Der Süden Norwegens III – Die Fjorde der Westküste

Nachdem wir an der Südküste bis Oslo ( Teil 1 findet ihr hier ) und danach über die Hardangervidda bis zum Hardangerfjord gefahren sind (Teil II gibt es hier) stehen wir nun auf dem Tysdal Camping und haben eine regnerische Nacht hinter uns.

Tag 15 – Stavanger

Weil das Wetter auch heute nicht so gut werden soll, beschließen wir, die Natur heute mal in Ruhe zu lassen und fahren nach Stavanger. Line erzählt uns schon auf der Fahrt von der Streetart, die in Starvanger überall zu sehen ist. Nach ein wenig Parkscheinchaos (das Unternehmen welches die Parkgebühren per App erhebt, scheint es nicht mehr zu geben) verlassen wir den Hafen in Richtung Altstadt und lassen uns treiben.

Wobei auch der Hafen schon mit den ersten Kunstwerken aufwartet. Aber jetzt rein in die Gassen. Wir kennen viele skandinavische Städte aber so bunt wie hier, das war es noch nie.

Und auch an Kunst finden wir einiges…

Und wir lassen uns von einem Schild locken, welches behauptet, dass es hier die leckersten Zimtschnecken gibt. Wir probieren und sind sehr zufrieden. Ob es jetzt die Besten waren, weiß ich nicht aber sie waren sehr gut und riesig! Das Café ist noch dazu echt süß, also genau so, wie wir es mögen. Was kann es bei Regen draußen jetzt auch besseres geben?

Danach machen wir uns auf den Weg. Von vielen bunten Häusern zu vielen weißen Häusern. Ganz anders aber nicht weniger schön anzusehen.

Jetzt haben wir Hunger (trotz der rieseigen Zimtschnecken)! Wir gehen auf die Suche und das gestaltet sich schwierig! Line will leckeren Fisch (Betonung auf lecker), Kind 1 will vegetarisch und das andere „einfach“ Burger. Ich? Hänge irgendwie dazwischen und würde mich anpassen aber es gelingt uns nicht. Nach 2 Runden durch die Innenstadt brechen wir ab, ein paar Restaurants haben wir zwar gefunden aber nichts, was alle glücklich macht. Also machen wir uns auf dem Weg zum Campingplatz und finden auf dem Rückweg eine Bäckerei, welche für alle etwas passendes bereithält. Wir sind wieder satt und zufrieden, was dazu führt, dass auch die Stimmung wieder steigt. Der Abend endet wie der gestrige: Lesen, Spielen und bei einer Regenpause raus und Fotos machen. Der Platz ist immer noch toll!

Tag 16 – Preikestolen

Wir stehen zeitig auf, ok zeitig heißt 7:00 Uhr und los kommen wir nicht vor 9:00 Uhr. Aber dann machen wir uns auf den Weg zum Touristen-Hotspot Preikestolen. Wir haben lange überlegt, ob wir es machen, aber irgendwie können wir doch auch nicht dran vorbei fahren. Also suchen wir uns auf dem schon gut gefüllten Parkplatz ein freies Plätzchen und laufen los, besser gesagt reihen wir uns in den Menschenstrom ein.

Unser Sohn hat irgendwie den Drang alle zu überholen und ich habe Angst, dass die Wolken noch dichter werden. Also schlängeln wir uns von Stein zu Stein springend, an Leuten mit Flipflops, Kleinstkindern und Gehbeeinträchtigungen vorbei und haben dann oben eine Weile Zeit, den Ausblick zu genießen, bis auch die beiden anderen in gutem Wandertempo erscheinen.

Jetzt sind wir also oben und haben ihn vor uns: den Preikestolen. Man kann nicht abstreiten, dass es beeindruckend ist aber es ist eben auch verdammt voll. Versteht mich nicht falsch, wir sind auch hier und alle anderen mit uns auch. Und wahrscheinlich wünschen sich alle, allein hier zu sein, sind wir aber nicht. Also machen wir das Beste daraus – anstellen, mit Touristen aus aller Welt schwatzen und dann die obligatorischen Fotos.

Das erste Bild zeigt mal anschaulich, wie es im Sommer da oben zugeht. Wir suchen uns einen Platz etwas abseits, können so das Treiben beobachten und picknicken. Und am Ende sind dann doch die Vögel spannender als der Fels.

Lange halten wir oben nicht aus, also steigen wir wieder ab. Dieses Mal aber in gemütlichem Tempo. Leider lockt der Berg auch jede Menge Menschen an, die körperlich weit weg von fit für einen Berg sind. Scheinbar zählt das aber bei besonderen Bergen wie dem Preikestolen nicht. Also heißt es auch bergab, an jeder Menge lahmenden Besuchern vorbeischlängeln. Auf halbem Weg werden die Massen, die uns entgegenkommen noch stärker, auch ist der Kleidungsstil noch „Stadtausflugshafter“, die Erklärung liefern uns diverse Umhängebändchen und Reisebusse auf dem Parkplatz. Auf allem steht der bunte Schriftzug einer Kreuzfahrt-Marke – quasi der Endgegner aller Individualtouristen (sorry)

Noch ein Tipp: vergesst beim Weg nach oben (und unten) nicht die Landschaft anzusehen, auch die ist aufregend und schön. Unten angekommen haben wir genug Menschen für 10 Wanderungen gesehen, besorgen uns Zimtschnecken und ziehen uns zurück in unseren Wohnwagen. OK ein Foto noch, der Preikestolen von unten, aber dann…

Tag 17 – Skadberg

Wir werden früh wach, draußen regnet und stürmt es. Bevor ich aber aufstehe, ist Line schon 3 Mal duschen gewesen – 1x unter der Dusche und 2x auf dem Hin- und Rückweg. Für uns geht es heute weiter der Landschaftsroute folgend. Auch an diesem Tag wieder bei Regen beeindruckend, wenn auch nicht sonderlich fotogen. Unser Ziel ist heute Skadberg-Camping, damit kehren wir auch zurück an die Küste, dieses Mal die Westküste. Wir bekommen einen Stellplatz mit direktem Blick aufs Meer und überhaupt liegt auch dieser Platz herrlich, direkt an einer kräftig türkisblauen Bucht und die Lage entschädigt für die verdächtig wenigen Duschen (dachten wir).

Weil der Regen bald aufhören soll, entschließen wir uns als erstes für ein gemütliches Mittagessen im Wohnwagen und stellen fest, dass der Blick von innen fast noch schöner ist.

Mit diesem Blick warten wir, bis die Wolken etwas auflockern und machen uns dann auf. Wir gehen auf einen von Lines legendären Spaziergängen – es wird also etwas weiter aber es bleibt schön. Unser Ziel ist der Leuchtturm ganz in der Nähe des Campingplatzes. Wir treiben uns mit der Aussicht auf eine Zimtschnecke in dem viel beschriebenen Café direkt am Turm an.

Der Weg dorthin ist wirklich schön und nicht wirklich anspruchsvoll. Trotzdem ist bei unserem Sohn heute irgendwie die Luft raus. Die Stimmung droht zu kippen aber wir haben ja den Trumpf „Café“ gezogen. Daher schaffen wir es und erreichen den Leuchtturm. Der ist zwar nicht spektakulär aber ok.

Hungrig suchen wir den Weg zum einzigen Haus in der Nähe und sehen schon von weitem Leute davor sitzen. Als wir jedoch näher kommen, sehen wir auch deren Thermoskanne. Das Café sollte zwar, hat aber nicht geöffnet. Zack Stimmung im Eimer und wir auf dem Rückweg. Im Wohnwagen gibt es dann genug Zucker und Kaffee für alle und so langsam entspannt sich auch die Lage wieder. Spätestens nachdem ich zum Kaffee trinken 2x Stühle raus und wieder eingestellt habe, grinsen die Kinder auch wieder. Das Wetter wollte mich einfach ärgern. Line und ich machen noch einen Spaziergang am Strand entlang, die Jugend chillt.

