, der Stadt des Weihnachtsmannes und alle Restaurantplätze, die nicht von seinen Elfen belegt sind, werden durch handytippende Touristen besetzt. Wir haben auf dem Weg heute, ab Mittag schon nichts mehr gefunden, was offen hatte. Es hätte uns also wirklich klar sein können. Dann macht sie uns ein Angebot, welches (sie wird es gewusst haben) wir nicht ausschlagen können. Es gibt im Hotel 2 Runden Gala-Dinner. Die erste 18 Uhr und die zweite 21 Uhr. Für die zweite Runde hätte sie noch 4 Plätze. Während sie das sagt, nehme ich mir fest vor, egal welcher Preis, heute ist Weihnachten und wir haben keine Alternative. Das war gut so! Hätte ich über den Preis nachgedacht, hätte ich nein gesagt. Ich höre mich also ‚ja‘ sagen und es ist uns beim Essen fast gelungen, nicht daran zu denken und ein Glas Wein und Wasser gab es schließlich auch noch gratis dazu. Wer sich jetzt fragt was es denn nun gekostet hat… pro Erwachsenen gerade so unter 100,- für Kinder die Hälfte…

Damit haben wir nun wieder genug Zeit. Essen gibt es 21 Uhr (nach unserer inneren Uhr 20 Uhr) das ist ganz ok. Wir gehen noch kurz vor die Tür. Direkt vor unserem Fenster steht die riesige Eisskulptur eines Moomins. Seitdem sind unsere Kinder riesen Fans von den niedlichen Trollen. Den wollen wir uns in Echt ansehen. Zudem hält die Fußgängerzone auch noch Marktstände mit Mützen, Fellen usw. eine Eisbahn und vieles mehr vor. Unser Jüngster hatte keine Lust und beobachtete uns lieber vom Fenster aus (das Zimmer links direkt über den beiden Sternen).

Danach haben wir noch Zeit für eine Geschichte aus dem Weihnachtsbuch von Petterson und Findus. Alle liegen auf dem Bett und lauschen. Weihnachten ist angekommen! Die Geschichte ist zeitlich genau der Lückenfüller. Anschließend gehen wir nach unten. Gerüchten zufolge soll um 8 der Weihnachtsmann ins Hotel kommen und den Kindern ein Geschenk bringen. Wir sind gespannt, wie der in Finnland nun aussieht. Auch alle anderen Touristen des Hotels, egal ob mit oder ohne Kinder wollen das sehen und so ist der Raum recht gut gefüllt. Der Weihnachtsmann kommt pünktlich. Unsere Freunde aus dem fernen Osten, machen Fotos in diversen Apps. Mit Glitzer, mit Feenohren, mit Tannenschmuck und versenden diese unmittelbar, ohne dafür die Hand mit dem Handy herunter zu nehmen – ein Schauspiel!

Die Kinder bekommen davon nichts mit, sie nehmen gerührt ihre Geschenke in Empfang (Schreibfedern von Hermine und Harry Potter) und sind glücklich. Anschließend geht es zum Weihnachtsgala-Dinner. Line hat vorsichtshalber noch mal gegoogelt. Ergebnis: alles außer Buffet! Es gab Buffet! Aber das ist nicht schlimm. Wir bekommen einen Tisch etwas abseits und daher nicht so laut und staunen eine Weile. Wie schnell und wie viel, doch einige andere Touristen denn so essen können. Dann machen auch wir uns ans Buffet. Kurz gesagt es war lecker. Beilagen ließen wir in Hinblick auf den Preis größtenteils weg und ernährten uns stattdessen von Lachs, Weihnachtsschinken, Rentiersalami, Heringssalat und finnischem Käse. Ach ja, und natürlich von Torte und Kuchen, bis auch wir zu platzen drohen…

In der Zwischenzeit (ich schwöre, ich war nur kurz auf der Toilette) hat der Weihnachtsmann die Geschenke auf unser Zimmer gebracht und unser Jüngster ließ verlauten, dass dies das schönste Weihnachtsfest seines 8-jährigen Lebens sei. Das Zimmer verfügt über einen Wasserkocher und so können wir den Weihnachtsabend mit Weihnachtsmusik (Prime Musik und Wlan sei Dank) und warmem Tee ausklingen lassen.

25.12.2018 Beim Weihnachtsmann am Polarkreis

Punkt 08:00 Uhr klingelt der Wecker, unsere innere Uhr behauptet fest es sei erst sieben. Egal, wir wollen heute das eigentliche Ziel unseres Roadtrips ansteuern (wenn man bei so einem Trip von Ziel sprechen kann?!) Wir haben heute ein Date mit dem Weihnachtsmann! Nicht mit einem seiner unzähligen, teils wenig talentierten Gehilfen, die in Einkaufszentren, Weihnachstmärkten und Sportvereinen ihr Unwesen treiben, nein, mit dem Echten! Bei ihm zu Hause im Weihnachstmanndorf.  Als erstes natürlich – frühstücken. Es gibt Rührei für uns, das können übrigens weder die Schweden noch die Finnen besonders gut. Aber das ist uns egal. Pepe ist heute mal Köttbular. Danach starten wir! Die Fahrt geht heute, dank Umbuchung, nur 6 Kilometer und wir sind zeitig da, dunkel ist es sowieso. Ich parke das Auto und wir wollen als erstes den Weihnachtsmann suchen. Eine unserer besten Entscheidungen (direkt nach der, überhaupt loszufahren). Wir haben 2 Familien vor uns und müssen knapp 15 Minuten warten. Dann dürfen wir zu ihm. Später sehen wir endlos lange Schlangen mit mindestens 3 Stunden Wartezeit. Er scheint sehr begehrt zu sein, der Alte! Fotografieren ist bei ihm im privaten Zimmer streng verboten. Aus Versehen, vergesse ich, die Gopro auszuschalten und kann im Nachgang ein Bild von ihm, aus dem zufällig entstanden Filmfetzen schneiden. Natürlich kaufen wir brav das tolle Foto von ihm und uns auf USB-Stick! Lange haben wir vorab überlegt und nachgelesen. Sehr teuer hieß es, totaler Kommerz. Alles richtig. Aber trotzdem, wenn uns jemand fragt, dann sagen wir, es ist toll beim Weihnachtsmann. Die Kinder sitzen rechts und links auf seiner Armlehne und wir daneben, man ist mit ihm ganz allein, die Tür zur Wartschlange ist zu und nur eins, zwei Elfen kümmern sich um das Foto. Er kann recht gut Deutsch und nimmt sich echt viel Zeit für uns. Er fragt die Kinder, ob er gestern (Heilig Abend) das Richtige gebracht hat und noch Vieles mehr. Irgendwie glauben auch wir in diesem Moment an den Weihnachtsmann. Einfach wunderbar. Zum Abschied winkt er uns noch einmal zu, auch wenn schon die nächste Familie links und rechts neben ihm sitzt. Lohnt sich!

Danach verbringen wir den restlichen Tag damit, das Dorf zu erkunden. Der Eintritt ist frei aber alles was man tun kann und das ist eine ganze Menge, kostet extra. Hier sollte man sich gut überlegen, ob man das Geld ausgibt oder die gleichen Aktivitäten, ohne Weihnachtsmannaufschlag woanders in Schweden oder Finnland zur Hälfte macht. Es gibt Schlittenhunde, Rentiere, Schneemobilfahrten und und und. Wir schauen uns alles an, die Kinder schnappen sich einen, der kostenlos zu nutzenden Schlitten die überall stehen und waren damit vollauf zufrieden.

Auf den Bildern ist gut zu sehen, wirklich hell wird es den ganzen Tag nicht. Uns war es egal, ebenso, wie der einsetzende Schneefall. Wir haben gelesen, dass den gerade aktuellen Moomins (ihr erinnert euch, vor unserem Hotel) ein ganzes Eisschloss das Moomins Snowcastle gewidmet wurde, nur 200m vom Dorf entfernt, also auf! Dort sind die Preise allerdings so unverschämt (für uns 4 knapp 100,-), dass unsere Kinder von sich aus verzichten hinein zu gehen. Dank GoPro und Stick werfe ich einen Blick nach innen. Alles richtig gemacht!

Nach einem Kaffee (nicht billig aber bezahlbar) im Café des Weihnachtsmannes überlassen wir die Kinder ihren Schlitten und stöbern noch ein wenig durch das Dorf, beziehungsweise drum herum. Ein herrliches Gefühl hier im Schnee, die Temperaturen sind auch bei angenehmen -5 Grad und der leichte Schneefall macht das ganze nur noch schöner! Als ich mich durch den Wald an die Rentierschlitten anpirsche, gibt mir der erste „Kutscher“ zu verstehen, dass ich hier nicht sein dürfe, nur Schlitten und Snowmobile. Er schickt mich also zurück zum Weg. Ich will gerade gehen, da grüßt mich der Kutscher von Schlitten 2. Er hat scheinbar gesehen, dass ich mich mit seinem Vordermann unterhalten habe aber natürlich nicht verstanden worüber. Ab da halten mich alle für den offiziellen Fotgrafen des Weihnachtsmannes, grüßen artig und fahren weiter. So habe ich genug Zeit, die Rentiere und Snowmobile in Aktion zu fotografieren.

Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen und schreiten gemeinsam mit einem großen Schritt über den Polarkreis. Fühlt sich an, wie jeder andere Schritt, wir versuchen es erneut, diesmal mit Springen. Auch kein Unterschied. Egal, lustig wars und man muss es mal gemacht haben. Für Pepe geht dann noch ein kleiner Traum in Erfüllung (er hatte schon bei Pip Langstrumpf Glück). Als neuer Moominsfan geht er natürlich, völlig fasziniert, nicht ans Ende der langen Schlange, um seine Idole zu begrüßen. Nein, er geht geradewegs daran vorbei und macht sofort High-Five, fast wäre ich so schnell nicht mit dem Foto hinterher gekommen.

Voller Eindrücke schlendern wir zurück. Ein kleiner Abstecher zum Souvenier-Shop, um Shirts und Mützen zu kaufen und dann sitzen wir glücklich im Auto. Noch ein kurzes Auto-Shooting im Weihnachtsmanndorf und es soll losgehen. Ich kann diese tolle Schneelandschaft aber nicht einfach so links liegen lassen (auch nicht rechts) und so biegen wir einfach nochmal ab und fahren durch den verschneiten Winterwald Finnlands, bevor es zurück ins Hotel geht. Ein toller Tag!

 26.12.2018 Santa-Park und Schneemobil-Tour bei Nacht

Bevor es heute wieder Richtung Torneo / Haparanda geht, steht noch Santa-Park auf dem Programm. Der war für gestern ausgebucht und wir sind dementsprechend froh, für heute Karten im Netz bekommen zu haben. Was uns wirklich erwartet wissen wir nicht, also warme Sachen an (heute ist es etwas kälter als gestern) und los geht es. Auf dem Weg dorthin begegnen uns Elche und Hirsche, leider sind diese nicht überall so schön beleuchtet, wie hier. Trotzdem haben wir auf der Fahrt bereits einen Elch, direkt neben der Straße gesehen (im winterlichen Schnee geht das echt besser, als im grünen Sommer). Diese hier halten ordentlich still, bevor die Lampen Punkt 10 Uhr ausgehen, trotz Dunkelheit! Ich habe sie gerade noch erwischt.

Wie gut, dass wir uns gerade dick angezogen haben. Der Eingang zum Park liegt nämlich unter der Erde und alles ist gut beheizt. Also nach dem Schlange stehen am Eingang (warum bieten sie eigentlich Onlinetickets an, wenn dann doch wieder alle in einer Schlange stehen) wieder alles ausziehen und ab ins Getümmel. Es entpuppt sich als kleiner Freizeitpark unter der Erde, mit dem Motto Weihnachtsmann, die Kinder sind begeistert, also nehmen wir es unter die Kategorie ‚wenigstens für die Kinder war es toll‘ Es gibt eine Elfenschule zum Mitmachen, das Reich der Eiskönigin, eine Pfefferkuchenbäckerei und vieles mehr. Zusätzlich kann man unterirdisch den Polarkreis unterschreiten (wenn mich mein Orientierungssinn nicht getäuscht hat, war der mindestens 500m entfernt aber egal) In der Mitte des Parks finden auf einer großen Bühne regelmäßig Shows mit guten artistischen Einlagen statt. Wir trinken in der Zeit einen Kaffee (leider aus einem Pappbecher) und entspannen uns. 

Ok, ich gebe es zu, ich habe mich nicht einfach zurück gelehnt und entspannt. Ich habe das Wlan vor Ort genutzt, um zu schauen, ob wir nicht auch für uns noch etwas Tolles an diesem Tag finden. Nach dem Park wollen wir ja nach Torneo weiter fahren, das sind nur 130 km also genug Zeit, um am Abend etwas Spannendes zu unternehmen. Ich finde einen Anbieter für Snowmobil-Touren, allerdings sind Buchungen erst für den nächsten Tag möglich. Kurzerhand frage ich per Mail an, ohne daran zu denken, dass heute der zweite Weihnachtsfeiertag ist. Es vergehen keine 5 Minuten und ich erhalte Antwort. ‚Alles kein Problem‘ steht darin, wir sollten einfach für morgen buchen und bezahlen. Ein wenig mulmig ist mir schon dabei aber die Aussicht heute Nacht mit dem Snowmobil zu fahren lockt.

Also buche ich, bezahle und wieder bekomme ich eine Mail. Sie holen uns sogar direkt im Hotel ab, 19:15 gehts los. Ich bin total aufgeregt. Nach Santa-Park starten wir Richtung Finnisch-Schwedische Grenze. Der Grenzort heißt Haparanda bzw. Tornio. Unser Hotel heißt Hoteli Olof und die Zimmer sind cool, mit Himmelbett, Küche und viel Platz. Alles ist sehr stylisch, nur der Weg vom Tresen zum Zimmer ist sehr abenteuerlich und bedarf mal einer Renovierung. Wir essen Abendbrot auf dem Zimmer, es gibt wie üblich Knäckebrot und schwedischen Käse, lecker. Danach geht es los. Wir schauen, was wir alles übereinander anziehen können und machen uns auf dem Weg nach unten. Kurz darauf kommt Jesse von der Taxari Travel Agency, ein junger Finne der super englisch spricht und so vergeht die Fahrt nach Kemi mit dem VW-Bus wie im Flug. Wir wissen jetzt, dass Finnen unglaublich viel Kaffee trinken, wenn sie Auto fahren und dazu ständig Pause machen, das Finnen gern gut gepflegte deutsche Autos importieren und das der Winter nur wirklich hart ist, wenn kein Schnee liegt und es dadurch wirklich dunkel ist. In Kemi angekommen, stattet uns Jesse mit Anzügen aus. Die sollen uns bei derzeit -20 Grad warm halten. Angeblich können wir sogar unsere Anzüge auslassen, wir sind skeptisch aber vertrauen ihm. Danach steigen wir erneut ins Auto und fahren noch ein Stück. Wir befinden uns an einem Ufer und ich frage welcher Fluss das ist. Jesse schaut mich ungläubig an und antwortet ‚No river, it’s the baltic sea!‘ Line und mir fallen die Kinnladen herunter, irgendwie hatte ich das nicht gelesen aber hey auf gehts! Wir gehen nun aufs Eis der Ostsee. Dort stehen bereits 2 Schneemobile, eins für Jesse, mit Anhänger für die Kinder. Das andere ist für Line und mich. Nach kurzer Einweisung kann es losgehen. Die Anzüge sind tatsächlich so warm, dass wir nicht frieren und die Kinder bekommen in ihrem Anhänger echte Rentierfelle.

