Kurze Herbstferien – Mit dem neuen Wohnwagen zum Alfsee

Oktober 2019

Ja ist denn schon Juni? Das war der Liefertermin für unseren neuen Wohnwagen. Mittlerweile waren wir in Norwegen und beim entspannten Camping mit einem geliehenem Wagen. Nun war es aber soweit. Ich durfte unser neues Schmuckstück Ende September endlich in Empfang nehmen und so stand dem ersten Urlaub mit „dem Neuen“ nichts im Wege. Naja, außer unser chronischer Urlaubsmangel. So blieben nach Norwegen, Österreich, Schweiz und Italien eben nur noch 4 Tage übrig.

Das heißt, Italien oder gar Koratien fallen aus, Deutschland ist angesagt. Wir wollen Wellness, die Kinder einen Spielplatz und alle ein Schwimmbad. Im Netz lichtet sich die Auswahl recht schnell und wir beschließen, dem Campingplatz am Alfsee einen Besuch abzustatten.

Auf dem Hinweg machen wir Zwischenstopp bei Freunden und genießen die erste Nacht im neuen Wohnwagen. Herrlich

Das Wetter bessert sich bei jedem Kilometer, den wir näher ans Ziel kommen. Letztendlich zieht sich die Strecke an Osnabrück vorbei aber doch über die Kaffeezeit hinaus und wir kommen erst am späten Nachmittag an. Wir haben reserviert und so geht es an der Rezeption recht schnell. Wir beziehen unseren Stellplatz und erkunden den Platz. Die letzten Tage scheint es wohl durchgeregnet zu haben, denn der Platz ist eher eine Sumpflandschaft als eine Wiese. Uns egal, wir bauen erstmal auf und kochen einen Kaffee…

Von Nordlicht Systeme habe ich einen ausziehbaren Ladeboden zum Testen bekommen, der beweißt sich bei dem Wetter als perfekte Ergänzung zum Kofferraum und dient mir anschließend als Bike-Service-Station, denn die Kinder beknieen mich, sie wollen Rad fahren. Solch einen Trieb wollen wir nicht unterdrücken also runter damit. Wir beiden „Alten“ laufen hinterher. Irgendwo muss dieser Alfsee doch sein. Auf dem Campingplatz schon mal nicht! Aber direkt hinter dem Hinterausgang stellt sich ein hoher Deich entgegen. Da wir nicht am Meer sind, vermuten wir den See des Außerirdischen Alf dahinter und so war es dann auch. So mit idyllischem Campingplatz am See hatten wir uns das zwar anders vorgestellt aber hilft ja nichts. Dafür tut die Sonne alles dafür, uns zu zeigen wie schön es hier ist.

Irgendwann stellt sich Hunger ein und nun heißt es, zu schauen ob wir echte Camper sind. Eingekauft haben wir nichts, wird sich auch im neuen Wohnwagen genug “ Standardausrüstung“ angesammelt haben, damit es für ein Essen reicht?! Jupp, Nudeln mit Tomatensoße geht immer! Danach machen wir es uns gemütlich – Ende Tag 2

Der Sonntag begrüßt uns genauso wie angekündigt – mit Mistwetter! Also Ausschlafen und dann erstmal schauen wo es auf dem Platz Brötchen gibt. Wir hoffen auf regionale Produkte im „Supermarkt“ des immerhin großen Campingplatzes, werden leider enttäuscht, das Angebot ist mager. Brötchen gibt es aber reichlich.

Nach dem ausgiebigen Frühstück packen wir unsere Badetasche und machen uns auf den Weg zum Welnesstempel dem Alfenland.

Das Saunaland gefällt uns richtig gut. Mit viel Liebe zum Detail wurde das ganze Haus gebaut und eingerichtet. Die Kinder sind von dem großen Pool beeindruckt. Den haben sie auch noch fast die ganze Zeit für sich allein während wir die unterschiedlichen Saunen testen. (Fotos erspare ich euch an dieser Stelle 😉 )

Beim Bezahlen sind wir dann doch etwas, na sagen wir mal überrascht. Wir bekommen als Campinggäste sagenhafte 1,-€ Rabatt pro Erwachsener, bezahlen dafür aber 2,-€ Aufschlag weil heute Sonntag ist – Respekt das nenne ich doch mal ein tolles Campingangebot! Das macht für die kürzeste Variante von 3 Stunden genau 54,80€ für uns 4 und das obwohl wir auf dem Campingplatz sind – ich finde das ganz schön happig.

Entspannt und geschafft vom anstrengenden Tag schaffen wir noch einen kleinen Besuch des neuen Germanenlandes. Wir sind gespannt was uns erwartet. Zutritt gibt es nur mit eigens dafür ausgehändigtem Transponder. Hinter der Drehtür erwartet uns ein schöner Spielplatz mit Aussichtsturm, Wasserspielbereich und ein paar Dingen zum Klettern. Ein toller Spielplatz auf einem Campingplatz aber dafür eine extra Drehtür???

Uns überkommt der Kaffeedurst und wir schlendern zum Wohnwagen. Von dort gehen wir heute auch nicht mehr weg… Wir stehen übrigens auf dem Teil „Pferdekoppel“ in unmittelbarer Nähe zum Waschhaus. Das ist sauber, nicht weniger aber auch nicht mehr. Die Beleuchtung ist abends recht abenteuerlich, um nicht zu sagen, nicht vorhanden.

Heute ist Montag und der Wetterbericht verspricht einen tollen Tag. Wir packen nach einem spätem Frühstück unsere Räder und machen uns mit dem Plan des Campingplatzes auf eine empfohlene Route. Leider sind wir scheinbar blind und finden kurz nach dem Ausgang schon kein Hinweisschild. Egal, fahren wir einfach drauf los, es gibt genügend ausgeschilderte Wege (besser als die auf dem Plan des Platzes) und so durchqueren wir Maisfelder, Pferdekoppeln und erreichen nach kurzer Fahrtzeit ein Kloster mit Kirche.

Sehr nett und ein Café lädt zu Essen ein. Leider ist Montag nicht offen und wir ziehen weiter, in guter Hoffnung ein anderes zu finden.

Wir finden viele netter Cafés und Gaststätten aber alle, wirklich alle haben geschlossen. Zu guter letzt sind wir wieder am Campingplatz und steuern das vielgelobte Seecafe an, welches sich über dem Alfsee befindet – geschlossen! Und zwar bis Mai.

Auf dem Rückweg kommen wir an der tollen Wasserski-Anlage vorbei, diese befindet sich direkt auf dem Platz an einem kleinen extra See. Wir sind überrascht wie viel hier los ist. Unsere Große ist zwar seit Sommer großer Fan, traut sich dann aber hier, unter den ganzen Experten doch nicht. Dafür hat der Imbiss geöffnet und wir können tatsächlich draußen sitzen und einen leckeren Kaffee genießen – geht doch!

Wir bleiben eine ganze Weile sitzen und bestaunen die Künste der Fahrer. Irgendwann treibt uns die einsetzende Kälte zurück zum Wohnwagen und wir beenden den Abend mit Spielen.

Heute ist schon der letzte Tag und laut Wetterbericht auch kein guter. Wir entscheiden uns dafür, die Stadt Osnabrück zu besuchen und machen uns, natürlich wieder nach dem Ausschlafen auf den Weg. Das Frühstück war heute leider, aufgrund steinharter Brötchen kein Genuss (da muss der Bäcker wohl die alten und neuen vermischt haben) – schade!

Nach 20 Minuten sind wir in einem Parkhaus in der Innenstadt angekommen und sind begeistert. Eine schnuckelige, alte Innenstadt mit vielen tollen Läden. Es war vom Outdoorladen über Kunst bis zum Holzspielzeug für alle was dabei. Das Wetter spielt mit und wir genießen den Tag.

Zum Mittag gab es traditionelle Kost – Burger! Ok, nicht ganz traditionell, dafür lecker. Wir waren im Peter Pane und wirklich begeistert.

Dort stößt eine Kollegin oder Freundin oder beides (?!) zu uns und wir verbringen den Nachmittag gemeinsam, erkunden die Kirche (Kultur – Check!) und die Frauen Shoppen noch ein wenig.

Wir beschließen den Abend in einem Sushi-Restaurant und zwar spielend. Die Kinder haben sich beim Shoppen mit Spielen eingedeckt und die Schummelhummel wird vor, bei und nach dem Essen bemüht – die seltsamen Blicke der anderen schieben wir darauf, dass wir nicht All-You-can-eat bestellen, wofür das Restaurant bekannt ist. Warum? Wir waren vorher im Liebkings Kaffee ( Danke Barbara für den Tipp) und konnten nicht nur Kaffee trinken. 😉

Spät kommen wir wieder am Wohnwagen an und krabbeln in die Betten. So schnell geht ein Urlaub vorbei, morgen gehts wieder nach Hause. Zum Glück ziehen wir schon nächstes Wochenende wieder los…

Fazit: Osnabrück ist toll! Den Campingplatz haben wir nun erlebt, hat uns aber nicht begeistert und die weite Anreise lohnt sich für uns nicht. Dann lieber mal wieder ins Südseecamp.

Nachtrag: Wir haben für 4 Tage 20kWh Strom bezahlt! Ohne Heizlüfter, Föhn, Mirkowelle oder ähnliches. Das sind dauerhaft 400W die verbraucht wurden. Liebes Team vom Alfsee, das kann nicht stimmen und trägt zum Gesamtbild bei.

Berlin – dieses Mal mit den Kids

September 2019

Der letzte große Trip ist schon wieder viel zu lange her und neben einem entspannten Campingwochenende mit lieben Freunden, gab es keine Ausflüge. Auf dem Plan stand aber noch Berlin als Familienausflug. Da war klar: deutlich weniger Programm als allein, mal sehen was sich so ergibt.

Trotz Hotel reisen wir mit Wohnwagen an, unser eigener (neuer) ist gestern endlich bei uns eingezogen und wir nutzen die Chance, unseren Leihwohnwagen mit dem wir den ganzen Sommer unterwegs waren, zurück zum Händler nach Berlin zu bringen. Dem Stau sei Dank, kommen wir erst am Abend dort an und sind froh, dass uns Berliner Freunde, ja genau die gleichen vom Campingwochende, zum Grillen auf ihren Hinterhof eingeladen haben. Zum Stau gesellte sich in Berlin aber noch Starkregen, also wurde aus dem Grillabend ein toller Abend mit Freunden und Nachbarn und lecker Essen und Trinken – Ok, dafür hätten wir vielleicht nicht nach Berlin fahren müssen, oder doch?! aber egal.

Am Samstag nach dem Frühstück…bei Freunden 😉 starten wir dann endlich, um Berlin zu erkunden. Unsere Tochter hatte sich, natürlich, das Brandenburger Tor und den Fernsehturm gewünscht – also auf gehts. Wir nehmen die Öffentlichen und beginnen zu überlegen, ob das Wochenende so gut gewählt war. Morgen findet der Berlin Marathon statt und heute bereits der für die Kinder und Skater. Dementsprechend voll ist es schon überall.

Egal wir starten mit dem Fernsehturm…

Das Wetter ist heute besser als angesagt und so können wir bis Mittag durch das sonnige Berlin ziehen. Man hat das Gefühl der Fernsehturm folgt uns auf Schritt und tritt. Er schafft es sogar, sich auf fast alle unserer Bilder zu schleichen.

Zum Glück haben wir ja zwei ortskundige Begleiter dabei, die uns vor dem Mittag zum höchsten Gebäude des Potsdamer Platzes lenken und den schnellsten Fahrstuhl Europas anpreisen. Rasend schnell fahren wir also im Kollhoff-Tower in den Himmel über Berlin und genießen bei aufziehenden Regenwolken den Ausblick. Günstiger und leerer als der Fernsehturm und ja, weniger hoch, dafür kann man vieles noch erkennen, was vom Turm aus einfach zu weit weg ist. Hat sich gelohnt!!!

Die zunächst harmlosen Tropfen, als wir wieder auf dem Platz unten stehen, deuteen wir richtig – gleich gehts los! Wir wählen das erstbeste Restaurant und noch ehe wir einen Blick in die Karte werfen können, zeigt uns der Regen was er so drauf hat, draußen! Das Restaurant ist ein Glückstreffer. Wir sind im coa wok&boals gelandet, alles frisch und lecker!

Nach dem Essen ist der Schauer vorbei aber die Vorhersage lässt nichts Gutes ahnen. Daher verlagert sich unsere Planung nach innen.

Als erstes geht es ins Magicum, eine Art Zaubermuseum mit allem, was so dazu gehört. Die Kinder können sich die Karten legen oder herausfinden welche buddhistischen Vorfahren sie wohl haben könnten und wie die Hexe hieß der sie die letzte schlechte Note verdankten. Damit auch die innere Reinigung nicht zu kurz kommt, stehen vor einer tollen Zaubershow die Klangschalen zum ausprobieren bereit. Fazit: bei den Kindern sprudelte das Wasser irgendwie leichter…

Jetzt ein Eis! Line schwelgte in alten Erinnerugen und führt uns zu einer sagenhaften Eismanufaktur. Für jeden von uns gibt es eine tolle Eisrose und für die „Alten“ einen leckeren Cappuccino on top. Wollt ihr das auch? Dann ab ins Amarino.

Auf dem Weg ins nächste Highlight nutzten wir die Chance, unseren Kids auch die dunklen Seiten unserer Geschichte näher zu bringen und durchqueren das jüdische Mahnmal.

Unsere Freunde haben was spezielles mit uns vor (diesmal jugendfrei, so hoffen wir) aber vorher schlendern wir, bei erneut einsetzendem Regen noch ein wenig durch die toll restaurierten Hackeschen Höfe und ja, die Geldbörse wird leichter, die Taschen schwerer…

Ganz tief drin gibt es da einen Hof, der ist anders! Dunkel, etwas schmuddeliger, unrestauriert und vor allem bunt! Irgendwie das gallische Dorf im Reich der Römer. Wir mögen das! Spannend ist, dass wir genau hier hin wollen!

Ein kleines beleuchtetes Schild weißt uns auf den Keller, in den wir als nächstes besuchen wollen. Wollen wir das???? Die Dämmerung beginnt gerade und der junge Mann am „Eingang“ erklärt uns, dass wir noch eine Stunde warten müssen und auch dann nur rein dürfen, wenn eine angekündigte Gruppe nicht kommt. Wir entscheiden uns für das Warten und es lohnt sich! Die Gruppe kommt nicht und wir steigen gegen 19:00 Uhr mit ein paar anderen Interessierten aus aller Herren Länder in den dunklen, dunklen Keller. Unser Anführer, Guide, Beschützer – ich weiß nicht, was am besten passt, ist so aufgeregt und hippelig, dass man denken könnte er hätte was von dem Zeug geraucht, von dem draußen immer mal wieder eine Wolke vorbeiweht.

Was uns drinnen erwartet ist kurz gesagt „irre“. Und das im positiven Sinne. Ich will euch nicht zu viel verraten, das muss man erlebt haben! Es ist laut, lustig, erschreckend, witzig, dunkel, phantasievoll und noch vieles mehr und alles bewegt sich und macht Geräusche! Auch für Kinder? Absolut, aber behaltet sie an der Hand! Für unseren Blogg hat er mir anschließend erlaubt, noch ein paar Fotos zu schießen. Ich habe lange überlegt, wie viel ich euch zeige, um nichts vorweg zu nehmen. Hier das Ergebnis:

Schaut es euch an, wir sind begeistert! Das Dead Chickens Monster Kabinett, so die Betreiber, ist ein heruntergekommener Vergnügungspark, der sich verselbstständigt hat. Skurrile Automatenkreaturen tanzen, singen und dichten in ihren Biotopen und erzählen von der Reise ins Innere.

Es ist spät geworden und wir beenden unser Tagesprogramm. Ich nutze die kurze Rückfahrt zum Hotel, um noch ein paar Nachtfotos zu schießen.

Untergebracht sind wir übrigens im A&O Hostel Kolumbus Berlin. Ein einfaches aber prinzipiell nettes Hotel mit Familienzimmern. Wenn man bereit ist ein paar Abstriche beim Komfort und Service zu machen, sicher eine gute Alternative. Wir haben leider eine defekte Lampe im (fensterlosen) Bad, was sich allerdings am Wochenende nicht reparieren lässt. (wir funktionieren kurzerhand unsere Nachttischlampe um) Das verschafft uns, dank des sehr netten Personals ein kostenloses Frühstück am Sonntag. Auch hier darf man natürlich keinen Gourmet-Tempel erwarten aber man wird gut satt. Einzig echter Kritikpunkt: der Kaffee! Schade!!! Der gebrühte Kaffee ist während der ganzen Zeit leer und die Maschine rührt Wasser mit Pulver zu einer kaffeeähnlichen Brühe.

Nach dem späten Frühstück versuchen wir aus Berlin heraus zu kommen, was sich dank Marathon aber als äußerst schwierig herausstellt. Immer wieder stehen wir mit dem Auto direkt an der Strecke, winken kurz den Läufern und drehen dann, um einen anderen Weg zu suchen. Dank Stadtautobahn können wir dann unter der Strecke hindurchfahren und endlich abreisen…

Berlin mit Kindern? Bestimmt nochmal, dann mit mehr Zeit und ohne Marathon!

Norwegen Teil III – Ab hier ist irgendwie Rückweg und Vorfreude auf Schweden.

Juli 2019

Habt ihr Teil I und Teil II bereits gelesen? Dann geht’s hier weiter!

Donnerstag, 18.7.

Nach unserer Nacht auf dem Stadt-Campingplatz (er war trotzdem schön ruhig) sitzen wir bei Lachs und frischen Brötchen in der Sonne. Die beiden Damen des Hauses haben sich eine schöne Sommergrippe eingefangen und schniefen um die Wette. Die Männer sind hart und ertragen das, fast widerstandslos.

Es geht weiter und wieder zu einer echten Berühmtheit bei den Sakindavientouristen. Heute wollen wir den Trollstigen bezwingen. Wir haben uns, zu Gunsten unserer Nerven, für den Weg außen herum entschieden. So stellen wir den Wohnwagen kurz vor Mittag auf dem Trollstigen Campingplatz am Fuße des Berges ab und sind froh, nur mit dem Auto unterwegs zu sein. Gefühlt ist halb Europa gerade hier und die tollen Haarnadelkurven befährt man dadurch in einer langen Autoschlange.

Wir kommen natürlich trotzdem oben, am Besucherzentrum an und machen uns mit Picknickausrüstung auf den Weg zu den Aussichtspunkten. Hier und da weichen wir mal vom Weg ab, ein Stück laufe ich dann allein. Der Kleine hat keine Lust mehr und die Große hat mit ihrer Grippe zu kämpfen.

Trotzdem sind wir am Ende knapp 3 Stunden unterwegs und beeindruckt von der Landschaft und der Straße. Wir machen uns auf den Rückweg, natürlich nicht, ohne ein Eis und ein paar leckere norwegische Erdbeeren zu essen (Tipp: unbedingt probieren, machen süchtig).

Der Weg bergab ist gefühlt. spannender als bergauf, das Licht ist anders und somit auch der Blick auf die Berge. Am Fuße des Wasserfalls werden wir von einem älteren Herrn, schon beim Aussteigen aufgeregt begrüßt. „Das ist das Jahrhundertfoto!!“ ruft er uns zu und erklärt uns, dass er darauf schon lange gewartet hat. (er meinte sogar, nach seinen Berechnungen, passt das ausschließlich an diesem Tag) Die Sonne steht perfekt und so schafft sie es, für ein paar Minuten durch die enge Öffnung bis unten, an den Wasserfall mit dessen Gischt, zu leuchten, dazu noch der klare Himmel und e voila da ist es:

Zurück auf dem Campingplatz suchen sich alle eine stille Ecke, die einen in der Sonne, die anderen wegen der Wärme im Schatten und dösen um die Wette.

Freitag , 19.7.

Wir verlassen Norwegen und starten in das Land der Elche. Es scheint als wolle Norwegen uns loswerden und schickt uns seit langem mal wieder einen Regenschauer – Frühstück drinnen. Danach ist es schon wieder vorbei. Wir sind gespannt. Der Weg vom Trollstigen führt immer bergauf, entlang eines Flusses der innerhalb weniger Kilometer sein Bild komplett ändert. Anfangs liegt er spiegelglatt neben uns und keine 5 km weiter schauen wir auf einen tosenden Gebirgsbach hinab. Auf dem Weg werfen wir noch einen Blick auf die Trollmauer, sozusagen die nördliche Rückwand des Trollstigen. Anhalten will keiner so richtig, wir wollen nach Schweden.

So geht das noch eine ganze Weile, dann ist es endlich soweit. Norwegen war schön aber nun liegt sie wieder vor uns, diese unglaubliche Weite. Soweit das Auge reicht, und es reicht hier weit, erstrecken sich die Wälder und riesige Flechtenteppiche.

Der Himmel sieht immer noch so aus, als würde dort all der Regen drin stecken, der uns zu Hause gerade fehlt. Aber es bleibt trocken. Quasi Win-Win für den Fotografen. Irgendwann meldet sich bei den Kindern der Hunger und bei uns Appetit – auf Kaffee. Wir müssen in dieser Gegend eine ganze Weile suchen bevor wir was finden, dafür ist es dann erneut überraschend. Wir rasten in einem Gemeindezentrum eines kleinen Dorfes. Damit die Bewohner sich überhaupt mal sehen und auch was zu tun haben, haben sie in den Sommermonaten, ähnlich der Schule letzte Woche, ein kleines Cafe eingerichtet. Hier hat jeder mal Dienst und so bedient uns eine sehr nette Dame, die sich redlich bemüht unser englisch zu verstehen. Als wir unseren jüngsten fragen was er mag, wechselt sie überraschend in ein akzentfreies Deutsch. Später sitzt sie mit ihrem Kaffee an unserem Tisch und erzählt uns von ihrem Leben. Als Lehrerin ist sie wegen der Liebe nach Norwegen ausgewandert und wohnt nun mit ihrem Mann im Sommer hier im Nichts. Eine gelungene Pause.

Später passieren wir die schwedische Grenze, völlig unspektakulär, und dabei reisen wir gerade in die EU ein.

Empfangen werden wir standesgemäß von einigen Rentieren, die an oder auf der Straße rumlungern. Danach sind es nur noch ein paar Kilometer bis zu unserem Ziel. Vor zwei Jahren war diese Gegend unser nördlichster Punkt der Reise und wir fuhren vorbei, diesmal passiert uns das nicht. Wir sind heute bei Kathi und Martin von weiterweg.de. So viel haben wir in letzter Zeit auf Facebook und Instagram vom Camp gelesen und gesehen – die Erwartungen sind entsprechend hoch.

Erfüllt!!! Das Camp ist cool. Es liegt auf einer kleinen Anhöhe mitten im schwedischen Wald bei Nornäs und bietet nur Platz für eine handvoll Offroadbegeisterte. Wir haben reserviert und so bekommen wir den letzten Platz. Martin, der Chef, lästert auch nur kurz über unseren Mover, eigentlich ist er froh, dass er nicht mit anfassen muss – glaube ich! Leider überbringt er uns auch noch eine schlechte Nachricht, es gibt nur ein zweisitziges UTV und die Kinder sind beide zu klein um allein im Quad zu fahren. Wir müssen also umplanen aber erst morgen. Heute nutzen wir das auflockernde Wetter für eine kleine Safari. Von weiterweg gibt es eine Karte mit vielen Tourenvorschlägen. Einer davon verspricht Bären, Elche und Luchse, vor allem in der Abendstunde. Wir starten also nach dem Abendbrot (schwedische Kartoffeln und Lammwürstchen aus dem ersten schwedischen Supermarkt den wir nach der Grenze erreicht haben – lecker) auf unbefestigten Wegen ins Umland. Die gewählte Route ist ein Rundweg und wir fahren in Schrittgeschwindigkeit, um ja kein Tier zu übersehen. Haben wir trotzdem! Neben einem tollen Sonnenuntergang haben wir rein gar nix gesehen und so kehren wir erfolglos aber nicht unzufrieden ins Camp zurück.

Hier brennt das Lagerfeuer und so lassen wir den Abend ausklingen.

Samstag, 20.7.

Line ist zeitig wach und lockt mich, unter Vortäuschung der Chance auf einen Elch aus dem Wohnwagen. Es ist kurz vor 7 Uhr und wir schleichen zum See, der zum Camp gehört. Auf dem Weg dorthin hören wir die Auerhähne, genießen die Stille aber sehen keinen Elch. Wir beide hätten schwören können, dass sowohl Zeit als auch Ort perfekt dafür gewesen wären.

Wohin heute? Das ist die Frage, welche uns beim Frühstück beschäftigt. Wir einigen uns nach einigen sprachlichen Rangeleien auf folgende Reihenfolge:

1. Die Offroad-Karte nutzen und in die Wildnis fahren

2. Ein Stück wandern

3. Fika

4. Flammlachs

Solche Pläne erscheinen meist solange perfekt, bis man sie umsetzt. Es kommt anders. Den ersten Punkt streichen wir sofort, als wir die Gegend sehen. Ein Skihang ist uns im Sommer zu wenig Wildnis. Also gleich zu Punkt 2, wir fahren wieder ein Stück Schotterpiste zum Tangastugan und beginnen voller Euphorie unsere Wanderung. Der Weg führt herrlich über Holzbohlen entlang einer feuchte Wiese. Man könnte meinen unsere Fußtritte waren das Startsignal für das Festmahl. In diesem Moment fallen so viele Blutsauger über uns her, dass wir mit erschlagen nicht mehr hinterher kommen.