Als sich etwas später der Wind legt, mache ich den folgenschweren Fehler und lasse die Drohne steigen. Im Kopf habe ich ein Foto von heranrollenden Wellen mit weißen Schaumkronen im türkisen Wasser.

1.Versuch – So sollte das in etwa aussehen aber es ist noch nicht die perfekte Stelle. Deswegen suche ich mir noch eine andere Position und mache auf dem Weg dorthin ein paar Bilder vom Platz.

Und dann passiert es! Aus dem Nichts taucht ein Austernfischer auf (das sind die schwarz-weißen Vögel mit dem langen orangen Schnabel, die immer über den Strand laufen), schimpft fürchterlich und attackiert die Drohne so heftig, dass sie zu Boden geht. Glücklicherweise auf einer Wiese, dachte ich. Allerdings nutzt der Vogel die Chance und hackt auch am Boden weiter, auf die nun regungslose Drohne ein. Selbst als ich sie holen will, droht er mir mit Prügel. Also schnappe ich sie mir nur schnell und verdrücke mich. Irgendwie habe ich wohl sein Brut-Revier betreten und er/sie ist sauer. Ich jetzt auch, denn offensichtlich hat die Drohne nur noch Schrottwert. (Nachtrag: Dank des tollen Services von DJI hatte ich eine Woche nach dem Urlaub bereits eine Austauschdrohne für unter 100,- zu Hause liegen)

Tag 18 – Viking Camping

Line treibt die Aussicht auf eine freie Dusche schon früh aus dem Bett und kommt mit der Erkenntnis zurück, dass es doch mehr als vermutet sind (weil hinter der ersten Tür mehrere Kabinen stecken, die auch noch sehr sauber sind). Wir frühstücken im Wohnwagen und machen uns auf den Weg. Die heutige Tour ist nur 33 km. Wir müssen zwar noch ein wenig unsere Vorräte auffüllen aber so lange kann das alles nicht dauern. Denken wir! Line hat uns Vagan Viking Camping als neues Ziel ausgesucht. Schon auf unsere Mail zur Frage ob wir Platz bekommen, wurde super freundlich reagiert, wir sind also gespannt. Aber wie es so ist, „vor dem Vergnügen kommt die Arbeit“. Arbeit bedeutet für Line purer Stress – ungefähr 10 km vor unserem Ziel führt uns die Navi von der Hauptstraße nach rechts, auf eine kleine Nebenstraße. Laut Karte bleiben wir auch auf dieser bis zum Platz und wenn ich „klein“ schreibe, meine ich das auch. Sie ist einspurig und die eine Spur auch nicht wirklich breiter als unser Wohnwagen.

Gegenverkehr ist undenkbar aber wer jetzt denkt, dass es sich um eine Einbahnstraße handelt, der irrt. Und natürlich ist dort wenig Verkehr aber ganz ohne Gegenverkehr schaffen wir die 10 km natürlich nicht. Zum Glück wirkt der Amarok von vorn schon im Stand und so verstehen die meisten entgegenkommenden von sich aus: rückwärts bis zur nächsten Ausweichstelle zu fahren. Als dann aber auch noch ein paar Serpentinen auf dieser Straße kommen, ist es mit Lines Gelassenheit endgültig vorbei. Mit einem Zug kommen wir nicht rum, es gibt auch weiterhin nur eine Spur. Am Straßenrand liegen ein paar Steine – als einzige Absicherung vor Hang. Also vorsichtig, immer vor und zurück, vor und zurück, bis es passt. Dann den wartenden fröhlich zuwinken und weiter geht’s…

Kurz danach taucht endlich die Einfahrt zum Campingplatz auf und wir sind irgendwie total beeindruckt. Wir waren schon auf so vielen Plätzen aber so etwas hatten wir noch nie. Der Platz liegt quasi in einer Felsspalte die nach vorn zum Meer offen ist. Der Empfang ist genauso freundlich, wie auch die Mail schon war. Wir fühlen uns willkommen, so mögen wir das!

Weil wir wieder recht zeitig dort sind, bekommen wir den Platz ganz vorn, merken aber schnell, dass so eine Schlucht auch Nachteile hat. Es weht eigentlich immer! ein ordentlicher Wind. Aber ist egal! Wir laden Wohnwagen und Kinder ab und machen uns zu zweit nochmal auf den Weg. Line hat ein paar spannende Spots gefunden, die wir jetzt suchen.

Als erstes soll es zum Nesvåghålo gehen. Wir fahren zum Wanderparkplatz, haben den aber zu unserer Überraschung, ganz für uns allein. Von hier aus geht es zu Fuß über Wiesen, Wälder Weidezäune und durch große Pfützen. Auch hier hat es scheinbar viel geregnet. Zum Glück gibt es hier viele Steine, manche sehen aus wie Trolle, wir hoffen sie sind uns nicht böse, weil wir ihnen auf die Köpfe steigen.

Als wir die Küste erreichen, folgen wir den blauen Farbpunkten, mehr kletternd den vom Wasser glatt gewaschenen Felsen, bis wir endlich diese kleine Höhle erreichen. Ganz vorn am Ufer hat die Natur mal wieder etwas Irres geschaffen. Und wir sind ganz überrascht, hier sind wir ganz allein.

Ich kann gar nicht genug Fotos machen aber irgendwann wollen wir ja auch weiter, also geht es den gleichen Weg zurück. Weiter geht es zum nächsten, noch kleineren Wanderparkplatz. Optimistisch starten wir auf einem gut ausgebauten Kiesweg. Ziel ist ein Felsen, von dem man einen wunderbaren Blick hat. Aber der Weg verändert sich schnell und wir fühlen uns wie kleine Abenteurer, die einen neuen Weg in einem unbekannten Moor suchen. Von Weg kann man nicht mehr reden, alles ist zugewachsen und nass. Und mit nass, meinen wir nass. Oft helfen uns Steine oder Wurzeln aber oft auch einfach nur unsere zum Glück wasserdichten Schuhe. Mehrere Male überlegen wir umzukehren, bleiben aber hart.

Und so ziehen sich die wenigen Kilometer bis wir endlich den trockenen Fels erreichen. Jetzt müssen wir nur noch hinauf steigen und können den Ausblick genießen. Atemberaubend!

Wir genießen die Sonne und die Stille, denn auch hier, auf dem Hådyr sind wir allein.

Danach geht es zurück, erst wieder durch den Schlamm und dann auch zum Camp.

Mit knurrendem Magen kommen wir an und freuen uns auf frisches Brot, Joghurt mit Früchten, Cookies und vieles mehr. Natürlich draußen mit einem herrlichen Blick aufs Meer. Danach können wir es uns nicht nehmen lassen und steigen noch auf zum Vikingergrab. Das liegt ein paar Minuten oberhalb des Campingplatzes und der Weg beginnt quasi direkt an unserem Wohnwagen.

Den Abend lassen wir entspannt ausklingen, mit grillen und Sonnenuntergang genießen.

Tag 19 – Helleren

Line schleicht sich schon früh aus dem Wohnwagen und erkundet nach dem Duschen den Bade- sowie den Angelplatz, erst 90 Minuten später kraucht auch der Rest der Familie aus den Betten. Das Wetter ist schön aber unser Stellplatz ist noch im Schatten, also tragen wir unseren Tisch eben dahin, wo die Sonne scheint. Hier ist der Blick aufs Meer auch gleich nochmal besser.

Nach einem ausgiebigen Frühstück verwerfen wir den Plan zu baden – das Wetter ist zwar schön aber deutlich zu frisch. Wir machen uns auf den Weg nach Helleren. Dort stehen die wahrscheinlich meist fotografierten 2 Häuschen Norwegens.

Die Fahrt dahin ist kurz aber toll und als wir sie finden, sind wir irgendwie ein wenig enttäuscht. Ich ging irgendwie von einsamer Natur aus, dabei ist direkt daneben eine riesige Schotterfläche – die Überbleibsel der alten Titanfabrik hier im Ort. Daneben gibt es noch einen riesigen Parkplatz und ein neugebautes Museum. Dementsprechend voll ist es hier auch wieder. Beeindruckend sind die Felsen über den Häuschen aber dann doch und man schafft es, immer mal wieder ein Foto fast ohne Menschen zu machen (den Rest macht Photoshop).