Wir fahren echt auf der Ostsee und das Ufer verschwindet langsam am Horizont, kleine Inseln tauchen auf, über eine fahren wir direkt drüber. Keine Ahnung wie lange wir unterwegs sind, es ist toll. Wir fahren zwischen zwei Inseln und erneut das Ufer hinauf. Hier stehen zwei große Kotas, an denen wir die Schneemobile abstellen. Nun müssen wir vorsichtig anklopfen, sagt Jesse. Manchmal schlafen Bären darin.Die Kinder sind gespannt. Entwarnung, kein Bär da, auch kein Fuchs. Dann dürfen wir rein. Schnell brennt ein schönes Feuer (Jesse ist Experte!) und wir bekommen Blaubeerkuchen und warmen Beerensaft.

Wir hätten sicher noch eine weile Sitzen und Jesses Geschichten zuhören können aber irgendwann geht es zurück, über die Ostsee nach Kemi. Hier mal ein kurzes (noch) ungeschgnittenes Video:

Ich für meinen Teil bin glücklich, Line und die Kinder glaube ich auch. Ein cooles Erlebnis und das alles ohne frieren.

27.12.18 Zurück nach Schweden

Nach einer letzten Nacht in Finnland treten wir heute die Reise Richtung Süden an. Vorher statten wir aber Kemi noch einen Besuch ab. Hier soll es das größte aus Eis und Schnee gebaute Gebäude Europs geben – ein Eisschloss. Schnell finden wir die Wegweiser und folgen ihnen. Wir landen auf einer großen Hotelbaustelle und finden dann auch den Platz, an dem das Eisschloss steht, zumindest in den letzten Jahren stand und vielleicht auch irgendwann 2019 stehen wird. Heute ist hier nichts. Nichts, außer einer Hotelanlage und der Ostsee. Wir nutzen die Gelegenheit für einen Spaziergang auf der zugefrorenen Ostssee, heute bei Tag. Ok, viel heller ist es deswegen auch nicht.

Heute ist es noch dazu recht neblig, das kann echte Finnen natürlich nicht von einer Radtour abhalten. Wir verlassen Finnland und machen uns auf den Weg durch Schweden. Unsere Etappe ist heute nicht wirklich weit, wir hatten ja das tolle Eisschloss zeitlich eingeplant 🙁

Kaum sind wir über die Grenze (ich habe das tolle Foto schon wieder verpasst) schenkt uns Schweden nicht nur die gestohlene Stunde zurück, nein, auch der Nebel verzieht sich langsam.

Line beweist aufs Neue ihr treffsicheres Gespühr und wir finden wieder einmal ein tolles uraltes Kirchdorf in der Nähe von Lulea – Unesco Weltkulturerbe. Das Licht erinnert heute an einen schwedischen Bonbonladen und ich kann mich gar nicht bremsen. Jedes Haus wird etliche Male fotografiert. Ihr müsst mir verzeihen und glauben, dass die nachfolgenden nur eine klitzekleine Auswahl sind.

Die Schweden wissen, wie man es gemütlich macht! Das Dorf scheint im Winter nicht bewohnt, die meisten Häuser sind so klein, dass es nur noch Ferienhäuser sein können aber auch wenn niemand da ist, stehen in vielen Fenstern Lichter und Weihnachtsdeko leuchtet. In Kombination mit Eisblumen auf den Fenstern, bringt das Line dauerhaft zum Lächeln.

Ein geöffnetes Cafe können wir leider nicht finden und so fahren wir, nachdem wir eine Flasche Glögg in der Touristeninfo gekauft haben, weiter. Etwas später erinnert uns unsere Tochter daran, dass wir heute noch kein Fika hatten. Ein Blick auf die Navi und wir verlassen die E4 Richtung Pitea, dabei kommen wir über eine große Brücke über die Ostsee – kurzer Fotozwischenstopp.

Mittlerweile ist es schon wieder fast ganz dunkel. Wir steuern das Zentrum an und finden ein gemütliches Plätzchen im Espresso-House, ein tolles schwedisches Café, mit allem was zu einer Fika gehört. Lecker!

Im Anschluss füllen wir im ICA noch schnell unsere Reserven auf und fahren die letzte halbe Stunde bis zm Hotel. Wir machen heute Station im Scandic Skelleftea und sind wieder mal beeindruckt, vom Empfangsbereich dieser Hotels. Die Kinder freuen sich wieder mal über ein Schwimmbad und nach dem Abendessen auf dem Zimmer schaffen Line und ich sogar noch einen kleinen Spaziergang durch den Ort.

28.12.18  Wir bekommen die Sonne zurück!

Heute steht eine der längsten Etappen dieses Trips an. Mehr als 800 km sind zu schaffen. Da trifft es sich gut, dass wir heute das beste Frühstück unserer gesamten Reise genießen. Hier im Scandic gibt es wirklich alles was das Herz begehrt. Ob Waffeln, Crepes oder Köttbullar, ob weiche, harte Eier oder Rührei, es ist einfach alles da. Es gibt sogar eine Ecke mit Süßigkeiten. Wir genießen ordentlich und haben nur ein kleines wenig ein schlechtes Gewissen, weil wir mit dem Waffeleisen nicht so gut umgehen können. Allerdings war es nicht das erste Mal, dass der Kellner die verklebten Reste beseitigen muss…. (Ich wette, sie nehmen die Waffeln bald aus dem Programm 😉 ich könnts verstehen) Danach gehts wieder weiter. Schwedens E4 verwöhnt uns mit blauem Himmel. Überraschender Weise meldet sich kurz darauf die Navi und meldet eine Umleitung wegen Stau. Kann das sein? Wir glauben nicht daran, nutzen aber die Gelegenheit im die E4 mal zugunsten kleinerer Straßen zu verlassen. Es ist herrlich, hier auf kleinen Straßen ist nicht geräumt und wir sehen zum ersten mal seit 4 Tagen die Sonne wieder. Das Gefühl ist echt Wahnsinn.

Allzu langsam dürfen wir heute leider nicht sein, daher wechseln wir recht zügig wieder auf die E4. Wir genießen die nächsten Stunden einen Sonnenaufgang, der links hinter uns beginnt und Mittag direkt vor uns in einen Sonnenuntergang  übergeht, um sich wiederum bis rechts hinten hinzuziehen. Zeitdruck hin oder her, machmal muss man da einfach anhalten und die Sache genießen und festhalten.

Laut Navi ist die Ostsee dauerhaft direkt neben uns, manchmal können wir sie sogar sehen, also biegen wir wenigstens einmal auch links ab und was soll ich sagen, landen mal wieder auf einem schönen Campingplatz an einer tollen Ostseebucht in der Nähe von Logdea. Es ist Mittag 12 Uhr und wir genießen den Sonnenuntergang (oder ist es noch der Aufgang? Man weiß es nicht). Wir können die Kinder zum Aussteigen überreden und sie tollen eine Weile am Strand herum, dabei entdecken sie, kleine lange Tierchen, deren Köpfe aussehen wie Seepferdchen. Sonne, klare Luft, man könnte glatt hierbleiben.

Aber wir fahren weiter, Stockholm erwartet uns schließlich schon! Perfektes Timing, die Insassen verlangen nach einer Toilette, als just in diesem Moment die Högakustenbron auftaucht, eine große, beeindruckende Brücke über den Fluß Ångermanälven (eigentlich ist es fast noch Ostsee). Die Schweden haben eigentlich das Talent, ihre Rastplätze an den langweiligsten Stellen der E4 zu bauen, am liebsten 500m nach einem herrlichen Ausblick, diesmal nicht. Es gibt direkt vor der Brücke einen Parkplatz mit WC und gutem Blick auf die Brücke. Ich muss mich entscheiden und wähle das WC ab, dafür die Fotos…

Das vorletzte Bild zeigt schön, wie stark befahren diese wichtige Straße in Schweden ist. Ich saß nicht etwa fahrend im Auto sondern stand auf der Straße für das Foto. Außer an einem schwedischen Burger-Restaurant in einem gigantischen Einkaufszentrum (gruselig), hielten wir heute nicht noch mal an und kommen trotzdem erst am Abend aber zufrieden in Stockholm an. Die Kinder sind begeistert vom Zimmer des Sky Hotel

Es ist riesig und das Bad nochmal. Auch das Auto dürfen wir (natürlich gegen fürstliche Bezahlung) in der Tiefgarage abstellen. Wir spazieren in den riesigen ICA Maxi und kaufen fürs Abendessen leckeren Salat von der Frischetheke ein, zum Nachtisch gibts Pfefferkuchen und Tee. Eine Küche haben wir zum Glück im Zimmer. Morgen wollen wir Stockholm entdecken.

29.12.2018 Stockholm Tag 1

Guten Morgen Stockhom! Heute schlafen wir aus und gehen danach zum Frühstück. Wir sind scheinbar verwöhnt. Es ist hier nicht mehr so üppig wie von den Scandics gewohnt aber deshalb nicht schlecht. Danach starten wir zur Stadterkundung, zu Fuß. Die Kinder sind in irgendeinem Spiel-Flow und laufen völlig unbemerkt hinter uns her. Unsere erste Station soll das Stadhuset sein, also das Rathaus von Stockholm. Recht beeindruckend wenn man davorsteht aber irgendwas stimmt nicht. Entweder ist es total schief oder das Wasser der Ostsee ist hier nicht gerade.

Egal, wir wollen weiter, sollen doch die Schweden allein über ihr schiefes Meer nachdenken. Bis jetzt war Stockholm wenig beeindruckend und recht grau (dazu trug das Wetter sicher Einiges bei, zum Glück aber trocken). Das sollte sich ändern, als wir über eine der vielen Brücken liefen und in Gamla Stan eintauchten. Die Gassen erinnern uns sofort an Venedig. Viele warme Farben, enge Gassen und überall Cafes. Ein Traum für unsere neu entdeckte Leidenschaft zu Fika (also zum Namen, Kaffee und Kuchen mochten wir schon vorher). Nach dem Besuch eines wundbaren Spielzeugladens (Pepe bekam seine geliebten Moomins, die hier in Schweden nun Mumiens heißen) gilt es die hungrigen Mäuler zu stopfen. In unserem Fall heißt das natürlich 2x Kaffee, 2x heiße Schokolade und Kanellbular in einem warmen Cafe.

( Wie man sieht (Bild oben) ist die königliche schwedische Post hochmodern mit Segways in der Altstadt unterwegs)

Gestärkt und aufgewärmt (die -1 Grad hier lassen uns mehr frieren, als die -20 in Lappland) schlendern wir weiter durch die Gassen und kommen irgendwann zwangsläufig am Schloss an. Dies ist näher betrachtet nicht so eindrucksvoll und wir beschließen, dass ein Blick von außen reicht. Vielleicht trug zu dieser Entscheidung auch die Menschenschlange am Eingang bei… Die Dunkelheit umgibt uns langsam, wobei das zwar ein Problem beim Fotografieren ist (ich habe heute kein Stativ dabei) aber zeitlich gesehen, höchstens auf den Nachmittag hinweist.

Auch bei Dunkelheit kann sich Stockholms Altstadt sehen lassen und so machen wir uns erst recht spät auf den Heimweg. Eine kurze geheime Besprechung unter Line und mir und schon beschließen wir, auch zurück zu laufen. Diesmal nicht den langweiligen grauen Weg wie hinwärts, sondern mit (hoffentlich) Blick über die Stadt am Fluss entlang. Wir verlassen also Gamla Stan (Altstadt) über die Brücke Skeppsbron. Leider ist dieser Bereich von Stockholm gerade eine riesige Baustelle, trotzdem ist der Blick allein von der Brücke toll.

Von da aus geht es weiter zum Skinnarviksberget, Line hat diesen Punkt im Netz gefunden, es ist ein Aussichtspunkt der vor allem von Frischverliebten genutzt wird. Also genau passend, für Line und mich. Der Weg führt parallel aber etwas oberhalb des Wassers entlang und gibt immer wieder den Blick auf Stockholm frei. Ich verfluche mich, weil ich kein Stativ dabei habe und nutze alles was sichhalbwegs eignet, um die Kamera abzustellen. Viele Fotos sind unbrauchbar aber einige werden doch etwas.

Line steigt in das Spiel der Kinder ein, diese haben einen Klumpen Eis zu einem Puk umfunktioniert und spielen eine Mischung aus Fußball, Eishockey und Floorball, so gibt es auch auf dem Rückweg, immerhin knapp 5 km kein Gemecker. Den restlichen Abend verbringen wir gemütlich auf dem Zimmer. Während wir schon schauen, was wir morgen machen, läuft im TV Asterix von der mitgebrachten Festplatte, das haben sie sich verdient, schließlich zeigt das Handy  über 10 km bei nasskaltem Wetter.

