Werkzeuge

Ein Buch mit 311 Seiten von Michael Allner, erschienen im Pietsch-Verlag. Preis: 29,90

Ich habe dieses Buch schon seit dem letzten Jahr auf meinem Schreibtisch liegen, kam aber erst über die Feiertage zum Lesen. Ein Reisebuch hatte mich tatsächlich mehr gelockt 😉

Ein Werkzeugbuch! Das liest sich natürlich nicht so flüssig wie ein Reisebuch. Das Buch kommt daher wie ein gutes Werkzeug, hochwertig mit festem Einband. Und ich finde, genauso kann man es auch beschreiben. Es ist ein gutes Spezialwerkzeug. Aber für wen ist dieses Buch geeignet? Die Antwort fällt mir schwer. Wir haben Sie zusammen besprochen und waren uns nicht so ganz sicher. Wenn ihr quasi in einer Werkstatt zu Hause seid, dann werdet ihr in dem Buch nicht viel Neues finden (außer Bestätigung). Aber auch wenn ihr so gar nichts mit Werkzeug am Hut habt, ist das Buch sicher nicht unbedingt das richtige für euch. Wir haben uns darauf geeinigt, dass die Leute, die gerade einen Haushalt gründen, die in die Gartenarbeit einsteigen oder beginnen einen Van auszubauen genau die Zielgruppe dafür sind.

Das Buch ist sehr gut strukturiert, die Werkzeuge werden nach den Anwendungsbereichen sortiert vorgestellt, erklärt und es gibt Tipps zum Kauf. Es gibt die Kapitel Handwerkzeuge, Elektrowerkzeuge und Spezialwerkzeuge für Fahrzeuge und Garten. Die Erklärungen sind auch für Laien gut zu verstehen und die Bilder helfen noch dabei. So kann man vor dem Baumarktbesuch einen guten Überblick erhalten, was gebraucht wird und was der Verkäufer nur gern los wird.

Neben dem reinen Text kombiniert mit Bildern, gibt es für jedes Werkzeug noch Boxen, in denen kurz zusammengefasst wird, was beim Kauf zu beachten und was für die Benutzung besonders wichtig ist.

Fazit:

Das ist diesmal schwer. Das Buch ist qualitativ super! Die Frage, die bleibt ist, wer braucht es und wie schnell überholt sich das Wissen, gerade im Bereich der Elektrowerkzeuge. Wenn Ihr merkt, dass Ihr mehr über Werkzeuge wissen wollt oder ihr viel zu wenig davon habt, dann ist dieses Buch die erste Wahl.

Mit dem Oldtimer durch Westafrika

Ein Buch mit 326 Seiten von Berit Hüttinger und Andreas Helmberger, erschienen im Pietsch-Verlag. Preis: 29,90€

Dieses Buch traf recht überraschend bei uns ein, eigentlich wollte ich gerade eine Rezension über ein Werkzeugbuch verfassen. Wenn ich es schon Mal in den Händen habe, kann ich auch einen Blick hineinwerfen. Aus dem Blick wurden gleich am ersten Abend über 100 Seiten. Ich nehme es vornweg: Ich mag das Buch. Die Beiden erzählen darin in einer sehr unaufgeregten Form von ihrem Abenteuer. Sie fahren mit einem uralten LKW quer durch Westafrika. Wer denkt, es handele sich um einen Reiseführer oder eine Anleitung wie ein solches Abenteuer umzusetzen ist, der liegt falsch. Spätestens beim Untertitel: ‚Wüste. Voodo. Viren. Federbruch‘ sollten daran Zweifel aufkommen. Beim Lesen überlege ich, aber was ist es denn nun? Irgendwo zwischen einem Reisebuch und ja, einem Roman. Und eine Geschichte erzählen, das kann das Buch gut. Zwischendurch gibt es dann auch noch immer mal eine Seite mit Tipps zum Trip oder dem Fahrzeug, zum Beispiel beim Durchfahren einer Wüste.

Wem nur lesen zu langweilig, für den hält das Buch noch eine kleine Überraschung bereit. Aller paar Seiten kommt ein QR-Code und hinter diesem versteckt sich jedes Mal ein Lied. Diese haben immer irgendetwas mit der Geschichte zu tun, die man gerade liest. Eine echt gute Idee, auch wenn ich der Autorin zustimme, mit Karel Gott hätten sie nicht beginnen müssen.

FotoEs gibt einen kleinen Kritikpunkt von mir. Beim Lesen passiert es mir immer wieder, dass ich neugierig die nächste Seite aufschlage um zu lesen wie es weiter geht. Aber das steht dort nicht. Wenn man solch eine tolle Reise in 326 Seite packen will, muss man scheinbar reduzieren. Daher fühle ich manchmal etwas getrieben beim Lesen. Gut zu wissen, dass die Geschichte die darauf folgt genauso interessant ist wie die vorherige.

Als Hobbyfotograf werfe ich natürlich auch immer einen Blick auf die verwendeten Fotos. In diesem Buch wird nichts beschönigt oder romantisiert. Und genauso ist es auch mit den Fotos. Man hat zumindest das Gefühl, sie zeigen das wahre Leben auf der Straße. Mal Elend, mal Faszination, mal Dreck und dann wieder die ganze Schönheit Afrikas.

Fazit:

Für wen ist das Buch? Naja, auf jeden Fall für alle, die es zwar immer vor hatten aber nie losgefahren sind. Und dann noch für die ganz vielen anderen, die gern Reiseberichte lesen und nicht auf der Suche nach einem technischem Ratgeber sind. Kaufempfehlung? Ja!

Tromsø im November – Wale, Nordlichter und viel Natur

Fahrt nicht im November nach Nordnorwegen – zusammengefasst war das die Meinung des Internets und sämtlicher Reiseführer, die wir gelesen haben. Und tatsächlich haben wir uns gefragt, kann das gut werden? Allerdings war unsere letzte skandinavische Winterreise auch schon wieder 4 Jahre her. Damals waren wir Weihnachten in Rovaniemi und haben den Weihnachtsmann besucht. Am Ende machten wir das, was wir immer machen: wir tun es einfach!

Fjellstua – der Hausberg von Tromsø

Unsere Reise startet zwar auch dieses Mal mit unserem Caddy, den lassen wir aber bereits in Erfurt stehen. Weiter geht es nämlich mit dem ICE. Wir hatten sehr zeitig gebucht und daher für uns 4 wesentlich weniger bezahlt, als die Fahrt mit dem Auto nach Frankfurt gekostet hätte. (erst recht nach den aktuellen Entwicklungen). Etwas später als geplant (danke Deutsche Bahn – es braucht ja auch Verlässlichkeit) stehen wir auf dem Frankfurter Flughafen und sind erstmal überfordert. Sonst haben wir unsere Klamotten gut verstaut im Schrank vom Wohnwagen. Heute aber zieht jeder einen großen Koffer (immerhin fliegen wir in die Polarregion) und diese Koffer wollen wir jetzt unbedingt abgeben. Nach dem ersten Schock läuft es dann aber wie von selbst. Wir finden den Lufthansa Gepäckschalter und geben alle Koffer ohne Probleme (und ohne Personal) selber auf. Eingecheckt sind wir bereits online – das ist geschafft! Die erste Urlaubsnacht verbringen wir aber noch auf deutschem Boden. Unser Flug geht morgen früh und wir haben mal ganz edel im Hilton eingecheckt. Das Hotel liegt auf dem Flughafengelände, bietet sich also an.

Hilton Garden Inn

Nach kurzer Wartezeit (Anreisewelle) erhalten wir unsere Zimmerkarten. 2 Durchgangszimmer in der 9.Etage. Das hatten wir gebucht und wurde uns auch von der netten Dame am Empfang so bestätigt. Leider suchten wir die Durchgangstür im Zimmer vergeblich. Hat sie uns nur die falschen Schlüssel gegeben? Das Zimmertelefon soll helfen. Allerdings rauscht das so, dass die Mitarbeiterin mir sagt, meine Verbindung sei so schlecht, sie versteht mich nicht – achja es ist ja ihr Telefon… Liebes Hilton, Fehler können passieren aber, dass die Lösung so eines kleinen Problems über eine Stunde dauert und der Gast noch 4 Mal anrufen muss, ist das euer Ernst??? Irgendwann haben wir die richtigen Zimmer, Lust auf Essen gehen hat keiner mehr…

Tag 2 – Es geht los

Fast wären wir halb 8 mit schlechter Laune aus dem Hotel gegangen. Wäre da nicht Herr Seitz an der Rezeption. Nett nachgefragt, sich entschuldigt und den Kindern als Wiedergutmachung angeboten, sich was von der Süßigkeitenbar zu nehmen. Es kann so einfach sein! Deutlich besser Laune! Danke dafür! Nun aber los. Mit Handgepäck machen wir uns auf die Suche nach unserem Schalter – kann dieser Flughafen wirklich so groß sein? Sicherheitskontrolle haben wir (fast) ohne Beanstandungen hinter uns gebracht. Nur Line hat versucht ein Taschenmesser zu schmuggeln. Da steht sie nun und wird aufgefordert es aus ihrem Rucksack zu holen. Das Problem ist, sie weiß gar nicht wo sie suchen soll, daher wirft sie mit der freundlichen Angestellten einen Blick auf den Monitor. Hat sich doch tatsächlich ein Taschenmesser vom Wandern versteckt. Zum Glück ergibt die Messung, dass es klein genug ist und mit darf. Nun heißt es, warten aufs Boarding. Das ist der Moment, wo unser jüngster das erste Mal verkündet, nochmal fliegt er nicht. Das ist ihm alles zu stressig. Recht hat er!

Lufthansa Flug nach Tromsø

Wir haben Glück! Unser Flug wurde umgebucht und so fliegen wir nun ohne Umsteigen direkt von Frankfurt nach Tromsø. Pünktlich 13:00 Uhr landen wir in Tromsø und was soll ich sagen. Sie hatten alle Recht! 0 Grad und Schneeregen, waagerechter Schneeregen. Das trifft uns dieses Jahr besonders hart, denn die Temperaturen zu Hause sind sonnige 20 Grad und unsere Körper sind noch komplett auf Sommer eingestellt. Hilft nichts, wir ziehen die dünnen Fließjäckchen tief ins Gesicht und die Daunenjacken aus dem Rucksack darüber. Dann sprinten wir über das Rollfeld zu unseren Koffern. Erleichterung, alle sind da. (man hörte ja so einiges). Nach den Koffern kommt der Leihwagen dran. Ja, ich bin verwöhnt. Daher wollte ich auch im Urlaub auf einen 4×4 nicht verzichten. Die Suche war gar nicht so leicht. Am Ende bin ich auf die Firma Auto Europe gestoßen. Die Erfahrungen mit dieser Firma habe ich in einem extra Blog beschrieben. Wir können also die nächsten Tage in einem nagelneuen Suzuki Grand Vitara die Gegend erkunden.

Edit: Nie wieder ein Leihwagen von Hertz

Leider nahm unsere Leihwagen-Aktion ein unschönes Ende. Die Buchung erfogte ja über Auto Europe, da dort nur vermittelt wird, mieteten wir am Ende von Hertz. Nach ca. 2 Monaten wurde von Hertz etwas mehr als 600,-€ von der Kreditkarte abgebucht. Zufällig genau so viel, wie die Sicherheit, die per Kreditkarte hinterlegt wurde. Angeblich war die Motorhaube zerkratzt (sowohl bei Abholung als auch bei Abgabe schneite es, das Auto stand auf dem Parkplatz). Uns selbst ist kein Schaden aufgefallen. Nach Recherchen im Netz scheint das eine gängige zusätzliche Einnahmequelle von Hertz zu sein. Daher werden wir uns das nächste mal Alternativen suchen. Solltet ihr also einen Leihwagen am Automaten zurückgeben, macht von allen Seiten genaue Fotos (mir fehlte genau vorn).

Leihwagen von Auto Europe

Der Flughafen in Tromsø ist zum Glück überschaubar und so parke ich den Wagen direkt vor der Tür. Koffer einladen, im Supermarkt einkaufen und dann ab zum… Genau, ganz ohne Camping geht es dann doch nicht. Über die Seite NorCamp (die nutzen wir auch im Sommer viel als App) haben wir einen Campingplatz in Tromsø gefunden, welcher auch Hütten anbietet. Vielleicht klingt ‚Hütten‘ auch etwas untertrieben. Wir jedenfalls sind begeistert von unserem Holzhaus, direkt am Fluss auf dem Campingplatz „Tromsö Lodge&Camping

Lodgia vom Campingplatz.

Wir räumen alles aus Koffern und Einkaufstaschen in Schränke und Kühlschränke, dann machen wir es uns gemütlich und nach einer großen Portion Nudeln mit Tomatensoße weicht die Müdigkeit unserer Lust etwas zu erleben. Wir beschließen also, uns auf die Jagd nach Polarlichtern zu machen. Auch dazu haben wir viel gelesen. Wir brauchen also einen dunklen Platz, mit Blick auf den Himmel. Gar nicht so einfach in einer Stadt, die dauerhaft hell beleuchtet wird. Mit Tee und Schokolade bewaffnet, parken wir am Ende unser Auto mit Blick auf den Fjord. Es ist 22:00 Uhr und der Himmel soll aufreißen – so sagt es die Wetterapp. Aber was interessiert das Wetter in Nordnorwegen so eine App. 2 Stunden später schleichen wir bei Schneesturm zurück zur Unterkunft. Nordlichter? Keine! Ein wenig deprimiert und sehr müde gehen wir also ins Bett.

Tag 3 – Tromsø bei Regen

Heute ist Sonntag und Tag der Zeitumstellung. Die Stunde mehr investieren wir in Schlaf, den hat vor allem unser Sohn heute auch nötig. Nach dem Ausschlafen (also wir haben, die Kinder könnten noch) gehen wir zum ersten Mal bei Licht über den Platz. Wir haben nämlich Frühstück mit gebucht und das gibt es im Restaurant an der Rezeption vom Campingplatz. Das Frühstück ist toll, wir sind froh uns nicht selbst versorgen zu müssen und können es daher nur empfehlen.

Das Wetter ist leider immer noch nicht gut und wir erinnern uns wieder mal an die, die uns vor der Jahreszeit in Tromsø gewarnt haben. Hatten sie Recht? Erstmal egal, wir wollen Tromsø erkunden. Das Netz ist voll von Lob, vom Paris des Nordens ist da die Rede. Wir sind also gespannt. Auch wenn der Campingplatz direkt in Tromsø liegt, nehmen wir das Auto und fahren ein Stück Richtung Zentrum. Unterhalb der Eismeerkathedrale gibt es ein kommunales Gebäude mit einem großen kostenlosen Parkplatz, den nehmen wir und werfen einen Blick auf die berühmte Kirche bevor wir über die ebenso bekannte Brücke laufen.

Und dann sind wir auch schon im Zentrum von Tromsø. Wenn ich ehrlich bin, springt der Funke noch nicht so richtig auf uns über, das mag am Wetter liegen, obwohl das für Tromsø eher typisch ist. Trotzdem schlendern wir durch die Stadt, an fast allen Souvenirläden schaffen wir es vorbei aber eben nicht an allen. Egal, drinnen ist es trocken und auch meist gemütlich.

Ein wenig Kultur gibt es auch noch bis der Junior den Wegweiser zu einem Aquarium entdeckt. Robben ansehen scheint bei dem Wetter nicht die schlechteste Idee.

Danach, wie soll es anders sein, begeben wir uns auf die Suche nach einem netten Cafè. Tatsächlich sind die ersten beiden voll besetzt und wir müssen etwas weiter laufen, Schließlich finden wir das Pust Kafé mit leckerem Kaffee und endlich etwas Süßem. Mittlerweile ist es dunkel und wir machen uns zurück. Ist ja auch schon nach 15:00 Uhr 😉

Die Kinder schauen einen Film auf der Couch und Line und ich wechseln uns ab bei der Nordlichtsuche. Abends klart es dann sogar auf und wir spazieren noch etwas durch die Dunkelheit aber von Nordlichtern keine Spur. Nun ja, wir sind geduldig.

Tag 4 Sommarøy

Unser Sohn kämpft hart gegen das Aufstehen. Irgendwann gewinnen wir und er folgt uns schlecht gelaunt zum Frühstück. Das ist wieder lecker und hebt langsam die Laune, auch die vom Sohnemann. Was uns zusätzlich hilft?! Beim Weg zum Frühstück sehen wir die Sonne, wird es heute besser? Danach setzen wir uns ins Auto und starten Richtung Sommarøy. Weit kommen wir allerdings nicht, nach 5 Minuten Fahrt suchen wir den ersten Parkplatz. Das Licht gibt uns einen kleinen Vorgeschmack, wie toll es hier oben sein kann, wenn es nicht regnet.

Weiter geht’s! Wir verlassen die Stadt und ja, ohne Stadt fühlen wir uns wohler! Die Straße geht immer am Fjord entlang. Wenn wir überall angehalten hätten, wo es schön war, hätten wir Wochen gebraucht aber auch so gehen wir ständig auf Motivjagd.