Wir drehen aus Angst vor Blutarmut um und rennen letztendlich, zurück zum Auto. Planänderung Nummer 2 muss her. Laut Karte gibt es einen schönen Platz am Flussbett in der Nähe, den steuern wir nun mit dem Auto an. Zumindest versuchen wir es. Irgendwo müssen wir falsch abgebogen sein, auf jeden Fall finden wir weder den Fluss, noch den Aussichtspunkt. Dank meines Handys finden wir zumindest den Platz, der am nächsten am Fluss ist. Wir steigen aus, schultern erneut unsere Picknick-Sachen und machen uns auf den Weg durchs Unterholz. Wir finden einen schönen Platz am Ufer, mit vielen tollen Holzstücken. Line ist sofort im Dekofieber und sammelt die schönsten Stücke ein. Zeitgleich trifft uns der erste Tropfen. Während ich noch behaupte, dass das vorbei zieht, wollen alle anderen auf einmal zurück. Und Picknick??? Später. Wir schaffen es bis ungefähr 50 Meter vor das Auto, als endglütig klar wird, dass es nicht vorbei zieht. Wir stürzen los, das Wasser auch. Nass sitzen wir im Auto und sehen, wie um uns alles runterkommt, was in den schwarzen Wolken war und das scheinbar gleichzeitig. Wir picknicken daher einfach im Auto und warten die halbe Stunde, die es dauert ab. (auch fahren ist unmöglich – NullSicht)

Aber was jetzt? Auf den dritten Wanderversuch hat irgendwie keiner Lust, also studieren wir erneut unsere Offroadkarte und finden einen alten Brandturm, den man besteigen kann. Er ist ganz in der Nähe und so machen wir uns auf, finden ihn sogar und genießen den tollen Ausblick von oben.

Fika verlegen wir sicherheitshalber gleich ins Camp, wer weiß, was uns heute noch passiert wäre. Danach schleppen wir auch unsere Kinder nochmal zu dem tollen See. Die Juniorchefs vom Camp nutzen den Steg gerade zum Baden, unsere Beiden sind scheinbar nicht hart genug. Die Badesachen bleiben trocken. Danach bereiten wir uns emotional auf das Abendprogramm vor. Wir tun also nichts, außer die Vorbereitungen fürs Abendbrot zu beobachten. Heute ist Flammlachsabend im Camp ( immer Mittwoch und Samstag) und die Frauen sind große Fischliebhaber. Das Wetter zeigt sich nun auch von seiner besseren Seite und es wird ein toller Abend. Die Chefin bereitet vor unseren Augen den Lachs zu und unsere Kinder dürfen ihn sogar selbst auf die Bretter nageln. Dazu gibt es Kartoffeln und Quark. Während wir warten und essen, sitzt Martin der Mann der Chefin 😉 bei uns. Er ist ein Geschichtenerzähler vorm Herrn und er erzählt. Von seinen Touren, von Bären und Elchen, vom Auswandern, von Schweden und vom Hausbau. Nebenbei beschert uns die Sonne einen krönenden Abschluss des Abends.

Sonntag, 21.7.

Es ist nicht nur ein toller Tagesabschluss sondern irgendwie auch einer für den Urlaub. Ab heute geht es zügig Richtung Süden. Wir frühstücken ein letztes Mal bei Weiterweg und nutzen dafür heute die Outdoorcooking-Area mit Schutzhütte. Danach brechen wir schweren Herzens auf. Die Strecke heute ist allerdings Schwedenurlaub pur, Wälder und Seen, wenig Menschen und viel Natur. Wir kommen gut voran und machen zu Mittag nur einen kleinen Flüchtigkeitsfehler. Wir hätten stutzig werden können, als vor uns 3 junge Cowboys mit hölzernen Hollandschuhen zum Restaurant laufen, sind wir aber nicht. Die zweite Chance haben wir beim Namen des Restaurants: „Dutch Mountain“. Wir sind zwar etwas belustigt, entscheiden uns aber nicht um, sondern gehen hinein. Drinnen erwartet uns ein seltsamer Kauz, offensichtlich der Chef, nämlich Holländer. Hätte ich raten sollen, welchen Job er macht, ich wäre auf alles gekommen aber nie darauf, dass er im Service arbeitet. Er tat es aber und natürlich geht bei der Bestellung einiges schief. Er stellt das falsche Essen jedoch einfach auf den Tisch, zeigt uns seinen Bon, auf dem steht es so und somit war die Diskussion für ihn erledigt. Ich esse also 2 Kinderportionen Hühnerspieße und die Kinder teilen sich meinen Burger. Line ist scheinbar cleverer und hat gleich Kuchen bestellt. Das geht per Fingerzeig. Weiter geht’s, gegen 20:00 kommen wir endlich in Udevalla an. Der Platz ist nicht so toll, wie erwartet aber dafür groß. Nachdem wir uns einmal richtig verfranzen und den Wohnwagen zum Wenden abhängen müssen (auf dem Platzplan sind Wege eingezeichnet, die es nicht mehr gibt) finden wir einen Platz. Gefühlt den letzten. Lustiger Weise schickt der junge Mann an der Rezeption aber weiterhin Gäste auf den Platz. Scheinbar auch mit der gleichen Aussage, wie bei uns, ‚einfach drauf fahren und sich was aussuchen‘

Heute gibt es dann nur noch Nudeln mit Tomatensoße und dann ab ins Bett.

Montag 22.7.

Heute starten wir gleich früh zur letzten echten Etappe. Wir steuern den Campingplatz Baersbeckcamping etwas nördlich von Malmö an. Von dort ist es morgen nur noch eine halbe Stunde Fahrt bis zur Fähre. Wir waren bereit 2017 hier und sehr zufrieden, sowohl mit dem Platz am Strand, als auch mit der Nähe zu Trellebourg. Kurz nach dem Mittag sind wir da, das Wetter ist noch gut und die Kinder gehen erstmal im Meer baden. Wir versorgen uns schnell im ICA Maxi, in der Nähe, mit allem was man so gern aus Schweden mit nach Hause nimmt und im Espresso-House mit leckerem Kuchen. Beste Vorraussetzungen also für ein tolles Fika mit Blick aufs Meer.

Leider schlägt das Wetter danach um treibt uns nach drinnen. Filmeabend für die Kinder und einen entspannten mit Tagebuch und Urlaubsfotos für uns beide. Vorm Bett stellt Line noch ihre Frage: Was war das schönste am Urlaub für euch?

Mit spitzem Bleistift wartet sie auf unseren Antworten:

Sohn: Der Urlaub und die Kanufahrt!

Tochter: Gletscherwanderung und Babyrobbe

Micha: Gletscherwanderung

Line selbst: Gletscherwanderung und Flammlachsabend

Dienstag 23.7.

Wir haben heute Hochzeitstag und Line deckt den Tisch so feierlich, wie es eben geht, mit Tischdecke und extra Saftgläsern. Unsere Kinder interessiert das überhaupt nicht oder wie sie es selbst sagen: ist es ihnen ’sowas von egal…‘. Wir frühstücken trotzdem, alle zusammen ein letztes Mal in diesem Urlaub. Irgendwie will es keiner wahr haben und so verhalten sich auch alle. Trotzdem packen wir langsam zusammen und gehen ganz zum Schluss, genau wie vor 2 Jahren, noch einmal baden. Das Wetter gibt uns jetzt schon mal einen Vorgeschmack auf die 40 Grad, die uns zu Hause erwarten und wir blicken ein wenig sehnsüchtig Richtung Norden . Hilft nix, kurz nach 12 starten wir endgültig um die Fähre um 15:00 nicht zu verpassen.

Fazit: Norwegen ist toll! Man muss mal dort gewesen sein. Bestimmt kommen wir auch nochmal wieder, um weiter in den Norden zu fahren. Unsere Liebe gehört jedoch der Weite Schwedens. Auch hierher werden wir wieder kommen.

Viele weitere Blogs von Familien die mit Kindern Campen findet ihr in der Blogparade von unterwegsmitkind.de

Norwegen Teil II – Von den Fjorden in die Weite Schwedens

Juli 2019

Habt ihr Norwegen Teil I bereits gelesen? Dann geht’s hier weiter.

Donnerstag, 11.7.

Wir befinden uns immer noch auf unserem tollen Stellplatz direkt am Ufer des Sognefjords und genießen auch an diesem Morgen die Gesellschaft der Vögel und Robben.

Heute heißt es erneut, zeitig aufstehen. Die Kinder können uns schon nicht mehr so richtig leiden – hilft ihnen aber nicht! Dafür ist es früh schon wieder so warm, dass wir kurzärmlich frühstücken können. Zur Erinnerung, gestern kletterten wir noch, dick eingepackt über den Gletscher. Wir müssen pünktlich um 10 Uhr an unserem Treffpunkt am Lustrofjord sein, um unsere heutige Kajak-Tour nicht zu verpassen. Versprochen wurde uns im Internet eine spektakuläre Kajak-Tour, mit der Chance auf Robben und Schweinswale. Wir sind gespannt. Mit uns starten heute zwei weitere Familien. Unsere beiden Guides sind holländische Auswanderer, Vater und Sohn. Sie leiten das Familienunternehmen FjordSeal Kajak. Wir bekommen die obligatorische Sicherheitseinweisung und ab geht’s aufs Wasser. Dieses kommt exakt vom gleichen Gletscher wie wir und trägt die typisch türkis-milchige Färbung.

Das Wetter ist absolut norwegenuntypisch – nämlich warm und sonnig. Der Fjord liegt wie ein Spiegel vor uns, trotzdem steckt uns die Gletscherwanderung und Line vor allem, ihre Krankheit noch tief in den Knochen. Wir versuchen es trotzdem zu genießen (und völlig untypisch, den anderen hinterherzukommen) und halten die Augen offen. Neben der tollen Kulisse, sind wir natürlich scharf auf die tierischen Bewohner des Fjords. In der Ferne zeigte sich mal der Kopf einer Robbe, das war’s. So paddeln wir einige Kilometer, bis sich langsam unser Magen meldet und die Blasen an den Händen eine Pause anmahnen. Plötzlich gibt unser Guide Junior uns ein Zeichen, eine Mischung aus „Ruhe“, „bewegt euch langsam“ und „Wahnsinn, das müsst ihr sehen“. Wir versuchen genau das, ohne Geräusche und mit langsamen Zügen zur angezeigten Stelle zu kommen. Und ja, er hatte recht, Wahnsinn!!!! Da liegt in einer geschützten Bucht einfach so eine Robbenmama und ihr Baby und beide schauen uns neugierig an. Der Guide wird uns später erzählen, dass ihm das in 12 Jahren erst 2x passiert ist, sonst flüchten Robben mit Nachwuchs immer gleich in den Fjord. Die beiden haben brav gewartet, bis ich sie ausführlich abgelichtet habe – Danke ihr beiden!

Kurz danach erreichen wir unseren Picknickplatz und die Jungs haben sogar einen Kaffee für uns. Picknick und Wasser haben wir selbst dabei und so stärken wir uns, während einige sich im Fjord von der Hinfahrt erholen und abkühlen. Danach geht’s zurück und wir sind ehrlich gesagt glücklich, als wir das Basislager erreichen. Immerhin waren es über 13km, die merken wir jetzt.

Freitag, 12.7.

Guten Morgen Norwegen! Line und ich haben uns ans „frühe“ Aufstehen gewöhnt und wir genießen die Ruhe am Morgen. Bei einem Kaffee lassen wir unseren Blick über den Fjord schweifen, bis wir unsere Robbe beim Fischen entdecken und beobachten sie erst eine Weile, bevor wir die Kinder aus den Betten schmeißen. Heute soll es weiter gehen und das möglichst nicht all zu spät. Als ob der Fjord uns überreden will noch zu bleiben, schickt er mitten beim Frühstück noch einen Tümmler vorbei, wir winken zum Abschied und machen uns auf zum Nordfjord. Dank guter Streckenplanung ( Danke Line) haben wir keine riesigen Strecken zu fahren und kommen auch dieses Mal schon gegen Mittag am neuen Platz an – Mindresunde Camping. Dieser befindet sich mal nicht am Fjord, sondern an einem See. Klingt langweilig, ist es bei dem Panorama aber ganz und gar nicht. Der Platzbetreiber geht vor einer Zusage erst ganz tief in sich und gibt sich schließlich einen Ruck. Wir bekommen einen Stellplatz direkt am Strand des Sees. Ideale Voraussetzungen, um eine Runde SUP zu fahren. Noch dazu sind die Temperaturen aktuell immer noch sommerlich.

Als Ziel unserer Familien SUP-Tour wählen wir eine kleine, felsige Insel von der es sich herrlich ins Wasser springen lässt – das tun wir.

Die Sonne scheint auch noch auf dem Rückweg über den See, allerdings holt uns das Rufen unserer Tochter aus unserer Idylle. Wir drehen uns um und sehen sie stehend auf ihrem Board winken. Soweit also alles ok, doof nur, dass sie nur noch mit der Oberhälfte ihres Paddels winkt, das untere Ende sinkt zu dieser Zeit auf den Grund des Sees. Wir suchen kurz das Paddel, suchen dann einen Schuldigen, schimpfen auf unseren Sohn, der Wellen macht und uns damit die Sicht versaut und schließlich nutzt Line ihr Sicherheitsseil und schleppt sie zurück zum Campingplatz. Danach erwacht in uns natürlich das Elterngefühl und wenige Minuten später sitzen wir alle im Auto und klappern die Sportläden der Region ab, um ein neues Paddel zu kaufen. Gäbe es aber nur mit Board dazu, das ist ja aber noch da. Daher ist uns das dann doch zu viel. Im Supermarkt gibt es als Entschädigung wenigsten Garnelen und wir beschließen den Abend mit Grillen am Seeufer. Alle doch wieder irgendwie zufrieden….

Samstag, 13.7.

Die beiden Damen des Hauses (oder Wohnwagens) schleichen sich schon kurz nach 7 aus dem Bett. Sie denken, sie können vor dem Frühstück im See baden gehen, ohne eine Kamera im Nacken.

Falsch gedacht! Lange bleiben sie jedenfalls nicht, ist wohl doch recht kalt. Nach dem Frühstück wollen wir heute zum Wandern. Leider ziehen immer mehr Wolken auf, als wir auf dem Weg zu unserem Ausgangspunkt sind. Als wir am Skylift LOEN ankommen, mit dem wir eigentlich direkt vom Fjord auf über 1000m Höhe fahren wollen, sehen wir über uns nichts als graue Wolken. Spätestens nach dem Blick auf die Preisliste beginnen wir stark zu zweifeln, ob diese Wanderung heute so eine gute Idee ist. Aber hey, was sind schon 135,- € wenn die Chance auf einen, vom Nebel eingehüllten Berg besteht. Wir zahlen also und machen uns auf nach oben. Es kommt wie es kommen muss, die Seilbahn spuckt uns oben aus und wir stehen mitten in der Suppe. Dafür stehen wir ziemlich einsam dort.

Wir machen uns trotzdem auf den Weg zum Gipfel und es wird gefühlt bei jedem Schritt wärmer. Wir ziehen eine Schicht nach der anderen aus und nach 10 Minuten laufen, sehen wir zum ersten Mal blaue Lücken im Grau. Wir können unser Glück kaum fassen, als wir die tief hängenden Wolken tatsächlich hinter uns lassen und ein herrlicher Sonnentag vor uns liegt. Wir besteigen den 1155m hohen Skredfjellet und genießen den Blick über die Berge, die Wolken und zwischendurch auch mal über den Fjord.

Ein zünftiges Picknick darf natürlich nicht fehlen, wenn wir schon mal auf einem Berg sind. Zur Feier des Tages sind sogar die Kinder entspannt und laufen ohne zu murren. Was ein paar Steine zum drauf rum klettern so ausmachen…

Nach dem Mittag geht es langsam zurück,die Kinder hopsen fast die gesamte Strecke von Fels zu Fels.

Zwischendurch haut uns immer wieder der Anblick um, den die Wolken und Berge erzeugen.

Bereits am frühen Nachmittag erreichen wir schon wieder den Lift. Die Kinder bekommen ein Eis und wir einen Kaffee, das Ganze auf der Terrasse mit toller Aussicht. Da sitzen wir nun in der Sonne, als direkt vor uns eine menschengroße Fledermaus aussieht, als wolle sie sich gleich den Berg hinunterstürzen. Tatsächlich bereitet sich dort ein Basejumper auf seinen Sprung vor und verschwindet kurz darauf in den Tiefen. Alle halten den Atem an, bis er endlich mit ausgestreckten Armen weit unten über den Fjord segelnd wieder auftaucht.

Zurück am Campingplatz steige ich mit unserer Tochter noch mal aufs SUP, während Line und unser Jüngster eine Runde entspannen. Zur Feier des Tages koche ich mit unserer Großen heute Kottbullar mit Kartoffelbrei, es scheint lecker gewesen zu sein. Zumindest haben das alle gesagt!

Sonntag, 14.7.

Die Sonne hat heute Morgen scheinbar frei aber gut vorgearbeitet, daher ist es trotzdem angenehm warm draußen und wir starten zu einem der Big-Points unserer Tour. Die Erwartungen sind hoch – wir sind unterwegs zum Geirangerfjord. Auf dem Weg dorthin sind wir nicht sicher ob es noch beeindruckender werden kann, die Straße schlängelt sich zwischen Seen, Bergen und schroffen Felsen und gibt immer wieder einen Wow-Blick frei. Vor allem das letzte Hochplateau, bevor es die Kurven in den Ford hinunter geht, hat es uns angetan.

Aber wir wollen hinunter und das tun wir auch. Für einen Moment ärgern wir uns, dass unten Im Fjord kein Kreuzfahrtschiff liegt, als wir im Ort ankommen fragen wir uns jedoch wo die 3000 Touristen hier noch hin wollten.

Wir haben bereits gestern online ein Ausflugsschiff gekapert und entern dieses nun, voller Spannung auf den Fjord. Leider waren wir nicht die einzigen, die dachten ‚ach zur Mittagszeit wird es schon nicht so voll sein‘. Es war voll! Ich entschuldige mich jetzt schon mal vorab, falls ich jemandem zu nahe trete! Seit dieser Bootstour kann ich keine sächsischen Rentner-Busreisegruppen mehr leiden. So richtig können wir die Schönheit des Fjords mit seinen vielen Wasserfällen und den steilen Felsen an beiden Ufern daher erst jetzt beim Betrachten der Fotos bewundern. Wir haben die Stunde überstanden, das Wetter war schön und wir saßen draußen – Punkt. Hier nun die Fotos von diesem Ausflug (ohne die Mitreisenden).

Seht ihr in dem Foto (Mitte rechts) auch das Gesicht eines Wikingers? Unser Kleiner hat es sofort erkannt und war begeistert. Falls ihr schon mal einen unserer Blogs gelesen habt, wisst ihr, wonach uns nach dem Schiff der Sinn stand?! Fika. Ok, wir sind noch nicht in Schweden aber hey, wir finden trotzdem ein herrliches Straßencafe und Line bekommt zu ihrem Kaffee sogar ein leckeres Stück Möhrentorte.

Das Beste dran, die Kinder trollen sich mit ihren Getränken an einen extra Tisch und werden sofort von 2 Hunden inspiziert. Alle sind glücklich. Danach schlendern wir durch den Ort, natürlich nicht ohne unsere Kinder aus sämtlichen Souvenirläden zu bitten. Sie brauchen einfach alles, was es dort gibt. Line liebäugelt kurz mit einer Wollstrickjacke, wenn der Kurs 1:100 wäre und nicht nur 1:10 hätte ich die 3000 NOK gern für sie ausgegeben, aber so ziehen wir ohne weiter. Unser Plan ist es, entlang des Wasserfalls bergauf zu wandern. Was? Wieso wandern, wandern war gestern. So zumindest, der lautstarke Protest unserer Kinder. Also, Planänderung, wir lassen sie am Wasser sitzen und laufen wenigstens noch ein Stück weiter. Wir kehren dann aber doch um und beschließen, wenigstens mit dem Auto noch ein wenig der Gegend zu erkunden. Auto ist auch den beiden kleinen Recht.

Dabei klappern wir natürlich alle Hotspots der Gegend ab. Höhepunkt dieser Tingeltour soll ein Felsen am Flydalsjuvek sein. Nichts für schwache Nerven – er ragt weit über das Tal und gibt einen herrlichen Blick frei. Wenn… Ja wenn nicht, mittlerweile eine Absperrung das Motiv verhindern würde. Sicherheit geht vor und wir suchen uns ein Stück weiter unseren eigenen Felsen. Hat geklappt oder was meint ihr?!

Auch die Rückfahrt zum Camp schaffen wir nicht, ohne weiteren Fotostopp, die Kinder und Line nehmen es gelassen.

Montag, 15.07.

Line hat in einem Reiseführer gelesen, dass man sich hier in der Region unbedingt die Wasserfälle ansehen soll. Wir beschließen, dass man dazu keinesfalls früh aufstehen muss und der erste krabbelt kurz vor 10 aus dem Bett. Nachdem alle wach und satt sind, fahren wir entlang des Nordfjords bis zu einem kleinen Parkplatz – eigentlich ist es der Schulhof der Gemeindeschule. In den Sommerferien aber in alternativer Funktion. Unterwegs passieren wir den coolsten Tunnel unserer Reise und sind froh, dass wir heute ohne Wohnwagen unterwegs sind.

Die kleine Wanderung zu Tvinnefossen (2km) bringen wir schnell und entspannt hinter uns. Die Gegend ist schön aber nicht aufregend, die Wiesen bunt und es duftet nach Blumen und Heu. Wir haben uns diesen Wasserfall ausgesucht, weil man uns versprochen hat, wir können dahinter gehen, das wollen wir natürlich live sehen.

Nun dauert es nicht so lange Mal hinter einen Wasserfall zu laufen und zum Baden war es zu kalt. Line steht förmlich ins Gesicht geschrieben: ‚das kann es für heute noch nicht gewesen sein‘ und so beschließen wir, dem Weg flussabwärts zu folgen. Flussabwärts heißt in diesem Fall verdammt steil und ich muss daran denken, dass wir das im Anschluss alles wieder hoch müssen. Der Weg ist trotzdem lohnenswert und wir durchqueren eine uralte Bauernsiedlung und müssen anschließend leider auf der Straße zurück zur Schule laufen. Zum Glück ist hier keinerlei Verkehr. Dafür stehen hier überall Obstbäume mit reichlich Früchten, wir fühlen uns fast wie zu Hause.

Auch die Schule, auf deren Hof unser Auto steht, hat im Sommer eine andere Funktion. Schüler verkaufen hier frischen Kaffee und Kuchen in der Turnhalle. Dazu gibt es Selbstgemachtes aus der Region. Also Kaffee trinken und Waffeln mit Creme und Marmelade essen!

Dienstag 16.7.

Guten Morgen Sonnenschein. Ein kurzer Blick aufs Handy – sind wir wirklich noch in Nordeuropa??? Das Wetter ist schon wieder Top und der See liegt spiegelglatt vor uns. Wir nehmen trotzdem Abschied und ziehen weiter. Diesmal geht es nicht nach Norden, sondern Richtung Westen ans Meer. Die kurzen Etappen haben sich bewährt und so sind wir bereits vor dem Mittag am neuen Platz bei Bryggia. Ein Angestellter informiert uns, dass der Chef nicht da ist und wir uns erstmal einen Platz suchen sollen. Bezahlen können wir später. So wollen wir das! Wir nehmen eine Terrasse mit tollem Blick auf den Nordfjord und stellen den Wohnwagen ab. Mit einem Picknickkorb bewaffnet wollen wir noch ein wenig die Gegend erkunden. Die Gegend hier ist anders aber nicht weniger schön. Aus den Fjorden werden hier eher die weicheren Schären, mit unzähligen kleinen Inseln. Wir finden einen Platz direkt am Meer und genießen unsere regionalen Spezialitäten.

Kennt ihr das, dass man sich an einem Platz im Urlaub auf einmal angekommen fühlt? Für uns war das an einem Ort, von dem wir es nicht geahnt haben. Nach unserem Picknick fahren wir weiter die Küste entlang, die Straße wird immer schmaler – ein gutes Indiz für das Fehlen von Reisebussen. Ein Parkplatz und ein kleines Schild weisen auf die Attraktion hin, alles sehr unscheinbar und vor allem leer. Wir sind am Kannesteinen und genießen, sofort nach dem Aussteigen das Meeresrauschen und gleichzeitig die Ruhe.

Dieser Stein hat tatsächlich etwas magisches und alle sind sofort im Chillmodus. Wir bleiben eine ganze Weile, das Wetter lädt dazu ein und jeder macht irgendwie etwas anderes. Line hat sich einen tollen Liegeplatz gesucht, der Kleine spielt mit Stöcken und Steinen und die Große übt sich im Yoga. Ich fotografiere aber selbst das heute mit Stativ und 30 Sekunden pro Bild.

Irgendwann treibt uns doch die Aussicht auf einen Kaffee und ein Eis zurück in die kleine Stadt Maloy. Unterwegs machen wir Stopp in Vaegsberget, einem historischen Übernachtungsplatz mit alten idyllischen Holzhäuschen. Hier könnte man wohnen…

Wir finden ein Café, wenn auch nicht mit Blick aufs Meer, dafür mit einer hervorragenden Mandeltorte. Der Reiseführer in dem Stand, dass die Norweger nicht backen können, wird gedanklich gerade verbrannt.