75% unserer Reisegruppe haben davon aber noch nicht genug und so lassen wir den Sohn zurück und schauen nach einer ganz kleinen Wanderung für den Rest. Beim Einfahren ins Tal haben wir eine alte Bahnschiene gesehen, die verdammt Steil den Berg hinauf geht und irgendwie war uns, als gibt es da im Netz Fotos von Menschen die dort rauf laufen. Wir finden die Schiene und tatsächlich, die alten Gleise sind nun ein Wanderweg – sehr kurz und sehr steil, auch wenn das auf den Fotos nicht so rüber kommt.

Wir kämpfen uns bis ans Ende und entdecken lediglich eine alte aber gut eingezäunte Industrieanlage, schon wieder das Titanwerk. Als wir gerade überlegen wieder zurück zu gehen, empfiehlt uns eine Dame, unbedingt noch den Berg hinaufzuklettern. Wir zögern erstmal, schließlich sitzt sie ja auch hier und ist nicht oben, entschließen uns dann aber doch, was haben wir schon zu verlieren außer Bauchfett.

Wenige Minuten später schon sind wir ihr dankbar, die letzten Meter haben sich definitif gelohnt. Wir stehen nur wenige Meter höher aber der Blick von hier ist toll.

Wir lassen unseren Blick ausführlich über die Felsen und das Meer schweifen und können dann nicht absteigen, ohne uns noch ein wenig auszutoben – fotografisch!

Danach steigen wir wieder hinab, immer den Schienen nach.

Unten sammeln wir den missgelaunten Sohn ein und fahren ins Kaffidyret, ein hübsches, kleines Kaffee in Sokndal. Dort gibt es stimmungssteigerndes Essen und Getränke, also Waffeln, Kuchen und Kaffee.

Wenn wir einmal gute Laune haben, wollen wir gleich noch einen kleinen Spaziergang anschließen und tatsächlich hält die Stimmung sogar während des Rückwegs an. Wir parken wieder mal auf einem Wanderparkplatz, sind ein wenig verunsichert, denn dieser ist recht voll. Trotzdem begegnen wir dann zu Fuß kaum anderen Menschen. Der Weg ist herrlich, führt immer an einem wilden Fluss entlang und ist zur Freude der Kids auch nicht so sehr lang.

Unser Ziel? Ein Wackelstein! Ja genau, wir suchen einen großen Felsbrocken, der wohl durch schieben und drücken hin und her wackeln soll.

Wir haben ihn gefunden aber tatsächlich wackelt er weniger, als erwartet. Ich stelle die Kamera auf und dann schieben wir zu dritt. Und tatsächlich auf dem Video sieht man es dann deutlich – er bewegt sich. Wir genießen noch ein wenig das Wetter und das Wasser im Fluss und dann geht es wieder zum Auto. Auf dem Weg zum Wohnwagen, legen wir noch einen kurzen Fotostopp ein…

…einfach zu sehr Bilderbuch! Aber nun ab zum Wohnwagen und den Abend genießen. Sonne – Tappas und ein Bike-Fotoshooting.

Tag 20 – Flekkefjord

Nach einer nassen und stürmischen Nacht wache ich allein auf, Line ist auf die „Couch“ umgezogen, weil es ihr oben zu laut und wackelig war. Pünktlich beim Losfahren hört der Regen aber auf und wir werden beim Zusammenpacken kaum noch nass. Unser erster Stopp ist schon wieder der Jøssingfjord (da wo die Häuser unterm Fels stehen) heute, bei dem Mistwetter, wollen wir aber in das neue Museum. Ja, wir sind keine Museumsgänger aber das hier macht echt Spaß. Viel zum Ausprobieren, Spielen und Spaß haben. Natürlich rund um das Thema Titan. Die Kinder gehen danach noch in die hauseigene Kletterhalle und wir schon mal einen Kaffee trinken.

Danach das mittlerweile gewohnte Bild, wir fahren im Regen durch die spektakuläre Gegend bis zu Egnes Camping ganz im Süden. Wir haben zwar zuvor einen Platz gebucht, den bekommen wir auch, der gebuchte, gefällt uns aber nicht. Der immer noch starke Regen hilft da auch nicht. Wir beschließen unser Glück an der Rezeption zu versuchen, nachdem wir eine Runde über den Platz gemacht haben. Allerdings sind alle Plätze die wir nennen vergeben. Ganz zum Schluss, meint die Mitarbeiterin, wenn es uns nicht stört könnten wir den Platz ganz unten am Ufer haben. Wir glauben uns zu verhören, wenn es uns nicht stört??? Natürlich nicht! Also wieder anhängen und einmal ans andere Ende des Platzes fahren.

Mit diesem Blick lässt sich doch das Wetter gleich besser ertragen. Also Kaffee kochen, etwas essen und dann machen wir uns nochmal auf in das kleine Örtchen Flekkefjord, um dort ein wenig durch die Straßen zu bummeln.

Tag 21 – Südkap

Das Wetter ist besser, Line sitzt schon draußen und liest, als ich dazu stoße. Wir können draußen frühstücken, danach machen wir uns auf ans Südkap. Es ist mächtig voll, wir ergattern gerade so noch einen Parkplatz, zahlen Eintritt und klettern wie viele andere zum Leuchtturm hinauf.

Wie immer ist es nur solange voll, wie man sich auf direktem Weg zwischen Parkplatz und Attraktion befindet. Kaum sind wir 10 Meter weiter gelaufen, wird es entspannter.

Wir klettern noch ein wenig über die Felsen und durch die unterirdischen Gänge…

…als das Wetter wieder schlechter wird, machen wir uns auf den Rückweg und halten in Mondal. Hier gefällt es uns wieder sehr gut und so lassen wir uns ein wenig treiben.

Der Hunger treibt uns zu Tidemann, dort gibt’s Nachos, Bürger und ein Schrimpssandwich – echt lecker! Ganz zufällig sind wir natürlich nicht hier, es soll hier das beste Eis geben. Wir finden den Laden: Is-Buksen. Es ist lecker und auf jeden Fall das größte Eis was wir bislang gegessen haben. Wenig später stehen wir vor dem Wohnwagen und pumpen zum ersten Mal in diesem Urlaub die SUP’s auf. Es ist zwar immer noch frisch aber zumindest trocken, also nutzen wir den tollen See direkt vor uns, für eine kleine Tour.

Lange halten wir nicht durch, aber zumindest können wir uns jetzt einreden, dass wir die SUP’s nicht umsonst eingepackt haben. Also sitzen wir kurz danach wieder trocken vor dem Wohnwagen und planen den nächsten Tag. Conny und Sirko vom Nordlandblog haben gerade auf ihrer Seite von Skulea geschwärmt, da es ganz in der Nähe ist, beschließen wir, dass das genau das richtige für den letzten Tag ist. Ich checke nochmal meine Mails, eigentlich um zu schauen, ob wir morgen Abend zusammenpacken müssen oder am nächsten Morgen. Da ist leider unser Urlaub schon vorbei. Aber es kommt noch viel schlimmer! Mit großen Augen schauen wir beide auf die Mail der Fährgesellschaft. Morgen! Unsere Fähre geht Morgen! Irgendwie haben wir uns um einen Tag vermacht. Also schnell zur Rezeption, Geld für die letzte Nacht gibt es natürlich nicht wieder aber das hilft nichts. Als der Schock verflogen ist, genießen wir unseren letzten Abend in Norwegen mit einem tollen Blick übers Wasser.

Tag 22 – Heimweg

Irgendwie tut es gut, wir hatten nur ein paar Stunden, um uns darüber zu ärgern, dass dies unser letzter Tag ist. Nun fahren wir (seit langem mal wieder) bei bestem Wetter nach Kristiansund zum Fährhafen. Bevor wir einchecken drehen wir noch mit Wohnwagen ein paar Runden durch die Altstadt. Wir sind auf der Suche nach einem Bäcker. Google hilft und so können wir, beim Warten auf die Fähre, noch ein paar leckere Zimtschnecken verdrücken.