Gegen Mittag erscheint vor uns eine spektakuläre Brücke und jetzt fällt mir ein, was ich vergessen habe. Die Akkus der Drohne liegen geladen am Campingplatz… Also keine Luftbilder des so unglaublich türkisfarbenen Wassers. Egal, wir sind beeindruckt, fahren über die Brücke und laufen danach gleich nochmal darüber.

Die Brücke führt uns auf unser Ziel, die Insel Sommarøy. Die hätte uns enttäuscht, wäre nicht der Weg dorthin so spektakulär. Auch hier oben merken wir nämlich stark den angestiegenen (Van-) Tourismus. Es gibt viele Verbotsschilder, kaum noch frei befahrbare Wege aber immerhin ein kleines Bistro. Kaffee/ Kakao für alle, Nuggets und Pommes fürs jüngste, dauerhungrige Kind. Eigentlich wollte Line noch auf den Berg hier steigen, die Kinder legen aber Veto ein und sie gibt sich geschlagen. Es geht daher schon wieder langsam zurück. Natürlich nicht ohne Foto-Stopps.

Und wir können die ersten „Jagd“Erfolge vermelden! Eine Gruppe Schweinswale kommt uns vor die Kamera, eine freche Robbe ist leider zu schnell für mich. Auf dem Weg nach Tromsø biegen wir nochmal Richtung Tromsvik ab. Es soll sich um ein kleines schnuckeliges Fischerdorf handeln. Was soll ich sagen, wir hatten etwas anderes erwartet und so machen wir kehrt. Allerdings ist es auch schon wieder fast dunkel. Einen Zwischenstopp machen wir aber noch. Nordlandblog hat davon geschwärmt, also wollen wir dort auch hin. Kurz vor 4 parken wir, mittlerweile ist es dunkel, unseren Leihwagen vor Eides Landhandel. Hier gibt es alles was die Region so hergibt, frischen Fisch, Käse, Brot aber auch alles, was es im Supermarkt noch so braucht. Wie immer in Norwegen, sind wir beim Einkauf leicht überfordert, dabei kann man die Schilder ganz gut lesen aber alle Wünsche (Ernährungsstrategien) unter einen Hut zu bekommen ist mittlerweile echt schwer. Trotzdem füllt sich der Korb und wir haben die restlichen Tage genug Proviant. Dafür regnet es schon wieder – von Nordlichtern also keine Spur. Den Abend verbringen wir auf der Couch, Line hat zwar noch den Drang sich zu bewegen aber bei dem Wetter hat niemand Lust. Heute Abend gibt’s Pizza – da kann sich jeder drauf legen was er mag – was soll ich sagen, es ist megalecker! Die Zutaten tragen den Namen der von Nordlandblog empfohlenen Pizzeria – daran wird das gelungene Backergebnis wohl gelegen haben.

Tag 4 – Auf See

Heute klingelt bereits halb 7 der Wecker. Statt einem gemütlichen Frühstück, gibt es Kaffee to go (der landet auch noch zum Teil in meinem Schoß) und was das Frühstücksbufett so zeitig schon hergibt. Also Knäckebrot, Nüsse, Eier und Kekse. Schnell parken wir das Auto im Parkhaus am Hafen (oder haben wir das Parkhaus gekauft???) und flitzen zu unserem Schiff. Schiff? Genau, wir haben uns vorgenommen, uns heute einen Wünsch zu erfüllen, den wir schon lange haben. Der Campingplatz hat uns daher heute 4 Plätze bei Brim Explorer gebucht und wir gehen auf Walsafari.

Hybridboot von Brim Explorers

Bei dem Schiff handelt es sich um ein modernes Hybridboot, so können wir in der Nähe der Wale rein elektrisch fahren und der Dieselmotor stört die Tiere nicht. Wir werden sehr nett von einer Italienerin und einer Niederländerin begrüßt, die Schlange am Eingang zeigt uns allerdings, dass meine romantische Idee, dass wir allein auf dem Boot sind nicht ganz aufgeht. Wir ergattern noch 4 Plätze an einem Tisch, zwar nicht an einem der riesigen Fenster aber wenn die Wale rufen, hält uns sowieso nichts drinnen. Die Beiden erzählen uns schon bei der Ausfahrt aus dem Hafen allerlei Wissenswertes, ihre Begeisterung ist ansteckend, sofern das noch nötig ist… Auch wenn es kalt ist, wir müssen einfach immer wieder raus, die Aussicht ist einfach so hammermäßig!

Irgendwann ruft unsere Guide, dass sie die Fontaine eines Wals gesehen hat und wir stürmen nach vorn. Tatsächlich, ganz in der Ferne sieht man in regelmäßigen Abständen Wasser weit hochsteigen. Ab jetzt ist die Temperatur egal, mich findet man draußen.

Und es wird immer besser! Eine Sichtung nach der anderen. Ständig ruft jemand ‚hey da drüben‘ und ich drück auf den Auslöser. Wir sehen jede Menge Orcas, nur ein Finnwal lässt sich bis jetzt nicht blicken. Wir sind trotzdem Happy.

Es werden am Ende so viele, dass unser Jüngster schon wieder am Handy sitzt. Ok es ist auch verdammt kalt draußen. Und dann passiert es, ich schaue durch den Sucher und er taucht auf, zwar ziemlich weit weg aber doch unverkennbar.

Finnwal

Das ganze Schauspiel dauert mehrere Stunden und die Speicherkarte füllt sich gut. Irgendwann geht es dann aber doch, völlig überraschend (ist es wirklich schon so spät), zurück.

Orcas im Nordpolarmeer

Der Rückweg bietet dann noch 2 Dinge. Eine echt leckere warme Suppe (vegetarisch, also perfekt fürs große Kind) und, dank der Sonne die sich durchkämpft, nochmal schönere Ausblicke auf die Bergwelt. Und das direkt vom Meer.

Wir sind glücklich! Reist nicht im November nach Tromsø? Warum eigentlich nicht!? Mit den Gedanken an diese tollen Tiere und ihre galante Art aufzutauchen kehren wir in unsere Lodge zurück und genießen einen heißen Kaffee. Das Wetter soll heute Abend wieder besser werden und so beschließen wir, nach dem Abendessen nochmal unser Nordlichterglück herauszufordern, immerhin haben wir ja auch Wale gesehen.

Auf unserer Fahrt nach Sommarøy haben wir einen schönen Platz direkt am Wasser gefunden. Dort stehen wir dann also, wieder mit Tee und Schokolade ausgerüstet und warten. Mehr passiert aber auch wieder nicht. Ich gehe immer wieder raus, um zu schauen ob welche da sind. Dabei entstehen zwar schöne Fotos aber immer noch ohne Nordlichter.

Tromsø bei Nacht

Nach 2 Stunden geben wir auf, wir sind alle todmüde und fahren zurück zum Campingplatz. Die Kinder schlafen sofort ein und ich stehe am Fenster und träume von Nordlichtern. Was stand im Netz? Wenn sie schwach sind, kann man sie mit bloßem Auge kaum erkennen. Irgendwas ist da, sieht aus wie ein schmaler Wolkenstreifen. Ich hole erst die Kamera und dann Line aus dem Bad. Tatsächlich, da haben wir ewig gewartet und nun einfach so am Campingplatz. Ihr seht hier unser allererstes Nordlichtfoto:

Die Müdigkeit ist, zumindest bei mir schlagartig weg. Ich schnappe mir Stativ, Kamera und den Autoschlüssel (die Jacke vergesse ich glatt) und begebe mich auf die Jagd nach den Nordlichtern. So richtig stark sind sie nicht aber, trotzdem fange ich ein paar davon ein.

Eigentlich bin ich schon wieder auf dem Rückweg, da kommen sie nochmal kurz und bieten die Chance die Eismeerkapelle und die Nordlichter in einem Foto zu erwischen. Was für ein Tag. Wale, unglaubliche Berge bei Sonne und nun unser erstes Mal Aurora Borealis (Nordlichter). Alle anderen schlafen schon, ich jetzt auch.

Eismeerkathedrale mit Nordlicht

Tag 5 Aussicht auf Tromsø

Wir schlafen bis 9 und machen uns dann auf zum Frühstück, wie wir merken, etwas spät. Satt werden wir aber trotzdem noch und genauso starten wir entspannt Richtung Talstation des Hausberges von Tromsø dem Fjellheisen. Bereits gestern haben wir die Fahrt gebucht, inkl. einem Tisch im Restaurant auf dem Berg. Aber das natürlich erst für Abends, also haben wir genug Zeit. Bevor wir nach oben fahren, suchen wir den Fußweg nach oben, dieser wurde als Treppe von Sherpas angelegt und heißt daher auch so. Aufgrund des Wetters haben wir uns allerdings dagegen entschieden hoch zu laufen. Es ist nämlich nicht nur feucht sondern auch noch vereist. Aber selbst hier unten bieten sich schon tolle Ausblicke auf die Stadt und machen Lust auf mehr.

Tromsø

Ein Blick auf den Fußweg nach oben bestätigt unsere Entscheidung. Vor uns schliddern ein paar Touristen über die Eisplatten und wir begeben uns lieber zur Talstation. Mit einer Gruppe indischer Touristen fahren wir mit der Gondel nach oben, eine von Ihnen trägt tatsächlich Schlappen und das ohne Strümpfe. Wenn man uns dagegen ansieht, könnte man denken wir wollen zu einer Expedition Richtung Alaska. Warm und regensicher eingepackt kommen wir oben an und laufen los. Unsere erste Wanderung in diesem Urlaub. Wir sind happy, die Kinder irgendwie nicht so. Aber da müssen sie heute durch. Der Wind hier oben ist echt eisig, dafür ist die Aussicht unglaublich beeindruckend.

Tromsø von oben

Es ist ja bereits früher Nachmittag und die Sonne hat es noch nicht über die Berge geschafft. Also gehen wir ihr entgegen, unser Ziel ist der Gipfel mit dem schönen Namen Floya. Wenn ich ehrlich bin, wandern kann man das heute nicht nennen, eher eine Mischung aus Staunen und laufen. Der Blick wird nach jeder Kurve noch besser.

Und dann kommt er, der Gegenbeweis zu „fahrt nicht…“ ihr wisst schon. Die Sonne. Und wir können uns nicht satt sehen. Die nächsten Stunden genießen wir einen scheinbar endlosen Sonnenaufgang, oder ist es der Untergang? Egal wir genießen und schon wieder füllt sich die Speicherkarte rasend schnell.

Und wenn ihr gerade diese Bilder so kritisch anseht, wie ich das auch tun würde. Nein, bei diesem Licht braucht man keine Filter! Die Farben waren genauso wie ihr sie hier seht! Was dieses tolle Sonnenlicht allerdings nicht kann, ist wärmen und so sehnten wir uns doch irgendwann nach einer Heizung und einem Kaffee. Rückweg bis zur Seilbahn! Auf dem Weg holt uns dann die Dämmerung schon wieder ein und wir werfen vor dem Reingehen noch einen Blick auf Tromsø. Langsam gehen die Lichter an und es glitzert unter uns.

Nun geht’s aber rein, oder vielleicht doch noch mal auf die Aussichtsplattform? Und zack, sind sie schon wieder da. Erst erkennen wir sie kaum, es ist ja noch nicht einmal richtig dunkel. Aber ohne Zweifel, das sind Nordlichter.

Mit neuen Glücksgefühlen gehen wir dann aber wirklich rein. Aufwärmen und was Warmes trinken. Ok, leckere Blaubeermuffins gab es auch noch dazu. Für 18:30 Uhr haben wir einen Tisch an einem der großen Fenster reserviert. Vorher wollen wir aber nochmal auf Jagd gehen. Diese Lichter machen süchtig. Und sogar die Teenager fangen laut an zu jauchzen, als sie wieder auftauchen. So stehen wir die nächste Stunde gemeinsam mit einigen fremden Menschen da und bewundern die Lichter, die am Himmel tanzen. Wenn man das sieht, wird einem klar, dass die Leute früher da die wildesten Geschichten erfunden haben. Das kann nicht von dieser Welt sein.

Die Jugend hat allerdings irgendwann das kostenlose WLAN entdeckt und genießt nach einer Weile lieber die Ruhe drin. Wir „Großen“ haben aber noch nicht genug. Irgendwann haben aber auch wir Hunger und wir suchen unseren reservierten Tisch, wie versprochen, direkt am Fenster. Das Abendessen ist, glaube ich, nicht nur deswegen so lecker. Lediglich beim Kinder-Burger war die Küche etwas lieblos unterwegs.

Tag 6 Nattmålsfjellet

Wie schnell man doch neue Gewohnheiten annimmt. Heute ist nämlich unser Stamm – Frühstückstisch belegt und wir alle schimpfen erstmal. Lecker ist es dann natürlich auch am Nachbartisch. Danach machen wir uns auf zu dem kleinen Örtchen Ersfjordbotn, nicht weit von Tromsø. Wie der Name schon erahnen lässt, liegt es am Ersfjord und ist der Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung. Das Wetter ist zwar nicht so toll wie gestern aber zumindest ist es trocken, und das reicht uns. Wir suchen uns einen Parkplatz und laufen nach los. Immer bergauf!

Unser Ziel ist heute das Nattmålsfjellet, ein Bergplateau von dem man einen Ausblick auf die umliegenden Berge und auch Fjorde hat. Wir sind gespannt.

Wir merken, dass wenig Regen hier oben nicht das Problem ist. Die Wege sind so schlammig, dass wir oft Umwege laufen müssen, um nicht mit den Schuhen darin zu versinken. Aber schon jetzt sind die Ausblicke wieder toll, egal in welche Richtung wir schauen. Oben angekommen hört sogar unser Sohn auf zu schimpfen.

Oben gibt’s warmen Tee aus der Thermoskanne und wir genießen es, mal ohne andere Touristen hier oben sein zu können. Was es doch ausmacht, wenn keine Seilbahn nach oben fährt. Danach geht es wieder runter, diesmal zwar einen anderen Weg aber deswegen nicht weniger schlammig. Wir kommen direkt am Sportplatz raus und entdecken jetzt auch den Wanderparkplatz am Ortseingang. Da müssen wir wohl vorhin dran vorbei gefahren sein. Wanderung erledigt, es fehlt also noch ein Kaffee. Auf der Karte haben wir ein kleines Cafè mit dem Namen Bryggejentene entdeckt und das steuern wir jetzt an. Es liegt mitten auf einer kleinen Seebrücke im Fjord, von außen noch recht unscheinbar aber von innen Gemütlichkeit pur. Es ist eine Mischung aus Ladengeschäft und Cafè und wir erwischen sogar noch einen Tisch mit Blick auf den Fjord.

Bei Kaffee und heißer Schokolade können wir zusehen, wie die Wolken dunkler werden und als wir zurück zum Auto laufen, fängt es an zu regnen. Da hatten wir wohl wieder mal Glück beim Wandern und machen es uns jetzt in unserer Hütte gemütlich. Ich habe mir angewöhnt, in der Hütte immer mal einen Blick auf das Tablet zu werfen. Dort ist die Website offen, die das Bild einer Skykamera zeigt, die nur ein paar Kilometer von uns weg steht. Hier mal der Link dazu: Klick Noch vor dem Abendessen stehen wir daher mit einer Tasse Kaffee in der Hand vor unserer Unterkunft und strecken die Köpfe in den Himmel. Wieder mal sind sie da und wir sind glücklich.

Wir nutzen die Chance und schießen gleich noch ein paar Erinnerungsbilder von unserem Häuschen auf dem Campingplatz mit Nordlichtern. So schnell wie sie kommen, gehen sie meist auch wieder und wir essen unseren Kühlschrank leer. Es ist zwar nicht der letzte Abend aber morgen haben wir noch etwas Besonderes vor.

Tag 7 – 2.Chance für Tromsø

Heute ist unser letzter Tag. Daher freuen wir uns, dass wir unseren Stammtisch zurück erobert haben und lassen uns das Frühstück schmecken. Danach schlendern wir nochmal durch Tromsø. Diesmal ohne Regen, sogar die Sonne ist immer mal da und schon sieht hier alles viel gemütlicher aus.

Wir laufen immer in Wassernähe in Richtung Folkeparken und genießen den Ausblick aufs Meer und die Berge dahinter.

Und heute haben wir dann auch den Blick fürs Detail. Ja Tromsø ist ein tolles Städtchen. Direkt neben neuer Architektur stehen kleine, alte Holzhäuser, die so schief sind, dass man sie halten will.

Eins haben wir aber noch nicht getan. Wir haben noch keinen frischen Fisch gegessen. Ich habe gestern mal das Netz durchforstet und bin auf einen kleinen Fischimbiss gestoßen, direkt am Hafen, den suchen wir jetzt. Er nennt sich Dragøy und befindet sich im Kystens Hus (genau neben dem Sushi-Restaurant mit dem großen Aquarium). Was soll ich sagen, die Community im Netz hat nicht übertrieben. Wir bekommen nicht nur den leckersten Fisch, sondern sind auch über die Preise erstaunt. Eine Fischplatte (siehe Bild) für 20 Euro und das in Tromsø…

Fischplatte im Dragøy

Achja, unser Sohn ist auch Happy, hier gibt’s nämlich Krabbenburger (Spongebob lässt grüßen). Danach decken wir uns noch mit den nötigen Souvenirs ein und natürlich etwas Süßes zum Kaffee. Den trinken wir heute auf dem Campingplatz, danach geht es leider ans Kofferpacken. Dafür steht heute noch ein etwas anderer Programmpunkt an. Der Campingplatz hat zum Tapasabend mit Livemusik eingeladen und das lassen wir uns nicht entgehen. Pünktlich 19:00 Uhr sitzen wir also im Restaurant, zum Glück hatten wir einen Tisch reserviert, es wird nämlich schnell voll. Die Tapas sind saulecker, nur der Musiker lässt sich Zeit – typisch.