Zurück auf dem Platz versuche ich zu bezahlen, allerdings geht hier aktuell gar nichts und ich einige mich mit dem Chef, dass 20,-€ auch ok sind. Er erzählt mir, dass er den Platz frisch übernommen hat, der Wartungsstau ist leider überall noch sichtbar. Soll uns nicht stören, die Lage macht einiges wett. Den restlichen Abend verbringen wir daher damit, aufs Meer zu schauen und zu entspannen. Die Stimmung wird von Stunde zu Stunde magischer, das Licht zwingt einen förmlich dazu, in die Gegend zu schauen. Mittlerweile ist es kalt geworden und wir sitzen drinnen, Line schreibt und malt ihr Reisetagebuch und ich krabble alle halbe Stunde raus und mache Fotos von immer der gleichen Landschaft, in immer neuem Licht.

Welches ist denn nun „DAS“ Bild des Abends?

Mittwoch, 17.7.

Line sträubt sich ein wenig, heute steht die Stadt Alesund auf dem Programm. Wir ziehen also mit samt Wohnwagen los und sind uns nicht sicher, ob wir den Trubel eigentlich wollen. Doch! Machen wir. Nach 2 Fährfahrten, tollen Straßen und Seen sind wir gegen 13:00 Uhr auf dem noch leeren Platz direkt in der Stadt, dem Volsdalen Camping. Davon merkt man zum Glück nicht viel, wir haben den Blich auf den Fjord und die Berge dahinter, von Stadt zeugt nur ein Hochhaus hinter uns. Als erstes steht das Meeresaquarium auf unserer Liste. Dazu müssen wir durch Alesund durch und auf eine vorgelagerte Insel. Es ist den Weg wert. Die Kinder laufen von einem Becken zum anderen, der Höhepunkt von allem, ist aber die Robbenfütterung (15:00) draußen im Landschaftsbecken. Eine Bucht, die mit großen Steinen vom Meer abgetrennt wurde und nun den Robben ein Becken bietet. Der Pfleger verrät uns im Anschluss, dass das Robbenbaby gerade mal 4 Tage alt ist und, weil es verstoßen wurde, nun per Hand aufgezogen wird.

Im Anschluss finden wir, neben den tollen Jugendstilhäusern, für die Alesund überall gelobt wird, direkt neben dem Fischereimuseum ein bis oben hin vollgestopftes Haus mit Antiquitäten. Es hat den riesigen Stadtbrand 1904 überlebt und man hat das Gefühl, dass die angebotene Ware schon damals dort zum Verkauf lag. Das allein hätte uns wahrscheinlich noch nicht hineingelockt, auf einem Schild wird jedoch behauptet, es gäbe dort Kaffee und Kuchen. Und so ist es, keine 5 Minuten später sitzen wir mitten im Laden an einem uralten Tisch und trinken einen leckeren Latte Macchiato und essen Schokokuchen (ok der war nicht selbst gebacken, dafür warm und gut). Die Kinder sitzen mit ihren heißen Schokoladen direkt am Fenster zum Meer und beobachteten Möwenbabies im Nest auf dem Fensterbrett. Seid ihr in dieser tollen Stadt – sucht diesen Laden!

418 ist die richtige Antwort auf die wohl meistgestellte Frage in Alesund. So viele Stufen sind es nämlich, direkt aus dem Stadtpark hinauf zu einem Aussichtspunkt. Die Kinder zählen natürlich mit, sind sich am Ende aber nicht einig. Das macht am Ausblick aber nix!

Auf dem Rückweg sind wir süchtig nach „Ausblick“ und beschließen das Abendessen direkt ans Wasser zu verlegen, statt auf dem nun recht vollen Campingplatz zu bleiben. Der Weg ist zum Glück kaum 100m lang und so sitzen wir wenig später und genießen kauend den Blick auf die schneebedeckten Berge rund um den Fjord. Unser Fazit: Alesund lohnt sich – uns hat aber der halbe Tag gereicht.

Hier geht’s weiter

Norwegen Teil I – Von Bergen bis ins ewige Eis

Juli 2019

11 Uhr gibt es Zeugnisse und kaum eine Stunde davor hat der Arzt grünes Licht gegeben, dass Line überhaupt mit darf. Ich habe am Vormittag noch schnell den Bürokram erledigt und die letzten Sachen zusammengepackt. Mittag wollen wir los, Richtung Hamburg. Eigentlich mit unserem nagelneuen Wohnwagen aber der hatte Verspätung. Also hat unser Händler einen Hobby mit Doppelstockbetten bereitgestellt und wir verlängern unsere Hobby-Phase um einmal Skandinavien. Nachdem wir sogar überpünktlich loskamen, scheinbar hatten auch die Lehrer keine Lust mehr, überrascht uns die Moderatorin im Radio mit der frohen Kunde, dass ab heute auch der Norden Ferien hat. Was soll’s, alles was wir heute schaffen, brauchen wir morgen nicht zu fahren und so stellen wir uns brav an allen Staus hinten an. Am Ende schaffen wir es doch noch bis kurz vor die dänische Grenze und steigen in den Skandinavienurlaub mit selbst zubereiteten Hotdogs ein. Am nächsten Morgen geht’s problemlos weiter, ab auf die Autobahn und nach den „Känguru-Apokryphen“ als Hörbuch sind wir schon am Fährhafen in Hirtshals – natürlich viel zu früh, aber besser als zu spät.

Wir suchen uns einen Parkplatz (hier war es trotz Hauptsaison recht ruhig) und versuchen in die Stadt zu schlendern. Irgendwer hat allerdings den Wind angestellt und so haben wir schon nach kurzer Zeit den feinen Nordseesand überall. Die Rettung verspricht ein Café , die Kinder essen Pancakes und wir trinken einen hervorragenden Cappuccino.

Auch danach haben wir auf bummeln keine Lust und setzen uns zum Essen in den Wohnwagen. Das tun wir solange, bis wir zum Anleger fahren können, eigentlich geht das erst 18:00 Uhr aber die lange Strecke von 500m liegt ja noch vor uns. Wer weiß, was da alles passieren kann. Punkt 17:15 Uhr stehen wir also am Anleger und machen uns das erste Mal Gedanken ob unser Schiff überhaupt fährt. Das Auto und der Wohnwagen schwanken gewaltig im Wind und die Wohnmobile neben uns, sehen aus wie Bodenwindspiele am Strand. Ein Blick ins Netz lässt nichts Gutes erahnen, auf der Seite von Fjordline stehen erste Verspätungen und Ausfälle aber von unserer noch nichts. Wir warten also weiter geduldig, mittlerweile war es kurz vor 8 und noch kein Schiff da, dafür verriet die Seite nun ’30 Minuten Verspätung‘. Später stellten wir fest, dass dies eine sehr diplomatische Aussage war, irgendwann ging es jedenfalls los. Rein ins Schiff, raus aus dem Auto, Koffer geschnappt und Zimmer bezogen – sauber, schöner Ausblick, reicht. Den Gang übers Schiff brechen wir nach wenigen Minuten, wegen des starken Seegangs ab. Es ist jetzt nur noch im Sitzen oder Liegen zu ertragen. Mit Reisetabletten und geschlossenen Augen ertragen wir tapfer die Nacht, einige Wellen erinnern sehr an die Schiffsschaukeln der Eisleber Wiese und ich überlege mir, wie sich das wohl im Bauch des Schiffes bei den Fahrzeugen bemerkbar macht. Die zweite Nachthälfte ist deutlich ruhiger und so verschlafen die meisten von uns den Zwischenstopp in Starvanger. Die Sonne weckt uns nur wenig später und wir machen uns auf die Suche nach unserem gebuchten Frühstück. (18,-€ pro Erwachsener und 9,-€ für Kinder haben sich für uns definitiv nicht gelohnt, zumal es zwar bis 10:30 Frühstück gab aber die Kabinen bereits bis 10:00 geräumt sein mussten, noch dazu verdiente der Kaffee seinen Namen nicht und war scheinbar nur dafür gedacht die Leute gleich anschließend in die Bordeigene Starbucks-Filiale zu locken – das nächste mal also ohne!) Wir hatten nicht mehr daran geglaubt aber pünktlich zur Zimmerabgabe kommt die Sonne raus und wir können die restlichen Stunden auf dem Deck verbringen. Schon jetzt genießen wir Norwegen, denn das Schiff schlängelt sich durch die Inseln vor der Küste, manchmal in Rufweite zu den Fischerhäusern.

Der Kapitän hat scheinbar alles gegeben und wir fahren bereits eine halbe Stunde vor dem Plan vom Schiff, direkt in das Gewimmel von Bergen. Erst einmal machen wir uns auf den Weg, die 10km aus Bergen hinaus und zu unserem ersten Campingplatz – Lone Camping.

Mit Blick zum See essen wir einen Happen bevor wir zurück in die Stadt fahren. Unser Ziel sollen eigentlich die Altstadt von Bergen und der Fischmarkt sein. An den Ständen arbeiteten fast ausschließlich junge und vor allem gut gelaunte Menschen aller Nationalitäten.

Für einen kurzen Besuch reicht es, dann macht uns die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung. Line geht es nicht gut, wir tippen auf die Nachwehen der Seekrankheit und brechen unseren Besuch ab – Bettruhe.

Samstag 6.7.

In der Nacht hat es viel geregnet aber morgens ist der Spuk vorbei. Leider sieht es mit Lines Wohlbefinden anders aus. Wir frühstücken kurz und brechen dann unser Lager ab. Es geht weiter zum Naeroyfjord. Zwar sind es bis zu unserem neuen Platz ( Flaam-Camping) direkt am äußersten Ende des Fjords nur 150km aber das heißt ja in Norwegen nichts. Unendliche Tunnel, Kurven und Kreisel später sind wir dort angekommen.

Gesundheitszustand: leider noch schlechter. Die Fahrt konnten wir demnach kaum genießen, ich bin mir jedoch sicher sie lud dazu ein. Der neue Platz ist schön in einer alten Obstwiese gelegen. Die Berge ringsum geben viele Wasserfälle frei, einzig der dauerhafte Ansturm von Reisebussen trübt die Idylle. Diese müssen nämlich die kleine Straße direkt am Platz passieren, um ihre Reisegäste 200m weiter direkt am Fjord aussteigen zu lassen.

Wir beschließen hier zu bleiben, bis alle wieder fit sind. Notfalls kürzen wir unsere Tour hinten raus.

Sonntag 7.7.

Gleich nach dem Aufwachen ein kritischer Blick in Lines Gesicht macht klar, wenn wir heute etwas unternehmen, dann ohne sie. Nach dem Frühstück geht es also mit den Kids auf zum Bahnhof der Flaam-Bahn. Line lassen wir bei Tee und Zwieback zurück. Das Zugticket ist norwegentypisch recht teuer aber die Strecke soll es wert sein, erzählt man sich. Allerdings ist sie so beliebt, dass man beim Ticketkauf die Abfahrtszeit (hoch und runter) mit angeben muss. Ich will oben etwas laufen, die Kinder setzen sich durch und so kaufe ich hoch und runter mit der gleichen Bahn. Die Wagen sind aus längste vergangenen Zeiten aber bequem und jeder hat einen Sitzplatz, wir glücklicher Weise am Fenster. So kann der eine oder andere spektakuläre Blick auch auf der Kamera gespeichert werden. Das Wetter ist heute sehr nordisch, auf Fotos mag ich das ja, die Kinder eher nicht so aber sie nehmen die Stunde aufwärts klaglos hin.

Zwischendurch gibt es einige kleine Haltepunkte, hier können Wanderer ein und aussteigen. An einem großen Wasserfall stoppen wir etwas länger und lassen eine touristische Inszenierung auf uns „wirken“

Zu mystischer Musik tanzt eine (ja was ist es!? Fee, Elfe, Hexe!? Ich weiß es nicht) Dame und soll der Sage nach Männer in den Wasserfall locken. In unserer Runde hatte sie kein Glück, ich habe darauf geachtet! Danach geht es die letzten Minuten hinauf zum Bahnhof. Hier gibt’s leider auch nicht mehr, lediglich 2 Gleise und ein Bahnhofsgebäude. Das andere Gleis bringt Touristen direkt von Oslo hier her, die steigen nun zu und unten wahrscheinlich in ihr Kreuzfahrtschiff.

Wir waren (ohne Line) scheinbar schlecht vorbereitet, denn wir wussten nichts von der Möglichkeit des Radverleihs, daher hier als Tipp für diejenigen, die das hier mal aus Versehen lesen. Es gibt oben am Bahnhof die Möglichkeit sich Mountainbikes auszuleihen und den Rückweg auf einem wunderschönen Weg selbst zurück zu legen – fast nur bergab! Gebucht wird das bereits unten und man spart sich das Ticket für die Rückfahrt.

Und gleich der nächste Tipp: Wenn ihr doch wie wir (vielleicht auch wegen schlechtem Wetter wie bei uns) hoch und runter fahrt, dann tauscht oben am Bahnhof auf die andere Zugseite. Wir fanden 2 nette Holländer mit denen wir tauschen konnten und so hatten wir auf der Rückfahrt die Chance auch die Landschaft der anderen Seite zu genießen! Sogar das Wetter ist gnädig mit uns und schickt die Sonne zum Dienst.

Ehe wir wieder unten sind, ist es Nachmittag und Line geht es zumindest so gut, dass wir einen kleinen Spaziergang ans Wasser machen können. Wir sitzen am Fjord, genießen den Ausblick und die Kinder fordern ihr obligatorisches Urlaubstageseis ein – bekommen sie. Direkt auf dem kleinen Markplatz am Bahnhof gibt es neben Eis auch 6 Imbissstände – 5 davon bieten entsprechend der offenbaren Zielgruppe asiatische Speisen in jeder Form an, einer verkauft Elch- und Rentierfleisch, er beweist uns überzeugend, dass es ihm schmeckt.

Nach dem Abendessen – es ist ja zum Glück ewig hell hier oben – frage ich die Kinder ob sie mit mir noch einen Ausflug zum Stegastein machen wollen. Das ist ein Aussichtspunkt über dem Fjord. Die Kinder lehnen dankend ab, sie wollen lieber das Campingplatzleben auskosten und spielen. Wenn ich ehrlich bin, aber das bleibt unter uns, bin ich nicht böse darüber und starte. Das Wetter sieht sehr verheißungsvoll aus, überlegt es sich aber doch noch und so ziehen dunkle Wolken auf. Entscheidet selbst anhand der nächsten Fotos ob das gut oder schlecht war, ich jedenfalls, war hinterher nass! Schon auf dem Weg zum Aussichtspunkt muss ich immer wieder anhalten und den Blick genießen. Die Massen mit den Reisebussen sind durch, so geht das glücklicher Weise auch.

Ich hoffe noch auf Besserung und lungere eine Weile oben auf dem Parkplatz herum aber die dicken Wolken verziehen sich nur, um neuen Platz zu machen. Die Wartezeit nutze ich um „Schlechtwetterfotos“ zu machen. Eine Auswahl der Besten für euch, fällt mir hier besonders schwer, also müsst ihr da jetzt durch…

Die Rückfahrt gestaltet sich nicht weniger spektakulär und so setze ich, wenn man schon mal allein unterwegs ist, unser Auto in neuem Design nochmal richtig in Szene.

Dabei sprang mir noch ein unkonventionelles Vogelnest ins Auge, welches kurz danach mit wildem Gezeter seitens der Mövenmama wieder besetzt wurde. Sie scheint auch ein Fan von großen Reifen zu sein.

Nun aber schnell zum Rest der Familie…

Montag 8.7.

Juhu!!! Line ist wieder unter den Lebenden und können wieder gemeinsam losziehen. Das tun wir heute auch, nämlich 1,5 Stunden bis zum nächsten Campingplatz, schon die Fahrt dorthin ist wunderbar, vor allem weil wir sie wieder alle genießen können. Wenn es nicht durch gefühlt endlos lange Tunnel geht (unter anderem diesen toll beleuchteten 23km) dann schlängelt sich die Straße eng am Fjord entlang oder wir setzen per Fähre auf die andere Seite über.

Unser heutiges Ziel ist der Campingplatz Kjornes am Sognefjord. Gleich nach dem letzten Tunnel geht eine winzige Straße ab und führt uns zu dem sehr ordentlich angelegten Platz. Super gelegen, uns aber irgendwie etwas zu aufgeräumt. Alle Plätze sind geschottert und irgendjemand ist mit dem Winkelmesser durch das Gelände gelaufen, als er den Platz gebaut hat. Hilft aber nix, denken wir und erfahren dann an der wie immer netten Rezeption, dass der Platz erweitert wurde und 50m weiter hinten eine unparzelierte Wiese ist, auf der wir gern ein Platz aussuchen können. Nun macht sich die kurze Etappe bezahlt, denn wir finden die Wiese fast leer vor und können es kaum glauben als wir ein total ruhiges Plätzchen direkt am Wasser finden – unser Platz für die nächsten Tage.

Die Wege zum Waschhaus und zum Abwaschen sind hier zwar etwas weiter aber hey – das nehmen wir gern in Kauf, für diesen Ausblick. Im Aufbau haben wir mittlerweile auch mit dem Leihwohnwagen eine gewisse Routine und so unternehmen wir nach einem Kaffee mit Aussicht (der erste für Line) noch einen kleinen Ausflug zum Gletschercenter mit Museum in der Nähe.

Die Fahrt dorthin war herrlich, das Center hat uns jetzt nicht so vom Hocker gerissen, aber wir sind uns alle einig – macht ein Kreuz im Kalender – dass wir auf den Gletscher wollen. Die im Museum gesparte Zeit nutzen wir, um uns in der Gegend treiben zu lassen, bevor wir zum Wohnwagen zurückkehren.

Dienstag 9.7.

Das Wetter ist so toll, dass wir schon morgens kurzärmlich draußen frühstücken können. Mitten beim Frühstück macht uns lautes Platschen Aufmerksam. Im Fjord, direkt vor uns, zeigt sich eine Robb. Sie scheint ebenfalls zu frühstücken und wir können unser Glück kaum fassen.

Die Wärme steigt uns Erwachsenen scheinbar etwas zu Kopf. So zumindest wäre zu erklären, dass wir denken, auch unsere Kinder finden den Plan, heute zu wandern, super. Meckern hilft aber nichts. Wir haben den Plan gestern Abend schon ausgefeilt. Wir wollen zum Keippen, einem Berg mit Blick auf den Fjord. Google hat eine Wanderung ausgespuckt, die nicht zu lang ist und auch den passenden Parkplatz dafür (denken wir!). Die Fahrt dorthin wird immer spannender, die Straße ist herrlich gelegen und wird von Abzweig zu Abzweig immer enger. Dann noch schnell mit der Fähre über den Fjord. Natürlich müssen wir kurz warten bis das Schiff kommt und blicken neugierig übers Wasser, als Line ruft ‚Da ist was!!!‘ Irgendwie bin ich blind, ich seh erstmal gar nichts. Alle rufen durcheinander. Alle haben es gesehen, lange bevor ich es dann endlich auch entdecke. Auf dem Fjord schwimmen ganz entspannt eine Gruppe Schweinswale – zumindest wurden wir später aufgeklärt, bis dahin hielten wir sie für Delphine 🙁 . Ich habe es dann doch noch geschafft, wenigstens 2 zu fotografieren.

Die tolle Anfahrt gipfelt in einer Privatstraße mit Mautstation, wobei die Mautstation aus 2 Briefkästen besteht. Oben Umschlag rausnehmen und mit 50NOK (5,-€) befüllen, Kennzeichen darauf schreiben und in den unteren einwerfen. 100m später endet der Asphalt und ich freue mich endlich mal mit dem richtigen Fahrzeug (und dank Delta 4×4 auch mit den richtigen Rädern) unterwegs zu sein. Unser erster Stopp ist dann ein kleiner Gebirgsbach, in dem man herrlich spielen kann – kleine Kinder und große auch!

Danach geht’s weiter hoch. Zumindest, bis der Weg so schlecht wird, dass nicht an ein weiter fahren zu denken ist. Laut der Beschreibung im Netz, sind wir nun am Ausgangspunkt unserer Wanderung. Wenn wir nur wüssten, wo es lang geht. Weit und breit ist kein Wanderweg zu sehen, nicht mal ein Berg, den man in der angegebenen Zeit besteigen könnte. Etwas ratlos laufen wir durch die Gegend, die unbestritten toll ist. Zu allem Überfluss gibt es hier oben (unglaublich) auch kein Netz. Ein Navigieren ist also nicht möglich. Wir beschließen, etwas zurück zu fahren, dort sind ein paar Häuser und wir können fragen. Die erste Familie auf die wir treffen, sind deutsche Auswanderer. Das macht nicht nur die Kommunikation einfacher, sondern begräbt auch unser Projekt Keippen. ‚Mit den Kindern nicht machbar‘ war die fachmännische Meinung der Auswanderer. Dafür gibt es aber einen neuen Wandertipp mit Anfahrtsbeschreibung ins nächste Tal. Zum Glück müssen sie in die gleiche Richtung wie wir und können uns das eine oder andere Mal vor dem falschen Abzweig bewahren. Wir sind im Urlaubsmodus und können uns nix merken. Zum Glück habe ich mir aufgeschrieben wie unser Ziel heißt und so schlängeln wir uns den nächsten ansehnlichen Berg hinauf – kurzer Stopp am Aussichtspunkt…

…und schon geht es auf den Gaularfjellet. Die Landschaft ändert sich schlagartig und man vermutet nicht, dass man vor 10 Minuten noch den Fjord passiert hat. Wir begrüßen kurz die Bewohner der Gegend und machen uns danach auf die Suche nach dem Parkplatz.

Den finden wir schnell, allerdings ist es mittlerweile schon Nachmittag und wir starten zum Wandern?! Ähnlich wie unsere Bedenken, sieht die Lust der Kinder aus. – Zum Glück verfliegt beides und nicht mal die vereinzelten Regentropfen, hindern uns am Weitergehen. Es ist herrlich hier, kleine Bergseen umschlossen von Felsen, Gebirgsbäche mit Steinen zum Balancieren, alte Hütten und immer wieder Schafe.

Irgendwann suchen wir uns einen Picknickplatz und verschlingen, viel später als geplant, unser Essen. Danach geht’s zurück zum Auto, gleicher Weg, trotzdem toll. Danke liebe Auswanderer (wir wissen den Namen leider nicht) für den Tipp.

Als wir am Wohnwagen ankommen ist es bereits Abends. Wir entscheiden uns für das schnellste, was der Kühlschrank hergibt – Tortellini und fallen ins Bett.

Mittwoch 10.7.

Bereits gestern haben wir unseren tollen Stellplatz um eine Nacht verlängert und so können wir heute zu einem Highlight aufbrechen. Als ich aufwache, ist Line bereits draußen. Sie hat Wasser für frischen Kaffee geholt und dann „unserer“ Robbe einen guten Morgen gewünscht. Dabei ist es erst 7… Sie ist doch nicht etwa aufgeregt?

Auch die restliche Meute ist heute recht schnell aufgestanden, denn wir wollen zum Gletscher. Die Tour sollte eigentlich mit dem Kajak über den Gletschersee führen. Nach einem Telefonat mit dem Guide, ist uns das allerdings zu riskant. Die Kinder müssten über 1,5h mit paddeln und Line ist immer noch geschwächt. Wir wählten also schweren Herzens die Motorbootvariante, freuen uns heute aber nicht weniger darauf.

Wir haben uns für die Agentur Icetroll entschieden und so warten wir, nach einer Stunde Fahrt am Gletschercentrum des Jostedal Glacier (der größte Gletscher des europäischen Festlandes) auf Kuba unseren Guide. Die Wartezeit nutzen wir, um das kleine Museum zu erkunden, kostenlos für alle die eine Führung gebucht haben. Es gibt auch einen kleinen Shop, die letzte Chance nach Handschuhen zu schauen. Ha, mitten im Sommer Handschuhe, wer braucht denn so was? Das haben die von Icetroll bestimmt nur aus marketingzwecken in die Mail geschrieben. Trotzdem habe ich bereits im Auto nach Handschuhen geschaut, Line zu Liebe… gefunden hab ich meine es-könnte-jederzeit-ein-Wintereinbruch-kommen-Notfall-Handschuhe und ein Paar Reifenwechsel-Arbeitshandschuhe. Im Laden gibt es tatsächlich Wollhandschuhe, allerdings in „groß“ – kaufen wir. Jetzt hat jeder welche, außer dem schmunzelnden Micha. Kuba kommt pünktlich und nimmt uns in Empfang, wir müssen noch auf eine belgische Familie warten. Die wollten eigentlich schon gestern aber haben die Abfahrt verpasst – irgendwie wie heute. Irgendwann starten wir dann ohne die Belgier, dafür mit einigen fiesen Kajak-Fahrern. Fies natürlich nur weil sie Kajak fahren. Der Tross folgt den Guides immer weiter den Berg hinauf, das Thermometer im Auto ist im Sinkflug.

Dann haben wir die Staumauer erreicht, unsere Autos tauschen wir gegen Schwimmwesten und machen uns zu Fuß auf, die letzten Höhenmeter zu meistern. Dann liegt er vor uns, der Gletschersee und als ob es das normalste der Welt ist, schwimmen Mitte Juli ein paar entzückende kleine Eisbergchen direkt vor uns. Wir „Alten“ sind ergriffen, die Jugend nimmt es irgendwie hin.

