Freistehen in Skandinavien – Warum eigentlich?

Das Thema „freistehen“ begegnet uns aktuell auf jedem Kanal. Oft wird gestritten, was erlaubt ist und was nicht. Emotionen kochen da schnell hoch. Gerade in Skandinavien scheint es mittlerweile verpönt zu sein, auf einem Campingplatz zu stehen.

Oft kann ich (Micha) mich bei solchen Diskussionen nicht zurückhalten, gerade wenn es scheinbar egal ist, ob es Regeln im Gastland gibt. Das Zitat einer Influencerin (Thema Camping/Vanlife) war dabei der Höhepunkt für meine zarte Gemütslage „Kann ich nicht sagen, ich war noch nie auf einem Campingplatz“.

Um diese Diskussion soll es hier in unserem Blog aber gar nicht gehen, vielmehr wollen wir euch hiermit mal zeigen, was es heißt in Skandinavien auf einem Campingplatz zu stehen. Quasi eine Hommage an das Campen auf dem Campingplatz.

Auf unseren Reisen steuern wir meist Campingplätze an, gern klein und ruhig. Wir haben also eigentlich die gleichen Wünsche wie die, die um jeden Preis freistehen müssen.

Schweden

Natürlich stellen wir euch nicht alle Campingplätze in Schweden vor. Wenn ihr mehr über unsere Reisen lesen wollt, schaut gern auf unsere Skandinavien-Seite.

Fangen wir mit diesem tollen Blick auf den Vänern an. Der Platz liegt an der Ostseite des großen Sees, man kann direkt am Wasser stehen und wie man sieht, ist Platz kein Problem. Aufgrund der tollen Lage gibt es jeden Abend einen tollen Sonnenuntergang inklusive. Link zum Platz.

Unsere kleine Reise geht noch ein Stück zurück nach Süden.

Wir befinden uns in Mittelschweden, ziemlich genau zwischen Jönköping und Västervik. Ich gebe zu, wenn ihr euch das linke Foto anseht, könnte man denken, hä, was ist daran bitte schön? Dazu müsst ihr wissen, dass das rechte Foto vom gleichen Standort aufgenommen wurde wie das linke. Diesen Blick auf den See hat man also, wenn man abends vor dem Camper sitzt. Link zum Platz

Und noch mal nach Norden, viele von euch kennen diesen Platz wahrscheinlich und nein, er liegt an keinem See, man ist nicht allein und trotzdem lohnt es sich einmal hier hinzufahren. Früher Weiterweg und heute das Offroadcamp Schweden. Mitten in der Wildnis liegt dieses tolle Camp, geführt von einer deutschen Familie, die einen mit spannenden Geschichten und leckerem Essen versorgt.

Norwegen

Wir verlassen Schweden und nehmen euch mit nach Norwegen. Lasst uns unsere Reise kurz vor Flam beginnen. Auf dem Weg zu unserem Camp, wir hatten noch 300 m zu fahren, passierten wir einen Parkplatz. Ihr kennt diese Plätze, von der Hauptstraße zweigt ein kleiner Bogen ab und mündet schon ein paar Meter weiter wieder auf der Hauptstraße. Parken, Pinkeln, Picknicken – würde ich sagen. Auf diesem aber standen Womos, Wohnwagen und sogar Zelte (auf den 2 m Grünstreifen zwischen Straße und Parkplatz) so eng aneinander gequetscht, dass man selbst mit ’nem Smart nicht draufgepasst hätte. An der Hauptstraße! Aber kostenlos. Eine Toilette gab es dort auch nicht. Na ja, wir fuhren die besagten 300 m und standen kurz darauf auf unserem spießigen Campingplatz.

Und ich schwöre, ich habe aus diesem Foto keine Camper herausgeschnitten! Vom Camp ist man in 2 Minuten am Fjord und somit auch am Startpunkt der legendären Flambahn. Link zum Camp

Aber es geht noch ruhiger! Wir reisen nämlich zum Sognefjord, genauer auf den Kjornes Camping. Lasst euch vom Startbild der Website nicht täuschen und sagt an der Rezeption, dass ihr nicht auf den befestigten Platz an der Rezeption möchtet, sondern auf den freien Platz etwas weiter „links“. Wir haben es dort geliebt!

Ja, das ist ein Campingplatz! Und ja, mit Waschhaus, Duschen, Mülleimern und Strom. Und es ist der ideale Ausgangspunkt, um auf dem Gletscher zu wandern oder Kajak zu fahren. Als zusätzliches Highlight wurden wir jeden Morgen von einer Robbe begrüßt, die vor uns im Fjord neugierig den Kopf aus dem Wasser steckte.

Da ihr ja unseren Blog lesen sollt, jetzt mal noch ein paar Plätze in Norwegen ohne weitere Geschichten:

Mindresunde Camping mal nicht am Fjord, sondern am See.

Direkt am Nordfjord mit überragendem Fjordblick. Platz bei Bryggia.

Direkt vor Bergen mit Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Lone Camping.

Finnland

Ruhiger als in Finnland geht, es glaube ich nicht mehr. Das trifft für die Wälder zu, aber eben auch auf die Campingplätze! Gerade in Finnland haben wir auf Campingplätzen tolle Menschen kennengelernt, haben Aussteigern beim Musizieren zugehört und mit Finnen einen Schnaps (oder waren es mehr???) getrunken und viel gelacht.