Kurz vor 10 fängt er an dann tatsächlich an, es gibt internationale Coverhits. Wir hören noch eine Weile zu, dann schleichen wir uns in unsere Betten. Wir müssen leider morgen früh raus.

Tag 8 – Heimreise

Um 5 klingelt heute der Wecker, Frühstück gibt es hier leider so früh nicht, daher sitzen wir bereits eine Stunde später pünktlich am Flughafen (die Flieger waren übrigens auf dem Campingplatz nicht zu hören) und warten bei Baguette und Kaffee auf unser Flugzeug nach Oslo. Diesmal müssen wir umsteigen, die erste Runde übernimmt SAS, ab Oslo dann die Lufthansa. Der 2.Pilot schafft dank Rückenwind sogar die kleine Verspätung herauszuholen. So steigen wir ohne Stress in unseren ICE nach Erfurt (fast ohne Verspätung) und später in unser Auto. Müde aber voller toller Erinnerungen erreichen wir 22:00 Uhr die Heimat.

Fazit:

Wir können wieder 2 Punkte von unserer Bucket-List streichen und uns fällt auf, dass wir die mal wieder auffüllen müssen.

Tromsø im November? Wir sagen, auf jeden Fall machen! Vielleicht hatten wir Glück mit dem Wetter, vielleicht haben wir uns auch einfach darauf eingestellt. Die richtig warme Kleidung brauchten wir dann übrigens doch nicht, es waren immer um die 0 Grad, aber nass.

Der Campingplatz ist ideal für einen Aufenthalt in Tromsø und wie so oft, ist das Umland für uns spektakulärer (und leerer) als der Ort selbst.

Edit: Nie wieder ein Leihwagen von Hertz

Leider nahm unsere Leihwagen-Aktion ein unschönes Ende. Die Buchung erfogte ja über Auto Europe, da dort nur vermittelt wird, mieteten wir am Ende von Hertz. Nach ca. 2 Monaten wurde von Hertz etwas mehr als 600,-€ von der Kreditkarte abgebucht. Zufällig genau so viel, wie die Sicherheit, die per Kreditkarte hinterlegt wurde. Angeblich war die Motorhaube zerkratzt (sowohl bei Abholung als auch bei Abgabe schneite es, das Auto stand auf dem Parkplatz). Uns selbst ist kein Schaden aufgefallen. Nach Recherchen im Netz scheint das eine gängige zusätzliche Einnahmequelle von Hertz zu sein. Daher werden wir uns das nächste mal Alternativen suchen. Solltet ihr also einen Leihwagen am Automaten zurückgeben, macht von allen Seiten genaue Fotos (mir fehlte genau vorn).

Die höchsten Campingplätze der Alpen – Unser Resümee

Bereits im Jahr 2018 entstand in unseren Köpfen die Idee. Eine Tour zu den höchsten Campingplätzen der Alpen. Die Recherche dazu ist natürlich relativ einfach. Campingplätze mit solchen Superlativen, geben dies natürlich an.

Also stellen wir für Sommer 2022 nun endlich unsere Tour zusammen. Wir starten unsere Tour in Deutschland, das macht die Anreise überschaubar und wir wollen ja nicht gleich unser Höhenmeterpulver verschießen.

Der höchste deutsche Campingplatz ist auf 1150m Höhe der Camping Bergheimat in Oberjoch.

Wie der Platz ist? Wir mögen ihn. Es ist ein relativ kleiner Platz (zumindest erscheint es so) direkt an der B308. Er liegt zwischen Bad Hindelang und der Österreichischen Landesgrenze. Wie man es von einem Platz in den Alpen erwartet, liegt er am Hang. Die Zufahrt ist recht steil aber machbar, rechts und links gehen Wege terrassenförmig ab, dort stehen jeweils nur ein paar Camper. Die MitarbeiterInnen waren super freundlich, es gibt einen kleinen Shop für das Wichtigste. Eine Premiere gab es für uns, die Bestellung der Brötchen erfolgte Online über die Website des Platzes mit einer Kennung. Ansonsten bot der Platz recht viel für größere Kids. Tischtennisplatten, Trampolin, Schach und einen kleinen Pool. Es gab eine saubere wenn auch recht kleine Abwaschgelegenheit im Haupthaus, draußen leider nichts. Die Toiletten / Duschen waren ausreichend und sauber im Haupthaus. Etwas weiter oben gibt es noch ein neugebautes WC/Dusch-Gebäude mit nur 2 Kabinen. Warum dies so eine Anziehungskraft ausübte, dass auch die Camper von ganz unten kamen, wissen wir nicht. Oft gingen wir dann nach unten anstatt uns anzustellen.

Das Auto kann man hier gern stehen lassen! Einige Wanderungen starten direkt am Platz, für einige kann man zu Fuß oder mit dem Rad zur nächsten Bergbahn laufen. Die Bushaltestelle ist ebenfalls nicht weit.

Den kompletten Blog zu unseren Erlebnissen in den deutschen Alpen findet ihr hier:

Campen auf dem höchsten Campingplatz Deutschlands. Die erste Station unserer Alpentour 2022

Als nächstes fahren wir einmal komplett durch Österreich und steuern den höchsten Campingplatz Italiens an. Dieser befindet sich in Südtirol, direkt in den Dolomiten der Region Alta Badia. Das ist übrigens der italienisch sprachige Bereich Südtirols… Das Camp Sass Dlacia ist mit 1680m wohl der höchste offizielle Platz in Italien und auch in den Dolomiten.

EDIT: Dank eines Hinweises von Hans (siehe Kommentar unten) wissen wir nun, dass es noch einen kleinen süßen Platz im Aosta-Tal gibt, der unglaublicherweise auf über 1950m liegt und daher nicht nur der höchste Italiens ist, sondern auch höher als der Schweizer Platz, der als höchster der Alpen gilt. Da müssen wir also hin!

Wie ist der Platz? Spektakulär! Es ist doch ein recht großer Platz und irgendwie typisch italienisch. Er hat Charme und ist quirlig, still ist es nie so richtig. Die Stellplätze verteilen sich auf einem riesigen Areal, überall spenden große Bäume Schatten, erlauben aber trotzdem immer tolle Ausblicke auf die Berge. Leider ist, trotz 5 Nächten Mindestaufenthalt laut Internet, ein ständiges Kommen und Gehen. Zum einen auch schon früh und noch spät zum anderen hören das, durch die lauten Schotterwege, auch alle umliegenden. Die Duschen und WC’s sind für italienische Verhältnisse ordentlich und ausreichend. Es gibt große Abwaschräume und (was uns freut) die Möglichkeit draußen abzuwaschen. Es gibt einen großen Shop, mit sehr moderaten Preisen, die Auswahl an Brötchen ist ok. Sie schmecken nicht nur gut, sind wegen des Kilopreises auch noch wesentlich günstiger als in Deutschland. Die Rezeption ist prinzipiell auch freundlich, nur manchmal etwas überlastet und daher im Stress. Kletterzeug und E-Bikes gibt’s direkt am Platz. Lasst euch abends nicht die Bar mit Bier, Lagerfeuer und Panoramablick entgehen!

Auch hier starten viele Wanderungen und Klettertouren direkt am Platz, Bushaltestelle ist direkt davor. Allerdings ist die Straße recht steil, wer körperlich nicht fit ist, sollte lieber den Bus nach St.Kassian nehmen.

Den kompletten Blog mit den Erlebnissen in den italienischen Dolomiten lest ihr hier:

Alta Badia – Ein Paradies in den italienischen Dolomiten

Die zweite Station unserer Alpentour 2022

Von Italien geht es zurück nach Österreich, dem dritten und höchsten Campingplatz auf unserer Tour auf 1820m. Es handelt sich dabei um den Campingplatz Zeinissee an der Grenze zwischen Vorarlberg und Tirol.

Camping Zeinissee

Wie ist der Platz? Traumhaft! Achtung wir sind voreingenommen, wir waren schon mal hier. Wer Luxus, Animation und einen schönen Badestrand sucht, der ist hier falsch! Dafür gibt es ein tolles Panorama, viel Ruhe und eine sehr nette Familie Lorenz, welche den Platz führt und sich toll um alles kümmert. Es ist ein recht kleiner Platz, der erst im Juni die Saison eröffnet (reserviert also unbedingt vorher!) Die WC und Duschräume sind immer sauber, es gibt einen Außenabwaschbereich mit Dach und tollem Ausblick. Leckere frische Brötchen gibt es morgendlich im Stoffbeutel. Den hängt man einfach für den nächsten Tag wieder an den Haken, so vermeiden alle Müll. Der Platz liegt zwar direkt am See, ist aber nicht unbedingt zum Baden geeignet. Zum einen zeigt die Höhe von über 1800m schon temperaturmäßig ihre Härte, zum anderen ist der See sehr schlammig (der Boden) und das Wasser eiskalt. Wir waren nicht drin! Achtung, entsorgt werden darf nur wenn die Chemietoilette mit Bio-Flüssigkeit befüllt ist (das gibt es zwar an der Rezeption, hilft ja aber nichts wenn schon die blaue Flüssigkeit drin ist.

Viele Wanderungen starten direkt am Platz, für alle anderen kann man den Postbus kostenlos nutzen (mit Gästekarte, MTB’s nimmt er auch mit, e-Bikes nicht). Das Auto sollte man auf jeden Fall nutzen um die Silvretta-Hochalpenstraße zu bestaunen.

Den kompletten Blog mit all unseren Touren am Zeinissee lest ihr hier:

Zeinissee – Klettern, wandern und runterkommen

Die dritte Station in den Alpen 2022 führte uns nach Österreich.

Wer jetzt aufmerksam gelesen hat, der merkt: Da fehlt noch was. Richtig. Wir haben den höchsten Schweizer Campingplatz Arolla ausgelassen. Nicht weil der uninteressant ist, sondern dafür nehmen wir uns später mal Zeit.

Montafon in Österreich – Campen, Klettern, Wandern auf höchstem Niveau!

Zeinissjoch

Wir wachen ein letztes Mal auf dem Sass Dlacia Camping inmitten der tollen Dolomiten auf. Falls Ihr den Blog dazu noch nicht gelesen habt, hier ist er:

Alta Badia – Ein Paradies in den italienischen Dolomiten

Die zweite Station unserer Alpentour 2022

Und auch heute meinen unsere Campingnachbarn uns teilhaben lassen zu müssen, nämlich daran, dass sie pünktlich 7:00 Uhr aufstehen. Dann stehen wir eben auch auf, frühstücken und packen zusammen. Das hat den Vorteil, dass wir schon gegen 9:00 Uhr vom Platz rollen. Unser Weg zum nächsten „höchsten“ Campingplatz führt uns erneut über den Brenner, diesmal ohne Stau und dann weiter in die Region Paznaun. Etwas genauer: nach Galtür und ganz genau: auf den Campingplatz am Zeinissee. Und weil dieser auf 1820m über dem Meer liegt, ist er nicht nur der höchste in Österreich, sondern auch der höchste unserer sommerlichen Reise. Dank des zeitigen Aufstehens, kommen wir sogar noch vor Ende der Mittagspause vor dem Büro von Familie Lorenz an. Wir kennen uns, weil wir schon zum zweiten mal hier sind ( Blog unseres ersten Besuchs) und folgen uns seitdem gegenseitig und begeistert über die sozialen Medien.

Kurz nach 14:00 Uhr beziehen wir dann (dank rechtzeitger Reservierung) unseren genialen Stellplatz, mit Blick auf den türkisblauen See. Das wissen wir allerdings nur, weil wir uns an 2018 erinnern. Heute sehen wir gar nichts. Die Wolken sind so dicht, dass wir die letzten Meter Schrittgeschwindigkeit fahren müssen. Ich glaube, jetzt haben wir uns erstmal einen Kaffee verdient! (Vielleicht auch nicht aber wir trinken ihn trotzdem) Danach laufen wir noch ein Stück bergauf zum Zeinissee. Der eigentliche See mit diesem Namen liegt nämlich etwas oberhalb des Campingplatzes und nicht vor unserer Nase. Der Weg dahin dauert nur 20 Minuten und da sind schon die Pausen wegen der vielen Heidelbeeren eingerechnet.

Dabei genießen wir, trotz dichter Wolken, die Aussicht auf den Campingplatz und das Zeinissjoch. Später erfahren wir, dass das Joch nicht irgendein beliebiges ist. Zum einen bildet es die Grenze zwischen Tirol und Vorarlberg, zum anderen und viel interessanter: Das Joch bildet eine Wasserscheide. Das Wasser was vom Berg kommt und zum Campingplatz fließt, landet in der Donau. Das Wasser, welches in die entgegengesetzte Richtung läuft, fließt in den Rhein. Und! Es gibt sogar mittig auf dem Joch einen kleinen Bach, der vom Berg kommt, sich anschließend teilt und ebenso in Richtung Donau oder eben Rhein fließt.

Wasserscheide Zeinisjoch

Das Wetter ist aber doch heute ungemütlich und so kehren wir schnell in den Wohnwagen zurück, kochen Tiroler Knödel und planen die nächsten Tage hier. Als ich abends nochmal über den Platz laufe und überlege, dass ich jetzt nicht gern im Zelt schlafen würde, ergibt sich wieder mal ein toller Anblick. Ich mag Zelte bei Nacht – also fotografieren, nicht benutzen.

Campingplatz Zeinissee bei Nacht

Tag 2

Manchmal kann man planen so viel man will, es kommt anders. Heute auch, Lines Magen hat die ganze Nacht verrückt gespielt und so richtig gut, ist es auch am Morgen noch nicht. An Aktivitäten oder gar eine anstrengende Wanderung ist nicht zu denken. Also betten wir sie mit Tee auf der Wohnwagencouch (eine bessere Aussicht gibt es ja kaum) und suchen ein Alternativprogramm für mich und die Kinder. Die Beiden entscheiden sich für viel Action mit wenig Anstrengung. Also fahren wir mit dem Bus nach Ischgl und von dort mit der Bahn ganz nach oben. Wir steigen auf Höhe der Idalp aus der Bahn und laufen nur 10 Minuten zu einem tollen Spielplatz, den wir bereits aus der Seilbahn heraus bestaunt haben. Hier gibt’s es genug Abwechslung, um den halben Tag zu verbringen.

Nach Klettern, Bootfahren, Balancieren und Trampolinspringen laufen wir wieder nur ein kleines Stück zur Vider Alp. Zum Restaurant an der Bergstation wäre es zwar kürzer gewesen aber sowohl der Ausblick, als auch der leckere Kaiserschmarrn machen den Umweg lohnenswert. Danach geht es zum eigentlichen Highlight des Tages. Als wir 2018 hier waren, haben wir beim Wandern die Leute beobachtet, die über unseren Köpfen an einem Stahlseil hängend bergab geschossen sind. Damals waren die Kinder noch zu klein, heute wollen wir das auch. Wir besteigen also erneut die Gondel und fahren bis zur Mittelstation. Dort werden wir gewogen, gemessen und erhalten Helm und Ausrüstung. Danach geht’s auf einen Turm und wir werden jeweils zu zweit, nebeneinander ans Seil des Skyfly gehängt. 3 Mal wiederholt sich das, bevor wir unten sind und jedes Mal finden wir es schade, dass es so schnell vorbei ist.

Skyfly Ischgl

Anschließend machen wir uns auf den Rückweg, die kranke Line wartet ja. Allerdings verlaufen wir uns erstmal tatsächlich in Ischgl. Der Skyfly endet nämlich an einer anderen Talstation, als wir gestartet sind. Den Tunnel mit dem Förderband zurück haben wir natürlich übersehen… Line geht es tatsächlich wieder besser. Wir schaffen daher vor dem Abendessen (für alle außer Line grille ich) noch einen kleinen Spaziergang am See entlang. Das Wetter ist hier zwar nicht spitze aber die Spiele aus Sonne und Wolken einfach herrlich.

Tag 3

Line konnte diese Nacht wieder ruhig schlafen und wir können heute sogar in der Sonne frühstücken. Das ist übrigens auf 1800m nicht selbstverständlich – nur falls ihr jetzt auch plant auf diesen tollen Platz zu fahren.