Schnell besteigen wir das Boot, mittlerweile ist auch die belgische Delegation zu uns gestoßen. Man hat einfach oben auf uns gewartet – verwirrt aber jetzt egal. Auf geht’s!

Kuba, unser Guide tut es dem Kapitän der Titanic gleich und hält Kurs auf die Eisberge, während wir uns dem Gletscher nähern, so kann ich meinen Zeigefinger durch dauerhaftes Auslöserdrücken warmhalten – guter Mann! Natürlich rammen wir keinen und halten, als wir ankommen noch mehr Sicherheitsabstand zum Gletscher. Im Sommer brechen dauerhaft große Eisbrocken ab. Die wollen wir gar nicht von unten im freien Fall sehen. Also anlegen und ab zum Eis. HALT! In Norwegen, so erklärt uns Kuba, herrscht Seilpflicht! Also bekommen wir neben Steigeisen, alle einen Karabiner und knoten uns, nacheinander alle an ein Seil, bevor es wirklich auf den Gletscher geht. Die folgenden Bilder geben nur einen ungefähren Eindruck des Ganzen. Wir haben ein Dauerlächeln im Gesicht, unserem Kleinsten ist kalt…

Wie ein Expeditionsteam kommen wir uns vor, als wir die ersten Gletscherspalten erkunden. Wenn die Kinder vorsichtig in eine Spalte schauen, natürlich nur nach Anleitung vom Guide, hält Line die Leine so fest, dass sie Mühe haben, überhaupt in deren Nähe zu kommen (man beachte die Leine im nächsten Bild). Jetzt sind alle begeistert.

Neben vielen Informationen hat unser Guide Kuba auch noch was viel interessanteres dabei – heißen Kakao. Spätestens jetzt hat er die Kids auf seiner Seite. Nach einer Tasse (für mich nach 2) machen wir uns auf den Rückweg, jetzt sind wir ja schon alte Hasen…

Auf dem Rückweg legen wir noch ein Picknick im Sonnenschein ein. Der Platz im steinigen Flussbett bot sich einfach an und die Wärme holt uns wieder in den Sommerurlaub zurück. Dann passiert das, worauf unsere Kinder schon lange warten – Nachmittag ist gammeln angesagt.

Ihr wollt wissen wie unsere Tour weitergeht? Hier geht’s zu Teil II

April am Lago Maggiore

April, 2019

Fahrt in den Süden, wenn ihr es warm haben wollt! Kennt ihr diese Sprüche? Wir kommen also aus der Schweiz (Ostern am Vierwaldstätter See) und fahren an den Lago Maggiore. Die Fahrt zum Lago ist entspannend und die Landschaft echt schön, nach 3 Stunden erreichen wir Maccagno, leider fahren wir an der Abfahrt zu unserem Campingplatz vorbei. An Wenden ist hier nicht zu denken, zum Glück kommt 2 Orte weiter ein Kreisverkehr und wir können wieder in Richtung Campingplatz zurück fahren. Jetzt sehen wir auch, warum wir die Abfahrt nicht wahr genommen haben – Abfahrt wäre auch übertrieben, es ist eher eine kleine Gasse. Den kleinen Platz haben wir schon vorab reserviert und uns erkundigt, ob wir auch drauf passen. Ich würde die Mail mal übersetzen mit: ‚lasst euch überraschen‘. Angeblich soll die Einfahrt schwierig werden. Bereits eine Kreuzung vor dem Lago Camp raubt Line jegliche Entspannung der letzten 3 Stunden. Es sind nur Millimeter aber wir kommen rum, an der Einfahrt sieht es ähnlich aus – geschafft! Denken wir, richtig eng wird es erst danach. Hohe Bordsteine, engste Wege und rechtwinklige Abzweige zwingen uns, den Wohnwagen bereits vor unserem Stellplatz, 2 mal abzuhängen und die Mover zu bemühen. Irgendwann und irgendwie schaffen wir es, alle Nachbarn wissen jetzt, dass wir kommen (nichts Neues, eigentlich). Noch schnell das Sonnensegel rein und den Kuchen auf den Tisch – Kaffee! Der Campingplatz ist sehr schön, wir stehen in zweiter Reihe und können den See vom Kaffeetisch aus sehen, alles sehr familiär und nicht so riesig und die Bäder nagelneu und sauber. Direkt vor dem Platz liegt ein kleiner Kiesstrand, wir hoffen auf Badewetter. So mögen wir das!

Während die Kinder am Platz spielen, erkunde ich mit Line noch die nähere Umgebung. Maccagno ist irgendwann Anfang des letzten Jahrhunderts in einen tiefen Schlaf gefallen, so scheint es. Schmale Gassen, alte Häuser, viel grün, nur das Wetter macht Einen auf „hoher Norden“. Zeitgleich posten Freunde Badebilder von der Ostsee, super, wir freuen uns für sie – NICHT!

Am Abend gibt es leckere Pizza, diese kann man direkt an der Rezeption bestellen und dann wird sie heiß im Cinquicento geliefert. Leider treibt uns das Wetter nach innen. Wir hoffen auf Tag 2 am Lago.

Dienstag, 23.4.19

Ostern ist vorbei und das schöne Wetter auch, es regnet. Eigentlich tut es das seit gestern ohne Pause aber wir sind ja keine Weicheier! Ich schicke also Line raus, die Wassersäcke aus dem Sonnensegel drücken. Ich brauche eigentlich immer mindestens einen Regenschauer, um das Segel Regenfest aufzubauen. Hier kommt erschwerend der verdammt kleine Stellplatz hinzu, Schnüre abspannen also sehr schwer. Wenn ihr mitgezählt habt, sind wir gerade bei Punkt 4, gegen unseren großen Wohnwagen angekommen, später mehr dazu! Danach frühstücken wir in aller Ruhe und suchen uns einen italienischen Supermarkt. Line und ich lieben das Angebot hier in Italien und sammeln in unserem Wagen diverse regionale Köstlichkeiten. In einer Ecke entdecke ich einen riesigen Schinken in einem Holzegstell. Wir Männer werden es doch wohl schaffen, diesen anzuheben?! Noch bevor Line ein scharfes Foto machen kann, stürzt das ganze zusammen und fällt mit lautem Schäppern zu Boden. Etwas verwirrt schauen uns die Verkäuferinnen an, lehnen aber meine Hilfe dankend ab, warum wohl?! Da der Regen überhaupt nicht nachlässt, beschließen wir die Gegend mit dem Auto zu erkunden und fahren einfach auf den engen Straßen umher…

Wir folgen einer Serpentinenstraße immer weiter nach oben und hoffen, dass uns im Nebel nichts Großes entgegen kommt. Ausweichen ist scheinbar unmöglich. Ab und zu passieren wir kleine Bergdörfer, nicht gänzlich verlassen aber auch nicht gerade ein touristischer Hotspot. Irgendwann werden die Kinder ungeduldig, sie haben keinen Sinn für das Schöne. Ok, das Schöne muss man heute verdammt weit im Nebel suchen aber ich schwöre, Line und ich sahen es. Also gehts nach unten, ein Cafe suchen. Wieder am Seeufer angekommen finden wir ein nettes Restaurant mit dem Namen Tiffany mit tollem Blick über den See. Die dicken Autos auf dem geschotterten Parkplatz zeigen uns, dass wir hier nicht nach den Preisen für unseren Capuccino fragen sollten. Dafür gibts Kuchenbuffet, Eis und einen Fensterplatz. Alle sind zufrieden.

Es geht zurück zum Wohnwagen, da der Regen gerade nur nieselt, übereden wir die Kinder zu einem kleinen Spaziergang durch die Stadt, auch wenn wir die Gassen von gestern schon kennen (ist ja eine kleine Stadt) sind wir wieder verzückt, die Kinder bestimmt auch, unterdrücken ihre Begeisterung einfach besser.

Erst in der Dämmerung kommen wir nass und frierend zurück und zaubern uns aus den Leckereien ein tolles italienisches Mahl, ein Limoncello darf natürlich nicht fehlen.

Mittwoch der 24.4.

Es regnet, es regnet, es regnet. Langsam trübt sich die Stimmung, daher bleiben wir einfach im Bett. Line hält es als erste nicht mehr aus und stapft 08:15 Uhr mutig in den Regen hinaus. Als wäre das nicht genug, bemerken wir, dass ein Kinderfenster dem Regen nachgegeben hat, es ist feucht und ich muss es erstmal provisorisch kleben (rufe parallel unsere Werkstatt wegen einem Termin zur Reparatur an, achja Punkt 5 ihr wisst). Beim Frühstück halten wir Rat, was wir heute machen. Als erster einstimmiger Punkt auf unserer Tagesliste: Schirme kaufen. Wir haben zwar einen dabei und auch Regenkleidung aber mit Schirm ist’s doch schöner!

Die vielen geplanten Wanderungen verschieben wir – wahrscheinlich – auf unseren nächsten Besuch am Lago. Heute entscheiden wir uns schon wieder für das Auto. Wir wollen unser Glück weiter südlich versuchen und fahren am See entlang. In Santa Catarina del Sasso halten wir trotz des Regens an und gehen ein Stück. Wir wollen uns das in den Stein gehauene Kloster doch ansehen. Der Weg ist nicht weit und das ganze Ensemble ist doch recht sehenswert. Vor allem im Inneren der Kirche gibt es viel zu bestaunen. Die Kinder beeindruckt am Meisten, dass dort die Gebeine des Klostergründers aufgebart sind. Die Kinder dachten bisher, Mumien gibt es nur in Ägypten.

Nach einer Spende und dem Anzünden einer Kerze – ok wir müssen unserem Jüngsten noch erklären, dass man es nicht als Wucher bezeichnen kann, wenn man für seine Spende nur ein Teelicht bekommt – fahren wir weiter Richtung Süden. In Angira suchen wir uns ein kleines schnuckeliges Cafe und haben Glück. Der Latte schmeckt hier so lecker, dass wir glatt 2 trinken, also jeder und die Kinder sind mit ihrem Kuchen (auch 2Stück) glücklich. Und wir haben gleich noch einmal Glück, das Wetter wird etwas besser, es hört sogar auf zu regnen. Wir beschließen daher, zu Fuß den Schildern auf eine Burg, der Rocca, zu folgen die sich am Ortsrand des Ortes befindet. Eine gute Idee, zwar begeistert uns die Kunstausstellung nicht so sehr, die Burg mit ihrem Garten, dem Turm und dem Ausblick dafür um so mehr.

Danach geht es auf direktem Weg zurück, direkt ja aber natürlich nicht ohne Fotostopp. Mögen die Regenwolken uns auch alle nerven, für ein Foto gibts kaum was besseres.

Der nächste Schock erwartet uns bei der Rückkehr. Während sich das Wetter im Süden besserte, wurde der Campingplatz von einem heftigen Sturm heimgesucht. Unsere Nachbarn entschuldigen sich fast dafür, dass unser Sonnensegel zusammengebrochen ist. Es hat die Leinen zerissen und liegt nun auf dem Wohnwagendach. Punkt 6 – jetzt reicht’s! Heute Abend nutze ich das WLAN in voller Bandbreite – ich habe einen Plan! Aber erstmal gibt es heute, selbstgemachte Pizza aus der Pfanne. Das Experiement glückt, trotz kleiner Pfanne prächtig. Wahrscheinlich lag es aber auch an den Zutaten – frisches Olivenöl, sizilianisches Meersalz und frisch geschnittener San Daniel sowie Oliven aus der Region waren unser heutiger Belag. Noch am selben Abend präsentiere ich Line unseren neuen Wohnwagen im Internet. Es gibt doch tatsächlich einen LMC mit Kinderzimmer im Aufstelldach, das spart gut einen Meter Länge und 20cm Breite. Dazu ist er holzfrei und mit 12 Jahren Garantie auf Dichtigkeit wirkt er meiner (gerade entwickelten) Regenphobie entgegen. Wider Erwarten sind schnell alle begeistert und ich mache mich an die Suche (auch den letzten Wohnwagen habe ich quasi im Urlaub entdeckt, böse Menschen sprechen da von Mustern). So endet der Abend suchend für mich und für Line mit einem Buch und Wein.

Donnerstag der 25.4.19

Heute mal kein Regen, dennoch zu frisch, um draußen zu frühstücken. Wir wollen heute das Schiff nehmen, welches uns in 15 Minuten nach Cannobi ans Westufer bringt. Schon von unserem Campingplatz aus lässt sich erahnen, dass es ein schönes Städchen ist und so lassen wir uns auf Wunsch unserer Kinder „treiben“ (wo sie das nun wieder herhaben). Ok, ein wenig steuern wir schon, das merken die beiden aber zum Glück nicht, denn unser Ziel ist eine uralte Brücke aus dem 12. Jahrhundert. Zwischendurch können wir nicht an einem Bäcker vorbei und kaufen leckeres Foccacia (Pizzabrot) und im nächsten Laden Oliven und Öl. Hält allerdings alles nicht lange.

Wir laufen weiter und so langsam schwant es auch den Kindern. Ihr Protest gegen die unerwartete Wanderung wird lauter aber wir treiben sie an, in der Hoffnung, dass es sich lohnt. Und es hat sich gelohnt! Unglaublich, dass ein so zartes Bauwerk schon 800 Jahre dort oben im Felsen steht. Ich bin begeistert, Line auch. Die Kinder – geht so aber sie schimpfen zumindest nicht mehr, sondern lassen Steine über das Wasser springen.

Es ist kalt und regnerisch, das Bergwasser hat ca. 4 Grad aber hey, wenn ich unter der Brücke durch fotografieren will muss ich Opfer bringen und so geht’s danach mit knallroten Beinen, nassen Shorts unter der Jeans weiter. Line und die anderen Wanderer hat’s gefreut!

Wir genießen den Augenblick und machen das, was wir am Besten können – Picknick. Als es wieder zu tropfen beginnt, machen wir uns auf den Rückweg. Auch heute sollen es wieder über 12km werden. Wir haben schon echt tolle Kinder, dass sie das meist klaglos mitmachen. Durch die tollen Gassen geht es zurück an den See. Wir haben nun die Möglichkeit gleich mit dem Schiff zu fahren oder noch Eis zu essen und Kaffee zu trinken. Ratet mal! Wir fahren also 17:30 Uhr mit dem Schiff zurück.

Der Regen wird wieder stärker und wir nehmen vom Schiff den kürzesten Weg in den Wohnwagen. Tee, Nudeln, Film – das ist die Reihenfolge der folgenden Aktivitäten.

Freitag, 26.04.19

Line schreibt in ihr Urlaubstagebuch: ‚Geht eigentlich noch mehr Regen? Ja es geht!‘ Und genauso ist es. Wir bleiben noch länger im Bett, frühstücken noch ausgiebiger und lassen uns von den Kindern zu einem Regenfilm überreden. Ich nutze den Regen zu weiteren Wohnwagenrecherchen. Wir kriechen ins Bett zurück und überlassen den Kindern, die Couch – schwer zu ertragen, wir wollen doch raus und was sehen! Nach Sturm, Hagel und Starkregen wird es gegen Eins etwas heller. Unser Kleinster ist fest entschlossen weiter Ninjago-Staffeln zu schauen. Soll er, wir aber müssen raus. Unsere Wege trennen sich also für die nächsten 2 Stunden und wir begeben uns…. wieder mal… mit dem Auto zum Lago Delio. Die Straßen dorthin sind wieder spektakulär, eng und verschlungen, schmiegen sie sich an den Berg, immer wieder geben sie den Blick auf den Lago Maggiore frei.

Der See – ein Stausee – ist enttäuschend und so verweilen wir nicht lange, sondern nutzen die letzten Liter Diesel im Auto, um in die Nähe des Bergdorfes Piero zu kommen. Dazu müssten wir allerdings noch mindestens 60 Minuten laufen, das ist uns mit dem Kind im Wohnwagen zu lange. Fotos aus der Ferne müssen also reichen. Zwischendurch können wir sogar mal die Sonne erahnen! Heute dient der geliehene Amarok mal ausgiebig als Fotomodel…

Danach gehts schnell zurück zum Kind, die Sorge war unbegründet, er liegt noch so wie wir ihn verlassen haben. Trotzdem gibts erst mal Fika. Danach gammeln wir ein wenig und quatschen. Der Gedanke an einen neuen Wohnwagen wird immer klarer, auf einmal reden wir nicht mehr vom Herbst, sondern davon, dass es eigentlich cool wäre, ihn schon im Sommerurlaub zu haben – mein Ehrgeiz ist geweckt! Am Abend gehen wir aus. Wir nehmen nicht die Pizzeria neben dem Platz sondern laufen ein Stück in den Ort und ergattern gerade noch einen Tisch im Ristorante Concordia. Zu unserer Überraschung wählen die Kinder Käse- und Schinkenplatte als Vorspeisen aus, eine sehr gute Wahl!

Satt und glücklich (einen Espresso gab es natürlich auch) machen wir uns auf den Rückweg, die Gedanken zwischen dem leckeren Essen und dem Limoncello im Kühlschrank.

Samstag der 27.04.19

Man glaubt es kaum, die Sonne scheint! Wir beschließen diesen Tag am See zu genießen und pumpen nach einem gemütlichen Frühstück Lines neues SUP auf. Anschließend paddeln wir alle 4 abwechselnd über den See, unterbrochen nur von Obst zum Mittag. Davon brauchen wir mehr!

Nachmittag spazieren wir in den Ort und essen ein leckeres italienisches Eis, schauen den Kletterern an der Felswand zu und genießen die zurückgewonnene Wärme.

Am Abend wird gegrillt und natürlich weiter SUP gefahren, wir kosten jeden Sonnenstrahl aus!

Sonntag der 28.4.19

Uns weckt die Sonne und wir wollen heute endlich wandern. Vergessen sind die Regentage, wir sind voller Energie, nur unsere Kinder müssen wir heute etwas zu ihrem Glück zwingen. Gegen 10 sind wir aber startklar und verlassen den Campingplatz immer bergauf, uralte steinerne Wege entlang. Der Weg ist anstrengend und soll eigentlich in 1,5 Stunden ans Ziel, Luino führen. Die Zeitangabe ist aber Utopie! Wir finden einen der herrlichen Aussichtspunkte und machen erstmal Picknick, im Moment ist es egal, dass aus den 7km doch 13 werden, noch dazu 500 Höhenmeter, erstmal genießen wir alle den Blick. Auf dem Weg konnten wir einen Imker beobachten, der scheinbar seinen Bienen auch einen Seeblick gönnen wollte, ob man das am Honig schmeckt?

Danach geht es erst einmal wieder runter bis direkt an den See, dabei druchqueren wir eine alte verlassene Siedlung, die Natur hat längst wieder Besitz ergriffen, die Kinder finden es toll und lassen sich in die Ruinen locken.

Leider geht es danach genauso steil wieder hinauf. Wir wissen mittlerweile, dass die Längenangabe für die Straße galt, die direkt am Ufer die beiden Orte verbindet. Die Kinder lockt nur noch das Versprechen auf ein Eis weiter. Am frühen Nachmittag beginnen wir also Abstieg Nr.2. Unser Weg führt uns, so denken wir, durch die Gärten eines alten Schlosses. Wir treffen den Besitzer des Gartens, der uns sofort allerlei interessante Dinge erzählt. Er fängt an mit den ursprünglichen Burgherren und endet damit, dass Siebenschläfer nur die Kerne seiner Weintrauben essen und daher auch das Interesse an den kernlosen Exemplaren sehr hoch ist. Wir verabschieden uns und machen uns auf den Weg. Scheinbar haben wir ein Schild übersehen, erst beim Fotos ansehen, entdecken wir das „Durchgang verboten“-Schild. Es hat sich aber gelohnt.

Von hier ist es nur noch ein Katzensprung. Wir steuern die erstbeste Gelateria an und genießen unser Eis in Luino. Aus Mittag um 12 ist nun 14:30 Uhr geworden. Beim Eis essen verpassen wir unser Schiff zurück nach Maccagno. Warten, Bus oder Bahn? Nach kurzem Disput beruhige ich mich wieder und wir schlendern durch die Stadt bis das nächste Schiff kommt. Weit kommen wir aber nicht, denn wir entdecken eine tolle kleine Bäckerei mit Cafe. Wir können die Kinder überzeugen und bestellen uns einen leckeren Americano (eigentlich wahrscheinlich ein 8facher Espresso… aber sooo gut). Die Kinder bestaunen die kunstvollen Kuchen und Torten, Sieger der Herzen wird eine Einhorntorte. Zum Glück lassen sie sich darauf ein, dass wir nur Mandorlinis mitnehmen, die sehen lecker aus und sind es auch!

Den Abend beschließen wir bei leckerer Pizza, Espresso und zum Nachtisch werden natürlich die mitgebrachten Mandorlinis geteilt.

Montag der 30.4.2019

Heute ist der Tag der Abreise, wir hatten geplant in 2 Etappen nach Hause zu fahren, ganz entspannt und vielleicht noch was Schönes unterwegs anschauen. Gestern Abend kam uns allerdings die Idee, den Lago Maggiore direkt mit dem Gardasee zu vergleichen. Vom letzten Herbsturlaub am Gardasee kennen wir dort einen angenehmen Campingplatz der schnell von der Autobahn zu erreichen ist. Also geht es heute nicht nach Norden, sondern erstmal Richtung Osten. Alle freuen sich, im Herbst war es schön, das schürt die Freude. Wir zirkeln den Wohnwagen aus dem Platz und starten auf die 300km Etappe. Ohne Stau und Stopp kommen wir an und sind schon Mittag am Gardasee. Erstmal einkaufen und mit den lokalen Leckereien eindecken. Ein kleiner, schneller Imbiss im Wohnwagen und danach überlegen, wie der Tag enden soll. Wir entscheiden uns, nach Lazise rein zu laufen und die Stimmung zu genießen. Es sind deutlich mehr Touristen hier, als im Oktober aber gerade noch verträglich. Wir ziehen wieder einmal durch die Gassen, essen Eis, trinken Kaffee und lassen uns dann mit Blick auf den See einen Aperol Spritz schmecken. Die Kinder spielen solange mit den Wellen des Sees, die aufgrund der starken Regenfälle der letzten Tage über die Promenade schwappen.

Der letzte Tag im April ist auch unser letzter Urlaubstag. Traditionell schlendern wir noch einmal zum See hinunter, um uns zu verabschieden und starten dann kurz nach 10 Uhr Richtung Heimat. Die Fahrt führt über den Brenner, landschaftlich eine tolle Route. Dieses Mal haben wir jedoch kaum Augen dafür. Mittlerweile habe ich den passenden Wohnwagen für uns gefunden. Ein Händler hat noch einen im Vorlauf, wenn wir ihn noch vor dem nächsten Urlaub haben wollen, müssen wir bis Ende April konfigurieren und bestellen – das heißt: heute! Während ich also unser Gespann den Brenner hoch ziehe, liest uns Line den Ausstattungskatalog vor. Bevor wir Insbruck passieren haben wir das Geschäft telefonisch fest gemacht. Wenn wir zu Hause sind, heißt es warten und natürlich unseren Dicken reparieren lassen und verkaufen.

Fazit: Kommen wir nochmal an den Lago Maggiore? Bestimmt. bei hoffentlich besserem Wetter und mit einem kleineren Wohnwagen. Schön war es!

Weitere Blogs von Familien die mit Kindern Campen findet ihr in der Blogparade von unterwegsmitkind.de

Ostern am Vierwaldstätter See – ein Experiment!

June 2, 2019

Pfingsten ist Römö Zeit! Seit ich campe, fahre ich Pfingsten zum Kiten nach Dänemark. Seit Line dabei ist, fährt sie auch Pfingsten nach Römö. Wir genießen diesen einen Urlaub im Jahr, bei dem wir alles kennen, selten neues Entdecken aber viel Zeit für die Natur und natürlich für das Kiten haben. (siehe unser Römö-Blog). Was genau musste schief laufen, dass wir 2019 mit dieser Tradition brechen?! Die Frage muss allerdings lauten, wer hat das verbrochen, dass wir in Sachsen-Anhalt dieses Jahr keine Pfingstferien haben. Dafür 2 Wochen Ostern, braucht keiner, will keiner – so zumindest unsere Einstellung. Also mussten wir dieses Jahr neu planen. Römö im April war uns zu riskant, es musste was Südliches her. Die Route nach Kroatien war quasi schon fix, als Freunden kurzfristig ein Hausbau dazwischen kam. (kann ja Jedem mal passieren) Zeit, neu zu überlegen – Schweiz wäre nett und dann weiter an den Lago Maggiore – Einstimmig angenommen!

Ich starte am Gründonnerstag erstmal früh halb 6, um den von Volkswagen Nutzfahrzeuge gestellten Amarok V6 aus Hannover abzuholen. Scheinbar bin ich nicht allein aufgeregt. Unser Jüngster hätte ausschlafen können, wartet aber bereits im Bad auf mich – er verkündet: ‚ich komme mit!‘ Ok, er ist wohl genauso gespannt auf die 258PS des Amaroks. Line muss noch ein paar Stunden arbeiten, so trudeln wir alle gegen Mittag wieder ein. Da der Wohnwagen bereits gepackt vor dem Haus steht und das daheimgebliebene Kind Schnittchen geschmiert hat, können wir dann gleich los. Unsere Entscheidung statt der A9 die A71 zu nehmen, bringt uns in die angenehme Situation den Osterverkehr, vor allem im Radio zu verfolgen, bei uns rollt es. Der Luxus des Campens ist ja, dass man auch zwischendurch bequem übernachten kann und so steuern wir kurz nach 17:00 Uhr den Campingplatz am Haselbachsee ( Camping Sonneneck am Haselbachsee ) an.