Auch hier nun ein paar Beispiele:

Pyharanta-Camping ganz im Süden Finnland. Gemütlicher kleiner Platz mit eigener Sauna (was sonst) und einer traumhaften Lage in den Schären.

Im Landesinneren und gefühlt doch am Meer haben wir diesen tollen Platz gefunden. Manamansalon Leirintäalue, man kann es kaum aussprechen, aber so ist das eben in Finnland! Der Platz ist sogar recht groß, aber in dem Wald verläuft sich alles so herrlich, dass das nicht stört. Und hey, da kommt Urlaubsfeeling auf, oder?

Und weiter geht es Richtung Norden. Im Oulanka Nationalpark fühlten sich die Camps immer wie freistehen an. Freistehen mit Sauna, Strom, Lagerfeuerplatz und frischen Brötchen. So wie hier im Juuman Leirintäalue

Ok, ich gebe euch recht. Oulanka ist jetzt nicht der Hotspot in Skandinavien – Warum eigentlich nicht? Ist herrlich hier! Aber selbst in unmittelbarer Nähe zum Nordkap gibt es Plätze, die traumhaft ruhig sind. Unsere Wahl fiel auf das Nordkap Basecamp.

Natürlich sind das längst nicht alle Plätze, auf denen wir waren und ja, es gab auch mal etwas vollere. Aber, niemals war es so voll wie auf den Parkplätzen, auf denen sich die Freisteher tummelten.

Also, fahrt auf Campingplätze, lasst etwas Geld bei den Einheimischen und ihr werdet belohnt mit tollen Plätzen, guten Geschichten und dem ein oder anderen Tipp für eure nächste Wanderung.

Noch ein Tipp von uns. Wenn wir in der Hauptsaison unterwegs sind, bitten wir oft beim Abreisen/Bezahlen den Betreiber auf dem nächsten Campingplatz anzurufen und uns einen Platz am Wasser zu reservieren. Oft kennen die sich nämlich und man kann entspannt auch etwas später anreisen.

Travelling – Off the Road

20 Reiseberichte, die Lust aufs Losfahren machen

Ein Buch mit 238 Seiten von Michael Scheler, erschienen im Pietsch Verlag. Preis: 19,95€

Buch vor dem Caddy

Es ist stürmisch draußen, kalt und nass dazu. Also kein Wetter um rauszugehen aber genau das richtige für ein Buch. Ich nehme mir heute eines vor, welches tatsächlich schon länger hier liegt. Nicht weil ich keine Lust hatte darauf, sondern weil es genau zu solchen Tagen passt. Travelling off the road, so heißt es, ist genau richtig. Ich finde es ist weniger ein Reiseführer, es ist ein Buch mit Kurzgeschichten zum Thema Reisen. Nicht irgendwelche langweiligen Pauschalreisen sondern solche die noch Abenteuer sind. Offroad, meist mit dem eigenen Auto, dorthin wo nicht die Reisebusse auch halten. Das ist vermutlich auch der Grund, warum Michael Scheler auf dem Deckel als ‚Herausgeber‘ steht, gibt es doch viele Autoren, die Beiträge beigesteuert haben, und genau das tut dem Buch sehr gut.

Auch wenn ich das Buch nicht als klassischen Reiseratgeber verstehe, widmen sich die ersten Seiten sehr ausführlich der Reisevorbereitung. Er greift dabei Themen wie das Fahrzeug, Mensch und Tier und die Ausrüstung auf. Dadurch wird noch einmal jedem Leser deutlich, dass Offroad-Reisen mehr ist als mit einem 4×4-Fahrzeug einfach loszufahren.

Ergänzt wird das ganze durch eine Checkliste zum Kopieren und Abarbeiten. Wir nutzen übrigens eine Packliste, die ganz ähnlich aussieht, aber als Excel, so kann man jederzeit Veränderungen vornehmen und auf einer Reise gleich Dinge ergänzen.

Insgesamt 20 Reiseberichte, vorwiegend aus Europa und Afrika folgen diesen Tipps. Da jeder Reisbericht einen eigenen Autor hat, ändern sich neben dem Schreibstil auch die Qualität der Fotos und der Tipps. Aber keine Angst, schlecht wird beides nie. Die Berichte machen durchweg Lust auf Losfahren und dank der genauen Beschreibung der Reisefahrzeuge kann auch jeder gleich überprüfen ob das Fahrzeug vor der eigenen Haustür dafür geeignet wäre.

Was mir besonders gut gefällt ist die Durchmischung von schönen Geschichten, Fotos und brauchbaren Ratschlägen. Jeweils am Ende der 20 Reiseberichte findet sich nochmals eine Doppelseite mit Hinweisen zur Ausstattung, Übernachtungsmöglichkeiten und Besonderheiten der jeweiligen Länder.

Fazit:

Für wen ist das Buch? Natürlich für alle die einen 4×4 haben und davon träumen endlich das große Abenteuer zu erleben. Aber auch für alle, die gern Reiseberichte lesen und sich so den einen oder andern Tag mit Mistwetter beschäftigen wollen. Die knapp 20,- sind absolut gut angelegt. Kaufempfehlung!

Alle Buchvorstellungen findest du hier!