Und dann kommt sie, unsere Fähre und somit das unumstößliche Ende dieser Reise.

Der Rest der Fahrt besteht aus Essen+Fahren+Regen. In Dänemark übernachten wir nochmal auf einem Rastplatz (das geht besser als erwartet) und fahren danach mit frischem Kaffee und dänischen Zimtschnecken bis nach Hause durch.

Fazit:

Der Süden Norwegens ist wilder als erwartet. Es müssen nicht immer die Lofoten und das Nordkap sein, auch hier gibt es jede Menge wilde Natur zu entdecken und wenn man abseits der Hotspots bleibt, ist es auch nicht ganz so voll.

Weiter Blogs über Skandinavien findest du auf unserer Skandinavien-Seite.

Einmal quer durch Skandinavien! Sommer 2021 zum Nordkap – Teil I

Caddy am Nordkap

Ehrlich gesagt, können wir es noch nicht so recht glauben, als wir frisch Corona-getestet, kurz nach Mittwoch Mittag im Caddy sitzen und mit samt Wohnwagen Richtung Travemünde starten. Wir fahren wieder direkt nach der Zeugnisausgabe der Kinder ab, dieses mal aber etwas entspannter, Line und ich haben nämlich schon frei. Die feierliche Zeugnisausgabe unseres Jüngsten ist emotional mindestens genauso intensiv, wie unsere Freude auf diesen Urlaub. Vielleicht ist die Freude auch etwas größer. Auf jeden Fall hält sie deutlich länger an. Die erste Etappe ist überschaubar. Auf die Fähre nach Helsinki können wir sowieso erst nach Mitternacht. Das wir allerdings so reibungslos durchkommen hätten wir nicht gedacht und aus dem „wir schauen erstmal wo wir hinmüssen und suchen uns danach was zum Essen“ wurde ein „auf einmal stehen wir ganz vorn in der Schlange am Check-In“. Einerseits natürlich gut, andererseits haben wir so gefühlt unendlich viel Zeit. Also Basketball raus, Kaffee kochen, Hörbuch hören. (Apropos Hörbuch, Line hat beschlossen, wir sollten euch erzählen, was wir immer so hören, eine Zusammenfassung aller Bücher gibt es also am Ende dieses und der folgenden Blogs!) Neben uns in der Spur wartet ein älterer Herr, der tatsächlich mit dem Mofa nach Finnland reiste…

Wenn ich ehrlich bin, nervt das Warten trotz Essen, Trinken und Toilette und wir sind alle froh, als wir gegen 0:30 Uhr endlich aufs Schiff dürfen. Die Kabinen sind fertig und wir wollen nur noch schlafen. Ein wenig mulmig ist uns schon, wir denken doch alle mit etwas Schrecken an unsere Überfahrt nach Bergen vor 2 Jahren. Aber die Ostsee war glatt wie ein Baby… (ihr wisst schon) und so pennen alle bis zum nächsten Morgen halb 11. (laut unserer Uhr) Zum Glück gibt es bei Finnlines statt dem Frühstück Brunch bis 13:00 Uhr. Was wir nicht bedenken, auf dem Schiff gilt die finnische Zeit, die haben uns also ein Stunde vom Essen geklaut. Wir werden trotzdem satt und alle sind von dem reichhaltigen Buffet begeistert. Es gibt wirklich alles, was man sich wünscht. Unser Kleinster isst sich einmal durch Süßes, Schnitzel, Nuggets, Lachs und, und, und. Das Wetter ist herrlich und so genießen wir den ganzen Tag an Deck oder beim Essen. Selbst der Kaffee ist spitze – Lob an Finnlines!

Erst spät kommen wir zurück in unsere Koje, nicht ohne noch einen Cocktail auf dem Außendeck zu uns genommen zu haben. Im T-Shirt!

Am nächsten Morgen sind wir schon in Helsinki. Die Fahrt war so erholsam und entspannt, wir hätten auch noch einen Tag hier verbracht. Nun sind wir aber gespannt auf Finnland im Sommer. Punkt 9:00 Uhr rollen wir von Board, müssen noch kurz unseren digitalen Impfpass vorzeigen und stehen 15 Minuten später schon auf dem Campingplatz am Rande Helsinkis. Ein relativ großer Platz aber gut genug gelegen, um uns sofort in die City aufzumachen.

Helsinki am Abend

Wir hängen also nur den Wohnwagen ab und starten im Caddy auf in die Stadt. Dort parken wir in dem spektakulärsten Parkhaus unserer Reisegeschichte (wie sich herausstellen soll, auch in dem teuersten!) Das Parkhaus liegt weit unter der Erde mitten im Fels. An der Decke hängen überall Schalen, damit sich am Boden vom Tropfen keine Stalagmiten bilden.

Unser Caddy im teuersten Parkhaus ever

Von dort, tief in der Erde, kommt man mit einem, schier endlos wirkenden Fahrstuhl mitten in der City raus. Irgendwie packt uns Helsinki an diesem Tag nicht so richtig. Keine Ahnung ob die Erwartungen zu hoch waren oder die Lobeshymnen im Netz zu viel. Wir laufen eine ganze Weile durch die Stadt auf der Suche nach dem „richtigen“ Helsinki. Landen in trostlosen Neubaugebieten, und Industriegebieten. Was uns aber begeisterte, das war der Markt direkt am Wasser. Hier gibt es leckeres Essen und wir schlagen zu: Lachs, Tintenfischringe, Nuggets und viel mehr! Das alles serviert von jungen und coolen Verkäuferinnen, wie wir es schon in Bergen erlebt hatten. Das gefällt uns! Allerdings sind wir nicht die einzigen, die sich auf das Essen stürzen. Die Verkäuferin warnt uns daher, dass es keine gute Idee ist, unser Essen, direkt auf den Stufen zum Wasser zu essen – die Möwen! Tatsächlich sind die Marktstände unter einem Netz und die Tische und Bänke alle in Zelten. Wir suchen uns also einen Platz unter dem Dach und beobachten die, die nicht gewarnt wurden. Tatsächlich holen sich die riesigen Möwen alles! was essbar ist und nicht mit dem eigenen Leben verteidigt wird. Für uns amüsant anzusehen aber doch nervig.

Mittlerweile werden die Temperaturen Südeuropäisch und die Kids streben zum Campingplatz zurück. Wir überreden sie noch, einen kleinen Schwenk durch die Esplanade von Helsinki und finden tatsächlich das, was wir gesucht haben. Kaum sitzen wir bei leckerem Cappuccino und Zimtschnecken vor dem Café, fühlt es sich an wie in Spanien. So sitzen wir bei knapp 30 Grad im Schatten, trinken Kaffee und beobachten die Leute. Die Mode in Helsinki ist im Sommer 2021, sagen wir mal sehr speziell…

Danach geht es aber auf direktem Weg zum Auto, wir zahlen das Lösegeld im Parkhaus und beschließen schon beim Bezahlen, das nächste Mal mit den Öffentlichen zu kommen. Das Wetter lädt zum Baden ein und so ist es nicht schwer, die Kinder ans Meer direkt am Campingplatz zu locken. Zumal es dort einen megacoolen Wasserparcours gibt, sie sind begeistert! Am Abend sitzen wir satt und zufrieden vor dem Wohnwagen. Nur Helsinki hat noch immer nicht mein Herz erobert!

Helsinki Tag 2

Die Sonne weckt uns, also draußen frühstücken und dann ab zur S-Bahn. Line hatte gelesen, dass das der beste Weg in die Stadt ist. Die S-Bahn-Station begrüßt uns auf finnisch mit der Information, dass gerade Revision ist und daher nichts fährt. Aber als Ersatz gibt es Busse. Leider verkauft der Fahrer keine Tickets und wir finden weit und breit nicht den benannten Ticket-Automat (Nachtrag: er war in der S-Bahn-Station, die wiederum geschlossen war!) Zum Glück gibt es im nahen Supermarkt vier günstige Tagestickets für uns und so sitzen wir kurz darauf im Bus. Irgendwie sind wir heute entspannter, schlendern einfach und genießen die Stadt bei dem Wetter.