30.12.2018 Stockholm Tag 2

Das Jahresende rast quasi auf uns zu, wir lassen uns aber trotzdem nicht aus der Ruhe bringen und lassen den Kindern ihren Schlaf. Nach dem Frühstück machen wir uns erneut auf ins Getümmel. Um die Kinderbeinchen zu schon, entscheiden wir uns für die Fahrt mit der U-Bahn, Tunnelbahn genannt (deswegen das T als Schild). Das Hotel liegt keine 5 Minuten von der Station entfernt und wir kommen ohne Umsteigen in 10 Minuten direkt bis in die Altstadt. Im Netz haben wir zwar die tollen U-bahnstationen von Stockholm bestaunt und ich hatte die Kamera schon griffbereit (auch das Stativ heute dabei), leider sind nicht alle Stationen sehenswert. Auf unserer Route (19) war es keine. Unser erstes Ziel ist der Schiffsanleger, wir haben gestern eine Wintertour durch die Schären im Netz gefunden und gleich gebucht. Nach etwas suchen, ok wir haben bei der Konkurenz nachgefragt, finden wir unseren Anleger direkt vor dem Grand Hotel. Line und die Kinder lassen sich kaum anmerken, dass sie auf mich warten mussten. Ich hatte auf der Brücke dorthin einen Möwenfütterer entdeckt. Wir mögen diese Leute prinzipiell nicht, weil sie nicht verstehen, was sie den Tieren antun, wenn sie ihnen, wie in diesem Fall, ganze Sandwichs zum fressen zuwerfen. Auf der anderen Seite liebe ich es Möwen in „Aktion“ zu fotografieren und kann dann nicht weitergehen. Ich reiße mich aber schon nach ca 2500 Bildern loß und flitze hinterher.

Auf den Bildern wieder mal gut zu sehen, auch in Stockholm wird es zu dieser Zeit gar nicht richtig hell (es ist 11:30). Unser Schiff legt an und es bildet sich, sowohl vor dem Schiff, als auch am Kartenschalter eine lange Schlange. Aus der Erfahrung des Santa-Parks stelle ich mich am Schalter an, Line am Schiff. Ich glaube die Schlange ist nur so lang, weil die wirklich nette Dame am Schalter den Touristen vor mir genauso ausführlich erklärt, dass sie eben gar nicht hier stehen müssen, sondern gleich einsteigen können. Also gehts an Deck. Trotz ausliegender Decken entscheiden wir uns heute gegen einen Platz draußen und bekommen unter Deck ein schönes Plätzchen am Fenster. Die Tour soll ungefähr 2 Stunden dauern, diese 2 Stunden werden unsere Kinder zum exeziven Tablet-Spielen nutzen 🙁 Egal, wir genießen sie und werden sogar vom Wetter überrascht. Eigentlich soll heute der schlechtere der beiden Tage sein, aber im Gegenteil, die Sonne kommt immer mal wieder heraus und zaubert den Himmel über Stockholm erneut in bunte Bonbonfarben.

 Wir sind mit einem Schiff von Stromma unterwegs und der Guide ist zwar auf den ersten Blick etwas steif aber sehr unterhaltsam. Wir erfahren nicht nur viel über Stockholm und die Schären ringsrum, nein er erzählt auch ganz viel zu den Weihnachtsbräuchen in Schweden. Meist kommt in seinen Geschichten mindestens eine Ex-Freundin vor. Das macht Spaß, wenn auch im Winter nur in Schwedisch und Englisch. Als er jedoch anfängt, ein von seiner Schwester komponiertes Weihnachtslied zu singen, ergreife ich die Flucht auf das Vorderdeck und genieße den Anbick auf die Schären. Unglaublich, dass so etwas quasi mitten in einer europäischen Hauptstadt zu finden ist. Ich will gerade wieder reingehen, da trommelt der Kapitän an ein Fenster über mir. Als ich zu ihm schaue gestikuliert er wild nach Steuerbord. Ich brauche eine Weile, um zu begreifen was er will, dann entdecke ich ihn. In einem kahlen Baum sitzt seelenruhig ein riesiger Seeadler, der immer mal wieder von einer Krähe genervt wird. Ich bedanke mich beim Kapitän mit einem Daumen und versuche den Adler trotz der widrigen Lichtverhältnisse einzufangen.

Danach verschwinde ich nach drinnen (war ohne Jacke draußen, brrrr) Line ist auch völlig begeistert, sie hat ihn auch gesehen. Auch die Kinder versichern mir, dass sie kurz von ihren technischen Geräten aufgeschaut haben, um einen Haken in ihrer ‚hab-ich-schon-mal-gesehen-Liste‘ bei Seeadler zu machen. Das Schiff nimmt langsam wieder Kurs auf den Heimathafen als uns ein Notsignal erreicht, vor uns schwimmt ein anderes Schiff der Firma, mit Motorschaden. Also machen wir längsseits fest (natürlich dummerweise an unserer Fensterseite aber was hilfts) und schippern langsam zurück in den Hafen.

Das Wetter wird immer besser und in anbetracht dessen, dass das der letzte Tag in Stockholm ist, loten Line und ich aus, was wir noch schaffen. Klar ist, erstmal ist Fika-Zeit. Auf dem Weg dorthin begegnen wir erneut einem Herren der die Möwen füttert, laut seiner Aussage schwört er auf arabische Kekse, die er selbst importiert (offensichtlich aus seiner Heimat). Pepe und ich beobachten das ganze, eine Weile. Wir laufen dann erst den beiden Mädels hinterher, als der Fütterer von einer vorwitzigen Möwe in den Finger gepickt wird. Fotos sind natürlich im Kasten – zu sehen sind übrigens der Königspalast und das Parlamentsgebäude – hinter den Möwen!

Im Anschluss findet sich eine tolle Bäckerei am Wasser und wir ergattern noch ein Plätzchen für 4. Das nächste Kaffee-Bild mit Kuchen erspare ich euch hier. Danach spazieren wir noch auf die Insel Skeppsholmen die über lediglich 2 Brücken zu erreichen ist. Stockholm legt jetzt nochmal einen drauf, um sicher zu gehen, dass wir diesen Tag in guter Erinnerung behalten. Der Himmel wechselt von zart rosa zu dramatisch Lila und wir genießen erneut den Blick auf die Altstadt.

Zack ist es dunkel, es ist gerade halb 4. Wir schlendern daher gemütlich zurück. Ich habe allerdings noch die verpassten Nachtfotos von gestern im Kopf und da ich heute das Stativ dabei habe, dränge ich unmerklich in die Richtung der Brücke, allerdings ganz langsam, wir haben es ja nicht eilig.

Wir trennen uns! In den Kindern erwacht der Wunsch nach Glögg, das Foto von Stockholms Skyline interessiert sie nicht ganz so doll. Daher beschließen wir, dass ich auf die Brücke laufe, während der Rest an einem warmen, netten Ort auf mich wartet – idealer Weise mit Glögg (Glühwein). Der Weg zur Brücke ist nicht weit und ich habe meine Bilder „schnell“ gemacht. Wer ein Foto von oben machen mag, für den habe ich hier einen kleinen Tipp: lauft nach der Brücke noch am Hilton vorbei, am Haupteingang geht eine kleine Treppe hinauf und danach gelangt man rechts auf eine Art Terasse. Die ist zwar mit einen Geländer versehen, man kann den Fotoapperat jedoch durch stecken und ablegen, ich finde den Blick von hier toll! Die Scheinwerfer der Autos die aus der Stadt kommen, bzw. hineinfahren wirken irgendwie wie ein riesiges Ladekabel von Stockholm, hier stehst du genau darüber.

Ich begebe mich mit Hilfe des Live-Standorts auf die Suche nach den 3en und finde sie vor dem Restaurant Järntorgspumpen.

Ein großes Schild zeigt an, dass wir hier richtig sind, also rein. Es scheint ein Italiener zu sein, nicht sehr voll aber ganz gemütlich. Erst später erfahren wir, dass wir gerade in diesem Moment den teuersten Glühwein unseres Lebens trinken. Er war lecker, mit Mandeln und Rosinen darin und die Kinder durften Pfefferkuchen essen, soviel sie wollten, also was solls. Ein Blick (gerade) in die Bewertungen bei Google zeigt, dass nicht alle so entspannt beim bezahlen waren wie wir mit unseren 4 Glühwein / Kinderpunsch für 45,-€. Glögg macht müde und wir beschließen zum Hotel zurück zu fahren, ein Blick aufs Handy zeigt, die 10km haben wir schon wieder geknackt, also ab zur U-Bahn. Mit dem Familienticket kommen wir nicht klar, die Schranke öffnet sich nur für einen von uns (Pepe ist als erster durch und steht nun getrennt von uns). Die Dame am Schalter lässt uns aber unkomliziert durch und wir finden nach anfänglicher Verwirrung auch die Richtige Bahn und die richtige Richtung. Vor dem gemütlichem Teil des Abends, heißt es noch Vorräte bei ICA auffüllen und Tasche packen, morgen früh gehts zeitig nach Malmö.

31.12.2018 Silvester in Malmö

Wir haben uns vorgenommen, die Ersten beim Frühstück zu sein und so stehen wir pünktlich … vor verschlossenen Türen. Silvester zählt wie Wochenende und es gibt daher erst später Frühstück. Also packen wir erst das Auto fertig und frühstücken danach. Im Anschluss machen wir uns auf, die letzte Etappe sind nochmal 660km. Das Wetter ist grau und nass und die Strecke ebenso. Selbst als wir am Vättern abbiegen und ein Stück dem Ufer folgen, hebt das die Stimmung…nicht! Also wieder rauf auf die Hauptstraße und weiter. Scheinbar fordern wir das Auto heute besonders, es will erst Öl und anschließend noch eine neue Frontscheibe. Die einzige Pause bringt uns heute zu MAX-Burger (zum ersten mal) und Biltema. Dort erledige ich die Einkaufsbitte von Freunden und kaufe Motoröl für den Amarok. Mehr Bilder gibts von dieser Fahrt dann auch nicht.

Gegen 16:00 Uhr kommen wir endlich in Malmö an, nun ist es nicht nur grau sondern auch noch stürmisch und nass. Wir hatten uns für das Best Western an der Messe entschieden, aber schon vorher eine Absage für die Skybar in der 16. Etage erhalten – wird renoviert. Um 5 soll das Kinderfeuerwerk in der Altstadt beginnen. Die Kinder protestieren gegen jede weitere Aktivität heute Abend. Es soll wohl eine Silvesterfeier im Hotelzimmer werden, na toll. Die zweite schlechte Nachricht erreicht uns, trotz Anfrage per Mail vorher, läuft das Restaurant heute nur im Notbetrieb. Mit Salat können wir unsere Kinder aber nicht locken. Nach einer kurzen Runde ums Hotel mit 2 weiteren Absagen, beschließen wir, das schon bekannte Ritual auch an Silvester zu wiederholen – Knäckebrot und schwedischer Käse, zum Nachtisch Elisenlebkuchen und Süßigkeiten. Wir erhalten die Zimmerkarte mit der Nummer 1203. Intuitiv (wir haben sicher eines der billigen Familienzimmer gebucht)  fahren wir in die erste Etage und suchen nach Zimmer 203. Hier gibt es kein Zimmer. Sollten wir tatsächlich in Etage 12 sein (mehr gibt es derzeit nicht)? Alle wieder rein in den Fahrtsuhl und hoch. Tatsächlich gibt es hier Zimmer 1203 und die beiden bodentiefen Fenster geben einen traumhaften Blick über Malmö frei. Das entschädigt uns für die fehlende Skybar und als sich am Abend auch noch der Nebel verzieht, können wir bis zur Uferpromenade schauen. Da es morgen am 1.1. nur eine Fähre nach Deutschland gibt und wir dafür schon um 8 in Trelleborg sein müssen, schlafen wir etwas vor. Wir werden aber von dem ansteigenden Raketenpegel vor 12 wieder wach. Der Wecker ist also unnötig. Wir stoßen auf das neue Jahr an und bestaunen gemeinsam das Feuerwerk um uns herum, danach geht es wieder ins Bett.

 1.1.19 Die Heimfahrt

Wir müssen bereits um 7:00 Uhr das Hotel Richtung Trelleborg verlassen, zum Glück gibt es Lunchpakete für uns vom Hotel (statt Frühstück). Unser Jüngster bricht beim Wecken jedoch in Tränen aus, er ist der Meinung, dass er Silvester verpasst hat. Er war wohl im Schlaf aufgestanden, hatte seinen Apfelsaft zum Anstoßen geleert und ist wieder ins Bett gekrochen – Tränen trocknen und ab geht es. Die letzten 20km bis zum Hafen laufen problemlos und wir erreichen pünktlich die Fähre.

Noch ist es ruhig, doch auf der Ostsee wird es äußerst ungemütlich. Mehrmals klatscht das Wasser der Wellen an die Scheiben des Restaurants in der 9.Etage und wir sind froh über die Reisetabletten, die wir dabei haben. Gut durchgeschaukelt erreichen wir 15:00 Uhr Rostock und kämpfen uns durch den anhaltenden Sturm zur Abendbrotseinladung unserer lieben Nachbarn…

Fazit: Wir waren uns nicht sicher ob unsere Idee eine Gute ist. Weihnachten, mit dem Auto und Kindern bis zum Polarkreis, das kann schief gehen. Für uns war es anstrengend aber ein tolles Abenteuer, 4872km in 10 Tagen haben wir hinter uns gebracht, 4 Elche und 1 Seeadler gesehen, neue Bekanntschaften (Robert und Angela) gemacht und neue Abenteuer erlebt ( Snowmobil auf der Ostsee). Was hat gefehlt? Ganz klar die Nordlichter, wir haben gehofft und gebangt aber hatten schlussendlich kein Glück. Wir müssen also nochmal kommen! Diesmal würden wir die E4  meiden und lieber auf kleineren Straßen gen Norden fahren, was natürlich mehr Zeit braucht.Und sicher eher später um wenigstens etwas Licht im Schnee zu haben.  Im Sommer ja sowieso, 2021 mit Frank und Steffen am Nordkap!

Volkswagen hat in seinem Magazin über unsere Reise berichtet, hier ist der Link dazu: Mit dem Amarok zum Polarkreis

Wollt ihr weitere Reiseberichte aus dem Norden lesen? Dann klickt hier: Skandinavien

April 2020: Die Michelle von theroadmosttraveled.de startet aktuell ein Blogparade zum Thema Skandinavien. Natürlich sind wir dabei und natürlich auch noch viele andere mit spannenden Beiträgen aus den nordischen Ländern. Schaut mal rein: Blogparade

Schweden 2017 – Unser erster Blog.

Es ist Dienstag der 27.6.2017 10:30. Ich sitze körperlich im Büro aber der Kopf ist schon lange auf dem Weg. Also beende ich die Quälerei und starte nach Hause. (Jacque)Line geht es scheinbar ähnlich, jeder sammelt Kinder ein und wir starten nach kurzem Mittagessen Richtung Rostock. Aber was wäre eine Abfahrt ohne sich sauber den Finger beim Stützrad hochkurbeln zu klemmen. Ein Dino-pflaster später geht’s dann endlich los.