Wir sind überrascht wie schön es hier, so nah an der Autobahn ist, fast sind wir gewillt länger zu bleiben, ok es lockt die Schweiz aber sonst…

Wir bekommen einen schönen Platz mit Seeblick und spazieren nach dem Aufbau (ok nur abgehängt und stehen lassen) ein kleines Stück am Ufer entlang. Der See lockt nicht nur Camper an, sondern neben diversen Gänsen auch Biber. Wir kommen in den Genuss, uns einen Biberbau ganz aus der Nähe anzusehen, danach gehts zum campingeigenen Griechen.

Nach einer angenehm ruhigen Nacht geht es morgens weiter Richtung Süden, allerdings nicht ohne unseren Jüngsten aus dem Bett zu bitten, nach einer gefühlten Ewigkeit sitzt er seelenruhig am Tisch und untersucht sein Marmeladenbrötchen. Auf was werden wir nie erfahren, während die Mädels die Haare richten, wirken die Männer mit Bart – einer von beiden ist sogar echt. Auf die Idee, Ostern am Bodensee zu verbringen, sind scheinbar noch ein bis zwei andere Camper gekommen. So musste unser zweiter Zwischenstopp (Campingplatz ausgebucht…) ausfallen. Zum Tanken fahren wir trotzdem kurz raus und sind froh, dass es so kam und wir schnell wieder weiterfahren können. Lindau ist voll von Menschen – zu viele, für unseren Geschmack. Während ich tanke, besorgt Line das Pickerl für die Schweizer Autobahn. Erst auf dem Campingplatz in der Schweiz soll uns auffallen, dass die Wohnwagen auch alle so einen modischen Aufkleber tragen. Alle, bis auf unseren! Wir hoffen, dass nicht noch Post kommt, nun sind wir schlauer!

Mittagspause machen wir, dank einer schwachen Kinderblase, auf einem Autobahnrastplatz – dem schönsten, den wir bisher hatten. Unter alten blühenden Kirschbäumen, mit Blick auf einen schönen See in den Bergen. Wenn man es schaffte, die Autobahn im Rücken auszublenden ist es schon Urlaub, mit leckerem Kaffee und Butterbrezeln.

Der Rest der Fahrt ist ein Kinderspiel und ich bereue es nach den ersten alpinen Steigungen schon, dass ich den Amarok nach den 2 Wochen wieder abgeben muss, 3.0 sind eben einfach mal ein Liter mehr, von den 80PS mal abgesehen. Erst als wir von der schön ausgebauten A17 auf eine kleine verträumte Seestraße abbiegen, bemerke ich unsere knapp 14Meter Länge und 2,5m Breite wieder. Das ganze steigert sich, als die Felsen zur rechten nur in einer Art Halbkreis aus dem Berg gehauen sind. Da müssen wir jetzt durch und hoffen, dass die vielen Motorradfahrer auch mit uns rechnen. Alles geht gut und wir werden mit einem tollen Platz belohnt. Reserviert hatten wir einen Tersassenplatz auf dem Campingplatz in Vietznau  und sind uns daher beim Seeblick sicher. Vor dem Genuss dr Aussicht kommt der zweite versteckte Hinweis: Die Art zu Reisen passt gerade nicht mit der Wahl des Wohnwagens zusammen. Die Zufahrt zum Terassenplatz hat einen heftigen Absatz, das metallische Schleifen der hinteren Wohnwagenstützen lockt einige Campernachbarn kopfschüttelnd auf den Weg – Gehts? Muss ja! Der Platz entschädigt dafür, ringsum imposante schneebedeckte Berge und vor uns der türkisblaue See – wir sind da! Wir haben noch nicht ganz abgehängt, da sind die Kinder schon im Pool verschwunden (zur Erinnerung, wir haben den 19.4. und befinden uns in den schweizer Alpen). Wir trinken erst mal einen Kaffee und plündern unseren Römö-Kuchen (etwas Tradition haben wir gerettet).

Am Abend schlendern wir noch ein wenig durch den Ort, irgendwie ist hier noch alles im Winterschlaf, die Läden und Restaurants zu, die Fußwege hochgeklappt aber schön!

Ostersamstag

Lines innerer Wecker scheint noch auf Dienstbetrieb zu stehen (in ihrem Reisebuch wird sie behaupten, mein Schnarchen hätte sie geweckt) und so vergrault mich ihr Föhn – ich will mir gar nicht vorstellen, was sie vorher schon alles gemacht hat. Was solls, raus und Brötchen holen. Die schweizer Preise können uns nicht schocken, wir sind von Römö ähnliches gewöhnt – ohne frische Brötchen ist es aber kein Urlaub. Beim Frühstück schmeißen wir dann sogar noch unsere Heizung an, irgendwie unreal, dass wir gestern im Pool waren. Wir haben gestern Abend die Schifffahrtspläne studiert und fahren heute mit dem selben nach Luzern.

Unser Plan: durch die verträumten Gassen schlendern, guten Kaffee trinken, das beste Eis der Stadt finden und entspannen. Wir stellen jedoch fest, dass Luzern nicht nur größer als gedacht ist, sondern auch beliebter. Nach unserem Weihnachtstripp nach Rovaniemi in Finnland ein nächster Hotspot asiatischer Schnellreisegruppen. Aber sie haben ja recht, es ist schön hier!

Wir verlassen das Seeufer und die berühmten Brücken, somit auch die Menschenmassen. Im Ort geht es steil bergauf immer Richtung Stadtmauer, von oben hat man einen tollen Blick auf den See, die Stadt und natürlich die verschneiten Berge ringsum.

 Von oben entdecken wir ein Restaurant auf einer kleinen Dachterasse, von dort aus hat man sicher einen tollen Blick über Luzern – sieht toll aus, sicher nicht bezahlbar – Schweiz halt.

Auch wenn es hier oben wesentlich entspannter zugeht wollen wir zurück. Uns fehlen die Ruhe und das Meeresrauschen von Römö. Wir schlendern also Richtung Hafen, es ist allerdings Mittagszeit und Hunger macht sich breit. Wir befürchten, dass sich unsere Vorliebe für kleine idyllische Restaurants nicht mit unserem Budget verträgt und gehen daher offenen Auges durch die Gassen. Ein Plakat macht uns aufmerksam und bietet bezahlbare Speisen in der obersten Etage eines großen Kaufhauses an – eigentlich nicht gerade das, was wir im Urlaub mögen aber ein Versuch ist es wert. Was soll ich sagen – am Ende ist es sehr lecker, alles frisch und wir sitzen auf genau der fotografierten Dachterasse und ja, der Ausblick ist toll! Danach geht es mit dem Schiff zurück, wir entspannen wieder langsam und freuen uns auf Pool und Kaffee. Dazu gibt es noch eine Runde Tischtennis mit den Kids – Win-Win (also ich hab gewinne und sie sind glücklich, dass ich mit ihnen spiele). Belohnt werden wir erneut mit einem tollen Sonnenuntergang über dem See. So kann das Wetter bleiben.

Ostersonntag, wir lassen es ruhig angehen. Nachdem wir das obligatorische Eiersuchen erstmalig auf einem Campingplatz hinter uns haben, können wir frühstücken. In Schweden haben wir gelernt, dass eine Wanderung nicht immer früh beginnen muss. Wir lassen uns also Zeit, spielen, malen, lesen und genießen den Blick auf den See. Uns erwartet heute ein kleines Highlight. Wir wollen mit der leuchtend roten Zahnradbahn Rigi Kulm auf den gleichnamigen Gipfel fahren. Ich hatte irgendwo einen Bericht gelesen, dass es bei einsetzender Dunkelheit ein besonderes Spektakel sein soll, dort oben zu sein. Aus diesem Grund starten wir erst 13:00 Uhr. Vorher kann ich schon am Bahnhof direkt am See meine Vorfreude steigern.

Die erste Entäuschung kommt, als wir einsteigen. Nein, nicht in den tollen alten und feuerroten Wagen, sondern in einen modernen, blauen – warum tut man so etwas??? Es hilft aber nichts, wenn wir hoch wollen, müssen wir rein. Wir haben ein Tagesticket und so können wir aus- und einsteigen, so oft wir wollen. Also, nutzen wir das. Wir steigen aus und steigen ein Stück hinab, die Schilder machen auf ein Felsentor aufmerksam, das wird unser erstes Ziel. Der Durchgang durch die verkeilten Felsen ist deutlich beeindruckend. Auch der sich im Anschluss eröffnende Ausblick auf den See direkt dahinter, ist toll. Direkt am Felsentor gibt es eine kleine Selbstbedienungswirtschaft und Selbstbedienung meint hier das volle Programm, vom Einschenken bis zum Bezahlen (oder man füllt einen Abbuchungsauftrag aus und wirft ihn ein.) Die Einladung zur offenen Meditation am Abend lehnen wir heute ab, wir wollen schließlich nach oben!

Wir steigen eine Station tiefer wieder ein, diesmal haben wir Glück und es ist die richtige Bahn: alt, kult und vor allem rot! Damit geht es diesmal bis ganz nach oben. Mittlerweile ist es Nachmittag und wir hoffen auf einen Kaffee in einer urigen Berghütte.

Da der Fahrplan (er wechselte exakt an diesem Tag) für uns unerklärliche Aussagen zum letzten Zug ins Tal enthielt, fragen wir jemanden, der sich auskennen sollte, den Zugführer. Dazu möchte ich sagen, dass alle Angestellten hier entspannt und superfreundlich sind – auffällig! Er erklärt uns, dass aus unseren Nachtfotos vom Berg wohl nichts wird, auch von unserer geplante Wanderung zur Käsealm rät er uns ab. Der Weg ist länger als erwaret und in der Dämmerung nicht zu empfehlen.

Naja, dann wenigstens Abendessen auf dem Berg? Nix da, das Restaurant – es erinnert stark an die Bergrestaurants in großen Skigebieten – schließt 18:00, logisch danach fährt ja auch keine Bahn mehr. Anders als im Fahrplan geschrieben. Wir trinken also wenigstens einen Kaffee – auch der war nicht gut! Was nun? Kinder fragen? Keinesfals, dann müssen wir ja zurück. Also tagt der Geheimrat. Wir beschließen, bis Kaltbad (quasi die Mittelstation) zu laufen, dort unten zu Abend zu essen und dann mit dem letzten Zug hinab zu fahren. Die Wanderung bei herrlichem Wetter entschädigt für das kulinarische Fiasko und wir genießen die Zeit. Auch die Kinder sind endlich im Flow und laufen wild erzählend mit.

 Immer wieder bestaunen wir die riesigen Krokus-Teppiche auf den Wiesen, teilweise liegt sogar noch Schnee.

 So langsam neigt sich der Tag dem Ende und wehmütig denke ich an meine Nachtfotos. Allerdings legt sich die Sonne nochmal so richtig ins Zeug und beschert uns auf den letzten Höhenmetern bis zur Bahnhaltestelle, tolle Augenblicke. Die Kinder merken das allerdings meist nur daran, dass wir ständig stehen bleiben und wahlweise ganz tief durchatmen (genießen) oder Fotos machen.

Gut gelaunt kommen wir in Klatbad an und stellen fest, dass auch hier noch niemand bemerkt hat, dass der Winter vorbei ist. Soll heißen, keine einzige Gaststätte hat auf, nichts! Was ist los mit euch Schweizern? Geht ihr Ostern nicht aus? Wir sitzen also die nächste halbe Stunde hungernd an der Haltestelle. Wir nutzen die Zeit, um gedanklich unsere Reserven im Kühlschrank durchzugehen – zum Satt werden wird es reichen. Viertel Neun kommt dann der Zug und wir fahren zurück zum Campingplatz. Dort gibt es dann ein reichhaltiges Buffett aus Linsensuppe, Kartoffelsalat, Knäckebrot, Käse und Würstchen. Nach knapp 15km wandern schmeckt es allen gut. Heute läuft nix mehr, außer das Wasser ins Abwaschbecken.

Ostermontag, wir wollen weiter. Der Wetterbericht sagt uns allerdings, wir sollten lieber hier bleiben. Wir überlegen, aber der Platz in Italien ist reserviert… Nach unserem Aufsetzer bei der Anreise hat uns der Platzbesitzer angeboten, mit seinem Nobel-Rangrover und Luftfahrwerk den Wohnwagen nach oben zu ziehen. Er ist der Meinung, er könnte seinen Wagen so weit absenken, dass er ohne aufzusetzen hoch kommt. In mir macht sich ein Kampf breit: ‚hoffentlich schafft er es und der Wohnwagen kommt unbeschadet oben an‘ kämpft gegen ‚der blöde Range ist doch auch nichts besseres als unser geliebter Amarok‘. Am Ende schafft er es auch nicht und wir müssen wieder abhängen. Line kennt das Spiel schon und stellt sich als Gallionsfigur vorn auf die Deichsel (damit das Stützrad beim steilen Hang auf der Erde bleibt) während ich den Wohnwagen per Mover das enge steile Stück herauf manövriere. (Punkt 2 zum Thema Wohnwagengröße vs. Vielfahrer).

Kurz darauf erklärt die nette Dame in unserem Navi, dass wir erneut genau die enge Straße nehmen müssen, auf der wir gekommen sind. Einziger Trost, die Felsen sind diesmal nicht auf unserer Fahrspur.

Nutzen wir die Autobahnetappe nach Italien noch für ein kleines Zwischenfazit: Die Schweiz hat uns sehr gefallen, die Gegend um den Vierwaldstätter See auch, hier kommen wir bestimmt noch mal her und schauen uns mehr von der herrlichen Natur an. Nur mit den Hüttengewohnheiten der Schweizer kommen wir noch nicht klar, da haben die bisher besuchten österreichischen und italienischen Teile der Alpen, gefühlt mehr zu bieten. Das nächste Mal werden wir uns sicher auch Schweizer Franken besorgen (verwöhnt vom Bezahlen in € oder dauerhaft Kreditkarte in den skandinavischen Ländern).

Wir sind unterwegs nach Italen. Was uns dort erwartet könnt ihr hier weiterlesen.

Weihnachten am Polarkreis

January 13, 2019

Es war exakt am 3.Oktober 2018, die Kinder waren bei der Oma, damit wir in Ruhe den Wohnwagen für unsere Tour zum Gardasee packen können. Das ging schneller als erwartet und so saßen wir Nachmittag in einem kleinen Cafe unserer Heimatstadt und träumten vom Urlaub. Line erwähnte, dass es bestimmt toll wäre, an Weihnachten einfach mal weg zu fahren. Einfach raus, statt Weihnachtsbaum und 3 Tage Braten am Stück. Es dauerte keine 10 Minuten und unsere Träume waren so konkret, dass wir mal ganz zwanglos nach einer Fähre Richtung Schweden schauten. Noch vor dem Abendessen buchten wir. Die darauffolgende Nacht konnten wir beide kaum schlafen, so aufgeregt waren wir.

Was hatten wir vor? Unser Plan war, dass wir am 21.12. nach der Arbeit Richtung Rostock starten und dann die Nachtfähre nach Trellebourg nehmen. Wenn alles klappt, wären wir genau am 24.12. in Rovaniemie beim Weihnachtsmanndorf in Finnland.

Dank meiner Zusammenarbeit mit Volkswagen Nutzfahrzeuge (Achtung Werbung 😉 ) bekamen wir pünktlich einen Tag vor der Abreise einen aktuellen Amarok vor die Tür gestellt und ich konnte packen. Wir merkten schnell, wie verwöhnt wir vom Campingurlaub sind. Diesmal muss alles in Taschen und all die kleinen Dinge, die sonst dauerhaft im Wohnwagen auf ihren Einsatz warten, müssen eingeladen werden. Ich kaufe schnell noch eine Schneeschaufel (das ist gar nicht so einfach in einem Baumarkt der Provinz, zum Glück haben wir einen perfekt sortierten Händler, der mir diese über Nacht bestellt), da ich gelesen habe, dass diese in Schweden im Winter Pflicht ist. Pünktlich starten wir also am Freitag den 21.12. von zu Hause. Vorn auf dem Armaturenbrett leuchtet der Miniweihnachtsbaum und wir kommen erstaunlich staufrei an Berlin vorbei, nach Rostock. Wir stimmen uns schon mal mental auf die Verpflegung der nächsten Tage ein und essen Abendbrot bei MC D. Danach geht es an den Skandinavienkai.

Wir haben erstmals eine Kabine, da wir uns entschieden haben, die Nachtfähre zu nehmen. Rationell betrachtet sicher eine gute Entscheidung, für uns trotzdem nicht optimal. Die Fähre legte 22:30 Uhr ab. Die Kinder waren natürlich entsprechend aufgedreht und alle brauchten eine Weile, ehe sie in unserer 4’er Minikabine zur Ruhe kamen.

22.12. Wir sind in Schweden

Gegen 5:00 Uhr erfolgt dann bereits die erste Durchsage, dass wir bald anlegen. Müde kriechen wir aus den Federn und geraten leicht in Panik, als wir auf den Flur treten. Alles leer! Nur das Reinigungspersonal ist schon fleißig bei der Arbeit. Wir sprinten also los, Entwarnung! Am Parkdeck geht es wieder ganz entspannt zu und wir sitzen noch 15 Minuten im Auto, bevor es endlich auf schwedischen Boden geht. Müde und hungrig beginnen wir also den zweiten Tag. Wir steuern recht zügig auf eine Möglichkeit zum Frühstück zu. Aufgrund fehlender Alternativen (der Uhrzeit geschuldet) landen wir erneut bei MC D…

Unsere heutige Etappe hält keine großen landschaftlichen Besonderheiten bereit, sie dient einzig dem Zweck, in den Norden zu kommen. Wir folgen immer der E4 Richtung Stockholm, unserem heutigen Tagesziel. Im Radio läuft eines der unzähligen Hörbücher, welche ich für die Fahrt zusammen gesucht habe. Unser Jüngster fordert den Akku des Tablets heraus (da wir nicht mit eigenem Auto unterwegs sind, gibts keine Fernseher im Auto). Das anschließende bedrohliche Einfordern einer Toilette durch den Jüngsten, lässt uns von der Hauptstraße abbiegen. Mittlerweile haben wir auch die Schneefallgrenze hinter uns gelassen und zack – Schwedenurlaub! Die Nebenstraße ist nicht geräumt, das Örtchen Väderstad liegt verträumt im Schnee. Die einzige auffindbare Toilette befindet sich in einer herrlichen Bäckerei mit angeschlossenem Cafe ( Väderstad Centralkonditori). Gleich um die Ecke gibt es noch einen Lopies (Trödel)- wir sind angekommen (nur bildlich) und glücklich. Auf den folgenden Bildern seht ihr nicht etwa ein fremdes Wohnzimmer, nein, das war die Gaststube in der ersten Etage…

Nach Kaffee und heißer Schokolade geht es weiter Richtung Norden. Während ich die schnurgerade Straße im Blick behalte, sucht Line im Handy (EU-Roaming sei Dank) immer mal wieder nach etwas Sehenswertem, ohne die Strecke zu stark zu verlassen. In Linköpping wird sie fündig und wir begeben uns auf die Suche nach dem historischen Stadtkern. Der Weihnachtsmarkt findet leider nur an ausgewählten Tagen statt (heute nicht). Es wirkt dennoch alles, wie in einer Weihnachtsgeschichte. Wir ziehen durch die meist menschenleeren, uralten Gassen. Überall verstecken sich kleine Läden und Cafés. Die Kinder trotzen der Kälte spielend und wir genießen die Bewegung, bevor wir wieder mit rot gefrorenen Nasen im Auto sitzen.

Weiter geht es ohne Zwischenstopp bis in unser erstes Hotel. Unsere Unterkünfte hatten wir im Netz vorab gebucht und so stießen wir in diesem Urlaub, recht oft auf Hotels der Sandic Kette, diesmal das Scandic in Sollentuna.

Sehr schick eingerichtet, sauber und was unsere Kinder besonders freute, mit Schwimmbad und Sauna (leider immer getrennt für Männlein und Weiblein). Die Sauna, nutzen wir trotzdem und spielen anschließend in der tollen Lobby des Hotels eine Runde Karten. Als erfahrene Picknicker essen wir Abendbrot (Knäckebrot, schwedischen Käse und Österreichische Kaminwurzen) auf dem Zimmer. Wir gehen schnell ins Bett, die Nacht auf der Fähre gilt es aufzuholen. Am nächsten Morgen starten wir mit einem tollen Frühstück und unser Jüngster entdeckt seine Lieblings-Frühstücks-Speise: Köttbular. Auch sonst ist alles vorhanden, was man sich wünscht. Das Hotel ist eine klare Empfehlung auf dem Weg Richtung Norden, oder auch für einen Ausflug nach Stockholm.

23.12. quer durch Lappland mit Fika bei neuen Freunden

Wir  starten kurz nach 9 Uhr weiter Richtung Norden. In der Nacht hat sich noch ein leichter Schneehauch auf das Auto gelegt. Die Straßen sind unproblematisch. Es soll heute wieder eine recht lange Etappe werden (morgen ist schließlich schon Heiligabend). So haben wir zwar kaum Zeit, von der Hautpstraße abzubiegen aber auch so ergeben sich immer wieder faszinierende Blicke, auf die verschneite Gegend. Erstmals bestaunen wir auf dieser Etappe die tollen Farben, welche die dauerhafte Dämmerung mit sich bringt und ja, manchmal müssen wir zumindest kurz die Haupstraße verlassen… für ein oder zwei Fotos…

Heute soll sich wieder einmal die unglaubliche Gemeinschaft der Amarokfahrer unter Beweis stellen. Ich poste in den Vormittagsstunden ein Bild unseres Amaroks auf der Brücke (oben) und keine 5 Minuten später erhalten wir von Robert eine Einladung zur Fika. Ich gestehe an dieser Stelle, dass wir das Wort Fika nicht kennen und erstmal googeln müssen.

Warum eigentlich nicht? Fika beschreibt so ziemlich genau das, was wir im Urlaub dauerhaft machen. Unabhängig von der Tageszeit Kaffee trinken und Kuchen essen. Dieses Wort wird ab diesem Zeitpunkt zu unserem Lieblingswort und soll uns auch, ab jetzt an jeder Ecke begegnen.

Wir überlegen kurz und versichern uns nochmal, ob Robert, den wir bis dahin nicht kannten, es auch ernst meint. Er meint es ernst! Für uns bedeutet es nur einen unbedeutenden Umweg. Zusätzlich gibt uns dieser kleine Umweg die Chance, die kleinen schwedischen Straßen zu genießen. Wir sagen zu und genießen jeden Meter, bis zum Haus. Wie viel Glück kann man eigentlich als Auswanderer bei der Haussuche haben? Wir sind sofort verliebt. Das Haus liegt am Ende eines kleinen Ortes, auf einem Berg. Von jeder Seite ergibt sich ein neuer traumhafter Anblick und das, obwohl wir erst bei einsetzender Dunkelheit dort eintreffen. Wir erfahren, dass Robert und seine Frau Angela erst ganz frisch nach Schweden ausgewandert sind und lassen uns Kuchen und Kaffee schmecken. Die Kinder hält es nur kurz im Warmen, sie haben die Poporutscher im Kofferraum entdeckt und wollen raus in den Schnee. Wir schwatzen noch eine Weile, als würden wir uns schon ewig kennen. Die Beiden schreiben über ihre Auswanderung auf ihrer Facebookseite: Unser neues Zuhause in Schweden

Als wir uns verabschieden (nicht ohne anzudrohen, irgendwann wieder zu kommen) ist der Mond schon aufgegangen (das vorletzte Bild zeigt ihn übrigens beim Aufgehen, nicht die Sonne!) und wir haben noch circa 2 Stunden zu fahren. Heute haben wir uns für ein Hostel entschieden. Es liegt 15 km abseits der Hauptstraße und wir sind echt gespannt. Natürlich fahren wir erstmal vorbei, es ist recht unauffällig und ja schon dunkel. Kurz wenden und zurück. Wow! Irgendwie fühlen wir uns hier im Hostel by the River wie Pipi Langstrumpf, als wir das Haus betreten. Hier gefällt es uns und wir beschließen den Abend, beim Abendbrot in der urigen Küche und bei Glühwein von den Lieblingsnachbarn aus Deutschland. Zwischendurch muss ich noch mal rausstapfen, um ein Foto zu machen. Überhaupt stapfe ich auf dieser Tour ständig raus, um noch irgendwas zu holen – Wir sind halt Wohnwagen verwöhnt!

24. Dezember – Auf nach Finnland

…und noch 500 km bis zum Weihnachtsmann, also stehen wir halb 8 auf und frühstücken, diesmal selbst gemacht in der Küche. Zum Glück hat uns der Betreiber gestern noch Kaffee gebracht und alles was wichtig ist, haben echte Camper eben doch dabei 😉 Draußen sind es -20 Grad aber sonnig, naja zumindest dort wo sie hinkommt. Ich war beim Tasche verstauen schon mal draußen und musste einfach ein paar Bilder machen. Ich bin fasziniert.