Natürlich landen wir zur Mittagszeit wieder am Markt. Die Mädels am Stand von gestern waren so authentisch und sympathisch, den steuern wir wieder an. Heute probieren die mutigen Damen gebratene Minifische, unser „Kleiner“ bekommt den gewünschten Hot Dog und ich (Micha) genieße Rentier-Frikadellen…

Nach dem Mittag geht es aufs Schiff. An dieser Stelle möchte ich mich nochmal ganz herzlich bei Francois Buchholz bedanken. Er hatte über eine Facebook-Gruppe Tickets für das Boot in Helsinki angeboten, weil er sie nicht mehr selbst nutzen konnte. Also DANKE! Wir haben sie gern genutzt und so die Schären vor Helsinki genossen.

Danach suchen wir uns noch ein gemütliches Café in Blickweite der alten Universität und genießen das nordische Leben.

Rauma, Tag 3

Wir verlassen Helsinki. So richtig sicher sind wir nicht, wie wir diese Stadt nun finden. Wir schieben es erstmal darauf, dass es uns in die Natur zieht und vor allem in den Norden. Trotzdem verlassen wir die Zivilisation noch nicht ganz, sondern fahren an der Westküste langsam Richtung Norden. Wir haben von tollen Städtchen voller Holzhäuser gehört und wollen uns daher die Stadt Rauma nicht entgehen lassen. Schon 13:30 Uhr erreichen wir den neuen Campingplatz und sind absolut begeistert. „Sucht euch einfach einen Platz aus“ sagt der Chef des kleinen gemütlichen Platzes Pyharanta-Camping. Machen wir und stehen tatsächlich ganz vorn am Wasser. Vor uns die Ostsee, neben uns die Sauna und hinter uns der Wald – Finnland wir haben uns gerade verliebt – in dich!

Die langen Tage im Norden sind allzu verlockend, als dass wir auf dem Campingplatz bleiben könnten und so starten wir nach einem Kaffee auf unserer Terrasse (einige Plätze haben tatsächlich eine Holzterrasse mit Blumenkübel) direkt auf Entdeckungsreise nach Rauma. Ein wunderbares kleines Städtchen. Wir haben den Eindruck in eine längst vergangene Zeit einzutauchen. Zu unserem Glück, scheinen sich aktuell nur wenige Touristen hierher zu verirren. Wir genießen es – und ein Eis! In der Eisdiele spricht uns eine junge Finnin an und fragt ob sie uns übersetzen darf. Sie hatte Deutsch in der Schule und spricht es gern. Bei den Fantasienamen der unzähligen Eissorten kann es sein, dass sie ihr Angebot bereut hat. Trotzdem haben wir alle etwas gefunden und es war lecker!

Danach geht es zurück, wir wollen heute unsere erste finnische Sauna genießen. Laut dem Chef vom Campingplatz ist sie ab 16:00 Uhr angeheizt und im Preis inklusive. Dass Sauna in Finnland wenig mit dem Wellness-Trend in Deutschland zu tun hat, merken wir schnell, stören tut es uns überhaupt nicht! Wer jetzt überlegt, wie wir das meinen, dem will ich mal das Bild wiedergeben, welches uns empfing. Wir betreten die Sauna, es befinden sich darin:

2 finnische Holzhausbauer mit je einer Dose Bier

1 Oma mit ihrer Enkeltochter, diese hockt auf den Fliesen spielt mit ihrem Spielzeig, geht zwischendurch öfter raus und rein

1 älterer Herr der aus 2 Meter Entfernung mit der Holzkelle mit viel Schwung einen Aufguss macht, bevor er sich den Eimer mit heißem Wasser über den Kopf schüttet.

Alle natürlich mit Badebekleidung (ist aber weniger unangenehm als erwartet). Sofort werden wir in ein Gespräch verwickelt, meist auf Englisch, mit ein paar deutschen Brocken. Einer der beiden Holzhausbauer, hat auch in Deutschland schon Holzhäuser gebaut. Die Beiden erzählen uns, dass sie gerade auf der Insel vor unserem Campingplatz ein typisches Holzhaus bauen und währenddessen hier auf dem Platz „wohnen“ – ich überlege kurz ob ich den Job wechsle! Das Beste ist aber, dass es direkt nach der Sauna über einen langen Steg in die Ostsee zur Abkühlung geht! Ein Traum!

Pyhäranta, Tag 4

Der Platz ist so toll, dass wir spontan unsere Planung über den Haufen werfen und statt einer, lieber 2 Nächte bleiben. So können wir wieder in der Sonne frühstücken und erkunden danach die Gegend. Wir finden kleine verlassene Straßen und Wege und tolle Natur direkt am Meer.

Am Ende zieht es uns dann in das kleine Örtchen Pyhäranta (genau, so wie der Campingplatz) dort gibt es erneut Holzhäuser aber auch lecker Essen und vor allem auch wieder tollen Kaffee. Die Finnen müssen sich, was den Kaffee angeht, nicht hinter den Italienern verstecken. Beim Wetter heute auch wieder nicht!

Die Kinder fangen am Strand noch kleine Fischchen und so nutzen wir den Abend (neben der Sauna) für eine gemütliche SUP-Tour auf der spiegelglatten Ostsee – so darf das gerne weitergehen!

Kokkola, Tag 5

Ein wenig traurig sind wir schon, als wir am nächsten Morgen diesen tollen Platz verlassen. Allerdings lockt uns der Norden. Trotzdem ändern wir noch einmal kurzerhand unsere Route und bleiben noch eine Weile an der Küste. Leider klingt die Bezeichnung „Küstenstraße“ nach mehr als uns erwartet, die Küste sieht man so gut wie nie (das hätte man natürlich nachlesen können aber wer glaubt das schon, ohne es selbst zu sehen bzw. nicht zu sehen). Wir haben ein klares Zwischenziel. Nordlandblog.de haben von einem kleinen Museumskaffee berichtet, also genau das Richtige für uns! Kurz vor Vaasa finden wir es auch direkt an der Straße. Der Parkplatz ist zum Glück groß genug und wir lassen uns den selbstgemachten Kuchen und Kaffee auf einem historischen Hof schmecken. Das Thermometer zeigt schon wieder unglaubliche 30 Grad an, daher sind wir froh über die schattenspendenden Bäumchen hier.

Weiter geht es dann über die sogenannte 7-Brücken-Route und hier lässt sich die See endlich mal wieder sehen. Wir haben es zum Glück nicht eilig und so ist der eine oder andere Stopp (zum Ärger unserer Kinder) möglich.

Caddy auf der Sieben Brücken Route in Finnland

Gegen 15:00 Uhr checken wir „endlich“ am Platz ein. Wir sind heute auf dem Kokkola-Campingplatz, nicht ganz nach unserem Geschmack (zu städtisch, zu viel Straße drum herum) aber alles sauber und ordentlich. Es gibt sogar eine Skaterbahn – allerdings hält die unserem scooterfahrenden Junior nicht Stand „die ist doof“ ist sein Urteil, weil aus Holz und zu weich. Wir wollen hier nur bis morgen bleiben und dafür ist er absolut ok. Auch hier hängen wir nur schnell den Wohnwagen ab, trinken einen Kaffee und schon sind wir wieder unterwegs. Line hat eine tolle Insel im Netz gefunden, die wollen wir uns auf jeden Fall ansehen. Vorbei geht es an Wäldern und tollen Sandstränden und kurz darauf sind wir auf der Ohtaki Insel. Die Zufahrt zeigt uns, dass wir nicht die einzigen sind, denen es hier gefällt aber die meisten liegen zum Glück nur am Strand und wir sind auf unserer Inselrunde fast alleine. Ein wunderbares Stückchen Erde. Den besten Ausblick hat man von dem kleinen Aussichtsturm mitten auf der Insel, die Kinder sind zu faul nach oben zu steigen, stört uns natürlich nicht, wir sind allein oben!