Wir wollen es heute noch nicht übertreiben und starten nach einem ausgedehnten Frühstück auf eine Wanderrunde um den Kops-Stausee. Auch dieser ist nur 5 Minuten zu Fuß vom Campingplatz entfernt. Beim letzten Mal war die Staumauer gesperrt. Die Runde ist also eine Premiere für uns. Spektakulär oder gar anstrengend ist das natürlich nicht aber trotzdem sehr schön. Vor allem der schattige, schmale Pfad unterhalb des Breitspitzes ist angenehm kühl und hat etwas irgendwie märchenhaftes an sich. Leider ist das Wasser in beiden Seen aktuell nicht so kräftig türkisblau wie sonst, wir vermuten, dass die starken Regenfälle und deren „Mitbringsel“, der letzten Tage daran schuld sind.

Da wir schon gegen Mittag zurück sind, ruhen wir uns etwas aus (wir chillen also) und gehen danach getrennte Wege. Die Kinder wollen nochmal zum See hoch, um sich von den kleinen Fischen an den Zehen knabbern zu lassen. Die Fische knabbern an Zehen, Fingern und auch am Bauch, wenn man nur weit genug in das Wasser geht. Die Kinder freut es. Ich schwinge mich aufs Fahrrad. Was in den Dolomiten ging, muss doch hier auch gehen. Ich fahre also mit Rucksack einkaufen, nach Galtür. Der Weg ist allerdings etwas steiler, als nach St.Kassian und der Höhenunterschied statt 200 nun ganze 400 Meter. Mit einigen Pausen und nervig grüßenden e-Bikern, schaffe ich es aber nach oben. Line hat es dann doch nicht allein am Wohnwagen ausgehalten und ist hoch zum Zeinissee gelaufen. Sie findet glücklich kichernde aber pitschnasse Kinder und läuft nach einer Weile auch wieder allein zurück. Die Beiden sind dort nicht wegzubekommen. Wir beide backen Kuchen im Omnia und alle schwören, dass dieser trotz der bescheidenen Optik, der beste Kuchen des ganzen Urlaubs ist.

Tag 4

In der Nacht hat es viel geregnet und Line hat sich nachts beim Toilettengang (wegen dem tropfenden Geräusch sagt sie) mit einem Frosch angefreundet. Also zumindest ihre nackten Füße… (Warum hat sie kein Foto gemacht?) Aber am Morgen ist der „Spuk“ vorbei und das angekündigte Mistwetter lässt noch auf sich warten. Wir können sogar noch draußen frühstücken. Trotzdem ändern wir unseren Tagesplan. Eine lange Wanderung bei Regen, darauf hat keiner von uns Lust. Ich hatte an der Rezeption vom bereits 1887 gegründeten Milka-Werk in Bludenz gelesen. Eingeladen wird in die Milka Erlebniswelt und den Fabrickverkauf. Um dorthin zu kommen, nehmen wir die spektakuläre Silvretta-Hochalpenstraße.

Wir waren hier zwar schon, trotzdem halten wir an der Bieler Höhe, also dem höchsten Punkt der Straße und auch dem Silvretta-Stausee. Als wir 2018 hier waren, konnte man gerade nicht um den See wandern, weil die Tunnel am Staudamm neu gebaut wurden. Wir hatten gelesen, dass diese nun mit einer tollen Lichtinstallation ausgestattet sind. Das wollen wir uns ansehen und weil das schlechte Wetter immer noch nicht zu sehen ist, laufen wir zum Staudamm und darüber, um dann vor einem Bauzaun zu stehen. Auf dem Schild am Zaun steht: Heute geschlossen! Mist! Also zurück zum Auto und auf zum Milka-Werk. Die Straße ist auch auf der anderen Seite toll aber das Wetter wird nun schlechter. Trotzdem fällt uns auf, dass es auf der anderen Seite des Berges irgendwie auch ganz anders aussieht. Die Häuser, die Dörfer sehen irgendwie „ursprünglicher“ oder älter aus. Als wäre man in einem anderen Land. Wir kommen nach Bludenz und finden auch problemlos das Werk mit Parkplatz (am Geruch erkannt). Tatsächlich genau im Zentrum am Bahnhof. Der Eingang zum Milka Lädle ist total unscheinbar und leider ist es die „Erlebniswelt“ aus unserer Sicht auch. Wir sind jedenfalls enttäuscht! Kein Blick ins Werk sondern nur ein paar Monitore, aus denen die Geschichte des Milkawerkes gezeigt wird. Nach nicht mal 10 Minuten sind wir durch und stehen im Milka-Shop. Auch hier gibt es aus unserer Sicht wenig, was lohnenswert ist. Die meisten Dinge sind genauso teuer wie im Laden (zumindest bei uns in Sachsen-Anhalt). Enttäuscht machen wir uns auf die Suche nach einer Eisdiele. Wir werden fündig und bekommen zum Glück einen Platz unter der Markise, denn der Regen hat uns mittlerweile eingeholt. Den Weg zurück zum Auto rennen wir daher, kommen aber trotzdem nass aber lachend dort an. Der Rückweg zieht sich durch den Regen auch etwas, trotzdem schaffen wir es nicht ganz ohne Fotostopp.

Danach lege ich mich hin, mein Magen… Wir haben eine böse Vorahnung.

Tag 5

Ich habe mich wohl angesteckt, was zu einer etwas unruhigen und schlaflosen Nacht führt. Ich bin heute also mal raus! Alos genieße ich heute den ruhigen Ausblick von der Wohnwagencouch. Der Rest der Familie frühstückt draussen und plant den Tag. Bei Regen wohlbemerkt, nur um mich in Ruhe zu lassen. Danach brechen sie auf zur Heilbronner Hütte. Der Grund dafür, dass die Kinder zustimmen, sind die in Aussicht gestellten Murmeltiere. Leider regnet es fast durchgehend schwach und auch die Verbellaalpe kann die drei kulinarisch nicht begeistern. Trotz einsetzender Schimpfanfälle des Jüngsten, hören sie irgendwann das Pfeifen der Murmeltiere, erst eins, dann immer mehr. Die drei haben ihr Ziel erreicht und scheinen zufrieden. Die letzte Stunde bis zur Heilbronner Hütte sparen sie sich daher und kommen zurück zu Kuchen und Tee am Wohnwagen.

Am Abend kommt dann tatsächlich auch die Sonne wieder raus und wir können sie, draußen sitzend, noch genießen. Sonne am Abend und klares Wetter, das heißt in dieser Höhe aber auch, dass die Nacht kalt werden kann. Das bestätigt auch ein Blick auf die Wetter-App. Also statten wir unser Dachzelt lieber mit der Winterisolierung aus – eine gute Entscheidung, wie sich rausstellt.

Tag 6

Lines innere Uhr treibt sie um 8 Uhr aus dem Bett, ich folge, die Kinder juckt das nicht. Wir haben mittlerweile die Signale unserer Körper verstanden, wir lassen es also ruhiger angehen. Nach dem Frühstück laufen wir nach Galtür runter. Unser Jüngster nutzt die Chance an der Wasserscheide, eine Hand in den Rhein und die andere in die Donau zu stecken. Von Galtür aus schaffen wir noch einen kleinen Umweg zur Mentaalm. Wenn wir nicht gerade auf einen großen Parkplatz schauen würden, wäre es hier echt idyllisch. Dafür ist das Essen typisch und lecker. Wir bestellen Buttermilch, Fritatensuppe und für Line ein Kräuterbrot. Nur der Kleine bekommt nicht das was er sich wünscht, nämlich Schnitzel. Aber die Bedienung hat es gehört und erzählt ihm, dass es das beste Schnitzel der Region im Weiberhimmel gibt. Der Weiberhimmel ist eine Hütte, nicht weit vom Campingplatz, das planen wir also schon mal ein und er begnügt sich mit einer Bratwurst.

Zurück geht es heute mit dem kostenlosen Postbus und den Rest des Tages verbringen wir auf dem Platz. Die Kinder funktionieren unseren Tisch zur Tischtennisplatte um, Line liest und ich mache wieder mal Fotos vom See.

Tag 7

Bis auf die Sonne sind alle vor dem Wohnwagen, die soll aber auch kommen, sagt der Wetterbericht. Das ist auch wichtig heute, denn wir wollen nochmal einen Klettersteig gehen. Die Ausrüstung mieten wir diesmal im Intersport von Galtür und fahren dann mit der Alpkogelbahn nach oben. Die Bahnen und Busse sind dank der Gästekarte kostenlos, ebenso die Bäder und Museen, die haben wir aber ausgelassen. Der Weg von der Bergstation bis zum Einstieg in den Klettersteig, wird mit 40 Minuten angegeben. Dank des Jüngsten verlängert der sich aber um weitere 20 Minuten. Wenn ich mich umsehe, habe ich so meine Zweifel, ob das gut gehen wird. Statt schroffer Felsen, wie am Kaiserjägersteig, sieht man hier eher grüne Hügel. Hügel und sehr viele Menschen. Und alle haben scheinbar das gleiche Ziel, den „Little Ballun“ Klettersteig. Wir legen also auch unsere Ausrüstung an, warten eine Weile, bis die holländische Großfamilie ein Stück voraus geklettert ist und starten dann. Ich gebe zu, meine anfängliche Skepsis schwindet schnell. Der Kletterstieg ist nicht nur anspruchsvoller als erwartet, sondern auch technisch herausfordernder, als der in den Dolomiten. (für Einsteiger wir uns)

Das Gras ist schnell Geschichte und der Steig führt steil den Felsen hinauf. Ein wenig schmunzeln wir gerade über die ängstlichen Stimmen über uns. Dann kommen auch wir an eine senkrechte Stelle, die zumindest Teilen der Familie mental alles abverlangt. Nur unsere Große ist nicht mehr zu bremsen. Das Kletterfieber hat sie gepackt und sie beschließt daher, das nun öfter zu machen.

Auch der Jüngste beruhigt sich wieder und hat danach sogar wieder Spaß am Klettern. Zum Glück. Ich hatte mir schon Gedanken gemacht, wie ich ihn vom Berg bekomme…

Danach gibt es endlich das langersehnte Schnitzel. Ok, erst müssen wir vom Berg wieder nach unten und die Ausrüstung abgeben. Aber dann geht es zum Weiberhimmel. Wir sind hier schon oft vorbei gefahren. Im Vorbeifahren macht es eher den Eindruck einer Partylokation (bei der Nähe zu Ischgl kommen da seit Corona aber schlechte Gefühle auf.) Aber der Schein trügt! Eine tolle Hütte, mit super Aussicht und da hatte die Dame gestern Recht, mit richtig leckerem Essen. Der Kleine verdrückt ein großes, mir reicht ein kleines Schnitzel. Für die Damen gibt es Apfelstrudel, auch wirklich köstlich. Heute sind wirklich alle zufrieden, wenn auch aus sehr unterschiedlichen Gründen.

Weiberhimmel

Wir bleiben noch eine Weile sitzen, vielleicht auch, um das Ende des Urlaubes irgendwie hinauszuzögern. Irgendwann machen wir uns dann aber doch auf den Weg nach oben zum Wohnwagen, genießen ein wenig die Abendsonne und packen schon das eine oder andere ein.

Tag 8

Ende! Wir müssen schon wieder nach Hause. Also holen wir zum letzten Mal unsere frischen Brötchen (die hängen hier immer für jede Familie in einem Stoffbeutel an einer Hakenleiste, ganz ohne Müll) und tun so, als wäre das ein ganz normales Urlaubsfrühstück. Dann packen wir zusammen, gehen gemeinsam bezahlen (um noch kurz mit Belinda, der Chefin zu schwatzen) und fahren dann ab…

Fazit: Die Gegend ist natürlich etwas weniger aufregend oder „aufragend“ als die Dolomiten, genau das macht aber den Charme aus. Der Platz ist genau richtig, um zur Ruhe zu kommen und unglaublich viel Natur zu genießen. Auch wenn er im Sommer immer voll belegt ist (unbedingt vorher reservieren), ist es immer sehr ruhig und entspannt. Natürlich gibt es keine Animation, die braucht es aus unserer Sicht auch nicht. Dank der Hingabe und Sorge der Familie Lorenz auf dem Platz ist alles immer super sauber und ordentlich. Die Lage am See, in der Nähe des kleinen Zeinissees, umgeben von Gipfeln und weit weg von Lärm und Stadt, macht es dann für uns perfekt!

Camping in den Dolomiten – höher geht es in Italien kaum

Zur Erinnerung, wir stehen noch auf dem Campingplatz Bergheimat, dem höchsten Deutschlands. Falls ihr den Blog noch nicht kennt, hier ist er:

Campen auf dem höchsten Campingplatz Deutschlands. Die erste Station unserer Alpentour 2022

Heute wollen wir weiter und so sind wir schon zeitig unruhig. Wir packen zusammen, ok wir frühstücken erst gemütlich und packen dann. Line geht bezahlen und ich hänge den Wohnwagen an. Punkt 10 Uhr rollen wir los, bis Österreich sind es nur wenige hundert Meter aber wir wollen weiter. Unser Ziel ist Italien, genauer gesagt Südtirol. Ein kleiner Stau auf dem Brenner, ansonsten kommen wir gut durch. Nur die letzten Kilometer schlängeln sich in endlosen Serpentinen nach oben. Ja ja, wer auf einen hohen Campingplatz will, der muss da natürlich auch nach oben fahren. Mit der einen oder anderen Pause zum Luft holen – bevor durch die Kurven Schlimmeres passiert – kommen wir auf dem Campingplatz Sass Dlacia auf 1680m an. Der Platz ist damit der höchste in in den Dolomiten, bietet ganz nebenbei ein unglaubliches Bergpanorama.

Es ist sicher keine Überaschung. Was tun wir, nachdem wir es uns gemütlich gemacht haben? Richtig! Erstmal einen Kaffee trinken. Dabei kamen wir auf die Schnapsidee, wir könnten nach dem Kaffee noch schnell in den nächsten Ort runter fahren, um noch ein paar Sachen einzukaufen. Die Kinder bekommen wir natürlich jetzt nicht mehr hier weg. Muss ich dazu sagen, dass das WLAN auf dem Platz hervorragend ist?! Also Fahrräder vom Wohnwagen und auf geht es. Der Ort ist toll, kleine Läden, eine süße Kirche und auch hier wird alles von diesem tollen Bergpanorama eingerahmt. Neben dem Einkauf für das Abendessen gibt es auch noch einen leckeren italienischen Espresso.

Danach geht es zurück… nach oben und wir haben bei den 200 Höhenmetern mit vollem Rucksack genügend Zeit nachzudenken, ob das mit dem Fahrrad wirklich so eine gute Idee war. Als wir es geschafft haben, fühlt es sich zumindest gut an. Heute koche ich und Line spielt mit den Kindern eine Runde Tischtennis. Nach dem Essen statten wir der Bar noch einen Besuch ab. Keine normale Bar, läge sie am Meer, wäre Strandbar der perfekte Name. Sie liegt aber auf dem Campingplatz also: Bar. Die Stimmung ist traumhaft, Lagerfeuer, kühles Bier und schon wieder dieses tolle Panorama.

Tag 2

Die Unruhe auf dem Platz weckt uns, also uns Alte, die Jugend schläft unbeeindruckt weiter. Wir nutzen die Chance und gehen gemeinsam Brötchen holen. Danach ist sogar noch ein 1.Kaffee drin, bevor wir die Kinder wecken. Nach dem Frühstück wollen wir wandern aber es dauert. Wir versuchen entspannt zu bleiben und irgendwann können wir tatsächlich los. Start der Wanderung ist praktischer Weise am Hinterausgang des Campingplatzes, so bleibt das Auto erneut stehen. Die Wanderung beginnt ganz unschuldig am Eingang des “Naturparks Fanes-Sennes-Prags“ und führt, vorbei an der Capanna Alpina über eine tolle Weidewiese mit kleinem klarem Bach.

Ein angenehmer Spaziergang wurde prophezeit aber das war hinterlistig! Denn gleich danach schlängelt sich der Weg steil bergauf und auch die Sonne im Rücken hilft da nur wenig. Alle paar Meter müssen wir anhalten und Trinkpause machen. Aber bei wirklich jeder Pause bewundern wir die unglaubliche Aussicht, die sich vor und hinter uns auftut.

Irgendwann ist der steile Weg vorbei und erneut stehen wir vor einer wunderschönen Alm. Die Lagazuoi-Alm mit der Rifigio Scotoni. Sehr einladend! Wir kehren also auch auf ein Radler ein. Natürlich nur für mich, die Kinder trinken Skiwasser. Allerdings ist bei den beiden danach die Luft raus. Erst recht, als sie auch noch den sich weiterhin schlängelnden Weg in den steinigen Wänden vor uns ausmachen können. Es liegen noch gut 300 Höhenmeter vor uns aber die Kinder setzen sich auf die Wiese und chillen. Sie sind ja zum Glück groß und wir genießen gern mal die Ruhe. Ok, dafür haben wir uns wohl den falschen Weg ausgesucht. Ruhe hat man hier heute nicht. Aber wem will man das übel nehmen. Erstens ist der Weg echt toll und Zweitens sind wir ja auch da.

Unser Ziel ist zum Greifen nah, der Bergsee Lago di Lagazuoi muss direkt nach der Kuppe kommen. Wir machen aber noch einen kleinen Umweg, um sicher zu gehen, dass wir auch keinen schönen Ausblick verpassen. Dann sehen wir ihn.