Ok Nicht gleich ohne Zwischenstopp aber fast wären wir am Berliner Outlet vorbeigekommen. Nun es war Kaffee-Zeit und wir sind quasi im Urlaub: Kaffee – Shopping – Abendessen

Mit dicken Bäuchen geht’s dann endlich weiter zum Hafen. Das alles ohne Stau. Ein hoch auf den antizyklischen Urlaubsstart. Gegen 22:00 erreichen wir den Hafen und starten in unsere erste Urlaubsnacht.

28.06.2017

Ich gebe zu, so richtig entspannend ist so eine Nacht im Hafen nicht. Eine Bitte an die LKW-Fahrer unter den Lesern: macht doch bitte nachts im Hafen einen großen Bogen um unseren Wohnwagen! Danke 😉

Wir starten also gegen 7 auf unsere Fähre. Auf dem Weg dorthin fühlen wir uns erst mal wie Harry Potter auf dem Bahnhof… (na auf welchem Gleis stehen wir?)

Spur 12 3/4 ???

14:30 Schweden hat uns wieder und wir starten sofort in Richtung Norden.

Unser erster Platz wurde von Line sorgfältig ausgesucht und auch schon von zu Hause gebucht, sicher ist sicher. Wir haben uns für Bastad-Camping an Schwedens Westküste entschieden. Ein recht großer aber sehr sauberer Platz. Die Chefin spricht perfekt und gern Deutsch und gibt uns unseren Platz mit einigen Tipps. Unser Stellplatz ist top, wir müssen nicht mal abhängen, so mag ich das für eine Nacht. Einer der Tipps war: Kommt zum Abendessen zu uns! Unser Flammkuchen ist super. Wir kamen zurück und was soll ich sagen. Sowohl der große Flammkuchen (Warnung der Bedienung: bestellen sie für die Kinder lieber nur einen) als auch die Hamburger waren saulecker.

Auf dem Weg in den Norden

Am Abend des 28.6. statten wird der Ostsee noch einen ersten Besuch ab, dass der Campingplatz ca.900m vom Meer entfernt ist, ok die Kinder meckern aber am Ende findet es keiner schlimm. Vorbei durch ein verschlafenes Örtchen an einen noch verschlafeneren Strand. So mögen wir Schweden.

Auf in die Schären

Wir sind wieder unterwegs, an der Küste entlang bei sonnigem Wetter. Allerdings ist es verdammt windig und mit dem CW-Wert einer Schrankwand ist solch eine tolle Brücke schon ein Nervenkitzel.

Trotzdem kommen wir gut voran. Ja ok, nach kurzem Stopp im Hede Fashion Outlet-Center ( Kungsparksvägen 80, 434 39 Kungsbacka, Schweden) – hat sich dieses mal aber nicht gelohnt, auch wenn der Tenson-Store toll ist. Aber zurück auf die Straße, wir können unsere 3 auf der billigen Sitzbank davon überzeugen, nicht im Freizeitpark Göteborg anzuhalten und sausen demnach durch bis zur ersten richtigen Etappe: Kungshamn mitten in den Schären. Wir haben uns nicht für den Klassiker ( Johannesviks Camping) entschieden, sondern sind auf den kleineren Wiggersvik’s Camping ( wiggersvik.se ) gefahren. Wie sich herausstellt, eine sehr gute Entscheidung.

Wir bekommen zwar erst einen viel zu kleinen Eckplatz zugewiesen (zu klein hatten wir in Schweden noch nie…) aber ein Wechsel ist kein Problem. Die Damen (Mädchen) an der Rezeption sind genauso höflich, wie wir es hier in Schweden kennen und lieben gelernt haben und bieten uns einen Platz direkt am Ufer an. Platz kurz inspiziert – den nehmen wir! Ok Kind 2 meckert, weil es mehr Kies als Rasen ist, aber irgendwas ist ja immer. Der gute Eindruck des Platzes bestätigt sich auch bei einem Rundgang. Sehr saubere Duschen und WC’s. Es gibt Familienbäder mit Extra WC und Waschbecken. Und das erste mal in diesem Urlaub diese tollen Geschirrspüler, kostenlos und nach 3 Minuten fertig. Die Gegend ist toll, direkt am Zeltplatz können wir auf die Felsen der Schären klettern und so den Ausblick auf den Platz aber auch aufs Mehr genießen. Darauf ein buntes Bier…

Smögen – ein verträumtes Hafenstädtchen

Eins vorweg, das ist nicht das Schweden warum wir hier sind. Dafür sind in Smögen zu viele Menschen, sogar viel zu viele Häuser. Und zu wenig Bäume. Mögen wir Smögen trotzdem? Ja! Es ist eine herrliche kleine Stadt an den Schären. Mit Hafen zum bummeln, mit wundervollen roten, gelben, hellblauen Holzhäuschen und ganz viel Charme.

Wir parken auf dem erstbesten Parkplatz und ziehen ein 2h-Ticket. Ohne Parkschein kannst du in Smögen nicht mal ein Bobby-Car parken… Also schlendern wir los, das Wetter ist super und ich kann nicht aufhören die bunten Häuschen zu knipsen.

Am Hafen angekommen besorgen wir uns in einem total urigen kleinen Atelier unser erstes Urlaubsmitbringsel (ein Minigemälde der bunten Häuser, hab sie noch nicht genügend fotografiert). Hier im Bild:

Das Meer ist in Sichtweite, also beschleicht unsere Kinder das unstillbare Verlangen nach einem Schiff. Das muss an ihrem Opa liegen, der Seemann war. Also machen wir uns auf die Suche. Unsere nicht vorhandenen Schwedischkenntnisse werden durch eine Übersetzungs-App ersetzt und so finden wir ein Boot, welches in einer Stunde auf eine kleine Rundtour starten soll. Also lege ich einen kurzen Sprint zum Auto ein – ihr erinnert euch an unser 2-Stunden-Ticket – und hole noch ein Tagesticket. Als ich verschwitzt zurück komme, übersetzen wir das Schild nur aus Spaß weiter und erfahren, dass das Boot nur nach Anmeldung fährt. Verdammt! Was kann da helfen?! Erstmal ein Eis! Eis in Schweden ist ja ein Thema für sich. Verdammt lecker! Danach machen wir uns weiter auf die Suche. Boot Nr.2. fährt nicht, wegen zu viel Wind. Boot Nr.3, wir haben Glück.

Wir „Checken“ also für 15 Minuten ein und setzen über nach Kungshamn. Lohnt sich Kungshamn? Aus unserer Sicht nicht. Aber nun sind wir einmal da, also Picknick-Rucksack auf und an der Hafentreppe Mittagessen. Wir lieben übrigens Picknick! Scheinbar sind wir nicht die einzigen. Aber mit Möven teilen wir ungern. Danach geht’s zurück nach Smögen, da gefällt es uns besser…

Zurück in Smögen, bummeln wir weiter. So langsam kommt der Kaffee-Hunger auf. Eigentlich Picknicken wir nur, um uns immer guten Kaffee leisten zu können. Die Suche hat begonnen.

Im Hafen gibt es zwar überall tolle Sachen zu entdecken und nette kleine Boutiquen, aber ein richtig „nettes“ Kaffee finden wir dort nicht. Zum Glück erinnere ich mich an ein tolles Gartenlokal auf meinem Ticket-Sprint. Dort gehen wir hin um unser Glück zu versuchen. Was soll ich sagen!? Seid ihr in Smögen, geht in „The Barn“. Es ist toll dort. Lecker Kaffee, selbstgemachte Limonade und auch was zu naschen gab es für uns.

und auf keinen Fall den Besuch des süßen WC vergessen! Herrlich. So langsam starten wir wieder Richtung Campingplatz. Ein schöner Tag geht zu Ende. Abends ist das Wetter so schön, dass wir alle 5 versuchen zu baden. Leider heißt schön, nur schön, aber eben nicht warm. Wir haben es trotzdem geschafft! Die Mädels aus Spaß, Line wollte kein Spielverderber sein, unser Kleiner wurde mit Gummibärchen bestochen und ich, ich fürs Foto…

Tanumskustens Naturreservat

Manchmal rutscht man von Reihe 2 in Reihe 1 ohne den Wohnwagen zu bewegen! Dank der Abreise der Camper vor uns, stehen wir nun direkt am Wasser, die Temperaturen sind top – einem Frühstück draußen steht also nix im Wege…

Wo wir so gemütlich draußen sitzen (frische Brötchen gab’s auf dem Campingplatz) überlegen wir, was wir heute machen. Natur ist das Ziel, in der Hoffnung, dass dies nicht all zu viele Touristen planen. Line hat wieder mal ganze Arbeit geleistet und schlägt „Tanumskustens Naturreservat“ vor. Den Namen kann keiner Aussprechen, aber das ist ja auch gar nicht nötig. Das Naturreservat liegt direkt neben Smögen ( ihr erinnert euch? Hafen, Boot, Kaffee) und ist schnell erreicht. Wir suchen einen Parkplatz und zahlen diesmal etwas weniger, da weiter weg vom Zentrum. Auf dem Weg zum Parkautomat fällt mir dieser lustige blaue Pickup auf:

Schnell die beiden Blauen festgehalten und ab geht’s raus aus der Stadt. Es dauert nicht lange und wir sind mitten in einer tollen Landschaft, weichgespülte Felsen, kleine Teiche und was soll ich sagen, Schweden haben es mit dem Laufen nicht so, nach 5 Minuten ist kein Schwein (Mensch) mehr zu sehen.

Unsere 3 Kids sehen wir bei diesem Ausflug kaum, sie klettern die ganze Tour von einem Stein zum nächsten und merken so gar nicht die 8km die wir über die Halbinsel laufen. Line hat wieder mal toll ausgesucht. Noch dazu ist das Wetter genial, also gibt’s ganz vorn auf der Halbinsel ein Picknick auf den warmen Felsen.

Die Wellen haben überall auf der Insel dazu geführt, dass zwischen den Felsen kleine Teiche entstanden sind. Manchmal sehen sie nur toll aus, aber ab und zu werden sie auch zur Forschungsstation von mir und den Kindern. Während ich meine ersten Erfahrungen in der Salzernte sammle,

…gehen die Kinder auf Streifzug durchs Tierreich. In einer Spalte hat sich allerlei Krabbelgetier angesammelt und ist verdammt zutraulich. Zumindest haben die Garnelen weniger Angst als unsere Kids.

Zum Glück haben sie von den Quallen die Finger gelassen…

Am frühen Nachmittag geht’s zurück, zwischendurch hängen wir ab und zu die Beine ins Wasser und die Kinder sind mehr Bergziegen als Wanderer, so darf es bleiben.

Zurück zum Auto beschleicht uns eine alt bekannte Sehnsucht. Die Sehnsucht nach Fleisch! Der Supermarkt in Kungshamn hat noch offen und hält ein tolles Angebot bereit. Für mich gibt’s Rind, für Line eine Schippe Garnelen. Ich rieche die Holzkohle Quasi schon…

Das Steak wird natürlich mit selbst geerntetem Salz gewürzt. Ein Gedicht! Dazu ein buntes Bier. Schweden ich bin angekommen! Der Tag wird gekrönt von einem tollen Sonnenuntergang. Die Kinder sind auch im Urlaubsmodus angekommen, soll heißen, wir genießen diesen natürlich nicht romantisch zu 2. sondern, noch romantischer zu 5. 😉 Vor 22:00 Uhr ist hier niemand in den Wohnwagen zu bekommen…

Es zieht uns weiter…

Genug Küste, genug Menschen – wir wollen noch mehr von Schwedens Natur! Wir hatten uns vorgenommen, keine 500km Etappen zu fahren und so haben wir gestern schon einen kleinen Campingplatz an der E45 in der nähe von Torsby rausgesucht. Das verspricht 310km ohne Abbiegen durch die herrliche Landschaft Schwedens.

Der Tagesstart verläuft leider nicht so reibungslos wie geplant. Kennt ihr diese hinterlistig in den Weg springenden (meist steinharten) Hindernisse? Bei mir war es ein Blumenkübel, der erst in den Weg sprang als die hintere Wohnwagenecke dort lang wollte! Zum Glück habe ich es schnell gemerkt und großen Schaden verhindert. Ein beherzter Tritt vor den Steinblumenkübel und Zack, mein Aua war größer als das des Wohnwagens. Die demolierte Plastikecke im Wohnwagen verstaut (und wegen der doofen Blicke der Camper auf jedem Campingplatz wieder locker drangehangen) und auf zum Frustshoppen bei Biltema! Ein Traum der Laden. Später weiß ich, shoppen hier geht ohne Frust auch! Besser! 😉

Die (Auto) TV’s der Kinder bleiben heute aus, auf eigenen Wunsch – das sagt alles über die Gegend. Picknick machen wir an einer kleinen Kirche auf unserer Route. Es wird zwar kühler, je weiter wir in den Norden fahren, aber bis jetzt hält das Wetter.

Am Nachmittag sind wir in Torsby. Wir werden so nett empfangen wie noch nie!!! Frank, der Chef von Camping 45 ( camping45.com), kommt aus seinem Häuschen und begrüßt jeden von uns noch im Auto mit Handschlag. Und das auf eine so herzliche Art, als würden wir gute Freunde sein. Der Campingplatz liegt zwar genau an der Straße, ist dafür aber sehr gepflegt und sauber. In der Mitte ist ein Pool, die Temperatur unter 20 Grad, unsere Kinder interessiert das wenig – Badewetter ist wenn der Pool voll ist!

Während Kind Nummer 3 unter Aufsicht eines fachkundigen Publikums seine Technik im Arschbomben-Springen verbessert, gehen wir nochmal zu Frank. Dieser scheint nur auf unsere Frage gewartet zu haben und versorgt uns mit tollen Insidertipps zur Gegend. Zusätzlich erfahren wir einiges über seinen Campingplatz und ihn (aber das kann er euch selber sagen) nur so viel: sie haben eine Essenstauschkiste. Wer weiterreist und Lebensmittel nicht mitnehmen kann, legt diese einfach in die Kiste. Heute gäbe es Zwiebeln und Paprika, kostenlos.

Danach steht unsere Entscheidung fest, wir befinden uns auf einem klassischen Durchreiseplatz, also bleiben wir doch lieber eine Nacht länger 😉 Für morgen sind wir mit einem guten Wandertipp versorgt. Der Hunger meldet sich – heute Nudeln mit Tomatensoße, das geht immer. Am Abend erleben wir noch ein seltsames Schauspiel. Allerlei laute und auffällige Autos, meist mit Wohnwagen oder Autohänger donnern am Campingplatz vorbei, Tempolimit?! Egal! Für mich und den Stammhalter natürlich eine willkommene Abwechslung. Wir erfahren, dass es ganz in der Nähe eine Rennstrecke gibt und ein großes Rennen bevorsteht. Vor dem Schlafen ist der Spuk vorbei und der Platz wieder schön ruhig…

Auf den Pfaden der Schmuggler

Wie schon geschrieben, hat uns Frank von Camping 45 mit einer Wanderroute versorgt, die vielversprechend klingt. Dazu müssen wir ein Stück fahren. Erst Straße, später Schotterpiste und der Wegesrand übersät mit Lupinen.