Für alle Camper: Direkt nach dem Damm zur Insel gibt es einen Parkplatz auf dem man auch Campen darf (Bis auf Strom ist alles vorhanden, gezahlt wird im Bistro). Wir hatten auf ein nettes Restaurant für unser Abendessen gehofft, leider vergeblich. Also halten wir am Supermarkt und decken uns mit zu vielen regionalen Leckerbissen ein, die wir anschließend am Wohnwagen nicht schaffen. Zum Glück haben wir einen Kühlschrank!

Abendstimmung auf dem Campingplatz Kokkola

Oulujärvi, Tag 6

Mittlerweile sind wir als Camperfamilie wieder in Höchstform! Jeder kennt seine Aufgaben beim Aufbrechen und so sind wir am nächsten Morgen schnell wieder unterwegs. Eigentlich wollten wir bis Oulu an der Küste bleiben, aber uns reizt das finnische Seenland zu sehr. Planänderung! Wir verlassen also die Küste (und gefühlt die Menschen) und fahren über einsame Landstraßen durch riesige Wälder. Irgendwann wird die Straße schlechter und vor allem enger, das ganze gipfelt in einem Schild mitten im nirgendwo auf dem eindeutig steht, dass wir hier nicht weiterfahren können.

Sackgasse auf für den Caddy #thewildcaddy

Vielleicht sollten wir uns nicht blind auf die Navi verlassen (war aber auch das einzige Mal, dass sie sich geirrt hat!). Line und ich steigen aus, kratzen uns kurz ratlos am Kopf und stellen fest, dass es nun heißt: rückwärtsfahren bis zur nächsten Einfahrt, zum Glück kam diese schon nach wenigen 100m. Wir drehen um und nehmen die nächst größere Straße – auch das gehört dazu! ( ich glaube unsere Kinder haben nichts davon mitbekommen!) Kurz danach glauben wir uns schon wieder verfahren zu haben, stehen wir doch vor einem Fähranleger. Ein Blick auf die Karte zeigt aber, dass es keine Brücke gibt und wir völlig richtig sind. Die Fähre auf eine Insel im See (der fünftgrößte in Finnland) vor uns ist kostenlos und genau drauf befindet sich unser nächster Campingplatz! Wir checken schon gegen Mittag ein im Manamansalon Leirintäalue (ja genauso heißt der Platz – Willkommen in Finnland!)

Camping Manamansalon Leirintäalue von oben

Der Platz liegt inmitten eines großen Pinienwaldes, direkt zwischen mehreren Seen die wiederum auf einer Insel in einem großen See liegen, klingt irgendwie verwirrend, ist aber wunderschön! Der Platz ist recht groß, da alles versteckt im Wald liegt, stört das aber gar nicht. Wir nutzen das tolle Wetter aus und pusten die SUP’s auf. Ab da spielt sich der restliche Tag fast ausschließlich im Wasser ab. Selbst den Kaffee koche ich nur und nehme ihn mit auf das SUP… Die Sonne geht mittlerweile erst nach 22:00 Uhr unter und wir nutzen jede Minute aus!

Oulanka Nationalpark, Tag 7

Da wir am Vortag so zeitig hier waren, kommt es uns gar nicht so vor, als wären wir nur eine Nacht hier geblieben. Aber es ist so und wir wollen weiter, leider meldet auch der Wetterbericht das Ende des Hochsommers und wir stellen uns gedanklich schon auf Regenjacken und Gummistiefel ein. Bevor es soweit ist, genießen wir endlich die endlos geraden Straßen des Nordens. Es ist mir unerklärlich wie man so etwas für langweilig halten kann – ich bin fasziniert!

Heute geht es (endlich) in den Oulanka Nationalpark, der steht ziemlich weit oben auf unserer Finnland-Liste und zumindest Line und ich freuen uns. Kurz vor 16:00 Uhr kommen wir ebenso kurz vor dem Regen auf unserem Platz an, der hört auf den tollen Namen Juuman Leirintäalue und liegt (wie soll es anders sein) direkt an einem See. Genau genommen wird er ringsum von Wasser umschlossen.

Als wir ankommen sind wir fast allein und dürfen uns einen Platz aussuchen, danach gibt es Kaffee und Kuchen und wir versorgen uns mit Informationen für die nächsten Tage. Den Rest des Tages heißt es spielen, lesen und ausruhen… Ok, ich gehe noch das eine oder andere mal raus, um nachzusehen ob das Wetter ein paar spannende Fotos zulässt aber mehr geht heute nicht mehr.

Oulanka Nationalpark II, Tag 8

Ausschlafen! Draußen regnet es sowieso! Allerdings bekomme ich nun, in Anbetracht des Wetters, ein wenig Panik. Ich habe gestern Abend noch ein wenig gegoogelt und einen Anbieter für Bärensafaris gefunden. Ok, gefunden und gebucht! Für heute Abend, da ansonsten kein Tag mehr frei war. Hoffentlich findet das ganze nicht im strömenden Regen statt! Aber dazu später mehr!

Da die Tour erst abends startet, wollen wir heute noch die sogenannte „kleine Bärenrunde“ laufen. Eine Wanderung über viele kleine Hängebrücken quer durch den Nationalpark. Auch wenn der Name es vermuten lässt. auf Bären haben wir (außer unser Jüngster) weder gehofft, noch welche gesehen. Trotzdem ist diese Wanderung absolut toll! Es ist unglaublich, wie schön es in diesem Nationalpark ist. Da stören uns nicht einmal die 12 Grad um die Mittagszeit (gestern hatten wir noch 27).

Besonders begeistert hat uns vor allem, dass es hier an jedem Rastplatz eine Feuerstelle gibt. Aber es liegt nicht nur Holz bereit, es gibt auch eine Axt, Grillspieße und Gusspfannen. Leider haben wir nichts zum Grillen mit – das passiert uns in diesem Urlaub nicht wieder!

Grillplatz im Oulanka Nationalpark

Wir kommen am Nachmittag zurück zum Campingplatz und haben trotz der 12 km Bärenrunde noch ausreichend Zeit, um uns mental und klamottentechnisch auf unseren abendlichen Ausflug vorzubereiten. Aufgeregt lesen wir noch einmal die Mail und stellen fest, wir brauchen Bargeld! Was??? In Skandinavien Bargeld? Liegt laut Anbieter am fehlenden Handyempfang direkt an der russischen Grenze. Also fahren wir noch ins nahegelegene Ski-Gebiet, da zeigt Google einen Geldautomaten an, den Line nach einiger Sucherei auch findet – wird wohl nicht oft gebraucht hier. Während wir die Schotterpiste zum ausgemachten Treffpunkt fahren, ruft die Mitteldeutsche Zeitung an. Ein Mitarbeiter hat kurz vor unserer Abfahrt unseren Caddy gesehen und ist der Internetadresse zu unserem Blog gefolgt. Sie wollen einen Artikel über uns schreiben, also geben wir kurzerhand noch ein Interview, bevor wir pünktlich im Nichts ankommen. Wären wir noch 2 km weiter gefahren, wären wir jetzt in Russland…

Wir haben uns für das Unternehmen Karhu-Kuusamo entschieden (der Tipp kam erneut von Nordlandblog) und das ganze per Mail auf Englisch gebucht. Die Website gibt es sogar in Deutsch! Kurz haben wir beim Buchen noch überlegt, ganz billig ist das ganze nämlich ehrlich gesagt nicht (120,- pro Erwachsenen, Kinder die Hälfte) aber wann kommt man schon mal dazu, wilde Bären zu beobachten! Am Treffpunkt sind wir erstmal etwas enttäuscht, irgendwie hatten wir gedacht, dass wir 4 alleine mit einem Guide durchs Unterholz robben. Nein, hier standen schon Menschen, die locker einen halben Reisebus gefüllt hätten. Die Einweisung gab es in mehreren Sprachen und gut verständlich. Einige Gäste hatten die ganze Nacht gebucht, wir nur den Abend. Die Erleichterung kam aber gleich danach, wir als Familie bekommen eine extra Beobachtungshütte für uns allein. In der Mail stand bereits, dass wir Essen und Trinken mitbringen sollen, also schleppen wir den Proviant und die Kamera einen kleinen Trampelpfad entlang, bis uns unsere Guide eine Hütte zeigt, die die nächsten 4 Stunden unser Heim wird. Unsere Hütte trägt den passenden Namen Pöpö (wir überlegen, ob wir unseren Sohn umbenennen sollen, ist ja nicht weit weg) erfahren aber, dass dies einer der 180 möglichen finnischen Begriffe für Bär ist (Sage noch jemand, dass Deutsch schwer ist). Bevor wir die Hütte betreten, ziehen wir (typisch finnisch) die Schuhe aus, drinnen gibt es Teppich, Kissen und Decken. Wir werden also weder frieren noch unbequem sitzen. Hinter uns an der Wand gibt es Betten, vor uns Fensterscheiben und darunter mit Stoff isolierte Löcher um das Kameraobjektiv durchzuschieben. Auch an Erbsenkissen (um die Kamera abzulegen) und Ferngläser hatte man gedacht.