Erst auf den Bildern wird uns später klar, wie dunkel es eigentlich während unserer Zeit im Norden, den ganzen Tag war. Dank dem Schnee und der tollen schwedischen Beleuchtung, ist uns das überhaupt nicht unangenehm aufgefallen. Wir fahren wieder zurück auf die E4, der wir seit Stockholm folgen und genießen erneut die Fahrt. Die Kinder  sind zum Glück gut mit Spielen und Hörbüchern versorgt. Außerdem fahren sie recht gern Auto und so empfinden sie die Fahrt nicht als unangenehm. Meistens steigen sie nicht mal aus, wenn wir kurz Pause machen. Sicher waren wir früher nicht anders. Verstehen können wir es trotzdem nicht! So haben wir immer mal wieder ein paar traumhafte Momente ganz für uns allein. Wir genießen!

Irgendwie haben wir das Campen mittlerweile so im Blut, dass wir sogar bei einer Rast unbemerkt auf Stellplätze fahren. In den Bildern oben ist dies einer, direkt an der (aktuell zugfrorenen)  Ostsee in Jävrebyn. Den merken wir uns mal für den Sommer vor. Ansonsten gibt es von diesem Tag den Standardausblick aus der Frontscheibe. Auch am dritten Tag entlockt uns der Blick regelmäßige „oooohhhhs“ und „aaahhhs“.

Die Grenze nach Finnland überrascht uns gleich 2 mal. Zum Einen kam sie recht unerwartet. Ich hatte mir vorgenommen, ein schönes Foto dort zu machen. Man fährt ja schließlich nicht täglich mit dem Auto nach Finnland. Hier seht ihr das Ergebnis:

Nach dem Foto ist klar, wir müssen nochmal hier her! Zum Glück haben wir uns bereits für Sommer 2021 mit Freunden am Nordkap zum Kaffee verbredet. Die zweite Überraschung folgt bei einem Blick auf das Handy. Ja, wir sind im finnischen Netz eingeloggt aber was ist das? Die Finnen haben uns gerade eine Stunde unseres Heilig-Abend-Tages geklaut. Mein Handy zeigt nun statt 14:00 Uhr an es wäre 15:00 Uhr. Mist an eine Zeitverschiebung in der EU, hatten wir nicht gedacht. Die letzten 130 km ziehen sich nun echt und die Kinder fangen ungefähr bei 70 km an, die Kilometer rückwärts mitzuzählen. Wir schaffen es tatsächlich und kommen gegen 17 Uhr in Rovaniemi an. Weihnachten in Rovaniemi hatte uns bei unserer Planung, ganz nah an den finanziellen Ruin geführt. Angebote ab 2.500,-€ für 2 Nächte waren für uns nicht akzeptabel. Wir hatten uns bereits damit abgefunden in Haparanda oder Tornio (Schweden oder Finnland) ein Hotel zu beziehen. Das sind 130 km bis zum Weihnachtsmanndorf aber dafür bezahlbar.  Ein Tag vor unserer Abreise konnte ich dann ganz kurzfristig noch umbuchen und so konnten wir bezahlbar im Scandic Rovaniemi einchecken. Ich laufe ungefähr 12x mal vom Auto zum Zimmer und Line richtet es in der Zeit weihnachtlich ein. Wir haben eine Alubox mit den wichtigsten Deko-Elementen mitgenommen. Das Zimmer ist ausreichend groß und es wird schnell weihnachtlich. Dabei bemerken wir, dass wir in der Freude über die gelungene Umbuchung, leider völlig das weihnachtliche Abendessen vergessen haben. Die wirklich nette Dame an der Rezeption lächelt nur milde, als wir nach einem Restaurant fragen, in welchem wir heute am Heilig Abend und zu 4. Essen gehen können. Zur Erinnerung, wir sind in Rovaniemi, der Stadt des Weihnachtsmannes und alle Restaurantplätze, die nicht von seinen Elfen belegt sind, werden durch handytippende Touristen besetzt. Wir haben auf dem Weg heute, ab Mittag schon nichts mehr gefunden, was offen hatte. Es hätte uns also wirklich klar sein können. Dann macht sie uns ein Angebot, welches (sie wird es gewusst haben) wir nicht ausschlagen können. Es gibt im Hotel 2 Runden Gala-Dinner. Die erste 18 Uhr und die zweite 21 Uhr. Für die zweite Runde hätte sie noch 4 Plätze. Während sie das sagt, nehme ich mir fest vor, egal welcher Preis, heute ist Weihnachten und wir haben keine Alternative. Das war gut so! Hätte ich über den Preis nachgedacht, hätte ich nein gesagt. Ich höre mich also ‚ja‘ sagen und es ist uns beim Essen fast gelungen, nicht daran zu denken und ein Glas Wein und Wasser gab es schließlich auch noch gratis dazu. Wer sich jetzt fragt was es denn nun gekostet hat… pro Erwachsenen gerade so unter 100,- für Kinder die Hälfte…

Damit haben wir nun wieder genug Zeit. Essen gibt es 21 Uhr (nach unserer inneren Uhr 20 Uhr) das ist ganz ok. Wir gehen noch kurz vor die Tür. Direkt vor unserem Fenster steht die riesige Eisskulptur eines Moomins. Seitdem sind unsere Kinder riesen Fans von den niedlichen Trollen. Den wollen wir uns in Echt ansehen. Zudem hält die Fußgängerzone auch noch Marktstände mit Mützen, Fellen usw. eine Eisbahn und vieles mehr vor. Unser Jüngster hatte keine Lust und beobachtete uns lieber vom Fenster aus (das Zimmer links direkt über den beiden Sternen).

Danach haben wir noch Zeit für eine Geschichte aus dem Weihnachtsbuch von Petterson und Findus. Alle liegen auf dem Bett und lauschen. Weihnachten ist angekommen! Die Geschichte ist zeitlich genau der Lückenfüller. Anschließend gehen wir nach unten. Gerüchten zufolge soll um 8 der Weihnachtsmann ins Hotel kommen und den Kindern ein Geschenk bringen. Wir sind gespannt, wie der in Finnland nun aussieht. Auch alle anderen Touristen des Hotels, egal ob mit oder ohne Kinder wollen das sehen und so ist der Raum recht gut gefüllt. Der Weihnachtsmann kommt pünktlich. Unsere Freunde aus dem fernen Osten, machen Fotos in diversen Apps. Mit Glitzer, mit Feenohren, mit Tannenschmuck und versenden diese unmittelbar, ohne dafür die Hand mit dem Handy herunter zu nehmen – ein Schauspiel!

Die Kinder bekommen davon nichts mit, sie nehmen gerührt ihre Geschenke in Empfang (Schreibfedern von Hermine und Harry Potter) und sind glücklich. Anschließend geht es zum Weihnachtsgala-Dinner. Line hat vorsichtshalber noch mal gegoogelt. Ergebnis: alles außer Buffet! Es gab Buffet! Aber das ist nicht schlimm. Wir bekommen einen Tisch etwas abseits und daher nicht so laut und staunen eine Weile. Wie schnell und wie viel, doch einige andere Touristen denn so essen können. Dann machen auch wir uns ans Buffet. Kurz gesagt es war lecker. Beilagen ließen wir in Hinblick auf den Preis größtenteils weg und ernährten uns stattdessen von Lachs, Weihnachtsschinken, Rentiersalami, Heringssalat und finnischem Käse. Ach ja, und natürlich von Torte und Kuchen, bis auch wir zu platzen drohen…

In der Zwischenzeit (ich schwöre, ich war nur kurz auf der Toilette) hat der Weihnachtsmann die Geschenke auf unser Zimmer gebracht und unser Jüngster ließ verlauten, dass dies das schönste Weihnachtsfest seines 8-jährigen Lebens sei. Das Zimmer verfügt über einen Wasserkocher und so können wir den Weihnachtsabend mit Weihnachtsmusik (Prime Musik und Wlan sei Dank) und warmem Tee ausklingen lassen.

25.12.2018 Beim Weihnachtsmann am Polarkreis

Punkt 08:00 Uhr klingelt der Wecker, unsere innere Uhr behauptet fest es sei erst sieben. Egal, wir wollen heute das eigentliche Ziel unseres Roadtrips ansteuern (wenn man bei so einem Trip von Ziel sprechen kann?!) Wir haben heute ein Date mit dem Weihnachtsmann! Nicht mit einem seiner unzähligen, teils wenig talentierten Gehilfen, die in Einkaufszentren, Weihnachstmärkten und Sportvereinen ihr Unwesen treiben, nein, mit dem Echten! Bei ihm zu Hause im Weihnachstmanndorf.  Als erstes natürlich – frühstücken. Es gibt Rührei für uns, das können übrigens weder die Schweden noch die Finnen besonders gut. Aber das ist uns egal. Pepe ist heute mal Köttbular. Danach starten wir! Die Fahrt geht heute, dank Umbuchung, nur 6 Kilometer und wir sind zeitig da, dunkel ist es sowieso. Ich parke das Auto und wir wollen als erstes den Weihnachtsmann suchen. Eine unserer besten Entscheidungen (direkt nach der, überhaupt loszufahren). Wir haben 2 Familien vor uns und müssen knapp 15 Minuten warten. Dann dürfen wir zu ihm. Später sehen wir endlos lange Schlangen mit mindestens 3 Stunden Wartezeit. Er scheint sehr begehrt zu sein, der Alte! Fotografieren ist bei ihm im privaten Zimmer streng verboten. Aus Versehen, vergesse ich, die Gopro auszuschalten und kann im Nachgang ein Bild von ihm, aus dem zufällig entstanden Filmfetzen schneiden. Natürlich kaufen wir brav das tolle Foto von ihm und uns auf USB-Stick! Lange haben wir vorab überlegt und nachgelesen. Sehr teuer hieß es, totaler Kommerz. Alles richtig. Aber trotzdem, wenn uns jemand fragt, dann sagen wir, es ist toll beim Weihnachtsmann. Die Kinder sitzen rechts und links auf seiner Armlehne und wir daneben, man ist mit ihm ganz allein, die Tür zur Wartschlange ist zu und nur eins, zwei Elfen kümmern sich um das Foto. Er kann recht gut Deutsch und nimmt sich echt viel Zeit für uns. Er fragt die Kinder, ob er gestern (Heilig Abend) das Richtige gebracht hat und noch Vieles mehr. Irgendwie glauben auch wir in diesem Moment an den Weihnachtsmann. Einfach wunderbar. Zum Abschied winkt er uns noch einmal zu, auch wenn schon die nächste Familie links und rechts neben ihm sitzt. Lohnt sich!

Danach verbringen wir den restlichen Tag damit, das Dorf zu erkunden. Der Eintritt ist frei aber alles was man tun kann und das ist eine ganze Menge, kostet extra. Hier sollte man sich gut überlegen, ob man das Geld ausgibt oder die gleichen Aktivitäten, ohne Weihnachtsmannaufschlag woanders in Schweden oder Finnland zur Hälfte macht. Es gibt Schlittenhunde, Rentiere, Schneemobilfahrten und und und. Wir schauen uns alles an, die Kinder schnappen sich einen, der kostenlos zu nutzenden Schlitten die überall stehen und waren damit vollauf zufrieden.

Auf den Bildern ist gut zu sehen, wirklich hell wird es den ganzen Tag nicht. Uns war es egal, ebenso, wie der einsetzende Schneefall. Wir haben gelesen, dass den gerade aktuellen Moomins (ihr erinnert euch, vor unserem Hotel) ein ganzes Eisschloss das Moomins Snowcastle gewidmet wurde, nur 200m vom Dorf entfernt, also auf! Dort sind die Preise allerdings so unverschämt (für uns 4 knapp 100,-), dass unsere Kinder von sich aus verzichten hinein zu gehen. Dank GoPro und Stick werfe ich einen Blick nach innen. Alles richtig gemacht!

Nach einem Kaffee (nicht billig aber bezahlbar) im Café des Weihnachtsmannes überlassen wir die Kinder ihren Schlitten und stöbern noch ein wenig durch das Dorf, beziehungsweise drum herum. Ein herrliches Gefühl hier im Schnee, die Temperaturen sind auch bei angenehmen -5 Grad und der leichte Schneefall macht das ganze nur noch schöner! Als ich mich durch den Wald an die Rentierschlitten anpirsche, gibt mir der erste „Kutscher“ zu verstehen, dass ich hier nicht sein dürfe, nur Schlitten und Snowmobile. Er schickt mich also zurück zum Weg. Ich will gerade gehen, da grüßt mich der Kutscher von Schlitten 2. Er hat scheinbar gesehen, dass ich mich mit seinem Vordermann unterhalten habe aber natürlich nicht verstanden worüber. Ab da halten mich alle für den offiziellen Fotgrafen des Weihnachtsmannes, grüßen artig und fahren weiter. So habe ich genug Zeit, die Rentiere und Snowmobile in Aktion zu fotografieren.

Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen und schreiten gemeinsam mit einem großen Schritt über den Polarkreis. Fühlt sich an, wie jeder andere Schritt, wir versuchen es erneut, diesmal mit Springen. Auch kein Unterschied. Egal, lustig wars und man muss es mal gemacht haben. Für Pepe geht dann noch ein kleiner Traum in Erfüllung (er hatte schon bei Pip Langstrumpf Glück). Als neuer Moominsfan geht er natürlich, völlig fasziniert, nicht ans Ende der langen Schlange, um seine Idole zu begrüßen. Nein, er geht geradewegs daran vorbei und macht sofort High-Five, fast wäre ich so schnell nicht mit dem Foto hinterher gekommen.

Voller Eindrücke schlendern wir zurück. Ein kleiner Abstecher zum Souvenier-Shop, um Shirts und Mützen zu kaufen und dann sitzen wir glücklich im Auto. Noch ein kurzes Auto-Shooting im Weihnachtsmanndorf und es soll losgehen. Ich kann diese tolle Schneelandschaft aber nicht einfach so links liegen lassen (auch nicht rechts) und so biegen wir einfach nochmal ab und fahren durch den verschneiten Winterwald Finnlands, bevor es zurück ins Hotel geht. Ein toller Tag!

 26.12.2018 Santa-Park und Schneemobil-Tour bei Nacht

Bevor es heute wieder Richtung Torneo / Haparanda geht, steht noch Santa-Park auf dem Programm. Der war für gestern ausgebucht und wir sind dementsprechend froh, für heute Karten im Netz bekommen zu haben. Was uns wirklich erwartet wissen wir nicht, also warme Sachen an (heute ist es etwas kälter als gestern) und los geht es. Auf dem Weg dorthin begegnen uns Elche und Hirsche, leider sind diese nicht überall so schön beleuchtet, wie hier. Trotzdem haben wir auf der Fahrt bereits einen Elch, direkt neben der Straße gesehen (im winterlichen Schnee geht das echt besser, als im grünen Sommer). Diese hier halten ordentlich still, bevor die Lampen Punkt 10 Uhr ausgehen, trotz Dunkelheit! Ich habe sie gerade noch erwischt.

Wie gut, dass wir uns gerade dick angezogen haben. Der Eingang zum Park liegt nämlich unter der Erde und alles ist gut beheizt. Also nach dem Schlange stehen am Eingang (warum bieten sie eigentlich Onlinetickets an, wenn dann doch wieder alle in einer Schlange stehen) wieder alles ausziehen und ab ins Getümmel. Es entpuppt sich als kleiner Freizeitpark unter der Erde, mit dem Motto Weihnachtsmann, die Kinder sind begeistert, also nehmen wir es unter die Kategorie ‚wenigstens für die Kinder war es toll‘ Es gibt eine Elfenschule zum Mitmachen, das Reich der Eiskönigin, eine Pfefferkuchenbäckerei und vieles mehr. Zusätzlich kann man unterirdisch den Polarkreis unterschreiten (wenn mich mein Orientierungssinn nicht getäuscht hat, war der mindestens 500m entfernt aber egal) In der Mitte des Parks finden auf einer großen Bühne regelmäßig Shows mit guten artistischen Einlagen statt. Wir trinken in der Zeit einen Kaffee (leider aus einem Pappbecher) und entspannen uns. 

Ok, ich gebe es zu, ich habe mich nicht einfach zurück gelehnt und entspannt. Ich habe das Wlan vor Ort genutzt, um zu schauen, ob wir nicht auch für uns noch etwas Tolles an diesem Tag finden. Nach dem Park wollen wir ja nach Torneo weiter fahren, das sind nur 130 km also genug Zeit, um am Abend etwas Spannendes zu unternehmen. Ich finde einen Anbieter für Snowmobil-Touren, allerdings sind Buchungen erst für den nächsten Tag möglich. Kurzerhand frage ich per Mail an, ohne daran zu denken, dass heute der zweite Weihnachtsfeiertag ist. Es vergehen keine 5 Minuten und ich erhalte Antwort. ‚Alles kein Problem‘ steht darin, wir sollten einfach für morgen buchen und bezahlen. Ein wenig mulmig ist mir schon dabei aber die Aussicht heute Nacht mit dem Snowmobil zu fahren lockt.

Also buche ich, bezahle und wieder bekomme ich eine Mail. Sie holen uns sogar direkt im Hotel ab, 19:15 gehts los. Ich bin total aufgeregt. Nach Santa-Park starten wir Richtung Finnisch-Schwedische Grenze. Der Grenzort heißt Haparanda bzw. Tornio. Unser Hotel heißt Hoteli Olof und die Zimmer sind cool, mit Himmelbett, Küche und viel Platz. Alles ist sehr stylisch, nur der Weg vom Tresen zum Zimmer ist sehr abenteuerlich und bedarf mal einer Renovierung. Wir essen Abendbrot auf dem Zimmer, es gibt wie üblich Knäckebrot und schwedischen Käse, lecker. Danach geht es los. Wir schauen, was wir alles übereinander anziehen können und machen uns auf dem Weg nach unten. Kurz darauf kommt Jesse von der Taxari Travel Agency, ein junger Finne der super englisch spricht und so vergeht die Fahrt nach Kemi mit dem VW-Bus wie im Flug. Wir wissen jetzt, dass Finnen unglaublich viel Kaffee trinken, wenn sie Auto fahren und dazu ständig Pause machen, das Finnen gern gut gepflegte deutsche Autos importieren und das der Winter nur wirklich hart ist, wenn kein Schnee liegt und es dadurch wirklich dunkel ist. In Kemi angekommen, stattet uns Jesse mit Anzügen aus. Die sollen uns bei derzeit -20 Grad warm halten. Angeblich können wir sogar unsere Anzüge auslassen, wir sind skeptisch aber vertrauen ihm. Danach steigen wir erneut ins Auto und fahren noch ein Stück. Wir befinden uns an einem Ufer und ich frage welcher Fluss das ist. Jesse schaut mich ungläubig an und antwortet ‚No river, it’s the baltic sea!‘ Line und mir fallen die Kinnladen herunter, irgendwie hatte ich das nicht gelesen aber hey auf gehts! Wir gehen nun aufs Eis der Ostsee. Dort stehen bereits 2 Schneemobile, eins für Jesse, mit Anhänger für die Kinder. Das andere ist für Line und mich. Nach kurzer Einweisung kann es losgehen. Die Anzüge sind tatsächlich so warm, dass wir nicht frieren und die Kinder bekommen in ihrem Anhänger echte Rentierfelle.

Wir fahren echt auf der Ostsee und das Ufer verschwindet langsam am Horizont, kleine Inseln tauchen auf, über eine fahren wir direkt drüber. Keine Ahnung wie lange wir unterwegs sind, es ist toll. Wir fahren zwischen zwei Inseln und erneut das Ufer hinauf. Hier stehen zwei große Kotas, an denen wir die Schneemobile abstellen. Nun müssen wir vorsichtig anklopfen, sagt Jesse. Manchmal schlafen Bären darin.Die Kinder sind gespannt. Entwarnung, kein Bär da, auch kein Fuchs. Dann dürfen wir rein. Schnell brennt ein schönes Feuer (Jesse ist Experte!) und wir bekommen Blaubeerkuchen und warmen Beerensaft.

Wir hätten sicher noch eine weile Sitzen und Jesses Geschichten zuhören können aber irgendwann geht es zurück, über die Ostsee nach Kemi. Hier mal ein kurzes (noch) ungeschgnittenes Video:

Ich für meinen Teil bin glücklich, Line und die Kinder glaube ich auch. Ein cooles Erlebnis und das alles ohne frieren.

27.12.18 Zurück nach Schweden

Nach einer letzten Nacht in Finnland treten wir heute die Reise Richtung Süden an. Vorher statten wir aber Kemi noch einen Besuch ab. Hier soll es das größte aus Eis und Schnee gebaute Gebäude Europs geben – ein Eisschloss. Schnell finden wir die Wegweiser und folgen ihnen. Wir landen auf einer großen Hotelbaustelle und finden dann auch den Platz, an dem das Eisschloss steht, zumindest in den letzten Jahren stand und vielleicht auch irgendwann 2019 stehen wird. Heute ist hier nichts. Nichts, außer einer Hotelanlage und der Ostsee. Wir nutzen die Gelegenheit für einen Spaziergang auf der zugefrorenen Ostssee, heute bei Tag. Ok, viel heller ist es deswegen auch nicht.

Heute ist es noch dazu recht neblig, das kann echte Finnen natürlich nicht von einer Radtour abhalten. Wir verlassen Finnland und machen uns auf den Weg durch Schweden. Unsere Etappe ist heute nicht wirklich weit, wir hatten ja das tolle Eisschloss zeitlich eingeplant 🙁

Kaum sind wir über die Grenze (ich habe das tolle Foto schon wieder verpasst) schenkt uns Schweden nicht nur die gestohlene Stunde zurück, nein, auch der Nebel verzieht sich langsam.

Line beweist aufs Neue ihr treffsicheres Gespühr und wir finden wieder einmal ein tolles uraltes Kirchdorf in der Nähe von Lulea – Unesco Weltkulturerbe. Das Licht erinnert heute an einen schwedischen Bonbonladen und ich kann mich gar nicht bremsen. Jedes Haus wird etliche Male fotografiert. Ihr müsst mir verzeihen und glauben, dass die nachfolgenden nur eine klitzekleine Auswahl sind.

Die Schweden wissen, wie man es gemütlich macht! Das Dorf scheint im Winter nicht bewohnt, die meisten Häuser sind so klein, dass es nur noch Ferienhäuser sein können aber auch wenn niemand da ist, stehen in vielen Fenstern Lichter und Weihnachtsdeko leuchtet. In Kombination mit Eisblumen auf den Fenstern, bringt das Line dauerhaft zum Lächeln.

Ein geöffnetes Cafe können wir leider nicht finden und so fahren wir, nachdem wir eine Flasche Glögg in der Touristeninfo gekauft haben, weiter. Etwas später erinnert uns unsere Tochter daran, dass wir heute noch kein Fika hatten. Ein Blick auf die Navi und wir verlassen die E4 Richtung Pitea, dabei kommen wir über eine große Brücke über die Ostsee – kurzer Fotozwischenstopp.

Mittlerweile ist es schon wieder fast ganz dunkel. Wir steuern das Zentrum an und finden ein gemütliches Plätzchen im Espresso-House, ein tolles schwedisches Café, mit allem was zu einer Fika gehört. Lecker!

Im Anschluss füllen wir im ICA noch schnell unsere Reserven auf und fahren die letzte halbe Stunde bis zm Hotel. Wir machen heute Station im Scandic Skelleftea und sind wieder mal beeindruckt, vom Empfangsbereich dieser Hotels. Die Kinder freuen sich wieder mal über ein Schwimmbad und nach dem Abendessen auf dem Zimmer schaffen Line und ich sogar noch einen kleinen Spaziergang durch den Ort.

28.12.18  Wir bekommen die Sonne zurück!

Heute steht eine der längsten Etappen dieses Trips an. Mehr als 800 km sind zu schaffen. Da trifft es sich gut, dass wir heute das beste Frühstück unserer gesamten Reise genießen. Hier im Scandic gibt es wirklich alles was das Herz begehrt. Ob Waffeln, Crepes oder Köttbullar, ob weiche, harte Eier oder Rührei, es ist einfach alles da. Es gibt sogar eine Ecke mit Süßigkeiten. Wir genießen ordentlich und haben nur ein kleines wenig ein schlechtes Gewissen, weil wir mit dem Waffeleisen nicht so gut umgehen können. Allerdings war es nicht das erste Mal, dass der Kellner die verklebten Reste beseitigen muss…. (Ich wette, sie nehmen die Waffeln bald aus dem Programm 😉 ich könnts verstehen) Danach gehts wieder weiter. Schwedens E4 verwöhnt uns mit blauem Himmel. Überraschender Weise meldet sich kurz darauf die Navi und meldet eine Umleitung wegen Stau. Kann das sein? Wir glauben nicht daran, nutzen aber die Gelegenheit im die E4 mal zugunsten kleinerer Straßen zu verlassen. Es ist herrlich, hier auf kleinen Straßen ist nicht geräumt und wir sehen zum ersten mal seit 4 Tagen die Sonne wieder. Das Gefühl ist echt Wahnsinn.

Allzu langsam dürfen wir heute leider nicht sein, daher wechseln wir recht zügig wieder auf die E4. Wir genießen die nächsten Stunden einen Sonnenaufgang, der links hinter uns beginnt und Mittag direkt vor uns in einen Sonnenuntergang  übergeht, um sich wiederum bis rechts hinten hinzuziehen. Zeitdruck hin oder her, machmal muss man da einfach anhalten und die Sache genießen und festhalten.