Lago di Lagazuoi

Was man auf meinem Foto zum Glück nicht sieht, am See ist es furchtbar voll. Es gleicht eher einem Freibad im Hochsommer als dem geschützten Naturdenkmal im Naturpark, was der See eigentlich ist. Es fehlen eigentlich nur der Eisverkäufer und die Pommes. Uns ist das zu viel und wir machen uns nach der Umrundung zurück auf den Weg nach unten.

Irgendwie sind wir falsch abgebogen und stehen in den Anden oder aber die Sonne war zu viel – wir erkennen, kurz bevor wir wieder bei den Kindern ankommen, zwei Alpakas. Woher sie kamen und ob sie dort hingehören, das wissen wir nicht aber es wird schon passen und sah gut aus. Wir sammeln die beiden ein (die Kinder natürlich, nicht die Alpakas) und machen uns nach unserem obligatorischen Picknick auf den Weg nach unten. Die Alm unten, mit ihrem Bächlein war aber dann doch zu schön, um einfach vorbei zu laufen.

Danach geht’s aber wirklich zurück zum Campingplatz und was soll ich sagen, wir bekommen Appetit auf Polenta, die haben wir natürlich nicht da. Also ab auf die Räder und die 200 Höhenmeter hinab nach St.Kassian. Und ja, danach mit leeren Bäuche und vollem Rucksack auch wieder hoch. Wenn wir nicht fit sind, am Ende des Urlaubs dann weiß ich auch nicht. Aber lecker war es trotzdem!

Tag 3

Auch heute sind wir zeitig wach. Der Campingplatz ist wirklich schön aber irgendwie scheint hier jeder unbedingt gaaaanz früh abfahren zu müssen oder noch gaaaaanz spät zu kommen. Auf jeden Fall signalisieren die Schotterwege auch jedes Fahrrad lautstark an die umliegenden Camper. Bis 8 Uhr bleiben wir noch liegen, dann machen wir uns zum Brötchen holen auf zur Rezeption. Das tolle an Italienischen Plätzen (zumindest in dieser Region), man zahlt die frischen Brötchen nach Gewicht, also wie bei uns das Obst. Daher sind die vom Preis nicht mit denen in Deutschland zu vergleichen aber trotzdem wirklich gut. Bevor es Frühstück gibt, lassen wir die Kinder bis 10 Uhr schlafen. Warum? Sie haben sich einen chilligen Tag gewünscht und der ist heute. Nach dem Frühstück fahren wir 5 Minuten mit dem Rad auf eine tolle Wiese und rollen die Picknickdecke aus. Es gibt alles was man braucht: Panorama zum Bestaunen, Wiese zum Liegen und Lesen und Träumen, große, alte Bäume für den Schatten und ein Bach in dem man herrlich spielen kann. Das tun wir auch wechselweise den ganzen Tag.

Tag 4

Line hat für ihr Reisetagebuch gestern die Wünsche für diesen Urlaub von uns allen eingesammelt. Fahrrad fahren und Klettern stehen ganz oben auf der Liste. Also machen wir uns heute mit dem Rad los. Natürlich erst nach Kaffee und Frühstück vor dem Wohnwagen. Wir radeln los, Ziel ist die Bergbahn in St.Kassian ca. 200 Höhenmeter unterhalb unseres Campingplatzes. Der Hinweg sollte also entspannt sein. Trotzdem höre ich von Line ein ernstes und lautes „Stopp“ nach nicht einmal 5 Minuten Fahrt. Als ich mich umdrehe, sehe ich auch warum. Ich sehe es, Line hat es bereits gesehen, die Tochter sieht es, nur der Jüngste schaut nichtsahnend um sich. Wir wollen einen Downhill-Trail fahren und er schaut sich unwissend um?! Ernsthaft. Er trägt seine Crogs vom Campingplatz. Also: umdrehen und Schuhe wechseln. Dann aber wirklich nach St.Kassian. Kurz darauf stehen wir an der Talstation des Piz Sorega und entscheiden uns für 4 (recht teure) Tagestickets inkl. Räder. Natürlich befolgen wir auch den Tipp, sich oben erst am Pumptrack warm zu fahren. Der sieht nagelneu aus und wurde an einer sehr exponierten Stelle gebaut, quasi ein perfektes Fotomotiv.

Beim Warmfahren entscheidet Line (aus Gründen, die wir hier nicht weiter erwähnen, die aber wohl schmerzhaft waren), dass sie statt Downhill heute ein alternatives Radprogramm wählt. Ich mache mich also mit den Kindern auf, zum Startpunkt der Bike Beats – Alta Badia. Es gibt mehrere Routen und wir wählen glücklicherweise zunächst die einfachste. Die Beiden machen das echt gut, bis es in einer Kurve zu einem „kleinen“ Sturz kommt. Das wird blau! Die „Große“ macht erst einmal Pause. Der „Kleine“ lässt sich aber nicht beirren und so erkunden wir ab sofort zu zweit die Trails.

Wir finden unseren Lieblingstrail, wie soll es anders sein, den Man’s Trail. Dieser ist aber entgegen der Erwartungen, die mit dem Namen verbunden sein könnten, einfach zu fahren, auch für jüngere Biker. Völlig fertig und durchgeschwitzt treffen wir uns am Nachmittag, um in St.Kassin ein Eis zu essen. Wir berichten von unseren Heldentaten auf dem Weg nach unten und Line von ihrer Tour bergauf, mit dem MTB ohne „E“ auf 2109 Hm zur Hochalm Pralongià und dem gleichnahmigen Berggasthof.

Stolz sind wir alle! Am Abend gibt es bei uns: selbstgemachtes Pizzabrot aus der Pfanne und was das Antipasti-Regal in St.Kassian so hergab.

Tag 5

Früh um 6 krabbeln unsere Nachbarn heute aus ihrem Zelt, nicht ohne dies der Welt kund zu tun. Wir schlafen wieder ein, nur um 6:20Uhr von einem vergessenen Schulwecker unserer Tochter erneut geweckt zu werden. Bis um 8:00 Uhr drehen wir uns trotzdem noch hin und her, bevor wir frühstücken. Mit den Brötchen haben wir heute auch schon unsere Kletterausrüstung an der Rezeption in Empfang genommen (gibt es dort für 20,- pro Tag zu mieten). Pünktlich um 10 Uhr stehen wir auf dem Parkplatz des Passo Valparola. Jeder bekommt einen Rucksack mit Kletterzeug und Wasser, dann laufen wir los. Das Bild, was sich uns bietet, ist irgendwie sehr unwirklich.

Zur Erklärung: Wir wollen am linken Bildrand auf das Massiv hochklettern, oben von links nach rechts laufen und dann dort auch wieder absteigen. Leicht wird es nicht, wir hoffen natürlich auf Abenteuer. Davor steht aber die Mühe. Die Sonne brennt schon, als wir über ein großes Geröllfeld gehen. Erste Töne der Erschöpfung sind vom „Kleinen“ zu vernehmen. Wie man beim Laufen so viel schimpfen kann, ist uns immer wieder fraglich. Aber wir kennen ihn ja und wissen, dass sich das bald gibt. Das Gelände wird steiler und wir sehen die ersten Stellungen der Österreicher aus dem ersten Weltkrieg. Zwischen dem Hexenstein und dem Lagazuoi grub das österreich-ungarische Heer Verteidigungsgräben, um sich den feindlichen Angriffen zwischen 1915-17 zu widersetzen. Die Spuren eines weiteren sinnlosen Krieges kann man auch jetzt noch gut erkennen. Traurig und dennoch unglaublich beeindruckend.

Ein Stück weiter bergauf setzen wir unsere Helme auf und legen das Kletterzeug an. Wir befinden uns am Kaiserjägersteig. Der ist sicher technisch nicht sonderlich herausfordernd aber dafür ist das Dolomitenpanorama atemberaubend schön. Kurz: wir sind begeistert.

In diesem Klettersteig überwinden wir 500 Höhenmeter, konditionell ist das also schon ganz ordentlich, trotzdem kommt der Spaß heute nicht zu kurz.

Nach vielen Malen Karabiner umhängen und vielen Pausen erreichen wir das Plateau und sind erneut von dem Ausblick begeistert. Etwas irritiert schauen wir die Touristen mit Flip-Flops und ähnlichem Schuhwerk an. Hatten wir doch die Seilbahn, die bis hier hoch führt, aus den Augen verloren.

Wir nutzen natürlich die Hütte auf dem Berg und füllen unseren Koffeinhaushalt wieder aus. Unser Sohn nutzt die Chance und entscheidet sich mit der Bergbahn nach unten zu fahren und dort auf uns zu warten. Es handelt sich dabei um eine Luftseilbahn, die ohne Stützen einen Höhenunterschied von ca. 600 Hm überwindet. Scheinbar sieht der Bahnfahrer unserem „Kleinen“ die totale Erschöpfung an und erlässt ihm sogar die 10,- Gebühr zugunsten eines stärkenden Eises im Tal. Wir anderen 3 machen uns auf den Weg nach unten…

…und der wird ganz anders, als alles was wir bisher erlebt haben. Kurz nach dem Loslaufen, gehen wir schon durch alte Stellungen, diesmal vielleicht schon die italienischen? Diese enden jedenfalls irgendwann in einem Höhleneingang. Wir hatten vorher schon gelesen (ok Line hat es), dass man diesen Weg nicht ohne Taschenlampe gehen soll. Also holen wir unsere raus und gehen hinein. Bei dieser „künstlichen Höhle“ handelt es sich um den Stollen, den italienische Soldaten in den Berg getrieben haben, um die feindlichen Stellungen zu sprengen. Hier geht es spiralenförmig über Stufen steil hinab und es will einfach nicht enden. Immer wenn ich mal wieder Licht sehe, stellt sich das als kleines Loch in der Stollenwand heraus.

Irre, dass diese ganzen Gräben und Stollen zwischen 1915 und 1917 in den Berg gehauen wurden. Ganze 90 Minuten steigen wir in diesem dunklen Gang hinab und überwinden über 500 Höhenmeter. Irgendwann verliert auch das seinen Reiz und man will einfach nur, dass es zu Ende geht. Geht es und draußen ist es wieder so schön wie zuvor.

Jetzt beeilen wir uns aber, zurück zum Auto zu kommen. Der Parkplatz ist schon fast leer und unser „kleiner“ sitzt geduldig und wartet auf uns. Leider bekommen wir vor Ort kein Eis, also durchgeschwitzt ins Auto und ab zum Wohnwagen – wie gut, dass es ein Gefrierfach gibt und noch besser, dass dort Eis drin liegt. Ich glaube morgen dürfen wir es nicht übertreiben!

Tag 6

Nicht übertreiben? Was hat uns geritten, als wir gestern Abend den Wecker auf 6:00 Uhr stellten. Wahrscheinlich waren es die Glücksgefühle, welche der Klettersteig bei uns hervorgerufen hatte. Oder der Wein.

Line glaubt nicht, dass ich um 6:00 Uhr aus dem Bett komme. Mehr Motivation brauche ich nicht, also laufen wir kurz nach 6 los. Wir wollen den Sonnenaufgang in den Bergen genießen. Natürlich ohne Kinder, die haben sich heute Ausschlafen verdient. Wir laufen heute mal ganz allein zum Col de Locia. Line sprach von einer ganz leichten Tour, ideal für morgens, vor dem Frühstück und vor allem vor dem ersten Kaffee. Keine 10 Minuten später ziehen wir die Jacken aus, nicht weil es so warm ist, sondern weil der Anstieg schon wieder so steil ist. Es waren dann doch 400 Höhenmeter aber ich muss zugeben, lohnenswerte.

Schon lange vor unserem Ziel kann man die Sonne erahnen, wandert sie doch hinter den Bergen mit uns mit. Am Ziel unserer heutigen kleinen Tour erwartet uns ein kleines Plateau mit Bank, also perfekt für Frühstück und Wasser. Zeitlich perfekt geplant (oder war es Zufall) kommt die Sonne hinter uns über den Berg. Egal ob wir zeitig aufgestanden sind, ob wir schon geschwitzt haben, jetzt hat es sich auf jeden Fall gelohnt!

Wir genießen die Sonne noch ein paar Minuten und machen uns dann an den Abstieg. Mit der Sonne kommen auch die vielen Wanderer, gut, dass wir schon auf dem Rückweg sind. Die Kinder begrüßen uns mit 3 Dingen: schlechter Laune (weil vom Bruder geweckt), steifem Hals (deswegen die Schwester geweckt) und gedecktem Tisch. Ich schmeiße den Gaskocher an und mache Rührei für alle. Währendessen kümmert sich Line um den, nicht mehr regulär funktionierenden Hals. Die Laune hebt sich allein. Gegen Mittag schnappen wir unsere Räder und starten zum Einkaufen nach St.Kassian. Leider haben wir die Siesta bis 15:00 Uhr vergessen und so stehen wir vor verschlossenen Türen. Also auf die Räder und den Berg wieder hoch, nur um das Gleiche nochmal aber ca. eine Stunde später zu wiederholen. Ansonsten passiert nicht viel, chillen (Wlan macht’s möglich), Steine bemalen (danke Frank&Steffen für die Idee und die Farben) und jede Menge Kekse, Eis und Kaffee)

Tag 7

Heute wecken uns keine Wanderer sondern ein heftiges Gewitter. Trotzdem (oder gerade deswegen) schlafen wir nochmal ein und wachen erst gegen 9:00 Uhr wieder auf. Unseren Hochzeitstag starten wir dann sogar mit Frühstück in der Sonne. Wir fahren mal ausnahmesweise mit dem Bulli (Danke an Volkswagen Nutzfahrzeuge für den T6.1) zur Talstation der Piz Sorega Bergbahn. Line hat es an der Hütte letztens so gefallen, dass wir diese heute mal zu Fuß erwandern wollen. Der Weg zu Gasthof Pralongià ist diesmal (zu Fuß) nicht sehr anspruchsvoll aber dafür (wieder mal) mit tollem Panorama auf die unglaublich beeindruckenden Gipfel der Dolomiten, u.a. auf die Fanesgruppe, auf die Puezgruppe und auf den beeindruckenden Gletscher der Marmolata. Auf diesem Weg ist man selbstverständlich nicht allein und uns nerven die wirklich zahlreichen e-Bike-Fahrer*innen. Manchmal haben wir auch das Gefühl, dass das Bike nicht wirklich unter Kontolle der jeweils Fahrenden ist, sondern eher umgekehrt.

Egal, wir genießen die Aussicht und springen beim nächsten Klingeln schnell vom Weg. Als Belohnung gibt es heute leckeres Südtiroler Essen auf der Pralongia Hütte. Polenta mit Bergkäse und Pilzen, Schlutzkrapfen, Tiroler Gröstl, ja ok und einen Burger! Sieht alles sehr gut aus und schmeckt auch hervorragend.

Danach tun wir beide das, was sich irgendwie in diesem Urlaub so eingeschlichen hat. Wir lassen die beiden „Kleinen“ zurück und laufen noch weiter zum Gipfelkreuz der Störeswiesen. Ab der Hütte ist der Weg deutlich leerer, scheinbar ist der Duft des Essens dort zu verlockend. Uns freut es natürlich! Das Kreuz ist in einer halben Stunde erreicht, der erklommene „Berg“ ist zugegebenermaßen nicht so spektakulär, dafür genießen wir wieder die Aussicht auf die umliegenden Berge der Dolomiten. Wir finden den Lagazoui und können es bei dem Anblick kaum glauben. Sind wir da hoch geklettert? Ihr erinnert euch?! Der Kaiserjägersteig vorgestern.

Dann geht es schnell zurück, die Kinder warten bestimmt schon sehnsüchtig!

Das denken wir! Stattdessen sind sie versunken ins Spiel mit den Hasen des kleinen Streichelzoos. Mit Mühe reißen sie sich los und wir machen uns auf den Weg zurück zur Bergbahn.

Warum wir es so eilig haben? Wir müssen endlich mal wieder richtig einkaufen. Der Platz in den Rucksäcken und die Steigung zum Camp zurück führte dazu, dass wir (zwar täglich) aber nur das Nötigste eingekauft haben. Unsere „Shoppingtour“ wollen wir möglichst mit einem leckeren (italienischen) Eis kombinieren. Wir müssen allerdings feststellen, dass dies hier nicht die Region ist, die Italien zu Ruhm in Sachen Eis geführt hat. Kurz: wir finden keine Gelateria! Na gut, dann eben wenigstens Cappuccino. Den Abend beenden die Kinder mit einem Film, wir sitzen draußen vor dem Wohnwagen und genießen die kühle Bergluft, bis das Licht nicht mehr zum Tagebuchschreiben reicht und die Kuscheldecke nicht mehr ausreichend wärmt.