Bärenbeobachtung

Wir machen es uns gemütlich (Handyempfang gibt es zum Ärgerniss des Kindes wirklich nicht) und breiten unser Picknick aus. Jetzt heißt es warten. Draußen beobachten wir, wie die beiden Damen mit einem Quad einige Stellen anfahren und dort Lachse und (wie wir später erfahren) Trockenhundefutter verteilen. Und wir können es kaum fassen, an der Waldgrenze wartet bereits geduldig ein riesiger Bär, bereits 19 Jahre alt, wie wir später von unserer Guide erfahren und sozusagen ein Stammgast des Buffets. Es kommen noch 2 weitere jüngere Bären und lassen es sich schmecken, ziehen sich aber wieder zurück. Dann stößt unsere Guide zu uns (natürlich exakt in dem Moment in dem ich auf dem Klo sitze, welches sich im Eingangsbereich befindet…) und erzählt uns flüsternd jede Menge über die Bären. Wir wissen jetzt nicht nur ihre Namen sondern auch, dass sie alle aus Russland kommen. Das unberührte und wilde Gebiet des Nationalparks ist dort, auf der anderen Seite der Grenze, noch viel größer als auf der finnischen Seite und wohl auch kaum zugänglich. Kaum fragen wir sie, ob wohl nochmal Bären kommen, fühlt es sich an wie auf dem Bärenbahnhof. Ein Kommen und Gehen, unsere Große zählt am Ende 11 Bären. Leider kam die Sonne nicht mehr raus und (ein Grund nochmal zu kommen) es gab an diesem Abend keine Bärenmama mit Nachwuchs zu sehen.

Wir sind total geflasht von diesem Erlebnis, wie oft haben wir schon von der „größten Bärendichte in ganz Skandinavien“ gelesen, gesehen haben wir aber noch nie einen und jetzt gleich so viele. Und das war es noch nicht, erst glauben wir zu irren, als wir zwischen den Möven glauben einen Adler auszumachen. Aber wir liegen richtig, unsere Guide hat es bestätigt, es sind Seeadler und zwar jede Menge.

Gegen 22:15, also schon mit Verspätung verlassen wir die Hütte. Line ist etwas mulmig zu mute, denn da draußen stehen ja die Bären immer noch. Ich bin total fasziniert, als ich ohne Scheibe dem jungen neugieren Bären gegenüber stehe, bevor er oder sie auch, wie die älteren bereits zuvor, das Weite sucht. Auf der Rückfahrt (eine Stunde durchs Hinterland) machen wir noch Abendbekanntschaften mit den, hier allgegenwärtigen Rentieren und fallen anschließend völlig fertig aber glücklich in unsere Betten.

Rentier bei Nacht

Oulanka Nationalpark III, Tag 9

Nachdem es gestern fast Mitternacht war, schlafen wir nochmal aus und machen uns nach Frühstück und Dusche auf zum Oulanka-Touristcenter. Von hier aus startet unsere heutige Wanderung. Das Wetter ist besser geworden, die Regensachen bleiben also erstmal im Rucksack. Dort befindet sich auch unser Grillgut – wir sind also vorbereitet. Die Kinder haben nicht so richtig Lust auf eine lange Wanderung und so laufen wir an einigen Stromschnellen entlang bis der Fluss ruhiger wird und wir eine tolle Feuerstelle finden: Picknick!!!

Irgendwo habe ich mal den Tipp mit der Birkenrinde gelesen und so schwärmen wir kurz aus und zupfen von den Stämmen die Dünnen abstehenden Rindenstücken ab. Getrocknetes Holz steht sowieso bereit, genauso wie die obligatorische Fiskars-Axt (steht jetzt auf meiner Wunschliste!) Das mit der Rinde klappt wunderbar und so brennt in weniger als 5 Minuten ein herrliches Lagerfeuer. Wir grillen unsere Würste (Bratwürste heißen in Finnland übrigens Bratwurscht und sind in jeder erdenklichen in Deutschland bekannten Form erhältlich.) – wir haben Nürnberger, die lassen sich im Paar super zwischen das runde, weiche Brot packen, welches es hier in Skandinavien überall gibt! Lecker! Danach geht es langsam zurück zum Campingplatz.

Wir haben die Sauna gebucht. Heute lässt sich sogar unsere Große dazu hinreißen mitzukommen. Also sitzen wir am Holzfeuer und schwitzen und schwatzen über die tollen Tage bisher. Die Abkühlung danach gibt’s im glasklaren See oder Fluss, wer weiß das schon, direkt vor der Tür.

Der Abend zeigt sich von der besten Seite und der Platz scheint zu sagen, dass wir noch bleiben sollen. Lange sitzen wir draußen und genießen den spektakulären Anblick.

Inari, Tag 10

Line zieht beim Frühstück ein erstes Resümee: 4750km gefahren und 88km gelaufen (mehr als erwartet) und alles genossen! Nach dem Frühstück packen wir zusammen, das geht tatsächlich immer schneller, alles ist jetzt dort, wo es am besten passt, alle 4 sind eingespielt und wissen was zu tun ist. Trotzdem, dass wir erst nach 8 aufgestanden sind, beim Abbau noch einem kleinen Konzert eines deutschen Lehrerpärchens im Sabbatjahr gelauscht haben (es gab the weatherman mit Ukolele und Flöte – echt cool, achja und die beiden sind ein Jahr mit dem Fahrrad unterwegs!) sitzen wir schon vor 10 Uhr im Auto und genießen erneut die Weite Finnlands. Es geht Richtung Norden und der Regen verfolgt uns. Trotzdem gibt es unterwegs ein Picknick am See und eine leckere Fika in einem gemütlichen kleinen Café (erst draußen, mit einsetzendem Regen dann drinnen) was gleichzeitig die Rezeption eines Campingplatzes ist. Der Chef ist echt nett und wir schwatzen ein wenig, aber wir wollen noch etwas weiter! Am späten Nachmittag kommen wir am Uruniemi Camping Ky in Inari an, die Einfahrt wirkt nicht wirklich einladend, das Betreiberpärchen ist ein wenig „speziell“ aber dabei nicht unhöflich. Wir lassen uns darauf ein und schauen darüber hinweg, dass es etwas wenig Toiletten und Duschen gibt. Wir sind jetzt 11 Tage unterwegs und daher tiefenentspannt. Es dauert nicht sehr lange und wir mögen den Platz, wieder einmal ist ringsum Wasser und der Blick einfach toll! Das hat doch immer wieder eine unglaublich beruhigende Wirkung.

Uruniemi Camping Ky in Inari

Wir machen noch einen kleinen Spaziergang, aber so richtig Lust haben wir heute nicht mehr. Zum Glück waren wir bereits auf dem Weg einkaufen und haben alle Leckereien an Bord. Wir müssen also unser Abendprogramm nur durch Essen und über das Wasser schauen, unterbrechen.