Laut Navi ist die Ostsee dauerhaft direkt neben uns, manchmal können wir sie sogar sehen, also biegen wir wenigstens einmal auch links ab und was soll ich sagen, landen mal wieder auf einem schönen Campingplatz an einer tollen Ostseebucht in der Nähe von Logdea. Es ist Mittag 12 Uhr und wir genießen den Sonnenuntergang (oder ist es noch der Aufgang? Man weiß es nicht). Wir können die Kinder zum Aussteigen überreden und sie tollen eine Weile am Strand herum, dabei entdecken sie, kleine lange Tierchen, deren Köpfe aussehen wie Seepferdchen. Sonne, klare Luft, man könnte glatt hierbleiben.

Aber wir fahren weiter, Stockholm erwartet uns schließlich schon! Perfektes Timing, die Insassen verlangen nach einer Toilette, als just in diesem Moment die Högakustenbron auftaucht, eine große, beeindruckende Brücke über den Fluß Ångermanälven (eigentlich ist es fast noch Ostsee). Die Schweden haben eigentlich das Talent, ihre Rastplätze an den langweiligsten Stellen der E4 zu bauen, am liebsten 500m nach einem herrlichen Ausblick, diesmal nicht. Es gibt direkt vor der Brücke einen Parkplatz mit WC und gutem Blick auf die Brücke. Ich muss mich entscheiden und wähle das WC ab, dafür die Fotos…

Das vorletzte Bild zeigt schön, wie stark befahren diese wichtige Straße in Schweden ist. Ich saß nicht etwa fahrend im Auto sondern stand auf der Straße für das Foto. Außer an einem schwedischen Burger-Restaurant in einem gigantischen Einkaufszentrum (gruselig), hielten wir heute nicht noch mal an und kommen trotzdem erst am Abend aber zufrieden in Stockholm an. Die Kinder sind begeistert vom Zimmer des Sky Hotel

Es ist riesig und das Bad nochmal. Auch das Auto dürfen wir (natürlich gegen fürstliche Bezahlung) in der Tiefgarage abstellen. Wir spazieren in den riesigen ICA Maxi und kaufen fürs Abendessen leckeren Salat von der Frischetheke ein, zum Nachtisch gibts Pfefferkuchen und Tee. Eine Küche haben wir zum Glück im Zimmer. Morgen wollen wir Stockholm entdecken.

29.12.2018 Stockholm Tag 1

Guten Morgen Stockhom! Heute schlafen wir aus und gehen danach zum Frühstück. Wir sind scheinbar verwöhnt. Es ist hier nicht mehr so üppig wie von den Scandics gewohnt aber deshalb nicht schlecht. Danach starten wir zur Stadterkundung, zu Fuß. Die Kinder sind in irgendeinem Spiel-Flow und laufen völlig unbemerkt hinter uns her. Unsere erste Station soll das Stadhuset sein, also das Rathaus von Stockholm. Recht beeindruckend wenn man davorsteht aber irgendwas stimmt nicht. Entweder ist es total schief oder das Wasser der Ostsee ist hier nicht gerade.

Egal, wir wollen weiter, sollen doch die Schweden allein über ihr schiefes Meer nachdenken. Bis jetzt war Stockholm wenig beeindruckend und recht grau (dazu trug das Wetter sicher Einiges bei, zum Glück aber trocken). Das sollte sich ändern, als wir über eine der vielen Brücken liefen und in Gamla Stan eintauchten. Die Gassen erinnern uns sofort an Venedig. Viele warme Farben, enge Gassen und überall Cafes. Ein Traum für unsere neu entdeckte Leidenschaft zu Fika (also zum Namen, Kaffee und Kuchen mochten wir schon vorher). Nach dem Besuch eines wundbaren Spielzeugladens (Pepe bekam seine geliebten Moomins, die hier in Schweden nun Mumiens heißen) gilt es die hungrigen Mäuler zu stopfen. In unserem Fall heißt das natürlich 2x Kaffee, 2x heiße Schokolade und Kanellbular in einem warmen Cafe.

( Wie man sieht (Bild oben) ist die königliche schwedische Post hochmodern mit Segways in der Altstadt unterwegs)

Gestärkt und aufgewärmt (die -1 Grad hier lassen uns mehr frieren, als die -20 in Lappland) schlendern wir weiter durch die Gassen und kommen irgendwann zwangsläufig am Schloss an. Dies ist näher betrachtet nicht so eindrucksvoll und wir beschließen, dass ein Blick von außen reicht. Vielleicht trug zu dieser Entscheidung auch die Menschenschlange am Eingang bei… Die Dunkelheit umgibt uns langsam, wobei das zwar ein Problem beim Fotografieren ist (ich habe heute kein Stativ dabei) aber zeitlich gesehen, höchstens auf den Nachmittag hinweist.

Auch bei Dunkelheit kann sich Stockholms Altstadt sehen lassen und so machen wir uns erst recht spät auf den Heimweg. Eine kurze geheime Besprechung unter Line und mir und schon beschließen wir, auch zurück zu laufen. Diesmal nicht den langweiligen grauen Weg wie hinwärts, sondern mit (hoffentlich) Blick über die Stadt am Fluss entlang. Wir verlassen also Gamla Stan (Altstadt) über die Brücke Skeppsbron. Leider ist dieser Bereich von Stockholm gerade eine riesige Baustelle, trotzdem ist der Blick allein von der Brücke toll.

Von da aus geht es weiter zum Skinnarviksberget, Line hat diesen Punkt im Netz gefunden, es ist ein Aussichtspunkt der vor allem von Frischverliebten genutzt wird. Also genau passend, für Line und mich. Der Weg führt parallel aber etwas oberhalb des Wassers entlang und gibt immer wieder den Blick auf Stockholm frei. Ich verfluche mich, weil ich kein Stativ dabei habe und nutze alles was sichhalbwegs eignet, um die Kamera abzustellen. Viele Fotos sind unbrauchbar aber einige werden doch etwas.

Line steigt in das Spiel der Kinder ein, diese haben einen Klumpen Eis zu einem Puk umfunktioniert und spielen eine Mischung aus Fußball, Eishockey und Floorball, so gibt es auch auf dem Rückweg, immerhin knapp 5 km kein Gemecker. Den restlichen Abend verbringen wir gemütlich auf dem Zimmer. Während wir schon schauen, was wir morgen machen, läuft im TV Asterix von der mitgebrachten Festplatte, das haben sie sich verdient, schließlich zeigt das Handy  über 10 km bei nasskaltem Wetter.

30.12.2018 Stockholm Tag 2

Das Jahresende rast quasi auf uns zu, wir lassen uns aber trotzdem nicht aus der Ruhe bringen und lassen den Kindern ihren Schlaf. Nach dem Frühstück machen wir uns erneut auf ins Getümmel. Um die Kinderbeinchen zu schon, entscheiden wir uns für die Fahrt mit der U-Bahn, Tunnelbahn genannt (deswegen das T als Schild). Das Hotel liegt keine 5 Minuten von der Station entfernt und wir kommen ohne Umsteigen in 10 Minuten direkt bis in die Altstadt. Im Netz haben wir zwar die tollen U-bahnstationen von Stockholm bestaunt und ich hatte die Kamera schon griffbereit (auch das Stativ heute dabei), leider sind nicht alle Stationen sehenswert. Auf unserer Route (19) war es keine. Unser erstes Ziel ist der Schiffsanleger, wir haben gestern eine Wintertour durch die Schären im Netz gefunden und gleich gebucht. Nach etwas suchen, ok wir haben bei der Konkurenz nachgefragt, finden wir unseren Anleger direkt vor dem Grand Hotel. Line und die Kinder lassen sich kaum anmerken, dass sie auf mich warten mussten. Ich hatte auf der Brücke dorthin einen Möwenfütterer entdeckt. Wir mögen diese Leute prinzipiell nicht, weil sie nicht verstehen, was sie den Tieren antun, wenn sie ihnen, wie in diesem Fall, ganze Sandwichs zum fressen zuwerfen. Auf der anderen Seite liebe ich es Möwen in „Aktion“ zu fotografieren und kann dann nicht weitergehen. Ich reiße mich aber schon nach ca 2500 Bildern loß und flitze hinterher.

Auf den Bildern wieder mal gut zu sehen, auch in Stockholm wird es zu dieser Zeit gar nicht richtig hell (es ist 11:30). Unser Schiff legt an und es bildet sich, sowohl vor dem Schiff, als auch am Kartenschalter eine lange Schlange. Aus der Erfahrung des Santa-Parks stelle ich mich am Schalter an, Line am Schiff. Ich glaube die Schlange ist nur so lang, weil die wirklich nette Dame am Schalter den Touristen vor mir genauso ausführlich erklärt, dass sie eben gar nicht hier stehen müssen, sondern gleich einsteigen können. Also gehts an Deck. Trotz ausliegender Decken entscheiden wir uns heute gegen einen Platz draußen und bekommen unter Deck ein schönes Plätzchen am Fenster. Die Tour soll ungefähr 2 Stunden dauern, diese 2 Stunden werden unsere Kinder zum exeziven Tablet-Spielen nutzen 🙁 Egal, wir genießen sie und werden sogar vom Wetter überrascht. Eigentlich soll heute der schlechtere der beiden Tage sein, aber im Gegenteil, die Sonne kommt immer mal wieder heraus und zaubert den Himmel über Stockholm erneut in bunte Bonbonfarben.

 Wir sind mit einem Schiff von Stromma unterwegs und der Guide ist zwar auf den ersten Blick etwas steif aber sehr unterhaltsam. Wir erfahren nicht nur viel über Stockholm und die Schären ringsrum, nein er erzählt auch ganz viel zu den Weihnachtsbräuchen in Schweden. Meist kommt in seinen Geschichten mindestens eine Ex-Freundin vor. Das macht Spaß, wenn auch im Winter nur in Schwedisch und Englisch. Als er jedoch anfängt, ein von seiner Schwester komponiertes Weihnachtslied zu singen, ergreife ich die Flucht auf das Vorderdeck und genieße den Anbick auf die Schären. Unglaublich, dass so etwas quasi mitten in einer europäischen Hauptstadt zu finden ist. Ich will gerade wieder reingehen, da trommelt der Kapitän an ein Fenster über mir. Als ich zu ihm schaue gestikuliert er wild nach Steuerbord. Ich brauche eine Weile, um zu begreifen was er will, dann entdecke ich ihn. In einem kahlen Baum sitzt seelenruhig ein riesiger Seeadler, der immer mal wieder von einer Krähe genervt wird. Ich bedanke mich beim Kapitän mit einem Daumen und versuche den Adler trotz der widrigen Lichtverhältnisse einzufangen.

Danach verschwinde ich nach drinnen (war ohne Jacke draußen, brrrr) Line ist auch völlig begeistert, sie hat ihn auch gesehen. Auch die Kinder versichern mir, dass sie kurz von ihren technischen Geräten aufgeschaut haben, um einen Haken in ihrer ‚hab-ich-schon-mal-gesehen-Liste‘ bei Seeadler zu machen. Das Schiff nimmt langsam wieder Kurs auf den Heimathafen als uns ein Notsignal erreicht, vor uns schwimmt ein anderes Schiff der Firma, mit Motorschaden. Also machen wir längsseits fest (natürlich dummerweise an unserer Fensterseite aber was hilfts) und schippern langsam zurück in den Hafen.

Das Wetter wird immer besser und in anbetracht dessen, dass das der letzte Tag in Stockholm ist, loten Line und ich aus, was wir noch schaffen. Klar ist, erstmal ist Fika-Zeit. Auf dem Weg dorthin begegnen wir erneut einem Herren der die Möwen füttert, laut seiner Aussage schwört er auf arabische Kekse, die er selbst importiert (offensichtlich aus seiner Heimat). Pepe und ich beobachten das ganze, eine Weile. Wir laufen dann erst den beiden Mädels hinterher, als der Fütterer von einer vorwitzigen Möwe in den Finger gepickt wird. Fotos sind natürlich im Kasten – zu sehen sind übrigens der Königspalast und das Parlamentsgebäude – hinter den Möwen!

Im Anschluss findet sich eine tolle Bäckerei am Wasser und wir ergattern noch ein Plätzchen für 4. Das nächste Kaffee-Bild mit Kuchen erspare ich euch hier. Danach spazieren wir noch auf die Insel Skeppsholmen die über lediglich 2 Brücken zu erreichen ist. Stockholm legt jetzt nochmal einen drauf, um sicher zu gehen, dass wir diesen Tag in guter Erinnerung behalten. Der Himmel wechselt von zart rosa zu dramatisch Lila und wir genießen erneut den Blick auf die Altstadt.

Zack ist es dunkel, es ist gerade halb 4. Wir schlendern daher gemütlich zurück. Ich habe allerdings noch die verpassten Nachtfotos von gestern im Kopf und da ich heute das Stativ dabei habe, dränge ich unmerklich in die Richtung der Brücke, allerdings ganz langsam, wir haben es ja nicht eilig.

Wir trennen uns! In den Kindern erwacht der Wunsch nach Glögg, das Foto von Stockholms Skyline interessiert sie nicht ganz so doll. Daher beschließen wir, dass ich auf die Brücke laufe, während der Rest an einem warmen, netten Ort auf mich wartet – idealer Weise mit Glögg (Glühwein). Der Weg zur Brücke ist nicht weit und ich habe meine Bilder „schnell“ gemacht. Wer ein Foto von oben machen mag, für den habe ich hier einen kleinen Tipp: lauft nach der Brücke noch am Hilton vorbei, am Haupteingang geht eine kleine Treppe hinauf und danach gelangt man rechts auf eine Art Terasse. Die ist zwar mit einen Geländer versehen, man kann den Fotoapperat jedoch durch stecken und ablegen, ich finde den Blick von hier toll! Die Scheinwerfer der Autos die aus der Stadt kommen, bzw. hineinfahren wirken irgendwie wie ein riesiges Ladekabel von Stockholm, hier stehst du genau darüber.

Ich begebe mich mit Hilfe des Live-Standorts auf die Suche nach den 3en und finde sie vor dem Restaurant Järntorgspumpen.

Ein großes Schild zeigt an, dass wir hier richtig sind, also rein. Es scheint ein Italiener zu sein, nicht sehr voll aber ganz gemütlich. Erst später erfahren wir, dass wir gerade in diesem Moment den teuersten Glühwein unseres Lebens trinken. Er war lecker, mit Mandeln und Rosinen darin und die Kinder durften Pfefferkuchen essen, soviel sie wollten, also was solls. Ein Blick (gerade) in die Bewertungen bei Google zeigt, dass nicht alle so entspannt beim bezahlen waren wie wir mit unseren 4 Glühwein / Kinderpunsch für 45,-€. Glögg macht müde und wir beschließen zum Hotel zurück zu fahren, ein Blick aufs Handy zeigt, die 10km haben wir schon wieder geknackt, also ab zur U-Bahn. Mit dem Familienticket kommen wir nicht klar, die Schranke öffnet sich nur für einen von uns (Pepe ist als erster durch und steht nun getrennt von uns). Die Dame am Schalter lässt uns aber unkomliziert durch und wir finden nach anfänglicher Verwirrung auch die Richtige Bahn und die richtige Richtung. Vor dem gemütlichem Teil des Abends, heißt es noch Vorräte bei ICA auffüllen und Tasche packen, morgen früh gehts zeitig nach Malmö.

31.12.2018 Silvester in Malmö

Wir haben uns vorgenommen, die Ersten beim Frühstück zu sein und so stehen wir pünktlich … vor verschlossenen Türen. Silvester zählt wie Wochenende und es gibt daher erst später Frühstück. Also packen wir erst das Auto fertig und frühstücken danach. Im Anschluss machen wir uns auf, die letzte Etappe sind nochmal 660km. Das Wetter ist grau und nass und die Strecke ebenso. Selbst als wir am Vättern abbiegen und ein Stück dem Ufer folgen, hebt das die Stimmung…nicht! Also wieder rauf auf die Hauptstraße und weiter. Scheinbar fordern wir das Auto heute besonders, es will erst Öl und anschließend noch eine neue Frontscheibe. Die einzige Pause bringt uns heute zu MAX-Burger (zum ersten mal) und Biltema. Dort erledige ich die Einkaufsbitte von Freunden und kaufe Motoröl für den Amarok. Mehr Bilder gibts von dieser Fahrt dann auch nicht.

Gegen 16:00 Uhr kommen wir endlich in Malmö an, nun ist es nicht nur grau sondern auch noch stürmisch und nass. Wir hatten uns für das Best Western an der Messe entschieden, aber schon vorher eine Absage für die Skybar in der 16. Etage erhalten – wird renoviert. Um 5 soll das Kinderfeuerwerk in der Altstadt beginnen. Die Kinder protestieren gegen jede weitere Aktivität heute Abend. Es soll wohl eine Silvesterfeier im Hotelzimmer werden, na toll. Die zweite schlechte Nachricht erreicht uns, trotz Anfrage per Mail vorher, läuft das Restaurant heute nur im Notbetrieb. Mit Salat können wir unsere Kinder aber nicht locken. Nach einer kurzen Runde ums Hotel mit 2 weiteren Absagen, beschließen wir, das schon bekannte Ritual auch an Silvester zu wiederholen – Knäckebrot und schwedischer Käse, zum Nachtisch Elisenlebkuchen und Süßigkeiten. Wir erhalten die Zimmerkarte mit der Nummer 1203. Intuitiv (wir haben sicher eines der billigen Familienzimmer gebucht)  fahren wir in die erste Etage und suchen nach Zimmer 203. Hier gibt es kein Zimmer. Sollten wir tatsächlich in Etage 12 sein (mehr gibt es derzeit nicht)? Alle wieder rein in den Fahrtsuhl und hoch. Tatsächlich gibt es hier Zimmer 1203 und die beiden bodentiefen Fenster geben einen traumhaften Blick über Malmö frei. Das entschädigt uns für die fehlende Skybar und als sich am Abend auch noch der Nebel verzieht, können wir bis zur Uferpromenade schauen. Da es morgen am 1.1. nur eine Fähre nach Deutschland gibt und wir dafür schon um 8 in Trelleborg sein müssen, schlafen wir etwas vor. Wir werden aber von dem ansteigenden Raketenpegel vor 12 wieder wach. Der Wecker ist also unnötig. Wir stoßen auf das neue Jahr an und bestaunen gemeinsam das Feuerwerk um uns herum, danach geht es wieder ins Bett.

 1.1.19 Die Heimfahrt

Wir müssen bereits um 7:00 Uhr das Hotel Richtung Trelleborg verlassen, zum Glück gibt es Lunchpakete für uns vom Hotel (statt Frühstück). Unser Jüngster bricht beim Wecken jedoch in Tränen aus, er ist der Meinung, dass er Silvester verpasst hat. Er war wohl im Schlaf aufgestanden, hatte seinen Apfelsaft zum Anstoßen geleert und ist wieder ins Bett gekrochen – Tränen trocknen und ab geht es. Die letzten 20km bis zum Hafen laufen problemlos und wir erreichen pünktlich die Fähre.

Noch ist es ruhig, doch auf der Ostsee wird es äußerst ungemütlich. Mehrmals klatscht das Wasser der Wellen an die Scheiben des Restaurants in der 9.Etage und wir sind froh über die Reisetabletten, die wir dabei haben. Gut durchgeschaukelt erreichen wir 15:00 Uhr Rostock und kämpfen uns durch den anhaltenden Sturm zur Abendbrotseinladung unserer lieben Nachbarn…

Fazit: Wir waren uns nicht sicher ob unsere Idee eine Gute ist. Weihnachten, mit dem Auto und Kindern bis zum Polarkreis, das kann schief gehen. Für uns war es anstrengend aber ein tolles Abenteuer, 4872km in 10 Tagen haben wir hinter uns gebracht, 4 Elche und 1 Seeadler gesehen, neue Bekanntschaften (Robert und Angela) gemacht und neue Abenteuer erlebt ( Snowmobil auf der Ostsee). Was hat gefehlt? Ganz klar die Nordlichter, wir haben gehofft und gebangt aber hatten schlussendlich kein Glück. Wir müssen also nochmal kommen! Diesmal würden wir die E4  meiden und lieber auf kleineren Straßen gen Norden fahren, was natürlich mehr Zeit braucht.Und sicher eher später um wenigstens etwas Licht im Schnee zu haben.  Im Sommer ja sowieso, 2021 mit Frank und Steffen am Nordkap!

Volkswagen hat in seinem Magazin über unsere Reise berichtet, hier ist der Link dazu: Mit dem Amarok zum Polarkreis

Wollt ihr weitere Reiseberichte aus dem Norden lesen? Dann klickt hier: Skandinavien

April 2020: Die Michelle von theroadmosttraveled.de startet aktuell ein Blogparade zum Thema Skandinavien. Natürlich sind wir dabei und natürlich auch noch viele andere mit spannenden Beiträgen aus den nordischen Ländern. Schaut mal rein: Blogparade

Limoncello am Gardasee

Oktober 2018

Diese Herbstferien schauen wir uns Deutschland an! Sicher! Ganz sicher! Oh, schau mal wie schön es am Gardasee im Oktober ist!

So ungefähr spielte sich unsere Planung diesmal ab. Am Ende fuhren wir mit Freunden an den Gardasee, bereut haben wir es nicht!

Aber von vorn. Die Kinder sind schon eine Woche mit der Oma in den Alpen und werden von uns erst auf dem Weg eingesammelt. Das Packen und der erste Teil der Anreise gelingen uns also stressfrei. Auch der Verkehr meint es halbwegs gut mit uns und wir sind pünktlich zum Abendessen an der ersten Station angekommen. Das Suchen nach einem Campingplatz fällt diesmal aus, die Chefin der Pension in der meine Eltern schlafen, erlaubte uns direkt auf ihrer Wiese zu stehen. Etwas schief, dafür mit Frühstück für 10,- und das für uns alle 4 zusammen. Ein perfekter Start, zudem gibt es noch einen unverbauten Blick auf das Alpenpanorama vom Bett aus – der Urlaub hat begonnen.

Gleich nach einem guten Frühstück verabschieden wir uns und brechen auf, Richtung Brenner. Das Wetter ist herrlich und wir genießen die Aussicht auf unser Sommerdomizil 2018, die Seiser Alm (den Blog dazu gibt’s hier). Schon kurz nach dem Mittag sind wir da und werden von unseren Freunden in Empfang genommen. Die beiden sind mit ihren Kindern, diesmal ohne Wohnwagen unterwegs und so haben sie einen Platz ausgesucht, der Beides bietet, Bungalows und Campingplatz. Die Wahl fiel auf den Platz Spiaggia d’Oro in Lazise. Wir inspizieren erstmal – es ist alles da, alles sauber und ordentlich, dass der Platz riesig ist (also für unsere Verhältnisse) merkt man zum Glück erst beim Schlangestehen zum Brötchenholen. Danach gibt’s frischen Kaffee von Steffi – so kann das immer gehen im Urlaub! Leider heißt uns das Wetter nicht so willkommen, wie wir es verdient hätten. Es fängt an zu regnen als wir gerade das nahe gelegene Lazise besuchen – natürlich zu Fuß!

Was liegt näher, als uns ein nettes Restaurant zu suchen. Wir haben Glück und finden etwas, was uns allen gefällt! Ein großer runder Tisch im Wintergarten und das Essen ist sehr gut. Die Wartezeit verkürzt uns Steffi mit einer Anleitung zum Serviettenfalten, die Mädels sind begeistert. Line notiert am Abend: ‚der Wein war gut, die Kinder lieb, das Essen lecker‘ Wir können hier noch so lange sitzen, der Regen wird eher stärker als schwächer, also patschen wir irgendwann durch die Nacht zum Campingplatz zurück. Sie bleibt feucht und als wir am Morgen aus dem Wohnwagen klettern ist unter uns alles schlammig. Das ist allerdings auch das einzige Anzeichen des schlechten Wetters vom Vortag. Die Sonne scheint und wir frühstücken draußen – wir hatten es schon kälter im Sommerurlaub. In Bardolino ist Weinfest, das erklärt zum Einen, warum der Campingplatz noch gut gefüllt ist und zum Anderen, warum eine weitere Freundin genau dort an der Hafenpromenade auf uns wartet. Irgendwann kommen wir auch mit den Rädern dort an. Hier ist die Hölle los. Menschenmengen wie morgens in der Londoner U-Bahn (was man so hört…), von wegen idyllisches Herbsttreiben. Egal, nun sind wir einmal hier, also setzen wir uns entspannt auf die Kaimauer und beobachten die anderen Leute und unsere Kinder. Irgendwo kommt regelmäßig Weinnachschub her, so wird die Kehle nie trocken, aber das wieder Aufstehen natürlich nicht leichter. Eis ist da allerdings ein geeigneter Motivator.

Nach dem leckerem Eis (es soll nicht das letzte in diesem Urlaub sein..) machen wir uns auf, durch die Menschenmassen, an den Marktständen entlang. Irgendwie sind wir verwöhnt, von der Genussregion Südtirol (kein leeres Versprechen) und daher nicht so begeistert vom Angebot. Wir kaufen natürlich trotzdem ein paar Leckereien, die wir am Abend bei einem Picknick am See verspeisen. Da wir das Ostufer gewählt haben können wir natürlich den ersten traumhaften Sonnenuntergang dabei genießen.