Tag 8

Schon wieder wachen wir bei Sonnenschein nach einer regenreichen Nacht auf. Das Wetter meint es gut mit uns! Wir wollen heute etwas für unsere Bildung tun und so starten wir, natürlich nach Kaffee und Brötchen, nochmal zum Valparola Pass. Dort befindet sich nämlich das Museum zum großen Krieg. Wir erhoffen uns, zu erfahren warum die Berge hier so unglaublich durchsiebt sind mit Höhlen und Schützengräben und vor allem, wie das zu dieser Zeit überhaupt vollbracht werden konnte. Nach nur einer halben Stunde stehen wir leider, etwas enttäuscht am Ausgang. Das Museum ist eher eine umfangreiche Sammlung an Fundstücken aus der Zeit, schon interessant aber eben nicht das, was wir erwartet haben. Wie die Stellungen und Stollen in oder auf den Berg kamen und was damit passierte wissen wir leider erst, nachdem wir google fragen. Wenn wir aber einmal hier sind, schauen wir uns wenigstens die berühmte Edelweiß-Stellung an. Diese befindet sich zwischen dem Museum und dem von Gräben, Bunkern und Kasematten durchzogenen Sas de Stria. Wir schauen von einer Erhebung nach unten auf die Stellung und die vielen Menschen.

Museum (rechts) mit Edelweißstellung (links)

Wollen wir das? Der Jüngste ist (was auch sonst?) für den Heimweg. Alle anderen wollen auf den Berg. Da der Aufstieg nun mal direkt hier neben uns beginnt, wird der Sohn überstimmt und trottet schimpfend hinterher. Aber schnell wird der Standard-Wanderweg zur Kletterpartie und es macht Spaß, die unterschiedlichen Wege, Gräben und Löcher im Berg zu erkunden (natürlich nur wenn man es schafft auszublenden, was hier vor 100 Jahren passierte). Daran erinnern dann immer wieder Stacheldrahtreste oder auch Kreuze.

Auf einer flachen Stelle suchen wir uns einen Platz zum Picknicken. Essen und Trinken haben wir als Picknick-Fans natürlich dabei. Und Zeit um sich mal hinzulegen und die Ruhe zu genießen ist auch!

Verluste sind einzukalkulieren, also brechen wir nur noch zu dritt auf nach oben, der Kleine bleibt hier und wartet. Darin ist er geübt. Aber er verpasst was! Ja, es geht immer nach oben aber die Gräben werden zu Spalten, die Wege zu leichten, teilweise äußerst schmalen Klettersteigen (ihr braucht keine Ausrüstung dafür, nur gute Schuhe), die felsigen Anstiege zu Leitern und die Löcher zu Höhlen und das Ganze bis ganz nach oben.

Wir sind schwer beeindruckt und merken gar nicht, dass wir uns im Berg dem Gipfelkreuz nähern. Irgendwann endet der Gang und wir stehen auf dem Gipfel – surreal! Passend trägt dieser den Namen Hexenstein.

Hexenstein

Auf dem Abstieg begegnet uns dann ein sehr, sagen wir mal, emotionaler Italiener. Bevor unsere Große von der Leiter ist, will er unbedingt weiter nach oben klettern und beschimpft uns dabei wüst. Das wäre auch eindrucksvoll, würde er mir nicht gerade bis zur Schulter gehen (und ich bin nicht gerade ein Riese). Er lässt sich dann doch „überzeugen“ zu warten. Was uns besonders beeindruckt, eine Italienerin, welche das mitbekommen hat, entschuldigt sich anschließend stellvertretend für ihren Landsmann. Es war ihr peinlich, dass ein Italiener sich so benahm – unseren Respekt hatte sie!

Unterwegs sammeln wir den Kleinsten wieder ein und steigen zurück zum Auto. Irgendwie sind wir beim Rückweg sogar glücklich, dass das Museum nicht mehr bot, sonst hätten wir diese beeindruckende Tour wohl nicht gemacht!

Tag 9

Unseren letzten Tag in den Dolomiten wollen wir entspannt angehen. Die steilen Kletterpartien der letzten Tage spüren wir aktuell alle. Also machen wir uns, bewaffnet mit Picknickdecke und Büchern auf, zu unserer neuen Lieblingswiese oberhalb des Campingplatzes. Das Programm ist bekannt: Lesen, planschen im Bach, rumliegen und Wanderer vorbeiziehen lassen.

Das Nichtstun halten wir bis 14:oo Uhr aus. Die Unruhe treibt uns zu den Fahrrädern beim Wohnwagen. Ein letztes Mal fahren wir den steilen Berg nach St.Kassian hinunter, heute für ein Eis und leckeren Cappuccino. Im Rucksack landen auch noch ein paar Spinatspätzle (typisch für die Region) für das Abendessen. Die sind Mega!

Wir packen schon ein wenig zusammen, wo es morgen hingeht und ob wir einen noch höheren Campingplatz finden, dass lest Ihr demnächst im dritten und letzten Blog unserer Sommer-Alpen-Tour.

Fazit: Die Alpen sind toll, besonders beeindruckend die Dolomiten. Das Alta Badia und der Naturpark Fanes Sennes Prags haben uns in Staunen versetzt! Der Campingplatz liegt traumhaft und die Kulisse macht so manches frühe Wecken wieder gut. Einzig das gute Essen (in jeder noch so kleinen Hütte), wie wir es in der Region um die Seiser Alm und Bozen kennengelernt haben, ist hier nicht ganz so ausgeprägt aber auf „besonderen“ Hütten auf jeden Fall auch zu finden.

Campen auf Deutschlands höchstem Campingplatz

Juhu, heute gab es Zeugnisse. Das heißt, ab heute sind Sommerferien und für uns klassisch der Tag, an dem wir uns auf in den Urlaub machen. Nachdem wir letzten Sommer ganz im Norden waren (den Nordkap-Trip findest du hier), wollen wir dieses Jahr auf eine ganz andere Art nach oben. Wir steuern den höchsten Campingplatz Deutschlands an. Dass dieser in Bayern liegt, dürfte niemanden überraschen. Genauer gesagt in der Nähe von Bad Hindelang. Der Platz trägt den passenden Namen Camping Bergheimat und liegt auf 1150m. Wieder einmal macht es sich bezahlt, dass wir Mittwoch am Vormittag starten. Uns hält kein Stau auf und so sitzen wir noch vor dem Abendessen vor dem Wohnwagen und genießen den Blick auf die Gipfel hinter dem Platz.

Was das Ganze besonders entspannt macht, sind drei Dinge: Gutes Wetter, ein frischer Kaffee und die Kinder haben die Tischtennisplatte des Platzes gefunden. Viel mehr passiert heute auch nicht mehr. Wir werfen ein paar Würste auf den Grill, öffnen eine Flasche Wein und genießen unseren Urlaubsstart.

Tag 2

Wir lassen es langsam angehen. Die „Kinder“ (ich muss mir wohl bald einen anderen Begriff einfallen lassen…) schlafen sowieso so lange, wie wir sie lassen. Also machen wir Frühstück. Brötchen gibt es frisch im Shop des Platzes. (Diese bestellt man übrigens am Abend, ganz entspannt auf der Internetseite des Platzes und bezahlt sie am Ende mit der Platzrechnung.) Line hat beim Recherchieren den Grüntensee in der Nähe gefunden, der Plan steht also: Baden und SUP fahren. Natürlich nur den „Kindern“ zuliebe. Wir starten mit dem Auto. Auf Fahrrad, mit SUP auf dem Rücken, hat keiner Lust. Nach nur 10 Minuten: „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“ Leider ist der See nicht halb so schön, wie im Netz beschrieben und fotografiert. Das Wasser ist eher braun und die Möglichkeit ins Wasser zu gehen, beschränkt sich auf ca.20 Meter Uferbereich. Schon der gebührenpflichtige Parkplatz zeigt, alleine werden wir dort wohl nicht sein. Egal, jetzt sind wir hier. Wir pusten die SUP’s auf und ab auf das Wasser.

Grüntensee in Bayern

Irgendwie kommt hier aber keine Urlaubsstimmung auf. Zu viele Leute, zu unspektakuläre Aussicht. Irgendwie – zu wenig von allem. Ich glaube, ich bin vom letzten Sommer in Finnland „versaut“ worden… Eine Weile bleiben wir noch aber dann geht es zurück. Kaffee auf dem Campingplatz! Gestern kam ich beim Fotografieren mit einem Paar ins Gespräch. Sie empfahlen mir als „Abendspaziergang“ die Ornachrunde. Das klang toll und so machen wir uns 17:00 Uhr auf den Weg. Die Kinder wollen lieber am Wohnwagen bleiben (habe ich schon erwähnt, dass der Platz WLAN hat?!) und so ziehen wir allein los. Erst mit den Rädern in den Ort Oberjoch und von dort dann zu Fuß und immer aufwärts. Von der Bezeichnung Spaziergang, verabschieden wir uns recht schnell. Sehr steil führt der Weg nach oben. Zu Lines Ärger, endet der Schotterweg direkt in einer Kuhweide und die (echt schönen) Tiere schauen uns mit großen Augen an.

Der Vorteil, wenn es sehr steil bergauf geht ist, dass man auch sehr schnell den Ausblick genießen kann und der ist bereits nach einer schweißtreibenden halben Stunde toll. Wir lassen die Kühe, zu Lines Erleichterung, schnell hinter uns und erreichen das angestrebte Gipfelkreuz.

Line mit Fernglas am Gipfelkreuz des Ornach

Wie erhofft sinken die Temperaturen zur Abendstunde und das Licht wird wärmer. Allerdings muss ich gestehen, bin ich gar nicht wirklich wegen dem Kreuz dort oben (obwohl das echt schön ist mit dem Panorama). Die beiden haben nämlich gestern erzählt, es soll hier Gamsen geben und die stehen noch auf meiner „zu-fotografieren-Liste“. Also stehen wir dort und starren durch Fernglas und Teleobjektiv. Wer jetzt Lines Gesichtszüge genauer betrachtet (siehe Foto oben) ahnt, dass wir erfolgreich sind. Weit entfernt grasen tatsächlich 2 oder 3 Gamsen. Leider zu weit weg, um ein wirklich brauchbares Foto zu machen. Wir müssen also weiter. Hinter dem Gipfelkreuz überquert man den Kamm und ab diesem Punkt geht es auf der Westseite bergab. Der Vorteil dieser späten Wanderung ist, dass wir fast allein sind. Auf dem ganzen Weg kommen uns tatsächlich nur 2 Wanderer entgegen. Es sind also ideale Bedingungen für Wildtierbeobachtungen.

Und tatsächlich, ungefähr 50 Meter unterhalb des Gipfels erschreckt sich eine fressende Gams erst vor uns, als wir uns schon tief in die Augen sehen können. Das Licht ist perfekt und ich sofort voller Adrenalin.

Gams am Ornach

Zum Glück hält sie eine Weile still, bevor sie, um ihr Abendmahl fortzusetzen, etwas weiter nach oben springt.

Ich kann mich nur schwer trennen aber wir müssen natürlich weiter. Der Weg schlängelt sich ebenso steil nach unten, wie auf der anderen Seite nach oben. Hier auf dieser Seite stehen die Büsche dichter. Das Panorama sucht man hier vergebens. Bis Line auf dem schmalen Weg aus einem Busch heraustritt und sofort stehen bleibt. Sie müsste gar nicht flüstern, ich wüsste auch so, was sie sieht. Die nächste Gams. Frisst, schaut uns an und frisst wieder weiter. So langsam denke ich, die stellen die hier abends für Fotografen wie mich auf. Sie bleibt sogar lang genug stehen, dass wir die Kamera wechseln können und ich ein Bild von mir mit Gams bekomme…

Und dann wird es ganz schräg! Sie läuft los, den Hang hinauf. Erst denken wir „schade“, sie geht. Doch dann spricht Line es aus: „Sie wird sich jetzt doch nicht da oben auf den Felsen für uns stellen?!“ Und genau das tut sie!

Ich kann gar nicht sagen, wie viele Fotos ich gemacht habe, es waren viele! Irgendwann müssen wir aber dennoch weiter. Die Sonne verschwindet und wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Langsam kommen wir der Zivilisation wieder näher und der Weg wird eine Schotterstraße, aber immer noch steil. Irgendwo biegen wir allerdings falsch ab und kommen so direkt in einem Bauernhof raus. Die Bäuerin verpflegt gerade Ihre Kühe und wir schwatzen kurz. Das jüngste Kalb, was sie heute mit der Flasche füttert, ist gerade mal eine Woche alt. Das findet sogar Line süß und gar nicht beängstigend. Danach schlängelt sich der Weg an der Straße entlang. Unsere Knie sind dankbar, dass die steilen Passagen vorbei sind. Wir gehen zügig aber ohne weitere Anstiege, zurück zu unseren Fahrrädern. Halb 9 (20:30 Uhr) sind wir zurück auf dem Campingplatz. Kaputt aber glücklich. Die Kinder übrigens auch, haben sie doch ausgiebig Tischtennis gespielt bevor, sie sich eine Pizza am Platz bestellt haben. (Lecker, sagen sie.)

Tag 3

Unser „Kleiner“ möchte gern in den Bikepark von Hindelang, dieser verspricht laut Internet tolle Flowtrails und ist nur 5 Minuten vom Platz entfernt. Wir haben das letzten Herbst schon mal im Bayrischen Wald gemacht (hier ist der Blog dazu) und waren begeistert. Also machen wir uns, nach dem Frühstück, mit den Rädern auf. Die Damen entscheiden sich für die Wanderung nach oben. Wir beide nehmen den Lift und unsere Räder. Nach einer Proberunde sind wir leider sehr ernüchtert. Der Park hält für jüngere Fahrer nicht das, was er im Netz verspricht. Sehr steinig, recht schwierig, der Flow will hier nicht so richtig aufkommen. Also nutzen wir Pumptrack und die Dirtbahn am Fuß des Berges zum „Spielen“. Natürlich erst, nach einer Abkühlung im Fluss.

Zum Kaffee treffen wir uns dann alle wieder oben und teilen uns einen leckeren Kaiserschmarrn im Berggasthof zum oberen Horn. Sie erzählen von einer zwar etwas unspektakulären aber trotzdem schönen Wanderung. Und die beiden, bringen uns sogar ein paar tolle Fotos mit.

Runter nimmt heute jeder seinen Weg: die Mädels laufen – der „Kleine“ fährt mit der Bahn – ich nehme den Trail und mein MTB. Der Abend wird ruhig, Tischtennis, Meditation und Dusche, das war’s.

Tag 4

Heute wollen wir auf eine etwas längere Tour. Das ist auch der Grund, warum Lines innere Uhr bereits vor 8 Uhr Unruhe verbreitet. Das Wetter ist prima und so bereiten wir uns mit Frühstück vor dem Wohnwagen auf die Wanderung vor. Wir schmieren sogar dem „Kleinen“ (fast 12) sein Schokobrötchen und sind daher kurz danach bereit zum Start. Wir sind uns sicher, heute alles eingepackt zu haben. Dass dem nicht so ist, werden wir noch erfahren. Wir starten wieder mit den Rädern. Diesmal zur Talstation der Wiedhagbahn, die ersten 400 Höhenmeter schenken wir uns heute und fahren nach oben. Dafür geht es dann direkt nach dem Ausstieg einen schmalen und steilen Pfad nach oben. Unser Ziel ist heute der Iselerkamm. Aber bis wir oben sind, braucht es noch Schweiß, Mühe und jede Menge Schimpfworte des Jüngsten.

Der Weg bis zum ersten Gipfelkreuz dauert nur 40 Minuten und bietet bereits erste beeindruckende Ausblicke. Die lassen wir uns auch nicht durch die vielen anderen Wanderer vermiesen (wenn ihr vorhabt hier lang zu laufen, macht es nicht Samstag!).

Von da an geht es spektakulär weiter, Pepe wurde vom Lauf-Flow erwischt, trottet jetzt nicht mehr hinterher, sondern rennt vorneweg. Das Ganze auf dem Kamm, links Deutschland und rechts Österreich.

Der Kamm endet am nächsten Gipfelkreuz, hier ist es tatsächlich leerer. Man merkt, dass die Bergbahn weiter weg ist. Mittlerweile ist es so warm, dass wir uns wünschen dort unten in den kleinen blauen See zu springen.

Ab jetzt geht es abwärts, der „Kleine“ springt hinunter, wie eine kleine Bergziege. Wir trotten nun hinterher. Die wachsamen Augen machen sich bezahlt, wir entdecken auf einem Hang gegenüber, eine riesige Herde (heißt es Herde?) Gamsen. Leider zu weit weg, um wirklich gute Fotos machen zu können, aber als Beweis reicht es.

Danach verlassen wir den Kamm und somit auch das Grenzgebiet. Natürlich nicht, ohne das obligatorische Foto des alten Schlagbaumes zu machen.

Schlagbaum an der Grenze

Ab jetzt drehen sich unsere Gedanken um so Dinge wie Kaffee, Buttermilch und was leckeres dazu. Fündig werden wir auf der Wiedhag-Alpe. Es gibt alles, was wir uns gerade wünschen, inklusive frischer Buttermilch. Und jetzt kommt der Punkt, an dem wir merken, was wir vergessen haben. Die Alpe liegt direkt an einem künstlichen See zur Beschneiung im Winter und dieser ist mit Steg zum Baden freigegeben – Mist! Pepe stört es nicht, er nutzt, was er an hat und springt hinein. Wir schauen neidisch und nippen an unserer leckeren Buttermilch, ok, einen Kaiserschmarrn gab es auch noch dazu.