Inari, Tag 11

Sonnenuntergang gestern 23:16 Uhr, Sonnenaufgang heute Morgen 03:14 Uhr. Wir merken deutlich, dass wir im Norden sind. Die Kinder stört es nicht, sie liegen in Ihrem Aufstelldach und pennen, bis wir sie mit etwas Nachdruck wecken. Gefrühstückt wird drinnen, obwohl die Sonne scheint. Nennt uns Weicheier aber bei 9° Außentemperatur ist uns nicht nach draußen sitzen, wir können ja raus schauen. Wir wollen heute in den Lemmenjoki Nationalpark aber da es auch ewig hell ist, haben wir es nicht eilig. Der Nationalpark gehört zu den größten straßenlosen und unberührten Gebieten Europas – wir sind gespannt! Die Kinder bestechen wir auch heute mit der Aussicht auf Lagerfeuer und Bratwurst und zusätzlich mit dem Hinweis, dass das heute statt einer Wanderung quasi ein Spaziergang ist. So sitzen wir kurz danach im Auto, die Kinder haben Kopfhörer auf, um unser Staunen nicht mehr zu hören. Line und ich staunen für uns allein.

In dem riesigen Park fällt die Auswahl schwer, wir entscheiden uns für den Luontopolku Naturtrial und sind am Parkplatz erstmal kurz verwundert. Der Parkplatz liegt weit abseits und ist trotzdem voll! Allerdings treffen wir auf der Wanderung selbst, kaum einen Menschen. Keine Ahnung, wo die alle sind. Der Pfad ist für skandinavische Verhältnisse gut ausgeschildert und wie erhofft natürlich, wunderschön (Achtung: Wortspiel). Das Wetter passt dazu und in ganz mutigen Momenten ziehe ich sogar die Jacke aus und genieße die Sonne.

Es ist still, einsam und wild. Wir genießen und sogar Line findet sich damit ab, dass das heute tatsächlich ein Spaziergang und keine Wanderung über mindestens 10km wird. Schon nach gut einem Kilometer stoßen wir auf eine Feuerstelle, an der wir unmöglich vorbei gehen können. Sie liegt unmittelbar an einem See und ruft uns quasi. Also Feuer an, die Kinder wissen schon, was ich brauche und bringen mir jede Menge Birkenrinde. Im Schuppen nebenan finden sich: die obligatorische Axt und Brennholz. Line hat noch nicht ganz unseren Proviant aus dem Rucksack geholt, da brennt das Feuer schon. Ich weiß nicht mehr, wie lange wir dort saßen, aber wohl weit länger, als eine Picknickpause dauert. Diesmal haben wir sogar an den Nachtisch vom Grill gedacht. (unser Tipp: Bananen bis etwas über die Hälfte einschneiden und dann Stücken Vollmilchschokolade reinschieben. Anschließend einfach auf den Grill legen und warten bis Schale braun ist und die Schokolade geschmolzen.) Das besondere Highlight der Kinder: Der Papa hat ihnen Marshmallows besorgt und ist somit Held des Tages!

Als wir wieder im Auto sitzen und die Sonne herrlich scheint, haben wir alle keine rechte Lust, einfach zurück zu fahren und so halten wir zunächst bei einer Rentierfarm an. Wir sind die einzigen Gäste und der Besitzer kommt etwas ungläubig aus dem Haus. Wir versichern ihm, dass wir uns seine Farm ansehen wollen und bezahlen gern die 10,- Eintritt. Er ist natürlich Same und erzählt uns viel über das Leben mit den Rentieren, auch über die Zeit als keine Gäste mehr kamen. Aus dem Stehgreif kann er das Datum im März 2020 nennen, an dem für seine Familie alles anders wurde. Er nimmt sich viel Zeit für uns, zeigt uns seine Tiere, erklärt uns jede Menge und beantwortet alle unsere Fragen. Außerdem wissen wir jetzt, dass Rentiere schön gesagt, sehr ausgeglichen, entspannt und wenig ehrgeizig sind. Sie benötigen 4 Jahre für die Ausbildung zum Schlitten-Rentier und selbst dann schaffen es nicht alle, einen Schlitten zu ziehen (an Kraft mangelt es aber nicht). Er selbst bildet gar keine mehr aus, er meint, es wäre für die Tiere auch gar nicht so gut.

Wenn er keine Gäste rumführt, schnitzt er Dinge aus Rentier-Geweihen oder eben die traditionellen Holztassen. Jedes Geweih eines Rentieres ist einzigartig, wie ein Fingerabdruck und es wird einmal im Jahr entsorgt (durch das Tier) und wächst danach erneut innerhalb eines Jahres auf die immer stattlicher werdende Größe. Er zeigt uns seine Schnitzereien, aber sehr unaufdringlich. Begeistert zeigt er uns, wie die wunderschönen Holztassen „Kuksa“ entstehen und erzählt uns die Geschichte zu deren Entstehung und den unterschiedlichen Verzierungen. Wir kaufen einige der hübschen Kleinigkeiten – seitdem trägt unser Jüngster stolz seine Rentier-Kette mit einem geschnitzten Gott des Donners darauf. Eine kleine Entschädigung für die ausbleibenden Touristen ist übrigens der Ort, an dem er mit seiner Familie wohnt. Schöner geht es eigentlich gar nicht! Er gibt uns zu verstehen, dass er das weiß und es auch niemals anders haben möchte! Siehe nächstes Bild:

Wir ziehen weiter, kommen aber nicht weit. Line hat in der Nähe der Straße eine tolle Hängebrücke entdeckt und wir legen den nächsten kleinen Spaziergang ein. Sogar die Kinder kommen ohne Beschwerde mit und wir finden das nächste Stückchen tolle Natur zum Kraft tanken.

Jetzt aber zurück zum Campingplatz und die Sonne genießen. Ich komme mit einem finnischen Biker ins Gespräch. Jani, an dieser Stelle viele Grüße! Er spricht mich an, weil er unseren Caddy fotografieren will. Darf er natürlich. Und weil der Platz recht klein ist, laufen wir uns immer mal wieder über den Weg. Die letzte Begegnung haben wir direkt am See. Ich habe die Kamera in der Hand, er eine Dose finnisches Bier. Seine Aufforderung reinzuspringen lehne ich dankend ab (ist mir zu kalt). Er jedoch will mir zeigen was echte Finnen sind. Zu meiner und der Verwunderung aller Anwesenden zieht er sich komplett aus (und das in Finnland) und springt mit einem beeindruckenden Sprung ins kalte Wasser. Um ihm das Bild zu schicken, tauschen wir natürlich anschließend unsere Kontakte aus. Auch euch möchte ich dieses Meisterwerk nicht vorenthalten:

Jani

Aber auch ohne Jani ist der Abend am See wunderbar und wir können uns gar nicht satt sehen, am ewigen Sonnenuntergang.

Es geht nach Norwegen, Tag 12

Wir packen unsere Sachen und verabschieden uns von Inari. Wir sind aufgeregt wie lange nicht mehr. Warum? Eigentlich wollte ich nicht schon wieder über Corona schreiben aber ohne würden wir selber es bald nicht mehr verstehen. Als wir in Deutschland gestartet sind, hat Finnland nur Touristen reingelassen, welche aus Ländern mit Inzidenz unter 25 kamen, das haben wir geschafft! Nun ist Finnland aber selber, und zwar erst während unseres Aufenthalts hier, auf über 75 Inzidenz gestiegen und somit von Norwegen als Orange eingestuft. Wir Erwachsenen sind geimpft, also save aber die Kinder?! Wir lesen viel im Netz, Online Anmeldung oder nicht, gilt nun das ganze Land Finnland oder nur die Region (die ist noch „grün“), hat der Grenzübergang überhaupt auf, glauben sie uns, wo wir herkommen?! Wir wissen es alles nicht und machen uns schon einmal bereit, das Nordkap aus der Planung 2021 zu streichen.

Ob wir es geschafft haben und wie die nächsten 2 Wochen durch Skandinavien waren, kannst du hier lesen:

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