Der nächste Morgen startet mit 2 Dingen, die nun zur Regelmäßigkeit werden: 1.Sonnenschein und 2. der Countdown unseres Jüngsten bis zu seinem Geburtstag. Heute werden wir also mit einer lauten SIEBEN geweckt. Wir gehen heute mal getrennte Wege. Ohne unsere 4 Freunde machen wir uns gegen 11:00 (ja unsere Kinder sind im Urlaubsmodus) nach Sirmione auf. Unterwegs entdecken wir einen Eurospin-Laden und machen natürlich sofort Stop. Hier gab es bei unserem Trip nach Südtirol die leckeren Kekse (ohne Palmöl) – rein – Korb voll Kekse -raus und weiter. Sirmione gefällt uns! Wir parken etwas außerhalb (die Parkplätze werden Richtung Festungsmauern immer teurer) und laufen durch die Festung in die Stadt. Leider ist Montag und was?! Genau, Montag hat der Turm geschlossen, also nix mit von oben runter schauen. Wir schlendern daher durch die herrlichen kleinen Gassen und genießen die warme Sonne.

Dort, wo es so schön ist, muss auch das Essen lecker sein – eine Theorie die scheinbar aufgeht. Wir suchen eine Weile, bis wir das Richtige finden. Eher skeptisch geht Line in ein Restaurant, weil man am Ende Sonnenlicht sieht. Um so begeisterter kommt sie wieder raus. Bingo! Eine Terasse direkt am See, etwas ab vom Trubel und genau ein Tisch für uns 4 frei! Wir bestellen, in Erinnerung an Bozen schwelgend (blog zu Bozen), Pizzabrot mit Olivenöl und Salz, für mich gibt es eine mit Rohschinken. Saulecker!!!! Natürlich muss neben dem Espresso auch noch ein riesiges, leckeres Eis hinterher. Ich könnte glatt Italiener sein! Wir hatten in einem Reiseblog davon gelesen, dass es in Sirmione das leckerste Eis des Gardasees geben soll, dieser Aussage können wir uns anschließen, allerdings ist das Niveau hier überall recht hoch.

Am Abend treffen wir uns dann wieder auf der Terasse des Bungalows, um gemeinsam zu Abend zu essen und das eine oder andere Glas Limoncello zu trinken. Dazu eine kleine Lektion zum nutzlosen, aber doch nachgefragten Angeberwissen: Limoncello oder Limoncino ist egal, beides ist vom Gardasee und beides ist das „original“, eventuell auftretende Geschmacksunterschiede kommen, laut dem netten Ladenbesitzer, nur aufgrund des Alkoholgehaltes. Egal wir trinken beides! Danach geht’s früh ins Bett, wir wollen morgen zeitig starten.

Wir schaffen es tatsächlich und sitzen noch vor 10 Uhr im Auto. Es geht die Uferstraße Richtung Norden und schon die Fahrt entlang des Sees ist toll. Früher dachte ich immer, dass sei etwas für Rentner hier, aber nun? Ja naja, vermutlich wissen auch Rentner was schön ist. Heute wollen wir uns aber etwas absetzen, wir nehmen in Malcesine die Bergbahn auf den Monte Baldo. Um genau zu sein, stellten wir uns dafür zunächst eine Stunde in die endlos wirkende Schlange – so außergewöhnlich scheint unser Ausflug dann also nicht zu sein. Oben angekommen, drehen alle Mitreisenden in kurzen Hosen zum Glück gleich wieder um. Es ist frisch hier oben. Wir sind vorbereitet und holen unsere warmen Sachen raus. Im Netz hatten wir gelesen, dass es hier einen unglaublichen Blick auf den Gardasee gibt. Das stimmt soweit, leider gibt es hier auch ein ganz eigenes Wetter mit vielen Wolken. Wir schaffen es trotzdem zumindest für ein paar Minuten den See zu sehen und stellen uns einfach vor, es wäre klar und der Blick könnte über den See schweifen…

Nun, die Sicht nach unten ist schnell weg, damit muss ich klar kommen. Die Bilder in meinem Kopf, die ja eigentlich heute auf die Kamera wandern sollten, müssen nun durch andere ersetzt werden. Es wird sich etwas finden! Nun ist es auch nicht mehr ganz so schlimm, dass uns die Warterei an der Talstation die Wanderung zum Gipfel versaut hat. Wir entscheiden, vernünftiger Weise, nur ein Stück den Kamm entlang zu wandern und dann ein kleines Picknick zu machen. Nun, die warmen Sachen waren klar, das Picknick fällt uns irgendiwe erst hier oben wieder ein. Wir sind schließlich nicht im Wanderurlaub, oder doch?! Zum Glück gibt es an der Bergstation ein überteuertes, labriges Baguette – den Kindern schmeckt es und die „Happy Campers“ (der Kosename unserer Freunde) versorgen unsere Kinder zum Nachtisch auch mit Keksen. Die Kinder finden es zu viert noch besser. Hier gibt es jede Menge Felsen und Steine auf die man klettern kann – um sofort wieder runter zu springen. Wir genießen die Zeit und den Ausblick auf die Berge, der See ist ja nicht zu sehen. Die Sonne zeigt sich auch immer mal wieder und dann ist es gar nicht mehr so kühl.

Mystisch steigt der Nebel immer mal wieder aus den Wäldern auf, als wir beschließen wieder hinab zu fahren – der Kaffee lockt.

Vorher kommt allerdings noch der Abstieg, scheinbar haben die Kinder aber Eis gewittert und rennen voran. Erstaunlich, wie schnell so ein Kind sein kann, obwohl alle Taschen (Jacke, Hose, Bauchtasche) voller Steine sind. Noch erstaunlicher ist, dass die Hosen tatsächlich durch das Gewicht nicht nach unten gezogen werden. In der Gondel angekommen, natürlich nicht ohne Anstehen, genießen wir die Abfahrt, zumindest die Meisten. Die Damen mögen das Kribbeln im Bauch scheinbar mehr, wenn es Liebe ist.

Man könnte denken, wenn man von oben auf Wolken schaut, muss man im Tal schlechtes Wetter haben. Irgendwie steht die Welt aber Kopf, schon auf der Fahrt nach unten merken wir, unten ist es auch sonnig. Allerdings sieht man, dass der See seinen eigenen Nebel mitbringt, als ob er sich verstecken will…

Die Seilbahnfahrt endet in Malcesine (wo auch sonst, eine Seilbahn kann ja schlecht abbiegen) -Tipp: Wenn ihr mit der Bahn fahren wollt, kauft die Karten online, dann könnt ihr zumindest an der ersten Schlange vorbei. Wir lassen uns durch die Gassen der gemütlichen Stadt treiben, auf der Suche nach einem netten Kaffee. Entdecken ein altes Segelboot, sofort keimt der Gedanke einer Segeltour, nach einigen Recherchen im Netz stellen wir fest, dass wir zu spät sind, also nur ein Foto und weiter nach dem Cafe suchen.

Natürlich werden wir fündig und schicken die Kinder zum Eis essen an das nahe Seeufer – fast außer Hörweite…

Auf dem Rückweg zum Auto, wir parken am nördlichen Ende, schauen wir zurück auf die Burg des Ortes und der Anblick ist überwältigend, Benno der Profifotograf würde sagen – episch –

Wir genießen eine Weile und beschließen den Abend nicht auf dem Campingplatz zu beenden, sondern in einem nettem Lokal auf dem Weg dorthin. Line und ich haben jedoch vor dem Essen noch was anderes im Kopf. Ein Bild von Malcesine mit der Burg und dem See, wir haben das bei einer Freundin mal gesehen und waren begeistert, also machen wir uns bei schwindenem Licht und hungriger werdenden Kindern, auf die Suche nach dem perfekten Standort für DAS FOTO. An einem verlassenen und verfallenen Grundstück ist es endlich in Sicht. Eine Lücke im Zaun macht einen Einstieg möglich und gibt den Blick auf den Ort frei, malerisch zwischen den See und die Berge gezwängt. Ich bin zufrieden…

Nach diesem Ausblick fehlt nur noch ein tolles Essen und wir begeben uns, gemeinsam mit den „Happy Campers“, auf Jagd. Die Jagd ist auf Grund der Nutzung vom Internet schnell zu Gunsten der „Happy Campers“ entschieden. Allerdings haben wir ja alle was davon… Wie das halt so ist. Unsere Wahl fällt nach der Recherche auf das kleine Städtchen Castelletto. Steffi hat das Restaurant da Umberto herausgezaubert und so nehmen wir im Hafen Platz, Blick aufs Wasser mit Sonnenuntergang und für die Damen einen Aperol Spritz. So lieben wir Italien… den Gardasee – egal ob es ein Rentnerparadies ist!

Halbzeit! Heute freuen wir uns auf den Markt von Lazise. Wir wollen kosten, schmecken, riechen. Wir wollen das volle Programm an regionalen Köstlichkeiten! Aber erst wollen wir in Ruhe frühstücken, dann geht es los. Zu Fuß, denn unser Campingplatz ist nur 10 Minuten vom Zentrum entfernt. Dafür trifft uns die Ernüchterung auf dem Markt. Es gibt kaum Lebensmittel, dafür Daunenjacken in allen Farben – wir überlegen ob Lidl vielleicht hier einkauft?! Natürlich gibt es auch Leder und vieles mehr. Line schleicht immer mal wieder um ein Küchenbrett aus Olivenholz herum. Nachdem ich den Preis gelesen hatte, stand er mir wohl ins Gesicht geschrieben und sie traute sich nicht mehr zuzuschlagen. In den Seitenstraßen fand sich dann doch noch der eine oder andere Stand mit Fisch und Käse. Wer jetzt denkt, dass mit dem Nummern ziehen und warten ist typisch Deutsch und ‚Amt‘, wird hier eines Besseren belehrt – an diesem Käsestand musste man das auch tun ( das Foto mitte rechts – roter Kasten zum Nummer ziehen und Display mit der Nummer 40)

Ein Tipp für die Jäger und Sammler unter euch. In Lazise gibt es einen Laden – Paradies bezeichnet es eher! Egal ob Camping, Werkzeug, Hausrat – dort gibt es alles und das meine ich ernst! Der Laden ist nicht groß, die Gänge könnten jemanden mit Platzangst eine Panikattacke bescheren, maximal 50cm breit und bis unter die Decke gefüllt – eben alles. Ich war so begeistert, dass ich kein Foto gemacht habe…

Statt für frischen Fisch entscheiden wir uns für ein leckeres Eis und den Rückweg. Die Kinder wollen heute mal den platzeigenen Pool ausprobieren. Saisonbedingt sind nicht mehr alle Becken geöffnet, aber die 2 Becken mit ein paar kleineren Rutschen reichen ihnen aus. Sie sind begeistert und wir entspannt, fragen uns allerdings, wie es hier im Sommer, bei vollem Platz aussieht. Das wäre jetzt nicht so unser Ding, da sind wir uns einig.

Kaffee und Kekse schieben wir noch dazwischen, bevor wir zum See hinunter gehen und uns ein schönes Plätzchen suchen. Wir bestellen Pizza im Restaurant des Platzes – gegessen wird heute aber mal wieder am Strand. Für die Damen ein Wein, die Männer ein Radler und die Kinder machen sich nass und dreckig – alle sind glücklich.

Nach dem Frühstück – wie immer vor dem Wohnwagen in der Morgensonne – stellen wir die Fahrräder auf das Auto (ich liebe dieses Auto) und machen uns auf den Weg nach Riva del Garda. Auf vielen Reisewebsites liest man von DEM Radweg am Gardasee, spektakulär am Felsen lang, von Riva nach Limone. Den fahren wir heute, so zumindest die Theorie und der Plan. Der Parkplatz ist schnell gefunden, alle sitzen auf den Rädern und wir radeln mitten durch das Zentrum von Riva del Garda. Die Beschilderung ist lausig, aber wir haben ja Handys und Dank EU auch Datenvolumen. Als wir den Radweg am Ortsausgang erreicht haben, stehen wir jedoch vor einem Baustellenschild. Ein Radfahrer erzählt uns von einem Bergsturz und empfiehlt uns eine andere tolle Route. Wir hören interessiert zu, nicken zustimmend, fragen nach. Als er weg ist beschließen wir dann aber doch, unseren ursprünglichen Plan nicht aufzugeben – wir wollen DEN Radweg. Also Räder wieder auf’s Auto und ab nach Limone. Wir rollen den Weg eben von hinten auf. Auch hier ist es nicht so einfach, den Weg zu finden. Wir jonglieren unsere 8 Fahrräder durch die engen Gassen, viele steile Treppen hinab. So langsam bekommen wir etwas Angst vor dem Rückweg, irgendwie geht es immer weiter runter. Unterwegs machen wir einen kleinen Stopp, um uns die Limonaia del Castel – die Zitronen-Gewächshäuser in Limone anzusehen. Der Eintritt ist mit 2 Euro (die Kinder kommen Dank dem netten Herren so rein) erschwinglich, die Anlage auch übersichtlich, aber deshalb nicht weniger schön. Überall wachsen Zitronen, Apfelsinen, jegliche Art von Zitrusfrucht (soweit sich das als Laie beurteilen lässt), man will eigentlich sofort zugreifen. Zusätzlich bieten sich immer wieder tolle Blicke auf den See.

Weiter geht’s auf der Suche nach unserem Abenteuer. Die nächsten Treppen folgen, ebenso wie ungläubige Blicke von anderen Touristen, ab und zu auch ein Kopfschütteln. Schließlich bestätigt uns eine junge Deutsche, dass wir auf dem richtigen Weg sind und so langsam werden die Menschen weniger, und die Wege befahrbar. Wir folgen den immer noch engen Gassen, nun aber wieder den Berg hinauf. Mal schaffen es die Kinder, mal müssen wir schieben. Schließlich kommen wir wieder an der Hauptstraße an und finden den Start des gesuchten Weges. Man hat nicht zu viel versprochen! Auch wenn er atsächlich noch gar nicht bis Riva geht. Er endet nämlich auf halber Strecke einfach, aber das wissen wir hier noch nicht.

Wir genießen die Fahrt und staunen wie der Weg da so am Felsen zu hängen scheint, sensationell.

Aber die Euphorie hält nicht lange, an der ehemaligen Grenze (zwischen Riva und Limone) ist Schluss und wir nutzen die Gelegenheit für ein Picknick. In Ermangelung von Natur auf der alten Grenzstation, uns schmeckt es aber auch dort. Im Anschluss geht nur Eines, umdrehen und zurück. Allerdings fällt uns das gar nicht so schwer. Limone hat uns auf dem Hinweg schon gut gefallen. Was liegt also näher, als nach einem Café Ausschau zu halten und die Kinder mit einem Eis glücklich zu machen. Wir sind heute mal raus…

Kopfschüttelnd sitzen wir wenig später bei einem Capucchino und tun so, als wären es nicht unsere Kinder die dort am Hafen Fange spielen – das Leben kann so schön sein. Die Rückfahrt dauert dann doch etwas länger als geplant. Es ist viel Verkehr und die Straße genauso eng wie beeindruckend.

Das stört uns aber nicht wirklich, erst genießen wir die Fahrt und dann den Limoncello bei den „Happy-Campers“ auf der Terasse. Ein angemessener letzter Abend am Gardasee.

Es ist Freitag, eigentlich geht es nach Hause aber niemand will gerade dorthin. Wir beschließen also die Heimfarht zu verschieben und das tolle Wetter noch einen Tag zu genießen. Nach der Verabschiedung unserer Freunde verbringen wir einen entspannten Tag am See und am Pool. Auch ich schaffe es mal in den See, ist eigentlich gar nicht so kalt…

Am späten Nachmittag starten wir ein letztes Mal nach Lazise, noch einmal leckeres Eis essen, noch einmal in den tollen Laden gehen in dem es alles gibt und dann zu Abend essen. Beim Bummeln entdecken wir ganz nebenbei noch einen kleinen verträumten Supermarkt. Hier gibt es viele regionale Sachen, eine riesige Auswahl – leider zu spät für uns.

Also auf zum Abendessen. Unser Jüngster eröffnet uns, dass wir heute Muscheln essen, schaun wir mal. Wir bekommen einen schönen Tisch mit Blick auf den See und lassen es uns nochmal richtig gut gehen…

Haben wir Muscheln gegessen? Klar! Muss man das? Nö! Aber es hat gepasst und wir haben viel gelacht. Wir machen uns auf den Rückweg zum Campingplatz. Es ist immer noch angenehm warm, aber so langsam wird klar, das war’s im Herbst 2018

Weil niemand Lust hat abzufahren, sitzen wir auch am Samstag bis 11:00 Uhr noch am See und genießen das Klima. Dann geht es aber doch los. Irgendwann lässt es sich nicht mehr weiter hinauszögern… Ab in den Stau. Dachten wir. Scheinbar war unsere späte Abreise Gold wert, wir fahren ohne jegliche Behinderung durch die herrlich bunt gefärbten Alpen und sind so schnell wie noch nie, so schnell, dass wir nicht mal mehr den ursprünglich geplanten Zwischenstopp einlegen, sondern direkt die heimischen Betten ansteuern.

Fazit: Limoncello oder Limoncino ist egal, beides lecker. Gardasee im Oktober muss man mal gesehen haben. Die Gegend ist toll, der Kaffee gut und die Städte herrlich – für uns gern nach dem Weinfest! Probiert das Olivenöl, ein Traum!

Dresden mit den Kids

September 15, 2018

Ein ganzer Monat ohne Urlaub ist grausam und verdammt lang. Da muss wenigstens ein Wochenendtripp drin sein. Für uns heißt das, im September mit den Kids nach Dresden fahren. Diesmal ohne Wohnwagen. Wir haben uns ein etwas außergewöhnliches Hotel ausgesucht, nämlich die Schiffsherberge Pöpelmann. Wie der Name unschwer erraten lässt, handelt es sich um ein Schiff. Ein etwas Älteres und leider sieht man das Alter an einigen Stellen – leider auch in unseren Zimmern. So hatte der Schrank nur noch eine Tür übrig, die anderen waren wohl irgendwann ausgerissen. Zu Beginn gab es auch gleich einen kleinen Betten-Wettkampf. Ich gewann ein Einzelbett. Natürlich nicht in Lines Zimmer, dafür aber mit ordentlich schräglage (Schiffsböden müssen wegen mir nicht gerade sein, aber die Betten??!!). Aber wir wollen uns den Spaß an unserem Wochenende nicht verderben und ziehen los. Vorher erhalten wir vom Personal noch ein paar Tipps inkl. einem kleinen Stadtplan. Das Personal ist bis jetzt der große Pluspunkt, gut drauf, freundlich und hilfsbereit!

Die Liegestelle unseres Domizils liegt zwar etwas außerhalb (und wir hoffen daher recht ruhig) trotzdem können wir das Auto das ganze Wochenende stehen lassen. Sowohl in die Dresdner Neustadt, als auch ins Zentrum sind es nur 10-15 Gehminuten. Zum Freitag abend machen wir uns Richtung Neustadt auf. Die Kinder wollen Burger und wir hoffen auf ein Eis.

Man muss Prioritäten setzen. Da wir vor dem BurgerMeister an der leckerster Eisdiele von Dresden, dem Eiscafe Venezia vorbei laufen, wird Kugel Eis hetue zur Vorspeise. Wir mögen die Dresdner Neustadt und so genießen wir unseren Burger an der Straße, während wir die vielen schrägen Typen beobachten, die es hier so vorbeischlendern. Zum Nachtisch gibt es noch Nachos, die so verdammt scharf sind, dass wir eigentlich sofort wieder ein Eis essen müssten…

Im Anschluss bummeln wir so langsam wieder zurück. Es wird schon wieder deutlich zeitiger Dunkel und unsere Kinder sind noch fit, also wagen wir einen Umweg Richtung Innenstadt. Die tolle Augustbrücke ist leider immer noch eine Baustelle, trotzdem ist Dresden bei Nacht immer beeindruckend.

Danach kehren wir zu unserer Yacht zurück und fallen nach einem kurzen Radler völlig fertig in unsere Betten. Fast stört uns die Party im Club direkt gegenüber des Schiffes nicht..

Wir haben uns nun doch für das Frühstück auf dem Schiff entschieden, nicht exklusiv aber gut, reichlich und frisch. So sparen wir uns den morgendlichen Spaziergang und heben uns die Kraft für den Bummel durch Dresden auf. Zuerst wollen wir in die Neustädter Markthalle. Wir durchqueren kurzerhand den angrenzenden Park am Japanischen Palais.

Unser Ziel ist die Fotoausstellung zum Thema Lego (Legoneum) – Win-Win für alle, wie es scheint. So ist es auch: witzig, kreativ und unterhaltsam.

Anschließend wollen wir mit einem Doppeldeckebus quer durch die Stadt fahren und dabei alles wissenswerte erfahren, eine willkommene Pause. Das Ticket kaufen wir online und können überall aus und einsteigen, wie wir wollen. So fahren wir quer durch die Stadt, bis wir in der nähe des blauen Wunders Hunger verspüren. Aussteigen und Essen, das ist der Plan. Vorher begeben wir uns auf die Suche nach einer Blechdose – unser Sohn hat beschlossen, er braucht so etwas jetzt! Erfolglos… Also schlendern wir durch ein paar enge verträumte Gassen mit lustigen kleinen Läden (wie einer Buchhandlung) und kommen am Elbufer mit Blick auf das blaue Wunder heraus.

Wir sitzen in der Sonne im Körnergarten und lassen es uns schmecken. Wir sitzen quasi in erster Reihe an der Elbe. Danach geht’s wieder zum Bus und wir hören Teil II der Stadtführung. Irgendwann haben wir die Kinder weichgeklopft und sie „wollen“ in und auf die Frauenkirche. Wir steigen also aus und erfüllen ihnen diesen sehnlichen Wunsch. Der Ausblick, gerade bei solchem Wetter, ist immer wieder toll. Sogar die Kinder finden es beeindruckend.

Irgdenwann haben wir genug Kultur und wechseln das Programm – shoppen! Dresden hat neben vielen anderen Läden auch einen Globetrotter mit riesigem Pool zum Testen, dahin zieht es uns, ok ne Handtasche für Line ist auch noch in die Tüten gewandert, bevor wir uns einen Kaffee und Eis gönnen.

Auf das Abendessen heute freuen wir uns alle ganz besonders und eigentlich ist das, was es gibt, ganz egal. So machen wir uns langsam auf den Weg, raus aus dem Zentrum immer Richtung Bahnhof. Wir können alle möglichen Straßenkünstler und Überlebende der sozialistischen Städteplanung beobachten…

Wo wir hin wollen? In ein Restaurant Namens Schwerelos. Gibt’s in mehreren Städten und eben auch in Dresden. Es liegt in einem unscheinbaren Büro- und Ladenkomplex und ist nur per Fahrstuhl zu erreichen. In der dritten Etage angekommen, sind die beiden Kinder sofort begeistert. Das Essen und die Getränke kommen hier nämlich auf einer Miniachterbahn daher, mitunter legen die Speisen gar Loopings ein. Zum Glück haben wir reserviert und können Platz nehmen. Ein toller Höhepunkt für diesen schönen Tag. Und das Essen kommt nicht nur auf fantastische Weise zu unseren Plätzen es schmeckt auch noch! Um das Spektakel noch einmal zu sehen, muss auch ein Nachtisch her, obwohl der eigentlich nicht mehr reinpasst.

Im Anschluss bummeln wir zurück zum Schiff. Line und mir ist etwas mulmig, es ist schon spät und wir sind uns nicht sicher, ob die Kinder die Strecke noch schaffen. Immerhin beweist die App, dass sie heute schon über 12km gelaufen sind…

Sie belehren uns eines Besseren und so wird selbst der Rückweg im Dunkeln, zu einer entspannten Nachtwanderung durch Dresden.

Im Anschluss sitzen wir sogar noch kurz im Zimmer und schwatzen bei Radler und Apfelschorle über den Tag.

Was soll ich sagen, Nacht 2 war grausam! Ich habe keine Ahnung welcher Idot festgelegt hat, dass ein Junggesellenabschied zu einer Art Wettbewerb der größten Blamage zu werden hat und ich weiß auch nicht warum sich gefühlt 90% dieser Leute in Dresden treffen. Das wäre auch nicht so schlimm, hätten nicht diese Truppen unser Schiff auch als das Ihre ausgesucht. Ich schwöre, ALLE waren da! Nein, sie waren nicht da, sie kamen im Halbstundentakt über den Flur, die letzten kurz nach 6. Und Eines hatten alle gemeinsam, sie waren sehr gut gelaunt und wollten, dass das auch alle wissen. Kurzum es war laut, sehr laut.

Spätestens jetzt steht für uns fest: Nie wieder Schiffsherberge, egal welche, zumal für etwas mehr als 300,- € für 2 Nächte auch nicht wirklich ein Schnäppchen.

So unendlich müde beschlossen wir beim Frühstück: heute keinen großen Aktivitäten! Wir packen zusammen und besuchten vor der Heimreise nur noch das Hygienemuseum. Für die Kinder gibt es eine interessante Ausstellung zu den Sinnesorganen. Man kann alles mögliche ausprobieren und entdecken. Rassismus ist Thema der aktuellen Sonderausstellung für Erwachsene – mindestens genauso interessant.

Aber für heute ist die Luft einfach raus. Gegen Mittag verkrümeln wir uns ins Auto und Line verkündet, sie möchte uns einen Kuchen backen – zu Hause…