Danach machen wir uns weiter an den Abstieg, wenigstens nach unten lassen wir die Bahn aus. Am Campingplatz gibt es natürlich auch noch einen Kaffee, bevor wir anfangen schon ein paar Sachen einzupacken.

Fazit: Der Campingplatz ist toll. Er liegt zwar direkt an der Hauptstraße, die stört aber nachts gar nicht. Die Betreiber sind sehr freundlich und der Service ist gut. Der Platz liegt vor allem so gut, dass viele Wanderungen direkt von dort starten können. Die Gegend? Naja, ich will nicht sagen, dass wir alles gesehen haben aber für uns war es genug.

Morgen geht es weiter auf unserer Tour zu den höchsten Campingplätzen der Alpen. Wohin genau? Das lest ihr hier im zweiten Teil:

Alta Badia – Ein Paradies in den italienischen Dolomiten

Die zweite Station unserer Alpentour 2022

Endlich mal wieder Römö / Dänemark

Unglaubliche 4 Jahre hat es gedauert, bis wir wieder auf unserer Lieblingsnordseeinsel Römö sein konnten. Erst die fehlenden Pfingstferien, dann 2 Jahre lang Corona-Einreiseregeln, wir sind gespannt, ob wir die Insel überhaupt wieder erkennen.

Wir haben sie erkannt, viel hat sich auch nicht geändert und das ist in diesem Fall absolut positiv gemeint. Aber von Anfang an! Wir können erst Sonntag vor Christi Himmelfahrt starten, am Samstag gab es noch etwas zu feiern zu Hause. Nach dem Frühstück geht es los und wir schaffen es bis Hamburg ohne Stopp und Stau. Wohlgemerkt bis Hamburg, durch den Elbtunnel holt uns der übliche Stau ein, trotzdem sind wir pünktlich auf der Insel. Pünktlich heißt, wir können uns noch einen Kaffee kochen und diesen in der Sonne genießen.

Wir haben lange überlegt auf welchen Campingplatz wir auf Römö fahren. Es gibt 3 Plätze auf der Insel, einen direkt am Meer und die anderen eher „hinten raus“. Bisher war für uns immer klar, es gibt nur den am Meer. Leider haben wir den für letztes Jahr reservierten Platz auf Lakolk-Camping auf Drängen von First Camp voll bezahlt und konnten ihn nicht nutzen. Die mündlich versprochene Lösung gab es nicht. Trotzdem zieht es uns letztendlich wieder nach vorn. Wer sparen möchte und daher auf den Spaziergang durch die Dünen zum Sonnenuntergang verzichtet, der ist auf Family-Camping aber gut aufgehoben.

Diesen kurzen Weg nutzen wir auch sofort nach dem Kaffee und laufen direkt an den weiten Strand vor. Das haben wir vermisst! Die einen spielen mit den Wellen, die anderen machen Fotos und die Damen tanzen eine Weile am Strand…

Tag 2, 23.5.22

So mögen wir das! Wir werden von der Sonne geweckt und können draußen frühstücken. Danach packen wir alles zusammen und fahren an den Buggystrand. Auf Römö ist Kite-Buggy fahren nur auf einem bestimmten Strandabschnitt erlaubt, dieser befindet sich ganz im Süden, mit Blick auf Sylt. Der Strand dort ist noch breiter und meist leerer als in Lakolk.

Jeder holt sein „Spielzeug“ raus und genießt den Tag auf seine Art. Ich fahre endlich mal wieder Buggy und Mountainboard, die Große liest in der Sonne, der „Kleine“ gibt sich dem Sandspielzeug hin und Line, die macht von allem etwas, vor allem aber spaziert sie über die Dünen und genießt den Blick aufs Meer. Natürlich lassen wir auch alle Windspiele, Drachen und Tiere raus, das gehört zu einem Tag auf Römö. Pepe probiert sich am Kite fliegen und kommt nach etwas Übung gut zurecht. Ich glaube, bald kann er aufs Board…

Erst spät am Nachmittag kehren wir zufrieden, müde und hungrig zum Wohnwagen zurück. Der Nachteil von Wind am Strand?! Sand! Überall! Also alle duschen und danach Nudeln mit Pesto (geht immer). Bevor wir ins Bett fallen, gibt’s sogar noch eine Runde Gesellschaftsspiele. (Fast ganz ohne Streit!)

Tag 3, 24.5.

In der Nacht hat es geregnet, allerdings werden wir nicht davon geweckt, sondern von unserer Leseratte. Sie saß gestern mit Basecap in der Sonne und hat gelesen. Das hat zur Folge, dass sie nun 2 fette Brandblasen oben auf den Ohren hat. Alles andere hatte sie eingecremt aber an die Ohren unter den langen Haaren hatte keiner gedacht. Merker: Ohren nicht vergessen! Sie erträgt es aber tapfer und so können wir das Frühstück mit frischen dänischen Brötchen genießen. Danach geht’s, wie soll es anders sein zum Strand. Heute aber direkt in Lakolk, wir wollen ein paar Drachen steigen lassen und das verträgt sich nicht so gut mit den Buggys. Viel zu lange lag das alles in der Garage, heute lassen wir alles raus! Line macht was sie will: zum Meer spazieren.

Leider wird das Wetter schlechter, bevor die Drachen nass in die Tasche müssen, packen wir zusammen und statten lieber den Kite-Surfern noch einen Besuch ab. Auch diese sind bei Wind immer am Strand von Lakolk zu finden.

Tag 4, 25.5.

Halbzeit und das Wetter verspricht nichts Gutes. Wir überlegen, ob wir meine Verwandten aus Tschechien, die mittlerweile viele Jahre in Dänemark wohnen, besuchen. Das Problem: Wenn wir auf Römö sind, haben wir keine Lust wegzufahren. Trotzdem raffen wir uns auf. Heute geht hier eh nichts und auf Kerzenziehen in der Passage von Lakolk hat keiner mehr Lust (unsere Beschäftigung bei vielen Regentagen). Kurz angefragt, die beiden können. Idealerweise liegt der Ostseeort Kolding auf dem Weg, das können wir verbinden. Das Internet verspricht viel was Kolding angeht, wir schlendern durch den Ort und suchen das gelobte Flair. An einigen Orten holt es uns ein, an anderen ist irgendwie Endzeitstimmung mit vielen geschlossenen Kneipen und Geschäften. Trotzdem schaffen wir es die schönen Seiten zu genießen und – das Beste – draußen Kaffee zu trinken! OK, was zu Essen gab es auch!

Nach dem Essen haben wir uns auf die Suche begeben, in Kolding soll es ein Boot geben, welches ausschließlich die dänische Königin nutzen darf. Nicht auf der Ostsee sondern auf einem kleinen See, direkt am Schloss. Wir haben es gefunden, auch wenn es etwas königlichen Prunk vermissen lässt.

Danach geht’s zur Verwandtschaft. Wir genießen einen tollen Nachmittag/Abend, lachen viel und die beiden zeigen uns ihre (nicht mehr ganz so) neue Heimat. Wir fahren erst wieder ab, als die Befürchtung aufkommt, dass wir nicht mehr auf den Campingplatz kommen (22:00 Nachtruhe)

Tag 5, Vatertag

Ich gehe mit Line Brötchen holen und die Kinder decken, einmalig in diesem Urlaub, den Tisch. Das Wetter passt und wir frühstücken draußen. Zum Vatertag wollen wir nochmal zum Buggystrand. Der ist heute recht nass und verdächtig leer. Das fällt uns aber jetzt noch nicht auf. Also ab durch das flache Wasser an unseren Stammplatz an der Düne. Der Caddy mit seinem Allrad ist schließlich für solche Verhältnisse umgebaut ( den Umbaubericht findet ihr hier). Wir geben uns alle unseren Beschäftigungen hin (diesmal mit eingecremten Ohren) und genießen die Zeit. Aber der Wind wird immer stärker und so muss ich das Buggyfahren irgendwann aufgeben. Auch lesen und spielen macht bei dem Wind und Sand nicht mehr wirklich Spaß.

Am frühen Nachmittag beschließen wir zurück zu fahren. Die Kinder wollen unbedingt noch ein berühmtes dänisches Softeis essen und wir haben auch nichts gegen Fika einzuwenden. Kaffee haben wir zwar dabei aber bei dem fliegenden Sand, knirscht das immer so doll 😉

Erinnert ihr euch noch an die wenigen Autos und das Wasser am Strand? Die Autos die noch da sind, stehen alle direkt an der Strandausfahrt. Zwischen ihnen und uns haben die Flut und der Wind mittlerweile einen See von stolzen Ausmaßen gezaubert. Rechts und links hat er kein Ende, das heißt wir müssen durch. Den ersten Versuch breche ich ab, als das Wasser bis zum Schweller steht. Mit einem anderen Auto suchen wir eine flache Stelle. Unser Vorteil ihm gegenüber ist, dass wir dank Fahrwerk und großer Reifen knapp 10cm höher liegen, so nutzen wir kurzerhand eine Gruppe Reiter, welche vor uns durch das Wasser reiten als Orientierung und kommen unbeschadet am anderen Ufer an. Jetzt aber ab: Eis essen!

Bevor ich nochmal für ein kleines Auto-Fotoshooting zum Strand fahre, ziehen wir unser Aufstelldach ein. Der Wetterbericht hat mittlerweile eine Sturmwarnung herausgegeben. Da wir genug Platz im Wohnwagen haben, wollen wir nichts riskieren.

Der Campingplatz füllt sich, Partygäste strömen herbei und so ist es mit der Beschauligkeit spätestens heute vorbei. Nach 2 Jahren Pandemie, so befürchten wir, sind wir da etwas empfindlicher geworden. Wir machen uns trotzdem einen gemütlichen Abend, aufgrund des Wetters und der vielen Nachbarn aber im Wohnwagen.

Freitag, 27.5.

Wir werden mit Sonne wach und bauen die Stühle und Tisch draußen auf. Ich stelle Caddy und Wohnwagen so, dass wir windgeschützt sitzen können und wir genießen kurz die Sonne. Ein Blick zum Himmel sagt uns aber – schnell wieder einpacken. Wir schaffen es gerade so alles in den Wohnwagen zu schaffen, da geht es draußen auch schon richtig zur Sache. Wir frühstücken also drinnen und im Trocknen weiter. Die nächste Regenpause nutzen wir für einen Strandspaziergang, dachten wir! Wir werden nass bis auf die Knochen (zumindest dort wo keine Regensachen sind), nass und sandig, denn neben dem Regen ist der Sturm immer noch da. Wir schauen uns kurz an und entscheiden: Wir fahren heute statt morgen nach Hause – So entfliehen wir den Partymenschen und dem Regen. Also packen wir zusammen und rollen kurz nach 1 für das obligatorische Gespannfoto nochmal an den Strand. Leider erkennt man dort nicht wie windig es war aber um die Tür zu öffnen, musste man schon mit 2 Händen ziehen.

Caddy und LMC am Strand

Auf der Heimfahrt erleben wir etwas, was wir nicht für möglich gehalten hätten! Hamburg ohne Stau! Das ist unglaublich und beschert uns eine Ankunft gegen 22:00 Uhr. Trotz Kürzung (aber nur um eine Nacht) eine tolle Auszeit am Meer!

Fenstertaschen von Lazy-Camping.de

Wie Ihr sicher wisst, kann man im Van nie genug Stauraum haben. Gerade wenn es ein recht kleiner Van wie unser #ThewildCaddy ist und man (auch wie wir) zu viert unterwegs ist. Als ich dann Ende letzten Jahres auf die Firma Lazy-Camping gestoßen bin, war ich neugierig. Taschen, welche man in die hinteren Seitenscheiben klemmt. Taschen, die also zum einen die Fenster verdunkeln und dann auch noch den unnützen Raum an dieser Stelle nutzbar machen. Klingt gut und will probiert werden. Daher hier nun unser ausführlicher Testbericht.

Fenstertasche am thewildcaddy

Die Bestellung klappte einfach über die Website. Die Taschen gibt es für den kurzen Caddy aber auch für unseren, also die Maxiversion. Die Farbe kann man auch wählen, wir haben uns wegen der Sonneneinstrahlug für eine helle Variante in Grau entschieden. Wenn wir einmal beim Bestellen sind, wollen wir auch gleich noch die Tasche für die Rückenlehne ausprobieren. Beide sind vom Hersteller „Pong Bag“. Hier haben wir uns für die dunkle Variante entschieden, also anthrazit.

Pong Bag im Caddy Maxi

Die beiden Taschen machen einen sehr hochwertigen Eindruck, strapazierfähiges Material, stabile Reißverschlüsse und ordentlich verarbeitet – das passt also schon mal. Beginnen wir aber mit der Fenstertasche!

Hier kann man sich entscheiden ob man beide Seiten nutzt oder wie wir nur eine, wir haben uns für die Fahrerseite entschieden, dann stören sie nicht das Blickfeld des Fahrers. Die Montage ist denkbar einfach. Die Fenstertasche ist mit Klipsen an einer Trägerplatte befestigt. Diese Trägerplatte wird einfach mit den vorhandenen Nasen zwischen Glasscheibe und Verkleidung geklemmt. siehe Bild:

Da die Tasche an sich davon völlig unabhängig ist und auch noch einen Tragegriff hat, kann man diese zu Hause (oder wie in unserem Fall im Wohnwagen) packen und dann fertig gepackt montieren. Dazu müssen nur die 4 Klipse (sieht man oben im Bild) geschlossen werden und zack, hält.

Nun wollten wir natürlich probieren was so reinpasst. Lazy Camping gibt 55 Liter an, aber was genau heißt das? Ich habe folgendes reingepackt:

  • 1 Picknickdecke
  • 1 Kuscheldecke
  • 1 Softshelljacke
  • 4 Regenjacken
  • 4 Regenhosen
  • 4 Pullover
  • Alternativ: je Fach einen Campingstuhl (siehe Foto unten, allerdings war da das Gewicht grenzwertig)

Quetschen musste ich noch nicht und die Tasche hing trotzdem Gewicht noch bombenfest an der Scheibe.

Natürlich ist der Preis von 258,- € auf den ersten Blick kein Schnäppchen, mit Blick auf die Funktionalität und Verarbeitung geht der aber absolut in Ordnung!

Werfen wir einen Blick auf die Tasche für die Rücklehne. Da wir zu viert unterwegs sind, dient bei uns der Einzelsitz in der 2. Sitzreihe als Halter dafür. Ich hatte erst Bedenken, dass dafür zu wenig Platz ist, das umklappen funktioniert aber wunderbar.

Auch für diese Tasche gibt es eine separate Montageplatte ( ich sage mal Platte, diese ist natürlich nicht starr), welche man erstmal an die Rückenlehne montiert. Das funktionierte im Caddy problemlos. Wie bei der Fenstertasche, kann auch diese gepackt werden und danach einfach montiert. Hierbei helfen Magnete die Träger und Tasche schon mal zusammen halten. Danach die bekannten Klipse befestigen und fertig. Lazy Camping gibt hier 25 Liter Fassungsvermögen an. Ich habe getestet, natürlich ohne quetschen:

  • 2 Daunenwesten (oben)
  • 4 Regenjacken (unten)

Die Verarbeitung ist genauso gut wie bei der Fenstertasche.

Fazit: Wir mögen die Taschen! Und zwar die ganze Familie. Wir haben sie mittlerweile 4 Wochen verbaut und in dieser Zeit knapp 5000km gefahren, beide Taschen sitzen immer noch fest, die im Fenster immer noch mit den Campingstühlen. Gerade am Nordseestrand auf Römö, wo alles einsandet was rumliegt, waren sie Gold wert. Alles hat seinen Platz und vor allem, sie funktionieren hervorragend. Ein positiver Nebeneffekt: Das Auto heizt sich durch die abgedeckte große Seitenscheibe nicht so stark auf. Da man die Taschen auch problemlos mitnehmen kann, sind sie nicht nur für Leute geeignet, welche im Van schlafen sondern für alle, die gern Platz und Ordnung im Auto haben.

Habt Ihr Fragen oder Anregungen? Dann immer her damit!

Dieser Beitrag enthält Werbung aufgrund Produktnennung, trotzdem geben wir hier unsere neutrale Meinung wieder.

Stubaital lohnt sich immer – vor allem bei Neuschnee

Die letzten 2 Jahre hat uns ein kleines Virus davon abgehalten, unser Aprilwochenende im Schnee zu verbringen. Sehnsüchtig sahen wir in der Zeit, wie das Hotel Kindl im Stubaital den eigenen Wellnessbereich ausbaute. Daher stand schnell fest, wenn es wieder möglich ist, dann wollen wir ins Alpenhotel Kindl. Anfang April ist es dann endlich soweit, wir starten Richtung Österreich. Wie immer fahren wir Freitag 03:00 Uhr in der Früh los und wie immer fragen wir uns, ob wir dafür nicht langsam zu alt sind. Das Wetter ist für eine lange Fahrt nicht gerade optimal, es ist um 0 Grad und Regen und Schnee wechseln sich ab. Line holt auf dem Beifahrersitz noch etwas Schlaf nach und ich (Micha) kämpfe mich durch das Wetter. Das klappt erstaunlich gut und wir erreichen bereits kurz vor 10 unseren traditionell ersten Zwischenstopp, ein großes Sportgeschäft in Innsbruck. Leider sind wir recht erfolglos, das Sortiment zeigt deutlich, dass der Sommer vor der Tür steht. Auf den sind wir aber noch nicht eingestellt… Also auf geht’s, die letzten Kilometer rein ins Tal.