Ich liebe Autofahren, von mir aus könnte die Fahrt 3 Stunden so weiter gehen, macht sie aber nicht. Unser Wanderstartpunkt ist nur 20 Minuten vom Campingplatz. Auf der Fahrt überraschte uns ein heftiger Schauer, beim Aussteigen ist es zwar wieder trocken, aber wir trauen dem Braten nicht. 5x Regenhosen, 5x Regenjacken, 5x Regenhauben über die Rucksäcke und schon kann es losgehen. Los zu einer Wanderung ohne einen weiteren Tropfen. Aber das kann man ja in Schweden nicht wissen.

Dem Tipp von Frank folgend, begeben wir uns auf eine 7-Hütten-Wanderung. Wie der Name sagt, wandern wir also von Hütte, zu Hütte und überqueren dabei, wie früher die Schmuggler, die Grenze zu Norwegen.

Teilweise sind die Hütten noch bewohnt (zumindest im Sommer), teilweise aber auch verlassen. Die verlassenen haben auf uns eine besondere Anziehungskraft. Sie sind frei zugänglich (wie auch einige stockdunkle Erdkeller) und versprühen den Charme der 60’er und 70’er. Sicher ist viel kaputt, aber man kann immer noch tolle Dinge wie Zeitungen, Flaschen, Konserven und alte Ski entdecken. Das ganze geht von superinteressant bis ein wenig unheimlich…

…dazwischen immer wieder die unglaubliche Natur Schwedens. Wir sind begeistert. Zum Mittag landen wir an einer Hütte, welche für ein Sommerfest (richtig einmal im Jahr) geöffnet hat, heute natürlich nicht, also picknicken wir auf den Bänken davor. Es gibt sogar ein Plumpsklo. Allerdings entscheiden sich nicht nur Kinder dafür, die Tür des Geruches wegen, offen zu lassen. Wir sind ja allein. Wie man Plumpsklos baut, muss man dem hiesigen Heimatverein wohl nochmal zeigen…

Kurz bevor wir den letzten Hof, ein Museumsdorf, erreichen, ziehen dunkle Wolken auf und erinnern uns daran, warum wir unsere Regenklamotten umsonst an den letzten sechs Hütten vorbeigetragen haben. Bei den ersten Tropfen erreichen wir den Hof und werden von einer uralten Frau mit den Worten „Come in“ in die Küche des Hauses gebeten. Das Haus, oder Museum, oder beides, war noch viel älter als das Mütterchen, aber scheinbar im Sommer eine Art Café. Frank hatte uns vorgeschwärmt, also perfekt für unseren Kaffee-Bedarf. Nach einigen Schwierigkeiten, „Come in“ waren scheinbar so ziemlich die einzigen Worte, die sie problemlos auf englisch beherrschte, was sie aber nicht abhielt, weiter Englisch zu sprechen, bekommen wir unsere Waffeln. Die Zubereitung ist Eintritt wert (hat aber keinen gekostet), das Waffeleisen und der Ofen übersteigen das Alter der Köchin / Bedienung / Bewohnerin um ein Weites. Waffeln vom Holzofen haben wir noch nie bekommen… Wir schauen uns ungläubig in der Hütte um und sind begeistert.

Während wir weiterziehen, der Schauer ist vorüber, wäschst sie das Geschirr ab und winkt uns nochmal zu. Später erzählt uns Frank, sie ist 86 Jahre alt und lebt den Sommer über allein im Museumsdorf. Sie ist quasi das Personal. Dieses Jahr ist sie dran, im nächsten Jahr jemand anderes aus dem Heimatverein, viel jünger ist aber wohl keine der Damen. Wir laufen zum Ausgangspunkt zurück, 7 Hütten, 2 Grenzen und 1 Oma waren anstrengend. Auf dem Parkplatz finden die Kinder noch ein lustiges Detail in einem alten Citroen.

Wir machen uns auf zum Campingplatz, der Weg dorthin ist besser, als jede Stadtrundfahrt. Die Kinder sind schon langsam genervt, weil ich immer (mal) wieder aussteige um Fotos zum machen. Ich glaube die wollen schon wieder baden!

Durch Schwedens Wälder

Es fällt uns nicht leicht, Camping45 zu verlassen, aber wir wollen/müssen weiter. Eine Woche Urlaub ist leider schon um und wir machen uns auf zum nördlichsten Punkt unserer Reise. Dafür haben wir uns Särna am Österdaläfen ausgesucht. Wir kommen, wie üblich, erst am späten Vormittag los. Die Kinder nutzen bei 15 Grad Lufttemperatur ein letztes Mal den Pool und wir lassen uns auch nicht hetzen.

Von der E45 geht’s auf die E16. Leider quatschen wir vorn am Abzweig und rauschen so vorbei. Alles kein Problem! …denken wir. Die Straße ist recht eng und große Kreuzungen sind nicht zu finden. Also muss Line raus und absperren, ok eigentlich muss sie nur schauen, dass sich nicht zufällig ein Fahrzeug in unsere Gegend verirrt. Ich versuche in einer Einfahrt das Wenden in 3 Zügen. Hat man ja in der Fahrschule so gelernt, sollte also kein Problem werden. Die 11 Meter mehr ab Fahrersitz machen dann doch, aus den 3 Zügen locker 5, aber wir bekommen das hin. Wir beide schreien uns beim Rangieren auch kaum noch an und benötigen hinterher im Auto, nicht mal mehr eine Liedlänge, um uns wieder anzulächeln…

Ab jetzt läuft es aber ab, wie in einem Naturfilm. Endlose Wälder durch die sich die Straße schlängelt.

Aus passendem Anlass haben wir für alle Passagiere einen Wettbewerb ausgerufen: Wer den ersten Elch sieht bekommt 20 Gummitiere extra. Das mit den Süßigkeiten ist ja in Schweden so eine Sache, da wundert man sich nicht, dass viele Schweden (und -innen) ein Problem mit der Idealfigur haben (dazu später noch etwas mehr). Bei den Kindern hilft es und sie scannen, quasi dauerhaft, die Wälder. Wir auch!

Entlang der scheinbar endlosen Straßen mit Bäumen links und rechts, kommen immer wieder kleine Seen und Flussläufe zum Vorschein und machen die Fahrt zum Genuss.

Das ganze wird noch Perfektioniert, als wir auf die 311 abbiegen. Die Straße ist hier noch kleiner, der Verkehr noch weniger. Der Belag gleicht stellenweise eher Schotter, als Asphalt, aber die Kurven sind meist langezogen und so läuft es einfach. Ich könnte ewig weiterfahren…

Hab ich auch gemacht, zumindest bis kurz vor Särna. Mittag ist daher ausgefallen, hat aber kaum einer gemerkt. Einen Elch haben wir natürlich nicht gesehen. Allerdings scheint hier jede Gegend, die mit der höchsten Elchdichte zu sein. Entweder sind wir zu laut, zu blind, oder fallen auf die Schreiberlinge der Marketingabteilungen rein. Kurz vor Särna auf der 311 werden wir auf ein paar Schilder aufmerksam. Dort steht Bosse&Friends drauf, dazu die Info, dass es sich um einen Elchpark und eine Huskyfarm handelt. Das alles genau an der Straße. Klingt perfekt, um auf unserer Liste das Thema „Elche“ anzugehen. Wir fahren also ab (ihr erinnert euch: 14,5m lang und 2,5m breit) und müssen das Erste mal in Schweden feststellen: Parkplatz zu klein! Dies liegt aber eigentlich gar nicht am Parkplatz, sondern eher an den beiden Suzuki Jimny, die aussehen als würden sie gerade von der Expedition kommen und eben so dort parken, dass wir es nicht ohne großen Aufwand (abhängen) können. Später habe ich Ihre beiden Autos in einem Facebook-Post wieder erkannt und erfahren, dass ihre Route ganz ähnlich war, bei Bosse waren sie einfach die schnelleren: 1:0!

Bosse & Friends gefällt uns aber von außen ganz gut und wir beschließen dort nochmal hinzufahren, jetzt aber erstmal die letzten Kilometer nach Särna. Halb 2 passieren wir die Rezeption des Campingplatzes ( www.sarnacamping.se).

Leider wirkt der Platz von außen, als hätte er seine besten Tage hinter sich, dafür innen wie ein bewohntes Museum. Da wir lieber auf gemütlichen kleinen Plätzen stehen, sind wir skeptisch. Alternativen hier in der Region gibt es laut Stellplatzführern aber nicht, Line hatte schon alles abgesucht. Also lassen wir uns überraschen. Wir bekommen einen Platz auf der untersten Terrasse, sehr nah am See. Der Platz gefällt uns auf den ersten Blick recht gut, stellt sich aber als völlige Fehlplanung heraus. Die Eckplätze auf der Wiese sind angeordnet wie eine Pizza und innen auch genauso schmal. Drei mal hin und her rangiert und der Platz ist immer noch nicht größer. Also machen wir einen Spaziergang und entdecken die oberste Terrasse für uns. Leider ist die schon ausgebucht. Für euch der Tipp: Wenn ihr Fans von einem Tollen Ausblick seid, reserviert vorher einen der Plätze 51-54 und ihr habt einen wunderbaren Blick in die Berge und über den See (siehe nächstes Foto)

Für unser Problem findet sich aber auch eine Lösung und die nette Dame an der Rezeption blockt kurzerhand den Nachbarplatz für uns mit. Der Preis bleibt natürlich bei ca. 25,-€. (Das ist das tolle an Schweden für uns, Platz ist Platz egal wie viele Personen drauf schlafen, die meisten liegen bei 25,- also echt günstig). Wir sind zufrieden und bauen auf, die Berge sehen wir zwar so nicht, aber haben einen tollen Blick direkt auf den See. Am Nachmittag starten wir noch einmal zu Bosse&Friends. Wir wollen schauen, was es dort gibt und werden sehr herzlich auf Deutsch empfangen. Wir erfahren, dass es neben den Elchführungen auch allerlei andere tolle Sachen hier gibt. Spontan buchen wir eine Bibersafarie für übermorgen und verkrümeln uns auf den Campingplatz. Erst als der Hunger kommt merken wir, was die Sonne mit einem macht, wir esse Abendbrot und genießen im Anschluss einen tollen Sonnenuntergang – kurz nach 23:00 Uhr. Wir sind gespannt wann die kurzen morgen aufstehen.

Fulufjällets Nationalpark

Kurz nach 3 Uhr Morgens ist sie schon wieder da, die Sonne. Gott sei Dank, haben wir alle Rollos runtergelassen, so können wir die Nacht bis kurz vor 10 verlängern. Ist ja hier oben auch egal, wann man los kommt, dunkel wird es eigentlich gar nicht richtig, und die Sonne scheint bis spät. Trotzdem gibt’s Frühstück drinnen, ist uns zu frisch draußen. Dann geht’s los zum Fulufjället, Schwedens höchstem Wasserfall. Nach einer halben Stunde Fahrt kommen wir auf dem Parkplatz am Naturum an und sind ein wenig überrascht. Alles voller Autos und aus allen kommen Leute mit absoluten High-Tech-Outdoorsachen, also laufen wir gemeinsam mit den Massen zum Eingang. Neben mir laufen 2 Typen mit Isomatten und Schlafsack die so aussehen als würden sie frühestens in 7 Tagen wieder Zivilisation erreichen. Zum Glück biegt die Hälfte gleich ins Naturum ab, wir nehmen den (rollstuhlgeeigneten) Holzweg durchs Moor.

Am Ende dieses Weges biegen wiederum einige zu einem tollen Grillplatz direkt am See ab (siehe Bild oben). Mit dem Rest beginnt der Aufstieg. Nach gut einer halben Stunde Aufstieg erreichen wir die nächste Rasthütte, mit tollem Aussichtspunkt. Unser erster Blick auf den Fulufjället. Ein perfekter Platz zum picknicken.

Während wir uns stärken (Knäckebrot + Elefantenfuß-Käse) beobachten wir die schwedischen Outdoorfreaks. Alle, aber auch wirklich alle entscheiden sich für den kinderwagentauglichen Weg zum Fuß des Wasserfalles. Ein Blick in die Runde und wir entscheiden uns für den Aufstieg! Wir wollen dahin wo das Wasser herkommt. Und wir wollen sehen, wie es nach unten fällt. Es folgen kilometerweise Klettertouren, Line und ich genießen die Gegend und unsere 3 haben Spaß beim klettern . Win-Win!

Unser Kleinster ist in seinem Element, die kompletten 9km ist er damit beschäftigt mit seinem Knüppel laustark unsichtbare Gegner (wir vermuten Ninjas) zu bekämpfen. Der Weg bis zum Gipfel vergeht daher wie im Flug. Wir haben es geschafft, der Blick ist beeindruckend und die Glücksgefühle stellen sich ein.

Natürlich ist mir nah am Wasserfall, nicht genug, ich möchte in den Wasserfall. Also suche ich einen Abstieg zu einem kleinen Vorsprung. Von hier aus stürzt das Wasser direkt nach unten und hier zu stehen ist schon irgendwie erhebend. Die Familie kommt nachgeklettert, bleibt aber vorsichtshalber am trockenen Ufer. Ich rüste die Technik für ein paar feuchte Bilder und schreite zur Tat.

Nachdem ich quasi im Auge des Falles war, wandern wir weiter an der Steinkante und können noch eine Weile die Aussicht genießen.

So langsam geht es aber wieder hinab in den Wald. Öfter sieht man nun wieder Wanderer und der Boden wird sumpfig. Das Wetter war wieder mal mit uns und die teils dunklen Wolken hielten dicht. So erreichen wir voller Eindrücke und mit einem tollen Gefühl das Auto. Zu unserem Glück fehlt uns jetzt noch ein kleines idyllisches Gartenkaffee. Was soll ich sagen, man kann nicht alles haben. Kaffee und Zimtteilchen gibt’s trotzdem, aber erst im Wohnwagen. Eigentlich wäre schon Zeit fürs Abendbrot, aber das lassen wir uns nicht vorschreiben. Kaffee ist Pflicht!