Dank des tollen Service vom Hotel Kindl, ein besonderer Dank geht hier an Anika von der Rezeption, liegen unsere Skipässe nämlich schon bereit. Da es noch vor Mittag ist, trauen wir uns fast nicht zu fragen, aber tatsächlich ist unser Zimmer schon fertig und wir müssen uns nicht auf dem Parkplatz in unsere Snowboardsachen werfen. Das Hotel hat uns für das Wochenende das Luxus-Zirbenzimmer zur Verfügung gestellt und wir sind vorsichtig gesagt beeindruckt. Aber dazu später mehr. Jetzt heißt es: schnell in die Klamotten und auf den Berg. Wenn Ihr im Kindl wohnt, könnt ihr euer eigenes Auto dazu einfach stehen lassen, im Kleinbus vom Hotel geht es jederzeit zur Talstation Gamsgarten oder Eisgrat und so durchqueren wir bereits 10 vor 12 die Schranke und fahren nach oben ins „Königreich des Schnees“. Das Wetter allerdings zeigt sich nicht von der besten Seite, viel sehen können wir erstmal nicht.

Oben angekommen, ist das Bild nicht anders. Wir sehen kaum etwas aber wir spüren,… jede Menge neuen Schnee und es schneit auch wild weiter. Die Wetter-App sagt für Freitag und Samstag einen halben Meter Neuschnee an und wir stecken bereits mittendrin. Wir lassen uns den Spaß von den Wolken nicht verderben. Die Kombination aus kaum Sicht und viel Schnee ist lustig, wir fallen oft aber weich. Nur das Ausgraben aus dem tiefen Schnee ist etwas anstrengend und dabei fahren wir noch nicht einmal neben der Piste…

Stubaier Gletscher

Die Sonne kämpft tapfer, manchmal sehen wir sogar mehr als 20 Meter und ich hole die Gopro raus. Aber nur um sie gleich danach wieder weg zu packen. Nach 2 Stunden geben wir auf. Zum einen weil alles nass ist, zum anderen weil das Hotel einfach zu sehr mit dem neuen Wellnessangebot lockt. Da wir den Shuttle vom Hotel nicht extra rufen wollten, setzen wir uns in den nächstbesten Skibus – natürlich in den falschen! Aber das merken wir erst, als wir ein paar Stationen gefahren sind. „Dieser Bus fährt auf direktem Weg nach Innsbruck“, so netterweise die Ansage des Fahrers, also nicht über den Ortsteil Milders. Da liegt aber das Hotel! Wir steigen also an der Hauptstraße aus, nehmen die Haltestelle, die dem Hotel am nächsten ist und laufen – kann nicht so weit sein, reden wir uns ein. Eine Weile laufen wir schon am Straßenrand, da überholt uns der Shuttle vom Hotel und kommt nach einer Minute prompt zurück, um uns einzusammeln. Der Fahrer hat Lines karierte Snowboardhose erkannt und wollte uns nicht laufen lassen. Da fühlt man sich doch richtig gut aufgehoben. ( An der Stelle viele Grüße an den Fahrer und DANKE!)

Jetzt aber schnell durch den Skikeller ins Zimmer, bevor es aber in die Sauna geht, lockt uns der hausgemacht Apfelstrudel. Wir haben Vollpension und dazu gehört im Kindl eben auch ein Nachmittagsbuffet. Die Suppe, die Jause mit den herzhaften Köstlichkeiten lassen wir aber stehen. Wir lieben Apfelstrudel mit Vanillesoße. Dazu einen leckeren Kaffee und wir beide sind glücklich!

Nun aber wirklich. Wir wollen uns den Wellnessbereich endlich selbst ansehen. Auf dem Zimmer steht eine Tasche für uns bereit. Darin sind Saunatücher und Bademäntel, da der Lift uns direkt bis zum Eingang fährt, werfen wir die Bademäntel gleich über und machen uns auf den Weg. Wir mochten den Bereich ja bereits 2019 aber was das Team vom Kindl hier noch mal nachgelegt hat, ist einfach traumhaft. Egal ob Ihr mit Kindern oder alleine hierher kommt, hier werden alle ihren Spaß haben. Als erstes sieht man den Pool, den gab es schon aber auch er wurde nocheinmal geschmackvoll in Szene gesetzt.

Pool im Hotel Kindl Foto: Kindl

Es gibt aber auch Neues zu entdecken. Uns zieht es zu den neuen Rutschen. Wer sagt, dass wir dazu Kinder dabei haben müssen?! Wir probieren also alle aus! Die lange Röhre lasse ich erst wieder in Ruhe, als ich den Rutschenrekord geknackt habe. Dazu gibt es eine automatische Zeitmessung und eine Anzeigetafel am Ausstieg. 3,99 Sekunden zeigt sie an, wer schneller ist, möchte sich bitte bei mir melden!

Kennt Ihr das, entweder ihr habt Kinder dabei oder ihr könnt in den Ruhebereich des Bades?! Nicht hier! Es gibt jetzt neben dem Kinderplanschbecken – ich konnte Line gerade so davon abhalten, das auch zu testen – einen extra Liegebereich für Familien. Super gemütlich!

Von dort aus geht es nun aber endgültig in die lang ersehnte Sauna (auch das Saunieren ist in den Zeiten der Pandemie bei uns deutlich zu kurz gekommen). Neben dem Dampfbad, einer Bio-Kräutersauna und der finnischen Sauna, begeistern uns der Whirlpool mit Bergblick und ein toller Ruheraum. Lines Favorit ist diesmal das Dampfbad, ich mag besonders die Liege mit Panoramablick in der finnischen Sauna. Was wir aber beide lieben, ist das Buffet mit getrocknetem Obst und verschiedenen Getränken im Saunabereich. Wenn ich nicht so ein Weichei wäre, würde ich unter die Eisdusche gehen aber so stelle ich die normale Dusche auf eiskalte 38 Grad und kühle mich ab…

Die Tage im Skigebiet sollten eigentlich mindestens 28 Stunden haben, um alles zu schaffen. Kaum sind wir richtig entspannt, gibt es schon wieder Abendessen. Als kleiner Tipp, lasst euch das nicht entgehen! Wir statten also unserem Zimmer wieder nur einen Kurzbesuch ab und sitzen danach an unserem Tisch im Restaurant. Es ist sogar der gleiche wie 2019. Was uns damals nicht aufgefallen ist, heute aber schon (und zwar positiv), in unserem Teil gibt es nur Tische für Erwachsene. Die Familientische befinden sich in einem anderen Raum. Somit ist es angenehm ruhig. Das Essen ist leider viel zu lecker, um aufzuhören wenn man satt ist, also genießen wir! Das Essen, den Service, den Wein und auch einfach mal die Zeit zu zweit.

Satt und völlig erschöpft fallen wir danach in unsere Betten. Die sind durchaus etwas besonderes. Mehr darüber kommt noch, versprochen!

Tag 2 – Neuschnee satt

7:30 Uhr quälen wir uns aus dem Bett. Das Alter…. behauptet zumindest Line! Wir genießen das tolle Frühstück und sitzen Punkt 9 Uhr in einem Skibus, ganz für uns. Scheinbar schreckt viele andere Gäste noch der Schnee und die Wolken ab. Uns nicht!

Auf 2900m Höhe angekommen, ist das Bild ähnlich wie gestern. Manchmal kommt sogar die Sonne durch, meistens schneit es aber. Dafür haben wir heute schöne, dicke, leichte Flocken und wir haben uns vor der Bergfahrt noch schnell mit „Schlechtwetter Brillen“ ausgestattet. Trotz der -12 Grad am Berg kommen wir wieder schnell ins Schwitzen. Der Tiefschnee ist einfach zu verlockend, bleiben wir aber stecken, müssen wir uns mühsam ausgraben.

Spaß macht es trotzdem und Hunger. So sitzen wir kurz nach 12 im Restaurant auf 2600m Höhe und genießen unseren Lieblingskaffee. Für mich wird traditionell Tiroler Gröstl serviert, Line lachen jedoch die frischen Erdbeeren auf der Karte an. Danach gibt’s eine Premiere für uns. Klaus Kindl hatte uns vorab per Mail gefragt, ob wir nicht mal einen Snowboardlehrer der Skischule Neustifft ausprobieren wollen. Da waren wir dabei und pünktlich um 13:00 Uhr nahm uns Gert in Empfang.

Wir besprachen schnell unsere Wünsche und einigten uns darauf, dass Gert die nächsten 2 Stunden vor allem unser Guide sein wird. Er betrachtete unseren Fahrstil, gab uns ein paar kleine Tipps aber vor allem wusste er in dem dichten Schneegestöber, wo wir sind und hin müssen. Das war heute Gold wert. Ich habe keine Ahnung, wo wir überall langgefahren sind aber es war sehr lustig. Und anstrengend! Nach den meisten wilden Tiefschneefahrten ins nichts, folgte ein Ausgraben aus dem mittlerweile hüfthohen Schnee. Bei so viel Schnee fällt man weich, denke ich und wage mich an ein kleines Ziel auf meiner Liste: einen 360’er auf der Piste (also einen Sprung einmal um die eigene Achse). Zusätzlich befeuert durch die Versuche von Gert es auch zu schaffen – Wettbewerb schafft einfach Leistung. Ich schaffe ihn tatsächlich bis wir uns 15:00 Uhr von Gert verabschieden. Nicht ohne einen selbstgebrannten Obstler seines Kollegen zu testen, alte Pflaume – sehr gut!

Nicht nur unser Snowboardlehrer macht Feierabend, auch wir sind fix und fertig. Wir trinken noch einen Kaffee und fahren dann abwärts ins Tal. Heute waren wir schlauer und haben uns den Shuttlebus direkt an den Ausgang der Seilbahn bestellt, der wartet schon auf uns. Wir genießen den Luxus, nicht im vollen Skibus zu sitzen und direkt vor der Tür des Skikellers abgesetzt zu werden.

Am Morgen hat Line auf dem Tagesprogramm (der Flyer liegt täglich am Frühstückstisch) eine Aromaölmassage entdeckt und natürlich gleich für heute Abend gebucht. Also lassen wir den Apfelstrudel heute schweren Herzens (aber vernünftigerweise mit Blick auf das Abendessen) ausfallen. Line geht zu Ihrer Massage und ich allein in die Sauna. Man sieht Ihr danach förmlich an, wie entspannt sie ist. Nein, davon wird es jetzt keine Fotos geben 😉 Bevor ich in die Sauna gehe, nutze ich die Zeit, um mich noch etwas im Zimmer umzuschauen. Unser Lieblingsort ist schon seit dem ersten Tag diese Sitzbank.

Die Lehne ist tatsächlich ein Ofen und so kann man dort herrlich entspannen und sich die müden Knochen wärmen lassen. Aber auch sonst begeistert uns das Zimmer mit der liebevollen Einrichtung. Ein weiterer Dank geht an das Personal, was uns täglich andere Figuren aus Kissen und Bettdecken gezaubert hat.

Das Wetter hat leider weniger eingeladen auf der Terrasse zu sitzen, der Blick ist deswegen aber nicht weniger schön.

Jetzt geht’s auch für mich nach unten. Zwei Saunagänge braucht es schon, um den schweren Schnee aus den Muskeln zu vertreiben und die eine oder andere getrocknete Aprikose als Vorfreude auf das Buffet heute Abend. Samstag ist nämlich Zeit für Bauernbuffet und ich kann euch sagen, es gibt mehr leckere Sachen, als ihr schaffen könnt. Ich lasse daher alle Beilagen weg und koste mich durch die regionalen Fleischspezialitäten. Von Almschwein über Lammhaxe bis zum Kalbsbraten, es gibt alles was die Alpenweiden so hergeben und es ist einfach sensationell! Nun, wir müssen uns schon wieder einen Nachtisch teilen – Quarkbällchen in Vanilleschaum. Wir sind kurz vorm Platzen! Was mich etwas beruhigt, an den Tischen um uns herum, teilt man sich den Nachtisch ebenfalls.

Was eignet sich da besser als ein Espresso und ein Schnaps. 2019 haben wir hier das erste Mal die Alte Marille von Prinz probiert. Seitdem steht er auch bei uns zu Hause im Schrank und wird zu besonderen Anlässen gereicht. Also gibt es den auch heute Abend. Natürlich im Schaukelstuhl mit Blick auf den knisternden Kamin. Alpenhotel Kindl ist zwar ein relativ großes Hotel, das vergisst man aber schnell, wenn man unten im Bereich der Bar sitzt oder sich in die gemütlichen, liebevoll gestalteten Bereiche ringsum zurück zieht und den tollen Service genießt.

Wir reden uns noch eine Weile ein, dass wir nicht alt sind, sondern nur wegen des Schnees so erschöpft, dann verschwinden wir in unser Bett und versinken in einen tiefen Schlaf.

Tag 3

07:15 Uhr klingelt der Wecker und wir werden beim Blick aus dem Fenster überrascht: Sonne! Sie war nicht angesagt aber wir nehmen sie gern! Also raus aus dem Bett und noch einmal wehmütig aber lecker frühstücken. Dabei lernen wir Klaus Kindl, den sympatischen Chef des Hotels kennen. Gerne hätten wir auch noch etwas länger geschwatzt aber das Wetter zieht uns dann doch sehr auf den Berg. Aber das nächste Mal auf jeden Fall! Wir packen also leider schon wieder unseren Caddy und fahren heute mit ihm nach oben. Die letzten Male habe ich mich immer geärgert, dass wir nicht zwischendurch angehalten haben, diesmal geht das und ich schieße ein paar schnelle Schneebilder.

Der Berg und vor allem die Sonne locken einfach zu sehr, also ab nach oben! Noch scheint die Sonne, wer weiß wie lange?! Auch heute sind wir wieder mit Gert von der Skischule Neustift verabredet. Er und die Sonne empfangen uns oben am Gamsgarten und beide bleiben uns auch lange erhalten. Die Sonne, weil wir heute einfach über den Wolken sind und Gert?! Weil es ihm heute so einen Spaß macht, dass er seine Mittagspause ausfallen lässt und lieber mit uns auf und neben der Piste Spaß hat. Heute dürfen wir den ultimativen Snowboardtraum auf dem Stubaier Gletscher erleben, dafür lohnt sich auch die Fahrt von über 600km…

Als wir uns dann kurz vor 1 doch von Gert verabschieden beschließen wir auch gleich Mittagspause zu machen. Zur Feier des tollen Schneetages nicht irgendwo, sondern im Schaufelspitz Restaurant, im höchsten drei Hauben Restauerant der Welt! Line ist dieses Wochenende irgendwie an den Erdbeeren hängen geblieben und genießt sie diesmal mit Oliveneis und selbstgemachtem Baiser. Davor gibt es einen Tomatensalat mit fermentierten Feigen und karamelliserten Walnüssen. Für mich gibt es nicht ganz so ausgefallene Sachen, deswegen aber nicht weniger Lecker: Nudeln mit Zickleinragout. Als die Kinder noch klein waren, hörten wir viel „kleiner Drache Kokosnuss“ da gibt es eine Stelle, in der Kokosnuss mit seinem Freund Zwiebelchen selbstgemachte Pralinen nach einem besonderen Essen im Restaurant kostet. Als wir davon hören, dass es hier selbstgemachte Pralinen gibt, bestellen wir natürlich auch noch diese. Megalecker und das mit tollem Ausblick auf der Sonnenterrasse!

Leider bleibt danach nur noch Zeit für eine Abfahrt bis zur Dresdner Hütte. Wir genießen den Schnee solange wir können, aber um viertel nach 3 sitzen wir wieder im Auto und machen uns auf den Heimweg. Wir sind glücklich aber auch kaputt. Zum Glück geht auch diese Fahrt ohne Stau ab und so sind wir schon vor 21:30 Uhr wieder zu Hause. Den Kopf voller toller Erinnerungen.

Fazit: Ein Wochenende am Stubaier Gletscher lohnt sich immer. (Länger geht auch!!!) Schneesicherheit, tolle Pisten und Spitzengastronomie auch oben am Berg. Wenn es dann noch so ein tolles Hotel wie das Alpenhotel Kindl sein darf, wird das Wochenende perfekt! Das nächste Mal mit Kindern! Und sicherlich auch mal zu einer anderen Jahreszeit. Der Wilde Wasser Weg lockt…

Wir möchten uns an dieser Stelle bei Klaus Kindl und seinem Team für die liebe Einladung bedanken. Unsere Meinung über das Hotel ist allerdings weder abgesprochen noch „erkauft“ wir waren (schon 2019) und sind auch weiterhin einfach begeistert!