Bosse & Friends

Das Wetter meint es echt gut mit uns, 1000km nördlich von Trellebourg und wir können wieder mal draußen frühstücken. Seeblick und Sonne inklusive. Heute beginnen wir den Tag ganz entspannt und machen einen kleinen Ausflug zum Fjätfallen, zumindest wenn wir ihn finden. Nachdem wir jeden kleinen Weg rechts und links der Straße rein sind, finden wir den Fluß und ein paar kleine Wasserfälle und genießen einen herrlichen Vormittag am Wasser.

Wir alle lassen uns treiben, genießen die Natur, die Stille (des Wasserfalles ;)), also eher die Einsamkeit…. Kaum zu glauben, es ist Sommer und tolles Wetter und niemand ist hier… Was liegt näher, als unser geliebtes Picknick. Die Kinder hält es mit Knacker und Knäckebrot nicht auf ihrem Hintern, sie sind fasziniert vom Wasser. Allerdings macht sich unser straffes Urlaubsprogramm an so einem entspannten Tag doch bemerkbar – Stammhalter schwächelt und wir beschließen, uns vor dem aufregendem Abendprogramm noch etwas auszuruhen. Kaum am Wohnwagen angekommen und den Kleinen überredet sich wenigstens zu Testzwecken mal in unser Bett zu legen, pennt der ein. 5 Stunden lang, das war nötig! Die Mädels nutzen die Zeit und genießen die Ruhe / ein Buch / den Ausblick, auf jeden Fall genießen sie:

Wir beiden „Alten“ machen einen auf Kulturexperten und gehen am Seeufer entlang zu einer alten Holzkirche. Der „Marsch“ hält sich in Grenzen, die Kirche ist direkt neben dem Campingplatz und echt schön.

Unser eigentliches Tagesprogramm beginnt heute jedoch erst 19:00 Uhr. Ihr erinnert euch an Detlef von Bosse&Friends (schwedenteam.de). Bei ihm, besser gesagt bei seiner netten deutschen „Praktikantin“ (verzeih uns diese Bezeichnung) haben wir für heute eine Bibersafari gebucht. Detlef fährt uns mitsamt einer anderen Familie mit dem Ford Transit zum nahen Fluss. Als wir im Auto sitzen fällt unserem jüngsten sofort auf, dass wir in solchen Teilen sonst nur sitzen ,wenn es in Österreich zum Rafting oder Canyoning geht. Er checkt vorsichtshalber seine Kleidung, alles normal.

Haltet euch fest, nichtsahnend fahren wir durch Schwedens Hinterland und…

…Zack, begegnet uns unser erster wilder Elch. Zum Glück ist die Kamera bereit, wenn auch die Bilder nicht berauschend sind. Als Dokumentation, des nicht geglaubten reicht es. Alle sind happy, die Bibersafari hat sich schon gelohnt.

Am Fluss angekommen ziehen wir, was sich als sehr wichtig herausstellt, ALLE unsere Schwimmwesten an und bringen die Boote zu Wasser. Wir 5 in einem Boot, die andere Familie mit Guide im Zweiten.

Dank unseres traditionellen Spreewald-Paddelwochenendes (Dank an unsere Lieblingsnachbarn!!!) sind wir 5 ein gutes Team. Die 3 kurzen paddeln wie sie Lust haben und Line und ich erledigen unaufgeregt den Rest. Immer wieder werden wir von einer Handbewegung unserer Guide unterbrochen. Ihr erinnert euch: Bibersafari! Wenn sie die Hand hebt, ist einer in der Nähe. Ein ums andere Mal ist es kein Biber, sondern 3 blöde Enten, die jedes mal vor unseren Booten Flussabwärts fliehen.

Der Fluss liegt in der Abenddämmerung spiegelglatt vor uns. Niemand sagt einen Muchs, wir wollen die Biber ja nicht verschrecken. Und das war eine echte Meisterleistung vor allem für Kind 3 😉 das ganze geht so bis ca.23:00 Uhr. Wir sehen ein Eichhörnchen, ein Reh, ein Fuchs, eine Schleiereule und unendliche viele Biberbaue… Aber keinen Biber. Mittlerweile ist es uns egal, wir haben den 13-jährigen Rekord von Detlef eingestellt und Bibersafari ohne Biber gemacht.

Warum es wichtig war, dass wir Schwimmwesten anhatten?! Keine Ahnung. Auf halber Strecke legte ich Schuhe und Socken ab um unser Boot wieder von der Sandbank zu schieben, viel tiefer war es selten.

Müde und ein wenig kaputt kamen wir am Ziel an und wurden herrlich von Detlef empfangen. Er holte uns nicht einfach ab, nein er hat „gekocht“

Wir standen alle mit Würstchen ums Lagerfeuer und erfuhren warum Detlef mit Frau und Hunden erst nach Finnland und danach in sein Traumland Schweden ausgewandert ist und viele tolle Geschichten über diese Gegend. Wenn ihr aber denkt, ich erzähl es euch. Nix da, fahrt selber hin und fragt Detlef!

Pünktlich auf der Heimfahrt fängt es an zu regnen, wir scheinen echt lieb gewesen zu sein das ganze Jahr. Der Abend hat uns gut gefallen und wir beschließen morgen auf dem Weg zur nächsten Etappe nochmal halt zu machen und uns seine Tiere anzusehen.

Der nächste Morgen ( Kritiker würden es als Mittag bezeichnen), die Sonne scheint wir frühstücken draußen. Pünktlich um 12:00 Uhr sind wir am Elchpark und gespannt auf Bosse und seine Freunde. Wir lösen unsere Tickets, allein die sind spektakulär:

Natürlich waren wir schon in einem Elchpark aber so wie Detlef und seine Crew von den Tieren spricht kann das heute wieder was ganz besonderes sein. Im Park leben 5 (nur 5!) Elche, wer also riesige Elchherden aus einem vorbeifahrenden Traktor sehen will ist hier falsch. Wir stapfen hinter Detlef über eine Holzbrücke und sehen das erste Mal Bosse und Co.

Detlef blüht auf wenn wer von seinen Tieren spricht und man merkt, dass er ein super Verhältnis zu ihnen hat. Bei der Fütterung sind wir hautnah dabei und erfahren viel über diese riesigen Tiere. Auch dass man stinkt und klebt wenn man sie nur mal eben kurz streichelt…

Mir fällt es echt schwer hier die richtigen (schönsten) aus den hunderten Fotos rauszusuchen. Weil Detlef bemerkt wieviel ich fotografieren muss ich ihm versprechen, ihm Fotos zu schicken. Die bekommst du von uns Detlef, versprochen ist versprochen!

Das Highlight kommt jetzt. Natürlich ist so ein Riesentier beeindruckend aber irgendwie kommt unser Beschützerinstinkt hoch wenn wir die Riesen im Miniformat sehen. Elchbabies! 4 Wochen alt! Nicht hinterm Zaun, nein genau um uns herum. Tollpatschig, neugierig und frech, eben wie kleine Kinder. Erst gab es die Flasche und danach Grünzeug von den Kindern. Wir sind begeistert.

Hier ist uns auch die fettig triefende Streichelhand Wurst und wir kuscheln drauf los. Unser Jüngster und die Beiden halbstarken Elche sind sich bei der Rangordnung noch nicht einig. Die Beiden wittern ihre Chance (und Pepes Angst). Man kann einschreiten, muss man aber nicht 😉 Wir kommen alle unbeschadet und beeindruckt aus dem Gehege und die Tour kommt gleich zum nächsten Höhepunkt.

Detlef füttert noch seine Rentiere und wir schauen natürlich nicht über den Zaun zu, nein wir stehen daneben und staunen, erfahren, dass alle Rentiere in Schweden den Samen gehören. Obwohl Detlef noch nicht so lange hier ist, scheint er sich gut mit ihnen zu verstehen und so leben eben einige ihrer Rentiere bei Detlef. Ich glaube sie leben dort nicht schlecht. 😉

Wir denken, Detlefs Emotionen lassen sich nicht steigern und dann pfeift er…

…und wir erfahren warum er eigentlich hier ist. Schlittenhunde! Etliche Huskys stellt er uns vor, viele haben eigene Geschichten, oft schwärmt er und wir fangen an unsere Resturlaubstage im Kopf zusammenzurechnen. Reicht es um im Winter nochmal her zu kommen? Nicht 2017, aber irgendwann werden wir wiederkommen!

Zum Abschluss essen wir alle noch Waffeln und trinken Kaffee. Die Führung hat locker 2 Stunden gedauert und war keine Minute langweilig. Leider müssen wir weiter, es ist Halbzeit. Das heißt umkehren, umkehren ist ein wenig wie zurück fahren, zurück fahren ist wie Ende. Aber diese Gedanken schieben wir zur Seite! Heute Abend kommt eine völlig neue Facette vom Urlaub. Wir treffen Freunde…

Silijan mit Freunden

Den Kopf noch voller Bilder von Bosse& Friends machen wir uns auf den Weg, langsam geht es wieder Richtung Süden. Wir haben heute nur eine kleine Etappe vor uns, wir wollen zum Silijan. Viel haben wir schon davon gehört, alle Schweden wollen wohl dorthin – wir sind gespannt. Auf der Fahrt dorthin passieren wir den Laden von den Jungs von weiterweg.de in Nornäs / Sörsjön. Wir hatten vorher schon etwas davon gehört aber nie so richtig recherchiert. Da wir eher von einem klassischen Offroadpark ausgingen, wie aus Deutschland bekannt, haben wir dies nicht als Zwischenziel eingeplant. Das Haus aber macht neugierig und nach kurzem surfen im Netz ( Schweden hat überall so geilen LTE-Empfang…) steht fest: Das war ein Fehler. Sollte Schweden wieder auf dem Plan stehen, hier werden wir mal Station machen.

Diesmal fahren wir aber schweren Herzens weiter, unser nächster Halt heißt Sollerön-Camping. Ein gepflegter und (für unsere Verhältnisse) riesiger Platz direkt am Silijan-See. Der nette Herr am Empfang findet unsere Reservierung und fährt mit dem Golf-Car vornweg. Unser Kleinster darf neben ihm sitzen und mitfahren, den haben wir für heute schon mal glücklich gemacht. Wir stehen auf einem ganz neuen Teil des Campingplatzes. Direkt neben uns Dennis& Alena und Thorsten&Jessica und deren Zwerg Bo. Die 5 kennen wir aufgrund der gleichen Automacke, zwischenzeitlich ist daraus aber mehr entstanden, wir campen ab und zu zusammen und man trifft sich wenn’s passt mal irgendwo. Die Wohnwagen haben wir schon mal gefunden.

Kurz in die Whatsapp-Gruppe gerufen und einen Treffpunkt vereinbart.

Wir haben noch nix zum Abendessen also: ICA-Maxi! Kennt ihr diese Teile? Das ist nicht nur ein Supermarkt, dass ist der große Bruder davon. Line und ich bekommen kurz Panik, schließlich kommen wir geradewegs aus einem der am dünnsten besiedelten Gebieten Europas und dann gleich so eine Menschenansammlung!? Hilft nix, wir müssen da durch!

Da wir schneller dort sind als geplant, gehen wir schon mal rein. Ein Einkaufswagen vor uns der gefühlt größer ist als unser Doppelachser geht’s es los. So langsam kommt der Ruhepuls wieder. Mitten im Markt treffen wir dann die anderen, der ein oder andere Schwede schaut verwirrt als wir uns in den Armen liegen, das letzte Treffen war immerhin schon Pfingsten (am Hardausee). Vielleicht schauen die aber auch nur so, weil Kind 2 und 3 gerade prügelnd am Boden liegen, warum wissen sie hinterher auch nicht mehr.

Schnell einigen wir uns auf Grill und Burger. Die Damen der Runde wählen die gesunde Salatvariante mit Vollkornbrötchen. Wenn alle glücklich sind ist’s recht. Schnell noch den Rest einkaufen was so fehlt und ab zum Campingplatz. Wir haben uns jede Menge zu erzählen und so wird der Abend schön und lang. Das Wetter passt und so sitzen wir an einer langen Tafel und erzählen was wir alle für tolle Hechte sind…

Nebenbei besprechen wir natürlich das Programm für den nächsten gemeinsamen Tag. Abwägen, googeln, quatschen, denken, diskutieren, dann steht fest: Morgen geht’s in den Bärenpark nach Orsa. Bevor ich in den Wohnwagen krauche, zieht mich der See nochmal magisch an. Also schnapp ich mir die Kamera und genieße kurz die Einsamkeit am Ufer. Kaum zu glauben, dass direkt hinter mir ein großer Campingplatz voller Menschen liegt…

Nachtruhe!

Wenn wir schon mal so zusammen sitzen sollte der Tag auch mit einem guten Frühstück beginnen, die Männer kümmern sich um jede Menge Rührei mit Bacon, viel Bacon, die Damen um den Rest und die Kinder fast um sich selbst. Das Ei war lecker, die Stimmung gut.

Die Fahrt zum Park vergeht wie im Flug und wir stehen am Eingang. Der Park an sich ist allerdings ganz anders als erwartet und auch als gehofft. Die Tiere sehen zwar zufrieden und gesund aus, befinden sich aber hinter riesigen Absperrungen aus Maschen- und Stacheldraht, das macht die Stimmung kaputt.

Ich versuche mich trotzdem an ein paar Bildern, irgendwie schaffen wir es (ich und meine Freundin Corel PaintShop Pro) die Bilder brauchbar zu machen:

Wir ziehen trotzdem durch den Park, Berghoch und wieder runter, die Berge hier sind verdammt steil! Dafür hat man von oben einen hervorragenden Ausblick über die Landschaft und die endlosen Seen. Als wir weit unten ein kleines Kanu über einen einsamen See fahren sehen, überkommt uns ein wenig Sehnsucht nach der Wildnis…

Weiter geht’s!

Die Fütterungszeiten der Tiere sind gut verteilt, so können wir die Luchse beim Fressen beobachten und am Ende des Rundganges auch noch die Wölfe, wundervolle Tiere, die Aufgrund einer Brück über ihr großes Freigehege, gut zu beobachten sind.

Den Kindern hat es gefallen, vor allem die Bärenbabys, das ist die Hauptsache, so meine Devise für diesen Tag. Ich finde es gut mal mit den anderen zu quatschen und so geht der Tag schnell rum.

Line und mich überkommt der Kaffee-Appetit und so trennen wir uns. Die Anderen wollen nochmal shoppen fahren und wir machen uns auf die Suche nach einem netten Kaffee. Leider erfolglos, so landen wir wieder mal vor dem Wohnwagen und kochen Kaffee selbst. Das ist klagen auf hohem Niveau und vor allem die Kinder nutzen die Gelegenheit um die riesige Hüpfburg ausgiebig zu testen.

Am Abend gibt’s wieder die lange Tafel, jeder steuert was zum Essen bei, am Ende bleibt viel übrig, trotzdem sind alle mehr als satt. Duschen, abwaschen, Platzrunde und den Sonnenuntergang am See genießen. Thorsten, Jessica und wir gehen mit einem Gläschen Wein (die Frauen) nochmal zum Wasser und genießen die klare Luft. Schön hier!

Knäckebrot und rote Pferde

Am Morgen verabschieden wir unsere Freunde, sie ziehen weiter wir bleiben noch einen Tag. Keine Ahnung wann Dennis genau angefangen hat zusammenzuräumen, als ich als erster unserer Familie verschlafen den Kopf rausstrecke, sieht er aus als wollte er gerade abfahren.

Wir haben heute ein straffes Kulturprogramm vor uns.

„Musst du gesehen haben!“, „Sonst warst du nicht in Schweden!“ und „Da war jeder Schwedenurlauber schon mal!“ Scheinbar kommen auch wir nicht drum herum und machen uns auf nach Leksand zur weltberühmten Knäckebrotfabrik. Da wir uns scheinbar innerlich wehren, geht unsere Route erst mal zum Silijansnäs Naturreservat, ein kleines unaufgeregtes Reservat auf einem Hügel. Das Naturum bietet allerlei wissenswertes und spannendes für Kinder und die kleine Rundwanderung um den Gipfel, immer wieder durch tolle Ausblicke unterbrochen, genießen wir sichtbar.

Einen kleinen Regenschauer lang suchen wir Unterschlupf in einer uralten Hütte aus Baumrinde und Holz, urig aber auch (vor allem für die Kinder) etwas unheimlich. Zum Glück kennen wir Regen in Schweden nur als 5-Minuten-Husche und schnell können wir weiter. Der Holzaussichtsturm des Naturums ist leider baufällig und daher geschlossen, wir müssen unverrichteter Dinge weiter ziehen.

Leksand ist auch gleich um die Ecke und das Werk, etwas außerhalb, schon von weiten zu sehen. Irgendwie hatten wir uns das romantischer vorgestellt, eher so ein großes altes Holzhaus und einen Bäcker der die großen runden Knäckebrote per Hand in den Holzofen schiebt. Geht natürlich nicht bei den Mengen. Apropos Mengen, genau solche schleppen die Schweden aus dem Werksverkauf in ihre Autos, bis nix mehr reingeht… Wir schauen auch, die Auswahl ist riesig. Bald glüht die Deutsch-Schwedisch-App am Handy die uns helfen muss, bei den vielen Sorten die es gibt.

Neben Knäckebrot auch allerlei Gebäck und Süßigkeiten. Pepe überzeugt uns, eine Kilo-Dose „Schoko-Was-auch-immer“ zu kaufen. (von denen wir kein einziges Stück abbekommen, er hat sie am nachästen Tag am Stück ge- (sorry) fressen) Scheinen also lecker zu sein. Draußen genehmigen wir uns an der hauseigenen Imbissbude echt leckere Knäckebrotpizza. Das ist der neuste Schrei von Leksand und dort in jedem Kühlregal zu bekommen.

Unsere POI-Tour geht weiter. Im Auto läuft Alf hoch und runter und wir machen unsere Runde um den Silijan perfekt indem wir nach Nusnäs fahren. Wem Nusnäs nichts sagt (mir bis dato auch nicht) daher kommen die ganzen roten Dala-Pferde die es überall in Schweden zu kaufen gibt. (Also daher oder aus China um genau zu sein). Wir finden dort ein komplett auf Tourismus ausgerichtetes Dorf mit vielen Läden in denen es ausschließlich Souvenirs gibt. Das ganze ist aber weniger schlimm als es sich anhört, die Stimmung passt und die Sachen sind größten teils handgemacht. In einem dieser Läden haben wir die Möglichkeit hinter die Kulissen der Schnitzerei zu schauen, wir können den Schnitzern zusehen und auch alle anderen Schritte bis zum fertigen Pferd. Nur rot war früher, heute gibt es nichts was es nicht gibt.

Was fehlt uns heute zu unserem Glück? Genau, ein Cappuccino und ein Stück echt schwedischer Schokokuchen. Auch das gibt es, in der hinteren Ecke des Ladens findet sich ein typisch süßes Kaffee und wir werden glücklich gemacht. Sogar Waffeln gibt es für die Kids. Sollte am Sonntag den 9.7.17 kurz vor Feierabende jemand seine Tüte mit überteuerten handgemachten Mitbringsel dort im Kaffee liegen lassen haben, wir haben sie gefunden! Line die ehrliche Haut hat sie an der Kasse hinterlegt, kann dort abgeholt werden 😉 Wir hätten uns auch geärgert wenn wir es nicht zurückbekommen hätten, sagt Line. Recht hat sie! Wie meistens…

Das Wetter hält sich nun wieder an unsere Abmachung (kein Regen wenn wir unter freiem Himmel sind) und so können wir den Abend in Famile auf dem Steg am Silijan ausklingen lassen. Dazu gibt es ein Gläschen Wein für den Schatz und eine Tüte Chips für die Schätze.

Fazit 1: Kann man mitnehmen, wenn man in der Gegend ist aber extra hinfahren würde ich nicht.

Fazit 2: das faszinierende Blau des Silijansees blieb uns Banausen verborgen, schön ist er trotzdem.

Zwischen Vänern und Vättern

Nach einem letzten Frühstück am Silijan, packen wir unsere 7 Sachen und ziehen weiter Richtung Süden. Die Temperaturen steigen so langsam und wir sind gespannt ob uns am Vänern wieder mal nach Baden zumute ist. Die Fahrt entlang vieler toller Picknickplätze die wir heute alle rechts und links liegen lassen genießen wir. Da wir ja wissen, dass der Urlaub nicht unendlich ist, saugen wir alle jedes kleine Stück „Schweden“ gierig auf.

Gegen 14:30 haben wir das Etappenziel erreicht. Wir haben uns diesmal für die Ostseite des Vänern entschieden, also zwischen den beiden großen Seen. Die Campingplatzwahl fiel aufgrund der Fotos im Netz auf Askeviks Camping ( http://www.askevik.nu ) direkt am See. Schnell zur Anmeldung (wir hatten wie für uns normal, am Vorabend eine kurze Reservierungsmail geschrieben) und unseren Platz Nr.55 gesucht, abhängen, Sonnensegel raus und fertig! Da unsere Essenszeiten mittlerweile völlig durcheinander geraten sind, legen wir Mittag und Kaffee zusammen und starten dann einen Rundgang über den Platz.

Unser Fazit: Liebe Platzbetreiber, warum haltet ihr diesen tollen Platz nicht in Ordnung? Es ist schade! Das hier viele Dauercamper basteln (Boot, Auto, Wohnwagen überrall riecht es nach frischer Farbe oder altem Öl) damit können wir gut leben. Aber auch der Rest hat seine besten Zeiten hinter sich. Es gibt laut Internet eine Fass-Sauna, wir haben sie gefunden. Ich erspare euch den Anblick, sie war auf jeden Fall geschlossen, der Steg von der Sauna direkt in den See (oh man wie hatten wir uns auf dieses Erlebnis gefreut) ist auf Bild 2 oben zu sehen – traurig. Ähnlich geht es im Sani-Bereich und dem ehemaligen Kaffee weiter. Zur Erinnerung wir sind dort Mitte Juli, mehr Saison geht nicht. Unser Stellplatz ist aber nicht schlecht und die Felsen am See auf denen man sitzen kann entschädigen etwas. Am Abend haben wir uns noch einen Besuch in Hova (an der E20) vorgenommen. Hier soll die ganze Stadt in ein großes Mittelalterspektakel verwandelt sein, mit Ritterkämpfen und allem drum und dran. Ok es ist ein Ritterfest, vielleicht sind wir auch zu spät fürs Turnier aber die Kinder finden es interessant und haben ihren Spaß.

Die Masse an eigenen Kindern beschert uns als Familie einen Sieg beim Spiel „Welches Loch nimmt die Maus“ Wir sind stolz! Als jeder Spaß ausprobiert wurde und sich langsam der Hunger breit macht, stellen wir fest, dass wir nicht nur fürs Turnier zu spät waren. Scheinbar essen die Schweden zeitig, wir finden nix mehr was uns zusagt. Nach kurzer Beratung (Line ist über die örtlichen Gegebenheiten gut informiert) steuern wir den Göta-Kanal in Sjörtorp an. Sehr idyllische Gegend. Wir steuern den ersten Fischladen an und werden mit leeren Kühlregalen empfangen. Eigentlich gibt es hier Schrimps und Fisch auf die Faust, wie gesagt scheinbar essen die Schweden sehr zeitig. Wir finden noch ein tolles Restaurant ( KanalKrogen i Sjörtorp) mit echt leckerem Essen. Der Burger ist frisch und echt lecker und Line ist mit ihrer Kartoffel voller Schrimps auch glücklich…

Wer bei der Wahl des Campingplatzes darauf achtet, dass der See im Westen vom eigenen Standort liegt hat was? Richtig, einen Sonnenuntergang Richtung Wasser. Genau den nutzen wir als Ausklang des Tages noch bevor wir vor der aufziehenden Nachtkälte in den Wohnwagen flüchten.

Auf dem Weg zum Wohnwagen (kennt ihr das wenn ihr euch ständig umdreht um keinen tollen Augenblick zu verpassen) fällt mir auf, dass die Schweden manchmal einen verdammt guten Autogeschmack haben und wie schön sie ihn in Szene setzen, ein Traum…

Am nächsten Morgen machen wir uns auf nach nach Brommö, das ist eine kleine Insel, ein Naturreservat und autofrei. Dazu müssen wir über die Torsö-Brücke (verdammt kein Foto gemacht aber toll anzusehen) auf die Insel Torsö und überqueren diese. Für uns sportlich (ihr wisst, spät ins Bett und spät raus, Frühstück ist wichtig usw.) 11:05 Uhr stehen wir am Fähranleger. Haben Badesachen und alles fürs Picknick dabei. Die Zeiten der Fähre können wir ohne Übersetzung lesen: nächste Überfahrt 13:15 Uhr – schöne Schei…

Also machen wir uns auf den Weg am Ufer entlang, später durch den Wald und kommen zu einer idyllischen Stelle am See. Hier sind wir zwar nicht allein aber es gefällt uns so gut, dass wir die Handtücher auf den warmen Steinen ausbreiten und einen „Badetag“ ausrufen. Das Wetter ist toll und die Kinder im Wasser damit beschäftigt erfolglos Minifische zu fangen.

Die Aufregung ist groß als die 3 eine Wasserschlange entdecken, das Vieh ist verdammt ängstlich (nicht halb so ängstlich wie der Kleine) und daher schnell, ich sprinnte mit der Kamera hinterher wie ein Jäger im Blutrausch und erwische sie. Nicht schön aber erwischt.

Nach ein paar Stunden und einem Picknick treten wir den Rückweg an. Eigentlich ist es eher ein Rundweg als Rückweg und wir finden im Wald jede Menge Beeren als Nachtisch. Lecker…

Am Göta-Kanal hat es uns so gut gefallen, dass wir beschließen unseren Kaffee&Kuchen-Gelüsten dort nachzukommen. Auf geht’s!

Wir bekommen wonach wir begehrten, original schwedischen Kuchen. Pepe schmeckt es so gut, dass er sich gleich noch ein Stück holt. Da stört es ihn nicht mal, dass er weder englisch noch schwedisch spricht. Keine Ahnung wie, er kommt mit einem neuen Stück wieder. Das sympathische an solchen Cafés ist, den Kaffee nimmt man sich einfach selbst, am Eingang steht eine Kanne und Tassen, bezahlt wird später…

Wir beobachten noch die Schiffe in den Schleusen und den Wärter (die Wärterin) bei ihrer Arbeit. Safety first, immer alle mit Schwimmweste! Auf dem Rückweg gelangt auf ungeklärte Weise Grillgut in unseren Kofferraum, tja hilft nix, müssen wir wohl grillen. Die Wetter-Website eines schwedischen Anbieters zeigt, die dunkle Wolke zieht vorbei. Machen wir heute mal was neues, Grill unter den Arm und ab auf den Fels im Wasser. Eine windschiefe Bank dient als Essensplatz. Ich habe die Grillanzündtechnik in diesem Urlaub stark verbessert und so brennt der Grill bald lichterloh

Pünktlich als das Fleisch drauf liegt fängt es an zu regnen, nicht von oben nach unten sondern waagerecht. So ein Mist!

Hilft nix, das Fleisch muss jetzt drauf bleiben. Line und die Kinder sind tapfer und halten auf der Bank durch. Zumindest bis die Garnelen halbwegs essensfertig sind. Schnell werden sie verputzt, wir sind ja nicht aus Zuckerwatte. Danach bin ich allein! Pepe versucht noch mir Gesellschaft zu leisten indem er sich hinter ner Kiste vor dem Regen versteckt, aber auch er gibt irgendwann auf.

Danach bin ich allein. Ich und einBier allein gegen den Regen. Pah, ich bin ein Mann und lasse mich von so ein wenig Regen doch nicht beeindrucken…

… schnell noch ein Selfie machen und dann ab in den warmen und trockenen Wohnwagen. Da gibt’s dann auch für mich ein leckeres Steak. Gute Nacht

Kinnekulle

Es stinkt! Gestern haben wir es bereits gemerkt, auf unserem Campingplatz stinkt es. Heute morgen war es wieder da, diesmal schlimmer. Also gehe ich der Sache auf den Grund. Der Geruch ist eine Mischung aus Gülle und Klärgrube und kommt scheinbar aus dem kleinen Wäldchen des Platzes. Der Boden dort ist bereits mit Brennnesseln besiedelt, laut Line ein klares Zeichen.

Und wessen Stellplatz ist neben der Stelle? Unserer! Eigentlich wollten wir erst morgen weiterreisen unter diesen Umständen suchen wir schnell einen neuen Platz auf halben Weg zwischen hier und Trellebourg. Da unser nächstes Etappenziel der Nationalpark Store Mosse ist, liegt es nahe auch dort nach einem Platz zu suchen. Wir finden ihn, ein kleiner Platz in Hillerstorp ( flatenbadetscamping.se) direkt an einem kleinen See, das könnte idyllisch werden.

Erstmal starten wir jedoch mit dem heutigen Programm, wir wollen in das Kinnekulle Naturreservat. Dieses liegt auch nah am Vänern und ist eine Erhebung die laut diverser Quellen durch ihren Reichtum an unterschiedlichsten Blumen berühmt ist. Wir sind in Schweden, daher machen wir uns keine Gedanken, dass wir dort mit Wohnwagen hinten dran hinwollen. Die Fahrt dorthin auf kleinsten Nebenstraßen ist dann doch etwas aufregender. Man fragt sich, was wohl passiert wenn uns in den einspurigen Serpentinen ein Auto entgegen kommt, an einen LKW wollen wir lieber nicht denken. Es geht alles gut und wir erreichen den ersten Parkplatz, ganz leer und daher kein Problem.

Als Erstes machen wir uns auf die Suche nach einem alten Steinbruch und finden ihn etwas unterhalb der Straße. Eigentlich schade, dass wir hierher zu Fuß gegangen sind, das Teil ist ein riesiger Spielplatz für’s richtige „Auto“ aber auch so ganz eindrucksvoll.

Da wir ja nicht so zeitig losgekommen sind machen wir uns auf die Suche nach einem schönen Picknickplatz. Wir finden ihn, mit Aussicht auf den Vänern und den Steinbruch.

Frisch gestärkt machen wir uns auf die Wanderung, unser Ziel ist der Aussichtsturm auf dem Kinnekulle. Unser Weg wird aber nicht der direkte sein, sondern einmal um den Berg führen.

Die Gegend hier ist zwar schön aber die angepriesene Blumenvielfalt können wir nicht finden, auch nicht am Restaurant was kurz vor dem Gipfel kommt. Nicht wundern, natürlich geht von der anderen Seite eine Straße bis ran, nur so können sie mit schwedischer Kundschaft rechnen…

Das Restaurant lassen wir aus und nehmen Kurs auf den „Gipfel“.

Dieses Mal haben wir Glück, der Aussichtsturm ist geöffnet und wir können ihn entern. Die Aussicht oben ist schon herrlich (wenn man den Bereich Nord-West mal ausblendet – außer man mag Kernkraftwerke)

Danach machen wir uns auf den direkten Abstieg, der Weg ist recht kurz und so sitzen wir schnell im Auto und sind gespannt auf den ausgesuchten Campingplatz. Als wir Falköping passieren überkommt uns, was kann es anderes sein, der Appetit auf Kaffee. Wir beschließen die Augen nach einem Café offen zu halten, alternativ wäre uns auch ein nettes Plätzchen am See recht. Irgendwie haben wir heute kein gutes Händchen und finden nix passendes. Ein Blick auf die Karte verrät, wir können von der Bundesstraße 47 abfahren und eine kleine Straße nehmen die dicht an schönen Seen entlangführt. Beschlossen, hier sollte was zu finden sein. Bis zum Örtchen Sandhem suchen wir also und entdecken dann direkt am Ortseingang den See und direkt daneben ein Wegweiser zum Wohnmobilstellplatz. Perfekt! Also folgen wir diesem Schild und einem weiteren. Das Sackgassenschild macht uns nicht vervös, schließlich ist ja ein Stellplatz das Ziel. Ungewöhnlich, dass die Straße durch ein Wohngebiet führt, aber egal der Kaffeegeruch steigt uns schon in die Nase, also schlängeln wir uns durch die geparkten Autos…

…bis wir vor einem Bahnübergang stehen! …für Fußgänger! …mit Geländer! Ihr erinnert euch: 14,50×2,50. Line muss raus und fange an Rückwärts zu rangieren, durch die Autos. Eigentlich liegen noch locker hundert Meter vor mir bis die letzte Kreuzung kommt. Übrigens die Kreuzung an der ein Witzbold den Wegweiser für den Stellplatz verdreht hat. An dieser Stelle vielen Dank nochmal von uns! Auf jeden Fall fällt mir ein schön gepflegtes Grundstück auf. Da der Zaun scheinbar noch alt war, hat der Besitzer beschlossen ihn zu ersetzen. Der alte war größtenteils weg und der neue glücklicher Weise noch nicht da. Line bekommt den Auftrag zu schreien wenn es nicht passt und ich rangiere im rechten Winkel in den Vorgarten. Als wir sauber eingeparkt haben, schaut der Junior zur Eingangstür und ich schwöre seine Augen sind nicht viel kleiner als unser Wohnwagen. Nur noch raus und zack wir stehen wieder richtig rum und können weiter. Nächster halt, eine Raststätte an der Schnellstraße. Breite Straßen und Bank am See vorhanden, wir kochen Kaffee und holen die Kanelbullar raus. Schon ist die Stimmung wieder gut…

Danach geht’s nun endlich zum Campingplatz. Wir sind gespannt, im Hinterkopf immer noch den tollen Platz von 2015. Da kam dieses Jahr noch keiner ran. ( movantacamping.se) Als wir ankommen sind wir absolut zufrieden. Er liegt zwar direkt an der Straße, diese führt aber scheinbar nur in den Wald, Lärm kommt da keiner. Er liegt direkt an einem gaaaaanz flachen Moorsee und die Kinder nutzen die Chance für ein ausgiebiges Bad (zumindest soweit sie reinkommen). Wir bauen auf und genießen auch das schöne Wetter. Das bleibt gut und wir können draußen Abendbrot essen. Sogar der traditionelle Espresso aus der Bialetti hat noch draußen seinen Einsatz. ( Dank an Frank und Steffen, mittlerweile wissen wir gar nicht, wie wir früher ohne überleben konnten )

Der Abend hält noch tolle Farben für uns bereit und wir spazieren noch ein wenig am See entlang.

Store Mosse – oder zurück am Meer

Der Morgen beginnt mit einem ausgedehnten Frühstück, natürlich draußen und mit Blick auf den Flaten-See. Unser heutiges Ausflugsziel ist nur ein paar Minuten entfernt, wir steuern den Nationalpark Store Mosse an. Man merkt deutlich, dass wir wieder im Süden sind, das Touristenaufkommen ist höher, die Parkplatzsuche gestaltet sich schwerer, klappt aber noch ohne abkuppeln.

Wir hatten uns eine Wanderung durch oder um das Moor vorgestellt, der Pfad allerdings läuft ziemlich langweilig durch den Wald. Zwar gibt es immer mal Stege, die sind jedoch gar nicht nötig, es ist zu trocken, als das hier Moor wäre.

Etwas macht den Ausflug aber doch zum Erlebnis. Der Trollstieg. Ein liebevoll angelegter Kinderpfad mit allerlei Aufgaben, Rätseln und Reimen. All das in Englisch, Schwedisch und sogar Deutsch.

OK, ich gebe zu, Line und ich hatten auch unseren Spaß.

Der Weg führt zu einem tollen Holzhaus, dem Naturum. Beim Anblick der Terasse mitten im Wald, überprüfe ich kurz im Kopf unseren Kontostand – Kaufen kommt nicht in Frage. Rein gehen wir trotzdem, es gibt kostenlos Kaffee und Wasser und für die Kinder allerlei tolle Sachen zum experimentieren.

Zurück am Auto ist der Parkplatz gut gefüllt und wir sind froh, gut mit dem Gespann auf die Straße zu kommen. Nächster Stopp, Ostsee. Line hat für unseren letzten Stopp etwas ganz feines herausgesucht. Borstahusens Camping (motesplatsborstahusen.se) 4 Sterne, mit Wellness direkt am Meer. Wir freuen uns! Bis wir an der edlen Rezeption stehen, die Leute, die uns entgegen kommen sind mindestens 20 Jahre älter als wir und tragen alberne Karierte Hosen. Und ja ,sie ziehen Golftaschen hinter sich her. Vorsichtshalber beschließen wir, uns den Platz genauer anzusehen. Zwischen Meer und Wohnwagen sind ein Zaun und eine Straße. Mehr brauchen wir nicht sehen. Der Platz mag toll sein, die Sauna sieht von außen schon eindrucksvoll aus, aber das fühlt sich hier nicht nach Schweden an, nicht für uns. Kurzer Hand suchen wir uns einen Platz, ganz in der Nähe raus. Barsbäckestrand Camping ( barsebackstrand.se) auch nicht ganz so klein und auch am Meer. Das alle Plätze Meerblick haben stimmt zwar, interessiert uns aber nicht, wir haben einen Platz in der ersten Reihe ergattert, vor uns nur Wiese und Meer.

Hier gefällt es uns. Wir starten nochmal ins nahegelegene Einkaufszentrum und besorgen uns (neben einem leckeren Cappuccino) etwas essbares für den Abend. Trotz des Windes (wir sind kälteres gewohnt) beschließen wir, draußen zu essen. Das mag auch daran liegen, dass den Garnelengeruch keiner im Wohnwagen mag. So gibt’s das letzte Mal, frisches Meeresgetier mit Blick aufs Wasser.

Ein kurzer aber heftiger Schauer zwischen Essen und schlafen, hat den Kindern heute, die Tour mit dem Baden versaut. Die 3 hoffen auf morgen…

Weil wir uns an die Regel (Wasser im Westen) halten, beschließen wir den Abend mit einem tollen Sonnenuntergang.

Zum Abschied Lund

Der Wind und die Regenwolken sind mit der Nacht weitergezogen und wir starten unseren letzten, echten Urlaubstag Richtung Lund, einer verträumten Universitätsstadt. Wir suchen einen Parkplatz in Zentrumsnähe und ich verzweifle an der Bedienung des Parkscheinautomats. Legen wir eben die Abbruchquittung des Vorgangs rein ( Glück gehabt, nix passiert). Wir schlendern los, durch die schmalen Gassen von Lund. Echt eine schöne Stadt, wir lassen uns treiben…

Jedoch sind wir schon nach 5 Minuten am Kulturen i Lund (www.kulturen.com), zumindest sind wir an der Mauer, ehe wir den Eingang finden, dauert es noch etwas länger. Das liegt daran, dass Kulturen ein großes Freilichtmuseum mitten in der Stadt ist.

Der Eingang stellt sich dann quasi nochmal als eigenes Museum dar, bis auf einige Stücke aber eher für Erwachsene geeignet.

Wir gehen zwar durch die einzelnen Räume, eigentlich zieht es uns aber mehr nach draußen.

Als wir durch die Tür in den „Innenhof“ treten, erwartet uns das Schweden wie wir es mögen, nur 200 Jahre in der Vergangenheit, alte Häuser und Gärten und viel zu entdecken. Die Kinder bleiben schnell in einem großen Spielhaus hängen, dies ist aber echt toll gemacht, also gehen wir zu Zweit noch etwas auf Entdeckungsreise.

Kaum zu glauben, dass direkt hinter den Mauern der normale Alltag einer Universitätsstadt abläuft. Ich mache am Spielplatz erst mal Pause, während Line noch die restlichen Häuschen erkundet. Dabei beobachte ich die Touristengruppe, welche durch eine Art Schauspieler von einer Attraktion zur nächsten geführt wird. Teilweise haben die betagten Herrschaften ihre Stühle dabei und mir wird schnell klar, dass diese, wenn die Führung beendet ist, das tolle Café ansteuern werden, welches wir vorhin auf unserer Tour entdeckt haben. Als Line in Rufnähe ist, verständigen wir uns auf Belagerung! Ohne ein Besuch in diesem tollen Gartencafé wäre der Tag nicht perfekt. Wir schaffen es und genießen Kaffee, Waffeln und Eis in der Sonne.

Alt hatten wir, nun ist Lund in neu dran und wir ziehen weiter durch die Stadt. Alles fein und klein und wirklich einladend. Wir kommen an einem Laden voller Süßigkeiten vorbei. Falsch, wir kommen natürlich nicht vorbei sondern müssen rein und staunen. Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich zum Thema Süßigkeiten nochmal was schreibe. Es gibt quasi in jedem Lebensmittelgeschäft in Schweden eine riesige Theke für Süßigkeiten. Lose und mit Schaufel zum selbst zusammen stellen. Die Kinder lieben diese riesigen Regale und wir lassen uns natürlich immer mal dazu überreden, dass sie sich was mitnehmen. Da gibt es Gummitiere in allen erdenklichen Farben und Formen sowie Schokolade in kleinen Stücken. Meistens fällt dann auch was für mich ab – Win-Win!

Aber hier in Lund, hier war uns klar, dass das alles nur Spielerei war. Hier gibt es den Laden, der nur aus Süßigkeiten besteht. Wisst ihr noch als Pippi Langstrumpf in dem Laden war und Süßes gekauft hat? Das war nur eine billige Kopie…

Falls jetzt jemandem der Zahn tropft: die Straße in Lund hieß: Lilla Fiskaregatan. Lasst es euch schmecken…

Zurück auf dem Zeltplatz ziehen dunkle Regenwolken auf und seit unserem letzten Erlebnis vertrauen wir der Wetter-App für Schweden nicht mehr. Zum Glück! Wir sitzen gemütlich drin während draußen ein heftiger Sommerregen runterkommt.

So schnell wie er gekommen ist, geht er auch wieder und wir wagen uns nochmal vor ans Meer.

Am nächsten Morgen ist es dann leider soweit, die Abreise steht bevor und als wäre das nicht schlimm genug, ist es ein herrlicher Badetag, warm und sonnig. Zum Glück geht unsere Fähre erst 15:30, so beschließen wir nochmal baden zu gehen.

Keiner will nach Hause und so schaffen wir es erst Punkt 12:00 vom Platz.

Es sind nur noch 30km bis zum Hafen, daher darf ich nochmal in einen Biltema (Gut geplant ist halb gekauft, der Katalog und ich, wir wurden in diesem Urlaub gute Freunde) und kurz vor dem Hafen decken wir uns nochmal mit den wichtigsten schwedischen Dingen aus dem ICA Maxi von Trelleborg ein. Jetzt ist noch Zeit für ein Picknick am Meer, witziger Weise sehen wir unserer Fähre zu, wie sie über das Meer geschippert kommt.

Der Urlaub ist vorbei, wir nutzen die Fähre für ein paar letzte Fotos, eigentlich hängen wir aber unseren Erinnerungen nach. Line schreibt sich noch ein paar Erinnerungen des Urlaubs auf (Danke dafür, hat mir beim Aufschreiben sehr geholfen) und die Kinder spielen die Akkus unserer Handys leer. Das übliche also, wenn man nicht gerade in Schweden ist…

Ein toller Urlaub geht zu Ende, wir sind fast 3000km durch Schweden gefahren und je höher wir kamen, desto wohler fühlten wir uns. Das wird sicher nicht unser letzter Schwedenurlaub gewesen sein…